NACHBERICHT: SUMMER BREEZE 2017

Posted by Samir On September - 22 - 2017

Alle Jahre wieder pendeln tausende Metaller in das mittelfĂ€nkische DinkelsbĂŒhl, um auf dem SUMMER BREEZE Bands der unterschiedlichsten Metalgenres zu huldigen. 2017 ist jedoch ein besonderes Jahr, denn der zwanzigste Geburtstag des Festivals steht an und zu Ehren dieses runden Jahrestages haben sich die Veranstalter auch das ein oder andere Schmankerl einfallen lassen.

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Seit 2015 wird der Campingplatz bereits am Dienstag geöffnet, was seitdem auf großen Zuspruch seitens der Besucher stĂ¶ĂŸt und sicher in den nĂ€chsten Jahren beibehalten wird. Dadurch ist die Anreise am Mittwoch auch um einiges entspannter und nach kurzem Stau und noch kĂŒrzerer Kontrolle kann bereits das Zelt aufgeschlagen werden und die Hitze ein erste Mal begossen werden.  Doch kommen wir zu den wichtigen Dingen, den Bands.

Mittwoch

Meinen persönlichen Einstieg stellen KONTINUUM dar. Die IslĂ€nder dĂŒrfen auf Camel Stage ihr Können unter Beweis stellen und locken eine wirklich beachtliche Menge an Fans vor die BĂŒhne. Mit ‚Breathe‘ wird in ein wirklich bewegendes Set gestartet, das sich musikalisch irgendwo zwischen SOLSTAFIR und FIELDS OF THE NEPHILIM einordnen lĂ€sst und zum TrĂ€umen einlĂ€dt. Einziger Kritikpunkt ist, dass es fĂŒr mich unerklĂ€rlich ist, warum die Band drei Gitarristen benötigt. Davon abgesehen bietet das Quintett ein souverĂ€nes Set und sollte durch das Festival so manchen Fan dazu gewonnen haben.

Die T-Stage steht an diesem Tag ganz im Zeichen von Michael Trengert, der GrĂŒnder des Labels Metal Blade und Mitveranstalter des Summer Breeze gewesen war und im Jahre 2013 verstarb. AnlĂ€sslich des JubilĂ€ums hatten sich die Veranstalter entschieden, den ersten Festivaltag zu nutzen, um an sein Andenken zu erinnern und deshalb Bands, die einen persönlichen Bezug zu ihm pflegten, spezielle Sets spielen zu lassen. Diese wurden im Vorfeld als Suprise Acts angekĂŒndigt und erst zum Festival öffentlich verkĂŒndet. Nachdem bereits BORN FORM PAIN und VOMITORY beachtliche Sets prĂ€sentierten, geben sich IN EXTREMO die Ehre und spielen, neben ihrem eigentlichen Set einen Tag spĂ€ter, einen zusĂ€tzlichen Auftritt, der den Fokus ausschließlich auf Ă€ltere Songs legt. Zudem wird Michael Trengert dafĂŒr gedackt, dass er „der erste war, der an uns geglaubt hat“, so SĂ€nger Michael Rhein. Tolle Aktion.

Mit „Devoid Of Light“ haben UADA zwar bislang nur ein Album vorzuweisen, doch schlug dies letztes Jahr bei Fans atmosphĂ€rischen Black Metals so richtig ein. Entsprechend war es fĂŒr Camel Stage-VerhĂ€ltnisse zu dieser Tageszeit ĂŒbervoll auf dem Platz, als die US-Amerikaner eine Masse an Fans zogen, die dicht gedrĂ€ngt fast bis zu den CocktailstĂ€nden standen. Eigentlich sind die Rahmenbedingungen also ideal, doch entfaltet sich der dĂŒstere Schwarzmetall in der Helligkeit nicht hundertprozentig, sodass UADA sich etwas abkĂ€mpfen mĂŒssen, um die dichte AtmosphĂ€re der Platte auch live darzubieten. Dies gelingt ĂŒber weite Strecken, doch nachts hĂ€tte diese Band sicherlich nochmals grĂ¶ĂŸer abgerĂ€umt!

