There is something about me..

Northern Silence LABELPORTRAIT

Posted by Radu On Juni - 14 - 2019

Northern Silence Banner

Metalheadz des Ă€lteren Semesters kennen noch die Zeiten, in denen es kein Internet, YouTube und Social Media gab. EMP und NUCLEAR BLAST waren unsere Bibel, bei denen man regelmĂ€ĂŸig seine Sammlung aufstockte. Fans des erlesenen Black Metals erfreuen sich seit 2003 an dem Label NORTHERN SILENCE, das neben einem extrem abwechslungsreichem Angebot (von rĂ€udig, bis symphonisch sind alle Black Metal Arten vertreten) auch noch den alten Spirit lebt: mit Herzblut prĂ€sentierte Bands, teilweise limitierte SammlerstĂŒcke und ein schöner Mix aus Vinyl, CD und Shirts. Wir sprachen mit dem Chef Torsten ĂŒber sein langjĂ€hriges Soloprojekt, Sammelleidenschaft und einigen Bands.

Hallo Torsten und erstmal vielen Dank fĂŒr deine Zeit! Bitte stell den Leuten, die Northern Silence noch nicht kennen, kurz vor.

Das Label wurde 2003 von mir gegrĂŒndet und wird seitdem als „Soloprojekt“ betrieben. Die ersten beiden Releases waren ein exklusives NĂ„strond Shirt und Endstille’s «FrĂŒhlingserwachen» Album auf Vinyl in 2003. Danach ging es stetig bergauf, mit etwa 10-15 Neuveröffentlichungen pro Jahr. Zu den nennenswertesten Releases der Anfangsjahre gehören u.a. Katatonia’s „Brave Murder Day“ Album auf Vinyl sowie die Debut-Veröffentlichungen von Amesoeurs, Fen und Nasheim.

ErzĂ€hl uns bitte noch etwas ĂŒber die Entstehungsgeschichte; wie kam es zur GrĂŒndung und wie hat sich alles entwickelt?

Ich war seit Mitte der 1990er Jahre Vinylsammler und hatte durch viel Tauscherei und SchnĂ€ppchenjagd auf eBay und anderswo eine beachtliche Menge an Black Metal TontrĂ€gern gesammelt, die ich zum Teil doppelt besaß und wieder verkaufen oder tauschen konnte. Als Sammler ist man ja darauf bedacht, RaritĂ€ten im bestmöglichen Zustand zu ergattern, und nicht ganz so schöne Exemplare wieder loszuwerden. So hatte sich im Verlauf einiger Jahre ein kleiner Mailorder entwickelt, der vor allem als Anlaufstelle fĂŒr Sammler von Black Metal RaritĂ€ten galt. Dadurch, dass ich Gewinne immer wieder in neue EinkĂ€ufe steckte, wuchsen sowohl Bestand als auch Kundenstamm immer weiter. 2003 fasste ich schließlich den Entschluss, kĂŒnftig mein eigener Chef zu sein und schlug den Weg in die SelbstĂ€ndigkeit ein.

katatonia-danceBei dem Namen Northern Silence musste ich direkt an die Katatonia EP „Jhva Elohim Meth“ und den Song `The Northern Silence` denken. War das der Grund fĂŒr die Namensgebung? Schließlich passt es von der AtmopshĂ€re und den Bands sehr gut (extrem vielschichtiger Black Metal mit tonnenweisen melodischen EinflĂŒssen).

Das war tatsĂ€chlich der Grund. Katatonia waren Mitte der 90er meine absolute Lieblingsband, und „Dance of December Souls“ ist nach wie vor fĂŒr mich das beste Album aller Zeiten. Wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, hat „Northern Silence“ noch eine weitere signifikante Bedeutung fĂŒr mein Leben, auf die ich hier jedoch nicht nĂ€her eingehe, weil sie nichts mit Musik zu tun hat.

Ihr habt eine eine große Palette von Bands, die sich unterschiedlichen Subgenres des Black Metal verschrieben haben. Wie kommt der Kontakt zustande? Klopfen die Bands bei euch mit den Demos an?

Entweder schicken die Bands ihr Material, oder ich frage an, wenn mir ihre Musik gefÀllt. Das lÀuft sicher bei den meisten Labels nach diesem Schema ab.

Es gibt meiner Meinung nach keine einzige Veröffentlichung, die nicht mit jedem Tropfen Herzblut gefĂŒllt ist. Sei es bei den Shirts, den limitierten Digipacks oder den extrem schön aufgemachten Schallplatten!

Soweit ich Einfluss darauf nehmen kann, versuche ich, die Releases auch optisch aufzuwerten. Ich habe erst im Laufe der Zeit erkannt, wie extrem wichtig gute Cover Artworks fĂŒr den Erfolg einer Veröffentlichung sind. In den letzten Jahren habe ich deshalb auch angefangen, ab und zu ein Veto einzulegen, und Releases optisch teilweise komplett umzukrĂ€mpeln. Ein Beispiel wĂ€re das ziemlich hochkarĂ€tige Debutalbum von Malist, das nach RĂŒcksprache mit dem KĂŒnstler ein neues Logo, ein neues Artwork und einen neuen Albumtitel verpasst bekam. Auch die unglaublich geile EP von Haimad, fĂŒr mich persönlich die beste VÖ 2019, musste ich mit anderem Artwork veröffentlichen, als die Band ursprĂŒnglich vor hatte, um der genialen Tonkunst gerecht zu werden. Der Erfolg bestĂ€tigte diese Entscheidungen und hat mich darin bestĂ€rkt, noch mehr auf meine Intuition zu hören.

Auch unabhĂ€ngig vom Erscheinungsbild halte ich eine hochwertige Verpackung und mithin eine strenge Limitierung fĂŒr wichtig, speziell in einer Zeit, wo mehr und mehr Musik digital verkauft wird. Ein Sammler sollte immer etwas Wertiges fĂŒr seine hart verdiente Kohle bekommen, das idealerweise im Laufe der Jahre an Sammlerwert gewinnt, und einem nicht irgendwann an jeder Ecke fĂŒr Dumpingpreise hinterhergeworfen wird.

Der Vertrieb lĂ€uft sowohl physisch (CD und Vinyl), als auch digital ĂŒber Bandcamp. Was bevorzugst du als Musikliebhaber persönlich eher?

Ganz klar physische Releases. Aus Sicht eines Sammlers natĂŒrlich Vinyl, aus Sicht des Pragmatikers, der ich im Laufe der Zeit geworden bin, CDs. Northern Silence hat deshalb auch erst im Oktober 2018 eine eigene Bandcamp-Seite bekommen, Jahre spĂ€ter als die meisten anderen Labels.

Lass uns einen Blick auf einige KĂŒnstler werfen: ELDAMAR liefern mit „A Dark Forgotten Past“ eine sehr atmosphĂ€risches Album ab, das zwar im Black Metal verwurzelt ist, sich durch seine Innovation allerdings vom reinen aggressiven GeknĂŒppel abhebt. Wie empfindest du das Album und was hast du gedacht, als du es das erste Mal gehört hast?

Ich dachte, es klingt wie das Debut, haha. Im Ernst, viele Fans hatten mit einer Weiterentwicklung gerechnet, aber der KĂŒnstler zog es vor, den Stil, der sein Projekt so beliebt gemacht hat, einfach noch etwas zu verfeinern. Eldamar war definitiv eine Überraschung, was den Erfolg angeht. Zumindest in dem Ausmaß war ich davon absolut positiv ĂŒberrascht.

Ich weiß noch, als ich damals aus dem Bauch heraus die „Aura“ von SAOR bestellt habe und mich der Mix aus Highland Feeling, Raserei und AtmosphĂ€re (Flöte, Dudelsack, Frauenstimme; hier war einfach alles dabei) an die Wand getackert hatte. Leider ist Andy Marshall nicht mehr bei euch an Bord. Wie war die Kooperation mit ihm und könnte es zu einer weiteren Zusammenarbeit kommen?

Die Kooperation lief im Grunde ausgezeichnet. Leider kam es im Zuge zweier Veröffentlichungen zu Verzögerungen und Problemen im Presswerk, auf die ich keinen Einfluss hatte. FĂŒr Andy, der es nicht gewohnt ist, dass es mit Presswerken eigentlich stĂ€ndig Probleme gibt, war das vielleicht einer der Punkte, die zum Fortgang fĂŒhrten. Avantgarde ist jedoch ein großartiges Label und Andy weiß genau, was er tun muss, um den Erfolg seiner Band weiter zu vergrĂ¶ĂŸern. Von daher hat er sicherlich die richtige Entscheidung getroffen. Ich verstehe das vollkommen und bin dankbar dafĂŒr, dass ich drei seiner Alben veröffentlichen durfte.

EMYN MUIL klang fĂŒr mich mit „TĂșrin Turambar Dagnir Glaurunga“ im ersten Augenblick wie eine billige Summoning Kopie. Nach einigen DurchlĂ€ufen dieser gefĂŒhlten 100. Tolkien Band packte mich allerdings der Charme von den StĂŒcken und irgendwann hatte ich mir das Album schön gehört, das es immer noch ein Geheimtipp fĂŒr mich ist. Wie empfindest du das Album heute?

Es ist ein Stil, der inzwischen viele Atmospheric Black Metal Fans anspricht. Nicht umsonst entstanden nach der Veröffentlichung von Caladan Brood’s „Echoes of Battle“ so viele Bands mit Summoning-Einfluss. Die Österreicher haben zweifellos eine eigene Nische geschaffen, und fĂŒr mich gehört Emyn Muil zu den Bands, die am ehesten das Potential haben, in die Fußstapfen von Summoning zu treten.

Ein Ă€hnliches Schönhören hatte ich auch bei ERED WETHRIN mit „Tides Of War“. Irgendwie fehlte mir das die eigene IdentitĂ€t, obwohl die Melodien packten und die Summoning Wurzeln unverkennbar waren. Wie kam es damals zur Zusammenarbeit?

Zur Zusammenarbeit kam es infolge der Caladan Brood Veröffentlichung. Die IdentitĂ€ten von Shield Anvil und Mortal Sword sind inzwischen wohl ein offenes Geheimnis. Am direkten Vergleich zwischen Caladan Brood, Gallowbraid und Ered Wethrin erkennt man jedoch, wem von beiden ein Übermaß an songwriterischem Können in die Wiege gelegt wurde, und wer es sich erarbeiten muss.

Caladan BroodCALADAN BROOD spielten sich bereits mit den ersten Tönen von „Echoes of Battle“ direkt in mein Herz. Unfassbar, was diese Truppe mit ihrem DebĂŒt abgeliefert hatte; Summoning haben Jahre gebraucht, um derart atmosphĂ€risch zu klingen, was Caladan Brood mal eben so gelingt. Auch die Vinyl Version ist einfach zum Niederknien und es fĂ€llt mir schwer, jetzt nicht erneut in JubelgesĂ€nge auszubrechen. Wie kam es zur Zusammenarbeit, wird es noch Nachschub geben und falls ja ab wann? Gab es viele positive Reaktionen auf diese Scheibe?

Da ich bereits durch Gallowbraid mit Jake Rogers, neben Steven Smith von Ered Wethrin dem Genie hinter Caladan Brood, zusammenarbeitete, und ich außerdem seit „Minas Morgul“-Zeiten großer Summoning-Fan bin, musste ich nicht lange ĂŒberlegen, als Jake mir von Caladan Brood erzĂ€hlte, und nahm die Band sofort unter Vertrag. Interessanterweise hatte ich auch die bis dahin erschienenen BĂ€nde von Steven Erikson’s „Malazan Book of the Fallen“ allesamt verschlungen, so dass ich auch inhaltlich bestens mit dem Konzept der Band vertraut war.

Ob da irgendwann noch ein weiteres Album erscheint, steht leider in den Sternen. Steven wĂŒrde vermutlich gern noch eins veröffentlichen, aber ohne Jake wĂ€re es nicht Caladan Brood. Bis es vielleicht irgendwann soweit ist, mĂŒssen sich die Fans jedenfalls mit „Echoes of Battle“ begnĂŒgen. FĂŒr mich persönlich ist es DAS Epic Black Metal Album schlechthin, an dem sich alle anderen Bands messen mĂŒssen. Die positiven Reaktionen darauf waren und sind ĂŒberwĂ€ltigend, und das Album ist auch die bei weitem erfolgreichste Northern Silence Veröffentlichung.

Ich weiß noch, als ich DÄMMERFARBEN mit „Im Abendrot“ zum ersten Mal aufgelegt hatte. Eine romantische Antwort auf Empyrium, allerdings ohne nur kopieren zu wollen. Gibt es die Band ĂŒberhaupt noch?

Habe schon lange nichts mehr von ihnen gehört.

Ich hatte das GlĂŒck einmal die Jungs von HERETOIR live zu treffen, als sie mit Alcest in Oberhausen gespielt haben. Soweit ich weiß, ist die Band immer noch bei euch an Bord. Wie lĂ€uft es bei euch und wie kam es eigentlich zur langjĂ€hrigen Zusammenarbeit?

Heretoir wurde gesignt, als es noch ein Soloprojekt von David war. Inzwischen hat sich Heretoir zu einer vollwertigen und musikalisch wie konzeptionell herausragenden Band entwickelt, was mit „The Circle“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Es steht noch ein weiteres Album aus, das bereits in Arbeit ist, dann ist der Vertrag mit Northern Silence erfĂŒllt und ich gehe stark davon aus, dass die Band im Anschluss bei einem grĂ¶ĂŸeren Label unterschreiben wird – vielleicht Prophecy Productions, wo sie vom Stil her gut passen wĂŒrden.

MÖRKER haben mich damals mit ihren packenden Riffs sofort in den Bann gezogen. Ich glaube, daß es auch damals fĂŒr mich eine weitere BestĂ€tigung war, dass ich mit den Bands von Northern Silence generell sehr gut klar kam und fast jeder Kauf ein Volltreffer war. GibtÂŽs die Band eigentlich noch?

Auch von Mörker habe ich schon lange nichts mehr gehört. Das letzte Lebenszeichen war vor einigen Jahren eine Anfrage, ob ich eine 7“ mit neuem Material veröffentlichen wĂŒrde, wozu es aber augenscheinlich nie kam. Ich nehme an, dass die Band in ihrer damaligen Form nicht mehr existiert.

Einen weiteren Kniefall vor meiner Anlage können GALLOWBRAID bei mir verzeichnen, wo „Ashen Eidolon“ endlich wieder veröffentlicht wurde (sogar auf Vinyl). DafĂŒr erstmal ein fettes DANKE, da ist ein Traum fĂŒr mich in ErfĂŒllung gegangen (inklusive geilem Longsleeve). ErzĂ€hl uns bitte darĂŒber, wie die Veröffentlichung zustande gekommen ist.

Wie vorher schon angedeutet, halte ich Jake Rogers, der sowohl Gallowbraid als auch Caladan Brood zu dem gemacht hat, was sie sind, fĂŒr einen begnadeten und absolut herausragenden KĂŒnstler. Das war mir sofort bewusst, als ich seinerzeit die Demosongs von Gallowbraid auf Myspace hörte, weshalb ich ihn auch ohne zu zögern unter Vertrag nahm. Der einzige Nachteil ist, dass es Jake völlig egal zu sein scheint, wie gut seine Werke ankommen, und er sich von Erfolg nicht im Geringsten beeinflussen lĂ€sst. Das spricht einmal mehr auch fĂŒr seine Persönlichkeit, jedoch zum Leidwesen aller Fans, die seit Jahren auf neues Material von Gallowbraid oder Caladan Brood warten. Im Moment scheint jedenfalls seine Heavy Metal Band Visigoth die unangefochtene Nr.1 zu sein, in die er am meisten Zeit investiert. DarĂŒber hinaus ist er aber in anderen Bands aktiv und schreibt auch ab und zu neues Material fĂŒr Soloprojekte. Eines davon ist Tower Wraith, ein traditionelles Black Metal Projekt im Stile der 90er. Das Debut ist bereits unter Dach und Fach, stilistisch natĂŒrlich wie geschaffen fĂŒr Northern Silence, und erscheint voraussichtlich irgendwann in den nĂ€chsten 10 Jahren ;)

Erebos, Ruadh, Haimad, die Liste der letzten Neuveröffentlichungen ist lang und ich entdecke immer noch Neues auf diesen Scheiben. Auch die Tatsache, dass es sich um limitierten Digipacks handelt lÀsst bei mit die unbezÀhmbare Sammelwut nicht stillstehen. Was lÀuft eigentlich besser, Bandcamp/digital oder physische Alben?

Mein Fokus liegt weiterhin auf physischen Releases. Downloads sind Zusatz und einfach der gegenwĂ€rtigen Entwicklung geschuldet. NatĂŒrlich gehen die Verkaufszahlen von CDs immer mehr zurĂŒck, was neben dem extremen Überangebot vielleicht auch ein wenig durch den Vinylboom der letzten Jahre verursacht wurde, aber da werden einfach die Limitierungen entsprechend verringert, damit kein Überangebot entsteht. Als Sammler macht man beim Kauf der neueren Northern Silence Releases bestimmt nichts falsch, egal ob CDs oder Vinyl, und als Fan hoffentlich auch nicht.

