KATATONIA SPECIAL
25 Jahre âDance of December Soulsâ. Ein simpler Post, der durch Facebook ging und das Cover meiner absoluten Lieblingsplatte im Netz zeigte. Ist es wirklich schon ein Vierteljahrhundert her, dass ich zum ersten Mal vor meinem CD Player gesessen und `Without God` bis zum Ohrenbluten zelebriert habe? Es hatte Wochen gedauert, ehe ich von dem Song los kam und mich durch den Rest dieser (göttlichen) Platte gewĂŒhlt habe. Ein Wink des Schicksals, den ca. 2 Tage vor dem Post in den sozialen Netzwerken hatte ich sie mal wieder raus gekramt und mir einige GĂ€nsehautmomente gegönnt. Wie besessen hatte ich versucht Konzerte mitzunehmen, jeden Schnipsel zu sammeln und mir alles auĂer meiner Klorolle signieren zu lassen. Im Zeitraffer betrachtet hat sich die Truppe zwar vom Black-/Doom Stil sehr stark gewandelt und sich tief in ihren finsteren/progressiven Sound vergraben, aber die dĂŒstere AtmosphĂ€re haben sich KATATONIA immer beibehalten. Vielleicht sollte man die Alben und Entwicklung mal im Zeitraffer betrachten; ob sich das lohnen wĂŒrde? Schauen wir einfach mal: Vorhang auf fĂŒr einen Retro Ausflug in die Geschichte von KATATONIA.
Der Urknall
Es war im Keller eines guten Kumpels von mir. Er hörte fĂŒr mich seltsam abgefahrenes Zeux und erweiterte mein MusikverstĂ€ndnis, indem er mich (teilweise) aus meinem Schubladendenken raus holte. Waren meine Helden Black Sabbath und Blind Guardian, so schnupperte ich Anfang der 90er in die Gothic und Black Metal Ecke rein. Meine aktuellsten Errungenschaften waren Abigor und Crematory und natĂŒrlich auch anderes Zeug. Wir pogten in seinem Keller zu Biohazard, ich staunte ehrfĂŒrchtig ĂŒber Anathema und er lieh mir eines Tages die âTurn Loose The Swansâ von My Dying Bride aus, die mein VerhĂ€ltnis zum Doom fĂŒr immer verĂ€ndern sollte. Eines Tages spielte er mir `Without God` von KATATONIA vor. Die GĂ€nsehaut kam unvorbereitet und das Riffing und die AtmosphĂ€re katapultierten mich in einen Rauschzustand, der bis heute ungebrochen anhĂ€lt. âWas fĂŒr ein arschgeiler Song! Wie geht das?â war alles, was ich danach sagen konnte. âDie ganze Platte ist so. Nimm sie mit und sag bescheid, wie es war.â Empfahl er mir. Gesagt getan, aber ich kam vom Song nicht weg. Irgendwann hatte ich ihn so oft gehört, das ich ihn mit meinen (eher bescheidenen KĂŒnsten) sogar auf Gitarre nachspielen konnte. Als mein Hirn schon jeden Ton auswendig kannte schmiss ich die Scheibe von vorne rein und hörte sie in einem Rutsch durch. Mittlerweile sind 25 Jahre vergangen und neben meinem Ehering ist diese Scheibe das einzige, womit ich mich beerdigen lassen wĂŒrde, denn sie hat einen Punkt in meiner Seele getroffen, der sich durch mein restliches Leben zieht. Fleischgewordene Melancholie, vertonte Hoffnung und mit der Erfahrung sĂ€mtlicher Extremelemente, die ich liebe. Damals gab es kein Netz, kein Youtube und auch kaum Musik, denn solche Sachen waren rar und wurden ĂŒber Tapetrading oder durch Ausleihen vom Kumpel besorgt.
Anders âBlakkheimâ Nyström und Jonas âLord Sethâ Renkse hoben die Band ursprĂŒnglich um 1988 aus der Taufe. Ende der 80er dominierte Hip Hop die Musikszene, was die beiden Jungs mit ihrem Musikgeschmack in die AuĂenseiterecke katapultierte. Zu jener Zeit steckten sie ihr gesamtes Erspartes in neue Alben von Autopsy, Morbid Angel und Paradise Lost, die gerade ihre BlĂŒtezeit hatten. Sie nahmen einen Kumpel aus der Schule mit an Bord, der ihnen einen Proberaum verschaffte; es wurden alle möglichen Stile durcheinander gemischt. Death Metal und GeknĂŒppel wurden mit doomigeren Elementen von Candlemass und Paradise Lost gemischt, ohne wirklich auf einen grĂŒnen Zweig zu kommen. Der erste Proberaum war ein Jugendzentrum in Stockholm namens âGate 7â, wo man sich jeden Freitag fĂŒr mehrere Stunden zum Proben einsperrte. Die Truppe hatte einen Song geschrieben, den sie immer und immer wieder spielte; in erster Linie war man jedoch fasziniert von dem Sound und weniger vom Song. Der Bassist brachte gelegentlich eine Gitarre mit, was aber aufgrund seiner Punk AttitĂŒde nicht so recht ins Bild passte. Die bandinternen Probleme verstĂ€rkten sich, als man ĂŒber das erste Demo sprach und seine Idee war, den Sound einer Toilette zwischen 2 brutalen Parts einzubauen. Das war der Punkt, an dem man sich von dem Bassisten trennte, der Jahre spĂ€ter auf einer Liste gefĂ€hrlicher Nazis auftauchen sollte. Die Suche nach einem Bandnamen gestaltete sich schwierig, denn obwohl man schwer vom Death Metal beeinflusst war, hatte man seinen eigenen Stil. Namen wie âDecompocedâ, âEntityâ und âMelancholiaâ geisterte in den Köpfen herum. Irgendwann hörte man einen Song, in dem das Wort âKatatonieâ vorkam. Sie schlugen es im Wörterbuch nach und es passte perfekt in das Bandkonzept. Ein Zustand innerhalb einer psychischen Erkrankung, fernab von den EindrĂŒcken der AuĂenwelt. Der Klang des Namen und die musikalische Vision passten perfekt und so wurde der Bandname beschlossen. Blakkheim gestaltete das Logo mit dem Pentagramm.
Danach widmeten sich die Jungs ausschlieĂlich dem Supporten der Metal Szene; man nahm jedes Konzert mit, was in der NĂ€he war (es waren nicht viele), sammelte Fanzines und kratzte die letzte Kohle fĂŒr Alben (damals nur auf Kassette oder Vinyl) zusammen. Der unausgesprochene Dresscode bestand in Bandshirts (je obskurer, desto besser), Flanellhemd und Lederjacke. Man lieĂ sich die Haare wachsen und wurde zum Metalhead.
Anno 1991 entschlossen sich die beiden als Duo los zu legen und verschanzten sich gemeinsam mit Dan Swanö in sein (damals noch Gorysound) Studio. Anders und Jonas verbrachten die meiste Zeit im Sommerhaus der Eltern, um tĂ€glich zu Proben. Das Equipment war eher mĂ€Ăig und so freute man sich ĂŒber die Gelegenheit, die âStudie FrĂ€mjandetâ ihnen bot; ein Proberaum, wo Bands ohne gescheites Equipment 3 Stunden pro Woche proben konnten. Recht dĂŒrftige Zeit fĂŒr 2 hungrige Teenager, die die Schule geschmissen hatten, um sich ganz der Musik zu verschreiben. Sie spielten so laut, dass sie teilweise die andere Band nicht kommen hörten und chronisch ihren Slot ĂŒberzogen. Das ging so weit, dass der Besitzer einen kleinen Monitor einbaute, der den Strom nach exakt 3 Stunden komplett lahm legte. Man tat alles, um jeden Moment fĂŒr die Proben zu nutzen und irgendwann war es soweit und man hatte genug Material und Texte fĂŒr die Demo zusammen. Blieb nur die Frage nach einem Titel. Im Proberaum lag ein Comic von âPhantomâ rum, mit einer Geschichte, in der ein Golem wiedererweckt wurde. Der Golem verĂ€nderte den Zauberspruch, mit dem er zum Leben erweckt wurde und wandelte ihn um in âJhva Elohim Methâ(hebrĂ€isch fĂŒr âGott ist totâ). Passte perfekt ins Konzept und so schrieb man den Titel aus der Erinnerung als Demonamen auf.
1992 traf man sich mit Dan Swanö und nahm die Demo auf seinem 8 Spur GerÀt auf. Man hatte eine gute Zeit im Studio, war allerdings angesichts des guten Equipments nervös. Das Schlagzeug im Studio war um LÀngen besser als das eigene zuhause und die schnellen Parts wollten nicht wirklich gelingen. Kurzerhand schlug Dan vor, einfach langsamer zu spielen, was KATATONIA dem Doom Einschlag bescheren und seinen eigenen Sound geben sollte. Das Coverfoto wurde von Jonas aufgenommen und zeigt Anders Gestalt mit dem Mond hinter seinem Kopf. Zusammen mit dem blauen Schimmern und der Silhouette wirkt es heute noch mysteriös. Wieder zuhause konnte man kaum glauben, dass man seine erste Demo am Start hatte. Die Jungs machten 100 blaue Kassetten, gestalteten alles und verteilten es an sÀmtliche Bekannte und Freunde der Underground Szene.
âJhva Elohim Methâ
Das Cover lĂ€sst freien Spielraum fĂŒr Interpretationen. Eine wackelige Fotoaufnahme, die aber irgendwie auch etwas mystisches ausstrahlt; Musikalisch trafen KATATONIA den Nerv der Zeit, denn es war jene Ăra, in denen sich viele unterschiedliche Musikstile bilden sollten. Blakkheim und Jonas waren mit Corpsepaint zu sehen, hinterlieĂen jedoch musikalisch andere Spuren, als die typischen Black Metal Bands zu jener Zeit. Das Intro `Midwinter Gates (prologue)` eröffnet mit mystischen Synthesizern und introvertierten Akustikgitarren. Ein guter Schachzug, den man wusste wahrlich nicht, was einen erwartet; statt dem ĂŒblichen Black Metal Gewitter, wĂ€lzt sich das tonnenschwere Riff von `Without God` durch die Boxen, das von Jonas krĂ€chzender Stimme angetrieben wird. Der Song steigert sich merklich, denn die Synthesizerteppiche rollten eine AtmosphĂ€re aus, die bis heute in Kombination mit dem Groovepart ein stabiles Markenzeichen des Doom sind. Der Song ist ĂŒbersichtlich gehalten und versteckt sich nicht hinter schneller Raserei; stattdessen entblöĂt man knackige Riffs und eher langsame bis mittelschnelle Parts, umgarnt diese jedoch mit einer finsteren AtmosphĂ€re, was nicht zuletzt an den Gitarrensoli liegt.
`Palace Of Frost` legt gleich zu Beginn mit dem Gitarrensoli die Karten auf den Tisch und macht keinen Hehl aus seiner Verwandtschaft zu Paradise Lost; allerdings ist es etwas griffiger und dynamischer und es passiert mehr wĂ€hrend seiner Spielzeit. Wie auch immer Blakkheim diesen Mix aus Groove und GĂ€nsehautsolis hinbekommt, er zelebriert es eifrig und wird an den richtigen Stellen von Synthesizern unterstĂŒtzt. Mit `The Northern Silence` erstrahlt das volle Potential dieser Band auf 4 Minuten komprimiert, denn es hat alles, was es braucht: Soundcoullagen, Akustikgitarren, Doom Riffs, AtmosphĂ€re und sogar teilweise klaren Gesang. KATATONIA kommen aus der Doom Ecke und Jonas` Stimme zelebriert Black Metal, das warÂŽs aber auch schon mit den Schubladen; den Jungs ist egal, welchen Stil sie spielen, sie spielen ihn einfach und können das verdammt gut. So gut, dass sich sogar ein Plattenlabel spĂ€ter Northern Silence nennen soll und Bands vertreibt, die aus der Wiege von Katatonia entstammen. Das hĂ€tten sie sich damals zwar nicht zu trĂ€umen gewagt, aber wer den Song hört weiĂ genau, dass es gerechtfertigt ist. `Epilogue: Crimson Tears` ist eigentlich nur Keyboard und WasserplĂ€tschern, rundet die EP aber wunderbar ab. Gerade im Hinblick auf das erste Lebenszeichen hat man gezeigt, dass man sich nicht von Stilen einschrĂ€nken lassen muss. Es sollten noch viele weitere Bands folgen, die zwar ihre Startposition aus dem Black Metal haben, allerdings sich dem melodischem Aspekt verschreiben und leidenschaftlich zelebrieren sollten.