Mit dem Wegfall des Zeltes hat sich der Charakter der T-Stage so drastisch verĂ€ndert, dass sie im Rahmen der T-Party einer neuerlichen Weihung bedurfte. Und wer wĂ€re besser fĂŒr diesen Job geeignet gewesen als POWERWOLF. Auch hier wurde dem langjĂ€hrigen Freund und Begleiter der Band gedankt und der Auftritt dem Andenken an Michael Trerngert gewidmet. Ansonsten gab es POWERWOLF wie man sie kennt und manche sie lieben: viel Pyros, sakrale AtmosphĂ€re und der pseudo-transsilvanische Akzent von SĂ€nger Atilla Dorn. Das alles war wirklich mal unterhaltsam und ist wirklich souverĂ€n runtergespielt, aber mit jedem Auftritt verliert es fĂŒr mich etwas an Reiz. Die Menge feiert die Wölfe dennoch und feiert die blutrote Messe.

Genau wie IN EXTREMO, kredenzen auch AMON AMARTH dieses Jahr zwei Shows, wovon die erste ausschließlich alte Songs beinhaltet und als Tributshow genutzt wird. Hierzu werden Klassiker der Alben „With Oden On Our Side“, „Versus The World“ und „Twilight Of The Thunder God“ aufgehfahren, bevor am nĂ€chsten Tag die letzten drei Alben im Fokus stehen. Zeitweise haben die Schweden leider mit einem sehr matschigen Sound zu kĂ€mpfen, der den Druck aus den einzelnen Songs vermissen lĂ€sst. Dennoch agiert die Band mit voller Energie und die Fans danken es ihnen mit mehr als beachtlichem Applaus.

Den Abschluss des ersten Tages stellen fĂŒr mich SCHAMMASCH dar. Zwei Uhr nachts ist fĂŒr die Schweizer die perfekte Zeit, um ihren atmosphĂ€rischen Black Metal darzubieten und die anwesenden Hörer in ihren Bann zu ziehen. SĂ€nger Chris steht in seiner Kutte fast regungslos dar und kreischt und brĂŒllt sich durch das Set, als gĂ€be es kein Morgen. NatĂŒrlich profitieren die Schweizer, im Gegensatz zu UADA am Nachmittag, von den Rahmenbedingungen, die nicht besser sein könnten, doch schmĂ€lert es keinesfalls die Leistung. Ein perfekter Abschluss eines wunderbaren Festivaltages!

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Donnerstag

Mein erster „richtiger“ Festivaltag beginnt mit einem Schicksal, das man keiner Band wĂŒnscht: MISS MAY I wurde ein AnhĂ€nger mit ihrem kompletten Equipment entwendet, so dass sie ohne Arbeitsmaterial beim Summer Breeze aufschlagen. Doch in solchen Momenten zeigt sich auch der starke Zusammenhalt, der zwischen Bands untereinander und mit Veranstaltern besteht und so konnten die US-Amerikaner mit dem nötigen Werkzeug ausgestattet auf die Fans losgelassen werden. Und die bekommen klassischen Metalcore zelebriert, der in seiner SouverĂ€nitĂ€t in jedem Fall mit KILLSWITCH ENGAGE und Konsorten mithalten kann. Besonders Frontmann Levi hat das Publikum fest in der Hand und animiert trotz der frĂŒhen Spielzeit zu jeder Menge Bewegung. Die Spielfreude kann man diesen Jungs eben nicht stehlen.

Wer sich beim ersten Gang auf das Infield gewundert hatte, wo denn die zweite HauptbĂŒhne geblieben war, wurde in den Umbaupausen aufgeklĂ€rt. Durch eine geschickte Konstruktion konnte auf der vergrĂ¶ĂŸerten HauptbĂŒhne der Mittelteil einfach gedreht werden, so dass wĂ€hrend des Auftritts einer Band bereits hinter der BĂŒhne das Set der nachfolgenden Band vorbereitet werden konnte und anschließend lediglich ein Line-Check durchgefĂŒhrt werden musste. Super Idee und definitiv der richtige Schritt!