Caladan Brood vinylIch habe generell das GefĂŒhl, das Northern Silence sich noch in den 90ern befindet, wo man Alben unbekannter Bands noch nach Cover, wenigen Worten Promotext oder BauchgefĂŒhl kauft, ohne großartig Reviews lesen zu mĂŒssen oder bei YouTube reinhört (was mir sehr gut gefĂ€llt). Ist es das, was du auch mit dem Vertrieb der Musik erreichen möchtest?

Ich lege nicht viel Wert auf Reviews, weil sie immer nur die subjektive Meinung eines Einzelnen widerspiegeln. Das Caladan Brood Album z.B. landete seinerzeit auf dem drittletzten Platz im Soundcheck des Rock Hard. Wieso soll man da als Fan nicht lieber Youtube nutzen, um sich selbst ein Urteil zu bilden, anstatt Reviews von Leuten zu lesen, die vielleicht einen ganz anderen Geschmack haben? Das ist aber auch eine Frage der Persönlichkeit. Mich tangieren andere Meinungen kaum, wenn es um subjektive Dinge wie Musikgeschmack geht. Dennoch ist mir klar, dass der Mensch ein Herdentier ist, und viele Fans von der Meinung anderer beeinflusst werden. Von daher freue ich mich ĂŒber positive Reviews von Northern Silence Releases, betreibe aber keine exzessive Promo in dieser Richtung. Von den etwa 300 EmpfĂ€ngern in der Promoliste verfassen am Ende vielleicht 10 ein Review. Ich frage bei den anderen 290 nicht nach, ob sie das nicht auch tun möchten. Wer nicht will, der hat schon.

Wie lĂ€uft es eigentlich mit der Website? Du hattest einen Aufruf gestartet, dass die Website neu gestaltet werden sollte, nachdem eine ursprĂŒngliche Zusammenarbeit nicht geklappt hat. Wie ist der aktuelle Stand und gibt es weitere PlĂ€ne fĂŒr die Zukunft?

Es ging dabei um den Online-Shop, der mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Die Anzahl an Bestellungen und der damit verbundene Arbeitsaufwand haben mittlerweile Dimensionen angenommen, wo ich als EinzelkĂ€mpfer jedes Mal in arge BedrĂ€ngnis komme, wenn einige hochkarĂ€tige Veröffentlichungen anstehen. 2019 herrschte von Januar bis Mai fast durchweg Ausnahmezustand, und das ist auf Dauer nicht gesund. Ein moderner Webstore wird mir durch Automatisierung sehr viel Arbeit abnehmen, und meinen Kunden ein angenehmeres Einkaufserlebnis bescheren. Der neue Shop ist inzwischen in Arbeit und wird voraussichtlich im August online gehen. Mehr Infos gibt’s zu gegebener Zeit auf Facebook und via Newsletter.

Was denkst du eigentlich ĂŒber die Entwicklung von KATATONIA? Ich gehe zumindest mal stark davon aus, dass du auch ein Fan bist; hörst du sie immer noch, obwohl sie den atmosphĂ€rischen Black Metal abgestreift haben und sich eher der progressiven Schiene verschrieben haben? (Meiner Meinung ist das „Dance of December Souls Album“ eines der genialsten Alben, das je auf die Menschheit losgelassen wurde. Falls du Bock auf ein Katatonia Special hast, gönn es dir hier.)

Ich liebe die ersten drei Veröffentlichungen ĂŒber Alles. Von „Brave Murder Day“ war ich seinerzeit so enttĂ€uscht, dass ich die „Autumn Wilderness“ Tour, die Katatonia damals mit In The Woods spielten, boykottieren musste – eine Sache, die ich noch heute sehr bereue. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mit dem Album warm geworden bin. Inzwischen mag ich es ganz gern. Dennoch ist es fĂŒr mich meilenweit von den vorherigen Meisterwerken entfernt. An die spĂ€teren Releases ab „Discouraged Ones“ bin ich erst nach der Jahrtausendwende herangekommen, und alles, was nach „Viva Emptiness“ erschien, gibt mir einfach gar nichts mehr. Zum GlĂŒck haben sie in den 90ern ihr Logo geĂ€ndert.

Dead LimbsFrĂŒher kamen die Black Metal Bands ĂŒberwiegend aus Norwegen, Skandinavien und aus Schweden. Mittlerweile gibt es viele geniale Bands aus Amerika. Wie siehst du diese Entwicklung?

NatĂŒrlich gab es auch damals schon zahlreiche gute Black Metal Bands in anderen LĂ€ndern, aber Skandinavien war schon aufgrund der Masse an hochkarĂ€tigen Bands eine Macht. Viele andere LĂ€nder haben lĂ€ngst aufgeholt, nicht zuletzt durch die Möglichkeiten der modernen Aufnahmetechnik, wo KĂŒnstler praktisch alles selbst machen können, und der Verbreitung ĂŒber das Internet. Es gibt mittlerweile fast ĂŒberall gute und großartige Bands. Am meisten umgehauen hat mich seinerzeit „Spiritus/Sulphur“ von Dead Limbs, drei 17-jĂ€hrigen Teenagern aus Brasilien, die auf dem Album einen ultragenialen Black Metal zelebrieren, den ich eher aus Schweden oder Polen erwartet hĂ€tte. Ich habe gelernt, die Herkunft völlig außer Acht zu lassen, und einfach nur die Musik auf mich wirken zu lassen. Dennoch werden Norwegen und Schweden fĂŒr mich immer die Wiege des Black Metals sein, den ich am meisten schĂ€tze. Nicht umsonst nehme ich gern Bands unter Vertrag, die den Geist der damaligen Zeit in sich tragen, seien es „alte Hasen“ wie Haimad, oder Newcomer wie NornĂ­r oder Malist.

Vielen Dank fĂŒr deine Zeit und das Interview! Noch einige abschließende Worte an unsere Leser?

Ich bedanke mich fĂŒr die Möglichkeit, einen Einblick in das Schaffen von Northern Silence geben zu können, und dass ich den Lesern einige der Bands nahebringen durfte. Northern Silence wird bis auf weiteres als Soloprojekt im Untergrund tĂ€tig sein und hoffentlich ab und zu mit aus der Masse herausragenden Releases auf sich aufmerksam machen. Bei dieser Gelegenheit noch ein kleiner Tipp fĂŒr die zweite JahreshĂ€lfte – das Debutalbum von Arctos aus Kanada. Genialer, melodischer Black/Death Metal, der auch zu Schweden’s Glanzzeiten hĂ€tte entstanden sein können. Unbedingt anchecken! Infos und Hörproben gibts bald.

Wer auch nur ansatzweise etwas mit Black metal anfangen kann, sollte unbedingt einen Blick auf die Homepage von NORTHERN SILENCE werfen. ACHTUNG: nach dem Betreten und den ersten Hörproben besteht (besonders fĂŒr Sammler physischer TontrĂ€ger und Shirts) schnell Suchtgefahr! Wir haben euch gewarnt…

In diesem Sinne: viel Spaß beim Stöbern und support Northern Silence!

Radu

Katatonia Tour 2019

Posted by Etienne On MĂ€rz - 13 - 2019

9016998Was lange wĂ€hrt, wird endlich gut. Und so kommen KATATONIA nach ihrer einjĂ€hrigen Auszeit endlich wieder nach Deutschland. Ende der 1980er Jahre wurde die Band von Anders Nyström und Jonas Renkse in Avesta, Schweden gegrĂŒndet, jedoch nach kurzer Zeit schon wieder aufgelöst. Erst 1991 grĂŒndeten sie die Band erneut und veröffentlichten 1993 ihr erstes Album „Dance of December Souls“. Es folgten einige Compilation-BeitrĂ€ge und eine EP, bevor nach einer kurzen Bandpause das nĂ€chste Album erschien. Insgesamt folgten trotz einiger Besetzungswechsel und auch Stilwechsel acht weitere Alben, sowie drei Live-Alben.

Ihr 2006 erschienenes siebtes Studioalbum „The Great Cold Distance“ markierte dabei den ersten großen Erfolg, als es auf Platz 42 der schwedischen Charts einstieg. Die darauf folgenden Alben erreichten Ă€hnliche Platzierungen und dies nun auch international. Besonders ihr bislang letztes Werk „The Fall Of Hearts“ erfreute sich international großer Beliebtheit und erreichte hierzulande sogar Platz 11 der Charts.

Musikalisch ist die Band schwer einzuordnen. Zu Beginn eher in Richtung des Dark Metal zugeordnet, ließen sie ĂŒber die Jahre viele andere Musikrichtungen, wie Doom-Metal oder Dark-Folk einfließen und werden heute oftmals als Progressive Rock Band beschrieben. Insgesamt behandeln die Texte zumeist eher dĂŒstere, emotionale Themen und werden von einer oftmals atmosphĂ€rischen wirkenden Musik mit langsamen Drumbeats und melodischen Gitarrenriffs begleitet.

2018 kĂŒndigte die Band eine Pause auf unbestimmte Zeit an, um sich neu zu sortieren und zu orientieren. Nach dem es lange still um die Band war, kĂŒndigten sich Anfang 2019 die ersten Zeichen der RĂŒckkehr an, bevor nun mit der AnkĂŒndigung der „10th Anniversary Edition“ des Albums  „Night Is The New Day“ eine Tour mit sieben Daten in Europa und UK angekĂŒndigt wurde.

Also nutzt die Chance und erlebt KATATONIA endlich wieder live!

Hier die Daten im Überblick:

20.05.2019 Rockhal, Luxembourg (LU)

21.05.2019 Live Music Hall, Köln

22.05.2019 Columbiatheater, Berlin

23.05.2019 GrĂŒnspan, Hamburg

24.05.2019 Biebob, Vosselaar (BE)

Tickets gibt’s an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

KATATONIA SPECIAL

Posted by Radu On Dezember - 27 - 2018

Logo25 Jahre „Dance of December Souls“. Ein simpler Post, der durch Facebook ging und das Cover meiner absoluten Lieblingsplatte im Netz zeigte. Ist es wirklich schon ein Vierteljahrhundert her, dass ich zum ersten Mal vor meinem CD Player gesessen und `Without God` bis zum Ohrenbluten zelebriert habe? Es hatte Wochen gedauert, ehe ich von dem Song los kam und mich durch den Rest dieser (göttlichen) Platte gewĂŒhlt habe. Ein Wink des Schicksals, den ca. 2 Tage vor dem Post in den sozialen Netzwerken hatte ich sie mal wieder raus gekramt und mir einige GĂ€nsehautmomente gegönnt. Wie besessen hatte ich versucht Konzerte mitzunehmen, jeden Schnipsel zu sammeln und mir alles außer meiner Klorolle signieren zu lassen. Im Zeitraffer betrachtet hat sich die Truppe zwar vom Black-/Doom Stil sehr stark gewandelt und sich tief in ihren finsteren/progressiven Sound vergraben, aber die dĂŒstere AtmosphĂ€re haben sich KATATONIA immer beibehalten. Vielleicht sollte man die Alben und Entwicklung mal im Zeitraffer betrachten; ob sich das lohnen wĂŒrde? Schauen wir einfach mal: Vorhang auf fĂŒr einen Retro Ausflug in die Geschichte von KATATONIA.

Der Urknall

Es war im Keller eines guten Kumpels von mir. Er hörte fĂŒr mich seltsam abgefahrenes Zeux und erweiterte mein MusikverstĂ€ndnis, indem er mich (teilweise) aus meinem Schubladendenken raus holte. Waren meine Helden Black Sabbath und Blind Guardian, so schnupperte ich Anfang der 90er in die Gothic und Black Metal Ecke rein. Meine aktuellsten Errungenschaften waren Abigor und Crematory und natĂŒrlich auch anderes Zeug. Wir pogten in seinem Keller zu Biohazard, ich staunte ehrfĂŒrchtig ĂŒber Anathema und er lieh mir eines Tages die „Turn Loose The Swans“ von My Dying Bride aus, die mein VerhĂ€ltnis zum Doom fĂŒr immer verĂ€ndern sollte. Eines Tages spielte er mir `Without God` von KATATONIA vor. Die GĂ€nsehaut kam unvorbereitet und das Riffing und die AtmosphĂ€re katapultierten mich in einen Rauschzustand, der bis heute ungebrochen anhĂ€lt. „Was fĂŒr ein arschgeiler Song! Wie geht das?“ war alles, was ich danach sagen konnte. „Die ganze Platte ist so. Nimm sie mit und sag bescheid, wie es war.“ Empfahl er mir. Gesagt getan, aber ich kam vom Song nicht weg. Irgendwann hatte ich ihn so oft gehört, das ich ihn mit meinen (eher bescheidenen KĂŒnsten) sogar auf Gitarre nachspielen konnte. Als mein Hirn schon jeden Ton auswendig kannte schmiss ich die Scheibe von vorne rein und hörte sie in einem Rutsch durch. Mittlerweile sind 25 Jahre vergangen und neben meinem Ehering ist diese Scheibe das einzige, womit ich mich beerdigen lassen wĂŒrde, denn sie hat einen Punkt in meiner Seele getroffen, der sich durch mein restliches Leben zieht. Fleischgewordene Melancholie, vertonte Hoffnung und mit der Erfahrung sĂ€mtlicher Extremelemente, die ich liebe. Damals gab es kein Netz, kein Youtube und auch kaum Musik, denn solche Sachen waren rar und wurden ĂŒber Tapetrading oder durch Ausleihen vom Kumpel besorgt.

Katatonia-demoAnders „Blakkheim“ Nyström und Jonas „Lord Seth“ Renkse hoben die Band ursprĂŒnglich um 1988 aus der Taufe. Ende der 80er dominierte Hip Hop die Musikszene, was die beiden Jungs mit ihrem Musikgeschmack in die Außenseiterecke katapultierte. Zu jener Zeit steckten sie ihr gesamtes Erspartes in neue Alben von Autopsy, Morbid Angel und Paradise Lost, die gerade ihre BlĂŒtezeit hatten. Sie nahmen einen Kumpel aus der Schule mit an Bord, der ihnen einen Proberaum verschaffte; es wurden alle möglichen Stile durcheinander gemischt. Death Metal und GeknĂŒppel wurden mit doomigeren Elementen von Candlemass und Paradise Lost gemischt, ohne wirklich auf einen grĂŒnen Zweig zu kommen. Der erste Proberaum war ein Jugendzentrum in Stockholm namens „Gate 7“, wo man sich jeden Freitag fĂŒr mehrere Stunden zum Proben einsperrte. Die Truppe hatte einen Song geschrieben, den sie immer und immer wieder spielte; in erster Linie war man jedoch fasziniert von dem Sound und weniger vom Song. Der Bassist brachte gelegentlich eine Gitarre mit, was aber aufgrund seiner Punk AttitĂŒde nicht so recht ins Bild passte. Die bandinternen Probleme verstĂ€rkten sich, als man ĂŒber das erste Demo sprach und seine Idee war, den Sound einer Toilette zwischen 2 brutalen Parts einzubauen. Das war der Punkt, an dem man sich von dem Bassisten trennte, der Jahre spĂ€ter auf einer Liste gefĂ€hrlicher Nazis auftauchen sollte. Die Suche nach einem Bandnamen gestaltete sich schwierig, denn obwohl man schwer vom Death Metal beeinflusst war, hatte man seinen eigenen Stil. Namen wie „Decompoced“, „Entity“ und „Melancholia“ geisterte in den Köpfen herum. Irgendwann hörte man einen Song, in dem das Wort „Katatonie“ vorkam. Sie schlugen es im Wörterbuch nach und es passte perfekt in das Bandkonzept. Ein Zustand innerhalb einer psychischen Erkrankung, fernab von den EindrĂŒcken der Außenwelt. Der Klang des Namen und die musikalische Vision passten perfekt und so wurde der Bandname beschlossen. Blakkheim gestaltete das Logo mit dem Pentagramm.

Danach widmeten sich die Jungs ausschließlich dem Supporten der Metal Szene; man nahm jedes Konzert mit, was in der NĂ€he war (es waren nicht viele), sammelte Fanzines und kratzte die letzte Kohle fĂŒr Alben (damals nur auf Kassette oder Vinyl) zusammen. Der unausgesprochene Dresscode bestand in Bandshirts (je obskurer, desto besser), Flanellhemd und Lederjacke. Man ließ sich die Haare wachsen und wurde zum Metalhead.

Anno 1991 entschlossen sich die beiden als Duo los zu legen und verschanzten sich gemeinsam mit Dan Swanö in sein (damals noch Gorysound) Studio. Anders und Jonas verbrachten die meiste Zeit im Sommerhaus der Eltern, um tĂ€glich zu Proben. Das Equipment war eher mĂ€ĂŸig und so freute man sich ĂŒber die Gelegenheit, die „Studie FrĂ€mjandet“ ihnen bot; ein Proberaum, wo Bands ohne gescheites Equipment 3 Stunden pro Woche proben konnten. Recht dĂŒrftige Zeit fĂŒr 2 hungrige Teenager, die die Schule geschmissen hatten, um sich ganz der Musik zu verschreiben. Sie spielten so laut, dass sie teilweise die andere Band nicht kommen hörten und chronisch ihren Slot ĂŒberzogen. Das ging so weit, dass der Besitzer einen kleinen Monitor einbaute, der den Strom nach exakt 3 Stunden komplett lahm legte. Man tat alles, um jeden Moment fĂŒr die Proben zu nutzen und irgendwann war es soweit und man hatte genug Material und Texte fĂŒr die Demo zusammen. Blieb nur die Frage nach einem Titel. Im Proberaum lag ein Comic von „Phantom“ rum, mit einer Geschichte, in der ein Golem wiedererweckt wurde. Der Golem verĂ€nderte den Zauberspruch, mit dem er zum Leben erweckt wurde und wandelte ihn um in „Jhva Elohim Meth“(hebrĂ€isch fĂŒr „Gott ist tot“). Passte perfekt ins Konzept und so schrieb man den Titel aus der Erinnerung als Demonamen auf.

