European Apocalypse Tour 2018 – 01.12.2018 / Hamburg

Posted by Stefanie On Dezember - 12 - 2018

European-Apocalypse-Tour

Die Alsterdorfer Sporthalle füllte sich sichtlich gut und wie gewohnt – trotz Andrang – war es in den Gängen und Gassen unter den Metalheads wirklich entspannt. Das beruhigte natürlich etwas, denn bei anderen “Musikrichtungen” bringt selbst der Einlass in den Saal schon jeweils Stresspickel mit sich. Erstaunlich war ebenfalls die doch deutlich gute Nachfrage an den Merchandise-Ständen, denn hier war es proppevoll. Die Bierbecher des Abends waren ganz hübsch (u.a. mit den Köpfen Dimmu Borgirs verziert), aber dennoch rechtfertigten sie keine 3,00 € Pfand. Bedeutet dann immer gleich bei: „Drei Bier bitte“ … „Gerne, das macht dann 24,00 €“. Das war doch etwas zu hoch gegriffen. Auch eine Suppe für 5,00 € war gerade noch so „naja“ preislich gesehen.

47423875_2472645539419196_2607689015809277952_oDer Nebel war Motto des gesamten Abends und waberte durch die Sporthalle. Für Atemwegserkrankte schlicht nicht zu empfehlen. So konnte man hier und da tatsächlich nach den Gigs einige üble Hustenattacken vernehmen, was natürlich wiederum den Getränkekonsum ordentlich ankurbelte. In der Halle selbst war es bei der Enge dann doch etwas unangenehm, wenn man von links und rechts direkt immer und immer wieder angehustet wurde. Warum seit Jahren eigentlich ein Rauchverbot herrscht, erschliesst sich uns oftmals nicht wirklich, denn die Luft erinnerte doch stark an die die DDR – Mitte der 80er Jahre – direkt stehend vor einer Stahlkocherei.

Kommen wir aber nun zum eigentlichen Teil des Abends und zu den musikalischen Acts. Vorweihnachtlich war da ein fettes Päckchen geschnürt worden. Vier Bands aus den Bereichen Black Metal, Death Metal, Hardcore und Thrash Metal.

47229423_2472645716085845_8329435604202815488_oEs begann um 18:00 Uhr mit der Abteilung Death Metal. Es erschienen die Schweden von BLOODBATH. Klare Sache, hier war der Name Programm. Von daher erahnte man die Bandmitglieder anhand ihrer Silhouetten in roter Dunkelheit, gepaart mit einer ordentlich gewohnten Prise des immer wieder in Hamburg auftauchenden Show-Nebels. Am Anfang gab es dann auch vom Ton her einige kleine Probleme und so spielte sich die Band dann gut und gerne ab Song 3 bzw. 4 so richtig warm. Das war natürlich wirklich schade, denn wenn die Band eh nur 35 Minuten Spielzeit hat und es anfangs dann noch humpelt, bleibt dann nicht mehr so viel über. Alles in allem hatte man das Gefühl, diese Opener Band hätte in einem kleineren Club sicherlich besser gepasst und bekam daher auch irgendwie vom Publikum nicht die gebührende Aufmerksamkeit.

Setlist BLOODBATH:

Fleischmann / Let the Stillborn Come to Me / Outnumbering the Day / Chainsaw Lullaby / Eaten

47224423_2472645526085864_8383628329017671680_oNext Step HATEBREED: Auch hier beim Intro humpelten Ton und Strom irgendwie. Was die Vorgänger von Bloodbath zuvor nicht schafften, schafften nun aber Hatebreed. Sie nahmen das Hamburger Publikum von Anfang an mit voller Tube Hardcore mit. Sie sind großen Bühne gewohnt und können einfach auch Show. Frontmann Jasta schien sich sichtlich auf Hamburg gefreut zu haben und lud auch gleich die Hanseaten zum Elbriot 2019. Bei Hatebreed hatte man dann auch auf die roten Laternen verzichtet und die komplette Band war gut für jeden Besucher erkennbar. Hatebreed hatten eine Spielzeit von gut 40 Minuten. Sie kamen deutlich frischer rüber als der Opener und es war ordentlich Bewegung auf der Bühne. Selbst im hinteren Teil der Sporthalle konnte man gut den Sound der Amerikaner genießen. Alles in allem eine zweite gute Runde “Warm-Up”.

Setlist HATEBREED:

To the Threshold / As Diehard as they Come / This is now / Looking down the Barrel of Today / Doomsayer / Perseverance / Live for this / I will be heard / Destroy everything

47394736_2472650106085406_8866869182688395264_oNach einer erneuten Umbauphase ging es um 20:00 Uhr weiter mit der Fraktion Black Metal und den Headlinern aus Norwegen – DIMMU BORGIR. Hierauf hatten doch einige mehr gewartet. Das Licht ging aus und in Dunkelheit mit (na klar, wie sollte es anders sein) jeder Menge Nebel, erschienen Shagrath und Erkekjetter mit Gefolge in düsteren Kapuzen-Outfits. Sie begannen ruhig mit `The Unveiling‘, dem Opener ihres aktuellen Albums. Es folgten 70 Minuten Spielzeit, in denen das Publikum durch aktuelle Songs, aber mit Klassikern der alten Dimmu Borgir Zeiten beschallt wurde. Schauten wir uns um, blickten wir auf eine zufriedene Anhängerschaft des Black Metals. Man erlebte eine geniale Show, wie man sie eben von den Norwegern gewohnt ist. Viel Nebel, Dunkelheit, mystische Lichteinflüsse und sakrilege Bühnenbilder. Alles Seelenbalsam für den Black-Metal-Fan. Mit `Ḿourning Palace‘ beendeten die Norweger von Dimmu Borgir ihre Apocalypse des Abends und die Schwarzkittel-Fraktion des Metals war wieder einmal gesegnet durch die dunklen Mächte „on stage“. Kurzum: Dimmu Borgir liefern, ob nun seinerzeit mit Orchester oder Backround-Chor oder auch jetzt aktuell „more naked“ immer grandios ab und bringen das auf die Bühne, was ein Album von ihnen zuvor auf Plastik gepresst, versprach.

Setlist DIMMU BORGIR:

The Unveiling / Interdimensional Summit / The Chosen Legacy / The Serpentine Offering / Gateways / Dimmu Borgir / Council of Wolves and Snakes / Puritania / Indoctrination / Progenies of the Great Apocalypse / Mourning Palace

47505336_2472646206085796_4110652262005604352_oUm 21:40 Uhr folgten die weiteren Headliner dieser Tour – KREATOR. Mit den Thrash-Urgesteinen aus Essen gibt es musikalisch immer auf die Zwölf. Mit einem lauten Knall fiel der Vorhang und ab ging die Luzie. Es folgte das Intro per Projektor. Kreator waren an diesem Abend die Headliner im wahrsten Sinne des Wortes und bewiesen einmal wieder, dass sie ungeschlagen den besten Thrashmetal Europas mit sich bringen. Das was die Fans von Kreator vielen Jahren erwarten, bekommen sie auch mit jedem Auftritt. So wie auch an diesem Abend in Hamburg. Frei nach dem Motto “Who the fuck is Slayer” ballerte es dermaßen in der Alsterdorfer Sporthalle, dass es stellenweise zu Crowdsurfing kam und sich kleine Mini-Circle-Pits bildeten. Da denkt man doch eigentlich, wenn man zu einem Kreator-Konzert geht, dass eine Band nach so vielen Jahren Bühne endlich ein wenig ruhiger wird. Aber neee, gar nicht, eher das Gegenteil. Mille und seine Mannen sind ihr Geld wert. Diese Band ist kein ausgestopfter Mythos, hier geht das Geld, was der Fan für seine Thrasher zahlt, auch 1:1 in die Lärmtüte. Kreator liefern noch immer bestens ab – irgendwie wirken sie, wie frisch vom Motortuning kommend, mit Zielgerade Enddrehzahl. Dass nun immer – wie schon oft erlebt – Lametta aus Kanonen geschleudert wird, erschließt sich uns nicht. Das braucht doch kein Thrasher. Wie dem auch sei: Mit einer Spielzeit von ebenfalls 70 Minuten und einer hochkarätigen Setlist, verabschiedeten sich die Ruhrpottler und die Apocalypse nahm ihr Ende.

Setlist KREATOR:

Enemy of God / Hail to the Hordes / Awakening of the Gods / Gods of Violence / Satan is real / Phantom Antichrist / Fallen Brother / Flag of Hate / Phobia / Hordes of Chaos / People of the Lie / Violent Revolution / Pleasure to Kill

47384333_2472742622742821_5424966143536267264_oDas war nun also die EUROPEAN APOCALYPSE TOUR 2018 in Hamburg. Vier geile Bands, eine besser als die andere. Allerdings startete man leider – was den Schweden von Bloodbath nicht gerade in die Karten spielte – mit einem Soundmatsch und technischen Problemen, diese Probleme hielten bei Hatebreed noch an, waren dann aber bei den beiden Mainacts Dimmu Borgir und Kreator verschwunden. Auf jeden Fall ein dickes Lob an die Veranstalter dieser Tour. Eine erfolgreiche Mixtur, die ihres gleichen sucht und so in dergestalt noch öfter stattfinden sollte. Für uns vom Metal Impressions Magazine mit eines der besten Konzert-Events in 2018.

Berichterstattung & Photo-Credits

Dirk Jacobs

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INTERVIEW: ERADICATOR

Posted by Radu On März - 8 - 2018

Eradicator Band

Hallo Seba, erzähle uns etwas zur neuen Scheibe INTO OBLIVION.

Seba: Sehr gerne! „Into Oblivion“heißt unser neues Album, welches am 09.03.2018 erscheint. Es ist auf CD und LP erhältlich und umfasst 10 neue Songs, die zwischen Ende 2015 und Anfang 2017 entstanden sind. Wir haben uns für die Scheibe zum ersten Mal, nach langjähriger Zusammenarbeit mit Jörn Michutta, einen neuen Producer und ein neues Studio gesucht. Das lag daran, dass wir uns vorgenommen haben neue Erfahrungen zu machen und eingetretene Pfade bei der Vorgehensweise der Aufnahmen usw. zu verlassen. Martin Buchwalter ist also der neue Mann hinter dem Pult und in seinem Gernhart Studio ist Into Oblivion eingespielt worden.

Wie sieht Eure Vorstellung vom perfekten Sound aus?

Seba: Das kann ich ganz pauschal nicht beantworten. Viele meiner Lieblingsplatten und meiner Meinung nach, einige der am besten klingenden Platten, sind vollkommen verschieden. Wichtig ist, und das haben diese Alben alle gemeinsam, dass die aufgenommene Band als Einheit präsentiert wird. Ob wir von einer modernen Produktion sprechen oder von Material aus den 80ern, es ist wichtig, dass der Geist der einzelnen Musiker und der Band im Ganzen eingefangen und wiedergegeben werden. Mit welchen Equalizer Einstellungen das am Ende bewerkstelligt wird, ist erstmal zweitrangig. Mir war es als Künstler wichtig an diesem Prozess beteiligt zu sein, um durch Anregungen und Kritik das bestmögliche aus den Aufnahmen rauszuholen.

Wie entstehen eure Songs?

Seba: Früher haben wir wirklich sehr häufig geprobt, dabei neue Ideen gesammelt und kombiniert, um neue Songs zu schreiben. Seit etwa 5 Jahren proben wir nicht mehr sehr oft, da wir recht verstreut wohnen. Daher haben wir uns eine andere Vorgehensweise angeeignet. Bis auf den Titelsong habe ich alle Lieder auf Into Oblivion geschrieben. Wenn ich kreative Anwandlungen habe, dann nehme ich meine Ideen direkt auf. Kombiniere sie und versuche einen Song daraus zu machen. Dann produziere ich eine Demo, arbeite mögliche Schlagzeugparts aus und lasse so das Grundgerüst eines Songs entstehen. Das zieht sich manchmal über mehrere Wochen, weil ich beim Einspielen der Demo neue Ideen bekomme und teilweise alles über den Haufen werfe. Bei dem neuen Material hab ich sehr drauf geachtet, dass in Teilen der Songs genug Platz für die Gesangslinien bleibt. Da musste ich mich als Gitarrist hier und da schon etwas zurücknehmen. [Haha]

Habt ihr eine Tour in Planung?

Seba: Na klar! Am Tag der Veröffentlichung starten wir die „Backpfeifen Tour 2018“, wieder zusammen mit unseren Kumpels von Godslave! Die Termine führen uns wieder durch weite Teile der Republik und uns mit ERADICATOR sogar nach Schottland! Die genauen Daten findet man auf unserer Homepage.

Wie entstand das neue Video?

Seba: Wir haben über einen befreundeten Sozialarbeiter eine Anfrage bekommen bei einem Kultur-Förderprojekt mitzumachen. Seine Idee war es, für und mit uns ein Musikvideo produzieren zu lassen. Von der Idee waren wir natürlich sofort begeistert. Im Zusammenhang mit dem neuen Album hat das zeitlich dann auch perfekt gepasst. Mit Rainer „Zipp“ Fränzen hatte Jörn auch direkt den richtigen Mann für den Job an der Hand. Mit ihm zusammen haben wir dann ein Skript erarbeitet und unsere Möglichkeiten ausgelotet. Der Drehtag selbst war eine wirklich coole und neue Erfahrung für uns. Rainer hat uns einiges abverlangt, aber das hat sich wirklich gelohnt, denn das Ergebnis ist der Hammer geworden.

Was sind Eure musikalischen Vorbilder?

Seba: Als ich jünger war, habe ich mir über solche Fragen viele Gedanken gemacht. Wem eifert man nach? Wie kann ich so gut werden wie XY? Unsere Band soll klingen wie Z! Das ist zu Anfang einer Band sicherlich wichtig. Man muss, gerade wenn man keine Erfahrung hat, versuchen sich zu definieren und zu profilieren. Je länger ich Musik mache, desto weniger versuche ich anderen nachzueifern. Klar, es gibt Musiker und Bands die einen beeindrucken und im besten Fall inspirieren, aber ein Vorbild in dem Sinne, dass ich auch so sein will, gibt es nicht mehr. Schließlich gäbe es die Person dann ja schon. Natürlich würde ich gerne so gut singen können wie Matt Barlow und Gitarre spielen wie Marty Friedman, aber ich arbeite einfach weiter an mir und an der eigenen Band. Je mehr man sich selbst von solchen Zwängen löst, desto freier fühlt man sich und so findet man eher seine eigene Nische.

Was bedeutet Euch die Musik?

Seba: Für mich persönlich ist die Musik eine der wichtigsten Säulen meines Lebens. Nicht nur die eigene. Ich genieße es genau so sehr Musik zu hören, wie auch zu machen. Das ist einfach ein fester Bestandteil von mir und ich kann und will es mir nicht ohne vorstellen

Was erhofft ihr Euch von der Zusammenarbeit mit dem neuen Label?

Seba: Vor allem Unabhängigkeit! Denn Green Zone Musik ermöglicht es uns unsere eigenen Label Manager zu sein. Bernie und Mika von Godslave führen das Label in enger Zusammenarbeit mit mir. Auf diese Art konnten wir unsere Erfahrungen aus den Jahren im Business bündeln und für alle Seiten Vorteile daraus ziehen. Wir sind mit Herzblut dabei und es macht uns sehr viel Spaß das alles selber auf die Beine zu stellen. Klar, wir haben mit Gordeon und H’Art sehr gute Partner für Promotion und Vertrieb auf unserer Seite. Diese mussten aber auch erstmal von unserem Vorhaben überzeugt werden. Und die Ideen die diese Kombination zusammenhält, stammen alle von uns.

Wie seht ihr momentan die Musiklandschaft? Ist heute alles nicht mehr so wie in den guten alten 80ern wo die Bands noch einen hohen Status hatten?

Seba: Was sehr positiv ist: es gibt unglaublich viele gute Bands. Das bedeutet also, dass die Musik und Kulturlandschaft florieren. Ich habe sie zwar nicht ausgiebig erlebt, aber ihren Stand werden sich die Bands der 80er auch schwer erarbeitet haben. Der Ruhm und die Anerkennung die man teilweise entgegengebracht bekommt, sind sicherlich ähnlich. In vielen Teilen der Gesellschaft fehlt aber eine gewisse Wertschätzung gegenüber der Musik, nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als Produkt. In Zeiten von Online-Streaming und „Weg-werf-Mentalität“ wird es einem nicht gerade leicht gemacht die Musik als (kleine) Band zu finanzieren oder gar davon zu leben. Dafür kann man den Konsumenten nicht voll verantwortlich machen, denn dieser Umstand hat sich durch Technisierung und gesellschaftliche Entwicklungen so ergeben. Man kann aber daran appellieren die favorisierten Künstler durch Plattenkäufe und Konzertbesuche zu unterstützen! Wir freuen uns über jeden neuen Fan, den wir mit unserer Musik begeistern können!

Wo seht ihr Euch in 10 Jahren und was sind Eure Ziele?

Seba: ERADICATOR gibt es inzwischen seit 14 Jahren. Da sind wir sehr stolz drauf. Wir haben uns als Band, Musiker und Menschen in dieser Zeit entwickelt und Existenzen aufgebaut! Wir haben sehr viel Freude an dem was wir tun und ich gehe mal davon aus, dass sich das auch auf lange Sicht nicht ändern wird. Wir haben aber keine Zukunftsvision von uns vor Augen. Wir leben im Hier und Jetzt und machen einen Schritt nach dem Anderen. Die Musik ist ein wichtiger Teil von uns und wird es bleiben! Unseren geheimen Masterplan zur Weltherrschaft verrate ich natürlich nicht so leichtsinnig! [Harharhar]

Ihr macht alles selber. Wie motiviert ihr Euch immer wieder aufs Neue?