WĂ€hrend MISS MAY I durch ihren cleanen Gesang und melodische EinflĂŒsse noch eher einen sanften Einstieg in den Tag boten, wird mit WHITECHAPEL der KnĂŒppel aus dem Sack geholt. Mit Brechern wie ‚The Saw Is The Law‘ und ‚Our Endless War‘ wird die MĂŒdigkeit der Fans von SĂ€nger Phil Bozeman aus den Köpfen gebrĂŒllt. Mir erschließt sich zwar nicht ganz, warum eine Deathcore Band drei Gitarristen benötigt, von denen zwei fast durchgĂ€ngig die gleichen Riffs spielen, aber der Stimmung tut dies definitiv keinen Abbruch.

Als nĂ€chstes gibt es auf der T-Stage mit den MĂŒnsteraner Post Rockern LONG DISTANCE CALLING ein wenig Kontrastprogramm zum sonst auf der BĂŒhne vorherrschenden GeknĂŒppel. Das sympathische Quartett lies im Vorfeld des Festivals ihre Fans ĂŒber die Setlist abstimmen, sodass an diesem Tag ein gelungener Mix aus getragenen und rockigen StĂŒcken prĂ€sentiert werden konnte. Tolle Idee und ein gelungener Auftritt!

Nach einer kleinen StĂ€rkung wird es Zeit fĂŒr den verrĂŒckten Professor des Metal, das DEVIN TOWNSEND PROJECT ist im Lande und verspricht Unterhaltung der progressiven Sorte. Nach der umjumbelten Show von 2014 sind die Erwarten natĂŒrlich hoch, doch der kanadische Vordenker hat mittlerweile so viel Erfahrung, dass er solch eine Show absolut souverĂ€n und lĂ€ssig meistern kann. Dabei ist ihm die Spielfreude sichtlich anzusehen und die Mitmusiker wie beispielsweise GastsĂ€ngerin Anneke van Giersbergen sind sichtlich bemĂŒht sich nicht von den Klamaukeinlagen ablenken zu lassen. Dies klappt jedoch nicht immer, da Frontmann Devin wirklich jede Gelegenheit nutzt um auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn herumzutanzen und daher beispielsweise auch ernsthaften Songansagen mit den Worten „suck a million cocks“ beendet. Auch in der Songauswahl zeigt sich, dass auf jegliche Erwartungen kein Wert gelegt wird und daher auch die OhrwĂŒrmer des umfangreichen Bandkatalogs bewusst keine Rolle spielen, sondern der Fokus auf anspruchsvollen Kompositionen liegt. Ein gewagtes Unterfangen, das jedoch komplett fruchtet und eine denkwĂŒrdige Show bietet, die Fans begeisternd grinsend zurĂŒcklĂ€sst.

Von diesem Mut und Spielfreude könnten sich MEGADETH mehr als eine Scheibe abschneiden. Die Thrash-Titanen um Front-Grimasse Dave Mustaine wirken leider live etwas lieblos und spielen ihr Set ohne großen Enthusiasmus herunter. Dazu kommt ein anfĂ€nglich mehr als mangelhafter Sound, der den Gesang phasenweise vollkommen verschluckt und die Gitarren viel zu weit in den Vordergrund drĂŒckt. Fans der Amerikaner feiern trotzdem das knapp 80 minĂŒtige Set, das neben Klassikern wie ‚A Tout Le Monde‘ und ‚Symphony Of Destruction‘ auch eine große Zahl an neueren StĂŒcken bietet, doch ich kann dieser One-Man-Show mit musikalischen Statisten wirklich nichts abgewinnen. Schade, doch zum GlĂŒck gibt es ja noch allerlei Trost.