1992 traf man sich mit Dan Swanö und nahm die Demo auf seinem 8 Spur GerÀt auf. Man hatte eine gute Zeit im Studio, war allerdings angesichts des guten Equipments nervös. Das Schlagzeug im Studio war um LÀngen besser als das eigene zuhause und die schnellen Parts wollten nicht wirklich gelingen. Kurzerhand schlug Dan vor, einfach langsamer zu spielen, was KATATONIA dem Doom Einschlag bescheren und seinen eigenen Sound geben sollte. Das Coverfoto wurde von Jonas aufgenommen und zeigt Anders Gestalt mit dem Mond hinter seinem Kopf. Zusammen mit dem blauen Schimmern und der Silhouette wirkt es heute noch mysteriös. Wieder zuhause konnte man kaum glauben, dass man seine erste Demo am Start hatte. Die Jungs machten 100 blaue Kassetten, gestalteten alles und verteilten es an sÀmtliche Bekannte und Freunde der Underground Szene.

„Jhva Elohim Meth“

Jhva Elohim MEthDas Cover lĂ€sst freien Spielraum fĂŒr Interpretationen. Eine wackelige Fotoaufnahme, die aber irgendwie auch etwas mystisches ausstrahlt; Musikalisch trafen KATATONIA den Nerv der Zeit, denn es war jene Ära, in denen sich viele unterschiedliche Musikstile bilden sollten. Blakkheim und Jonas waren mit Corpsepaint zu sehen, hinterließen jedoch musikalisch andere Spuren, als die typischen Black Metal Bands zu jener Zeit. Das Intro `Midwinter Gates (prologue)` eröffnet mit mystischen Synthesizern und introvertierten Akustikgitarren. Ein guter Schachzug, den man wusste wahrlich nicht, was einen erwartet; statt dem ĂŒblichen Black Metal Gewitter, wĂ€lzt sich das tonnenschwere Riff von `Without God` durch die Boxen, das von Jonas krĂ€chzender Stimme angetrieben wird. Der Song steigert sich merklich, denn die Synthesizerteppiche rollten eine AtmosphĂ€re aus, die bis heute in Kombination mit dem Groovepart ein stabiles Markenzeichen des Doom sind. Der Song ist ĂŒbersichtlich gehalten und versteckt sich nicht hinter schneller Raserei; stattdessen entblĂ¶ĂŸt man knackige Riffs und eher langsame bis mittelschnelle Parts, umgarnt diese jedoch mit einer finsteren AtmosphĂ€re, was nicht zuletzt an den Gitarrensoli liegt.

`Palace Of Frost` legt gleich zu Beginn mit dem Gitarrensoli die Karten auf den Tisch und macht keinen Hehl aus seiner Verwandtschaft zu Paradise Lost; allerdings ist es etwas griffiger und dynamischer und es passiert mehr wĂ€hrend seiner Spielzeit. Wie auch immer Blakkheim diesen Mix aus Groove und GĂ€nsehautsolis hinbekommt, er zelebriert es eifrig und wird an den richtigen Stellen von Synthesizern unterstĂŒtzt. Mit `The Northern Silence` erstrahlt das volle Potential dieser Band auf 4 Minuten komprimiert, denn es hat alles, was es braucht: Soundcoullagen, Akustikgitarren, Doom Riffs, AtmosphĂ€re und sogar teilweise klaren Gesang. KATATONIA kommen aus der Doom Ecke und Jonas` Stimme zelebriert Black Metal, das warÂŽs aber auch schon mit den Schubladen; den Jungs ist egal, welchen Stil sie spielen, sie spielen ihn einfach und können das verdammt gut. So gut, dass sich sogar ein Plattenlabel spĂ€ter Northern Silence nennen soll und Bands vertreibt, die aus der Wiege von Katatonia entstammen. Das hĂ€tten sie sich damals zwar nicht zu trĂ€umen gewagt, aber wer den Song hört weiß genau, dass es gerechtfertigt ist. `Epilogue: Crimson Tears` ist eigentlich nur Keyboard und WasserplĂ€tschern, rundet die EP aber wunderbar ab. Gerade im Hinblick auf das erste Lebenszeichen hat man gezeigt, dass man sich nicht von Stilen einschrĂ€nken lassen muss. Es sollten noch viele weitere Bands folgen, die zwar ihre Startposition aus dem Black Metal haben, allerdings sich dem melodischem Aspekt verschreiben und leidenschaftlich zelebrieren sollten.

Black-/Doom- Death

katatonia-original-old-logoWo heute online Netzwerke regieren, musste damals alles noch per Hand gemacht werden. Also beschrieb Anders die Musik von KATATONIA in den Flyern als Gothic Black Metal, um sich aus dem damaligem Death Metal Boom hervor zu tun. Auch wenn die Bandfotos stark im Black Metal verwurzelt waren, ist die Musik weniger rau und abwechslungsreicher, als man es erwartet. In jedem Review fielen die Worte „dunkel“ und „melodisch“, die bis heute einen festen Bestand in der Diskographie haben. Insgesamt produzierte man 500 Kassetten in unterschiedlichen Farben, was fĂŒr ein erstes Lebenszeichen mehr als beachtlich ist. Auch die ersten Interviews begannen 1993 anzulaufen und der Ball kam ins Rollen. Nach einem Gig mit Immolation und Massacre trafen die Jungs auf einen Fan, der ihren Stil sehr mochte. Im GesprĂ€ch kam heraus, dass er Bass spielte und so wurde er kurzerhand rekrutiert. Auch die ersten Plattenfirmen wurden auf die Truppe aufmerksam und so entschied man sich fĂŒr No Fashion Records, die bereits Marduk, Dissection und Unanimated unter Vertrag hatten. WĂ€hrend der Arbeiten an dem ersten Album, wurde die Aufmerksamkeit an Black Metal geringer und man konzentrierte sich stark auf die Doom Aspekte. Man hörte sehr viel Paradise Lost und eines Tages entdeckte man eine Band, deren Einfluss alles verĂ€ndern sollte: Fields OF The Nephilim.

KATATONIA verschanzte sich erneut gemeinsam mit Dan Swanö in seinem Studio und brachte große Ambitionen mit. Auch Dan hatte große PlĂ€ne mit dem Album und so nahm man das komplette Album in 5 Tagen auf und mischte es an einem Tag ab. Der Gitarrensound entstand, als Anders Verzerrer und Hall in der falschen Reihenfolge geschaltet hatte. Dieser Fehler sollte den Sound eines einzigartigen Albums prĂ€gen und noch lange andauern. Auch wenn das Album bereits im Kasten war, mussten man bis zum Release noch ein ganzes Jahr warten, was fĂŒr 18 JĂ€hrige eine Ewigkeit ist.

Die damalige Musikindustrie war nicht mit der heutigen vergleichbar, denn es war fĂŒr neue Bands unglaublich schwer, einen Vertrag zu bekommen und die meisten ĂŒberstanden nicht einmal ihre Demo Phase. Sobald man allerdings einen Vertrag bekam war es so gut wie sicher, dass die Leute das Album kauften, weil sie die Musik kannten, das Cover mochten oder das Label bereits gute Bands veröffentlicht hatten. Allerdings bekamen KATATONIA bereits sehr frĂŒh in ihrer Karriere mit, wie dreckig es in dem Business zugehen kann. Der Besitzer von No Fashion Records Tomas Nyqvist verlor die Kontrolle ĂŒber sein Label und kurz vor dem Zusammenbruch verkaufte er alles an das Label House Of Kicks. Das bewahrte ihn jedoch nicht vor diversen Klagen und so wurde er bankrott und knabberte am Existenzminimum. FĂŒr KATATONIA bedeutete das nicht nur eine lange Wartezeit, sondern auch geĂ€nderte Vertragsbedingungen, mit denen man nicht zufrieden war. Dann kam der Moment, an dem das Album veröffentlicht wurde; gleichzeitig stand die Musikszene an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, denn CDÂŽs waren auf dem Vormarsch und die Kassette begann auszusterben. Das Album wurde sowohl auf CD, als auch auf Kassette und Vinyl veröffentlicht, was eine große Bandbreite abdeckte. „Dance Of December Souls“ schlug ein wie eine Bombe und so setzte House Of Kicks alles daran, die Band erneut unter Vertrag zu nehmen. KATATONIA wollten nur ihre Musik veröffentlichen, ließen sich jedoch nicht auf einen neuen Deal ein.

“Dance Of December Souls”

DanceDas erste Album einer hungrigen Band, die sich jeglicher Erwartungshaltung bereits im Ansatz entledigt und einen Meilenstein fĂŒr die Ewigkeit geschaffen hat. Bereits das unheilvolle Intro `Seven Dreaming Souls` geht locker als Mini Soundtrack fĂŒr jeden Horror-/Fantasy – Soundtrack durch, ehe mit einem Paukenschlag `Gateways Of Bereavement` aus den Boxen kracht. Mutig stampft das Grundriff alles in Grund und Boden und eine Doom Walze kriecht erhaben aus den Boxen, die von Akustikgitarren und leichten Synthesizern getragen wird. Jonas` Stimme ist zwar im Black Metal verwurzelt, lĂ€sst aber konstant die Verwandtschaft zum (damals aufstrebenden) Death Metal durchscheinen. Man erkundet mentale GĂ€nge, schreitet durch erhabene Soundstrukturen, ehe man am Ende seinen GĂ€nsehautmoment in aller Ruhe genießen kann. `In Silence Enshrined` ist Programm; statt Raserei lĂ€sst man es erhaben angehen und bringt irgendwie den Spagat zwischen Black Metal und Gothic perfekt ein. Die Symbiose spuckt nicht nur packende Riffs, sondern auch das GefĂŒhl purer Verzweiflung aus, die als vertonte Melancholie ĂŒber den Hörer hereinbricht. Wer dachte, dass man `Without God` von der EP nicht toppen kann, wird (dank der wuchtigen Produktion von Dan Swanö) eines besseren belehrt. Was vorher Demo war, wird nun in allen Facetten der 90er zelebriert und blutet auch heute noch die Symbiose aus Aggression und erhabener Melancholie, der sich niemand zu entziehen vermag.

`Elohim Meth` ist ein InstrumentalstĂŒck, bei dem sich die Gitarrenarbeit zwar stark an Fields Of The Nephilim orientiert, allerdings in Verbindung mit der regnerischen Soundcoullage zu einem Moment der inneren Stille vermischt. KonkurrenzfĂ€hig lediglich von MarduksÂŽ `Echoes From The Past`, ansonsten spielt nichts und niemand in dieser Liga mehr mit. Kann ein fast 14 minĂŒtiger Song mit jeder Sekunde fesseln? Die klare Antwort gibt `Velvet Thorns (Of Drynwhyl)`, der in Sachen Epik und eingĂ€ngigen Melodien wegweisend ist. Der Text ist stark im Black Metal verwurzelt, wird allerdings mit fast schon intimen Moment zelebriert, dass es eine mentale Vollbedienung ist. Vor dem inneren Augen zieht man durch dunkle WĂ€lder gen Norden, auf der Suche nach sich selbst. Nur Stille und die Nachtvögel geleiten einen durch eine Schneelandschaft, die vom Vollmond bescheint wird. JĂ€h unterbrochen wir die Reise durch einen (Mittel-) Geschwindigkeitspart, bei dem sich aller Hass und Verzweiflung durch JonasÂŽ Stimme entlĂ€dt, ehe sie wieder in die eigene Einsamkeit mĂŒndet Die Reise endet mit bedĂ€chtigen Gitarrenlinien, Synthesizern und einem FlĂŒstern im Ohr, das so viel mehr ist, als ein simples Ende.

`Tomb Of Insomnia` stampft eher wĂŒtend denn introvertiert auf und kriecht bedrohlich aus den Boxen. Auch hier erlebt man auf guten 13 Minuten großes Kopfkino, wobei der Grabstein eher knurrt als flĂŒstert. Unterbrochen wird dies durch 2 Breaks, die einen unheilvollen Nachgeschmack hinterlassen und den Kopf automatisch durch alle Headbangerpositionen leitet. Mein persönliches Highlight nach dem zweiten Break: eine Akustikgitarre, sanft einströmende Synthesizer, fordernde Drums und cleane Gitarren, welche die beste Zwischenpassage einlĂ€uten, die ich bis heute in meinen 41 Jahren jemals gehört habe. Alleine fĂŒr diese 2 Minuten pure Magie lasse ich mich mit dem Album beerdigen und habe bis heute auch keinen AnwĂ€rter gefunden, der es als mein persönliches Lieblingsalbum jemals aufnehmen kann. Das ist mehr als GĂ€nsehaut, das ist Musik atmen in Perfektion! Mit `Dancing December` wird dieses großartige Album abgeschlossen; wurde im Intro noch unheilvoll getrĂ€umt, so entlĂ€sst man den Hörer hier schon fast versöhnlich und gleichzeitig feierlich in seine Welt. Tonnenschwere Riffs, leichtes Piano im Hintergrund und ein schleppendes Schlagzeug mĂŒnden in ein Gothic Riff, bei dem sich verspielte Soundcoullagen zu einem großen Ganzen formen, ehe der Tanz der Dezember Seelen ein fulminantes Ende findet. Episch, melancholisch, göttlich, mehr kann man mit einem Album nicht erreichen!

Into Goth

Katatonia 19941994 markierte eine Stilwendung in der Band und die Abkehr vom Metal. Stattdessen orientierte man sich komplett in die Gothic Richtung und schöpfte von Inspirationen wie Fields Of The Nephilim und Sisters Of Mercy. Man wollte den Spirit und die AtmosphĂ€re einfangen, was im fast 10 minĂŒtigen `Scarlet Heavens` mĂŒndete, das als Split mit Primordial auf Vinyl veröffentlicht wurde (spĂ€ter auch auf der „Saw You Drown“ EP). Die Jungs waren jung, hatten noch keine Erfahrung, konnten aber einen sehr passablen Eindruck hinterlassen, der fĂŒr die Zukunft der Band entscheidend sein sollte. Schließlich zog man einen Deal mit dem italienischen Label Avantgarde Records an Land und reaktivierte den Sound von „Dance Of December Souls“, indem man eine neue EP aufnehmen wollte. „For Funerals To Come“ sollte ein Testballon sein, um die Zusammenarbeit mit dem Label auf die Probe zu stellen. Eigentlich wurde bereits das Sunlight Studio gebucht, was aber in letzter Minute abgesagt wurde. Daraufhin verschanzte man sich kurzerhand wieder mit Dan Swanö in seinem Studio und nahm alles an einem Tag auf und mischte es ab. Jonas hatte sich bereits im Vorfeld darauf gefreut, die hochwertigen E-Drums des Sunlight Studios zu nutzen und war entsprechend enttĂ€uscht, als die Absage kam. Kurzerhand fragte er Dan, ob er etwas Ă€hnliches hatte. Er und der Rest der Band rieten Jonas davon ab, was ihn aber nicht davon abhielt seinen Traum durch zu setzen. Das Ergebnis klingt nach einem Drumcomputer, fĂŒr das Jonas sich bis heute schĂ€mt. SpĂ€ter sollte man erneut zu Dan Swanö zurĂŒck kehren, um zwei Songs (`Black Erotica` und `Love Of The Swan`) fĂŒr den Sampler „War Compilation“ auf zu nehmen. Hier findet man die letzten FußabdrĂŒcke der ersten KATATONIA Ära, denn der Gothic Einfluss sollte stĂ€rker zunehmen und das erste Kapitel abschließen.

„For Funerals To Come“

For FuneralsWer die „Dance Of December Souls“ geliebt hat, bekommt stilistisch hier einen mehr als wĂŒrdigen Nachfolger aufgetischt. `Funeral Wedding` besticht durch herrlich aggressiven Gesang, abwechslsungsreiches Songwriting und einer herrlich ĂŒberraschenden Akustikpassage (inklusive GĂ€nsehautsolo). Man spĂŒrt allerdings auch, dass es (etwas) weniger sphĂ€risch und erdiger zur Sache geht; weniger Synthesizer, mehr Gitarrenorientiert. `Shades Of Emerald Fields` zeigt die Truppe in Hochform und lĂ€sst Hoffnung auf ein weiteres „Dance Of December Souls“ aufkeimen. Potential und Spielfreude ist da, auch wenn das Schlagzeug komplett nach Drumcomputer klingt. Egal, die AtmosphĂ€re reißt dabei nicht ab und nach dem Groove Part wird der Stecker gezogen, so dass man in sphĂ€rische Gefilde gleitet, in denen man hauptsĂ€chlich von einer cleanen Stimme getragen wird. Herrlich! Das TitelstĂŒck ist ein melancholisches Instrumental, das auch heute noch irgendwo in einem Abgrund stumme Geheimnisse zuflĂŒstert und ein intimes Kopfkino vor dem inneren Auge entstehen lĂ€sst. Was auch immer man mit `Epistel` bezwecken wollte, es ist ein rĂŒckwĂ€rts gespieltes Outro, dass auf manchen schwarzen Messen als Soundtrack dienen könnte und bei mir immer der Skip Taste zum Opfer fiel.

