LES DISCRETS,ALCEST Konzert

Posted by Anna On Februar - 25 - 2012

SOROR DOLOROSA, LES DISCRETS & ALCEST – Oberhausen 24.02.2012

alcest_poster

Die Longplayer der Bands sprechen bereits für sich; hier vereinen sich Herzblut mit Melancholie, leidenschaftlichem Arrangement und musikalischen Seelenreisen. Umrahmt wird alles von malerischen Kunstwerken von Fursy Teyssier, in denen sich sämtliche Formen der Kunst ( Musik, Bilder, Gedichte und Videos) widerspiegeln. Kein Wunder also, dass beim einzigen Deutschlandkonzert in Oberhausen mit 550 Leuten die Bude voll ist und sich die Audienz auf einen ganz besonderen Abend mit den Franzosen freut.

HeretoirDen Anfang machen HERETOIR, die extra für das einzige Deutschlandkonzert aus Bayern angereist sind, um die Meute in Stimmung zu bringen. Nach anfänglichem Beschnuppern springt der Funke auf die Leute über und die Songs entfalten im Laufe des Sets ihre ganze Kraft. Sowohl das abwechslungsreiche Songwriting, als auch die die Atmosphäre weiß hier zu gefallen und so ernten die Jungs rasch wohlwollenden Applaus und Sympathie der Anwesenden. In knapp 40 Minuten preschen sich HERETOIR durch ihren ersten Longplayer hindurch, sorgen mit hypnotischen Riffs und teilweise doppelläufigem Kreischgesang für neugierige Blicke und staunende Gesichter. Die Mischung aus langläufigen Songgebilden, abwechslungsreicher Gitarrenarbeit, epischem Schlagzeugspiel und variablem Gesang (meistens clean, gelegentlich Screamvoacals) passt perfekt in das Gesamtkonzept des Abends und sorgt für einen tollen Einstieg, sowie für einen geplünderten Merchandise Stand. Super Anfang.

Soror DolorosaEin Getränk und ein Gespräch später ging es zum Interview mit Monsieur Fursy, dass ihr hier lesen könnt. Dadurch verpasste ich den Anfang von SOROR DOLOROSA, konnte aber noch einiges von der Setlist mitnehmen. Dabei handelt es sich um den Fotografen der beiden Hauptbands, der mit seinem Sound einen Tribut an musikalische Höhepunkte in den 80ern anknüpft. Definitiv gothicgeschwängerter Sound wechselt sich mit der Bühnenshow des Sängers ab und man fühlt sich zurück in die Zeit versetzt, als Filme wie „The Crow“ gerade raus kamen und Sisters of Mercy ihre wegweisenden Songs schrieben. Sowohl das schulterfreie Shirt, als auch die feminin angehauchte Performance des Frontmanns sorgten für einige „Ausziehen“ Rufe, taten aber der Stimmung keinen Bruch ab. In Punkto Songwriting und Performance reizte man bewusst die Grenze zwischen interessant und kitschig aus, ohne jedoch vollständig einer Seite zu verfallen. Dennoch erntete man höflich Applaus, nachdem man das Pulver des Erstlings „Blind Scenes“ verschossen hatte und läutete die Stimmung für die nächste Band ein.