Black-/Doom- Death
Wo heute online Netzwerke regieren, musste damals alles noch per Hand gemacht werden. Also beschrieb Anders die Musik von KATATONIA in den Flyern als Gothic Black Metal, um sich aus dem damaligem Death Metal Boom hervor zu tun. Auch wenn die Bandfotos stark im Black Metal verwurzelt waren, ist die Musik weniger rau und abwechslungsreicher, als man es erwartet. In jedem Review fielen die Worte âdunkelâ und âmelodischâ, die bis heute einen festen Bestand in der Diskographie haben. Insgesamt produzierte man 500 Kassetten in unterschiedlichen Farben, was fĂŒr ein erstes Lebenszeichen mehr als beachtlich ist. Auch die ersten Interviews begannen 1993 anzulaufen und der Ball kam ins Rollen. Nach einem Gig mit Immolation und Massacre trafen die Jungs auf einen Fan, der ihren Stil sehr mochte. Im GesprĂ€ch kam heraus, dass er Bass spielte und so wurde er kurzerhand rekrutiert. Auch die ersten Plattenfirmen wurden auf die Truppe aufmerksam und so entschied man sich fĂŒr No Fashion Records, die bereits Marduk, Dissection und Unanimated unter Vertrag hatten. WĂ€hrend der Arbeiten an dem ersten Album, wurde die Aufmerksamkeit an Black Metal geringer und man konzentrierte sich stark auf die Doom Aspekte. Man hörte sehr viel Paradise Lost und eines Tages entdeckte man eine Band, deren Einfluss alles verĂ€ndern sollte: Fields OF The Nephilim.
KATATONIA verschanzte sich erneut gemeinsam mit Dan Swanö in seinem Studio und brachte groĂe Ambitionen mit. Auch Dan hatte groĂe PlĂ€ne mit dem Album und so nahm man das komplette Album in 5 Tagen auf und mischte es an einem Tag ab. Der Gitarrensound entstand, als Anders Verzerrer und Hall in der falschen Reihenfolge geschaltet hatte. Dieser Fehler sollte den Sound eines einzigartigen Albums prĂ€gen und noch lange andauern. Auch wenn das Album bereits im Kasten war, mussten man bis zum Release noch ein ganzes Jahr warten, was fĂŒr 18 JĂ€hrige eine Ewigkeit ist.
Die damalige Musikindustrie war nicht mit der heutigen vergleichbar, denn es war fĂŒr neue Bands unglaublich schwer, einen Vertrag zu bekommen und die meisten ĂŒberstanden nicht einmal ihre Demo Phase. Sobald man allerdings einen Vertrag bekam war es so gut wie sicher, dass die Leute das Album kauften, weil sie die Musik kannten, das Cover mochten oder das Label bereits gute Bands veröffentlicht hatten. Allerdings bekamen KATATONIA bereits sehr frĂŒh in ihrer Karriere mit, wie dreckig es in dem Business zugehen kann. Der Besitzer von No Fashion Records Tomas Nyqvist verlor die Kontrolle ĂŒber sein Label und kurz vor dem Zusammenbruch verkaufte er alles an das Label House Of Kicks. Das bewahrte ihn jedoch nicht vor diversen Klagen und so wurde er bankrott und knabberte am Existenzminimum. FĂŒr KATATONIA bedeutete das nicht nur eine lange Wartezeit, sondern auch geĂ€nderte Vertragsbedingungen, mit denen man nicht zufrieden war. Dann kam der Moment, an dem das Album veröffentlicht wurde; gleichzeitig stand die Musikszene an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, denn CDÂŽs waren auf dem Vormarsch und die Kassette begann auszusterben. Das Album wurde sowohl auf CD, als auch auf Kassette und Vinyl veröffentlicht, was eine groĂe Bandbreite abdeckte. âDance Of December Soulsâ schlug ein wie eine Bombe und so setzte House Of Kicks alles daran, die Band erneut unter Vertrag zu nehmen. KATATONIA wollten nur ihre Musik veröffentlichen, lieĂen sich jedoch nicht auf einen neuen Deal ein.
“Dance Of December Souls”
Das erste Album einer hungrigen Band, die sich jeglicher Erwartungshaltung bereits im Ansatz entledigt und einen Meilenstein fĂŒr die Ewigkeit geschaffen hat. Bereits das unheilvolle Intro `Seven Dreaming Souls` geht locker als Mini Soundtrack fĂŒr jeden Horror-/Fantasy – Soundtrack durch, ehe mit einem Paukenschlag `Gateways Of Bereavement` aus den Boxen kracht. Mutig stampft das Grundriff alles in Grund und Boden und eine Doom Walze kriecht erhaben aus den Boxen, die von Akustikgitarren und leichten Synthesizern getragen wird. Jonas` Stimme ist zwar im Black Metal verwurzelt, lĂ€sst aber konstant die Verwandtschaft zum (damals aufstrebenden) Death Metal durchscheinen. Man erkundet mentale GĂ€nge, schreitet durch erhabene Soundstrukturen, ehe man am Ende seinen GĂ€nsehautmoment in aller Ruhe genieĂen kann. `In Silence Enshrined` ist Programm; statt Raserei lĂ€sst man es erhaben angehen und bringt irgendwie den Spagat zwischen Black Metal und Gothic perfekt ein. Die Symbiose spuckt nicht nur packende Riffs, sondern auch das GefĂŒhl purer Verzweiflung aus, die als vertonte Melancholie ĂŒber den Hörer hereinbricht. Wer dachte, dass man `Without God` von der EP nicht toppen kann, wird (dank der wuchtigen Produktion von Dan Swanö) eines besseren belehrt. Was vorher Demo war, wird nun in allen Facetten der 90er zelebriert und blutet auch heute noch die Symbiose aus Aggression und erhabener Melancholie, der sich niemand zu entziehen vermag.
`Elohim Meth` ist ein InstrumentalstĂŒck, bei dem sich die Gitarrenarbeit zwar stark an Fields Of The Nephilim orientiert, allerdings in Verbindung mit der regnerischen Soundcoullage zu einem Moment der inneren Stille vermischt. KonkurrenzfĂ€hig lediglich von MarduksÂŽ `Echoes From The Past`, ansonsten spielt nichts und niemand in dieser Liga mehr mit. Kann ein fast 14 minĂŒtiger Song mit jeder Sekunde fesseln? Die klare Antwort gibt `Velvet Thorns (Of Drynwhyl)`, der in Sachen Epik und eingĂ€ngigen Melodien wegweisend ist. Der Text ist stark im Black Metal verwurzelt, wird allerdings mit fast schon intimen Moment zelebriert, dass es eine mentale Vollbedienung ist. Vor dem inneren Augen zieht man durch dunkle WĂ€lder gen Norden, auf der Suche nach sich selbst. Nur Stille und die Nachtvögel geleiten einen durch eine Schneelandschaft, die vom Vollmond bescheint wird. JĂ€h unterbrochen wir die Reise durch einen (Mittel-) Geschwindigkeitspart, bei dem sich aller Hass und Verzweiflung durch JonasÂŽ Stimme entlĂ€dt, ehe sie wieder in die eigene Einsamkeit mĂŒndet Die Reise endet mit bedĂ€chtigen Gitarrenlinien, Synthesizern und einem FlĂŒstern im Ohr, das so viel mehr ist, als ein simples Ende.
`Tomb Of Insomnia` stampft eher wĂŒtend denn introvertiert auf und kriecht bedrohlich aus den Boxen. Auch hier erlebt man auf guten 13 Minuten groĂes Kopfkino, wobei der Grabstein eher knurrt als flĂŒstert. Unterbrochen wird dies durch 2 Breaks, die einen unheilvollen Nachgeschmack hinterlassen und den Kopf automatisch durch alle Headbangerpositionen leitet. Mein persönliches Highlight nach dem zweiten Break: eine Akustikgitarre, sanft einströmende Synthesizer, fordernde Drums und cleane Gitarren, welche die beste Zwischenpassage einlĂ€uten, die ich bis heute in meinen 41 Jahren jemals gehört habe. Alleine fĂŒr diese 2 Minuten pure Magie lasse ich mich mit dem Album beerdigen und habe bis heute auch keinen AnwĂ€rter gefunden, der es als mein persönliches Lieblingsalbum jemals aufnehmen kann. Das ist mehr als GĂ€nsehaut, das ist Musik atmen in Perfektion! Mit `Dancing December` wird dieses groĂartige Album abgeschlossen; wurde im Intro noch unheilvoll getrĂ€umt, so entlĂ€sst man den Hörer hier schon fast versöhnlich und gleichzeitig feierlich in seine Welt. Tonnenschwere Riffs, leichtes Piano im Hintergrund und ein schleppendes Schlagzeug mĂŒnden in ein Gothic Riff, bei dem sich verspielte Soundcoullagen zu einem groĂen Ganzen formen, ehe der Tanz der Dezember Seelen ein fulminantes Ende findet. Episch, melancholisch, göttlich, mehr kann man mit einem Album nicht erreichen!
Into Goth
1994 markierte eine Stilwendung in der Band und die Abkehr vom Metal. Stattdessen orientierte man sich komplett in die Gothic Richtung und schöpfte von Inspirationen wie Fields Of The Nephilim und Sisters Of Mercy. Man wollte den Spirit und die AtmosphĂ€re einfangen, was im fast 10 minĂŒtigen `Scarlet Heavens` mĂŒndete, das als Split mit Primordial auf Vinyl veröffentlicht wurde (spĂ€ter auch auf der âSaw You Drownâ EP). Die Jungs waren jung, hatten noch keine Erfahrung, konnten aber einen sehr passablen Eindruck hinterlassen, der fĂŒr die Zukunft der Band entscheidend sein sollte. SchlieĂlich zog man einen Deal mit dem italienischen Label Avantgarde Records an Land und reaktivierte den Sound von âDance Of December Soulsâ, indem man eine neue EP aufnehmen wollte. âFor Funerals To Comeâ sollte ein Testballon sein, um die Zusammenarbeit mit dem Label auf die Probe zu stellen. Eigentlich wurde bereits das Sunlight Studio gebucht, was aber in letzter Minute abgesagt wurde. Daraufhin verschanzte man sich kurzerhand wieder mit Dan Swanö in seinem Studio und nahm alles an einem Tag auf und mischte es ab. Jonas hatte sich bereits im Vorfeld darauf gefreut, die hochwertigen E-Drums des Sunlight Studios zu nutzen und war entsprechend enttĂ€uscht, als die Absage kam. Kurzerhand fragte er Dan, ob er etwas Ă€hnliches hatte. Er und der Rest der Band rieten Jonas davon ab, was ihn aber nicht davon abhielt seinen Traum durch zu setzen. Das Ergebnis klingt nach einem Drumcomputer, fĂŒr das Jonas sich bis heute schĂ€mt. SpĂ€ter sollte man erneut zu Dan Swanö zurĂŒck kehren, um zwei Songs (`Black Erotica` und `Love Of The Swan`) fĂŒr den Sampler âWar Compilationâ auf zu nehmen. Hier findet man die letzten FuĂabdrĂŒcke der ersten KATATONIA Ăra, denn der Gothic Einfluss sollte stĂ€rker zunehmen und das erste Kapitel abschlieĂen.