Zum Beispiel NILE. Die Ägyptologen sind immer fĂŒr einen ordentlichen Abriss gut und prĂŒgeln sich auch heute durch das Set, als gĂ€be es kein Morgen. Karl Sanders brĂŒllt sich hierbei regelrecht und Rage, so dass man den Todesmetall der US-Amerikaner sicherlich auch vor den HauptbĂŒhnen und auf Teilen des Campingplatzes gut hören kann. Mit ‚Unas The Slayer Of Gods‘ ist dann nach sechs Songs auch schon wieder Schluss, doch so mancher wird nach diesem Abriss auch erstmal eine Pause brauchen.

Nach ihrer gefeierten Akustik-Show am Nachmittag, dĂŒrfen MOONSPELL ihre VerstĂ€rker nun wieder aufdrehen und ein Oldshool-Set prĂ€sentieren, das Fans der ersten Stunde die TrĂ€nen in die Augen treiben sollte. Der Fokus liegt hierbei auf dem Album „Irreligios“, wodurch es im Vergleich mit einer normalen Show der Portugiesen natĂŒrlich auch wesentlich hĂ€rter zugeht. Doch auch in frĂŒheren Jahren konnte SĂ€nger Fernando Ribeiro durch eine dĂŒstere Melancholie bestechen und hat seitdem nichts verlernt. Das Publikum kann leider zu Beginn recht wenig mit den „unbekannteren“ Songs anfangen und benötigt fast das halbe Set, um sich auf die Mischung aus Dark und Black Metal einzulassen. Doch besonders gegen Ende des Sets scheint das Eis gebrochen zu sein und einuge Zuhörer werden sich im Anschluss an das Festival wohl nochmal mit dem Ă€lteren Material beschĂ€ftigen.

Kurz nach dem Ende der MOONSPELL Show fĂŒllt sich der Platz vor der T-Stage erneut beachtlich. Kein Wunder, denn niemand geringeres als ARCHITECTS geben sich die Ehre. Die Briten haben sich durch konsequent hochwertige Alben und mitreißende Shows ihren Platz in der Musiklandschaft erkĂ€mpft und stellen dies auch heute wieder beeindruckend unter Beweis. Mit ‚Nihilist‘ wird das einstĂŒndige Highlight des Tages eröffnet und so mancher Band gezeigt, wie man seine Musik live ĂŒberzeugend darbieten kann. Durch den perfekten Einsatz der Lichttechnik und der NebelfontĂ€nen werden die Songs gekonnt in Szene gesetzt und atmosphĂ€rische Parts nochmals ebenso hervorgehoben wie wuchtige Breakdowns. Kleine Kritikpunkte kann man beim Sound anbringen, der die Drums etwas zu stark fokussiert und dadurch manche Gitarrenlinien zu sehr in den Hintergrund drĂ€ngt. Über die Songs an sich muss man ohnehin nicht viel sagen, da ‚A Match Made In Heaven‘, ‚Naysayer‘ und ‚These Colours DonÂŽt Run‘ einfach fĂŒr sich stehen. Vor Beginn des finalen StĂŒckes ‚Gone With The Wind‘ ergreift SĂ€nger Sam Carter wie bei jeder Show im vergangenen Jahr das Wort und gedenkt in angemessener und absolut ergreifender Art und Weise Gitarrist und Mastermind Tom Searle, der im letzten Jahr viel zu frĂŒh verstorben war. Ein perfektes Ende einer denkwĂŒrdigen Show!

WĂ€hrend die T-Stage am heutigen Abend den Fokus auf emotionale und mitreißende Bands legt, wird auf der HauptbĂŒhne das 25jĂ€hrige FestivaljubilĂ€um regelrecht zelebriert. WĂ€hrend AMON AMARTH mit ihrer zweiten Show durch Feuer, Kriegerschlachten, einem ĂŒbergroßen Wikingerhelm als Kulisse und einer opulenten Pyroshow begeistern, lassen sich auch IN EXTREMO nicht lumpen und fahren manchen Show-Effekt auf. Die BĂŒhne erstrahlt in bester Henkers-Optik und zu ‚Unsichtbar‘ wird ein „sehr alter Freund“ auf die BĂŒhne geholt. Dieser ist kein geringerer als KREATOR-Frontmann Mille Petrozza, der ein absolut souverĂ€nes Gastspiel hinlegt. Neben dem Summer Breeze Geburtstag gibt es heute auch einen weiteren Grund zu feiern, da die Headlinershow nĂ€mlich den tausendsten Auftritt von IN EXTREMO markiert. Daher gibt es zum Abschluss des hitgespickten Sets zu ‚Pikse Slave‘ auch ein gewaltiges Feuerwerk, das problemlos mit manchem Silvester-Event mithalten könnte. Wir gratulieren zur mehr als gelungenen tausendsten Show!