Seba: Da die Band für uns eine Herzensangelegenheit ist, brauchen wir uns gar nicht neu motivieren, sondern sind meist immer bei der Sache!

Wie bringt ihr Beruf, Privates und Musik unter einen Hut?

Seba: Vor allem, indem wir uns gegenseitig genügend Freiraum lassen. Aber es ist schon ein gewisser Grad logistischen Aufwands nötig, da Pitti in Koblenz, Zoppe in Paderborn, Robb in Winterberg und ich in Lennestadt wohne. Diesen Aufwand sind wir aber durchaus bereit einzugehen. Und was Proben und Konzerte angeht, beschränken wir uns ja meist auf’s Wochenende. Das passt schon alles!

Was bedeutet es Euch mit Eradicator unterwegs zu sein?

Seba: Wir erleben als Freunde und Band so einige Abenteuer, spielen Konzerte in fremden Städten (oder sogar Ländern) und können überall Publikum und Fans von uns begeistern. Mich persönlich macht das sehr glücklich. Natürlich ist es auch des Öfteren sehr anstrengend, aber es lohnt sich eigentlich immer!

Das Interview führte Stormrider

REVIEW: ERADICATOR

Posted by Radu On März - 8 - 2018

INTO OBLIVION

103301193ERADICATOR stehen für authentischen Oldschool-Thrash Metal, den sie seit Gründung der Band im Jahr 2004 atmen und zelebrieren! Die Kompositionen der klassischen Vierer-Formation zeichnen sich durch Abwechslungsreichtum und pure Spielfreude aus, sind mehr als eine Hommage an alte Heroen und klingen keinesfalls altbacken. Spielerisch fühlt man sich den rasiermesserscharfen Riffs der San Francisco Bay Area Thrasher wie Beispiel Testament oder Death Angel hingezogen. ERADICATOR scheuen aber auch nicht davor im Stil deutscher Genregrößen wie Kreator oder Destruction teutonische Urgewalten zu entfesseln und schaffen so eine individuelle Mixtur der Zerstörung.

Seit ihrem Debüt Album „The Atomic Blast“ im Jahr 2009 haben sich Seba Stöber (Vox/Gitarre), Robb Wied (Gitarre), Sebastian Zoppe (Bass) und Pitti Stöber (Drums) in der Szene einen Namen erspielt, der immer mehr Fans in seinen Bann zieht. Mit ihrem 2018 erscheinenden vierten Album „Into Oblivion“ wollen ERADICATOR sich selbst neue Maßstäbe setzen. Für die Produktion wurde Martin Buchwalter (Destruction, Tankard,…) engagiert, welcher die Band auf dem 10 Tracks umfassenden Longplayer in frischem Gewand präsentiert und prophezeit, dass hier mehr als nur alteingesessene Genre-Fans ihren Spaß haben werden.

In Zeiten von Populismus und Fake-News verzichten wir an dieser Stelle gerne auf die gewohnten und inzwischen eh abgenutzten Superlative. Fakt ist, ERADICATOR veröffentlichen ihr viertes Album „Into Oblivion“, erstmals unter dem Dach des neuen Labels Green Zone Music. Inhaltlich reflektieren die zehn frischen Tracks den Geist der Zeit. In den Texten von Songs, wie `Doomsday`, `Decadence Remains` oder `Read Between The Lies` werden aktuelle gesellschaftliche Missstände aufgezeigt und weltpolitische Gebaren infrage gestellt. Doch es geht nicht nur darum den Teufel an die Wand zu malen, denn die Spielfreude am Thrash Metal steht ganz klar im Mittelpunkt, was bereits zu Beginn der Scheibe durch `Moshproofed` definiert wird. „ERADICATOR“ haben sich noch nie Trends unterworfen und dies ändert sich auch auf „Into Oblivion“ nicht. Dass Seba, Robb, Zoppe und Pitti als Musiker und Komponisten gereift sind, wird man dem Quartett nach 14 Jahren Bandgeschichte wohl nicht absprechen können. Und so setzt sich die Verfeinerung und Definition des eigenen Stils auch auf Scheibe Nummer Vier fort. Für das Cover, welches die düsteren Lyrics und die Stimmung der Songs visuell unterstützt, ist Christian Bröhenhorst verantwortlich. Wer auf facettenreichen und authentischen Thrash Metal steht, dem sei die neue Scheibe der Sauerländer Formation ans Herz gelegt. Erhältlich wird ERADICATOR´s „Into Oblivion“ sowohl auf CD, LP und als Download sein.

ERADICATOR haben mit „Into Oblivion“ einen urgewaltiger Trip entlang des klassischen deutschen Thrash Metal und des Bay Area Thrash Metal mit sehr hohen Wiedererkennungswert geschaffen.
Eine atemberaubende Reise, welche die Epochen des Thrash Metal zu einer Symbiose verschmelzen lässt und setzen dabei dem ganzen einen besonderen Tupfer Eigenständigkeit auf.

„Into Oblivion“ ist ein herausragendes Album geworden, zählt schon jetzt zu den besten Thrash Alben des Jahres 2018 und sollte in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.
Absolute Kaufempfehlung!!!

6 von 6 Punkten

Stormrider

BLIND GUARDIAN SPECIAL

Posted by Radu On November - 23 - 2017

30 Jahre BLIND GUARIDAN

Tolkien, Stephen King, Michael Moorcock. Dies sind thematisch die wohl größten Einflüsse, die eine junge Band aus Krefeld einst inspiriert haben zu den Instrumenten zu greifen. Mittlerweile sind 30 Jahre vergangen; Grund genug einmal die Geschichte der blinden Wächter Revue passieren zu lassen. Dabei ist uns Marcus Siepen in einem entspannten Telefonat behilflich. Vorhang auf für BLIND GUARDIAN im Spiegel der Zeit.

BG Logo

Gleich zu Beginn ist ein Glückwunsch zur langjährigen Bandgeschichte angebracht.

„Ich muss sagen, wir denken nicht wirklich in diesen Kategorien. Es kommt vor, daß Leute uns darauf ansprechen wie „30 Jahre BG“ oder „20 Jahre Nightfall“. Dad enkt man aber gar irgendwie gar nicht darüber nach, wir sind mehr nach vorne orientiert. Blick nach hinten kann sehr schön sein , aber wir sind mehr nach vorne fokussiert. Es ist ein sehr schönes Gefühl, auf so eine lange Karriere zurückblicken zu können. Heutzutage bist du ja schon eine alte Band, wenn du fünf Jahre auf den Buckel hast. Da sind wir ja schon Dinosaurier. Es ist ein schönes Gefühl nach 30 Jahren noch am Start zu sein und relevant zu sein.“

Wir schreiben das Jahr 1983, in der Heavy Metal als Randerscheinung sein Dasein fristet. Die große Bandbreite der Gesellschaft zelebriert Popmusik und Anhänger des Metals werden von der großen Masse als asoziale Typen mit krankem Geschmack abgestempelt. Innerhalb der Metalszene frönt man jenen Bands, die heute Legendenstatus haben; kaum ein Jugendzimmer, das nicht mit Bruce Dickinsons Stimme beschallt wird, ohne ACDC Poster an der Wand auskommen und Black Sabbath haben gerade mal ein Viertel ihrer Besetzungswechsel am Mikro hinter sich. Langsam entstehen die ersten unterschiedlichen Stile, die man sowohl vom musikalischen, als auch von den Covern her erkennen kann. Kreator und Testament beispielsweise zelebrieren Thrash, während Running Wild und Helloween ihre Geschwindigkeitsgrenzen ausloten. Cannibal Corpse schockieren mit fiesen Covern und extremen Texten, während Metallica nicht nur durch ihren Namen, sondern aufgrund einer perfekten Setlist die Hallen füllen.

BG 1987
In diese Welt wird eine junge Band aus Krefeld hineingeboren, die auf den Namen Lucifer´s Heritage hört. Auch anno 2017 hat der Name nichts von seinem Charme verloren. „Angestaubt ist der Name nicht, ich mag ihn genauso wie damals“ erinnert sich Marcus Siepen „Mit unserem damaligen Namen sind wir in die falsche Schublade gesteckt worden. Viele Leute, die unsere Musik nicht kannten und nur unseren Namen hörten, haben uns in die Black Metal Schublade gesteckt, in der wir nicht reingehören. Uns ist schnell klar geworden, daß wir schnell einen anderen Namen brauchen. Wir mögen Schubladendenken generell nicht, aber dann in eine Schublade gesteckt zu werden, in die man gar nicht rein gehört, ist nicht schön.“

Man probt zusammen und wohnt teilweise in einem alten Kellerraum, den man sich mit einem fiesen Gummiteppich und Kellerasseln teilt. Hier entsteht die erste Demo und man will das erste Album aufnehmen. So betritt Lucifer´s Heritage das Aufnahmestudio, den es nie mehr verlassen soll. Drei Wochen Zeitfenster, um die Songs einzuspielen, können eine sehr lange Zeit ist sein. Man spielt also einfach drauf los und hofft, daß es besser klingt, als im Proberaum. „Wir sind noch als Lucifer´s Hertitage ins Studio gegangen, um die „Batallions“ aufzunehmen und saßen abends noch in der Studioküche. Jeder hatte einen großen Zettel vor sich, mit tausenden von Namensvorschlägen von möglichen und unmöglichen Namen. Der Bandname kommt von dem Song `Guardian Of The Blind`, den wir bereits hatten. Ich glaube Hansi hatte damals die Idee dazu und der Name gefiel uns am besten. Es klang gut und hatte etwas von Fantasy, was sich auch in unseren Texten wiederspiegelt.“ Das ist das Ende von Lucifer´s Heritage und der Beginn einer langen Reise für die blinden Wächter. Der erste Schritt ist der Erstling „Battallions Of Fear“, der musiktechnisch eine Hommage an Iron Maiden und alte Helloween auf Speed ist.

Battallions Of Fear

Blind_guardian_battalions_of_fearDie Drehorgel zu Beginn von `Majesty`wiegt mit einem Walzer in Sicherheit, ehe es lauthals aus den Boxen hervorprescht. Geschwindigkeit, Härte und straight in die Fresse sind dabei die Hauptzutaten, die lediglich von Gesangslinien umgarnt werden, die sich bereits nach dem ersten Durchlauf langfristig in die Hirnrinde fräsen. Herrlich, wie sich die Jungspunde hemmungslos austoben und dabei auch noch interessante Texte verarbeiten. `Guardian Of The Blind` beackert die Geschichte von Stephen Kings „Es“ (deren Remake dieses Jahr die Kinos befallen hat) und ist gleichzeitig Schuld an dem Tod von Lucifer´s Heritage und die Geburt von BLIND GUARDIAN. Sägende Riffs und frickelige Solis lassen in den ersten beiden Minuten die Mähne kreisen, ehe man sich zum Refrain vorarbeitet, den man einfach nur noch lauthals mitschreien will. Die Solis verursachen Gänsehaut und auch wenn Hansis Stimme fernab von seinem eigentlichen Potential ist, so gibt es keine bessere Stimme, die zu dem Sound passen würde. `Wizard’s Crown`ist ein räudiger Bastard aus Thrash und Speedelementen, der lediglich für seinen Chorus die Geschwindigkeit drosselt. Das hymnenhafte `Run For The Night` poltert sich auch Jahre später als Live Bonustrack beim „Tales From The Twilight World“ Album durch die Gehörgänge. Hier prasseln Hansis Worte in Dauerfeuer auf die Lauscher ein, ehe der Chorus alles beflügelt. Mit `The Martyr` begleiten wir die Leidensgeschichte von Jesus, bei denen die Wächter sehr vielschichtig zu Werke gehen. Midtempo hier, Geschwindigkeitsrausch da und eine Herausforderung für Hansis Stimme, die mal bellend, mal klagend und auch fordernd aus den Boxen schallt. Der Titeltrack prescht aggressiv aus den Boxen und bietet das volle Moshprogramm, verteilt auf über sechs Minuten. Das Schlagzeug kommt hier besonders gut zur Geltung, denn neben stumpf auf die Zwölf wird hier fleißig variiert, so daß spätestens an dieser Stelle des Albums keine Zweifel mehr an den Ideenreichtum der noch jungen Band bleiben. `Trial by the Archon`, `By the Gates of Moria` und `Gandalf’s Rebirth`sind drei Instrumentalstücke, die geschickt zwischen den Hochgeschwindigkeitsattacken eingestreut werden. Textlich setzt man hier den Grundstein für die Herr der Ringe Thematik, ohne jedoch den Weitblick für andere Themen außen vor zu lassen. Das Cover ziert zwei verhüllte Kapuzengestalten beim Schachspiel; die Metaphorik des verhüllten Kapuzenmannes als BLIND GUARDIAN findet hier seinen Ursprung und begleitet die Band bis heute auf diversen Merchandise Logos.

Das zweite Album

Mit dem ersten Album verbucht man bereits einen amtlichen Erfolg; die Mischung aus Speed und Thrash geht auf und beschert den Wächtern ein gutes Selbstwertgefühl. Wie alles im Leben, hat zu viel davon auch seine Kehrseite. So erklärt Hansi in einem Interview zur Jubiläumsbox, daß man zu der Zeit doch extrem undiszipliniert ist. Man trifft sich zwar täglich, zockt jedoch meistens Karten und frönt dem Alkohol. Man ist von seinen Songwritingqualitäten zu sehr überzeugt und lässt die Zügel schleifen. Das führt dazu, daß man die Songs fürs Folgealbum hastig zusammenschustern muss und der rote Faden teilweise auf der Strecke bleibt. Die Einflüsse unterschiedlicher Kapellen werden erneut zu einer Symbiose zusammengeschmiedet, ergeben jedoch laut Hansis Meinung teilweise keinen Sinn. Neben dem gesteigerten Selbstwertgefühl kommen noch die Lebensumstände dazu, die den Barden in die Parade fahren; Hansi hat einen Job, Marcus und André leisten den Zivildienst ab und somit gleitet die Band in die Hände von Hobbymusikern, die sich lediglich nach Feierabend treffen können. „Follow The Blind“ ist somit das einzige Album in der Bandgeschichte, bei denen man nicht 100% geben kann.

Follow The Blind

BG FollowMan verpflichtet Kalle Trapp in den Hamburger Karo-Studios für die Aufnahmen. Das Cover wird, wie beim Vorgänger, von Van Waay Design erstellt. Das Intro `Inquisition` soll später auch als Konzertintro herhalten, ehe `Banish from Sanctuary `aus den Boxen kracht. Man legt sofort die Karten auf den Tisch und hämmert alle Vorzüge der Band ins Langzeitgedächtnis: schnelles Riffing, galoppierende Vocals, die in einem Ohrwurmrefrain enden, variables Schlagzeugspiel und knackige Gitarrenduelle wetteifern um die Gunst des Hörers. `Damned for all Time`ist ein aggressiver Speedbastard, der durch einige Thrashanleihen durchgeboxt wird. Schnell, aggressiv, allerdings im Langzeitgedächtnis eher im Hintergrund existent. Der Titeltrack ist wahrscheinlich der am meisten unterbewertete Song dieser Band, obwohl er durch seine Vielseitigkeit das Potential auslotet, mit dem man später die Länder dieser Erde bereisen soll. Ungewöhnlich bereits durch sein langsames und erhabenes Tempo, schimmern Akustikgitarren durch die Soundwand, ehe Hanis rauhe Stimme „Follow The Blind“ in die Welt hinausschreit. Im Verlauf des Songs passiert so einiges: Tempowechsel, beschwörende Soli, Doublebassgewitter und sogar Keyboards legen den Grundstein für die Beschreibung „episch“, die BLIND GUARDIAN weiter verfolgen soll. Thematisch hat man sich über Stephen Kings „Der Talisman“ ausgelassen. Auch die Mitgröl Fraktion wird im Refrain von `Hall of The King` bedacht, der ansonsten die Geschwindigkeitsfreunde auf eine atemberaubende Reise mitnimmt. Der ursprünglich als Lückenfüller gedachte Song `Valhalla` entwickelt später im Live Set rasch ein Eigenleben und ist mittlerweile fester Bestandteil jeder Live Show (einige Granaten zünden einfach immer). Kai Hansen hat dafür ebenfalls die Gitarre in die Hand genommen und einige Vocals beigesteuert. Die Coverversionen von `Don’t Break the Circle` (Demon) und `Barbara Ann` (Beach Boys) zeigt ein gutes Händchen für Coverversionen, das später noch um einiges an Repertoire erweitert werden soll. Die Instrumentalstücke halten sich in Grenzen und so gibt es hier lediglich einen Vertreter in Form von ` Beyond the Ice` zu hören, der das auditive Muskelspiel der Truppe gut abfeiert. Auch bei der Produktion wurde eine Schippe draufgelegt und auch wenn die Hitdichte etwas geringer ist als beim Vorgänger, so glänzen die Höhepunkte unverstaubt auch heute noch in den heimischen Lautsprechern..

Alles auf eine Karte

Jede Band ist einmal an einem Punkt, an dem über Sieg oder Niederlage entschieden wird. Hatte man sich mit jugendlichem Leichtsinn noch unverblümt durch die „Battallions“ Scheibe gepflügt, musste man für die „Follow The Blind“ andere Lebensumstände in Kauf nehmen und sich seinem inneren Schweinehund in Form von Disziplin stellen.