âFor Funerals To Comeâ
Wer die âDance Of December Soulsâ geliebt hat, bekommt stilistisch hier einen mehr als wĂŒrdigen Nachfolger aufgetischt. `Funeral Wedding` besticht durch herrlich aggressiven Gesang, abwechslsungsreiches Songwriting und einer herrlich ĂŒberraschenden Akustikpassage (inklusive GĂ€nsehautsolo). Man spĂŒrt allerdings auch, dass es (etwas) weniger sphĂ€risch und erdiger zur Sache geht; weniger Synthesizer, mehr Gitarrenorientiert. `Shades Of Emerald Fields` zeigt die Truppe in Hochform und lĂ€sst Hoffnung auf ein weiteres âDance Of December Soulsâ aufkeimen. Potential und Spielfreude ist da, auch wenn das Schlagzeug komplett nach Drumcomputer klingt. Egal, die AtmosphĂ€re reiĂt dabei nicht ab und nach dem Groove Part wird der Stecker gezogen, so dass man in sphĂ€rische Gefilde gleitet, in denen man hauptsĂ€chlich von einer cleanen Stimme getragen wird. Herrlich! Das TitelstĂŒck ist ein melancholisches Instrumental, das auch heute noch irgendwo in einem Abgrund stumme Geheimnisse zuflĂŒstert und ein intimes Kopfkino vor dem inneren Auge entstehen lĂ€sst. Was auch immer man mit `Epistel` bezwecken wollte, es ist ein rĂŒckwĂ€rts gespieltes Outro, dass auf manchen schwarzen Messen als Soundtrack dienen könnte und bei mir immer der Skip Taste zum Opfer fiel.
Nach dem Release der EP, war die erste Tour geplant, die jedoch nie Wirklichkeit werden sollte. Langsam schlich sich eine gefĂ€hrliche Routine ein und hatte die Stagnation im Schlepptau. Anders begann sich mehr fĂŒr Black Metal zu interessieren, wĂ€hrend Jonas noch an dem âDance Of December Soulsâ Sound festklebte. Der Wunsch nach Distanz wurde laut, was fĂŒr die Jungs auch normal war; schlieĂlich hatten Jonas und Anders mehr als 6 Jahre tĂ€glich miteinander verbracht und entwickelten sich weiter. Anders zog kurzerhand ein Seitenprojekt hoch, das auf den Namen DIABOLICAL MAQUERADE hörte und gemeinsam mit Dan Swanö als Studioprojekt geplant war. Der Erstling âRavendusk In My Heartâ folgte alten Black Metal Tugenden, wurde jedoch von der KATATONIA AtmosphĂ€re leicht gestreift. Auch Death- und Thrash EinflĂŒsse gab es auf dem Album und natĂŒrlich durfte auch der Gothic Einschlag nicht fehlen. Anders experimentierte hier und lotete seine eigenen Grenzen aus. âThe Phantom Lodgeâ war stark Mercyful Fate orientiert, ehe es mit âNightworkâ in die Perfektion ging. Die Symbiose aus AtmosphĂ€re, Aggression und GĂ€nsehaut war die rasende Antwort auf die âDance Of December Soulsâ und ist meiner Meinung das beste Album dieses Projekts. Das Schlusslicht bildet âDeathÂŽs Designâ, was als Soundtrack fĂŒr einen schwedischen Horrorfilm herhalten sollte, der jedoch nie erschienen ist. 61 Tracks aufgeteilt in 20 SĂ€tzen, die jeweils ein Kapitel beschreiben sollten. Hier tummelte sich alles, von Ambient, ĂŒber Rock, bis hin zum Extrem Metal. Was die âCrimsonâ fĂŒr Edge Of Sanity war, ist dieses Album fĂŒr DIABOLICAL MASQUERADE gewesen, ehe Anders die Band aus Mangel an weiterer Inspiration eingestampft hat. Insgesamt existierte das Projekt von 1993 bis 2004. Jonas hingegen zog seinerseits ebenfalls ein Projekt gemeinsam mit Fredrik Norrman hoch. OCTOBER TIDE sollte der Name sein und das DebĂŒt âRain Without Endâ ist bis heute das âDance Of December Souls 2.0â . Das Projekt war nur zum Austoben gedacht, denn man gab weder Interviews, noch spielte man Konzerte. Der Nachfolger âGrey Dawnâ enthielt noch viele GrundsĂ€ulen, konnte jedoch atmosphĂ€risch dem Erstling nicht das Wasser reichen. Kurz darauf stellte man das Projekt ein, was anno 2009 wieder zum Leben erweckt werden sollte und einige Line Up Wechsel nach sich zog. Mit âA Thin Shellâ gab man 2010 das erste Lebenszeichen von sich, wobei Fredrik Norrman als einziges GrĂŒndungsmitglied an Bord war. Es folgten âTunnel Of No Lightâ (2013) und âWinged Waltzâ (2016), deren Sound nichts mehr mit dem Erstling zu tun haben, sondern in erster Linie an âGrey Dawnâ in einer extremeren Variante orientieren. Die Band ist heute noch aktiv.
KATATONIA bestanden mittlerweile aus Jonas, Anders und Fredrik, doch man suchte weiterhin nach einem zweiten Gitarristen. Es begab sich, dass ein junger Mikael Ă kerfeldt (Opeth) sich zu ihnen gesellte, um ein Gitarrenposten fĂŒr einige Gigs zu ĂŒbernehmen. Opeth hatten zu jenem Zeitpunkt ihr DebĂŒtalbum âOrchidâ noch nicht veröffentlicht und waren entsprechend unbekannt, was Mikael viel Zeit gab, sich musikalisch auszutoben. Dennoch war ein fester Bestandteil der Band nicht der Masterplan und so sollte er mit Opeth spĂ€ter eine eigene Karriere verfolgen. Die Freundschaft jedoch blieb erhalten, wie man in spĂ€teren KATATONIA Alben und BLOODBATH erkennen sollte. FĂŒr KATATONIA bedeutete dies jedoch Stillstand und man hatte immer noch keinen eigenen Proberaum, gescheites Equipment und keine Aussicht auf die Zukunft. Hinzu kam der Aspekt, dass man sich seiner musikalischen IdentitĂ€t nicht sicher war, denn man wollte den Metal verlassen und sich komplett dem Gothic Sound zuwenden. Die Band scheiterte und endete im Abgrund.
Die Wiedergeburt
Jonas und Anders verfolgten jeweils ihr eigenes Leben und ihre eigenen Projekte mit OCTOBER TIDE und DIABOLICAL MASQUERADE. Anders wurde dennoch weiterhin konstant ĂŒber die letzte EP âFor Funerals To Comeâ interviewt. Der stete Tropfen höhlte den Stein, denn irgendwann kam bei ihm die Erkenntnis, dass es mit KATATONIA nicht vorbei sein kann. Es gab noch zu viel zu schreiben und so schmiss er seinen Tagesjob 1996 hin, der ihn kreativ ausgesaugt hatte. Er bekam eine klare Vision dessen, was er wollte und begann erneut Musik zu schreiben. Eine Mischung aus Sisters of Mercy, The Cure und Chris Isaak sollte es sein und sich komplett vom Metal abwenden. Er rief Jonas an und fragte ihn, ob er nicht Teil eines neuen KATATONIA Albums sein wollte. Jonas war interessiert, hatte aber keine Lust auf Goth Rock. Er wollte lieber etwas experimentelles und unvorhersehbares machen. In den GesprĂ€chen stellte sich heraus, dass beide eine Bands namens Slowdive entdeckt hatten, die eine neuartige Art von Musik machten, die sich âShoegazeâ nannte. Introvertiert und atmosphĂ€risch. Es kam die Idee auf, etwas in der Richtung zu machen, mit Elementen aus dem Extremsektor. Heutzutage ist der Stil salonfĂ€hig, allerdings sollte das folgende Album das erste im Metalsektor dieser Art werden. Man traf sich also zu einigen Sessions, woraufhin die ersten Riffs von `Brave` entstanden. Fredrik Norrman war ebenfalls wieder an Bord und so buchte man Dan Swanös Studio, ohne allerdings fertige StĂŒcke zu haben. Die Aufnahmen sollten ein Albtraum werden, wenn auch ein sehr kreativer. Nach dem Soundcheck ging Dan nach hause und den Jungs wurde klar, dass sie ĂŒber Nacht mindestens einen Song schreiben mussten; wenn Dan rausfinden sollte, dass sie ohne Songs sein Studio buchen, wĂŒrde er sie achtkantig raus werfen. So schlug man sich die ganze Nacht um die Ohren, arrangierte Riffs und Ideen, die spĂ€ter `Rainroom` werden sollten. Man war mit Herzblut bei der Sache, denn das Material war dunkler, intensiver und anders als alles, was sie vorher gemacht hatten. Man war stolz darauf, bis am nĂ€chsten Morgen Dan sein Studio betrat, der keine Ahnung von dem hatte, was ihn erwartete. Er hatte ein weiteres âDance Of December Soulsâ erwartet und eine Band, die sich gut aufeinander eingespielt hatte. Klare Songstrukturen und eine Entwicklungssteigerung an den Instrumenten; er hatte neues Equipment gekauft und war voller Vorfreude darauf, es einzusetzen. Die spontan geschriebenen Soundelemente versetzten ihm jedoch einen Schock und brachten sein Weltbild ins Wanken. Jede Nacht wurde ein neuer Song geschrieben, damit man am nĂ€chsten Tag etwas zum Aufnehmen hatte. Es gab Streit, viel Stress und Jonas musste auch die Gesangskabine rĂ€umen, weil er die Röcheltechnik verlernt hatte. Mikael Ă kerfeldt sprang ein und irgendwie raufte man sich spĂ€ter zusammen und quĂ€lte sich durch den gesamten Aufnahmeprozess. âBrave Murder Dayâ wurde geboren und KATATONIA damit wiedergeboren.
âBrave Murder Dayâ
Episch, ausufernd, perfekt arrangiert. Das sind alles Aspekt, die man nach dem âDance Of December Soulsâ erwartet hĂ€tte. Kann alles in die Tonne, stattdessen gibt es âminimalistisch, hypnotisch und finsterâ aus den Boxen. Bereits der Opener `Brave` besticht durch langsame und nachvollziehbare Gitarrenlinien, ohne jedoch trĂ€ge zu wirken. Mikael Ă kerfeldt als SĂ€nger zu organisieren war die beste Entscheidung fĂŒr das Album, denn er ist ein wahrer Meister am Death Metal Mikro und sowohl krassester Unterschied, sowie perfekte ErgĂ€nzung zu den Songs. `Murder` dĂŒrfte fĂŒr jeden KATATONIA Fan ein TĂŒröffner sein, denn da werden mal eben lediglich 3 Riffs verwendet und hypnotisch ĂŒber den Song verteilt. Das Geheimnis liegt hier in den Details; mal ein cleaner Part hier, ein GĂ€nsehaut Tapping da oder einfach mal wieder zum Hauptriff zurĂŒck, die Band kompensiert ausufernde Arrangements mit simplen Mitteln und erschafft dadurch eine AtmosphĂ€re, die man auĂerhalb der Extrem Metal Ecke nicht gekannt hat.