WADRUNA sind zweifelsohne die Exoten des Tages, wenn nicht sogar des ganzen Festivals. Mit ihrem atmosphĂ€rischen Nordic Ritual Folk, der keinerlei verstĂ€rkte Instrumente und lediglich punktuell eingesetzten Gesang beinhaltet, wird fĂŒr eine fast schon sakrale Stimmung gesorgt und definitiv fĂŒr GĂ€nsehaut sorgt. Die Band um Einar Selvik spielte ihr Set kommentarlos herunter, was in diesem Fall ein starkes Plus war. Ein starker Kontrast zum restlichen Billing, aber auf jeden Fall eine denkwĂŒrdige Show.

Es wird Nacht und somit Zeit fĂŒr die hĂ€rtere Gangart. FIRTAN erleben in den letzten Jahren einen starken Aufschwung, der nicht zuletzt durch die beachtlichen Veröffentlichungen gerechtfertigt wird. Dass die Jungs aus Lörrach auch live abliefern können, wird den Summer Breeze Besuchern, die fĂŒr die spĂ€te Spielzeit um 2 Uhr zahlreich erschienen sind, deutlich gemacht. Mit vier Songs, darunter das bislang unveröffentlichte ‚In lichtlosen Tiefen‘ wird der Festivaltag mit schwarzmetallischem Pagan mehr als wĂŒrdig abgeschlossen. Von diesen Jungs wird man in Zukunft noch einiges hören!

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Freitag

Freitagmittag, Zeit fĂŒr technischen Death Metal. FALLUJAH, deren SĂ€nger und GrĂŒndungsmitglied wĂ€hrend der laufenden Festival Saison die Band verlassen hatte, eröffnen fĂŒr mich den Tag und ballern was das Zeug hĂ€lt. „Leider“ ist es erneut drĂŒckend heiß, so dass das Publikum nicht so wirklich in Fahrt kommen möchte und lediglich sanft hin und her schwankt. Auch sĂ€mtliche Anfeuerungen der Band können daran nichts Ă€ndern, obwohl die Band sich wirklich bemĂŒht und die komplexen Songs auch live großen Spaß machen. Schade, aber dennoch ein super Auftritt.

Den Preis fĂŒr die weiteste Anreise werden HUMILIATION aus Malaysia sicher in der Tasche haben. Das Quintett prĂ€sentiert Death Metal der alten Schule und setzt dabei großen Wert auf Groove. Was die Jungs jedoch von vielen Kombos unterschiedet ist, dass man ihnen die Spielfreude in jedem einzelnen Song regelrecht ansieht und deshalb auch nach kurzer Wartezeit, wie schon beim Party San eine Woche vorher, der Funke ĂŒberspringt und gemosht wird, als gĂ€be es kein Morgen. Hier wird die Band so manchen neuen Fan gewonnen haben.

Nachdem der Wetterbeicht eigentlich bereits fĂŒr den Vortag ein Gewitter vorhergesagt hatte, kommt dieses nun mit einiger VerspĂ€tung doch. Die Veranstalter reagieren hierbei mal wieder klasse und warnen im Voraus, so dass jeder Besucher genug Zeit hat sein Zelt zu sichern und mögliche SchĂ€den zu minimieren. Hier merkt man deutlich die Erfahrung, die den Besuchern zu Gute kommt! Leider verpasse ich durch das Unwetter HATEBREED und suche erst spĂ€ter wieder das Infield auf.