Nach dem Release der EP, war die erste Tour geplant, die jedoch nie Wirklichkeit werden sollte. Langsam schlich sich eine gefĂ€hrliche Routine ein und hatte die Stagnation im Schlepptau. Anders begann sich mehr fĂŒr Black Metal zu interessieren, wĂ€hrend Jonas noch an dem „Dance Of December Souls“ Sound festklebte. Der Wunsch nach Distanz wurde laut, was fĂŒr die Jungs auch normal war; schließlich hatten Jonas und Anders mehr als 6 Jahre tĂ€glich miteinander verbracht und entwickelten sich weiter. Anders zog kurzerhand ein Seitenprojekt hoch, das auf den Namen DIABOLICAL MAQUERADE hörte und gemeinsam mit Dan Swanö als Studioprojekt geplant war. Der Erstling „Ravendusk In My Heart“ folgte alten Black Metal Tugenden, wurde jedoch von der KATATONIA AtmosphĂ€re leicht gestreift. Auch Death- und Thrash EinflĂŒsse gab es auf dem Album und natĂŒrlich durfte auch der Gothic Einschlag nicht fehlen. Anders experimentierte hier und lotete seine eigenen Grenzen aus. „The Phantom Lodge“ war stark Mercyful Fate orientiert, ehe es mit „Nightwork“ in die Perfektion ging. Die Symbiose aus AtmosphĂ€re, Aggression und GĂ€nsehaut war die rasende Antwort auf die „Dance Of December Souls“ und ist meiner Meinung das beste Album dieses Projekts. Das Schlusslicht bildet „DeathÂŽs Design“, was als Soundtrack fĂŒr einen schwedischen Horrorfilm herhalten sollte, der jedoch nie erschienen ist. 61 Tracks aufgeteilt in 20 SĂ€tzen, die jeweils ein Kapitel beschreiben sollten. Hier tummelte sich alles, von Ambient, ĂŒber Rock, bis hin zum Extrem Metal. Was die „Crimson“ fĂŒr Edge Of Sanity war, ist dieses Album fĂŒr DIABOLICAL MASQUERADE gewesen, ehe Anders die Band aus Mangel an weiterer Inspiration eingestampft hat. Insgesamt existierte das Projekt von 1993 bis 2004. Jonas hingegen zog seinerseits ebenfalls ein Projekt gemeinsam mit Fredrik Norrman hoch. OCTOBER TIDE sollte der Name sein und das DebĂŒt „Rain Without End“ ist bis heute das „Dance Of December Souls 2.0“ . Das Projekt war nur zum Austoben gedacht, denn man gab weder Interviews, noch spielte man Konzerte. Der Nachfolger „Grey Dawn“ enthielt noch viele GrundsĂ€ulen, konnte jedoch atmosphĂ€risch dem Erstling nicht das Wasser reichen. Kurz darauf stellte man das Projekt ein, was anno 2009 wieder zum Leben erweckt werden sollte und einige Line Up Wechsel nach sich zog. Mit „A Thin Shell“ gab man 2010 das erste Lebenszeichen von sich, wobei Fredrik Norrman als einziges GrĂŒndungsmitglied an Bord war. Es folgten „Tunnel Of No Light“ (2013) und „Winged Waltz“ (2016), deren Sound nichts mehr mit dem Erstling zu tun haben, sondern in erster Linie an „Grey Dawn“ in einer extremeren Variante orientieren. Die Band ist heute noch aktiv.

katatonia-dance-of-bandKATATONIA bestanden mittlerweile aus Jonas, Anders und Fredrik, doch man suchte weiterhin nach einem zweiten Gitarristen. Es begab sich, dass ein junger Mikael Åkerfeldt (Opeth) sich zu ihnen gesellte, um ein Gitarrenposten fĂŒr einige Gigs zu ĂŒbernehmen. Opeth hatten zu jenem Zeitpunkt ihr DebĂŒtalbum „Orchid“ noch nicht veröffentlicht und waren entsprechend unbekannt, was Mikael viel Zeit gab, sich musikalisch auszutoben. Dennoch war ein fester Bestandteil der Band nicht der Masterplan und so sollte er mit Opeth spĂ€ter eine eigene Karriere verfolgen. Die Freundschaft jedoch blieb erhalten, wie man in spĂ€teren KATATONIA Alben und BLOODBATH erkennen sollte. FĂŒr KATATONIA bedeutete dies jedoch Stillstand und man hatte immer noch keinen eigenen Proberaum, gescheites Equipment und keine Aussicht auf die Zukunft. Hinzu kam der Aspekt, dass man sich seiner musikalischen IdentitĂ€t nicht sicher war, denn man wollte den Metal verlassen und sich komplett dem Gothic Sound zuwenden. Die Band scheiterte und endete im Abgrund.

Die Wiedergeburt

Jonas und Anders verfolgten jeweils ihr eigenes Leben und ihre eigenen Projekte mit OCTOBER TIDE und DIABOLICAL MASQUERADE. Anders wurde dennoch weiterhin konstant ĂŒber die letzte EP „For Funerals To Come“ interviewt. Der stete Tropfen höhlte den Stein, denn irgendwann kam bei ihm die Erkenntnis, dass es mit KATATONIA nicht vorbei sein kann. Es gab noch zu viel zu schreiben und so schmiss er seinen Tagesjob 1996 hin, der ihn kreativ ausgesaugt hatte. Er bekam eine klare Vision dessen, was er wollte und begann erneut Musik zu schreiben. Eine Mischung aus Sisters of Mercy, The Cure und Chris Isaak sollte es sein und sich komplett vom Metal abwenden. Er rief Jonas an und fragte ihn, ob er nicht Teil eines neuen KATATONIA Albums sein wollte. Jonas war interessiert, hatte aber keine Lust auf Goth Rock. Er wollte lieber etwas experimentelles und unvorhersehbares machen. In den GesprĂ€chen stellte sich heraus, dass beide eine Bands namens Slowdive entdeckt hatten, die eine neuartige Art von Musik machten, die sich „Shoegaze“ nannte. Introvertiert und atmosphĂ€risch. Es kam die Idee auf, etwas in der Richtung zu machen, mit Elementen aus dem Extremsektor. Heutzutage ist der Stil salonfĂ€hig, allerdings sollte das folgende Album das erste im Metalsektor dieser Art werden. Man traf sich also zu einigen Sessions, woraufhin die ersten Riffs von `Brave` entstanden. Fredrik Norrman war ebenfalls wieder an Bord und so buchte man Dan Swanös Studio, ohne allerdings fertige StĂŒcke zu haben. Die Aufnahmen sollten ein Albtraum werden, wenn auch ein sehr kreativer. Nach dem Soundcheck ging Dan nach hause und den Jungs wurde klar, dass sie ĂŒber Nacht mindestens einen Song schreiben mussten; wenn Dan rausfinden sollte, dass sie ohne Songs sein Studio buchen, wĂŒrde er sie achtkantig raus werfen. So schlug man sich die ganze Nacht um die Ohren, arrangierte Riffs und Ideen, die spĂ€ter `Rainroom` werden sollten. Man war mit Herzblut bei der Sache, denn das Material war dunkler, intensiver und anders als alles, was sie vorher gemacht hatten. Man war stolz darauf, bis am nĂ€chsten Morgen Dan sein Studio betrat, der keine Ahnung von dem hatte, was ihn erwartete. Er hatte ein weiteres „Dance Of December Souls“ erwartet und eine Band, die sich gut aufeinander eingespielt hatte. Klare Songstrukturen und eine Entwicklungssteigerung an den Instrumenten; er hatte neues Equipment gekauft und war voller Vorfreude darauf, es einzusetzen. Die spontan geschriebenen Soundelemente versetzten ihm jedoch einen Schock und brachten sein Weltbild ins Wanken. Jede Nacht wurde ein neuer Song geschrieben, damit man am nĂ€chsten Tag etwas zum Aufnehmen hatte. Es gab Streit, viel Stress und Jonas musste auch die Gesangskabine rĂ€umen, weil er die Röcheltechnik verlernt hatte. Mikael Åkerfeldt sprang ein und irgendwie raufte man sich spĂ€ter zusammen und quĂ€lte sich durch den gesamten Aufnahmeprozess. „Brave Murder Day“ wurde geboren und KATATONIA damit wiedergeboren.

„Brave Murder Day“

Brave Murder DayEpisch, ausufernd, perfekt arrangiert. Das sind alles Aspekt, die man nach dem „Dance Of December Souls“ erwartet hĂ€tte. Kann alles in die Tonne, stattdessen gibt es „minimalistisch, hypnotisch und finster“ aus den Boxen. Bereits der Opener `Brave` besticht durch langsame und nachvollziehbare Gitarrenlinien, ohne jedoch trĂ€ge zu wirken. Mikael Åkerfeldt als SĂ€nger zu organisieren war die beste Entscheidung fĂŒr das Album, denn er ist ein wahrer Meister am Death Metal Mikro und sowohl krassester Unterschied, sowie perfekte ErgĂ€nzung zu den Songs. `Murder` dĂŒrfte fĂŒr jeden KATATONIA Fan ein TĂŒröffner sein, denn da werden mal eben lediglich 3 Riffs verwendet und hypnotisch ĂŒber den Song verteilt. Das Geheimnis liegt hier in den Details; mal ein cleaner Part hier, ein GĂ€nsehaut Tapping da oder einfach mal wieder zum Hauptriff zurĂŒck, die Band kompensiert ausufernde Arrangements mit simplen Mitteln und erschafft dadurch eine AtmosphĂ€re, die man außerhalb der Extrem Metal Ecke nicht gekannt hat.

Mit „Day“ werden meine persönliche Gebete erhört, denn Jonas singt einen kompletten Song mit seiner cleanen Stimme. Keine Ahnung wie oft, aber mein CD Player mĂŒsste den Song mittlerweile schon ohne CD kennen, den er lief oft bei mir, sehr oft. Leichtes Drumming, klare Gitarren mit einem schier unendlichen Hall und Jonas` Stimme genĂŒgen, um diesem Song eine unvergleichliche AtmosphĂ€re zu geben. `Rainroom` besticht erneut durch simples Riffing und geschickt eingestreute Details. Besonders schön die Soli und die klare Passage (inklusive klarem Gesang), die KATATONIA nicht nur von ihrer experimentellen, sondern auch von der mutigen Seite zeigt. `12` stampft durch alte Tugenden,spielt jedoch sehr viel mehr mit klaren Passagen und verschlingt den Hörer gĂ€nzlich in sein Kopfkino. Wer sich vorher noch an `Black Erotica` von der „War Compilation“ erinnert, wird hier einige Parallelen erkennen. `Endtime` ist mit Abstand einer der großartigsten Songs, zu denen KATATONIA fĂ€hig sind; melancholisch, introvertiert und doch aggressiv kann man nur so zelebrieren und wĂ€hrend der Song ausfaded und das Album beschließt hat man nur noch einen Gedanken: ich will zurĂŒck in dieses Paralleluniversum, in das mich das Album entfĂŒhrt hat! Auch wenn die Produktion fĂŒr meinen Geschmack noch viel fetter hĂ€tte sein können, so hat gerade der dĂŒnne Sound etwas, was die Songs mehr entblĂ¶ĂŸt und gleichzeitig verletzlicher und atmosphĂ€rischer macht. Die Band steht hier 100%ig zu ihrem Sound und das hört man hier zu jeder Sekunde. Nicht umsonst wird diese Scheibe als Meisterwerk beschrieben, das gleichzeitig eine neue Ära einlĂ€uten soll (obwohl zu jener Zeit die Presse das Album verriss).

katatonia Brave murder dayEndlich wurde eine Tour wahr und man machte sich an die Promoarbeit. Das Problem: im ersten Teil der Tour war die Scheibe noch nicht draußen,so dass niemand die neuen Songs kannte. Erst ab der zweiten HĂ€lfte wussten die Fans, was auf sie zukommt. Besonders bitter: Jonas wurde wĂ€hrend der Tour krank und musste abbrechen. Anders musste also wĂ€hrend der Tour lernen Gitarre zu spielen und komplett alles zu singen. Trotz dieser UmstĂ€nde war das Feuer in der Band entfacht und nach der Tour machte man sich 1997 erneut an die Arbeit, um neues Material aufzunehmen. Die meisten Ideen gingen in die Richtung von Paradise LostÂŽs „Gothic“, worauf man sich nun auch konzentrierte. Die ineinander verstrickten GitarrenlĂ€ufe, eingebettet in einer finsteren AtmosphĂ€re waren jene Markenzeichen, die auf der folgenden EP „Sounds Of Decay“ zelebriert werden sollte. Mikael war immer noch angefixt von den Aufnahmen zu „Brave Murder Day“ und so war es ein leichtes, ihn erneut fĂŒr die Vocals zu gewinnen. Das Sunlight Studio wurde gebucht und alle Voraussetzungen waren top, wenn man den Abend davor nicht fĂŒr eine Sauforgie genutzt hĂ€tte. Die komplette Band wachte morgens mit einem Kater vom anderen Stern auf und Fredrik musste sogar von zuhause abgeholt werden, weil er seinen Rausch ausschlief. Abgesehen von den Gesangslinien klang das Tape furchtbar. Als man das Ergebnis hörte, nahm man Kontakt mit der Plattenfirma auf und bat um einen neuen Versuch im Sunlight, was zum GlĂŒck funktionierte. Dieses Mal lief alles glatt, und das Mini Album wurde in einem Rutsch aufgenommen. Ein Song der Originalsession („Untrue“) ist heute auf dem Album „Brave Yester Days“ zu finden, das einen Retrospektive der Band beschreibt.

“Sounds Of Decay”

Sounds Of DecayBereits der Opener `Nowhere` wĂ€lzt sich Paradise Lost geschwĂ€ngert aus den Boxen, lĂ€uft allerdings auch schnell durch zugĂ€ngliche Gitarrenarrangements hindurch. Die Stimme des jungen Mikael Åkerfeldt ist damals wie heute ein Garant fĂŒr die Speerspitze in Sachen Death Metal Vocals, die perfekt mit den Songarrangements harmonieren. Auch der unvorhersehbare Break mit cleanen Gitarren und die catchigen Melodien frĂ€sen sich schnell ins LangzeitgedĂ€chtnis, was fĂŒr ein Mini Album schon beachtlich ist. `At Last` setzt gleich zu Beginn auf hypnotische Riffs und langsame Aggression; Shoegaze oder Doom sind hier zu sanft, denn die Vocals kotzen sich ĂŒber filigrane Riffs aus und vermischen den Sound zu epischem Dreck, aus dessen Staub sich viele GĂ€nsehautmomente erheben. Liest sich komisch, klingt aber genau so (gut). `Inside The Fall` agiert als Rausschmeißer und ist noch fest in der „Brave Murder Day“ Session verankert. Könnte glatt als Bonustrack durchgehen, denn zerbrechliche Riffs hypnotisieren den Hörer und locken ihn in einen Malstrom, der sich gegen Ende in ein melancholisches Riff ergießt, das seinem eigenen Tod entgegen spielt. Knackig, finster und dennoch hypnotisierend sind die Worte, die diese EP recht gut beschreiben dĂŒrften.

Clean Today

WĂ€hrend die EP auf ihre Veröffentlichung wartete, begann man bereits an neuem Material zu schreiben. Die Songs kamen schnell und man dachte darĂŒber nach, erneut Jonas` cleane Vocals einzusetzen. Im Laufe des Prozesses dachte man auch daran, etwas unvorhersehbares zu machen und das gesamte Album klar einzusingen. Mit diesem Plan, wurde das Songwriting noch intensiver und man verbrachte sehr viel Zeit, um an den Arrangements zu feilen. Auch wurde der Wunsch laut, intensiver als Band zu agieren, woraufhin man Mikael Oretoft am Bass einlud. Die Entscheidung clean zu singen, verlangte Jonas einiges ab, aber er hatte UnterstĂŒtzung durch Mikael Åkerfeldt, der als Koproduzent fĂŒr den Gesang mitmischte. Nachdem man alles abgemischt hatte wusste man, dass man etwas Großes in der Pipeline hatte. Es könnte der Zenit dieser Band sein, oder der Zugang zu einer neuen Ära. Beides sollte sich auf seine Weise hin bewahrheiten…

Anders lebte zu der Zeit in seiner ersten (schĂ€bigen) Wohnung, die mehr als trostlos gewesen sein muss; kein Geld, kein Kabelfernsehen und kein Internet. Sein einziger Lebensinhalt war die Band, die in jenem Jahr auch nur einmal auftreten sollte. Mikael Åkerfeldt sollte dort auch das einzige Mal live singen und seine zukĂŒnftige Frau kennen lernen, ansonsten gab es keinerlei live AktivitĂ€ten. Anders bunkerte sich ein, um das Konzept von „Brave Murder Day“ in eine eher rockigere Variante zu ĂŒberfĂŒhren, die leichter zugĂ€nglich war und doch eine intensive AtmosphĂ€re versprĂŒhte. ZusĂ€tzlich steuerte er (z.B. bei dem Chorus von `I Break`) einige Vocals bei und am Ende der Produktion gab es drei gravierende VerĂ€nderungen: ausschließlich cleane Vocals, keine Doublebass mehr in den Songs und ein neues Bandlogo.