Mit âDayâ werden meine persönliche Gebete erhört, denn Jonas singt einen kompletten Song mit seiner cleanen Stimme. Keine Ahnung wie oft, aber mein CD Player mĂŒsste den Song mittlerweile schon ohne CD kennen, den er lief oft bei mir, sehr oft. Leichtes Drumming, klare Gitarren mit einem schier unendlichen Hall und Jonas` Stimme genĂŒgen, um diesem Song eine unvergleichliche AtmosphĂ€re zu geben. `Rainroom` besticht erneut durch simples Riffing und geschickt eingestreute Details. Besonders schön die Soli und die klare Passage (inklusive klarem Gesang), die KATATONIA nicht nur von ihrer experimentellen, sondern auch von der mutigen Seite zeigt. `12` stampft durch alte Tugenden,spielt jedoch sehr viel mehr mit klaren Passagen und verschlingt den Hörer gĂ€nzlich in sein Kopfkino. Wer sich vorher noch an `Black Erotica` von der âWar Compilationâ erinnert, wird hier einige Parallelen erkennen. `Endtime` ist mit Abstand einer der groĂartigsten Songs, zu denen KATATONIA fĂ€hig sind; melancholisch, introvertiert und doch aggressiv kann man nur so zelebrieren und wĂ€hrend der Song ausfaded und das Album beschlieĂt hat man nur noch einen Gedanken: ich will zurĂŒck in dieses Paralleluniversum, in das mich das Album entfĂŒhrt hat! Auch wenn die Produktion fĂŒr meinen Geschmack noch viel fetter hĂ€tte sein können, so hat gerade der dĂŒnne Sound etwas, was die Songs mehr entblöĂt und gleichzeitig verletzlicher und atmosphĂ€rischer macht. Die Band steht hier 100%ig zu ihrem Sound und das hört man hier zu jeder Sekunde. Nicht umsonst wird diese Scheibe als Meisterwerk beschrieben, das gleichzeitig eine neue Ăra einlĂ€uten soll (obwohl zu jener Zeit die Presse das Album verriss).
Endlich wurde eine Tour wahr und man machte sich an die Promoarbeit. Das Problem: im ersten Teil der Tour war die Scheibe noch nicht drauĂen,so dass niemand die neuen Songs kannte. Erst ab der zweiten HĂ€lfte wussten die Fans, was auf sie zukommt. Besonders bitter: Jonas wurde wĂ€hrend der Tour krank und musste abbrechen. Anders musste also wĂ€hrend der Tour lernen Gitarre zu spielen und komplett alles zu singen. Trotz dieser UmstĂ€nde war das Feuer in der Band entfacht und nach der Tour machte man sich 1997 erneut an die Arbeit, um neues Material aufzunehmen. Die meisten Ideen gingen in die Richtung von Paradise LostÂŽs âGothicâ, worauf man sich nun auch konzentrierte. Die ineinander verstrickten GitarrenlĂ€ufe, eingebettet in einer finsteren AtmosphĂ€re waren jene Markenzeichen, die auf der folgenden EP âSounds Of Decayâ zelebriert werden sollte. Mikael war immer noch angefixt von den Aufnahmen zu âBrave Murder Dayâ und so war es ein leichtes, ihn erneut fĂŒr die Vocals zu gewinnen. Das Sunlight Studio wurde gebucht und alle Voraussetzungen waren top, wenn man den Abend davor nicht fĂŒr eine Sauforgie genutzt hĂ€tte. Die komplette Band wachte morgens mit einem Kater vom anderen Stern auf und Fredrik musste sogar von zuhause abgeholt werden, weil er seinen Rausch ausschlief. Abgesehen von den Gesangslinien klang das Tape furchtbar. Als man das Ergebnis hörte, nahm man Kontakt mit der Plattenfirma auf und bat um einen neuen Versuch im Sunlight, was zum GlĂŒck funktionierte. Dieses Mal lief alles glatt, und das Mini Album wurde in einem Rutsch aufgenommen. Ein Song der Originalsession (âUntrueâ) ist heute auf dem Album âBrave Yester Daysâ zu finden, das einen Retrospektive der Band beschreibt.
“Sounds Of Decay”
Bereits der Opener `Nowhere` wĂ€lzt sich Paradise Lost geschwĂ€ngert aus den Boxen, lĂ€uft allerdings auch schnell durch zugĂ€ngliche Gitarrenarrangements hindurch. Die Stimme des jungen Mikael Ă kerfeldt ist damals wie heute ein Garant fĂŒr die Speerspitze in Sachen Death Metal Vocals, die perfekt mit den Songarrangements harmonieren. Auch der unvorhersehbare Break mit cleanen Gitarren und die catchigen Melodien frĂ€sen sich schnell ins LangzeitgedĂ€chtnis, was fĂŒr ein Mini Album schon beachtlich ist. `At Last` setzt gleich zu Beginn auf hypnotische Riffs und langsame Aggression; Shoegaze oder Doom sind hier zu sanft, denn die Vocals kotzen sich ĂŒber filigrane Riffs aus und vermischen den Sound zu epischem Dreck, aus dessen Staub sich viele GĂ€nsehautmomente erheben. Liest sich komisch, klingt aber genau so (gut). `Inside The Fall` agiert als RausschmeiĂer und ist noch fest in der âBrave Murder Dayâ Session verankert. Könnte glatt als Bonustrack durchgehen, denn zerbrechliche Riffs hypnotisieren den Hörer und locken ihn in einen Malstrom, der sich gegen Ende in ein melancholisches Riff ergieĂt, das seinem eigenen Tod entgegen spielt. Knackig, finster und dennoch hypnotisierend sind die Worte, die diese EP recht gut beschreiben dĂŒrften.
Clean Today
WĂ€hrend die EP auf ihre Veröffentlichung wartete, begann man bereits an neuem Material zu schreiben. Die Songs kamen schnell und man dachte darĂŒber nach, erneut Jonas` cleane Vocals einzusetzen. Im Laufe des Prozesses dachte man auch daran, etwas unvorhersehbares zu machen und das gesamte Album klar einzusingen. Mit diesem Plan, wurde das Songwriting noch intensiver und man verbrachte sehr viel Zeit, um an den Arrangements zu feilen. Auch wurde der Wunsch laut, intensiver als Band zu agieren, woraufhin man Mikael Oretoft am Bass einlud. Die Entscheidung clean zu singen, verlangte Jonas einiges ab, aber er hatte UnterstĂŒtzung durch Mikael Ă kerfeldt, der als Koproduzent fĂŒr den Gesang mitmischte. Nachdem man alles abgemischt hatte wusste man, dass man etwas GroĂes in der Pipeline hatte. Es könnte der Zenit dieser Band sein, oder der Zugang zu einer neuen Ăra. Beides sollte sich auf seine Weise hin bewahrheiten…
Anders lebte zu der Zeit in seiner ersten (schĂ€bigen) Wohnung, die mehr als trostlos gewesen sein muss; kein Geld, kein Kabelfernsehen und kein Internet. Sein einziger Lebensinhalt war die Band, die in jenem Jahr auch nur einmal auftreten sollte. Mikael Ă kerfeldt sollte dort auch das einzige Mal live singen und seine zukĂŒnftige Frau kennen lernen, ansonsten gab es keinerlei live AktivitĂ€ten. Anders bunkerte sich ein, um das Konzept von âBrave Murder Dayâ in eine eher rockigere Variante zu ĂŒberfĂŒhren, die leichter zugĂ€nglich war und doch eine intensive AtmosphĂ€re versprĂŒhte. ZusĂ€tzlich steuerte er (z.B. bei dem Chorus von `I Break`) einige Vocals bei und am Ende der Produktion gab es drei gravierende VerĂ€nderungen: ausschlieĂlich cleane Vocals, keine Doublebass mehr in den Songs und ein neues Bandlogo.
âSaw You Drownâ
Als Testballon fungierte der Song âSaw You Drawnâ, der einige Fans ĂŒberraschen und vor den Kopf stoĂen sollte. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich bei einer Nuclear Blast Bestellung die EP auspackte und hastig in den CD Player warf. Der Sound war anders, viel ruhiger und Jonas` Stimme hatte etwas hypnotisierendes. Der Song ist ein Lebenszeichen eines introvertierten Charakters, der sich vollstĂ€ndig in seiner Melancholie zurĂŒck gezogen hat. Es klingt gut, verwirrt aber auch gleichzeitig, wohin die Reise dieser Band hingeht. `Nerve ` springt mit einem rockigen Riff aus den Boxen und zeigt die Band von einer progressiveren Seite. Er klingt sehr verletzlich und könnte problemlos als schwedische Antwort auf die Cranberries durchgehen, womit ich meine Probleme hatte. Der Song schieĂt bis heute gröĂtenteils wirkungslos an mir vorbei, weil die Abkehr von den alten Alben fĂŒr mich hier zu offensichtlich und krass ist.
Ganz anders hingegen sieht es bei `Quiet world ` aus, der mich bereits beim ersten mal erwischt hat. Man hat das GefĂŒhl, durch einen langsamen Traum zu wandeln und entdeckt allerlei liebevoll eingestreute Details, die durch den Song schimmern. Irgendwie melancholisch, aber besonders nachdenklich wird mit zerbrechlichen Arrangements und der Stille gespielt, ehe es gegen Ende einen minimalistischen AusreiĂer in Richtung Verzweiflung gibt. Fast schon versöhnlich wird man danach wieder aufgefangen und mit sphĂ€rischen Keyboards und cleanen Gitarren in seine Welt entlassen. `Scarlet Heavens` ist ein Relikt aus den alten Tagen zwischen der âDance Of December Soulsâ und âBrave Murder Dayâ, in denen man seine musikalische IdentitĂ€t neu erkunden wollte und sich komplett dem Gothic Stil verschrieben hatte. Das hört man dem Song auch an, denn auch wenn es weitaus bessere Bands gibt, hat es durchaus seinen Charme. Besonders schön, dass dieser Song endlich auf CD erhĂ€ltlich ist und nicht nur auf der Split mit Primoridal. Insgesamt deutet die EP viel an, lĂ€sst den Fan jedoch verwirrt und gleichzeitig neugierig auf das Album zurĂŒck.
1998 sollte fĂŒr KATATONIA eine Grenzerfahrung werden. Man hatte ein neues Album und groĂe Ambitionen und VerĂ€nderungen am Start und es passierte…gar nichts. Die Reaktionen auf das Album fielen extrem unterschiedlich aus und spaltete die Fangemeinde in mehrere Teile; es gab keine Tour, um das Album irgendwie zu pushen und die Plattenfirma hatte groĂe Probleme, das Album zu verkaufen. Man war eine Underground Band, die sich auf den Weg nach oben machte, aber es mangelte an Aufmerksamkeit. Bands wie Tiamat oder Paradise Lost vollzogen zu jener Zeit ebenfalls einen Stilwechsel, konnten es sich allerdings aufgrund der groĂen Fangemeinde erlauben. KATATONIA waren schlichtweg zu unbekannt, um âDiscouraged Onesâ einer groĂen Fangemeinde zu prĂ€sentieren und gröĂere AbgĂ€nge der Fans zu verkraften. Der Vorteil an dem Album war, dass einige Plattenlabels aufmerksam wurden, besonders Earache und Peaceville. Auch wenn der kommerzielle Erfolg ausblieb, so konnte man einen Vertrag mit Peaceville aushandeln, unter dessen Banner sich bereits die Vorbilder der Jungs befanden. Dies beflĂŒgelte KATATONIA; weiterhin an neuen Songs zu schreiben.