Tales From The Twilight World

BG TalesMit „Tales From The Twilight World“ treten BLIND GUARDIAN endgültig aus dem Schatten anderer Bands und erspielen sich eine musikalische Identität, die bis heute einzigartig und unverkennbar ist. Auch wenn sich noch die Hochgeschwindigkeitsrausche und das Aggressionspotential auf der Scheibe befinden, liegt hier der Schwerpunkt auf Melodik, Abwechslung und Ohrwurmqualitäten. Der Chorgesang leitet `Traveller In Time` ein, der uns thematisch auf den Planeten Dune verbannt. Hansis Gesang hat mittlerweile einiges an Erfahrungspunkte auf dem Charismapunktekonto zu verbuchen, so daß die Hörer der Truppe schnell aus der Hand fressen. Das trotz der aggressiven Momente zu jeder Zeit die Spielfreude exzessiv ausgelebt wird, spielt den Wächtern nur noch intensiver in die Karten, was bis heute gerade bei Live Auftritten für Alarm in der Moshpit sorgt. Wer den Song kennt, wird alleine schon bei der Erwähnung von `Welcome to Dying` eine Gänsehaut bekommen, weil der Refrain sofort aus dem Langzeitgedächtnis in die Adrenalinkanäle gedrückt wird. Bereits nach weniger als einer Minute schraubt man sich auf Höchstleistungsnivau und prügelt komprimiert alles auf den Hörer ein, wofür man auf den Vorgängeralben vielleicht noch zwei Songs benötigte.

Mit `Lord of the Rings` legt man auch seine erste Ballade auf den Tisch, die von der Tolkien Thematik her später noch ganz große Wellen schlagen soll. `Good bye My Friend ` feuert zwar ebenfalls aus allen Rohren, sprintet jedoch in erster Linie aufgrund seiner packenden Gesangslinien durch die Ziellinie und hinterlässt den Wunsch, „nur noch einmal“ die Repeat Taste zu drücken.

Auch die Instrumentalfraktion wird mit `Weird Dreams ` bedacht, während man einen Mix aus Instrumental und Mini Song auf `Altair 4 ` abliefert; eigentlich „nur“ ein Lückenfüller, der aber atmosphärisch derart auffährt, daß schnell ein ganz großes Kopfkino entsteht. Die Stephen King Verbeugung `Tommyknockers ` fischt eher in alten Gefilden und man spürt, daß die Wächter dieses Gewand langsam ablegen wollen und schließen das Kapitel damit ab. Bei `The Last Candle` kann ich keine Objektivität wahren, da ich diesen Song gefühlsmäßig ausschließlich mit Knieschonern hören kann; was soll ich über die Gänsehaut schreiben, die mich bei den ersten Chören von „Guardian, Guardian, Guardian of the Blind“ heimsuchen? Ich könnte den emotionalen Ausbruch in meinem Kopf beschreiben, wenn Hansi laut aufschreit und „Have You Forgotten Him?“ in die Runde fragt. Ich könnte auch die göttlichen Gitarrenlinien anpreisen, die mich sofort in meine Jugend katapultieren und mich wieder 15 sein lassen. Auch das Aufbegehren des Song und die stetige Steigerung der Dynamik könnte ich beschreiben, aber stattdessen lehne ich mich lieber kurz zurück und denke an den Moment, an dem ich das Glück gehabt habe, diesen Song einmal live zu hören. OK, Anbetungsmodus aus und weiter. Das Cover wurde dieses Mal von Andreas Marschall gezeichnet, der die Band auch weiterhin begleiten soll. Auch die Produktion konnte nochmal gesteigert werden und so markiert die „Tales…“ Scheibe nicht nur den Wendepunkt, sondern den Aufstieg einer Band, die neben dem inneren Hunger auch zusätzlich mit einem Plan an den Start geht, der stets nach Perfektion schreit.

Irgendwo weit weg

Die Promotion der Scheibe wird in der Jubiläumsbox als sehr abenteuerlich beschrieben; eine Promo-Straßenbahnfahrt mit Wurstbrötchen und Bier durch Gelsenkirchen (2 Journalisten, der Rest Kumpels der Band) und eine Release Party mit ca. drei Journalisten und einem Mob, der das neue Studio in Grund und Boden feiert. Es folgt eine Tour mit Iced Earth, bei der Party und Männerfreundschaften ausgiebig zelebriert werden. Wie soll man eine Platte wie die „Tales…“ noch steigern? André erinnert sich in der Jubiläumsbox daran, daß die Songwriting Phase bis dato die härteste ist. Kreativ surft man bereits am Limit, schmeißt jedoch weiterhin alles in die Waagschale, um ein rundes Ergebnis raus zu bekommen. Eines Tages kommt Hansi mit irischen Folk-Einflüssen um die Ecke, was den entscheidenden Wendepunkt im Songwriting Prozess markiert. So integriert man beispielsweise Dudelsäcke in das Songwriting oder beißt sich teilweise die Zähne an `Theatre Of Pain` aus. Was ist aber unter dem Strich dabei raus gekommen?

Somewhere Far Beyond

BG Somewhere„Die beste BLIND GUARDIAN Scheibe aller Zeiten“, werden viele Fans sofort unterschreiben, Ein Meilenstein werden ebenfalls alle abnicken. Fakt ist, daß spätestens hier die Bandidentität gesichert ist. Die Wächter entpuppen sich als wahre Paradiesvögel des Metalsektors, die nichts nach Schema F machen, sondern eigene Ideen haben und diese konsequent in ein eigenes Soundgewand einschmieden. Das Cover wurde erneut von Andreas Marschall beigesteuert und bereits der Opener `Time What Is Time `lotet die Qualitäten aus, die auf der „Tales…“ Scheibe ausgiebig zelebriert wurden. Akustikgitarren ebnen den Weg zum schnellen Galopp, der aber rechtzeitig in packende Gitarrenlinien abbiegt, ohne in Raserei zu verfallen. Auch wenn im direkt im Anschluss das Gaspedal wieder durchgetreten wird, hat man mit jeder Sekunde das Gefühl, daß diese Truppe genau weiß, was sie wie zu tun hat. Nichts wirkt aufgesetzt, alles durchdacht und das Album insgesamt atmet Spielfreude aus jeder Pore. `Journey Through the Dark `ist ein sehr schönes Beispiel zwischen Härte und Melodik; Stakkato Doublebass, griffige Gitarrenlinien, herrliche Moshparts und stets nachvollziehbare Vocals, die danach schreien, mitgesungen zu werden.

`Black Chamber `wird ausschließlich durch Hansis (mittlerweile sehr gut weiterentwickelten) Stimme und einem Klavier getragen, ehe sich das bombastische `Theate Of Pain` aus den Boxen schlängelt. Hier wird bereits der Grundstein für späteren Bombast und epischere Stücke gesetzt, der andeutet, was noch kommen soll. `The Quest for Tanelorn` wird in erster Linie vom bombastischen Gesang getragen, ehe `Ashes to Ashes` den ursprünglichen Thrash Vorbildern einen finsteren Gruß sendet, ohne dabei auch nur eine Sekunde von charismatischem Gesang oder Ohrwurmqualitäten abzuweichen.`The Bard’s Song (In the Forest) `dürfte jedem ein Begriff sein; dieser Gassenhauer ist Höhepunkt eines jeden Konzertes, weil das Publikum hier (zumeist im Alleingang) jede Textzeile mitschmettert. Eigentlich“nur“eine Ballade, die jedoch ein derartiges Eigenleben entwickelt hat, daß sie den Fans schon manche Sternstunde beschert hat. `The Bard’s Song (The Hobbit) `kommt eher etwas sperriger um die Ecke, allerdings münden die Gesangslinien derart genial in den Midtempo Part ein, daß ich mir diesen Song einmal live wünsche. Besagte Dudelsäcke erledigen bei `The Piper’s Calling` den Instrumentaljob der Scheibe, eher der Titeltrack auf siebeneinhalb Minuten verteilt sämtliche Register der Bandgeschichte zieht. Schnelle Passagen, erhabene Gitarrenlinien, Mitschreitexte? Alles an Bord und garniert durch irische Folkeinflüsse. Spätestens hier ist man Fan dieser Band geworden, die ihren Siegeszug weiter ausbaut. Über die Bonussongs `Spread Your Wings `(Queen), `Trial by Fire`(Satan) und die Orchester Version von `Theatre of Pain kann man streiten, muss man aber nicht. Sie runden lediglich das ab, was dieses Album ausmacht. Ein Meilenstein in der Bandgeschichte.

Toky Tales

BG TokyoIm Lager der Barden herrscht Euphoriealarm; denn es geht nach Tokyo. Während des Trips herrscht ausgelassene Stimmung, sowohl , als auch auf der Bühne. Das hört man der Tokyo Tales auch an, denn die Meute rastet gepflegt aus und gibt sich extrem textsicher. Nach dem “Inquisition” Intro feuert man auch eine gutgelaunte Version von `Banished From Sanctuary` in die feierwütige Menge. Hansis Vocals hämmern sich schnell durch die ersten Reihen und zusammen mit der Spielfreude und den Soundwand beschwört er rasch die Euphorie der Meute hinauf. Auch seine Ansagen sitzen und so hat man während des gesamten Konzerts das Gefühl, daß die Stimmung zwischen Band und Publikum perfekt harmoniert. Songtechnisch hat es neben den beiden voran genannten Nummern noch lediglich `Barbara Ann`und `Valhalla`(das eine konstante Live Granate bleiben wird) von den ersten beiden Alben auf die Setlist geschafft. Ansonsten konzentriert man sich ausschließlich auf die “Tales…” und “Somewhere…” Ära, was dankbar angenommen wird.

Gerade die auf den Alben vorhandenen Chöre werden vom Publikum begeistert mitgeschmettert und so entwickelt sich beispielsweise `Traveller In Time` rasch zum Selbstläufer, `Quest For Tanelorn` zum erhabenen Moment und `Journey Through The Dark` erhält seine Live Taufe. Balladen wie `Lord Of The Rings` und `Bard´s Song` fehlen bei der Veröffentlichung völlig, man konzentriert sich hier auf die volle Durchschlagskraft und vertraut auf die Melodien, die das Live Album zusammen mit der Live Stimmung tragen, was auch sehr gut funktioniert. Erst in der remasterten Version wird `Lord Of The Rings nochmal nachgereicht. So herrlich der Live Mitschnitt ist, um so unerfreulicher ist die Tour, die teilweise von schweren Differenzen zwischen der Band und Kalle Trapp geprägt ist. Als Livemischer beklagt die Band einen zu leisen Sound, was später zu einem Zerwürfnis führen soll.

Der Tod der Kindheit

Wir schreiben das Jahr 1995 und mittlerweile hat sich einiges in der Band getan; man blickt auf eine amtliche Live Erfahrung zurück, weiß genau was man will und hat einen amtlichen Songkatalog am Start. Das führt dazu, daß man sich intensiv nach einem Studio umschaut und letzten Endes bei Flemming Rasmussen als Produzenten landet, der bereits für Metallica (`Ride The Lightning`, `Master Of Puppets`, `…And Justice For All`) die Regler bedient hatte. Mit dieser Rückendeckung an Erfahrung wird der Wendepunkt der Band eingeläutet, die das Songwriting von schnell und melodisch in die opulente und progressive Schiene anheben. Wenn man sich die vorangegangenen Scheiben, die bereits Meisterwerke waren, nochmal anhört muss man sich ernsthaft fragen, was bei der Produktion zu dieser Scheibe alles im Spiel war. Hektoliterweise Kaffee, tagelange Abstinenz von jeglichem menschlichen Kontakt oder einfach hemmungslose Arschtritte untereinander, bis man das Maximum aus jedem Detail rausgeholt hat.

Imaginations From The Other Side

BG ImginationsDas Album ist bis dato das perfektionistischste Werk der Barden, denn es strotzt an allen Ecken und Kanten voller Ambitionen. Man gibt sich mit nichts außer dem Besten zufrieden und klatscht gleich zu Beginn den Titeltrack auf den Tisch, der sich langsam aufbaut, um sich episch zu entfalten. Grund zur Ruhe hat man jedoch nicht, denn er galoppiert dann vorwärts, um seine Atmosphäre in jeden Zentimeter der Hirnrinde einzubrennen, ohne auch nur einen Hauch seiner Epik einzubüßen. Das ganze mündet in einem Refrain, den man mental heute genauso laut mit schreit, wie bei der Veröffentlichung; noch nie gingen 7 Minuten so schnell vorbei, wobei man sich unter anderem an Hansis ausgeprägtem Organ ergötzen kann, das eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht hat. `I´m Alive` prügelt noch einmal in Richtung Anfangstage, nur mit knackigerem Riffing und einprägsamerem Refrain. Mit `A Past and Future Secret` wird Hansis beste Gesangsleistung hingelegt, eingebettet in einer geheimnisvollen Ballade, die das Gefühl des `Bard´s Song` in ein neues Zeitalter transportiert. Wer das Lied in Dauerschleife gehört hat und dabei auf das Cover der Maxi CD gestarrt hat, weiß wovon ich spreche. `The Script For My Requiem `ist quasi der heilige Gral in Sachen Geballer, epischem Refrain und Abwechslung. `Mordred’s Song `erzählt die Geschichte einer Figur, um die sich viele (unterschiedliche) Sagen und Legenden ranken. Neid, Ungerechtigkeit und Verrat wurden hier gekonnt vertont und eine Halbballade eingestampft, die sowohl introvertiert, als auch aufbegehrend fesselt.

`Born in a Mourning Hall `tritt das Gaspedal durch und schreit besonders live nach Reaktionen des Hörers im Refrain. Egal wie oft man es versucht, man kann es nicht ruhig hören, dafür drehen die Wächter zu sehr an der Adrenalinschraube. Schluss mit Epik und Geballer, ich will einen Song, den ich von Anfang bis Ende durch singen kann, auch wenn ich mal 80 Jahre alt werde! Meine Gebete werden erhört und `Bright Eyes` ist das perfekte Beispiel, wie sich ein Song um eine Gesangslinie herumbauen lässt und wie geschickt die Instrumente sämtliche Facetten ausloten, die man dabei fühlen möchte. Einmal ins geile Riffing gerutscht, Tapping durchgezogen und auf geht’s bei `Another Holy War` auf die Überholspur. Gradlinig und mit geilen Solis versehen fährt man auf Hochbetrieb, der lediglich vom vielstimmigen Refrain kurz gebremst wird. Kann man ein Album besser beenden, als mit `And the Story Ends`? Nicht wirklich, denn hier wird alles auf Abwechslung geschaltet; Geschwindigkeit, Gesangsdarbietung und Songwriting. Mal etwas schneller und rauher, dann wieder langsam und feinfühlig. Der perfekte Abschluss eines perfekten Albums. Obwohl, was ist mit der Produktion und den Rahmenbedingungen? Die Produktion ist wuchtig und erhaben, als würde man vor einem riesigen Berg stehen, der in Dauerfeuer herrlichen Sound ausspuckt. Das Cover von Andreas Marschall ist meiner Meinung nach das beste in der Diskographie der Barden und die Themen beackern Fantasy, die Artus Saga und erzählen eine Geschichte im Tiefflug, die noch viele weitere Figuren beinhalten. Die Hitdichte ist bis zum Anschlag gefüllt und man könnte beim Vergleich meinen, daß es wie Metallicas schwarzes Album sein würde; ungewöhnlich, kommerziell erfolgreich und an allen Ecken perfektioniert.

Forgotten Tales

BG ForgottenÄhm, nun ja, wie soll man dieses Kapitel der Barden am besten beschreiben? Angefangen hat das Projekt mit der Coverversion von `Mr Sandman`zu der auch ein Video gedreht wurde. Ursprünglich war geplant, es auf dem Fernsehsender Viva laufen zu lassen (ja, damals gab es noch kein Youtube, weil das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Wir hatten tatsächlich noch Röhrenfernseher und waren auf die Uhrzeiten des Senders angewiesen). Das Video wird allerdings nicht für Kinder geeignet empfunden und somit wird es aus dem Nachmittagsprogramm verbannt und landet im Nachtprogramm, wo die Sendung Metalla mit Markus Kavka ausgestrahlt wird. Dort warten bereits Bands wie Sepultura, Pantera und Carcass darauf, diesen Clip zum Frühstück zu verspeisen. Anno 1998 wird außerdem noch eine Abschiedssendung mit Kavka und Blind Guardian gedreht (Blind Guardian vs. Markus Kavka) , die ich den Lesern und den Barden gleichermaßen heute ersparen möchte. Jedenfalls erblickt „Forgotten Tales“ 1996 das Licht der Welt und besteht aus Coverversionen und neu aufgemachten Gassenhauern der Truppe. Das Cover sieht chic aus, die Produktion ist natürlich im grünen Bereich und die Songs sind natürlich auch gut. Als Album kann man es aber nicht wirklich bezeichnen, denn es ist eher ein Lückenfüller, um die Wartezeit auf den nächsten großen Wurf zu verkürzen. B-Seiten von dem Maxis und `Surfin USA`, sowie `To France` vervollständigen die Sammlung der Fans, ist aber nicht gerade zwingend ein Pflichtkauf. Weiter im Text.