„Saw You Drown“

Saw You DrownAls Testballon fungierte der Song „Saw You Drawn“, der einige Fans ĂŒberraschen und vor den Kopf stoßen sollte. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich bei einer Nuclear Blast Bestellung die EP auspackte und hastig in den CD Player warf. Der Sound war anders, viel ruhiger und Jonas` Stimme hatte etwas hypnotisierendes. Der Song ist ein Lebenszeichen eines introvertierten Charakters, der sich vollstĂ€ndig in seiner Melancholie zurĂŒck gezogen hat. Es klingt gut, verwirrt aber auch gleichzeitig, wohin die Reise dieser Band hingeht. `Nerve ` springt mit einem rockigen Riff aus den Boxen und zeigt die Band von einer progressiveren Seite. Er klingt sehr verletzlich und könnte problemlos als schwedische Antwort auf die Cranberries durchgehen, womit ich meine Probleme hatte. Der Song schießt bis heute grĂ¶ĂŸtenteils wirkungslos an mir vorbei, weil die Abkehr von den alten Alben fĂŒr mich hier zu offensichtlich und krass ist.

Ganz anders hingegen sieht es bei `Quiet world ` aus, der mich bereits beim ersten mal erwischt hat. Man hat das GefĂŒhl, durch einen langsamen Traum zu wandeln und entdeckt allerlei liebevoll eingestreute Details, die durch den Song schimmern. Irgendwie melancholisch, aber besonders nachdenklich wird mit zerbrechlichen Arrangements und der Stille gespielt, ehe es gegen Ende einen minimalistischen Ausreißer in Richtung Verzweiflung gibt. Fast schon versöhnlich wird man danach wieder aufgefangen und mit sphĂ€rischen Keyboards und cleanen Gitarren in seine Welt entlassen. `Scarlet Heavens` ist ein Relikt aus den alten Tagen zwischen der „Dance Of December Souls“ und „Brave Murder Day“, in denen man seine musikalische IdentitĂ€t neu erkunden wollte und sich komplett dem Gothic Stil verschrieben hatte. Das hört man dem Song auch an, denn auch wenn es weitaus bessere Bands gibt, hat es durchaus seinen Charme. Besonders schön, dass dieser Song endlich auf CD erhĂ€ltlich ist und nicht nur auf der Split mit Primoridal. Insgesamt deutet die EP viel an, lĂ€sst den Fan jedoch verwirrt und gleichzeitig neugierig auf das Album zurĂŒck.

1998 sollte fĂŒr KATATONIA eine Grenzerfahrung werden. Man hatte ein neues Album und große Ambitionen und VerĂ€nderungen am Start und es passierte…gar nichts. Die Reaktionen auf das Album fielen extrem unterschiedlich aus und spaltete die Fangemeinde in mehrere Teile; es gab keine Tour, um das Album irgendwie zu pushen und die Plattenfirma hatte große Probleme, das Album zu verkaufen. Man war eine Underground Band, die sich auf den Weg nach oben machte, aber es mangelte an Aufmerksamkeit. Bands wie Tiamat oder Paradise Lost vollzogen zu jener Zeit ebenfalls einen Stilwechsel, konnten es sich allerdings aufgrund der großen Fangemeinde erlauben. KATATONIA waren schlichtweg zu unbekannt, um „Discouraged Ones“ einer großen Fangemeinde zu prĂ€sentieren und grĂ¶ĂŸere AbgĂ€nge der Fans zu verkraften. Der Vorteil an dem Album war, dass einige Plattenlabels aufmerksam wurden, besonders Earache und Peaceville. Auch wenn der kommerzielle Erfolg ausblieb, so konnte man einen Vertrag mit Peaceville aushandeln, unter dessen Banner sich bereits die Vorbilder der Jungs befanden. Dies beflĂŒgelte KATATONIA; weiterhin an neuen Songs zu schreiben.

„Discouraged Ones“

Discouraged OnesÄhnlich verwirrt wie mit der EP, packte ich das Album aus meiner Nuclear Blast Bestellung aus. Das neue Logo und ein recht simples Cover machte mich stutzig, `Break` hörte jedoch meine Gebete und ich freute mich sehr darĂŒber, Jonas` Stimme clean zu hören. Die knackigen Riffs packten mich sofort und bis heute hat der Song nichts von seiner Magie verloren. `Stalemate` ist von den Riffs her schon fast aggressiv, ließ allerdings noch alte Paradise Lost EinflĂŒsse mitschwingen, wobei der ruhige Mittelteil eine Ode an die alten Parts sind, mit denen KATATONIA die Finsternis aufgebrochen und durch schöne Harmonien ersetzt haben. SpĂ€testens mit `Deadhouse` hat mich der neue Stil von KATATONIA in seinen Bann gefangen, was besonders an Jonas` charismatischer Stimme liegt. Die Symbiose aus introvertierter (fast intimer) AtmosphĂ€re, griffigen Riffs und Stimme steht dem neuen Antlitz dieser Band sehr gut und transportiert den alten Geist optimal in ein neues Zeitalter. Nicht ganz so ohrwurmtrĂ€chtig, aber dennoch aus dem selben Guss fließen die Textzeilen von `Relention` aus den Boxen, was den runtergeschraubten HĂ€rtegrad unterstreicht, ohne an Charisma zu verlieren. `Cold Ways` untermauert den Albumtitel sehr gut, denn aus dem Abgrund kriecht der Song hervor, dem man seine Blessuren vom Songwriting deutlich ansieht. Dennoch erhebt er sich stolz vor dem Hörer, denn diese Band steht zu 100% hinter dem, was sie tut, auch wenn es manchmal auf dem Album holpert und sich noch finden muss. Alben abschließen können KATATONIA, wie `Distrust` beweist; der Song spiegelt deutlich den Versuch einer neuen Selbstfindungsphase wieder, ist alles andere als perfekt, aber in sich stimmig und ein deutliches Statement, das man sich dessen bewusst ist. Das rundet die Botschaft ab, die hinter diesem Album steckt: sei mutig und zieh dein Ding durch, ungeachtet der Konsequenzen von außen!

Neue Wege, alte Tugenden

Wir schreiben das Jahr 1999 und das Songwriting fĂŒr das erste Album unter Peaceville steht an. Die Songs fließen nur so aus Anders heraus und auch neue EinflĂŒsse (Jeff Buckley, Ben Christophers, Tori Amos) strömen in das Songwriting mit ein. Man stand vor dem Problem, dass man keinen Drummer hatte und Jonas sich ausschließlich auf seinen Gesang konzentriert hat und das Schlagzeug lĂ€ngere Zeit nicht mehr angefasst hat. Die Plattenfirma hatte einen guten Sessiondrummer in Petto, der die Band dann auch im Studio erwartete. Obwohl seine AufwĂ€rmsessions sehr gut klangen, kĂ€mpfte er sich einen ganzen Tag durch einen neuen Song, zu dem er keinen Zugang fand. Dann erinnerten sich KATATONIA an die Zusammenarbeit mit Dan Swanö, der neben Produzent auch Drummer war. Einen Anruf spĂ€ter saß dieser im Zug und nahm innerhalb eines Tages mal eben 13 (ihm gĂ€nzlich unbekannte) Songs zu einem Klicktrack auf und fuhr mit dem letzten Zug des Tages nach hause. Der Rest war Formsache und so kam Mikael Åkerfeldt erneut vorbei, um Jonas bei seinem Gesang zu unterstĂŒtzen. Das Album wurde rasch eingetĂŒtet und kurze Zeit spĂ€ter kam ein Anruf von Peaceville, die KATATONIA mit Paradise Lost (die gerade „Host“ draußen hatten) auf Tour schicken wollten. Eine großartige Neuigkeit, wenn man nur eine vollstĂ€ndige Band hĂ€tte. Man hatte jedoch lediglich 2 Gitarristen und einen SĂ€nger. Letzten Endes kam Fredrik mit der Idee um die Ecke, dass sein Bruder Mattias Bass spielen könnte und mit einem Kumpel (Daniel Liljekvist) in einer Band ist, der Schlagzeug spielt. Die Idee sollte schnell FrĂŒchte tragen, sowohl Mattias, als auch Daniel beeindruckten auf ganzer Linie und passten perfekt ins BandgefĂŒge. Die Tour lief an und zum ersten Mal sah man, welche GegensĂ€tze es in der Musikkarriere gibt. KATATONIA waren eine Underground Band, die im Auto pennen muss und zusehen muss, wie sie an etwas zu essen kommt. WĂ€hrenddessen sahen die Jungs, wie Paradise Lost gemĂŒtlich in ihrem Nightliner auf einer Couch entspannen und Play Station spielen; spĂ€testens hier wurde der Wunsch geboren, ebenfalls die Karriereleiter hoch zu erklimmen. Auch wenn man endlich auf Tour kam, war man davon genervt, nicht intensiver gepusht zu werden. Anders machte sich Gedanken und kam zu dem Schluss, dass es an dem Bandmanager liegen muss. Da KATATONIA sein Lebenswerk und gleichzeitig sein Lebensunterhalt war entschloss er sich selbst intensiver um die Organisation zu kĂŒmmern . Er sah Photoshop Designs von Travis Smith und war schwer beeindruckt. Kurzerhand nahm er Kontakt zu ihm auf und erklĂ€rte ihm, dass es eine Ehre sei, mit ihm zusammen zu arbeiten. Wie es das Schicksal wollte, war Travis Smith ein Fan der Band und so begann eine Zusammenarbeit, die bis heute andauern sollte.

„Tonight®s Decision“

Tonights decisionIn der Biographie von KATATONIA, dĂŒrfte dieses Album problemlos de Preis fĂŒr das beste Cover gewinnen. Gleichzeitig fĂ€ngt es die AtmosphĂ€re des Album perfekt ein, das eine Weiterentwicklung zum VorgĂ€nger zeigt. Stolpert `For My Demons` zu Beginn unbeholfen aus den Boxen, krallt sich der Song schnell ins LangzeitgedĂ€chtnis. Die unvorhersehbaren Riffs wechseln sich mit leichten Synthesizer Arrangements ab und werden von Jonas` charismatischer Stimme und einem optimalen Drumming unterstĂŒtzt. Auch wenn man mittlerweile stellenweise weiß, welchen Stil die Jungs fahren, so ist kein Song vorhersehbar. `I Am Nothing` stolpert ebenfalls aus den Boxen, um den Hörer in die Irre zu fĂŒhren. Eingestreute Details veredeln die Spieldauer und werden von knackigen Zwischenparts unterbrochen, die jedem Rock und Metal Fan gleichzeitig ein Dauergrinsen bescheren. EingĂ€ngig geht ĂŒbrigens auch, wie `In Death A Song` eindrucksvoll unterstreicht. Erstaunlich, wie die hypnotischen Riffs eines „Brave Murder Days“ in die LĂ€ssigkeit eines Rocksongs eingebaut werden. SpĂ€testens hier weiß man, dass man sich von dem reinen Metal abgewendet hat und seinen eigenen Stil kreiert hat und an diesem leidenschaftlich feilt. Leichte Doom Anleihen gibt es zwar auch noch, die auch von dem typischen Tapping und Halleffekt untermauert werden (`Had To Leave`) , wobei es hier extrem abwechslungsreich zugeht. Allerdings kommen einige jazzige EinflĂŒsse rĂŒber (`This Punishment`), mit denen ich nicht wirklich was anfangen kann. Zum GlĂŒck versöhnt mich `Right Into The Bliss` schnell wieder mit meinen hypnotischen Riffs, die ich so sehr liebe. Man spĂŒrt, wie sich der Stil in den Herzen der Bandmitglieder festgesetzt hat, denn `No Good Can Come Out Of This` wird so selbstverstĂ€ndlich und routiniert dargeboten, als gĂ€be es die Band bereits seit zig Jahren. OhrwĂŒrmer (`Strained`) und ruhige Passagen (`A Darkness Coming`) gibt es hier auch und so wird auf dem Album jener Stil fest einzementiert, den man auf dem VorgĂ€nger noch gesucht hat. SpĂ€testens hier hört das Schubladendenken beim Stil auf und die neue Ära dieser Band wird nicht eingelĂ€utet- sie wird abgefeiert.

Die Jahrtausendwende sollte ein guter Start fĂŒr die Band werden, denn mit einem kompletten Line Up im RĂŒcken, lĂ€sst sich besser planen. Hinzu kam der Luxus, dass man sich beim Songwriting nicht auf die FĂ€higkeiten des Drummers einstellen musste, sondern frei los schreiben und sich sicher sein konnte, dass Daniel einen guten Job abliefert. Dadurch buddelte man sich tiefer in seinem Kosmos ein und schraubte an komplexeren und vielschichtigeren Arrangements. Leider hatte man keinen Proberaum und so traf man sich zum ersten Proben direkt im Sunlight Aufnahmestudio, wo auch direkt das neue Album aufgenommen werden sollte. Daniel kam mit dem Zug an und hatte absolut keine Kohle, nicht einmal fĂŒr ein Paar Drumsticks. Kurzerhand grub Jonas seinen Keller um und förderte ein paar Drumsticks zutage, die er 1991 gekauft hatte und die bereits abgegriffen waren. Dennoch war es fĂŒr Daniel kein Problem, das komplette Album mit diesen Sticks einzuhĂ€mmern. Jonas und Anders arbeiteten zu dem Zeitpunkt auf Teilzeit bei der Post und fuhren abends mit dem Fahrrad ins Studio, um das Album fertig zu stellen. Man riss sich den Arsch ab, glaubte jedoch fest an dieses Album; manchmal kam es vor, dass bereits eine andere Band im Studio war und so musste man unverrichteter Dinge nach hause fahren und so lange warten, bis der Anruf kam, dass das Studio wieder frei ist (was meistens nachts war). Aufgenommen, danach wieder ins Bett und nĂ€chsten Morgen wieder arbeiten; alles andere als ein Rockstar Leben, wie man es sich vorstellt. Auch die technischen Voraussetzungen waren nicht optimal; das AufnahmegerĂ€t verzieh keinen Fehler und wenn man sich verspielt hatte, musste der komplette Song nochmal neu eingespielt werden (was oft vorkam). Auf diese Weise quĂ€lte man sich zwar durch die Aufnahmen, wuchs jedoch in seinen FĂ€higkeiten als Musiker. Unterbrochen wurde das Ganze durch eine Tour mit Opeth, die man auch fernab jeder Rockstar AttitĂŒden bestritt. Man fuhr mit dem Zug und schleppte seine Instrumente und persönliche Sachen selbst mit. Auch kleine Pannen gab es, so dass man mal keinen Sitzplatz mehr bekam und sich mit drei Leuten auf dem Klo einschloss, damit man Platz hatte. Auch Hotelzimmer gab es nicht fĂŒr die Jungs und so schlief man im Bahnhof, wĂ€hrend man auf den Zug wartete. Man reiste nach Polen und zum ersten Mal in die USA, dessen Gig den Jungs alles abverlangte; keine gescheiten Instrumente und null BĂŒhnensound waren die besten Voraussetzungen, um den schlechtesten Gig ever abzuliefern.

„Last Fair Deal Gone Down“

Last Fair DealDer erdige und gleichzeitig wuchtige Sound, die vielschichtigen und doch eingĂ€ngigen Songs und ganz großes GĂ€nsehautkino. Was braucht es sonst noch, um ein ultimatives Album abzuliefern? Die ersten 2 Minuten von `Dispossession ` zaubern auch heute noch eine GanzkörpergĂ€nsehaut auf den Körper und lassen gleichzeitig die RĂŒbe kreisen. Man spĂŒrt, dass KATATONIA sich in ihre eigene Welt vergraben haben, lassen aber derart intensiv arrangierte Songs von der Kette, dass man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. WĂ€hrend sich `Chrome` noch leicht ins VorgĂ€ngeralbum krallt, spĂŒrt man bei `We Must Burry You` gleich mehrere EinflĂŒsse (unter andrem Tool und A Perfect Circle), die jedoch nicht wetteifern, sondern symbiotisch aus den Boxen fließen. `Teargas` ließ mich beim ersten Mal hören ehrfĂŒrchtig auf die Knie sinken und mich heute noch gepflegt ausrasten; wie kann man einfĂŒhlsames Riffing mit knackigen AusbrĂŒchen derart perfekt kombinieren und gleichzeitig eine charismatische Stimme oben drauf setzen? Mal fließend, dann progressiv und verschachtelt, so prĂ€sentiert sich `I Transpire`, wĂ€hrend man bei `TonightÂŽs Music` klare Stellung bezieht: das ist unser Stil, wir haben ihn erschaffen und werden ihn verteidigen! Eine nachdenkliche Symbiose aus Metal, Rockarrangements und Moshriffs, die ihres gleichen suchen.