âDiscouraged Onesâ
Ăhnlich verwirrt wie mit der EP, packte ich das Album aus meiner Nuclear Blast Bestellung aus. Das neue Logo und ein recht simples Cover machte mich stutzig, `Break` hörte jedoch meine Gebete und ich freute mich sehr darĂŒber, Jonas` Stimme clean zu hören. Die knackigen Riffs packten mich sofort und bis heute hat der Song nichts von seiner Magie verloren. `Stalemate` ist von den Riffs her schon fast aggressiv, lieĂ allerdings noch alte Paradise Lost EinflĂŒsse mitschwingen, wobei der ruhige Mittelteil eine Ode an die alten Parts sind, mit denen KATATONIA die Finsternis aufgebrochen und durch schöne Harmonien ersetzt haben. SpĂ€testens mit `Deadhouse` hat mich der neue Stil von KATATONIA in seinen Bann gefangen, was besonders an Jonas` charismatischer Stimme liegt. Die Symbiose aus introvertierter (fast intimer) AtmosphĂ€re, griffigen Riffs und Stimme steht dem neuen Antlitz dieser Band sehr gut und transportiert den alten Geist optimal in ein neues Zeitalter. Nicht ganz so ohrwurmtrĂ€chtig, aber dennoch aus dem selben Guss flieĂen die Textzeilen von `Relention` aus den Boxen, was den runtergeschraubten HĂ€rtegrad unterstreicht, ohne an Charisma zu verlieren. `Cold Ways` untermauert den Albumtitel sehr gut, denn aus dem Abgrund kriecht der Song hervor, dem man seine Blessuren vom Songwriting deutlich ansieht. Dennoch erhebt er sich stolz vor dem Hörer, denn diese Band steht zu 100% hinter dem, was sie tut, auch wenn es manchmal auf dem Album holpert und sich noch finden muss. Alben abschlieĂen können KATATONIA, wie `Distrust` beweist; der Song spiegelt deutlich den Versuch einer neuen Selbstfindungsphase wieder, ist alles andere als perfekt, aber in sich stimmig und ein deutliches Statement, das man sich dessen bewusst ist. Das rundet die Botschaft ab, die hinter diesem Album steckt: sei mutig und zieh dein Ding durch, ungeachtet der Konsequenzen von auĂen!
Neue Wege, alte Tugenden
Wir schreiben das Jahr 1999 und das Songwriting fĂŒr das erste Album unter Peaceville steht an. Die Songs flieĂen nur so aus Anders heraus und auch neue EinflĂŒsse (Jeff Buckley, Ben Christophers, Tori Amos) strömen in das Songwriting mit ein. Man stand vor dem Problem, dass man keinen Drummer hatte und Jonas sich ausschlieĂlich auf seinen Gesang konzentriert hat und das Schlagzeug lĂ€ngere Zeit nicht mehr angefasst hat. Die Plattenfirma hatte einen guten Sessiondrummer in Petto, der die Band dann auch im Studio erwartete. Obwohl seine AufwĂ€rmsessions sehr gut klangen, kĂ€mpfte er sich einen ganzen Tag durch einen neuen Song, zu dem er keinen Zugang fand. Dann erinnerten sich KATATONIA an die Zusammenarbeit mit Dan Swanö, der neben Produzent auch Drummer war. Einen Anruf spĂ€ter saĂ dieser im Zug und nahm innerhalb eines Tages mal eben 13 (ihm gĂ€nzlich unbekannte) Songs zu einem Klicktrack auf und fuhr mit dem letzten Zug des Tages nach hause. Der Rest war Formsache und so kam Mikael Ă kerfeldt erneut vorbei, um Jonas bei seinem Gesang zu unterstĂŒtzen. Das Album wurde rasch eingetĂŒtet und kurze Zeit spĂ€ter kam ein Anruf von Peaceville, die KATATONIA mit Paradise Lost (die gerade âHostâ drauĂen hatten) auf Tour schicken wollten. Eine groĂartige Neuigkeit, wenn man nur eine vollstĂ€ndige Band hĂ€tte. Man hatte jedoch lediglich 2 Gitarristen und einen SĂ€nger. Letzten Endes kam Fredrik mit der Idee um die Ecke, dass sein Bruder Mattias Bass spielen könnte und mit einem Kumpel (Daniel Liljekvist) in einer Band ist, der Schlagzeug spielt. Die Idee sollte schnell FrĂŒchte tragen, sowohl Mattias, als auch Daniel beeindruckten auf ganzer Linie und passten perfekt ins BandgefĂŒge. Die Tour lief an und zum ersten Mal sah man, welche GegensĂ€tze es in der Musikkarriere gibt. KATATONIA waren eine Underground Band, die im Auto pennen muss und zusehen muss, wie sie an etwas zu essen kommt. WĂ€hrenddessen sahen die Jungs, wie Paradise Lost gemĂŒtlich in ihrem Nightliner auf einer Couch entspannen und Play Station spielen; spĂ€testens hier wurde der Wunsch geboren, ebenfalls die Karriereleiter hoch zu erklimmen. Auch wenn man endlich auf Tour kam, war man davon genervt, nicht intensiver gepusht zu werden. Anders machte sich Gedanken und kam zu dem Schluss, dass es an dem Bandmanager liegen muss. Da KATATONIA sein Lebenswerk und gleichzeitig sein Lebensunterhalt war entschloss er sich selbst intensiver um die Organisation zu kĂŒmmern . Er sah Photoshop Designs von Travis Smith und war schwer beeindruckt. Kurzerhand nahm er Kontakt zu ihm auf und erklĂ€rte ihm, dass es eine Ehre sei, mit ihm zusammen zu arbeiten. Wie es das Schicksal wollte, war Travis Smith ein Fan der Band und so begann eine Zusammenarbeit, die bis heute andauern sollte.
âTonightÂŽs Decisionâ
In der Biographie von KATATONIA, dĂŒrfte dieses Album problemlos de Preis fĂŒr das beste Cover gewinnen. Gleichzeitig fĂ€ngt es die AtmosphĂ€re des Album perfekt ein, das eine Weiterentwicklung zum VorgĂ€nger zeigt. Stolpert `For My Demons` zu Beginn unbeholfen aus den Boxen, krallt sich der Song schnell ins LangzeitgedĂ€chtnis. Die unvorhersehbaren Riffs wechseln sich mit leichten Synthesizer Arrangements ab und werden von Jonas` charismatischer Stimme und einem optimalen Drumming unterstĂŒtzt. Auch wenn man mittlerweile stellenweise weiĂ, welchen Stil die Jungs fahren, so ist kein Song vorhersehbar. `I Am Nothing` stolpert ebenfalls aus den Boxen, um den Hörer in die Irre zu fĂŒhren. Eingestreute Details veredeln die Spieldauer und werden von knackigen Zwischenparts unterbrochen, die jedem Rock und Metal Fan gleichzeitig ein Dauergrinsen bescheren. EingĂ€ngig geht ĂŒbrigens auch, wie `In Death A Song` eindrucksvoll unterstreicht. Erstaunlich, wie die hypnotischen Riffs eines âBrave Murder Daysâ in die LĂ€ssigkeit eines Rocksongs eingebaut werden. SpĂ€testens hier weiĂ man, dass man sich von dem reinen Metal abgewendet hat und seinen eigenen Stil kreiert hat und an diesem leidenschaftlich feilt. Leichte Doom Anleihen gibt es zwar auch noch, die auch von dem typischen Tapping und Halleffekt untermauert werden (`Had To Leave`) , wobei es hier extrem abwechslungsreich zugeht. Allerdings kommen einige jazzige EinflĂŒsse rĂŒber (`This Punishment`), mit denen ich nicht wirklich was anfangen kann. Zum GlĂŒck versöhnt mich `Right Into The Bliss` schnell wieder mit meinen hypnotischen Riffs, die ich so sehr liebe. Man spĂŒrt, wie sich der Stil in den Herzen der Bandmitglieder festgesetzt hat, denn `No Good Can Come Out Of This` wird so selbstverstĂ€ndlich und routiniert dargeboten, als gĂ€be es die Band bereits seit zig Jahren. OhrwĂŒrmer (`Strained`) und ruhige Passagen (`A Darkness Coming`) gibt es hier auch und so wird auf dem Album jener Stil fest einzementiert, den man auf dem VorgĂ€nger noch gesucht hat. SpĂ€testens hier hört das Schubladendenken beim Stil auf und die neue Ăra dieser Band wird nicht eingelĂ€utet- sie wird abgefeiert.
Die Jahrtausendwende sollte ein guter Start fĂŒr die Band werden, denn mit einem kompletten Line Up im RĂŒcken, lĂ€sst sich besser planen. Hinzu kam der Luxus, dass man sich beim Songwriting nicht auf die FĂ€higkeiten des Drummers einstellen musste, sondern frei los schreiben und sich sicher sein konnte, dass Daniel einen guten Job abliefert. Dadurch buddelte man sich tiefer in seinem Kosmos ein und schraubte an komplexeren und vielschichtigeren Arrangements. Leider hatte man keinen Proberaum und so traf man sich zum ersten Proben direkt im Sunlight Aufnahmestudio, wo auch direkt das neue Album aufgenommen werden sollte. Daniel kam mit dem Zug an und hatte absolut keine Kohle, nicht einmal fĂŒr ein Paar Drumsticks. Kurzerhand grub Jonas seinen Keller um und förderte ein paar Drumsticks zutage, die er 1991 gekauft hatte und die bereits abgegriffen waren. Dennoch war es fĂŒr Daniel kein Problem, das komplette Album mit diesen Sticks einzuhĂ€mmern. Jonas und Anders arbeiteten zu dem Zeitpunkt auf Teilzeit bei der Post und fuhren abends mit dem Fahrrad ins Studio, um das Album fertig zu stellen. Man riss sich den Arsch ab, glaubte jedoch fest an dieses Album; manchmal kam es vor, dass bereits eine andere Band im Studio war und so musste man unverrichteter Dinge nach hause fahren und so lange warten, bis der Anruf kam, dass das Studio wieder frei ist (was meistens nachts war). Aufgenommen, danach wieder ins Bett und nĂ€chsten Morgen wieder arbeiten; alles andere als ein Rockstar Leben, wie man es sich vorstellt. Auch die technischen Voraussetzungen waren nicht optimal; das AufnahmegerĂ€t verzieh keinen Fehler und wenn man sich verspielt hatte, musste der komplette Song nochmal neu eingespielt werden (was oft vorkam). Auf diese Weise quĂ€lte man sich zwar durch die Aufnahmen, wuchs jedoch in seinen FĂ€higkeiten als Musiker. Unterbrochen wurde das Ganze durch eine Tour mit Opeth, die man auch fernab jeder Rockstar AttitĂŒden bestritt. Man fuhr mit dem Zug und schleppte seine Instrumente und persönliche Sachen selbst mit. Auch kleine Pannen gab es, so dass man mal keinen Sitzplatz mehr bekam und sich mit drei Leuten auf dem Klo einschloss, damit man Platz hatte. Auch Hotelzimmer gab es nicht fĂŒr die Jungs und so schlief man im Bahnhof, wĂ€hrend man auf den Zug wartete. Man reiste nach Polen und zum ersten Mal in die USA, dessen Gig den Jungs alles abverlangte; keine gescheiten Instrumente und null BĂŒhnensound waren die besten Voraussetzungen, um den schlechtesten Gig ever abzuliefern.
âLast Fair Deal Gone Downâ
Der erdige und gleichzeitig wuchtige Sound, die vielschichtigen und doch eingĂ€ngigen Songs und ganz groĂes GĂ€nsehautkino. Was braucht es sonst noch, um ein ultimatives Album abzuliefern? Die ersten 2 Minuten von `Dispossession ` zaubern auch heute noch eine GanzkörpergĂ€nsehaut auf den Körper und lassen gleichzeitig die RĂŒbe kreisen. Man spĂŒrt, dass KATATONIA sich in ihre eigene Welt vergraben haben, lassen aber derart intensiv arrangierte Songs von der Kette, dass man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. WĂ€hrend sich `Chrome` noch leicht ins VorgĂ€ngeralbum krallt, spĂŒrt man bei `We Must Burry You` gleich mehrere EinflĂŒsse (unter andrem Tool und A Perfect Circle), die jedoch nicht wetteifern, sondern symbiotisch aus den Boxen flieĂen. `Teargas` lieĂ mich beim ersten Mal hören ehrfĂŒrchtig auf die Knie sinken und mich heute noch gepflegt ausrasten; wie kann man einfĂŒhlsames Riffing mit knackigen AusbrĂŒchen derart perfekt kombinieren und gleichzeitig eine charismatische Stimme oben drauf setzen? Mal flieĂend, dann progressiv und verschachtelt, so prĂ€sentiert sich `I Transpire`, wĂ€hrend man bei `TonightÂŽs Music` klare Stellung bezieht: das ist unser Stil, wir haben ihn erschaffen und werden ihn verteidigen! Eine nachdenkliche Symbiose aus Metal, Rockarrangements und Moshriffs, die ihres gleichen suchen.