Mittelerde in XXL

„Einmal Vollkatastrophe zum Mitnehmen bitte. Wenn es geht noch mit Pannen, eiserner Deadline und gefühlten 20 Herzklappenabrissen.“ So ungefähr muss es sich rückblickend angefühlt haben, als das Album endgültig im Kasten ist. In der Jubiläumsbox beschreiben die Barden einen Wasserschaden, der das Studio flutet und mal eben zwei Monate an Zeit kosten. Hinzukommt der zweimalige Riss des Bandes einer 24 Spur Analogmaschine und immenser Zeitdruck; quasi zwischen Tür und Angel werden am letzten Tag mal eben Gesangsparts eingesungen, Sprechparts fertiggestellt und Akustiksequenzen abgemischt, ehe es direkt zur Promo Tour geht. War der Drang nach Perfektion bei der „Imaginations…“ schon sehr stark ausgeprägt, nimmt es bereits bei der Diskussion um Kleinigkeiten extreme Formen an. „Bei den Aufnahmen zu „Nightfall..:“ war Charlie der einzige mit uns arbeitende Engineer, der nicht den Überblick und die Nerven verloren hat. Das hat uns mehr als einmal das Leben gerettet“ erinnert sich Hansi in der Jubiläumsbox. Textlich geht es um das „Quenta Silmarillion“, den Mittelteil des „Silmarillions“ von J.R.R. Tolkien. Die Geschichte wird jedoch nicht zuende erzählt; es existieren immer noch Aufnahmen, die den damaligen Ansprüchen nicht gerecht werden und in der Schublade gelandet sind. Unterm Strich ist das Album ein Meilenstein geworden, mit dem sich BLIND GUARDIAN das Ticket für ihre erste Mammut Tour abknipsen. Hansi gibt den Bass an Oliver ab, der als Gasbassist fungiert, damit er sich mehr auf den Gesang konzentrieren kann. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellt, denn die ersten Shows in Russland und Südamerika lassen eine ähnliche Euphorie aufkommen, wie zur „Tokyo Tales“ Zeiten. Thomen fällt kurzfristig und vollkommen unerwartet für unbestimmte Zeit am Schlagzeug aus. Innerhalb von drei Tagen verbringt Alex Holzwarth das Wunder, sich für die zweite Südamerika Tour ein nicht unkompliziertes Live Set anzueignen.

Nightfall In Middle Earth

BG NightfallAuch wenn die Wächter sich in ihren Alben mit mehren Themen und Büchern diverser Autoren (Stephen King, Michael Moorcock,etc.) beschäftigt haben, bleibt die Liebe zu Tolkiens „Herr der Ringe“ untrennbar mit BLIND GUARDIAN verbunden. In den Vorgängeralben wird viel angedeutet, was anno 1998 als auditiver Kniefall exzessiv zelebriert wird. Hier werden sämtliche Regler auf Perfektion aufgerissen, was beim atemberaubenden Cover von Andreas Marschall beginnt, über die bombastische Produktion weitergeht und in zeitlosen Klassikern verteilt auf knapp 66 Minuten und 23 (!)Songs endet. „Nur“ ein Album aufzunehmen ist zu wenig, deshalb werden kurze Erzählpassagen in Form von `War of Wrath`, `The Minstrel` oder `Face the Truth` eingestreut, womit eine Symbiose aus Album und Hörspiel erschaffen wird. `Into The Storm` soll lange Zeit als Opener auf jedem Konzert der Barden dienen, denn warum langsam anfangen, wenn man auch direkt auf Hochgeschwindigkeit machen kann? `Nightfall` beginnt elegisch, steigert sich jedoch rasch zu einer aufbegehrenden (Halb-) Ballade, die gerade live ihre volle Wirkung entfaltet und aus allen Kehlen leidenschaftlich mitgetragen wird.

`The Curse of Feanor `prescht schnell vorwärts und ist eine perfekte Symbiose alter Tage mit dem „Imaginations…“ Flair. `Blood Tears `unterstreicht die überwiegend finstere und nachdenkliche Stimmung des Albums; unverzerrte Gitarren stimmen sehr ein und auch wenn sich der Song später in Geschwindigkeit und Intensität steigert, wird die Stimmung des Verlustes in keiner Sekunde geschmälert. Lange habe ich überlegt, etwas über `Mirror Mirror` zu schreiben, aber ich würde nur ins Schwelgen geraten, wie bei `Last Candle`. Packendes Einstiegsriff, nach vorne prügelnder Hochgeschwindigkeitszug, griffige Melodien und ein Refrain, den man nicht nur stumm mithören kann. Ich schenk´s mir und füge dafür lieber ein Video ein.

`Noldor (Dead Winter Reigns)` beginnt ähnlich elegisch wie `Blood Tears `, mündet jedoch in progressivere Passagen, ehe es in den Ohrwurmrefrain abbiegt. Komplex, sperrig und irgendwie seltsam eigenbrödlerisch. Kritisch kann man nichts halbes und nichts Ganzes hinterfragen, aber unterm Strich will man ihn immer wieder hören. Bereits beim ersten Durchlauf von `Time Stands Still (at the Iron Hill)`marschieren vor dem inneren Augen Orkhorden durch Mordor und man wird tief in die Welt Tolkiens katapultiert. Lediglich beim Gesangspart wird man kurz rausgerissen, ehe es wieder zurück nach Mittelerde geht. Genau dieser Gesangspart ist es, das bei jedem Konzert für Gänsehaut und Partytimmung in der Moshpit sorgt. `Thorn ` besticht besonders durch seinen mehrstimmigen Gesang, während `The Eldar` lediglich von Klavier und Hansis Stimme getragen wird. Das Kochrezept hat bei `Black Chamber` auf der „Somewhere…“ bereits funktioniert und verfehlt auch hier seine Wirkung nicht. `When Sorrow Sang` ist eine ähnliche Granate wie `Mirror, Mirror`; fix auf dem Griffbrett hantiert, herrlich nach vorne in die Fresse und mit Götterrefrain ausgestattet bietet er alles, was live alles abreißen dürfte. `A Dark Passage ` hat sich bei mir bis heute nicht vollends erschlossen und ich staune immer wieder, wie gut der Song eigentlich ist, obwohl er in meinem Kopf total unterbewertet ist. Es unterstreicht allerdings auch die Tatsache, daß das gesamte Album nicht leicht zugänglich ist. Mit diesem Album in die BLIND GUARDIAN Diskographie einzusteigen wäre nicht gerade ratsam, denn es ist komplex, opulent und voller Überraschungen, die einen noch Jahre später verfolgen. Textlich gesehen gibt es viel zu entdecken; Autor Christian Krumm ( den einige von seinen Büchern „Kumpels in Kutten“, „At Dawn They Sleep“ und „Traumschrott“ bereits kennen dürften. Wenn nicht: antesten!) hat sich in seinem Artikel (ab Seite 97) explizit damit und mit der Geschichte der Band generell beschäftigt.

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Der „Herr der Ringe“ Hype

Zur Jahrtausendwende erblickt Peter Jacksons Verfilmung von „Herr der Ringe“ die Welt. Im Fansektor bricht stellenweise die Diskussion aus, warum BLIND GUARDIAN keinen Soundtrack dazu beisteuern. In derselben Diskussion kommt auch die Antwort auf, daß es sinnlos wäre, weil die Krefelder das Thema spätestens mit „Nightfall in Middle Earth“ ausgiebig zelebriert haben. Marcus bricht dabei in schallendes Gelächter aus. „Gar nicht mal so falsch. Über diese Diskussion habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Das witzige ist ja, daß wir zig „Herr der Ringe“ Sachen hatten: das fing bei `Majesty`an, ging über `Lord Of The Rings` bis hin zum ganzen „Nightfall“ Album. Das war alles vor den Filmen. Wir haben, seitdem dieser Megahype um die Filme herauskam, glaube ich auch keine Tolkien Texte mehr gehabt. Das war damals eine bewusste Entscheidung die nicht kam, weil wir Tolkien nicht mehr mögen. Wir hatten aber auch keinen Bock darauf, Teil eines Tolkien Hypes mit den Filmen zu sein; wir sind auch nicht die Tolkien Band. Ja, wir hatten Stücke darüber, aber es war auch nie Hauptbestandteil von BLIND GUARDIAN. Wir haben uns nie vor Tolkien definiert, sondern das war halt ein Thema von vielen, das wir mochten. Da war Michael Moorcock, Stephen King und König Artus beispielsweise auch dabei. Als im Internet der ganze Hype losging, gab es auch Kontakt mit Jacksons Team. Wir haben allerdings noch nicht einmal Demos losgeschickt, weil wir mitten in den Arbeiten zum „Opera“ Album steckten. Ein kompletter Soundtrack hätte das reguläre Album mal eben einige Jahre nach hinten geschoben, weil wir nicht die typische Band sind, die mal eben einen Soundtrack komponiert. Deshalb haben wir uns auch nie ernsthaft darum bemüht, diesen Job zu kriegen.“

A Night At The Opera

BG Opera„Was zum Teufel ist denn das?“ So oder ähnlich dürfte es einigen Fans bei der Veröffentlichung 2002 ergangen sein, wenn sie das erste Mal das Cover erblickten. Keine mystische Atmosphäre, sondern eher seltsam anmutende Karikaturen von Fabelwesen, die eine Fantasy Oper bekleiden. Der Blick geht mehrfach auf den BLIND GUARDIAN Schriftzug um sicherzugehen, das man auch wirklich das richtige Album auf dem Tisch hat. Sehr seltsam, aber erstmal schauen, was die Musik so kann. Der Opener `Precious Jerusalem` entlädt in einer opulenten Reizüberflutung alles, was sich in der langen Wartezeit seit der „Nightfall…“ in den Köpfen der Barden abgespielt hat…und überfordert auch schnell. Spieltechnisch ist alles an seinem Platz, die Produktion ist auch top, also was fehlt mir eigentlich? Richtig, die Seele bleibt komplett auf der Strecke! Wo sind die messerscharfen Riffs, die genau auf den Punkt kommen? Wo die epischen Refrains, die sich aus dem Hochgeschwindigkeitsrausch heraus schälen, um sich ins Langzeitgedächtnis zu fressen? Und warum eigentlich kein Fantasy, sondern ein biblisches Thema? Die Erwartungshaltung wird enttäuscht und hier lernt man eine (teils bittere, teils süße) Lektion; erwarte bei dieser Band nichts, denn du weißt nie, worauf sie Lust hat! Wo ist hier mein nächstes `Past And Future Secret`? Obwohl alle Elemente vorhanden sind, gibt es keinen Dauerbrenner beim ersten Hören. Zu perfekt, zu episch, ich bin raus! Auch wenn sich die Mammutnummer `And Then there Was Silence` irgendwie seinen Weg in mein Gedächtnis bahnt, sind die guten alten Tage der Barden hiermit wohl vorbei.

Ein kleiner Zeitsprung; wenige Jahre später höre ich erneut in das Album rein, weil ich alle anderen Klassiker bereits bis zum Ohrenbluten gehört habe. „Gib der Platte nochmal eine Chance“ denke ich mir,drücke die PLAY Taste und siehe da, es funktioniert! Die ersten Rhythmen des Schlagzeugs trommeln mich in den Wüstensand Jerusalems, während die Gesangslinien sich durch arg verästeltes Songwriting arbeiten. Chöre vor dem Refrain? Egal, die Reise geht weiter, bis ich mir endlich meine wohlverdiente Gänsehaut bei der Textpassage „I turn to you, oh my precious Jerusalem“ abhole. Wow, da ist ja noch ein Break, das ich noch nie gehört habe und schau mal hier, die geilen Gitarrenlinien und bähm was für ein Solo! Leichte Reizüberflutung, aber irgendwie geil. `Battlefield ` beginnt eher ruhiger, trägt mich jedoch auf seinen Schwingen schnell über den unübersichtlichen Wald der Songstrukturen hinweg und lässt mich endlich wieder die Luft atmen, die ich bei BLIND GUARDIAN so liebe. Von oben sehe ich epische Passagen, endlose Gitarrenlinien und eine Soundwand, die sich ihren Weg über jene Köpfe hinweg bahnt, die nicht willens sind, ihr von einer anderen Perspektive zu zu hören. Seltsamer Anfang, aber mal schauen, was `Under the Ice ` so drauf hat. OK, recht stakkatomäßig angehaucht, aber prescht trotzdem gut nach vorne und irgendwie doch gut. Hey, ist das gerade mal die Zwischenpassage? Geil, die hätte ich für den Refrain gehalten. Mein Gott, wie viele Finger haben eigentlich die Gitarristen? Oh mein Gott, DAS ist also der Refrain.So wirklich raus kommt man aus dem Staunen nicht mehr, denn versteckt hinter der dichten Soundwand und dem verästelten Songwriting erarbeitet man sich Songs, die sowohl beeindruckend, als auch episch und packend sind. Bestes Beispiel dafür ist `Sadly Sings Destiny` , bei dem der Song um ein charismatisches Gesangskorsett herumgebaut wurde.

Den Job der (Halb-) Ballade übernimmt `The Maiden and the Minstrel Knight` , wobei man im Midtempo bleibt, sich aber seiner stetigen Steigerung bewusst ist und letzten Endes die Äste in alle Himmelsrichtungen ausstreckt, um alle Facetten der Band abzuliefern. `Wait for an Answer` erschließt sich mit immer noch nicht, aber allein die Konzentration auf den immens variablen Gesang hinterlässt bei mir bleibenden Eindruck. Mit `The Soulforged` hat man meiner Lieblingsfiguren der Drachenlanze auditives Leben eingehaucht; entsprechend groß ist meine Begeisterung über die filigranen Gitarrenläufe, das bombastische Gesamtarrangement und die vielen Gänsehautmomente. Von den Gesangslinien will ich gar nicht erst anfangen, sonst zitiere ich hier den gesamten Text. Für `Age of False Innocence` muss ich noch bereit ein, denn bis jetzt ist es „nur“ ein gutes, aber nicht überragendes Stück. `Punishment Divine` ist ein kranker Bastard aus Aggression und Bombast geworden, der mir an manchen Tagen immer noch zu progressiv ist. Vom Adrenalinpegel her bleibt nichts zu meckern. Muss ich über `And Then There Was Silence` Worte verlieren? Alleine diesen 14 minütigen Schinken live zu spielen und Stimmung rüber zu bringen ist eine Kunst. Zum Glück hat der Song bereits beim ersten Durchlauf irgendwie gezündet, erschließt sich jedoch nach mehren Durchläufen immer mehr und unterstreicht die Genialität, mit der man hier zu Werke gegangen ist. Im großen und Ganzen ist die Scheibe anno 2002 ihrer Zeit weit voraus und fordert diese auch ein. Wenn man sich intensiv damit beschäftigt, null Erwartungshaltung anhand der Vorgänger schürt und sich Zeit nimmt, wird man mit einem weiteren Meisterwerk belohnt, das es in sich hat. Trotz des Covers, das wohl den Titel „Häßliches Entlein“ verdient, hinter dem sich aber ein erhabenes Album verbirgt.

Das zweite Live Album

BG LiveEs folgt eine Tour, um die Werbetrommel für das Album fleißig zu rühren. Live hat man sich mittlerweile zu einer Kultband mit brachialer Durchschlagskraft und guter Laune Faktor gemausert. Also wird mal eben ein großer Teil der Landkarte beackert und mit den Klängen der Barden beglückt. Nebenbei erwähnt man dann während der Konzerte, daß die Tour aufgezeichnet wird, was das Publikum zu Höchstleistungen anstachelt. Das Ergebnis soll auf den schlichten Namen „Live“ hören, wobei man auf zwei CD´s etliche Klassiker verteilt hat. Besonders gelungen ist die Mischung zwischen wuchtiger Produktion und den Publikumsreaktionen, die die Live Atmosphäre herrlich authentisch in die Synapsen schießen. Gibt es eigentlich irgendwo auf diesem Planeten wirklich diese Barden Taverne, die auf dem genialen Cover von Andreas Marschall abgebildet ist? Falls ja, wäre ich dort bestimmt Dauergast; mit dem Cover besinnt man sich zurück zu den (optischen) Wurzeln und macht den Ausrutscher zum vorangegangenen Cover wieder wett.

Bei der Auswahl der Songs kann man aus den Vollen schöpfen und so schraubt man zuhause schnell die SKIP Taste vom CD Player ab, denn einen Durchhänger gibt es nicht. Egal, ob man mit `Into The Storm` gleich loslegt, sich von `Welcome To Dying` in seine Jugend katapultieren lässt, oder hemmungslos `Nightfall`mitsingt, die Gassenhauer halten den Adrenalinpegel konstant oben. Auch sehr schön, daß es mit `Harvest Of Sorrow `, `The Bards Song (In The Forest)`, `A Past And Future Secret `und `Lord Of The Rings` auch die Balladen auf die Live Scheibe geschafft haben, denn dadurch wird die Abwechslung von hart bis zart komplett abgerundet. Die Live Scheibe bringt schnell Erinnerungen an geile Konzerte zurück und von der Intensität her kann man, nachdem man sich die Platte komplett reingedrückt hat, erstmal duschen gehen, denn still sitzen und genießen ist nicht drin.

Lost in the Philipshall

Jede Band hat irgendwo ein Heimspiel; sei es, weil sie aus der Region kommt, großartige Erinnerungen damit verknüpfen oder einen Kultstatus aus sonstigen Gründen genießen. Bei den Barden ist es die Düsseldorfer Philipshalle (heute: Mitsubishi Halle). Bereits in den 90ern wurde eine Live Version des `Bard´s Song` aufgenommen, die auf der „Forgotten Tales“ gelandet ist. Dabei hätte man Hansi teilweise das Mikro wegnehmen können, weil das Publikum einfach mal gemacht hat und eine amtliche Performance hingelegt hat. Anno 2002 soll es dann soweit sein und BLIND GUARDIAN gastierten erneut in ihrem gefühlten Wohnzimmer der Philipshalle. Nachdem man bereits einige Gassenhauer zum besten gegeben hatte, schallt es aus den Boxen. „Jetzt habt ihr und wir, beide, eine Ruhepause verdient. Magic Moments kann man bekanntlich nicht wiederholen. Gebt euch alle Mühe; hier kommt der `Bard´s song´“. Eine simple Ansage, der eine Großtat folgen sollte; frenetischer Jubel, Mitklatschen und nach der Eingangspassage übernimmt eine restlos glückliche Philipshalle den Gesangspart. Sämtliche Kehlen schmettern inbrünstig jede Textzeile aus dem Herzen in die Menge, die Akustikgitarre setzt sich mit Mühe gegen den lautstarken Beifallsregen durch und sowohl vor, als auch auf der Bühne herrscht Gänsehautstimmung aus allen Poren. Magic Moments kann man nicht wiederholen, aber es gibt im Leben ein Konzert, das absolut alles topt und für viele Anwesenden ist es (auch in vielen Gesprächen Jahre später) genau dieser Moment, in dem der `Bard´s Song` angestimmt, hemmungslos zelebriert und im Nachgang frenetisch abgefeiert wird. In einem Jubelsturm werden Hansi Bemühungen eine Ansage zu machen gleich mehrfach niedergebrüllt und noch während man in allen anwesenden Gesichtern das Dauergrinsen sieht, attestiert uns Hansi den vollkommenen Wahnsinn. Eben dieser Moment hat es auch auf das „Live“ Album aus dem Jahr 2002 geschafft, der natürlich auch die anderen Granaten wie `Valhalla`, `Lord Of The Rings` oder `Mirror, Mirror` (und viele andere) enthält.