Wenn Paradise Lost in die Moderne ĂŒbersetzt werden sollten, klingt es von den Gitarren nach `Clean Today`. Allerdings mĂŒssen sie sich die Reise mit Tool teilen, die hier einen klaren Einfluss haben. `The Future Of Speech ` ist nicht nur durch seine optimalen Arrangements ergreifend, sondern entblĂ¶ĂŸt auch Jonas` Stimme, die mittlerweile eine GesangsqualitĂ€t angenommen hat, die in der Szene einzigartig ist. `Passing Bird` ist der optimale Sound einer schummrigen Bar, in der sich kaputte Seelen versammeln, wĂ€hrend mich `Sweet Nurse` in ein Kopfkino transportiert, in dem ich als Patient in einem Krankenbett liege und mich nicht bewegen kann. In meiner eigenen Welt gefangen ist sie die einzige, die ich von der Außenwelt in meinem Zustand der Katatonie wahrnehme; spĂ€testens mit diesem Song wird mir die wahre Bedeutung und Wirkung des Bandnamens bewusst. `DonÂŽt Tell A Soul` ist der einzige Abschluss eines Albums, der mich aufgrund seines jazzigen Beginns nicht sofort packt. Egal, zur Not gleich noch einmal das ganze Album, denn SchwĂ€chen, Langeweile oder vorhersehbare Arrangements gibt es hier nicht. Definitiv ein ganz großes Meisterwerk in der Karriere von KATATONIA!

Die RĂŒckkehr zur HĂ€rte

2001 sollte ganz im Zeichen von Touren stehen; nach dem Auftakt zum Label Festival Peacefest ging es in nach Holland, in die TĂŒrkei und schließlich auf Europatour, gemeinsam mit Opeth und Novembre. Ich erinnere mich daran, sie damals zum ersten mal live gesehen und spĂ€ter backstage getroffen zu haben. Es war in Essen in der Zeche, wo man gemĂŒtlich von außen zum Tourbus laufen und mit den Bands quatschen konnte. Der Auftritt war gut, auch wenn ich KATATONIA in erster Linie nicht als live Band sah. Jonas` intovertierte Art wechselten sich mit AndersÂŽ dynamischem Headbanging gut ab, war aber in Sachen BĂŒhnenshow eher unspektakulĂ€r. DafĂŒr knallten die Songs von der ersten bis zu letzten Sekunde und genau das war es, was mich damals sehr beeindruckte und mir die Erkenntnis schenkte, dass in erster Linie die Musik und nicht die Verpackung sprechen sollte. SpĂ€ter hat man noch gemĂŒtlich auf dem Parkplatz gequatscht und Bier getrunken, wĂ€hrend ich mein erstes Autogramm bekam, auf das ich noch bis heute stolz bin. Sie waren entspannt und sehr nett, was sich in spĂ€teren Treffen auch nicht Ă€ndern sollte.

Nach der Tour sollte es ans Songwriting gehen, dass dieses Mal mit moderneren Mitteln stattfand. Man hatte ein Macbook und Cubase, wo man die ersten Ideen aufnahm und arrangiert. Jonas und Anders beschlossen, sich 8 Stunden pro Tag an die Musik zu machen. Meistens traf man sich jedoch morgens zum quatschen, glotze Filme oder trank einige Bierchen. Nachts allerdings lief man kreativ zu Hochformen auf. Jeder Song des neuen Albums wurde in der Nacht geboren. Danach ging es ins Studio, wo man dieses Mal alles selbst machen wollte. Anders arbeitete sich in das Cubase Programm ein und erzielte sehr gute Ergebnisse. Allerdings fehlten ihm die Erfahrung, einen guten Gitarrensound zu mischen und so wurden Bass und Gitarren vorab durch einen digitalen VerstĂ€rker aufgenommen. Auch die Drums erwiesen sich als problematisch zum Aufnehmen. Als die gebuchte Zeit im Studio sich dem Ende zuneigte, entschloss man sich vor lauter Verzweiflung Dan Swanö anzurufen und um Rat zu fragen. Dan arbeitete zu jener Zeit in einem Plattenladen und kannte jemanden, der ihnen weiterhelfen könnte: Jens Bogren, der spĂ€ter als AushĂ€ngeschild fĂŒr großartige Produktionen (u.a. Dimmu Borgir, Amorphis) werden sollte. Sie trafen sich gemeinsam mit Dan und Jens und man entschloss sich, die Arbeit aufzuteilen. Jens kĂŒmmerte sich um den Mix, wĂ€hrend Dan am Schlagzeugsound werkelte, was das Album vor einem Desaster bewahrte.

„Viva Emptiness“

Viva EmptinessBereits im Vorfeld kĂŒndigte man die RĂŒckkehr der Double Bass an, was fĂŒr Vorfreude im Fanlager sorgte. Sollten alte Tugenden im Sound von KATATONIA ihre RĂŒckkehr feiern? `Ghost of the Sun ` preschte die Antwort direkt ins Gesicht und sollte das AushĂ€ngeschild werden, das den neuen Sound beschreibt; melancholisch und gleichzeitig aggressiv. `Sleeper` klingt wie eine weitergefĂŒhrte Antwort des VorgĂ€ngeralbums; cleane Riffs, klagende Vocals und einbrechende GitarrenwĂ€nde, die den Hörer inmitten eines Ausbruchs begraben. `Criminals` wird durch eine Basslinie eingeleitet und nimmt mit Jonas` Vocals den Hörer bei der Hand. Auch hier wird ruhig durch den Songs geschritten, ehe es zum Ausbruch kommt; ein Rezept, das sich durch das Album durchziehen soll. `A Premonition ` zeigt eine Band in Höchstform, denn die GĂ€nsehaut zieht sich durch den gesamten Song; melancholische Arrangements und Ruhe gleiten durch die Boxen, zeigt nur im Mittelteil seine ZĂ€hne, die es fest ins mentale Fleisch grĂ€bt, um den Hörer danach wieder ein ein friedliches Schweben zu entlassen. Ehrfurcht fordert der Song ein, Staunen bekommt er obendrauf.

`Will I Arrive ` kracht aus vollem Lauf in die Fresse und spiegelt jene Wucht wider, der sich der wachsende Trend des Nu Metals bedient, nur halt in besser. Zwischendrin gibt es noch die einprĂ€gsamen Vocals von Jonas zu bestaunen, ehe das Riff wieder alles im Umkreis der Boxen zerstört. Keine Ahnung, wer die Bongos zu Beginn von `Burn the Remembrance `eingebaut hat, aber die Idee ist schlichtweg genial, wenn man sie mit AndersÂŽ charismatischem Gitarrenspiel kombiniert. Statt ausschließlich auf den Mix Hart und Zart zu setzen (inklusive dezent eingestreute Elemente), garniert man alles mit einem Drumming, das einfach nur genial ist. Auch ein hypnotisches Riff bis zum Schluss durchspielen funktioniert genauso wie zur „Brave Murder Day“. Je lĂ€nger man das Album hört, desto mehr staunt man, zu was diese Band in der Lage ist. Man konnte den VorgĂ€nger durch innovative Ideen, intensiverer Symbiose beim Songwriting und frischer HĂ€rte toppen und seinen Sound verfeinern. Ganz ohne Jazzeinschlag kommt das Album leider nicht aus, und so schleiche ich mich immer wieder an ` One Year from Now ` vorbei, um mich am Pitgarant `Walking by a Wire ` zu erfreuen. `Complicity ` und `Evidence` sind Dauerbrenner im Ohr und im Lautsprecher, wĂ€hrend das ruhige `Omerta` ein Klagelied in einer Bar sein kann, bei dem man seinem alten Freund (oder seiner jĂŒngeren Persönlichkeit) wieder begegnet. `Inside the City of Glass ` ist der charismatische Rausschmeißer, der instrumental KATATONIA in Topform zeigt.

Der Name des Albums „Viva Emptiness“ ist fĂŒr mich persönlich Programm;ich war inmitten einer Ausbildung, die ich hasste und kurz davor war abzubrechen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich im (damals aufstrebenden Internet) einen Aufruf der Band gesehen hatte; „Beschreibe die Musik von Katatonia und gewinne eine exklusive EP, mit drei neuen Songs vom Album.“ Welche Worte ich genutzt habe weiß ich nicht, aber ich weiß noch sehr gut, wie ich einige Wochen spĂ€ter völlig verdutzt einen Brief öffnete und die EP rausfiel. Ich konnte mein GlĂŒck nicht fassen und hörte sie, bis mir die Ohren bluteten. Als das Album rauskam, schmiss ich es zum ersten mal in meinen CD Player im Auto auf dem Weg zu meiner (damals verhassten) ArbeitsstĂ€tte. Alleine das `Ghost of the Sun ` zu Beginn ließ meinen Körper voller Adrenalin laufen und gab mir ein GefĂŒhl, alles schaffen zu können. Es dauerte lediglich wenige Songs, bis ich wusste „Du brichst diese Scheisse nicht ab;du ziehst den Rotz bis zum Ende durch, egal wie hart es noch werden wird!“. Ganze 1,5 Jahre sollten ins Land ziehen, in denen ich eine sehr finstere Zeit durchmachen sollte; viele Steine wurden mit in den Weg gelegt und es schien, als wĂŒrde sich alles gegen mich zu verschwören. Dennoch zog ich alles durch und am Ende der Ausbildung stand ich mit einem (eher schlachten) Ergebnis da, bekam aber einen neuen Job angeboten, der mein neues Lebenskapitel öffnen sollte. Ich denke nicht gerne an diese Zeit zurĂŒck, aber der Moment, in dem ich die „Viva Emptiness“ zum ersten mal hörte, wird immer einen Platz bei mir haben.

Von hart zu kalt

Great cold bandKurz nach der Veröffentlichung sollte es auf eine 7 Wochen lange Tour gehen. Eigentlich eine großartige Sache, wenn Jonas nicht gerade frisch gebackener Vater eines 2 monatigen Sohnes wĂ€re. Auch Daniel und seine Freundin erwarteten ein Kind, so dass die Tour zwar gut war, aber fĂŒr einzelne Mitglieder (verstĂ€ndlicherweise) in den Hintergrund der PrioritĂ€ten rĂŒckte. Bei der RĂŒckkehr stellte sich eine ungewöhnliche Stille bei Anders ein. Er kapselte sich zunehmend ab und schien frustriert. Jonas und er setzen sich zusammen und es stellte sich heraus, dass Anders frustriert ĂŒber die Situation mit KATATONIA war. Er wollte mehr touren und Videos drehen, aber das Label bremste ihn aus. Auch die Tatsache, dass viele Leute KATATONIA als großartige Studioband, aber als langweiligen Live Act sahen, machten ihm zu schaffen. Die TĂ€tigkeit als inofizieller Bandmanager frustrierte den Musiker in ihm derart, dass er daran dachte, das Handtuch zu werfen. Der Konflikt zwischen seiner Person als Manager und ihm als Musiker war hart, mĂŒndete jedoch in der Entscheidung, von nun alle Management TĂ€tigkeiten selbst zu machen. Es ist der (eher untypischen) Überredungskunst von Jonas zu verdanken, dass er der Band erneut eine Chance gab. Danach kĂŒmmerte sich Anders um alles: er entwarf das Merch, organisierte Auftritte, kĂŒmmerte sich mit dem Webmaster um die Website und klĂ€rte alles, was die Band betraf selbst.

2004 sollte das Jahr des Tourens werden; nun war man im Leben eines Rockstars angekommen, allerdings ohne Reichtum. Man organisierte alles selbst, spielte Gigs und feierte ausgiebig. Auch auf dem Summer Breeze traten sie auf, wo ich sie live sehen konnte und der Eindruck leider bestĂ€tigt wurde; geile Songs, austauschbare BĂŒhnenshow. Egal, spĂ€ter wurde noch etwas geplaudert und die „Saw You Drown“ EP unterschrieben, fĂŒr die mir ein anderer Fan sein Auto, seine Freundin und 250 € anbot. Es wĂ€re bestimmt ein schöner Abend geworden, aber letzten Ende habe ich die EP immer noch im Schrank stehen und ich habe mit dem Typen lieber gesoffen und seine Beziehung gerettet. KATATONIA zogen die Tour durch und feierten am letzten Abend derart ausgiebig, dass sie von einem Fan ins Hotel gefahren werden mussten. Ein Jahr spĂ€ter ebbte das Touren ab und man begann an den Arbeiten zum neuen Album. Dennoch gab es einen Gig in Griechenland, den die Truppe unter glĂŒhender Hitze abriss. Anschließend ging es in den Backstage Bereich, wo die Jungs derbe feierten. Irgendwann wurde der Bereich umgebaut, weil Dio (der ebenfalls dort auftrat) Geburtstag hatte. Lediglich Daniel traute sich an seine TĂŒr und klopfen und um ein Foto zu bitten. Trotz seiner MĂŒdigkeit kam Dio raus fĂŒr einige Gruppenfotos und erfĂŒllte dem einen oder anderen Bandmitglied damit einen Kindheitstraum. Danach ging es wieder diszipliniert ans Songwriting und man buchte ein neues Studio. Fascination Street sollte der Geburtsort fĂŒr den Nachfolger werden, wo Jens Bogren bereits wartete. Mittlerweile hat man einiges an Erfahrung auf dem Kerbholz und so liefen die Aufnahmen relativ flĂŒssig. Hinzu kommt das perfektionistische Auge von Jens, das keinen noch so kleinen Schnitzer zulĂ€sst. Das Ergebnis wird bis heute noch als eines der großen Referenzwerke gefeiert.

„Great Cold Distance“

Great Cold DistanceNachdem man sich emotional ausgetobt hat, geht es mit dem aktuellen Album deutlich klinischer und kĂ€lter zur Sache. Allerdings nicht von der Technik, sondern tatsĂ€chlich vom GefĂŒhl her. `Leaders` spricht dabei eine klare Sprache und spielt sich distanziert von jeglicher Erwartungsebene ab. `Deliberation ` umgarnt anfangs den Hörer, lĂ€sst ihn jedoch in einer kahlen Welt zurĂŒck, in der er sich zurecht finden muss. Keine sofort zĂŒndenden Riffs, null Orientierung und auch teilweise der Gedanke, dass sich KATATONIA zu weit von der eigenen Erwartungshaltung entfernt haben. Da rumpelt es mal an der Gitarre (`SoilÂŽs Song`) , fehlgeleitete Aggressionen suchen sich im Irrgarten einen Weg aus den Boxen (`Consternation `) oder lockt den Hörer mit den ersten KlĂ€ngen, um ihn danach wieder in die Ungewissheit zu schmeißen (`Rusted`). Nicht Fisch, nicht Fleisch, außer dem zugĂ€nglichen `My Twin`., also was soll man mit dem Album?

Die Antwort lautet: durchhalten! Irgendwann im Laufe des (mehrfachen) Durchgangs, krallt sich eine kleine Textpassage ins Hirn fest (`July`), entblĂ¶ĂŸt das verschachtelte Songwriting ein geiles Riff und Doublebass (`Increase`) oder lĂ€sst den Hörer im Strom der Gesangslinie in ein weiches (dunkles) Kissen fallen (`In the White `). Erst dann ist man bereit, die vorangegangenen Songs nochmal zu hören, und siehe da, das Kochrezept geht auch hier auf und belohnt den Hörer mit richtig intensiven Momenten. KATATONIA verlangen dem Hörer hier einiges ab, belohnen jedoch die Suche mit Songs, die sich nahtlos in die Großtaten dieser Band einreihen. Die Arrangements sind extrem clever gesetzt und auch die Tatsache, dass man mit dem Album erneut komplett ĂŒberrascht, ohne seinen Stil zu Ă€ndern, zeigt eine Bandentwicklung, der besonderen Art. Der Albumtitel könnte passender nicht sein, denn die kalte Distanz beherbergt nicht GleichgĂŒltigkeit, sondern sehr viel Herzblut, packende Songs und extrem großes Kopfkino. Man muss sich nur die Zeit nehmen, um sich das alles zu erarbeiten.

Im Alleingang

Im Anschluss an den Release ging es auf (u.a. mit Moonspell) auf Tour. Es sollte organisatorisch bergauf gehen, denn man fand mit The Agency Group endlich einen Kooperationspartner, der sich mit Herzblut um die Belange der Band kĂŒmmerte und Anders entlastete. Auch die Beziehung zu Peaceville wurde gekittet, was man nicht zuletzt an der Produktion der Videos erkennen konnte. Als Travis Smith das Cover gestaltete fiel auf, dass der ursprĂŒngliche Schriftzug nicht die klinische Botschaft transportierte. Daher entschied man sich fĂŒr ein neues Logo, das schlicht und direkt ist. Mittlerweile hatte man an der BĂŒhnenperformance gefeilt und erstmals sogar ein Backdrop, Seitenflaggen und das eigene Logo auf dem Drumkit. Somit sah man nicht nur cool aus, sondern machte endlich auch live einiges her. Es ging bergauf und man bekam endlich die Aufmerksamkeit, auf die man jahrelang hin gearbeitet hatte. Es folgten einige weitere Konzerte, ehe 2008 auch die persönlichen LebensumstĂ€nde hinzukamen. Jonas erwartete ein weiteres Kind und auch bei Daniel kĂŒndigte sich erneut Nachwuchs an. Hinzu kam, dass Anders keine Ideen fĂŒr ein neues Album hatte, was die Band ausbremste. So entschloss sich Jonas kurzerhand in jeder freien Minute an Songs zu feilen, was ihm schwer fiel. Schließlich hatte er es stets mit Anders gemeinsam gemacht. Die ersten Ergebnisse schickte er an den Rest der Band, die ihn ermutigte, weiter zu machen. Von da an lag das Schicksal der neuen Platte in Jonas` HĂ€nden. Er war sich darĂŒber bewusst und tat alles, um diese zu verwirklichen. Er setzte sich mit Frank Default in Verbindung, der bereits einige Keyboards auf dem VorgĂ€ngeralbum beigesteuert hatte. Gemeinsam verschanzte man sich in das Ferienhaus von Jonas` Eltern, um sich von der Außenwelt abzukapseln (wie man es bereits 18 Jahre zuvor zu Demozeiten gemacht hat). Anders und Daniel kamen hinzu und man arrangierte am Computer einige Songs, um ihnen spĂ€ter Leben einzuhauchen. Ganze 9 Monate verbrachte Jonas damit, die Entstehung des Albums zu betreuen. Im Studio experimentierte man mit vielen Effekten und er musste einige Gitarrenlinien selbst einspielen, weil es zu lange gedauert hĂ€tte, sie Anders beizubringen. Letzten Endes funktionierte es und jeder spielte seinen Part ein, der abschließend gemischt wurde. Der Albumtitel „Night Is The New Day“ könnte fĂŒr den Aufwand und die leidenschaftliche Hingabe von Jonas nicht passender sein.