Wenn Paradise Lost in die Moderne ĂŒbersetzt werden sollten, klingt es von den Gitarren nach `Clean Today`. Allerdings mĂŒssen sie sich die Reise mit Tool teilen, die hier einen klaren Einfluss haben. `The Future Of Speech ` ist nicht nur durch seine optimalen Arrangements ergreifend, sondern entblöĂt auch Jonas` Stimme, die mittlerweile eine GesangsqualitĂ€t angenommen hat, die in der Szene einzigartig ist. `Passing Bird` ist der optimale Sound einer schummrigen Bar, in der sich kaputte Seelen versammeln, wĂ€hrend mich `Sweet Nurse` in ein Kopfkino transportiert, in dem ich als Patient in einem Krankenbett liege und mich nicht bewegen kann. In meiner eigenen Welt gefangen ist sie die einzige, die ich von der AuĂenwelt in meinem Zustand der Katatonie wahrnehme; spĂ€testens mit diesem Song wird mir die wahre Bedeutung und Wirkung des Bandnamens bewusst. `DonÂŽt Tell A Soul` ist der einzige Abschluss eines Albums, der mich aufgrund seines jazzigen Beginns nicht sofort packt. Egal, zur Not gleich noch einmal das ganze Album, denn SchwĂ€chen, Langeweile oder vorhersehbare Arrangements gibt es hier nicht. Definitiv ein ganz groĂes Meisterwerk in der Karriere von KATATONIA!
Die RĂŒckkehr zur HĂ€rte
2001 sollte ganz im Zeichen von Touren stehen; nach dem Auftakt zum Label Festival Peacefest ging es in nach Holland, in die TĂŒrkei und schlieĂlich auf Europatour, gemeinsam mit Opeth und Novembre. Ich erinnere mich daran, sie damals zum ersten mal live gesehen und spĂ€ter backstage getroffen zu haben. Es war in Essen in der Zeche, wo man gemĂŒtlich von auĂen zum Tourbus laufen und mit den Bands quatschen konnte. Der Auftritt war gut, auch wenn ich KATATONIA in erster Linie nicht als live Band sah. Jonas` intovertierte Art wechselten sich mit AndersÂŽ dynamischem Headbanging gut ab, war aber in Sachen BĂŒhnenshow eher unspektakulĂ€r. DafĂŒr knallten die Songs von der ersten bis zu letzten Sekunde und genau das war es, was mich damals sehr beeindruckte und mir die Erkenntnis schenkte, dass in erster Linie die Musik und nicht die Verpackung sprechen sollte. SpĂ€ter hat man noch gemĂŒtlich auf dem Parkplatz gequatscht und Bier getrunken, wĂ€hrend ich mein erstes Autogramm bekam, auf das ich noch bis heute stolz bin. Sie waren entspannt und sehr nett, was sich in spĂ€teren Treffen auch nicht Ă€ndern sollte.
Nach der Tour sollte es ans Songwriting gehen, dass dieses Mal mit moderneren Mitteln stattfand. Man hatte ein Macbook und Cubase, wo man die ersten Ideen aufnahm und arrangiert. Jonas und Anders beschlossen, sich 8 Stunden pro Tag an die Musik zu machen. Meistens traf man sich jedoch morgens zum quatschen, glotze Filme oder trank einige Bierchen. Nachts allerdings lief man kreativ zu Hochformen auf. Jeder Song des neuen Albums wurde in der Nacht geboren. Danach ging es ins Studio, wo man dieses Mal alles selbst machen wollte. Anders arbeitete sich in das Cubase Programm ein und erzielte sehr gute Ergebnisse. Allerdings fehlten ihm die Erfahrung, einen guten Gitarrensound zu mischen und so wurden Bass und Gitarren vorab durch einen digitalen VerstĂ€rker aufgenommen. Auch die Drums erwiesen sich als problematisch zum Aufnehmen. Als die gebuchte Zeit im Studio sich dem Ende zuneigte, entschloss man sich vor lauter Verzweiflung Dan Swanö anzurufen und um Rat zu fragen. Dan arbeitete zu jener Zeit in einem Plattenladen und kannte jemanden, der ihnen weiterhelfen könnte: Jens Bogren, der spĂ€ter als AushĂ€ngeschild fĂŒr groĂartige Produktionen (u.a. Dimmu Borgir, Amorphis) werden sollte. Sie trafen sich gemeinsam mit Dan und Jens und man entschloss sich, die Arbeit aufzuteilen. Jens kĂŒmmerte sich um den Mix, wĂ€hrend Dan am Schlagzeugsound werkelte, was das Album vor einem Desaster bewahrte.
âViva Emptinessâ
Bereits im Vorfeld kĂŒndigte man die RĂŒckkehr der Double Bass an, was fĂŒr Vorfreude im Fanlager sorgte. Sollten alte Tugenden im Sound von KATATONIA ihre RĂŒckkehr feiern? `Ghost of the Sun ` preschte die Antwort direkt ins Gesicht und sollte das AushĂ€ngeschild werden, das den neuen Sound beschreibt; melancholisch und gleichzeitig aggressiv. `Sleeper` klingt wie eine weitergefĂŒhrte Antwort des VorgĂ€ngeralbums; cleane Riffs, klagende Vocals und einbrechende GitarrenwĂ€nde, die den Hörer inmitten eines Ausbruchs begraben. `Criminals` wird durch eine Basslinie eingeleitet und nimmt mit Jonas` Vocals den Hörer bei der Hand. Auch hier wird ruhig durch den Songs geschritten, ehe es zum Ausbruch kommt; ein Rezept, das sich durch das Album durchziehen soll. `A Premonition ` zeigt eine Band in Höchstform, denn die GĂ€nsehaut zieht sich durch den gesamten Song; melancholische Arrangements und Ruhe gleiten durch die Boxen, zeigt nur im Mittelteil seine ZĂ€hne, die es fest ins mentale Fleisch grĂ€bt, um den Hörer danach wieder ein ein friedliches Schweben zu entlassen. Ehrfurcht fordert der Song ein, Staunen bekommt er obendrauf.
`Will I Arrive ` kracht aus vollem Lauf in die Fresse und spiegelt jene Wucht wider, der sich der wachsende Trend des Nu Metals bedient, nur halt in besser. Zwischendrin gibt es noch die einprĂ€gsamen Vocals von Jonas zu bestaunen, ehe das Riff wieder alles im Umkreis der Boxen zerstört. Keine Ahnung, wer die Bongos zu Beginn von `Burn the Remembrance `eingebaut hat, aber die Idee ist schlichtweg genial, wenn man sie mit AndersÂŽ charismatischem Gitarrenspiel kombiniert. Statt ausschlieĂlich auf den Mix Hart und Zart zu setzen (inklusive dezent eingestreute Elemente), garniert man alles mit einem Drumming, das einfach nur genial ist. Auch ein hypnotisches Riff bis zum Schluss durchspielen funktioniert genauso wie zur âBrave Murder Dayâ. Je lĂ€nger man das Album hört, desto mehr staunt man, zu was diese Band in der Lage ist. Man konnte den VorgĂ€nger durch innovative Ideen, intensiverer Symbiose beim Songwriting und frischer HĂ€rte toppen und seinen Sound verfeinern. Ganz ohne Jazzeinschlag kommt das Album leider nicht aus, und so schleiche ich mich immer wieder an ` One Year from Now ` vorbei, um mich am Pitgarant `Walking by a Wire ` zu erfreuen. `Complicity ` und `Evidence` sind Dauerbrenner im Ohr und im Lautsprecher, wĂ€hrend das ruhige `Omerta` ein Klagelied in einer Bar sein kann, bei dem man seinem alten Freund (oder seiner jĂŒngeren Persönlichkeit) wieder begegnet. `Inside the City of Glass ` ist der charismatische RausschmeiĂer, der instrumental KATATONIA in Topform zeigt.
Der Name des Albums âViva Emptinessâ ist fĂŒr mich persönlich Programm;ich war inmitten einer Ausbildung, die ich hasste und kurz davor war abzubrechen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich im (damals aufstrebenden Internet) einen Aufruf der Band gesehen hatte; âBeschreibe die Musik von Katatonia und gewinne eine exklusive EP, mit drei neuen Songs vom Album.â Welche Worte ich genutzt habe weiĂ ich nicht, aber ich weiĂ noch sehr gut, wie ich einige Wochen spĂ€ter völlig verdutzt einen Brief öffnete und die EP rausfiel. Ich konnte mein GlĂŒck nicht fassen und hörte sie, bis mir die Ohren bluteten. Als das Album rauskam, schmiss ich es zum ersten mal in meinen CD Player im Auto auf dem Weg zu meiner (damals verhassten) ArbeitsstĂ€tte. Alleine das `Ghost of the Sun ` zu Beginn lieĂ meinen Körper voller Adrenalin laufen und gab mir ein GefĂŒhl, alles schaffen zu können. Es dauerte lediglich wenige Songs, bis ich wusste âDu brichst diese Scheisse nicht ab;du ziehst den Rotz bis zum Ende durch, egal wie hart es noch werden wird!â. Ganze 1,5 Jahre sollten ins Land ziehen, in denen ich eine sehr finstere Zeit durchmachen sollte; viele Steine wurden mit in den Weg gelegt und es schien, als wĂŒrde sich alles gegen mich zu verschwören. Dennoch zog ich alles durch und am Ende der Ausbildung stand ich mit einem (eher schlachten) Ergebnis da, bekam aber einen neuen Job angeboten, der mein neues Lebenskapitel öffnen sollte. Ich denke nicht gerne an diese Zeit zurĂŒck, aber der Moment, in dem ich die âViva Emptinessâ zum ersten mal hörte, wird immer einen Platz bei mir haben.
Von hart zu kalt
Kurz nach der Veröffentlichung sollte es auf eine 7 Wochen lange Tour gehen. Eigentlich eine groĂartige Sache, wenn Jonas nicht gerade frisch gebackener Vater eines 2 monatigen Sohnes wĂ€re. Auch Daniel und seine Freundin erwarteten ein Kind, so dass die Tour zwar gut war, aber fĂŒr einzelne Mitglieder (verstĂ€ndlicherweise) in den Hintergrund der PrioritĂ€ten rĂŒckte. Bei der RĂŒckkehr stellte sich eine ungewöhnliche Stille bei Anders ein. Er kapselte sich zunehmend ab und schien frustriert. Jonas und er setzen sich zusammen und es stellte sich heraus, dass Anders frustriert ĂŒber die Situation mit KATATONIA war. Er wollte mehr touren und Videos drehen, aber das Label bremste ihn aus. Auch die Tatsache, dass viele Leute KATATONIA als groĂartige Studioband, aber als langweiligen Live Act sahen, machten ihm zu schaffen. Die TĂ€tigkeit als inofizieller Bandmanager frustrierte den Musiker in ihm derart, dass er daran dachte, das Handtuch zu werfen. Der Konflikt zwischen seiner Person als Manager und ihm als Musiker war hart, mĂŒndete jedoch in der Entscheidung, von nun alle Management TĂ€tigkeiten selbst zu machen. Es ist der (eher untypischen) Ăberredungskunst von Jonas zu verdanken, dass er der Band erneut eine Chance gab. Danach kĂŒmmerte sich Anders um alles: er entwarf das Merch, organisierte Auftritte, kĂŒmmerte sich mit dem Webmaster um die Website und klĂ€rte alles, was die Band betraf selbst.