Live BEyondMarcus erinnert sich. „Oh ja die Philipshalle. Das Konzert war wirklich unglaublich! Der Witz ist: das, was auf dem Album ist, ist schon die gekürzte Version, es war im Endeffekt länger. Der Ausraster ging so um die 12 Minuten oder Viertelstunde. Wir haben gesagt „Das muss irgendwie mit auf das Live Album“, das ist schließlich etwas einzigartiges und passiert nicht jeden Tag. Aber eine Viertelstunde Leerlauf auf dem Album war uns zu viel;man sollte auf jeden Fall hören, was da passiert ist. Wenn ich daran zurückdenke, hab ich immer noch Gänsehaut. Das hat uns auch sehr unvorbereitet erwischt, denn daß der `Bard´s Song` live funktioniert ist kein Geheimnis. Es gab Shows, wo wir den Song nicht gespielt hatten, weil wir keinen Bock hatten. Im Endeffekt wissen wir aber, daß die Nummer ankommt, wenn wir sie spielen. Die Leute singen mit und Hansi könnte die Nummer auch als Instrumentalstück ankündigen und es würde trotzdem sehr gut funktionieren. Diese Reaktionen, wie sie an diesem Tag in Düsseldorf passiert sind, das ist sonst bis jetzt nirgendwo passiert. Sowas kannst du auch nicht nochmal wiederholen. Die Mühe der Fans hat sich absolut gelohnt, es war ein absoluter Gänsehautmoment!“

Mittlerweile steht das dritte Live Album „Live Beyond The Spheres“ in den Regalen und neben den alten Klassikern, dem `Bard´s Song`aus der Philipshalle (es bleibt bei dem Namen, die Mitsubishi Hall bleibt die Philipshalle) kommen auch die neuen Stücke wie beispielsweise das Epik Monster `Ninth Wave` zum Zuge, die sich perfekt in die Klassiker einreihen.

Imaginations Through The Looking Glass

BG Imaginations ThroughZwei Tage lang nur BLIND GUARDIAN live, das wäre mal ein Traum! Dieser Traum soll 2003 in Coburg Wirklichkeit werden. Wer es nicht zu dem Live Gig schafft, wird ein Jahr später mit der Live DVD beglückt, die neben einer herrliche brachialen Soundwand auch mit gstochen scharfem Bildmaterial aufwarten kann. Bei der Produktion wird Perfektion erneut groß geschrieben und das Ergebnis wird auch noch in einer liebevollen Verpackung auf 2 DVD´s verteilt, die zusätzlich einen Mitschnitt vom Wacken und ein Making Of enthalten. Als Fan braucht man das Teil ebenso, wie jedes Album, um sich die komplette Vollbedienung zu gönnen (vergesst Youtube, es muss das Original sein). Da ist die logische Konsequenz, das man als Fan eine Wiederholung wünscht.

Allerdings steht und fällt das zweite Festival mit der Veröffentlichung des (bereits etwas länger angekündigten) Orchester Albums. „Das wäre natürlich eine schöne Möglichkeit, weil es auf Tour Blödsinn wäre. Das schöne an unserem eigenen Festival damals war, daß es uns Möglichkeiten eröffnet hatte, die wir auf keinem anderen Festival der Erde gehabt hätten. Selbst wenn wir Wacken headlinen kannst du nicht tun und lassen, was du willst, weil noch gefühlte 700 andere Bands da spielen. Du musst bestimmte Vorgaben einhalten, ganz egal ob du Headliner oder Opener bist. Mit unserem eigenen Festival haben wir die Regeln aufgestellt und konnten einfach tun und lassen, was wir wollten. Das bot sich damals für die DVD Produktion an und bietet sich natürlich auch dafür an, wenn man sowas mit Orchester durchziehen würde. Es gibt zur Zeit nichts konkretes, aber das wäre so eine Option, daß ,am das Orchester Album rausbringt und dann pünktlich mit dem Festival antritt.“

Wir unterbreiten Marcus die Idee, das zweite Festival zu splitten; erster Tag: Orchester Set, zweiter Tag: old school Set mit Speed Klassikern, die man selten live zu hören bekommt ( Beispiel: The Martyr; Tieteltrack Follow the Blind).

„Aufsplitten in Orchestertag und Nichtorchester Tag macht generell schon Sinn, weil wir auch viele „normale“ Stücke haben, die man mit dem Orchester unterbringen könnte. Zweiten Tag dann Knüppel aus dem Sack oder schnelle Nummern wäre auch denkbar. Was man dann spielt, müsste man dann natürlich sehen. „Follow The Blind“ beispielsweise haben wir seit gefühlten 137 Jahren nicht mehr gespielt. Ich müsste diese Nummer erstmal wieder lernen. Ich würde aus dem Stehgreif wahrscheinlich bis zum ersten Refrain kommen und dann müsste ich wohl nochmal in die CD reinhören um rauszukriegen, was wir denn damals so gemacht haben (lacht) Bis jetzt haben wir uns noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Auf Tour ist es bei uns so, daß wir uns die Setlist immer vor oder nach dem Soundcheck überlegen, aber das war´s dann auch, da sind wir relativ spontan. Es ist nicht so, daß wir bereits ein Jahr vorher wissen, was wir genau wie und wann spielen. Aber so ein Event wie unser Festival bietet sich natürlich an, um auch mal wieder seltene Sachen rauszupacken. „Follow The Blind“ haben wir bis heute glaube ich einmal live gespielt.“-

BG Band 2005

Ein neues Kapitel

Wir schreiben das Jahr 2005 und die Barden haben einiges an Live Auftritten hinter sich. Man hat sich durch seine Erfahrungen bereits einen Veteranen Status erarbeitet; erst Album, dann Tour, dann kurze Pause, dann wieder Album. Dieser Rhythmus wird beibehalten, um einerseits die Kreativität aufrecht zu erhalten und andererseits auch jederzeit volle Leistung abzuliefern. Dennoch sind die Jungs auch nicht vor den ganz normalen Gefahren einer Band gefreit und so verlässt Drummer Thomen „The Omen“ Stauch die Band. Stattdessen widmet er seine gesamte Kraft seiner Band Savage Circus, die er anno 2004 gegründet hat. Musikalisch geht es eher zurück zu den Wurzeln, wobei man sich stark an die „Battallions…“ Phase erinnert. Hier kommt es später zum Eklat und er wird von der Band rausgeworfen, was sich 2012 jedoch wieder legen soll. Nicht unerwähnt soll die Tatsache sein, daß er als Sessiondrummer das Album „The Path of Salvation“ von Stormrider eingetrommelt hat. Neues Tier an der Schießbude ist Frederik Ehmke, der sich in kurzer Zeit die Diskographie aneigent; trotz eines eigenen Drumstils, bringt er live die alten Stücke gut nach vorne, verfeinert sie allerdings noch zusätzlich mit kleinen Nuancen. Gerade zum Einstieg dürfte so eine Nummer wie `Punishment Divine` mit seinen Doubelbassgewittern eine echte Herausforderung gewesen sein. Menschlich integriert er sich ebenfalls schnell in die Band und so werkelt man an dem neuen Output, das um einiges moderner klingt. 70er Jahre Elemente, stark Gitarrenorientiertes Songwriting und moderne Soundsamples verschmelzen hier zu einer Symbiose, die ein neues Level ankündigen. Bereits der „Testluftballon“ in Form der Single `Fly`, die ein sehr geiles Cover ziert, ist ein klares Statement zum Songwriting und wird im Fanlager heiß diskutiert. Von „Das ist doch kein Blind Guardian mehr“, über „Ich weiß nicht so recht“, bis zum „Hör es dir mehrmals an, das zündet danach richtig“ ist alles dabei. Fakt ist, daß man sich erneut auf unbekannte Pfade begibt, die epische Wirkung zwar beibehält, aber nicht mehr so in den Mittelpunkt stellt und leicht verdaulichere Songs erschafft, als beim Vorgänger.

A Twist In The Myth

BG Twist`This Will Never End `eröffnet mit sägenden Gitarren und bis zum Anschlag ausgereizten Vocals die Reise. Stakkato Riffing, umschmeichelnde Gitarrenlinien und einprägsamer Refrain lassen den Hörer schnell nach hause kommen und empfangen ihn mit mehren Überraschungen. `Otherland` besticht durch Hansis entblößten Vocals, die den Song quasi von alleine tragen. Der Rest entführt schnell in das alte Guardian Feeling, das man sich bei der „Opera“ noch hart erarbeiten muss. Hier geht’s schnell; Gänsehaut, hochschrauben und lauthalt mitsingen ist angesagt. Gerade die leicht vollziehbare Gitarrenarbeit spielt alle Trümpfe aus und man staunt abwechselnd über die Instrumentierung und den herrlichen Text. Episch geht es mit `Turn The Page` weiter, der zwar auch leicht nachvollziehbar ist, von der Epik aber mal eben einen Mix aus guter Laune und `And Then There Was Silence` transportiert. Es folgt `Fly` , das ein progressiver Brocken mit modernen Synthisounds geworden ist. Nach einigen Durchläufen bei mir als Single, ist er schnell der SKIP taste zum Opfer gefallen, denn er ist weder Fisch noch Fleisch (kein „Nightfall“ und auch kein „Opera“). Leider verhält es sich mit den anderen Songs stellenweise ähnlich, denn auch wenn das Können der Musiker gut zur Schau gestellt wird, stehe ich stellenweise ratlos vor den Boxen und weiß nicht, was ich davon halten soll. `Carry the Blessed Home ` ist eine 70er Jahre Ballade, die auch problemlos auf Dan Swanös Nightingale Album gepasst hätte; erst in der zweiten Hälfte entfaltet sich das Flair und man weiß wieder, welche Band da spielt. Insgesamt ist die Produktion deutlich dünner und man könnte meinen, der Perfektionismus sei erloschen. Allerdings sprechen die Songs hier für sich; stellenweise sperrig und auf übersichtlichem Bombast getrimmt, aber gerade in der Langzeitwirkung extrem effizient. Es soll bei mir noch Wochen dauern, bis ich mir den Kultstatus dieser Scheibe erarbeite. Optisch hat Nuclear Blast mit der limitierten Buchbox (inkl. Großem Booklet und Stempel) alles richtig gemacht, denn es sieht chic aus,

At The Edge Of Time

BG Edge Of TimeNach 4 Jahren Sendepause beglücken uns die blinden Wächter mit einem ganz großen Wurf ihrer Karriere. In der Vergangenheit mussten sich BLIND GUARDIAN viele Vorwürfe aufgrund ihrer Experimentierfreudigkeit gefallen lassen, weil die Härte auf Kosten der symphonischen Schiene verloren ging.
Zwar wartet „At The Edge Of Time“ auch mit vielen bombastischen Parts auf (schließlich wurde ein komplettes Orchester dafür integriert), aber auch Knüppelfans der ersten Stunde und Hymnenliebhaber treibt es hier die Freudentränen in die Augen; selten klang Hansis Gesang frischer, die Gitarren aggressiver und das Schlagzeug dynamischer. Hatte man bei „A Twist in the Myth“ noch einige Mühe sich auf die zukünftige Richtung einzuspielen (obwohl der neue Schlagzeuger einen guten Job gemacht hatte), so sind sie anno 2010 zu einer richtig starken Einheit zusammengewachsen.

Als Opener kracht `Sacred Worlds` durch die Boxen, den Computerspieler kein unbekannter Titel sein dürfte. Die orchestralen Arrangements wurden erweitert und der Chorus bedient sofort mit einer Gänsehaut deluxe. Wahnsinn, wie man Metal mit Klassik verbinden kann; mittlerweile kein neues Kochrezept, aber hier genial umgesetzt. Old School Fans lassen die Matte zu `Tanelorn (Into the Void)` wieder kreisen und vor dem inneren Auge sieht man schon die Massen den Refrain mitsingen. Den Gänsehautfaktor spare ich mir einfach mal, weil er sich sowieso durch das komplette Album durchzieht. Mit `Road To No Release` geht´s gemütlicher zur Sache. So hätte das komplette „A Twist In The Myth“ klingen müssen, dann hätte es auch mit dem Nachbarn geklappt: eine Midtemponummer, vom Klavier unterstützt und dynamisch in Szene gesetzt. Danach habe die Krefelder anscheinend keine Zeit mehr, denn im Volltempo jagt `Ride Into Obsession` durch die Speaker und katapultiert uns irgendwo zwischen den Jahren von „Somewhere Far beyond“ und „Imaginations From The Other Side“.
Nach dem Song bekommt die Nackenmuskulatur erstmal eine kleine Pause, denn die mittelalterliche Ballade `Curse my name` lässt uns weiterhin vor den Boxen knien und jede Textzeile ehrfürchtig mitsingen. Nach der kleinen Verschnaufpause, gibt´s das atmosphärische `Valkyries`, das mit einem Gewitter eingeleitet wird. BLIND GUARDIAN ziehen hier ihr progressives Ding durch, und bleiben auf der Midtemposchiene. Der Song geht sofort ins Ohr und hätte auch auf der „Nightfall In Middle Earth“ zu finden sein können. Eine Runde Gott gespielt wird mit `Control the divine`, der uns wieder zu den „A Night At The Opera“ Zeiten zurückführt, ohne jedoch stumpf zu kopieren. Mit `War Of The Thrones` ist es dann endgültig Zeit die Knieschoner aus dem Schrank zu holen, und den Volume Regler bis zum Anschlag aufzureißen; gab es auf der Single „A Voice In The Dark“ die Akustik Version, gibt´s hier eine bombastischere.

Der Arsch wird dann noch mal richtig mit `A Voice In The Dark` versohlt; der schnellste Song des Albums bringt uns zu den Anfangstagen von BLIND GUARDIAN und es wird gezeigt, dass sie die Spielart noch längst nicht komplett abgelegt haben. Ein weiterer Nackenwirbelarmageddon, bevor es zum krönenden Abschluss kommt. Als Nachtisch wird `Wheel Of Time` serviert, dass mit ägyptischen Klängen eingeleitet wird. Auf diesem Stück kann man das Zusammenspiel von einer dynamischen Metalband und einem symphonischen Orchester hören, wie es in Perfektion klingen muss. Die Symbiose beider Stilrichtungen ist hier dermaßen gelungen, dass man glaubt BLIND GUARDIAN würden seit dem Beginn ihrer Karriere auf diese Weise komponieren.

Nachdem ich mir die ersten Freudentränen weggewischt habe, nun noch einige Worte zum Gesamteindruck; die Produktion ist fantastisch ausgefallen. Die Speed Metal Parts kommen aggressiv und die orchestralen Arrangements extrem bombastisch rüber. Auch die mit Liebe eingeflochtenen Gastauftritte (Prager Philharmonic Orchestra, Flöten, Geigen) kommen sehr gut zur Geltung, ohne in den Songs zu verschwinden. Auch Layouttechnisch ist man hier auf der sicheren Seite und so ist das neue Album eine wahre Augenweide für Fantasy Fans; gelungene Zeichnungen und die Aufmachung des Digipacks (von der limitierten Pyramide will ich erst gar nicht anfangen zu schwärmen) runden den Gesamteindruck ab. Auch ist eine Version mit Bonus CD (inklusive Demo Aufnahmen und einer 20 minütigen Studiodokumentation) und eine Vinyl Auflage am Start, es wurde wirklich an alles gedacht!

Danach geht es für die Wächter auf Tour. Kollege Dirk hatte das Glück, zum Auftakt mit Marcus zu telefonieren. Das Interview könnt ihr HIER lesen.

Pünktlich zum Bandjubiläum erscheint die Box “A Traveller´s Guide To Space And Time”. An dieser Stelle könnten wir euch ein weiteres Review präsentieren. Stattdessen verweisen wir an dieser Stelle auf unseren Artikel, in dem wir die Ankündigung der Wächter besprochen hatten.

Das Orchester Album

Fans werden diesen epischen Running Gag mittlerweile lieben, denn es wurde aus heutiger Sicht vor 7 Jahren angekündigt. Die Ankündigung findet ihr nochmal HIER auf unserer Seite. Fakt ist, daß ein komplettes Orchester am Start ist und die Wächter mit Markus Heitz zusammenarbeiten. Das verspricht wahrlich etwas sehr großes, das natürlich auch seine Zeit braucht, um zu wachsen. Wir fragen Marcus, wie es nach der Veröffentlichung mit einer Tour aussieht. „Das wäre schön; das stelle ich mit auch sehr spannend vor, aber das ist natürlich nichts, was man im Rahmen einer Tour machen kann. Wenn du jetzt 90 Leute mehr für das Orchester mitschleppen möchtest, brauchst du mehr Nightliner, mehr Crew, du brauchst mehr alles. Das ist allein schon ein Logistik- und Kostenfaktor, der im Rahmen einer Tour nicht funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, daß wir sowas mal Festivalmäßig angehen, wobei es noch keinen konkreten Zeitplan gibt. Es wäre natürlich spannend; speziell wenn das Orchesteralbum draußen ist, bietet sich sowas natürlich an.“

Wie und wann es damit weitergeht, lest ihr im unteren Abschnitt zu den Zukunftsplänen.