Les+Discrets+l_db93a3bbb4a64f0881cd0eb00028Gleich zu Beginn krachte „L’Ă©chappĂ©e“ aus den Boxen und LES DISCRETS läuteten einen denkwĂĽrdigen Abend ein. Was auf dem Longplayer gefiel, wusste live zu begeistern und so wartete man erst keinen Applaus ab und ging sofort in „Les Feuilles De L’olivier“ ĂĽber, um auch den letzten Zuschauer in ehrfĂĽrchtiges Erstaunen zu versetzen. Winterhalter lieferte ein astreines Schlagzeugspiel ab, Neige (ALCEST) half am Bass aus, der Leadgitarrist zauberte Melodien klarer als auf dem Album raus, während Fursy sich in die Dynamik der Songs verlor, die sich direkt auf das Publikum ĂĽbertrug. Staunende Gesichter, leidenschaftliches Bangen und verträumte Blicke ĂĽberfluteten die Konzerthalle und lieĂźen alle Anwesenden an einer Atmosphäre teilhaben, die man als eine Mischung aus Ehrfurcht und Leidenschaft bezeichnen kann. Man sorgte fĂĽr eine ausgewogene Mischung aus beiden Alben, wobei weder das hypnotische „Le Mouvement PerpĂ©tuel“ noch das kraftvolle „La TraversĂ©e“ fehlen durften und ein Gänsehautgewitter der nächsten Moshattacke folgen sollte. Während der Setlist steigerte sich Begeisterung des Publikums, was den Songs nur zugute kam; die Spielfreude wurde weiter vorangetrieben und als Ăśberraschung gab´s noch ein StĂĽck des Seitenprojekts Amesoeurs auf die Lauscher, das ordentlich abgefeiert wurde. Als RausschmeiĂźer wurde noch ein „Tribut an die beste Band der Welt SOROR DOLOROSA“ gespielt und eine restlos glĂĽckliche Fangemeinde zurĂĽckgelassen.

alcest 2012Kann man so einen Abend noch steigern? Diese Fragen sah man einigen Gesichtern an, als sich die Meute voller Vorfreude nach einem Gang zum Getränkestand erneut versammelte, und ALCEST die BĂĽhne betraten. Die Frage wurde bereits nach wenigen Sekunden mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet; „Autre Temps“ eröffnete das Set und die Herzen aller Anwesenden, bei denen musikalische Leidenschaft in seiner Vollendung zelebriert wurde. Die cleanen Gitarren ebneten sich den Weg zum HauptstĂĽck, vorbei an ersten live Soundgewändern des omnipräsenten Schlagezeugs, wurde von Neiges Stimme in andere Sphären getragen und gipfelte in einem Refrain, der die gesamte Audienz ehrfĂĽrchtig staunen und die Gänsehaut genieĂźen lieĂź. Das dieser Song live noch tiefere Emotionen als auf dem Longplayer hervorrufen kann, ĂĽberraschte viele und so feierte bereits nach dem ersten Song eine verbundene Fangemeinschaft den Abend hemmungslos ab. ALCEST lieĂźen sich nicht lange bitten und lieferten einen musikalischen Erdrutsch nach dem nächsten ab, um sich und die Fans durch sämtliche Emotionen zu jagen, dessen man als Mensch nur fähig ist. Setlistmäßig bedachte man hauptsächlich sowohl den aktuellen Longplayer, als auch den Vorgänger „Écailles de Lune“, wobei die Songs erhaben und majestätisch zugleich vorgetragen wurden. Die live Präsenz von Granaten wie „LĂ  OĂą Naissent les Couleurs Nouvelles“ oder „Nous Sommes l’Emeraude“ lag zwischen ĂĽberwältigend und anbetungswĂĽrdig und entsprechend fiel die Reaktion des Publikums aus. Zum Titeltrack des aktuellen Werkes gab es tanzende Schatten, kreisende Mähnen, ehrfurchtvolle Blicke, sowie Freudentränen. Auch das hypnotische „Sur l’OcĂ©an Couleur de Fer“ schweiĂźte die Audienz noch weiter als Fangemeinschaft zusammen und hinterlieĂź einen erhabenen Moment, den es wohl nur auf sehr wenigen Konzerten gibt. Nach dem treibenden „PercĂ©es de Lumière“ verlieĂźen ALCEST die BĂĽhne, konnten sich natĂĽrlich den Zugaberufen nicht lange verwehren, um den Abend schlieĂźlich mit „Summer´s Glory“ wĂĽrdig zu beenden.

Live

Fazit: Geiles Billing (mit HERETOIR als Special Guest hat man sich definitiv einen Gefallen getan), tolle Atmosphäre, saugeile Musik und eines der emotionalsten Konzerte meines Lebens! Wer bei den Langrillen schon gestaunt hat, sollte sich dieses französische Paket Musikkultur nicht entgehen lassen. Sowohl mit der Musik, als auch mit der erhabenen und gleichzeitig bescheidenen vorgetragenen Performance hat man sich hier selbst ein Denkmal gesetzt und den Grundstein gelegt, wie im Metalsektor Musikgeschichte geschrieben wird.

Radu

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