Nach einer kleinen regenbedinten Verzögerung dĂŒrfen CHILDREN OF BODOM die HauptbĂŒhne entern und pfeffern den Fans ein Oldschool-Set vor den Latz, das sich gewaschen hat (Wortwitz olĂ©). Songs wie ‚Hatebreeder‘, ‚Lake Bodom‘ und ‚Downfall‘ sind einfach auch nach Jahren noch ein Vorzeigebeispiel fĂŒr technisch anspruchsvollen Melodic Death Metal und machen deutlich, warum sich diese Band damals so schnell eine rießige Fanschar erspielen konnte. Frontmann Alexi hat glĂŒcklicherweise auch wieder seinen Spaß an Liveauftritten gefunden und zeigt sich um einiges vitaler als noch vor wenigen Jahren. Die aberwitzigen Gitarren-Keyboard-Duelle erledigen den Rest und hinterlassen eine nasse, jedoch glĂŒckliche Meute.

Finnland, die Zweite. WĂ€hrend CHILDREN OF BODOM bereits in Sachen Tempo ordentlich vorgelegt haben, zeigen INSOMNIUM, dass man melodischen Todesmetall auch ruhiger und mit Fokus auf AtmosphĂ€re prĂ€sentieren kann. Mit ihrem letzten Album „WinterÂŽs Gate“ konnte das Quartett erneut mehr als vorzeigbare Charterfolge feiern und darf sich live ĂŒber perfekten Sound freuen, um so ihre melancholischen Werke in die abgekĂŒhlte Nacht zu feuern.

Und dann kam der Headliner, den viele Festivalbesucher herbeigesehnt hatten: KREATOR! Die BĂŒhne drehte sich ein weiteres Mal und man fand sich in einer dystopischen alten Kirche wiede, die als Kulisse fĂŒr eine Mischung aus Thrash Metal, Flammenwerfen und Glitzerlametta dienen sollte. Musikalisch wird natĂŒrlich ein Querschnitt der fulminanten Karriere der Essener geboten, wobei Songs wie ‚Violent Revolution‘ und ‚Hordes Of Chaos‘ natĂŒrlich nicht fehlen dĂŒrfen. Nach 90 Minuten wird das finale ‚Pleasure To Kill‘ eingelĂ€utet und eine erschöpfte Menge hinterlassen.

Kommen wir zur EnttĂ€uschung des Tages. WINTERSUN sind ja immer fĂŒr eine „Überraschung“ gut, sei es jahrelange Wartezeiten auf ein Album, oder aberwitzige Forderungen von Frontmann Jari MenpÀÀ an sein Label, dass diese ihm doch bitte ein eigenes Studio sponsorn sollen. NatĂŒrlich kann man der Band ihre Klasse nicht absprechen, da speziell das erste Album symphonischen Death Metal der Extraklasse bot, doch ist mittlerweile das Drumherum leider erwĂ€hnenswerter geworden als der tatsĂ€chliche Output. Und auch live wissen die Finnen das nicht zu kompensieren. Frontmann Jari, der neuerdings live die Gitarre aus der Hand gegeben hat und sich ausschließlich aufs singen konzentriert, wirkt etwas hĂŒftsteif und die opulenten Tonspuren der Alben kommen nicht im Geringsten zur Geltung. Insgesamt lĂ€sst der Sound sehr zu wĂŒnschen ĂŒbrig und verschluckt große Teile der Gitarrensoli, so dass man als Fan enttĂ€uscht von dannen zieht und sich in seinen Schlafsack kuschelt und von ‚Winter Madness‘ trĂ€umt.

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Samstag

Der letzte Festivaltag bricht an und die Sonne lacht. Nach dem kurzen Sturm des vergangenen Tages darf man sich ĂŒber angenehme Temperaturen und weitere musikalische Highlights freuen.