Memories Of A Time To Come

BG MemoriesBraucht man eigentlich eine Best Of Compilation, wenn man doch alle Klassiker im Original im Regal stehen hat? Eigentlich überflüssig denke ich mir und lasse die auf 3 CD´s verteilte Perle jahrelang links liegen. So ganz außen vor für dieses Special möchte ich es aber nicht lassen, also einfach mal zur Vervollständigung kaufen und gut ist. Das Cover ist natürlich eine wahre Augenweide und die Songauswahl ist natürlich gut, aber auch zu wenig; ein Best Of BLIND GUARDIAN beinhaltet Material, mit dem man sich eigentlich problemlos mehrere Tage in seiner Kammer verschanzen kann. Die Produktion ist optimal, schließlich wurden sämtliche Stücke nochmal einer Frischzellenkur unterzogen und neu remastered. Bei `Valhalla`und `And Then There Was Silence` horcht man auf, denn sie wurden auch neu arrangiert. Gleiches gilt für den `Bard´s Song- In The Forest`, der jetzt die Brücke zwischen Klassik und Mittelalter schlägt. Den Vogel abgeschossen hat man mit `The Bard´s Song – The Hobbit`, ein meiner Meinung nach viel zu unterbewerteter Song. Auch hier wurde komplett neu aufgenommen und alleine das Doublebassgewitter zu Beginn lässt mich schnell die Boxen quälen. Alleine dafür lohnt sich der Kauf schon! Auf der dritten CD befinden sich Demotracks aus den Tagen von Lucfer´s Heritage, was die Sache abrundet. Pflichtkauf ist hier Ansichtssache, aber zur Vervollständigung der Sammlung sollte man es sich gönnen. Außerdem ist es interessant, die alten Schätzchen mal mit neuer Produktion zu hören.

Die Zwerge

Mit `Sacred Worlds`, aus dem Computerspiel Sacred 2, wurde die Gaming- und Nerdgemeinde beglückt. Wer Ende 2016 die Computerspieladaption „Die Zwerge“, angelehnt an der Buchreihe vom Autor Markus Heitz, gespielt hat, wird während des Abspanns mit einer schönen Überraschung konfrontiert, denn die Barden haben erneut einen Song zu einem Spiel beigesteuert. „Beigesteuert ist so nicht ganz richtig, weil der Song nicht von uns ist. Das Produktionsteam hat uns damals im Studio besucht und uns ihr Projekt vorgestellt. Wir konnten schon in frühen Alpha Versionen reinspielen, um halt einen Eindruck zu kriegen und wir wurden dann auch gefragt ob wir Bock hätten, einen Song für das Spiel zu schreiben. An Bock ist es nicht gescheitert, gescheitert ist es schlicht und ergreifend an der Zeit. Ich glaube wir waren kurz vor der Endproduktion zum letzten Album und waren zeitlich so ausgebucht, daß wir keine Möglichkeit hatten, wieder in das Songwriting zu gehen und ein Stück zu schreiben. Wir haben dann angeboten, daß wir nur performen und nicht schreiben, weil wir schlicht und ergreifend keine Zeit haben. Das heißt, daß der Song nicht von uns geschrieben wurde, sondern von deren Team und Hansi hat praktisch gesungen und ich hab alle Gitarren gemacht. Es sind also auch nicht komplett BLIND GUARDIAN involviert gewesen, sondern nur Hansi und ich. Im Endeffekt hat es sehr großen Spaß gemacht und es ist eine sehr spannende Erfahrung, mit Leuten zusammen zu arbeiten, mit denen du noch nie etwas gemacht hast und die du auch nicht kennst. Innerhalb der Band kennen wir uns alle in und auswendig. Wir machen das schon seit 30 Jahren und auch Frederik ist schon seit 12, 13 Jahren dabei. Bei uns ist es ein blindes Verständnis, ein blindes Zusammenarbeiten, das einfach läuft. Wenn du dann auf einmal mit Leuten zusammenarbeitest, die du nicht kennst und die eine andere Arbeitsweise haben, und von mir aus auch noch aus einem ganz anderen Lager kommen, kann das sehr interessant sein und macht auch enorm viel Spaß. Wir haben damals die Demos bekommen und Hansi und ich haben dann etwas umarangiert, den Kram eingespielt und es ist schön geworden. Ich muss aber betonen, daß es keine BLIND GUARDIAN Nummer ist. Das wird immer wieder fälschlicherweise gesagt, wenn man im Netz schaut; dann stellen sich die Leute die Frage, warum wir diese Nummer nicht aufs Album gepackt haben oder warum wir das Stück nicht live spielen. Es ist schlichtweg nicht unser Song.Wir haben nicht komponiert, sondern nur arangiert“ Eigentlich sehr schade, denn der Song ist gut geworden. Bleibt die Frage, ob er wirklich niemals live gespielt werden wird. „Unwahrscheinlich. Man soll ja niemals nie sagen; wir haben in unseren früheren Jahren ja auch mal Coverversionen gespielt, die wir rausgebracht haben, weil wir da Bock drauf hatten. Ich würde es jetzt nicht pauschal ausschließen, daß das jemals passieren könnte, aber ich würde auch keine all zu großen Erwartungen darauf setzen. Wenn wir jetzt damit anfangen würden, fremde Nummern in unsere ohnehin volle Setlist rein zu setzen, würden wir Probleme bekommen. Wir spielen bereits im Schnitt zweieinhalb Stunden und du bekommst trotzdem nur 18 Nummern unter.“

Gaming Corner- ein Nerdgespräch

BLIND GUARDIAN haben viele Einflüsse; Herr der Ringe, Stephen King und König Artus sind nur einige Gebiete, aus denen Songs entstanden sind. Zusätzlich zu Büchern und Filmen gesellt sich noch eine andere Leidenschaft. Marcus ist ein Fan von Computerspielen, womit er bei mir offene Türen einrennt. Ab dieser Stelle ein kurzes Wort der Warnung: wer mit Spielen nicht anfangen kann, sollte nun zum nächsten Abschnitt skippen. Auf geht’s in den Spielewahnsinn:

MI: Welche Spiele zockst du zur Zeit?

Marcus: „In den letzten 12 Jahren war sehr viel World Of Warcraft am Start (lacht); im Moment spiele ich sehr gerne und oft „Zelda- Breath Of The Wild“ auf der Switch. Diablo 3 spiele, aber ich muss zugeben, daß ich das nicht so spiele, wie ich damals Diablo 2 gespielt habe. Den Suchtfaktor fand ich bei 2 einfach höher als bei 3. Ist zwar ein gutes Spiel, hat mich allerdings nicht so motiviert, wie es bei Teil 2 der Fall war. Das Tombraider Reboot fand ich auch sehr gut; ich hab mir auch schon die Fortsetzung davon gekauft, aber noch nicht angefangen. Resident Evil fand ich auch immer großartig. Da habe ich letztens mit Teil 7 angefangen, wobei das non plus Ultra für mich immer noch Teil 4 ist. Ich zocke alles quer durch den Garten, wobei es leider einige Spiele in der Art nicht mehr gibt. Beispielsweise „The Secret Of Monkey Island“ von Lucas Arts und alte Rollenspiele.“

MI: Man kann sich die alten Schätzchen noch über GOG (Good Old Games) für aktuelle Rechner kaufen.
Marcus: „Ich hab noch die ganzen alten Originale hier im Schrank stehen. Aber die Art von Spielen vermisse ich irgendwie. Es war mal das Ding und ist irgendwann aus irgendeinem Grund ausgestorben. Eine Zeit lang habe ich auch Shooter und Strategiespiele gespielt, worauf ich halt gerade Bock hatte.“

MI: Was ist mit Elex, dem neuen Spiel von Piranhya Bytes (Den Machern von Gothic)?
Marcus: „Piranhya Bytes kenn ich, wie heißt das Spiel?“
MI: Elex. Ist eine Mischung aus Science Fiction und Fantasy; man spielt erneut einen Helden, der sich von ganz unten nach oben kämpfen muss. Es hat genau den Ruhrpott Flair von damals; harte Spielwelt, unzählige Quests und humorvolle Dialoge. Keine Grafikhure vor dem herrn, aber die Atmosphäre ist sehr geil. Du hast erwähnt, daß due Resdient Evil Fan bist. Wie schaut´s dann bei dir mit The Evil Within 2 aus?
Marcus: „Den ersten hab ich auch auf den Rechner, aber noch nicht gespielt. Den zweiten hab ich gekauft, aber installiere ich erst, wenn ich den ersten durch habe. Ich erwarte hier großartiges, denn Trailer und Bilder haben mir sehr gut gefallen.“

An dieser Stelle bremsen wir uns beide zu dem Thema, da es ansonsten ein reines Gaming Special werden würde. Es geht weiter mit BLIND GUARDIAN.

Beyond The Red Mirror

BG MirrorNeues Album, neue Wege, oder doch wieder ein Schritt zurück in die glorreiche Vergangenheit? Nach mehrmaligem Hören hat das Album für mich eine sehr persönliche Botschaft an Bord: Schluss mit Nostalgie und ran ans Erwachsen werden!
Mit „Beyond The Red Mirror“ halten sich BLIND GUARDIAN auch selbst den Spiegel vors Gesicht, mit allen Facetten, Narben und einem zeitlosen Blick in den Augen. Obwohl dieses Mal auf vielen Baustellen mehr und intensiver gearbeitet wurde, hat man sich auch den kleinen Dingen mit viel Liebe gewidmet. Das beginnt beim opulenten Gesamteindruck (das Album beim ersten Durchhören verarbeiten? Vergesst es!), geht über bereits bekannte (und doch intensiv spürbare) Gitarrenduelle, bis hin zu den gänsehautartigen Gesangspassagen, die (man mag es kaum glauben) wirklich noch intensiviert werden konnten. Das Album ist eine Reise, die man mit jedem Durchlauf neu und intensiver erleben kann.

Bereits der orchestrale Opener entlädt seine gesamte Urgewalt in den Boxen. Dabei zeigen die Barden auch den Mut, mittels moderner Effekten die Brücke zwischen old school Fans und modernen Fans zu spannen. Die Selbstverständlichkeit, mit der dies gelingt, ist dabei genauso beachtlich wie die Tatsache, das 9 minütige Ungetüm bereits zu Beginn abzufeuern.Die Singleauskopllung `Twilight Of The Gods` kommt direkt auf den Punkt, während sich mit `Prophecies` der erste Song ins Langzeitgedächtnis schmilzt; mal im Ernst, wer hier nicht genauso glücklich grinst, wie beim ersten Durchlauf der „Nightfall…“ muss definitiv zum Ohrenarzt. Einprägsame Gitarrenschlangen, treibendes Drumming und Gesanglinien, die tiefer in den Spiegel zerren. Dreckige Riffs und opulente Orchesterpassagen vereinen sich in `At The Edge Of Time` und gehen den Weg des Vorgängeralbums imposant weiter. `Ashes Of Eternity` knurrt bösartig aus den Boxen, kratzt am Trommelfell entlang, ehe es sich wieder (unberechenbar) versöhnlich dem Hörer anbietet. Mit `Distant Memories` fühlte ich mich im Verstand eines Königs gefangen, ehe mich Gänsehautwellen tiefer in den Spiegel zerrten. Episch und gleichzeitig Aushängeschild für den Weg, den die Krefelder eingeschlagen haben. Sie experimentierten und webten ihre alten Tugenden mit ein, was hier sehr gut zur Geltung kommt.

Macht das Licht an, stellt das Bier weg, denn spätestens mit ´The Holy Grail` war´s das mit dem Grübeln, was man über die neue Platte denken soll. Der Song killt, treibt die Lautsprecher an ihre Grenzen und lässt mich beten, dass dieser Song live gespielt wird und tausende Kehlen den Refrain mittragen! Ein Schlachtfeld entsteht schnell vorm geistigen Auge und schmiedet sämtliche Gefühle, die bei Manowar oder Bathory je aufgekommen sind, in einen Song. Keine Schnell-ins-Ohr-Killer? Ich verneige mich ehrfürchtig vor dieser Antwort zum eigenen „Mirror Mirror“ und anderen Klassikern. Das Stakkato Gewitter flirtet mit dem Orchester unter dem Banner `The Throne`, ehe `Sacred Mind` wieder Geschwindigkeit auf dem Programm steht. Mit der Ballade `Miracle Machine`haben es die Barden geschafft, ihren Namen neben Legenden wie Queen einzumeißeln. Hansis Stimme geht direkt unter die Haut, das Klavier erschafft eine nachdenkliche (jedoch nicht melancholische) Stimmung und der Wunsch nach einem Wunder keimt schnell in einem selbst auf. Diese Nummer lief beim Test einen halben Tag in Endlosschleife, ohne eine Spur seiner Magie zu verlieren. `Grand Parade` strotzt vor dem Perfektionismus, der hier an den Tag gelegt wurde, um eine kraftvolle Symbiose aus Klassik und Metal zu erschaffen. Wer `Sacred` mochte, wird diesen Song lieben und selbst die Black Metal Fraktion dürfte sich hier an einige Sternstunden wie alte Dimmu Borgir erinnert fühlen, ehe mit dem Bonussong (in dem limitierten Buch)`Doom`die Reise unter „We will Remember“ Rufen und herrlichen Gitarrenläufen endet.

Statt Erinnerungen hinterher zu hängen, führt dieses Album das fort, was bei der „Imaginations“ endete. Dabei bedient man sich der Erfahrungen der letzten Jahre und erschafft ein Album mit einem Charakter, der mir ehrlich gesagt in den letzten Jahren etwas gefehlt hat. Wer sich die volle Dröhnung gönnen möchte, sollte sich die Buchedition gönnen, auf der die Atmosphäre des Albums mit den gelungenen Zeichnungen von Felipe Machado Franco perfekt eingefangen wurde. Als BLIND GUARDIAN Fan ist man erwachsen geworden und verdient auch ein reifes und gleichzeitig kraftvolles Album. Ich habe das Album noch nicht bis in den letzten Winkel ergründet, aber gerade diese Tatsache rundet den Gesamteindruck ab. Die Reise endet und beginnt mit jedem neuen Hören…

blindguardian2016

Zukunftspläne

Wir schreiben das Jahr 2017. Die Wächter haben das Ende ihrer Tour angekündigt und begeben sich nun in ihr Studio, um ihr neues Album aufzunehmen. Die Gerüchte verdichten sich, daß es dieses Mal das lang angekündigte Orchester Album werden wird. „Ja, das Orchester Album wird es geben, tatsächlich. Die Live Abstinenz würde es auch geben, wenn wir nicht mit dem Orchester arbeiten würden. Wir arbeiten immer in diesen Zyklen; wenn ein Album rauskommt gehen wir auf Tour, schreiben in der Zeit auch nicht wirklich neue Stücke, weil wir das nicht können. Wir brauchen den Abstand. Wenn wir auf Tour komponieren würden, würde das neue Zeugs genauso klingen, was wir live auch spielen, weil das ist automatisch die Musik, die du den ganzen Tag auch hörst. Das würde automatisch zu Wiederholungen führen und da haben wir keinen Bock drauf. Deshalb splitten wir das in eine Tour- und Songwritingphase. Jetzt sind wir halt in der Sogwritingphase; wir waren jetzt zweieinhalb Jahre auf Tour und irgendwann muss auch mal gut sein (lacht) . Irgendwann schläft man auch gerne wieder zuhause und sieht seine Familie. Wir haben jetzt mit dem Songwriting für das nächste, reguläre Album begonnen, aber auch das legendäre Orchester Album wird jetzt endgültig fertig gestellt. Das heißt, Hansi muss jetzt eine ganze Menge singen. Ursprünglich sollte das während der Tourpausen passieren, aber den Plan mussten wir relativ schnell verwerfen, weil der Touralltag viel zu anstrengend für Hansis Stimme ist. Wenn du also mal eine 2 Wochen Pause zwischen einer Europa- und einer Amerikatour hast, ist deine Stimme nicht wirklich fit für eine Studioaufnahme. Es macht hier auch keinen Sinn irgendwas zu erzwingen, denn das würde bedeuten, daß die Studioaufnahmen vielleicht mit viel Geprügel funktioniert und danach ist seine Stimme durch und hält die nächsten Konzerte nicht mehr durch. Das ist Blödsinn; ein Sänger braucht, wie jeder andere Musiker auch, definitiv zwischen den sehr anstrengenden Tourblöcken seine Pausen. Hansi kann also jetzt in aller Ruhe alles einsingen und dann können wir mixen und mastern und dann kommt das Album tatsächlich auf den Markt.“

Die klare Trennung von Tour und Albumphase hat bisher immer Früchte getragen. Hinzukommt eine innovative Idee, mit der man sich (und den Fans) Abwechslung auf den Konzerten gönnt. „Wir geben uns schon ein wenig Mühe. Wir spielen am Abend um die 18 Stücke, haben aber für die Tour so um die 45 Stücke geprobt. Jedes Stück wird auch im Rahmen der Tour gespielt, weil sich jeden Tag zwei bis vier Nummern im Vergleich zum Vortag ändern. Dadurch konnten wir natürlich auch aus einem großen Fundus schöpfen, den wir für das Live Album gebraucht haben. Zusätzlich kommen die Leute auch zu mehr, als nur zu einer Show; sie haben also eine Garantie, daß sie unterschiedliche Sets sehen. Außerdem ist es für uns auch wichtig, denn wenn du zweienhalb Jahre auf Tor bist und immer die gleichen 18 Stücke spielst, drehst du irgendwann durch. Das mündet dann in eine tödlich, langweilige Routine, was wir logischerweise auf gar keinen Fall wollen. Es soll auch für uns spannend und vor allem spaßig bleiben.“

Das Warten auf das nächste Album dauert bekanntlich länger. Vorher gibt es einen Appetizer, der aber noch lange nichts über das gesamte Album aussagt.