2004 sollte das Jahr des Tourens werden; nun war man im Leben eines Rockstars angekommen, allerdings ohne Reichtum. Man organisierte alles selbst, spielte Gigs und feierte ausgiebig. Auch auf dem Summer Breeze traten sie auf, wo ich sie live sehen konnte und der Eindruck leider bestĂ€tigt wurde; geile Songs, austauschbare BĂŒhnenshow. Egal, spĂ€ter wurde noch etwas geplaudert und die âSaw You Drownâ EP unterschrieben, fĂŒr die mir ein anderer Fan sein Auto, seine Freundin und 250 ⏠anbot. Es wĂ€re bestimmt ein schöner Abend geworden, aber letzten Ende habe ich die EP immer noch im Schrank stehen und ich habe mit dem Typen lieber gesoffen und seine Beziehung gerettet. KATATONIA zogen die Tour durch und feierten am letzten Abend derart ausgiebig, dass sie von einem Fan ins Hotel gefahren werden mussten. Ein Jahr spĂ€ter ebbte das Touren ab und man begann an den Arbeiten zum neuen Album. Dennoch gab es einen Gig in Griechenland, den die Truppe unter glĂŒhender Hitze abriss. AnschlieĂend ging es in den Backstage Bereich, wo die Jungs derbe feierten. Irgendwann wurde der Bereich umgebaut, weil Dio (der ebenfalls dort auftrat) Geburtstag hatte. Lediglich Daniel traute sich an seine TĂŒr und klopfen und um ein Foto zu bitten. Trotz seiner MĂŒdigkeit kam Dio raus fĂŒr einige Gruppenfotos und erfĂŒllte dem einen oder anderen Bandmitglied damit einen Kindheitstraum. Danach ging es wieder diszipliniert ans Songwriting und man buchte ein neues Studio. Fascination Street sollte der Geburtsort fĂŒr den Nachfolger werden, wo Jens Bogren bereits wartete. Mittlerweile hat man einiges an Erfahrung auf dem Kerbholz und so liefen die Aufnahmen relativ flĂŒssig. Hinzu kommt das perfektionistische Auge von Jens, das keinen noch so kleinen Schnitzer zulĂ€sst. Das Ergebnis wird bis heute noch als eines der groĂen Referenzwerke gefeiert.
âGreat Cold Distanceâ
Nachdem man sich emotional ausgetobt hat, geht es mit dem aktuellen Album deutlich klinischer und kĂ€lter zur Sache. Allerdings nicht von der Technik, sondern tatsĂ€chlich vom GefĂŒhl her. `Leaders` spricht dabei eine klare Sprache und spielt sich distanziert von jeglicher Erwartungsebene ab. `Deliberation ` umgarnt anfangs den Hörer, lĂ€sst ihn jedoch in einer kahlen Welt zurĂŒck, in der er sich zurecht finden muss. Keine sofort zĂŒndenden Riffs, null Orientierung und auch teilweise der Gedanke, dass sich KATATONIA zu weit von der eigenen Erwartungshaltung entfernt haben. Da rumpelt es mal an der Gitarre (`SoilÂŽs Song`) , fehlgeleitete Aggressionen suchen sich im Irrgarten einen Weg aus den Boxen (`Consternation `) oder lockt den Hörer mit den ersten KlĂ€ngen, um ihn danach wieder in die Ungewissheit zu schmeiĂen (`Rusted`). Nicht Fisch, nicht Fleisch, auĂer dem zugĂ€nglichen `My Twin`., also was soll man mit dem Album?
Die Antwort lautet: durchhalten! Irgendwann im Laufe des (mehrfachen) Durchgangs, krallt sich eine kleine Textpassage ins Hirn fest (`July`), entblöĂt das verschachtelte Songwriting ein geiles Riff und Doublebass (`Increase`) oder lĂ€sst den Hörer im Strom der Gesangslinie in ein weiches (dunkles) Kissen fallen (`In the White `). Erst dann ist man bereit, die vorangegangenen Songs nochmal zu hören, und siehe da, das Kochrezept geht auch hier auf und belohnt den Hörer mit richtig intensiven Momenten. KATATONIA verlangen dem Hörer hier einiges ab, belohnen jedoch die Suche mit Songs, die sich nahtlos in die GroĂtaten dieser Band einreihen. Die Arrangements sind extrem clever gesetzt und auch die Tatsache, dass man mit dem Album erneut komplett ĂŒberrascht, ohne seinen Stil zu Ă€ndern, zeigt eine Bandentwicklung, der besonderen Art. Der Albumtitel könnte passender nicht sein, denn die kalte Distanz beherbergt nicht GleichgĂŒltigkeit, sondern sehr viel Herzblut, packende Songs und extrem groĂes Kopfkino. Man muss sich nur die Zeit nehmen, um sich das alles zu erarbeiten.
Im Alleingang
Im Anschluss an den Release ging es auf (u.a. mit Moonspell) auf Tour. Es sollte organisatorisch bergauf gehen, denn man fand mit The Agency Group endlich einen Kooperationspartner, der sich mit Herzblut um die Belange der Band kĂŒmmerte und Anders entlastete. Auch die Beziehung zu Peaceville wurde gekittet, was man nicht zuletzt an der Produktion der Videos erkennen konnte. Als Travis Smith das Cover gestaltete fiel auf, dass der ursprĂŒngliche Schriftzug nicht die klinische Botschaft transportierte. Daher entschied man sich fĂŒr ein neues Logo, das schlicht und direkt ist. Mittlerweile hatte man an der BĂŒhnenperformance gefeilt und erstmals sogar ein Backdrop, Seitenflaggen und das eigene Logo auf dem Drumkit. Somit sah man nicht nur cool aus, sondern machte endlich auch live einiges her. Es ging bergauf und man bekam endlich die Aufmerksamkeit, auf die man jahrelang hin gearbeitet hatte. Es folgten einige weitere Konzerte, ehe 2008 auch die persönlichen LebensumstĂ€nde hinzukamen. Jonas erwartete ein weiteres Kind und auch bei Daniel kĂŒndigte sich erneut Nachwuchs an. Hinzu kam, dass Anders keine Ideen fĂŒr ein neues Album hatte, was die Band ausbremste. So entschloss sich Jonas kurzerhand in jeder freien Minute an Songs zu feilen, was ihm schwer fiel. SchlieĂlich hatte er es stets mit Anders gemeinsam gemacht. Die ersten Ergebnisse schickte er an den Rest der Band, die ihn ermutigte, weiter zu machen. Von da an lag das Schicksal der neuen Platte in Jonas` HĂ€nden. Er war sich darĂŒber bewusst und tat alles, um diese zu verwirklichen. Er setzte sich mit Frank Default in Verbindung, der bereits einige Keyboards auf dem VorgĂ€ngeralbum beigesteuert hatte. Gemeinsam verschanzte man sich in das Ferienhaus von Jonas` Eltern, um sich von der AuĂenwelt abzukapseln (wie man es bereits 18 Jahre zuvor zu Demozeiten gemacht hat). Anders und Daniel kamen hinzu und man arrangierte am Computer einige Songs, um ihnen spĂ€ter Leben einzuhauchen. Ganze 9 Monate verbrachte Jonas damit, die Entstehung des Albums zu betreuen. Im Studio experimentierte man mit vielen Effekten und er musste einige Gitarrenlinien selbst einspielen, weil es zu lange gedauert hĂ€tte, sie Anders beizubringen. Letzten Endes funktionierte es und jeder spielte seinen Part ein, der abschlieĂend gemischt wurde. Der Albumtitel âNight Is The New Dayâ könnte fĂŒr den Aufwand und die leidenschaftliche Hingabe von Jonas nicht passender sein.
âNight Is The New Dayâ
Nach dem sperrigen VorgĂ€nger, eröffnet `Forsaker` mit ĂŒberraschend frischer HĂ€rte ein Album, das wieder zugĂ€nglicher sein soll. Man kommt hier schnell auf den Punkt und garniert die HĂ€rte mit sphĂ€rischen Keyboards, was ein Gothic 2.0 GefĂŒhl hinterlĂ€sst. Man spĂŒrt, dass die Band ihre Erfahrungen und Routine in das Songwriting einflieĂen lassen, hĂ€lt allerdings auch an alten Tugenden (Wechselspiel von hart und zart) fest, ohne an Ăberraschungen zu sparen. In erster Linie gibt es hier tonnenweise Synthesizersounds neu zu entdecken, die das Album teils tragen, teils verfeinern. Gemeinsam mit Jonas` charismatischer Stimme und den geschickt platzierten GitarrenwĂ€nden, gleiten die Songs schneller ins LangzeitgedĂ€chtnis. Manchmal schĂŒchtern introvertiert (`Onward into battle `), dann wieder in allen Facetten strahlend (`Nephilim `) oder auch mal explodierend (`Day & then the Shade `), KATATONIA machen alles, um ihre StĂ€rken zu bĂŒndeln und auf Platte festzuhalten. Dieses GefĂŒhl ĂŒbertrĂ€gt sich sofort auf den Hörer und wer auch nur ansatzweise was mit der Band anfangen konnte (egal welche Ăra), dĂŒrfte schnell von diesem Album eingesogen werden.
Man hatte ein neues Album im GepĂ€ck und begann eine Zusammenarbeit mit Northern Music Company, die bereits Paradise Lost betreuten. Das eröffnete der Band mehr Möglichkeiten zu Touren; auch Peaceville wollten nun alles in die Waagschale werfen, um KATATONIA weiter zu pushen. Was gut fĂŒr die Band ist, ist jedoch manchmal schlecht fĂŒr die Mitglieder, denn jeder stand nun vor der Entscheidung, 100% in die Band zu investieren, oder einen anderen Weg zu gehen. Jonas, Anders und Daniel entschieden sich dafĂŒr, alles fĂŒr die Band zu opfern. Fredrik und Matias wollten es ebenfalls, allerdings lieĂen ihre LebensumstĂ€nde dies nicht zu. Eine Familie und einen festen Job gibt man nicht einfach so auf und so entschlossen sich beide fĂŒr ihre Familie. Auch wenn die Trennung fĂŒr alle hart war, so ist es die verstĂ€ndlichste Lösung fĂŒr alle Beteiligten gewesen. Als Ersatz an der Gitarre wurde der langjĂ€hrige Gitarentechniker Per âSodomizerâ Eriksson verpflichtet, der auch mit Jonas und Anders bei BLOODBATH spielte. Am Bass wurde Niklas âNilleâ Sandin rekrutiert, der bei Amaran gespielt hatte, bevor sie sich auflösten. Mit dieser Besetzung sollte 2010 das Jahr mit den meisten Touren und ausverkauften Shows werden (98 Shows in 9 Monaten).
Ich erinnere mich ganz genau an das Rock Hard Festival 2010; ich war krank und wollte aber unbedingt auf das Festival, weil so viele geile Bands spielten (u.a. KATATONIA). Also kurzerhand ins Auto gesprungen und dann doch zum Amphitheater nach Gelsenkirchen. Es sollte genau einen Tag dauern, ehe ich wieder Fieber bekam, aber einen besonderen Gig konnte ich noch mitnehmen, und zwar den von KATATONIA. Es war bereits lange her, das ich die Truppe live gesehen hatte (ich glaube es war 2004 auf dem Summer Breeze), aber die Entwicklung stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben; cooles Backdrop, geiler Sound und als sie direkt zu Beginn `Forsaker` auf die Meute loslieĂen wurde mir schnell bewusst, daĂ sie endlich auch eine geile Live Band geworden sind! Jonas introvertierter Gesang, Anders Ausraster an der Klampfe und das filigrante Schlagzeugspiel waren schon geil und wurden von den beiden NeuzugĂ€ngen sehr gut unterstĂŒtzt. Die Setlist bestand ausschlieĂlich aus Songs ab der âViva Emptinessâ Ăra und hatten eine entsprechende Durchschlagskraft. KATATONIA kamen, rĂ€umten den Tisch ab und gingen wieder und ich weiĂ noch wie sehr ich mich darĂŒber gefreut habe, dass sie endlich nicht nur im Studio, sondern auch live genial sind.