Den Anfang machen DER WEG EINER FREIHEIT, die am heutigen Tag die Releasehow ihres neusten Werkes „Finisterre“ feiern. Mit enormen Backdrop ausgestattet entern die Franken die BĂŒhne und prĂŒgeln sich, mit ‚Der stille Fluss‘ beginnend, durch ihr 45minĂŒtiges Set. Trotz der Tatsache, dass lediglich fĂŒnf Songs in dieser Spielzeit prĂ€sentiert werden können, wird ein großartiger Querschnitt der bisherigen Veröffentlichungen geboten und das neuste Album duch ‚Sekpsis Part II‘ reprĂ€sentiert. Mittlerweile sind die vier Jungs auch live dermaßen routiniert und können die unbestreitbare Klasse der Alben und ihre Mischung aus melodischen Passagen und ungezĂŒgelter Raserei beeindruckend darbieten. Auch wenn es manche SzenehĂŒter (noch) nicht wahrhaben wollen, hier spielt zurecht eine der besten und vielversprechendsten Black Metal Bands des Landes.

KNORKATOR sind einfach bekloppt. Mit diesem kurzen Satz könnte man wohl jede Veröffentlichung und jeden Auftritt der Berliner zusammenfassen. Auch das Summer Breeze ist hierbei keine Ausnahme. SĂ€nger Stumpen gibt sich exzentrisch wie immer, fordert immer wieder „Jubel“ ein, beordert alle Fotografen auf die BĂŒhne und springt herum wie ein quietschfideles Reh. Dazu gibt es eine Salsa-Version von ‚Ich hasse Musik‘, einen Tango ĂĄ la ‚Der ultimative Mann‘ und mit ‚Wir werden‘, ‚Böse‘ und ‚Alter Mann‘ zahlreiche weitere Klassiker. Die meiste Band der Welt weiß einfach wie man es macht.

Nach den enttĂ€uschend eintönigen OVERKILL wird es Zeit sich vor der HauptbĂŒhne in Stellung zu bringen, um den Abend hier zu verweilen und sich auf drei Highlights zu freuen. Den Anfang machen DARK TRANQULITY, die gern gesehene GĂ€ste des Festivals sind und ihr aktuelles Album „Atoma“ prĂ€sentieren. Neben neueren Songs gibt es allerlei Schmankerl aus der 28(!)jĂ€hrigen Bandhistorie und jede Menge FannĂ€he von Frontmann Mikael Stanne, der nicht zuletzt durch ein ausgedehnten Plausch mit einem Fan im Rollstuhl jede Menge Sympathien erntet. Die Bandeigenen Kracher der Marke ‚Final Resistance‘, ‚Science Of Noise‘ und das finale ‚MiseryÂŽs Crown‘ werden durch Animationen und Videos visuell untermalt und benötigen keine weitere UnterstĂŒtzung durch Pyros. Ein gelungener Auftakt des Abends, der keine Zeit zum Ausruhen lĂ€sst.

HEAVEN SHALL BURN und das Summer Breeze sind einfach untrennbar miteinander verworren. Die ThĂŒringer hatten bereits 2008 ihren legendĂ€ren Auftritt in DinkelsbĂŒhl mitgeschnitten und sind seitdem stetig im Billing weiter nach oben gewandert. NatĂŒrlich dĂŒrfen sie daher zum JubilĂ€um nicht fehlen und fackeln mal wieder alles ab, was ihnen vor die Flinte kommt. Vor einer Kraftwerkskulisse im Stile von „Fallout“ prĂŒgeln sich Marcus Bischoff und Konsorten durch ihr Set, das mit Songs fast aller bisherigen Veröffentlichungen gespickt ist und eine Vielzahl an Circle Pits und Crowdsurfern auf den Plan ruft. An Stillstand ist hier keine Minute zu denken, da auch das Quintett auf der BĂŒhne sichtlich Spaß hat und die Fans immer wieder zu Höchstleistungen anstachelt. Dass die Jungs neben ihrer musikalischen Klasse auch einfach sympathische Musikfans geblieben sind zeigt sich durch zwei Situationen. ZunĂ€chst bedankt sich SĂ€nger Marcus ganz brav bei seiner Chefin, da er durch sie seinen Nachtdienst im Pflegedienst tauschen konnte und daher diesen Auftritt spielen konnte und ĂŒbergibt vor Beginn des letzten Songs das Wort an Mastermind Maik Weichert, der voller Freude einen ganz besonderen Gast fĂŒr das finale ‚Black Tears‘ ankĂŒndigt. Kein geringerer als Dan Swanö persönlich entert daraufhin die BĂŒhne und zaubert den ThĂŒringern ein breites Grinsen ins Gesicht. Schön zu sehen, dass auch Musiker dieser Klasse mal „nur“ Fans sein können!