„Das wird bei uns nie möglich sein, weil wir stilistisch sehr breit aufgestellt sind. Ich habe mal eine interessante Diskussion mitverfolgt, wobei man versucht hat, unseren Stil zu nennen. Es wurde von Speed-, über Power- bis zum Progressive Metal alles genannt und alles stimmt. (außer Black Metal bei Lucifer´s Heritage). Das ist auch ein Grund, warum wir die Einstellung nicht mögen, denn wenn wir uns auf einen Stil beschränken würden, dürften wir ja nichts anderes machen. Dieses Schubladendenken engt dich nur ein und deshalb interessiert uns das auch nicht; wenn wir eine Idee gut finden und sie zu uns passt, dann machen wir das, worauf wir Bock haben. Schnell, hart, langsam, episch ist völlig egal; solange es uns gefällt und es nach BLIND GUARDIAN klingt, ist alles gut. Deshalb kann ein Appetizer in Form einer Maxi oder eines einzelnen Songs nur einen Teilaspekt beleuchten, was auf dem Album ist. Gerade das macht aber für mich auch den Reiz aus, weil es immer etwas neues zu entdecken gibt.“

BG Ending

And The Story Ends…

Wir sind am Ende einer langen Reise angekommen. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an jene, die sich bis zu dieser Stelle durchgekämpft haben. Am Ende stellen wir Marcus eine Frage, deren Antwort besonders jungen, aufstrebenden Bands Mut machen dürfte:Seit wann macht ihr das eigentlich hauptberuflich? „Seit Anfang an; wir haben den Plattenvertrag unterschrieben, da war ich noch in der Schule. Wir haben vom Timing Glück gehabt, denn ich hab die Schule abgeschlossen, als die „Follow The Blind“ gerade draußen war. Danach kam der Zivildienst für mich und Andre und im Anschluss haben wir die „Tales“ rausgebracht und ab da haben wir davon gelebt. Keiner der Band hat jemals etwas anderes gemacht; wir haben seit dem ersten Tag an das erklärte Ziel gehabt „Das ist es, was wir machen wollen“ und wir haben auch immer daran gezogen. Wir haben jeden Tag geprobt, außer manchmal Sonntags, wenn wir am Samstag zu viel gesoffen hatten (lacht). Im Normalfall standen wir jeden Tag im Proberaum und haben versucht uns als Musiker und Songwriter zu verbessern. Wir haben alles Geld, was wir bekommen haben, in unsere Musik investiert; sei es in Instrumente, Studioequipment usw. Wir haben sehr früh angefangen uns Studioequipment zu kaufen. Irgendwann haben wir den Schritt gemacht, uns unser eigenes Studio zu bauen, in dem wir unsere Platten aufnehmen. Wir haben immer daran gezogen und es gab auch nie einen Plan B. Sowas lenkt dich nur ab und für uns war ganz klar „Das ist das, was wir beruflich machen werden“. Unser Ziel war es, daß wir professionell Musik machen, Alben aufnehmen und touren. Das war unsere klare Vision und in unseren Köpfen gab es auch nie eine Alternative dazu. Es gab auch nie die Möglichkeit, daß das nicht klappen könnte, denn wir wollten es ja. (lacht) Also haben wir es umgesetzt.“

Zu Guter Letzt hat Marcus noch einige abschließenden Worte für die Fans, die sich nun in Geduld auf das kommende Album üben müssen:

„Glückwunsch dazu das ihr BLIND GUARDIAN hört, ist die richtige Entscheidung (lacht) Vielen, vielen Dank für 30 jahre Support und auch an alle, die später eingestiegen sind. Wir hatten einen Mega Spaß auf der letzten Tour, das hört man glaube ich wohl dem Live Album an. Wir sind jetzt in der Songwriting Phase, die Tour danach kommt bestimmt und dann geht alles von vorne los und wir freuen uns schon darauf. Dauert ein bisschen, als bitte etwas Geduld haben, im Endeffekt wird es sich hoffentlich lohnen. Nächste Tour kommt garantiert und dann können wir hoffentlich wieder zusammen feiern.“

Sebastian Radu Groß

NACHBERICHT: SUMMER BREEZE 2017

Posted by Samir On September - 22 - 2017

Alle Jahre wieder pendeln tausende Metaller in das mittelfänkische Dinkelsbühl, um auf dem SUMMER BREEZE Bands der unterschiedlichsten Metalgenres zu huldigen. 2017 ist jedoch ein besonderes Jahr, denn der zwanzigste Geburtstag des Festivals steht an und zu Ehren dieses runden Jahrestages haben sich die Veranstalter auch das ein oder andere Schmankerl einfallen lassen.

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VORBERICHT: SB 2017

Posted by Samir On April - 27 - 2017

sb2017Auch in diesem Jahr findet im mittelfränkischen Dinkelsbühl das Summerbreeze Festival statt. Vom 16. bis zum 19. August gibt sich hier die Metel-Elite die Hand und eingefleischte Metal-Fans dürften auch diesmal Gefallen an einem hervorragenden Line Up finden, das von den Veranstalter auf die Beine gestellt wurde. Und zum 20ten Geburtstag gibt es auch das ein oder andere Schmankerl.

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KREATOR TOUR 2017

Posted by Uli On Februar - 8 - 2017

kreator2012gDie Essener Thrash Veteranen von KREATOR sind momentan auf großer Tour und kommen auch für ein Dates nach Deutschland. Mit im Gepäck haben sie ihren neusten Silberling “God Of Violence”, der bei Presse und Fans wie eine Bombe eingeschlagen ist und mittlerweile Platz 1 der Charts erreicht hat. Außerdem sind noch mit dabei: SEPULTURA, SOILWORK und ABORTED. Also schnell Tickets sichern!

Hier die Dates:

16.02. Wien – Austria Halle Gasometer (A)

17.02. Wiesbaden – Schlachthof

18.02. Berlin – Columbiahalle

19.02. Pratteln – Z7 Konzertfabrik (CH)

04.03. Essen – Grugahalle

RUNNING WILD NEWS

Posted by Radu On Juni - 10 - 2016

Running Wild VorschauWas lange währt wird endlich gut: Drei Jahre nach der letzten Veröffentlichung “Resilient” können RUNNING WILD nun endlich Titel und Erscheinungsdatum ihres neuesten Albums bekanntgeben: “Rapid Foray” kommt am 26. August 2016 als Boxset, Digipak, Doppel-LP und Download in die Geschäfte. Bandchef Rolf Kasparek bittet die lange Wartezeit zu entschuldigen:

“Leider war ich durch eine gebrochene Schulter von Frühjahr 2014 an mehr als 12 Monate lang gar nicht oder nur begrenzt einsatzfähig, wodurch sich die Arbeiten an den neuen Songs immer wieder verzögert haben. Anschließend musste ich mich zusätzlich und intensiv auf den Wacken-Auftritt vorbereiten, was letztendlich ebenfalls viel Zeit in Anspruch genommen hat. Umso mehr freue ich mich, jetzt den RUNNING WILD-Anhängern ein besonders starkes neues Werk präsentieren zu können.“

Kasparek verspricht seinen Fans eine der vielseitigsten Scheiben der gesamten RUNNING WILD-Karriere, mit elf abwechslungsreichen Stücken und großer Liebe zum Detail. “Die neuen Songs sind komplexer als die der beiden letzten Veröffentlichungen”, verrät Kasparek, “was mir besonders beim Einspielen der Gitarren aufgefallen ist. Gleichzeitig erinnern mich die Stücke teilweise auch an einige RUNNING WILD-Klassiker. Ich denke, dass uns insgesamt eine sehr interessante und überzeugende Mischung gelungen ist.”

Produziert wurde “Rapid Foray” von Rolf Kasparek, und Toningenieur war Niki Nowy, die das Material auch gemeinsam gemischt und gemastert haben. Das Cover-Artwork basiert auf einem Foto, das Kasparek selbst geschossen hat und das anschließend von Jens Reinhold (VIRGIN STEELE, FREEDOM CALL u.v.a.) mit dem Look eines Ölgemäldes ausgestattet wurde.

Tracklist:

01. Black Skies, Red Flag 4:44
02. Warmongers 4:29
03. Stick To Your Guns 5:08
04. Rapid Foray 4:47
05. By The Blood In Your Heart 5:27
06. The Depth Of The Sea – Nautilus (instrumental) 3:53
07. Black Bart 5:06
08. Hellestrified 4:22
09. Blood Moon Rising 4:20
10. Into The West 4:34
11. Last Of The Mohicans 11:11

Running Wild

SUMMER BREEZE 2015 Teil 1

Posted by Samir On August - 30 - 2015

sb2015_flyerAlle Jahre wieder pendeln tausende Metaller in das mittelfänkische Dinkelsbühl, um auf dem SUMMER BREEZE Bands der unterschiedlichsten Metalgenres zu huldigen. Auch 2015 konnte sich das Line-Up eines der größten Festivals der Republik sehen lassen und Metal Impressions war wie immer für euch dabei!

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LIVE REVIEW: RHF 2015

Posted by Uli On Juni - 6 - 2015

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Zum dreizehnten Mal rockt nun schon der Pott am Pfingstwochenende beim diesjährigen Rock Hard Festival 2015 im traumhaften Amphitheater in Gelsenkirchen direkt am Rhein Herne Kanal und wieder einmal es ist dem Rock Hard Team gelungen, ein spannendes Billing auf die Beine zu stellen. Headliner wie VENOM, KREATOR, BLACK STAR RIDERS, sowie andere namhafte Bands DORO, OVERKILL und MICHEAL SCHENKER`S TEMPLE OF ROCK, sorgten für redlichen Publikumsandrang.

Voller Vorfreude ging es endlich am Freitag los zum ersten Festivaltag, das Wetter war einfach ideal, das erste Festivalbier wurde auf dem Gelände vernichtet, die Kollegen der fotografierenden und schreibenden Zunft wurden begrüßt. Kurz vor fünfzehn Uhr ging es dann wieder los in Richtung Fotograben, wo wir natürlich wie jedes Jahr freudig von den Jungs der CCS-Security herzlich begrüßt wurden.

IMG_1867 KopieDie Thrash Metal Band SPASE CHASER aus Berlin durfte in diesem Jahr das Festival eröffnen. Es war schon wieder bemerkenswert, wie voll das Amphitheater bei der allerersten Band war! In ihrem vierzig Minütigen Auftritt zog die Band alle Register, knüppelte sich durch ihr Set und hinterließ ein zufriedenes Publikum. Ich denke, von ihnen wird es noch einiges zu hören geben, denn die Jungs haben hier ihr Bestes gegeben. Frisch! Unverbraucht! UND! Geile Songs!!

IMG_1989 KopieNach einer kurzen Umbaupause ging es mit den ARCHITECTS OF CHAOS weiter, deren Sänger kein geringerer ist als der ehemalige IRON MAIDEN Sänger Paul Di`Anno, der die ersten zwei Maiden Longplayer „Iron Maiden“ und „Killers“ eingesungen hatte. Da er momentan mit Knieproblemen zu kämpfen hatte, musste er im Sitzen den Gig absolvieren, was der Sache aber keinen Abbruch tat! Er sang sehr sehr souverän, überzeugte in jeglicher Hinsicht und war gut gelaunt! Da Ende Mai das neue Werk „The League Of Shadows“ veröffentlicht wird, wurden natürlich einige Sachen daraus vorgestellt. Seine deutsche Begleitband spielte sich hier auf dem Festival den Arsch ab, gab ihr Bestes und kam sehr gut beim Publikum an. Zum Schluss durfte natürlich der Song `Killers` nicht fehlen!!! Daumen hoch.

IMG_2058 KopieKommen wir nun zu einer Band, auf die ich mich so richtig gefreut habe! FLOTSAM & JETSAM, die Speed/Thrash Metaler aus Arizona, die mit ihren ersten beiden Alben „Doomsday For The Deceiver“ und „No Place For Disgrace“ zwar einen Beachtungserfolg erzielten, aber es nie wirklich schafften, an die Spitze zu gelangen. Was man wiederum von ihrem Ex-Bassisten Jason Newsted nicht behaupten kann, denn dieser wechselte 1986 zu METALLICA, um Cliff Burton zu ersetzen. So, nun zurück zum Geschehen. Also, was die Band dort abzog war schon wirklich allererster Sahne!!! Bämm! Voll eins auf die zwölf! Granaten um Granaten wurden ins Rund geballert. Hauptaugenmerk lag auf den ersten beiden Alben und Songs wie `Hamerhead`, `Doomsday For The Deceiver` oder `She Tooke An Axe` durften hier nicht fehlen. Das Publikum war total aus dem Häuschen und feierte die Band lautstark, die in absoluter Spielfreude war!!!! Für mich DER Highlight des Tages!

IMG_2099 KopieMit den holländischen Deathern GOD DETHRONED ging es nun weiter. Nachdem sich die Band im Jahre 2012 trennte, reformierten sie sich aber letztendlich wieder im Jahre 2014 und standen ein Jahr später nun auf der Bühne in Gelsenkirchen, um dort ein Best-Of Programm zu präsentieren. Die Band war zwar hochmotiviert, doch der Sound ließ zu wünschen übrig, denn er kam teilweise undifferenziert aus den Boxen. Doch dem Publikum hat es mächtig Spaß gemacht, denn im Rund ging es mächtig einher.

IMG_2180 KopieDie vorletzte Band kann man wirklich als Kult bezeichnen. Sie wurde 1971von Sänger Bobby Liebling gegründet! Hier ist natürlich die Rede von PENTAGRAM! Also Doom Metal an BLACK SABBATH angelehnt. Ich hatte bis dato PETAGRAM nicht auf meinem Schirm und wurde heute zum ersten Mal mit ihnen konfrontiert. Ich hatte keine Ahnung was mich da erwartete. Es war schon ein merkwürdiger Anblick Fronter Liebling auf die Bühne kommen zu sehen. In seinem rosafarbenen Outfit, seinem starren Blick und Bewegungen erinnerte er mich eher an eine Marionette, als an einen Sänger. Die Band spielte tight einher und Bobby sang für meinen Geschmack gar nicht mal so schlecht. Was die Songauswahl betrifft kann ich leider überhaupt nichts sagen, denn wie schon erwähnt, kannte ich die Band bis heute gar nicht. Aber dem Publikum hat es jedenfalls gefallen! Und mir auch! Im Nachhinein!

IMG_2237 KopieKommen wir nun zum Hauptact! VENOM! Und hier kann ich Gott sei Dank sagen, dass ich sie schon einmal gesehen habe. 1985 auf dem Metal Hammer Festival auf der Loreley, zusammen mit METALLICA, WARLOCK und einigen anderen Bands! Vor dem Einlass in den Fotograben wurde uns mitgeteilt, dass wir erst nach dem ersten Song wegen der Pyros den Fotograben betreten dürften, dann aber auch nur für zwei Songs!! Alsdann legten VENOM fulminant mit `Rise` los, gefolgt von `Hammerhead`, um danach mit `Bloodlust` einen ihrer ersten Klassiker zu präsentieren.

So, das erst einmal dazu! Stop! Zur Band! VENOM habe ich als ruppig spielende Band kennengelernt, mit vielen Nieten, Ledergedöns, wie so eine Band in den achtziger Jahren eben halt war! Heute dagegen erschien der Gitarrist Dante in einem schönen roten Hemd, während Sänger Cronos ein zerrissenes T-Shirt trug, welches aber eher wie ein BH ausschaute und sein Bauch darunter eher unvorteilhaft zum Vorschein kam! Leute! Wenn ich VENOM sehen möchte, dann auch schon bitte wie vorher beschrieben. Ich will Klischee sehen!!! Genauso verhielt es sich mit dem Sound, der eher weichgespült aus den Boxen kam und nicht ruppig wie früher! Wo ist er nur geblieben!?

Die Songauswahl war eher an den neueren Sachen angelehnt. Gott sei Dank wurden auch aber Klassiker wie `Welcome To Hell`, `Countess Bathory`,`Warhead` und `Black Metal` gespielt. Alles in allem war es trotzdem ein sehr geiler Gig mit viel Pyrotechnik, denn dem Publikum hat es sichtlich und hörbar Spaß, sehr viel Spaß gemacht!

Highlight des ersten Tages: FLOTSAM & JETSAM, VENOM

RHF 2015 2. Tag. Auf zum zweiten Tag nach Gelsenkirchen ins Amphitheater. Das Wetter war nicht so dolle wie am Vortag, es war zwar bewölkt, aber Gott sei Dank blieb der Tag trocken, während am Nachmittag der Wind sehr auffrischte. Aber nun genug mit dem Wettergedöns, auf zur ersten Band. Die Death Metaler DESERTED FEAR aus Thüringen standen heute als erste Band auf der Bühne und zogen schon zur frühen Stunde die Zuschauer vor die Bühne.

IMG_2309 KopieDESERTED FEAR haben in der Szene für Newcomerverhältnisse schon einen hohen Status, denn die ersten beiden Alben „My Empire“ und „Kingdom Of Worms“ schlugen bei Fans und Presse mächtig ein. Außerdem wurden sie 2014 als einer der drei besten Newcomer Bands gewählt. Und was die vier Jungs hier um Gitarrist und Sänger Fabian Hildebrandt abzogen war wirklich allererste Sahne. Fünfundvierzig Minuten erstklassiger melodischer Death Metal, von dem sich manche Bands gut eine Scheibe abschneiden können. Präzise wie ein Uhrwerk spielte die Band tight einher und kam beim Publikum großartig an, welches die Band lautstark abfeierte. Alle Daumen hoch!!!!!