„Night Is The New Day“

Night is the new dayNach dem sperrigen VorgĂ€nger, eröffnet `Forsaker` mit ĂŒberraschend frischer HĂ€rte ein Album, das wieder zugĂ€nglicher sein soll. Man kommt hier schnell auf den Punkt und garniert die HĂ€rte mit sphĂ€rischen Keyboards, was ein Gothic 2.0 GefĂŒhl hinterlĂ€sst. Man spĂŒrt, dass die Band ihre Erfahrungen und Routine in das Songwriting einfließen lassen, hĂ€lt allerdings auch an alten Tugenden (Wechselspiel von hart und zart) fest, ohne an Überraschungen zu sparen. In erster Linie gibt es hier tonnenweise Synthesizersounds neu zu entdecken, die das Album teils tragen, teils verfeinern. Gemeinsam mit Jonas` charismatischer Stimme und den geschickt platzierten GitarrenwĂ€nden, gleiten die Songs schneller ins LangzeitgedĂ€chtnis. Manchmal schĂŒchtern introvertiert (`Onward into battle `), dann wieder in allen Facetten strahlend (`Nephilim `) oder auch mal explodierend (`Day & then the Shade `), KATATONIA machen alles, um ihre StĂ€rken zu bĂŒndeln und auf Platte festzuhalten. Dieses GefĂŒhl ĂŒbertrĂ€gt sich sofort auf den Hörer und wer auch nur ansatzweise was mit der Band anfangen konnte (egal welche Ära), dĂŒrfte schnell von diesem Album eingesogen werden.

Man hatte ein neues Album im GepĂ€ck und begann eine Zusammenarbeit mit Northern Music Company, die bereits Paradise Lost betreuten. Das eröffnete der Band mehr Möglichkeiten zu Touren; auch Peaceville wollten nun alles in die Waagschale werfen, um KATATONIA weiter zu pushen. Was gut fĂŒr die Band ist, ist jedoch manchmal schlecht fĂŒr die Mitglieder, denn jeder stand nun vor der Entscheidung, 100% in die Band zu investieren, oder einen anderen Weg zu gehen. Jonas, Anders und Daniel entschieden sich dafĂŒr, alles fĂŒr die Band zu opfern. Fredrik und Matias wollten es ebenfalls, allerdings ließen ihre LebensumstĂ€nde dies nicht zu. Eine Familie und einen festen Job gibt man nicht einfach so auf und so entschlossen sich beide fĂŒr ihre Familie. Auch wenn die Trennung fĂŒr alle hart war, so ist es die verstĂ€ndlichste Lösung fĂŒr alle Beteiligten gewesen. Als Ersatz an der Gitarre wurde der langjĂ€hrige Gitarentechniker Per „Sodomizer“ Eriksson verpflichtet, der auch mit Jonas und Anders bei BLOODBATH spielte. Am Bass wurde Niklas „Nille“ Sandin rekrutiert, der bei Amaran gespielt hatte, bevor sie sich auflösten. Mit dieser Besetzung sollte 2010 das Jahr mit den meisten Touren und ausverkauften Shows werden (98 Shows in 9 Monaten).

Ich erinnere mich ganz genau an das Rock Hard Festival 2010; ich war krank und wollte aber unbedingt auf das Festival, weil so viele geile Bands spielten (u.a. KATATONIA). Also kurzerhand ins Auto gesprungen und dann doch zum Amphitheater nach Gelsenkirchen. Es sollte genau einen Tag dauern, ehe ich wieder Fieber bekam, aber einen besonderen Gig konnte ich noch mitnehmen, und zwar den von KATATONIA. Es war bereits lange her, das ich die Truppe live gesehen hatte (ich glaube es war 2004 auf dem Summer Breeze), aber die Entwicklung stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben; cooles Backdrop, geiler Sound und als sie direkt zu Beginn `Forsaker` auf die Meute losließen wurde mir schnell bewusst, daß sie endlich auch eine geile Live Band geworden sind! Jonas introvertierter Gesang, Anders Ausraster an der Klampfe und das filigrante Schlagzeugspiel waren schon geil und wurden von den beiden NeuzugĂ€ngen sehr gut unterstĂŒtzt. Die Setlist bestand ausschließlich aus Songs ab der „Viva Emptiness“ Ära und hatten eine entsprechende Durchschlagskraft. KATATONIA kamen, rĂ€umten den Tisch ab und gingen wieder und ich weiß noch wie sehr ich mich darĂŒber gefreut habe, dass sie endlich nicht nur im Studio, sondern auch live genial sind.

Immer weiter…

Man sagt, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Auf der Spitze des Erfolgs wurde ausgiebig getourt und danach eine (zum GlĂŒck nur kleine) Pause eingelegt, ehe man sich erneut ins Studio verschanzte, um am neuen Album zu arbeiten. Aber auch bei den Touren waren sich die Jungs nicht zu fein, einige Überraschungen einzustreuen; so wurden mal eben Songs aus der ersten Ära gespielt, was sowohl Fans der „Dance Of Dacember Souls“, als auch „Brave Murder Day“ Fetischisten sehr erfreut hatten. Zuhause angekommen wurden die beiden „neuen“ auch ins Songwriting integriert, wobei Jonas und Anders weiterhin die Oberhand behalten sollten. Allerdings sollte es dieses Mal kein gemĂŒtliches Studio werden, sondern ein Rattenloch, indem man sich durch den Aufnahmeprozess quĂ€lte. Auch eine fest angelegte Deadline war neu und setzte die Band unter Druck, was die KreativitĂ€t jedoch nur weiter antrieb. Herausgekommen ist „Dead End Kings“, das bereits die Weichen fĂŒr weitere progressive Elemente stellen sollte.

„Dead End Kings“

katatonia-dead_end_kingsAn dieser Stelle könnte ich eine herrliche Rezension ĂŒber das Album schreiben. Allerdings wurde bereits eine veröffentlicht, die ich euch nicht vorenthalten möchte, da sie immer noch mit der frischen Begeisterung auf dem Bildschirm prĂ€sent ist.

Hier geht es zur Rezension

Auch dieses Album wurde von den Fans begeistert aufgenommen, da es erneut ĂŒberraschte. Man hatte eine Mischung aus Finsternis und kalter Großstadtromantik erschaffen, die man nun mit einem ausgiebigem Tourplan untermauern wollte. 2012 rotierte das Album in Dauerschleife auf meiner Hochzeitsreise, wĂ€hrend ich Ende des Jahres mit meinem Kumpel Chris den Auftritt in Köln bewundern und mit den Jungs ein Interview fĂŒhren konnte.

Bereits beim Songwriting achtete man darauf, dass Dynamik vorherrscht. DafĂŒr nahm man auch mal in Kauf, dass unterschiedliche Elemente pro Song im Vordergrund standen und die Gitarren eher in den Hintergrund traten. Wenn man schon etwas unerwartetes raushaut, dann sollte man es auch gleich richtig machen und so war die Überraschung groß, als es einen kompletten Remix des Albums „Dethroned And Uncrowned“ im Laden gab. Die Abkehr vom Metal wurde hier extrem deutlich, denn in erster Linie dominieren Streicher, BlĂ€ser, Pianos und Akustikgitarren. Wer sich einmal auf den Stil der Band festgefahren hatte, wurde erneut ĂŒberrascht und an einigen Ecken vielleicht sogar enttĂ€uscht. Fakt ist, dass das Remix Album die weitere Bandentwicklung ins Dunkel tauchte und niemand wirklich wusste, was als nĂ€chstes passiert.

Am wenigsten wusste die Band, in welche Richtung es gehen sollte. Neue Ideen fĂŒrs Album gab es teilweise, aber noch nichts konkretes. Was also macht man, wenn einem nichts neues mehr einfallen will? KATATONIA besann sich auf ihre alten Tugenden und blickte auf ihre Diskographie zurĂŒck. Eine weitere Tour lediglich mit altem Material wĂŒrde von außen wie eine Verzweiflungstat aussehen und auch keinen Spaß machen. Warum also nicht einmal eine große Auswahl in ein akustisches Gewand kleiden und den Fans etwas anderes bieten? Mal im ernst, wer KATATONIA live gesehen hat, hat im Laufe der Entwicklung Vielseitigkeit erlebt; Black-/ Doom Metal, Dark Rock-/Metal, Progressive Rock und nun einmal als Akustikband.

BochumNatĂŒrlich wollten Uli und ich uns das fĂŒr metalimpressions nicht entgehen lassen und so fuhren wir zur Christus Kirche nach Bochum (sehr geile Location ĂŒbrigens fĂŒr den Gig), um ein atmosphĂ€risches Konzert zu erleben und ein Videointerview zu fĂŒhren. Ich erinnere mich an meine NervositĂ€t, aber die Jungs waren genauso nett und entspannt, wie ich sie bereits kannte. Das Interview verlief gut und es gab auch ein schönes Foto vor dem Gig (nein, ich habe sie nicht mit Gewalt auf das Foto gezwungen). Im Anschluss gab es ein herrliches Konzert, dessen Bericht ihr HIER lesen könnt. Großer Wehrmutstropfen: aufgrund einer technischen Panne ist das komplette Videointerview auf dem Laptop zerstört worden. Bis heute trauere ich diesem Interview nach, denn ich habe es als sehr angenehm empfunden und die Jungs hatten einiges zu erzĂ€hlen. Shit happens. Das live Erlebnis sollte kurz danach auch auf CD unter dem Titel „Sanctitude“ erscheinen.

Im Jahr 2014 gab KATATONIA den Ausstieg von Schlagzeuger Daniel bekannt, der sich aus familiĂ€ren GrĂŒnden zurĂŒck zog. Sein Nachfolger wurde Daniel „Mojjo“ Moilanen, der bereits in einigen Sessions ausgeholfen hatte. Aber auch an den Gitarren begann sich das Besetzungskarussel zu Drehen; Eriksson steigt aus und wird auf der Tour durch Bruce Soord und Tomas Åkvik zeitweise ersetzt. Dennoch beginnt man mit dem Schlagzeuger an neuem Material zu arbeiten, das Fans erneut in VerzĂŒckung und Verwunderung stellen sollte. Produziert haben es Jonas und Anders im Alleingang, wĂ€hrend Jens Bogren erneut die Regie am Mischpult ĂŒbernahm

„The Fall Of Hearts“

Fall of hearts„Das Album ist alles, was wir uns jemals zu Veröffentlichen ertrĂ€umt haben. Eine neblige, aber abenteuerliche Reise durch all das, was uns ausmacht.“ Mit diesem Zitat der Band geht es ans erste Erkunden und begegnet `Takeover` der einen direkt mit Jonas` charsimatischer Stimme umgarnt, ehe es in progressiv verschachtelte Gefilde geht. Ehe ich Angst habe, dass die AtmosphĂ€re verschwindet, kommen jedoch die vertrauten Gitarren und SynthesizerbĂ€nke, die mich wieder auffangen. Generell arbeitet das Album sehr viel mit verschrecken und locken, wenn auch nicht gleich so extrem, wie die „Great Cold Distance“. So versprĂŒht `Serin` den kompletten Charme dieser Band in einem modernen Soundgewand, die einerseits leicht zugĂ€nglich ist, aber dennoch die Erfahrung einer intensiven Bandgeschichte in sich trĂ€gt. Je weiter das Album voranschreitet, um so mehr Vertrautes erkennt man im Nebel. Viele Dinge sind vertraut, wirken jedoch neu arrangiert. Der Besetzungswechsel hat seine Spuren hinterlassen und so gibt es zwar viele Höhen und kaum Tiefen, aber der wirklichen Tiefgang, den man von KATATONIA kennt, ist nicht so hĂ€ufig prĂ€sent, wie beispielsweise bei „Night Is The new Day“. Es wurde mit sĂ€mtlichen Werkzeugen experimentiert, die sich in der Diskographie als wĂŒrdig erwiesen haben; sphĂ€rische Synthesizer, Wechselspielchen von hart und zart (sehr wenige), Tapping und Disharmonien. Allerdings sind die Songs auch teilweise recht lang geworden, so dass sich das GefĂŒhl der Routine eingespielt hat, und das kindliche Erkunden eher in den Hintergrund geraten ist. Man hat mittlerweile eine Ă€hnliche Karriere wie Opeth hingelegt, aber ich hoffe instĂ€ndig, dass die Reise nicht komplett in die gleiche Richtung geht, denn das wĂ€re fĂŒr mich null AmtopshĂ€re. „Fall Of Hearts“ hat seine Höhepunkte und die „Tiefpunkte“ sind lediglich gute Songs, statt großartige. Trotzdem bleibt das GefĂŒhl zurĂŒck ein Album auf dem Tisch zu haben, das KATATONIA ist, aber auch etwas andeutet, von dem man nicht weiß, was man davon halten soll.

Es folgte eine ausgiebige Tour, bei der man sich 2017 auch auf dem Wacken blicken ließ. Der Terminkalender war voll, man konnte aus den Vollen schöpfen und es lief gut. Videos wurden produziert, Interviews liefen und auf der Facebook Seite fĂŒllte sich Seite mit Fotos von Fans, Konzerten und Lobesbekundungen. Am 04. MĂ€rz 2018 erfĂŒllte ein simpler Post die Fans mit Angst; die Band nahm sich eine Auszeit! Durchaus keine ungewöhnliche Aktion, dennoch fĂŒrchtet man sich als Fan vor der Auflösung. Die GrĂŒnde dafĂŒr können vielfĂ€ltig sein: Familie, Stress, die große Aufmerksamkeit oder was auch immer. Fakt ist, dass man sich mit seinen Posts danach immer nur sporadisch meldete mit Shirts, Fanfotos oder eben jenen Post, der dieses Special ausgelöst hat; die „Dance Of December Souls“ wird 25 Jahre alt. Jonas uns Anders spielen weiterhin bei BLOODBATH, da aus dem einstigen Fun Projekt eine ernst zu nehmende Band geworden ist. Was das fĂŒr KATATONIA bedeutet, steht erstmal in den Sternen.

Endtime

Katatonia 2016Neben den gĂ€ngigen Alben, gibt es auch noch einige Live Mitschnitte, eine (inofizielle) Demo von 1993 und auch diverse Maxis, die rares und intensives Material enthalten (bestes Beispiel: der Song `Unfurl`, der es auch in der Akustikversion auf die „Sanctitude“) geschafft hat. Viele der B Seiten wurden spĂ€ter im Rahmen der Re-Releases veröffentlicht oder sind auf Special Editions oder der „Black Sessions“ zu finden. Ich habe diese Veröffentlichungen bewusst ausgelassen, um das ohnehin umfangreiche Special nicht noch mehr voll zu stopfen. Es ging lediglich darum, den Werdegang dieser großartigen Band einmal Revue passieren zu lassen, um die Wartezeit nach einem weiteren Lebenszeichen, oder dem endgĂŒltigen Aus zu verkĂŒrzen. Egal, in welche Richtung die aktuelle Auszeit gehen wird, Fakt ist, dass sich KATATONIA von ganz unten nach oben gekĂ€mpft haben und mit ihrer Symbiose aus HĂ€rte, Melancholie und Finsternis ihren Namen gemacht haben. Selbst in einer kreativen Sackgasse haben sich die Jungs als Könige erwiesen und sind auch lange (kalte) Distanzen gegangen, um ihre Form der Musik zu erschaffen. Ob es ein BegrĂ€bnis der Band werden wird, oder ob bereits im Hintergrund die Nacht erneut zum Tag gemacht wurde, um neue Songs zu schaffen, wird die Zeit zeigen. Egal in welche Richtung es geht, KATATONIA sind und bleiben jene Dezember Seelen, zu denen ich heute noch gerne tanz.

Thank you for the music and keep it rockin`!

Radu

REVIEW: QUEEN OF TIME

Posted by Ulli On Juli - 26 - 2018

amorphis-queen-of-time-coverDass die Erwartungen an ein neues Album vom AMORPHIS recht hoch gesetzt werden wĂŒrde, ist nach den starken VorgĂ€ngeralben kein Wunder. Und ebenso ist es kein Wunder, dass AMORPHIS diesen Erwartungen meisterhaft gerecht werden. Schließlich haben die Finnen seit ĂŒber einem Vierteljahrhundert ihren Platz auf den vorderen RĂ€ngen der Metal-Elite redlich erarbeitet und spielen seit Jahren auf namhaften internationalen Festivals in Headliner-Position. Stets schaffen es die Mannen um Tomi Joutsen noch eine Schippe auf den VorgĂ€nger draufzulegen. Auch bei ihrem neusten Werk „Queen Of Time“? Ja, das können sie! Zum ersten Mal in der Bandhistorie arbeitet die Band bei der Produktion des neuen Albums mit Orchester und Chor. Diese werden jedoch so gekonnt ins Songwriting integriert, dass „Queen Of Time“ zu keiner Zeit ĂŒberladen wirkt.