Nach diesem fulminanten Abriss ist es Zeit fĂŒr den Headliner der Geburtstagssause. Nach dem großen New-Metal-Boom Anfang des Jahrtausends sind nicht viele Bands des Hypes ĂŒbrig geblieben, doch die verbliebenen spielen noch immer in einer eigenen Liga. KORN stellen hierbei wohl mit LINKIN PARK noch immer die umsatzstĂ€rksten Bands aus dieser Zeit dar und hatten zuletzt im vergangenen Jahr mit ihrem Album „The Serenity Of Suffering“ ein weiteres Mal ihre Vormachtstellung untermauert. Mit ‚Rotting In Vain‘ von eben diesem Album wird in die eineinhalbstĂŒndige Show eingefĂŒhrt, die einen perfekten Querschnitt der Diskografie der Amerikaner bietet und so manchen Anwesenden in seine Jugend zurĂŒck versetzt. Egal ob ‚Did My Time‘, ‚Y’All Want A Single‘ oder das finale ‚Freak On A Leash‘, jeder Song sitzt und groovt was das Zeug hĂ€lt. Dazu kommt eine beeindruckende Lichtmontur und Bildeffekte, die die einzelnen StĂŒcke gekonnt unterstĂŒtzt und das komplette Infield teilweise in grellem Licht erstrahlen lĂ€sst. NatĂŒrlich lassen sich auch die Veranstalter bei so einem Headliner nicht lumpen und beglĂŒcken die Fans im direkten Anschluss an die Show mit einem beeindruckenden Feuerwerk, das das JubilĂ€um abrundet und die Besucher glĂŒcklich hinterlĂ€sst.

Es ist halb drei Samstagnacht, die Temperaturen sind stark zurĂŒckgegangen und ein leichter Nebel senkt sich auf das GelĂ€nde des Summer Breeze. Einige Besucher sind bereits auf dem Heimweg, andere liegen im Zelt oder feiern davor, wĂ€hrend die letzte Band des Festivals die T-Stage betritt. Dieses Jahr haben  die polnischen MGLA die Ehre, das Festival zu beschließen und betreten wortlos und in Gesichtsmasken und Lederjacken gehĂŒllt die BĂŒhne. Statt einem emotionalen Abschied wird jedoch Black Metal geboten, der dichter und atmosphĂ€rischer kaum sein könnte. Mit besonderem Augenmerk auf die letzten zwei Alben wird sich durch das Set geknĂŒppelt, bevor kurz vor halb vier der letzte Vorhang fĂ€llt und das Summer Breeze 2017 Geschichte ist. Ein mehr als wĂŒrdiger Abschied!

Insgesamt konnte das Summer Breeze 2017 mit einem beeindruckenden Line-Up zum JubilĂ€um auffahren und auch durch spezielle Sets einiger Bands den Geburtstag wĂŒrdig feiern. Die Zusammenlegung der beiden HauptbĂŒhnen zu einer und die Drehkonstruktion auf dieser haben erstaunlich gut funktioniert und wird hoffentlich in den nĂ€chsten Jahr beibehalten werden. Metal Impressions bedankt sich fĂŒr ein rundum gelungenes Festival. Wir sehen uns nĂ€chstes Jahr wieder!

Pro: Organisation, Wetter (zum großen Teil), Metalmarkt, MGLA, HEAVEN SHALL BURN, KORN, DER WEG EINER FREIHEIT, KONTINUUM, DEVIN TOWNSEND PROJECT

Contra: MEGADETH, OVERKILL

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Fotos von Ralf Kowohl (91pixxxFotografie)

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