IMG_2373 KopieMOTORJESUS waren als nächste Band am Start. Nicht nur ich habe mich gefragt, warum die sympathischen Jungs aus Mönchengladbach so früh spielen mussten, denn wer die Band kennt, weiß wie gut sie beim Publikum zünden. Die Band um Frontmann Chris Birx war auch an diesem Tag wie immer in mächtiger Spiellaune und begannen das Set mit `Motor Discipline`. Ihr deftiger Rock´N Roll mit einer Prise Hard Rock kann einfach nur gute Laune machen, denn das Publikum fraß der Band von Anfang an aus der Hand. Herr Birx hatte wie immer ein paar flotte Sprüche auf den Lippen, durfte aber an diesem Tag wie vor drei Jahren keine Schnapsfläschchen oder Dosenbier ins Publikum werfen, sondern musste sich heute mit Süßigkeiten begnügen. Die beiden Gitarristen Guido Reuss und Andreas Peters posten eifrig um die Wette, während die Rhythmusfraktion Vollgas gab und merklich den Arsch kickte. Rock´N Roll pur, ohne großes Stargehabe!!! Alle Daumen hoch!

IMG_2472 KopieVOIVOD, die Thrashlegende aus Kanada, stand als nächste Band auf dem Programm. Mit ihrem unverwechselbaren Sound, den vertrackten Rhythmen und dem Gesang von Denis „Snake“ Belanger erreichte die Band ziemlich früh schon Kultstatus. Da sie eine kurze Spielzeit hatten, beschränkte sich ihre Setlist auf ein quasi Best Of Programm. Die Band war gut gelaunt, viel in Bewegung und hatte sichtlich Spaß auf der Bühne. Da ich mich noch nie für diese Band begeistern konnte, zog ich mich zurück, um etwas zu essen und ein Bier zu trinken.

IMG_2503 KopieGestärkt zurück im Fotograben standen nun die schwedischen Doomer AVATARIUM auf der Bühne. Die wurde von Leif Endling Ex-CANDLEMASS 2012 gegründet und zog sich renommierte Musiker wie Ex-EVERGREY Gitarrist Marcus Jidel, TIAMAT Drummer Lard Sköld, KRUX Keyboarder Carl Westholm und zu guter letzt Jennie-Ann Smith als Sängerin, die in einer ABBA-Tribute-Band singt, mit an Land. Und ich kann dazu nur sagen, das hat der Leif aber alles richtig gemacht!!!! Allerdings passte die Musik meiner Meinung nicht so recht hier auf das Festival, denn ich denke gerade, die Vielfältigkeit der Musik mit ihren leisen Passagen und die teilweise sehr zarten Stimme von Jennie, die hier auch akustische Gitarre spielte, gehört eher in einen Club! Der Auftritt war absolut nicht schlecht. Songs wie `Moonhorse` oder `Avatarium` sind geniale Songs…..aber der Funke sprang beim Publikum leider nicht soo recht über! Ich werde aber die Band im Auge behalten! Und hoffe, sie auch mal in einem Club in der Nähe sehen zu dürfen.

IMG_2610Mit der kanadischen Abrissbirne KATAKLYSM ging es dann weiter! Hier bekam jetzt die Todesbleifraktion mächtig eins auf die Mütze. Die Band um Sänger Maurizio Iacano begann ihren Set mit dem Nackenbrecher `To Reign Again, gefolgt von `If I Was God…..I`d Burn It All`. Die Band knüppelte sich erbarmungslos durch ihr Set, das Publikum geriet völlig aus dem Häuschen und die CSS-Security hatte alle Hände voll zu tun, die Crowdsurfer in Empfang zu nehmen. Die Setlist bot einen guten Querschnitt durch fast ihre Alben, der Sound kam ausgewogen aus den Boxen und nach einer Spielzeit von fünfundvierzig Minuten hinterließ die Band ein ausgepowertes Publikum.

IMG_2712 KopieWeiter ging es nun mit den US-Metalern von SANCTUARY aus Seattle, wiedererstarkt nach der Trennung von NEVERMORE, die im Gepäck ihr drittes neues Album „The Year The Sun Died“ hatte, das in den Medien gute Kritiken erhielt. Die Band um Sänger Warrel Dane, bestand fast aus allen Originalmitgliedern, nur Gitarrist Nick Cordle (Ex-ARCH ENEMY) stieß dieses Jahr zur Band. Nun durfte man wirklich gespannt sein, wie sich die Band hier präsentierte, wie Mr. Dane gesanglich und körperlich in Form war. Das Set begann mit dem Opener ´Arise And Purify` vom letzten Album und man konnte jetzt schon deutlich erkennen, dass die Band in Topform war! Dane war vorzüglich bei Stimme und machte eine gute Figur. Hauptmerk der Setlist bestand zum größten Teil aus den Nummern des letzten Longplayers, aber das tat keinen Abbruch, denn die Band wurde lautstark vom Publikum gefeiert, während Warrel Dane das Publikum immer wieder dazu animierte, Crowdsurfing zu machen! In ihrer einstündigen Performance konnte SANCTUARY voll und ganz überzeugen!! Daumen hoch!!

IMG_2794 KopieJa, was soll ich nun zum vorletzten Act noch sagen! DORO! Unsere deutsche Metalqueen! Auf dem Programm stand für heute ein WARLOCK Klassik Set, auf das man wirklich gespannt sein durfte. Das Set begann mit `Touch Of Evil`, gefolgt von `I Rule The Ruins`und `Burning Witches`, wobei hier mächtige Feuersäulen in den Himmel geschossen wurden. Das war natürlich für die fotografierende Zunft erneut nervig, da man wieder vorzeitig aus dem Fotograben verschwinden musste!! Aber man hat ja eh keinen Einfluss drauf. DOROs Backing Band spielte wieder einmal göttlich. Ich denke, ich muss sie hier nicht namentlich erwähnen, denn sie sind schon jahrelange Mitstreiter ihrer Chefin, die selber heute erstaunlich wenig mit ihren teils nervigen Ansagen geizte. Deshalb war es heute ein wirklich runder Auftritt nur mit Augenmerk auf die Musik. Die Setlist war einfach nur Klasse. Granaten wie `True As Steel, `Hellbound`und `Eartshaker Rock` wurden zum Besten gegeben, aber natürlich durfte ihre Überballade `Für Immer`nicht fehlen. Ich habe das Konzert vom VIP Bereich her verfolgt und bei `Für Immer`wurde es hier oben leiser, denn viele Gespräche verstummten. Das heißt schon was!! Ergo! DORO hat heute wirklich in allen Linien voll überzeugen können! Musik pur!!! True As Steel!! Alle Daumen hoch!!!

IMG_2858 KopieMille! Sami! Speesy! Ventor! = KREATOR!! Hauptact des 2. Tages!! Bämm!!!! Soll ich gleich in die Superlative gehen! Ja! Kaum eine andere Band hat es je auf dem Rock Hard Festival geschafft, derartige Energien freizusetzen! Keine Band außer KREATOR hat es hier wirklich geschafft, dass hier das Publikum derart kollektiv ausrastete. Die absolute Mega Abrissbirne, die hier das Amphitheater in Schutt und Asche legen konnte und das zum zweiten Male! Der Ruhrpott Vierer legte an diesem Abend fulminant mit `Enemy Of Gods` los……`Terrible Certainty` und `Phobia` folgten. Ja, auch hier muss wieder gesagt werden, dass die Fotografen wieder wegen der Pyrotechnik auf einen Song verzichten mussten!! Grrrr!!! Aber egal, denn was hier heute Abend geliefert wurde, war wirklich ganz großes Kino! Screen Leinwände untermalten optisch jeden Song, während Konfettikanonen, Nebelsäulen und Pyros den Auftritt abrundeten. Die Band spielte in absoluter Höchstform, während der Sound laut, druckvoll und transparent aus dem Boxen schallte. Die Setlist ließ keine Wünsche übrig, Klassiker an Klassiker gaben sich die Hand. Mit `Flag Of Hate`und `Betrayer` endete dann dieses einmalige Konzert, was einmal wieder zeigte, dass KREATOR wirklich zu den Speerspitzen des Thrash Metals gehören, nicht nur national, sondern noch vor SLAYER und Konsorten! Denn diese Band ist wirklich bis heute nicht abgehoben, hat keine Starallüren, sondern sie sind immer noch die Jungs von nebenan!! ALLE DAUMEN HOCH!!!!! Superlative!!! Der Pott rockt!!! KREATOOOOR!!!!! Also für mich DAS Highlight des Rock Hard Festivals 2015!!

RHF 2015 3. Tag. IMG_3026 KopieAuf zum letzten Tag des Festivals. Auf der Bühne standen nun als erste Truppe AIR RAID aus Schweden, genauer gesagt aus Göteborg, auf dem Programm. Mit ihrem 80er Jahre Metal wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und ACCEPT konnte die muntere Meute schon früh beim zahlreich erschienenen Publikum ganz groß punkten! Angefangen von ihrem Outfit mit Kutten, Leder und Nieten, den doppelläufigen Gitarrensoli bis hin zur aktionsreichen Bühnenshow! Hier wurde was für Auge und Ohr geboten, was vom Publikum dementsprechend honoriert wurde! Es war wirklich wie eine Zeitreise in die Anfänge des Heavy Metals, wo er noch unverbraucht und ehrlich klang. Eine Band wie AIR RAID können wir heute gut gebrauchen, denn sie waren wirklich eine der Überraschungen hier auf dem Festival! Alle Daumen hoch!!

IMG_3116 KopieMit den SPIDERS kam die nächste schwedische Band auf die Bühne, die heute aber leider nicht beim Publikum gut punkten konnte. Ihre Mischung aus Rock´n Roll, Hard Rock und Blues erinnerte etwas an die berühmten THE RUNNAWAYS, waren aber heute hier fehl am Platz, was auch Fontfrau Ann-Sofie Hoyles durch ihren Gesang leider nicht wettmachen konnte. Die Band machte auf mich, besonders Gitarrist Jon Hoyles, einen ziemlich uninspirierten Eindruck, da waren die BLUES PILLS im vergangenen Jahr schon eine ganz andere Marke!

IMG_3255 KopieAuf die nächste Band freute ich mich schon lange, denn SINNER aus Deutschland machte sich in letzter Zeit rar auf den Bühnen. Grund dafür, dass Namensgeber, Sänger und Bassist Mat Sinner mit vielen Sideprojekten involviert ist und für SINNER im Moment wenig Zeit hatte. Aber das sollte sich heute ändern. Frisch und voller Elan stand dann die Band mit ihren drei Gitarristen auf der Bühne und zog ein Best Of Programm vom Stapel. Ihr melodiöser Hard Rock und Heavy Metal konnte beim Publikum bei strahlendem Sonnenschein groß punkten. Hits wie `Born To Rock´ und `Danger Zone`durften natürlich nicht fehlen, ebenso wie das BILLY IDOL Cover `Rebell Yell`, bei dem das Publikum zu Mitsingspielchen animiert wurde, welches es auch lautstark mitmachte. Endlich kam wieder Stimmung ins Amphitheater!! Klasse!!

IMG_3332 KopieCHANNEL ZERO aus Belgien hatte ich bis dato nicht auf dem Schirm, waren mir also voll unbekannt. Aber konnten sie mich überzeugen? Ja, kann ich nur sagen! Der Anfang begann fulminant, driftete dann ein wenig in Richtung Langeweile ab, um dann dem Publikum danach voll eins auf die Mütze zu geben. Frontmann Franky de Smet Van Damme kann man als wahres Energiebündel bezeichnen, ständig in Bewegung, machte er Kilometer auf der Bühne, während der Rest der Band die Thrash-Salven ins Publikum schleuderte. Alle Achtung!!!

IMG_3393 KopieJetzt wurde es spannend, denn mit REFUGE, vor einem Jahr aus der Taufe gehoben, stand als nächste Band ein Trio mit Peavy Wagner, Manni Schmidt und Chris Efthiamadis besser bekannt als RAGE auf der Bühne, dessen Line-Up von 1988 bis 1993 existierte und zahlreiche Longplayer veröffentlichte! Das Trio begann fulminant mit ´Firestorm`, gefolgt von `Solitary Man` und `Nevermore` und schon konnte man merken, dass Band und Publikum absolut tierischen Bock auf die alten Sachen von RAGE hatten. Die Songs wurden lautstark vom Publikum mitgesungen und die Band strahlte vor Freude um die Wette. Leider gab es einige Soundprobleme, die aber wirklich keinen heute störten, denn was hier in dieser Stunde geboten wurde, war Energie pur und hinterließ am Ende ein glückliches und zufriedenes Publikum. Mal sehen was die Zukunft bringt, denn Peavy will in Kürze das neue Line-Up von RAGE verkünden und was aus REFUGE wird, steht wohl noch in den Sternen. Wait and See!! Wir werden euch auf dem Laufenden halten! Kurze Randnotiz: Manni erinnerte noch während des Gigs an unseren vor kurzem verstorbenen Foto-Kollegen Jörg Litdges…… Ich hatte Gänsehaut!! Jörg! Du bist trotzdem immer bei uns! Alle Daumen hoch!

IMG_3540 KopieKommen wir nun zur drittletzten Band dieses Abends! Mit MICHAEL SCHENKER`S TEMPLE OF ROCK kam nun eines der absoluten Highlights des Festivals auf die Bühne. Einer der wirklich großen Rockstars, der mit den SCORPIONS und UFO berühmt geworden ist und später mit seiner eigenen Band MSG große Erfolge erzielte. In seiner heutigen Band sind ebenfalls sehr bekannte Musiker mit an Bord, Francis Buchholz und Hermann „The German“ Rarebell, die ehemalige Rhythmusfraktion der SCORPIONS, Sänger Doogie White (ex-RAINBOW/TANK), sowie Gitarrist und KeyboarderWayne Findlay. Eröffnet wurde das Set mit ´Doctor Doctor` von UFO und was soll man dazu noch großartig sagen, das Amphitheater rockte gewaltig mit! Ein perfekt eingespieltes Team lieferte heute Abend einen Querschnitt durch Michael Schenkers Schaffensphasen. Songs wie `Love Drive`, `Natural Thing`oder `Rock You Like A Hurricane` durften nicht fehlen, während Michael Schenker dazu mit seinen genialen Gitarrensoli brillierte. Sänger und Frontman Doogie White war bei guter Stimme und machte einen guten Job. Mit `Rock Bottom` endete dann das Konzert mit einer ausufernden Jam-Session, die eindeutig zu lange dauerte und nach einiger Zeit ziemlich nervig wurde, was leider einen leichten faden Geschmack hinterließ. Im Gesamten betrachtet, war es ein guter solider Gig, der ganz gut beim Publikum ankam! Mehr aber auch nicht!

IMG_3664 KopieDas sollte sich jetzt mit der vorletzten Band schlagartig ändern, denn wenn die News Yorker Thrasher OVERKILL die Bühnen der Welt betreten, gibt es im Publikum kein Halten mehr, was auch heute Abend der Fall war. Blitz und Co schlugen wie eine Bombe ein. Angefangen mit dem Opener `The Armorist´ ging es gleich schon vor der Bühne im Publikum massiv zur Sache! Sänger Bobby Blitz hatte von Anfang die Fäden in der Hand, poste was das Zeug hielt, legte einige Kilometer auf der Bühne zurück, während der Rest der Band das Amphitheater in Schutt und Asche legte. Die Setlist war sehr ausgewogen! Songs wie `Electric Rattlesnake`, `Hammerhead`, `In Union We Stand`, `Rotten To The Core`, `Bring Me The Night`, `Ironbound` gaben sich die Klinke in die Hand. Dem Publikum gefiel es und honorierte es der Band mit zahlreichen Circle-Pits und massivem Crowdsurfing, wobei natürlich die Mannen der Security einiges zu tun hatten. Was soll man noch eigentlich zu dieser Band sagen. Da wo OVERKILL draufsteht! Ist auch OVERKILL drin! Fakt! Eigentlich DER heimliche Headliner des Tages!

IMG_3771 KopieKommen wir nun ZUM Headliner des Tages. Den BLACK STAR RIDERS mit einem THIN LIZZY Classical Set! Also, ehrlich gesagt war diese Band heute Abend meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Es fällt mir sehr schwer darüber zu schreiben, denn ich war nie der große THIN LIZZY Fan. Mir wäre es lieber gewesen, wenn OVERKILL die Rolle als Headliner übernommen hätte. (waren die nicht sogar so angekündigt!?) Aber das liegt ja nicht in unserem Ermessen. Was ich zum Gig sagen kann? Die Musik ist wirklich nicht schlecht. Der Opener `Bound For Glory` kam mächtig rüber. Frontmann Ricky Warwick (THE ALMIGHTY) ist wirklich eine Rampensau, der genau weiß was er kann und er erinnerte mich ein wenig mit seinen Gesten an Bono von U2. Die Band spielte sehr homogen, doppelläufige Gitarrensoli harmonierten über allem, womit der Spirit von THIN LIZZY allzugegen war! Hits wie `The Boys Are Back In Town`, `The Emerald` sowie Gassenhauer `Whiskey In The Jar`, durften nicht fehlen. Ein solider Gig!

Tja, leider ist es nun auch schon wieder vorbei und der Schreiber denkt mit Wehmut zurück, schaut aber auch gleichzeitig wieder nach vorne und sagt: Auf zum nächsten Familientreffen 2016!

Danke an die Truppe vom Rock Hard, der es wieder einmal gelungen war, ein hervorragend entspanntes Festival mit tollen Bands wie KREATOR, OVERKILL, SANCTUARY, REFUGE, FLOTSAM & JETSAM, AIR RAID und DESERTED FEAR auf die Beine zu stellen.

Meinen besonderer Dank geht wie immer an die 11111795_989638107722455_8693284917566267546_oCCS-Security, die hier wirklich wie in jedem Jahr einen tollen Job gemacht haben! Ihr rockt!!!

Und natürlich meinen Dank an das tolle Festivalwetter!

Hier geht es zu den Fotos!

Uli Bechstein