Schon der Album-Opener „The Bee“ wartet mit elfenhaftem Frauengesang auf, der perfekt mit Tomis Growls harmoniert. Auch die choralen Elemente ergeben eine neue Sound-Dimension im Songwriting, wobei die MelodiefĂŒhrung nach wie vor auf dem harmonisch-melodiösen Gitarrenspiel Esa Holopainens liegt. Der zweite Track „Message In The Amber“ schließt nahtlos an die Energie des Openers an und reitet auf einer wundervollen nordischen Melodie vom Galopp in die Mid-Tempo-Strophe, in der Tomi Joutsen vorerst sanfte Töne anschlĂ€gt, bevor er mit Growls wieder volle Fahrt in den eingĂ€ngigen Refrain aufnimmt! Der erste Ohrwurm beginnt schon in den GehörgĂ€ngen zu nagen, aber bei AMORPHIS bleiben diese Tierchen seltenst lange allein. „Daughter Of Hate“ wartet mit einem musikalischen Ideenreichtum auf, aus dem manch andere Bands ein ganzes Album gestalten wĂŒrden. Auch das Saxophon-Solo wirkt in dem metallischen Umfeld keineswegs deplatziert, schließlich ist es auch nicht das erste Mal, das AMORPHIS diesem Instrument eine Rolle auf einem Track gewĂ€hren. Orientalische MelodiegefĂŒge finden sich auf „The Golden Elk“ wieder. Wem hier noch kein „Ohrgasmus“ die GehörgĂ€nge fĂŒllt, dem ist leider nicht mehr zu helfen. Außer vielleicht bei „Wrong Direction“, einem Track, der geradezu nach Single-Auskopplung schreien wĂŒrde, wenn er nicht so so selbstsicher und bodenstĂ€ndig auf spielerische Art und Weise die GenialitĂ€t der Finnen untermalen wĂŒrde. „Heart Of The Giant“ lĂ€sst es erst einmal langsam angehen, nimmt dann aber mit der nĂ€chsten ohrwurmverdĂ€chtigen Melodie Fahrt auf um auf dem richtigen Headbang-Tempo Rhythmusspiele fĂŒr die Nackenmuskulatur bei einer Live-Darbietung zu sorgen. Folklastige KlĂ€nge erwarten bei „We Accursed“, wĂ€hrend „Grain Of Sand“ nur ein wenig an Tempo zurĂŒck nimmt und wieder orientalische MelodiezĂŒge aufgreift. Zu „Amongst Stars“ wird Tomi Joutsen von niemand Geringerem als der fabelhaften Anneke van Giersbergen (ehemals THE GATHERING) unterstĂŒtzt. Ihre zauberhafte Stimme liefert die ihr eigene Symbiose aus Kraft und Leichtigkeit und harmoniert perfekt zu Tomis Gesang und Growls. Jedoch ist Anneke nicht die die einzige Gastmusikerin auf dem Album, auch ELUVEITIE-Frontmann Chrigel Glanzmann wurde dazu verpflichtet, als Flötenspieler auf „Queen Of Time“ zu glĂ€nzen. Abschließend zeigen die Finnen bei „Pures Of The Coast“ noch einmal eindrucksvoll, auf welch hohem Niveau sie sich songwriterisch bewegen und ziehen nochmal alle Register.

Wahrlich, mit „Queen Of Times“ haben sich AMORPHIS wieder selbst ĂŒbertroffen und sind sich doch treu geblieben. Es ist schwer, ein absolutes Highlight auszumachen, da sich das gesamte Album auf einem so hohen Niveau bewegt, dass man sich fragt, was wohl noch folgen mag? Garantiert wieder ein HochkarĂ€ter – aber nun gilt es erst einmal, die neuen Songs live zu zelebrieren, etwa auf dem Wacken Open Air. Eine ausgedehnte Europa-Tournee mit SOILWORK steht fĂŒr den Jahresbeginn 2019 an – ein Muss fĂŒr jeden Fan und Pflichttermin im neuen Konzertjahr!

6 von 6 Punkten

Ulli

DAN SWANÖ GEWINNSPIEL

Posted by Radu On August - 15 - 2017

Über DAN SWANÖ muss man wohl nicht sehr viele Worte verlieren; als Musiker und Produzent hat er die Metal Szene mitgeprĂ€gt und sein Portfolio umfasst mittlerweile ein gefĂŒhltes Telefonbuch. Wer sich einmal komplett mit seinen Arbeiten beschĂ€ftigen möchte, kann sich unser SPECIAL einmal zu GemĂŒte fĂŒhren. ZusĂ€tzlich erzĂ€hlte er uns in einem INTERVIEW ĂŒber sein Baby SWANÖMERCH, das er gemeinsam mit seiner Frau Eva Maria aus dem Boden gestampft hat.

Swanömerch

Die Bandbreite reicht von Shirts, ĂŒber Sticker, bis hin zu (teils signierten) Schallplatten. Da der Chef hier noch selbst Hand legt und keine Massenware produziert, ist das Angebot begrenzt und entsprechend mit viel Liebe zum Detail verarbeitet. ZusĂ€tzlich bietet Eva noch ihren selbst gemachten Schmuck ĂŒber ihre Facebookseite ItÂŽs a wrap an.

Fans sollten jetzt besonders stark sein, denn es gibt die einmalige Gelegenheit etwas von Swanö persönlich abzustauben: zu gewinnen gibt es eine handsignierte Version von NIGHTINGALE -“Nightfall Overture“ auf Vinyl! Die Scheibe wurde 2004 im Rahmen der Europa Tour (als CD) verkauft und war auf 500 StĂŒck limitierte Album. Das Album enthĂ€lt u.a. Neuinterpretationen von `Nightfall Overture`, `Steal The Moon` und `Losing Myself`. ZusĂ€tzlich kommt der bis dato unveröffentlichte Song `Better Safe Than Sorry` zum Zug. Insgesamt wurden die StĂŒcke in ein hĂ€rteres Soundgewand verpackt und krachen entsprechend brachial aus den Boxen.

Swanö Gewinn

Was mĂŒsst ihr dafĂŒr tun? Beitrag auf Facebook liken, teilen und Daumen drĂŒcken. Das Gewinnspiel endet am 31.08.2017. Der glĂŒckliche Gewinner wird von uns benachrichtigt und bekommt die von DAN SWANÖ handsignierte Platte nach hause geschickt. Viel GlĂŒck!

DAN SWANÖ NEWS

Posted by Radu On Juli - 11 - 2017

Erinnert ihr euch noch an die legendĂ€ren Unisound Studios, wo DAN SWANÖ damals Bands wie Opeth, Dissection und Katatonia zum Ruhm verholfen hat? Eines Tages verschloss er die TĂŒren und es wurde still um ihn. Mittlerweile hat er die Pforten wieder geöffnet und produziert im Dauertempo Götterscheiben. Nun hat er auf seiner Website UNISOUND zu einem Wettbewerb aufgerufen, bei dem man einen Gutschein im Wert von 300 € fĂŒr seine Arbeit ergattern kann. Wer also schon immer seine Musik vom Chef persönlich veredeln lassen wollte, sollte sich das untere Video zu GemĂŒte fĂŒhren.

PARADISE LOST NEWS

Posted by Radu On Juli - 8 - 2017

PARADISE LOST enthĂŒllen erste Single ‘The Longest Winter’ + starten Vorverkauf fĂŒr Album und 7”+ Setlist Voting fĂŒr Stuttgart Show!

Der Winter bricht frĂŒh ĂŒber uns herein dieses Jahr und so enthĂŒllen PARADISE LOST heute ihr Lyricvideo zur neuen Single ‘The Longest Winter’ von ihrem neuesten Studioalbum »Medusa«.

Der Song wird einer von acht Songs des 15. Studioalbums der Band werden, das am 1. September ĂŒber Nuclear Blast erscheint. Der Vorverkauf fĂŒr »Medusa« beginnt heute und der Longplayer wird in vielen verschiedene Formaten erhĂ€ltlich sein:

- Jewelcase CD
- Digibook mit 2 Bonustracks
- 180g Vinyl in zahlreichen verschiedenen Farben (schwarz / clear / kupfer / grau+rot zweifarbig / gold / NB JubilĂ€umsgrĂŒn)
- Die Sammlerbox mit Digibook und der Picture-LP im Gatefold, eine exklusive 7‘‘ mit zwei neuen Songs, sowie eine Kerze, ein Poster, eine Bandfotokarte und eine Flagge enthalten wird.
- Die limitierte Mailorderversion der Box enthĂ€lt dieselben SammlerstĂŒcke, besitzt zusĂ€tzlich aber noch eine veredelte Verpackung und ein neues, exklusives Covermotiv.

Außerdem hat die Band eine exklusive Releaseshow fĂŒr den 1. September im Stuttgarter LKA Longhorn angekĂŒndigt. Nur an diesem Abend werden PARADISE LOST ihr neues Album in voller LĂ€nge spielen und zusĂ€tzlich noch 8 weitere Songs, die IHR selbst bestimmen könnt. Schaut hier vorbei, um fĂŒr Eure Lieblingssongs zu wĂ€hlen und einen von zehn Songausschnitten des neuen Albums zu hören, der ertönt, sobald Eure Stimme gezĂ€hlt wurde: http://nblast.de/ParadiseLostVote

Paradise Lost Tour

SPIRIT DORMUND NEWS

Posted by Radu On Juni - 27 - 2017

SpiritDas erste Mal moshen mit seinen Kumpels, musikalische Offenbarungen und exessive Partys, Jeder Besucher der Kult Disco SPIRIT in Dortmund hat seine eigenen Erfahrungen gemacht, sei es in den 90ern oder innerhalb der letzten Wochen. Nun gibt der Betreiber folgndes Statement auf Facebook bekannt:

“Es ist der Zeitpunkt gekommen, der eigentlich unvorstellbar ist und von dem wir immer gehofft haben, dass dieser niemals eintreten wĂŒrde.

Seit ĂŒber 30 Jahren als Spirit bekannt, Besuche von unzĂ€hligen GĂ€sten und mehreren Generationen, fĂŒr viele ein 2. Wohnzimmer und ein Treffpunkt, an dem es immer familiĂ€r zuging.

Das Spirit ist eine Institution, die in Dortmund nicht wegzudenken ist. Von Beginn an am selben Ort, jeder kennt es und fast jeder war schon einmal da.

Toiletten ĂŒber die sich streiten lĂ€sst, ein abgerocktes aber kultiges Erscheinungsbild, die starken MĂ€nner an der TĂŒr, GetrĂ€nke zu absolut humanen Preisen, kostenloses FrĂŒhstĂŒck am Wochenende, ein legendĂ€rer DJ, der Laden in dem es nach jeder Party endet, ein Treffpunkt, ein Ort der zu unserem Zuhause wurde – das ist das Spirit!

So wie es war, so wie es ist, so wie wir uns dort fĂŒhlen und alles was wir dort erlebt haben, wird nie vergessen! Denn etwas wie das Spirit gibt es kein 2. Mal!

Am 15.07. ist der Tag gekommen, an dem die TĂŒren unserer Kultdiscothek geschlossen werden.

Wir wollen uns von unserem Zuhause und natĂŒrlich auch von euch, unseren GĂ€sten – durch die wir es ĂŒberhaupt geschafft haben, so lange durchzuhalten und viele andere zu ĂŒberleben – mit einer berauschenden Abrissparty, die dem Spirit gerecht wird, verabschieden!

Danke fĂŒr so viele tolle Jahre, danke von Herzen fĂŒr eure Treue!

DAS SPIRIT
- Eine Kultdiscothek nimmt Abschied -
berauschende Abrissparty
Samstag, 15.07.2017
Ab 23:00 Uhr (open end)

REVIEW: BELTEZ

Posted by Radu On Juni - 23 - 2017

EXILED, PUNISHED…REJECTED

Beltez-Exiled-Punished...Rejected-ArtworkBlack Metal muss immer Staubsaugersound haben und schnell sein. Wer diese Formel bevorzugt, kann hier aufhören zu lesen und sich eine alte Burzum Scheibe gönnen. BELTEZ setzen auf tiefgrĂŒndige Songs und zwar richtig tiefgrĂŒndig. WĂ€hrend andere Kapellen nachdenkliche Elemente in ihrer Raserei verstreuen, begeben sich die RheinlĂ€nder auf eine auditive Reise der Seelen. Mal eben abmoshen ist hier nicht, denn die Songs sind im Schnitt ca. 7 Minuten lang und fordern den Hörer und seine Aufmerksamkeit heraus.

Nachdenkliche Momente im Stile alter Katatonia sind ebenfalls an der Tagesordnung, wie emotionale AusbrĂŒche im Stile von Dark Funeral. Im Laufe des Albums kann ich weder ein Riff, noch eine Passage nennen, die mich besonders gepackt oder gefesselt hat. Das Gesamtkonzept hat die Wirkung eines Drogenrausches, die mich durch die Soundkorridore wie in Trance gleiten lĂ€sst, ohne wirklich zu verstehen, was mit der KĂŒnstler damit sagen will. Ironischerweise platzt der Knoten spĂ€testens beim letzen StĂŒck `Soulweaving`, das durch cleane Passagen eingeleitet wird. Unterschwellig spĂŒrt man, wie sich die innere Zerrissenheit immer mehr in AggressivitĂ€t steigert, ehe sich vulkanartig ausbricht. Getragen von Gitarrenpassagen im Midtempo wird alles durch aggressives Drumming in einen Malstrom gezogen, ehe sich nach 13 Minuten die Einstiegspassage erneut zu erkennen gibt und der Song langsam in seine Einzelteile zerbricht.

Klingt komplex, ist es auch. Klassische 90er Jahre Schwarzkunst und Post- Elemente werden hier gekonnt zu einer dichten AtmosphĂ€re zusammengefĂŒhrt und bilden einen dicken Teppich, in dem man sich mental einfach reinfallen lassen muss, ohne Hoffnung auf eine schnelle RĂŒckkehr. Eine charismatische, intensive und komplexe Reise durch die Korridore der Seele.

4/6 Punkten

Radu

PARADISE LOST NEWS

Posted by Radu On Juni - 7 - 2017

Paradise Lost smallDas 15. Studioalbum von PARADISE LOST »Medusa« wird am 1. September ĂŒber Nuclear Blast erscheinen. Mit diesem neuen Longplayer kehrt der britische Kultact zu seinen AnfĂ€ngen zurĂŒck und liefert das hĂ€rteste Album der letzten fĂŒnfzehn Jahre, das zermalmenden Doom Metal mit Nick Holmes’ finsteren Deathgrowls und rauen organischen KlĂ€ngen verbindet – eine neue Ära der britischen Misere wartet am Horizont!

Das Coverartwork wurde von Branca Studio entworfen und zeigt die berĂŒchtigte Gorgone Medusa aus der griechischen Mythologie mit Giftschlangen als Haaren, die jeden zu Stein erstarren lĂ€sst, der es wagt, in ihre Augen zu blicken.

Außerdem hat die Band eine besondere Releaseshow angekĂŒndigt, die am 1. September im geschichtstrĂ€chtigen LKA Longhorn von Stuttgart stattfinden wird. Nur an diesem Abend werden PARADISE LOST ihr komplettes Album in voller LĂ€nge prĂ€sentieren – und weitere Überraschungen fĂŒr dieses exklusive Event werden bald enthĂŒllt! Sichert Euch schnellstmöglich die limitierten Tickets hier.

Kurz darauf bringen PARADISE LOST ihre Labelkollegen und gefeierten US-Doomster Pallbearer mit auf eine große Europatour, sodass der Abend unter einem wahrhaft finsterem Stern steht.

01.09. D Stuttgart – LKA Longhorn *EXCLUSIVE RELEASE SHOW*

mit PALLBEARER & SINISTRO
28.09. D Herford – X
18.10. D Nuremberg – Hirsch
19.10. D Frankfurt – Batschkapp
20.10. D SaarbrĂŒcken – Garage
21.10. CH Geneva – L‘Usine
29.10. D Munich – Theaterfabrik
30.10. CH Pratteln – Z7
08.11. D Cologne – Live Music Hall
09.11. D Berlin – Columbia Theater
10.11. D WeissenhĂ€user Strand / Ostsee – Metal Hammer Paradise (nur PARADISE LOST)

Oder seht die Band bereits im Sommer auf den folgenden Festivals:
02.07. GR Athen – Rockwave Festival
14./15.07. S GĂ€vle – Gefle Metal Festival
21.07. PL Katowice – Metal Hammer Festival
22.07. D Esslingen – River-Side Festival
30.06. E Barcelona – Rock Fest
03. – 05.08. D Wacken – Wacken Open Air
11.08. A Graz – Metal on the Hill
13.08. B Kortrijk – Alcatraz Festival
18. – 20.08. F Saint-Nolff – Motocultor Festival
25./26.08. D Wörrstadt – Neuborn Open Air
08.09. UAE Dubai – The Music Room (Majestic Hotel)

Paradise Lost