Immer weiter…
Man sagt, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Auf der Spitze des Erfolgs wurde ausgiebig getourt und danach eine (zum GlĂŒck nur kleine) Pause eingelegt, ehe man sich erneut ins Studio verschanzte, um am neuen Album zu arbeiten. Aber auch bei den Touren waren sich die Jungs nicht zu fein, einige Ăberraschungen einzustreuen; so wurden mal eben Songs aus der ersten Ăra gespielt, was sowohl Fans der âDance Of Dacember Soulsâ, als auch âBrave Murder Dayâ Fetischisten sehr erfreut hatten. Zuhause angekommen wurden die beiden âneuenâ auch ins Songwriting integriert, wobei Jonas und Anders weiterhin die Oberhand behalten sollten. Allerdings sollte es dieses Mal kein gemĂŒtliches Studio werden, sondern ein Rattenloch, indem man sich durch den Aufnahmeprozess quĂ€lte. Auch eine fest angelegte Deadline war neu und setzte die Band unter Druck, was die KreativitĂ€t jedoch nur weiter antrieb. Herausgekommen ist âDead End Kingsâ, das bereits die Weichen fĂŒr weitere progressive Elemente stellen sollte.
âDead End Kingsâ
An dieser Stelle könnte ich eine herrliche Rezension ĂŒber das Album schreiben. Allerdings wurde bereits eine veröffentlicht, die ich euch nicht vorenthalten möchte, da sie immer noch mit der frischen Begeisterung auf dem Bildschirm prĂ€sent ist.
Auch dieses Album wurde von den Fans begeistert aufgenommen, da es erneut ĂŒberraschte. Man hatte eine Mischung aus Finsternis und kalter GroĂstadtromantik erschaffen, die man nun mit einem ausgiebigem Tourplan untermauern wollte. 2012 rotierte das Album in Dauerschleife auf meiner Hochzeitsreise, wĂ€hrend ich Ende des Jahres mit meinem Kumpel Chris den Auftritt in Köln bewundern und mit den Jungs ein Interview fĂŒhren konnte.
Bereits beim Songwriting achtete man darauf, dass Dynamik vorherrscht. DafĂŒr nahm man auch mal in Kauf, dass unterschiedliche Elemente pro Song im Vordergrund standen und die Gitarren eher in den Hintergrund traten. Wenn man schon etwas unerwartetes raushaut, dann sollte man es auch gleich richtig machen und so war die Ăberraschung groĂ, als es einen kompletten Remix des Albums âDethroned And Uncrownedâ im Laden gab. Die Abkehr vom Metal wurde hier extrem deutlich, denn in erster Linie dominieren Streicher, BlĂ€ser, Pianos und Akustikgitarren. Wer sich einmal auf den Stil der Band festgefahren hatte, wurde erneut ĂŒberrascht und an einigen Ecken vielleicht sogar enttĂ€uscht. Fakt ist, dass das Remix Album die weitere Bandentwicklung ins Dunkel tauchte und niemand wirklich wusste, was als nĂ€chstes passiert.
Am wenigsten wusste die Band, in welche Richtung es gehen sollte. Neue Ideen fĂŒrs Album gab es teilweise, aber noch nichts konkretes. Was also macht man, wenn einem nichts neues mehr einfallen will? KATATONIA besann sich auf ihre alten Tugenden und blickte auf ihre Diskographie zurĂŒck. Eine weitere Tour lediglich mit altem Material wĂŒrde von auĂen wie eine Verzweiflungstat aussehen und auch keinen SpaĂ machen. Warum also nicht einmal eine groĂe Auswahl in ein akustisches Gewand kleiden und den Fans etwas anderes bieten? Mal im ernst, wer KATATONIA live gesehen hat, hat im Laufe der Entwicklung Vielseitigkeit erlebt; Black-/ Doom Metal, Dark Rock-/Metal, Progressive Rock und nun einmal als Akustikband.
NatĂŒrlich wollten Uli und ich uns das fĂŒr metalimpressions nicht entgehen lassen und so fuhren wir zur Christus Kirche nach Bochum (sehr geile Location ĂŒbrigens fĂŒr den Gig), um ein atmosphĂ€risches Konzert zu erleben und ein Videointerview zu fĂŒhren. Ich erinnere mich an meine NervositĂ€t, aber die Jungs waren genauso nett und entspannt, wie ich sie bereits kannte. Das Interview verlief gut und es gab auch ein schönes Foto vor dem Gig (nein, ich habe sie nicht mit Gewalt auf das Foto gezwungen). Im Anschluss gab es ein herrliches Konzert, dessen Bericht ihr HIER lesen könnt. GroĂer Wehrmutstropfen: aufgrund einer technischen Panne ist das komplette Videointerview auf dem Laptop zerstört worden. Bis heute trauere ich diesem Interview nach, denn ich habe es als sehr angenehm empfunden und die Jungs hatten einiges zu erzĂ€hlen. Shit happens. Das live Erlebnis sollte kurz danach auch auf CD unter dem Titel âSanctitudeâ erscheinen.
Im Jahr 2014 gab KATATONIA den Ausstieg von Schlagzeuger Daniel bekannt, der sich aus familiĂ€ren GrĂŒnden zurĂŒck zog. Sein Nachfolger wurde Daniel âMojjoâ Moilanen, der bereits in einigen Sessions ausgeholfen hatte. Aber auch an den Gitarren begann sich das Besetzungskarussel zu Drehen; Eriksson steigt aus und wird auf der Tour durch Bruce Soord und Tomas Ă kvik zeitweise ersetzt. Dennoch beginnt man mit dem Schlagzeuger an neuem Material zu arbeiten, das Fans erneut in VerzĂŒckung und Verwunderung stellen sollte. Produziert haben es Jonas und Anders im Alleingang, wĂ€hrend Jens Bogren erneut die Regie am Mischpult ĂŒbernahm
âThe Fall Of Heartsâ
âDas Album ist alles, was wir uns jemals zu Veröffentlichen ertrĂ€umt haben. Eine neblige, aber abenteuerliche Reise durch all das, was uns ausmacht.â Mit diesem Zitat der Band geht es ans erste Erkunden und begegnet `Takeover` der einen direkt mit Jonas` charsimatischer Stimme umgarnt, ehe es in progressiv verschachtelte Gefilde geht. Ehe ich Angst habe, dass die AtmosphĂ€re verschwindet, kommen jedoch die vertrauten Gitarren und SynthesizerbĂ€nke, die mich wieder auffangen. Generell arbeitet das Album sehr viel mit verschrecken und locken, wenn auch nicht gleich so extrem, wie die âGreat Cold Distanceâ. So versprĂŒht `Serin` den kompletten Charme dieser Band in einem modernen Soundgewand, die einerseits leicht zugĂ€nglich ist, aber dennoch die Erfahrung einer intensiven Bandgeschichte in sich trĂ€gt. Je weiter das Album voranschreitet, um so mehr Vertrautes erkennt man im Nebel. Viele Dinge sind vertraut, wirken jedoch neu arrangiert. Der Besetzungswechsel hat seine Spuren hinterlassen und so gibt es zwar viele Höhen und kaum Tiefen, aber der wirklichen Tiefgang, den man von KATATONIA kennt, ist nicht so hĂ€ufig prĂ€sent, wie beispielsweise bei âNight Is The new Dayâ. Es wurde mit sĂ€mtlichen Werkzeugen experimentiert, die sich in der Diskographie als wĂŒrdig erwiesen haben; sphĂ€rische Synthesizer, Wechselspielchen von hart und zart (sehr wenige), Tapping und Disharmonien. Allerdings sind die Songs auch teilweise recht lang geworden, so dass sich das GefĂŒhl der Routine eingespielt hat, und das kindliche Erkunden eher in den Hintergrund geraten ist. Man hat mittlerweile eine Ă€hnliche Karriere wie Opeth hingelegt, aber ich hoffe instĂ€ndig, dass die Reise nicht komplett in die gleiche Richtung geht, denn das wĂ€re fĂŒr mich null AmtopshĂ€re. âFall Of Heartsâ hat seine Höhepunkte und die âTiefpunkteâ sind lediglich gute Songs, statt groĂartige. Trotzdem bleibt das GefĂŒhl zurĂŒck ein Album auf dem Tisch zu haben, das KATATONIA ist, aber auch etwas andeutet, von dem man nicht weiĂ, was man davon halten soll.
Es folgte eine ausgiebige Tour, bei der man sich 2017 auch auf dem Wacken blicken lieĂ. Der Terminkalender war voll, man konnte aus den Vollen schöpfen und es lief gut. Videos wurden produziert, Interviews liefen und auf der Facebook Seite fĂŒllte sich Seite mit Fotos von Fans, Konzerten und Lobesbekundungen. Am 04. MĂ€rz 2018 erfĂŒllte ein simpler Post die Fans mit Angst; die Band nahm sich eine Auszeit! Durchaus keine ungewöhnliche Aktion, dennoch fĂŒrchtet man sich als Fan vor der Auflösung. Die GrĂŒnde dafĂŒr können vielfĂ€ltig sein: Familie, Stress, die groĂe Aufmerksamkeit oder was auch immer. Fakt ist, dass man sich mit seinen Posts danach immer nur sporadisch meldete mit Shirts, Fanfotos oder eben jenen Post, der dieses Special ausgelöst hat; die âDance Of December Soulsâ wird 25 Jahre alt. Jonas uns Anders spielen weiterhin bei BLOODBATH, da aus dem einstigen Fun Projekt eine ernst zu nehmende Band geworden ist. Was das fĂŒr KATATONIA bedeutet, steht erstmal in den Sternen.
Endtime
Neben den gĂ€ngigen Alben, gibt es auch noch einige Live Mitschnitte, eine (inofizielle) Demo von 1993 und auch diverse Maxis, die rares und intensives Material enthalten (bestes Beispiel: der Song `Unfurl`, der es auch in der Akustikversion auf die âSanctitudeâ) geschafft hat. Viele der B Seiten wurden spĂ€ter im Rahmen der Re-Releases veröffentlicht oder sind auf Special Editions oder der âBlack Sessionsâ zu finden. Ich habe diese Veröffentlichungen bewusst ausgelassen, um das ohnehin umfangreiche Special nicht noch mehr voll zu stopfen. Es ging lediglich darum, den Werdegang dieser groĂartigen Band einmal Revue passieren zu lassen, um die Wartezeit nach einem weiteren Lebenszeichen, oder dem endgĂŒltigen Aus zu verkĂŒrzen. Egal, in welche Richtung die aktuelle Auszeit gehen wird, Fakt ist, dass sich KATATONIA von ganz unten nach oben gekĂ€mpft haben und mit ihrer Symbiose aus HĂ€rte, Melancholie und Finsternis ihren Namen gemacht haben. Selbst in einer kreativen Sackgasse haben sich die Jungs als Könige erwiesen und sind auch lange (kalte) Distanzen gegangen, um ihre Form der Musik zu erschaffen. Ob es ein BegrĂ€bnis der Band werden wird, oder ob bereits im Hintergrund die Nacht erneut zum Tag gemacht wurde, um neue Songs zu schaffen, wird die Zeit zeigen. Egal in welche Richtung es geht, KATATONIA sind und bleiben jene Dezember Seelen, zu denen ich heute noch gerne tanz.
Thank you for the music and keep it rockin`!
Radu
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