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Interview LES DISCRETS

Posted by Anna On Februar - 25 - 2012

Interview Fursy Tessier – LES DISCRETS

Von Kunst, Tod und verschwundenen Bassisten

Auf ihrem musikalischen Siegeszug beglückt die französische Großfamilie ALCEST, LES DISCRETS und SOROR DOLOROSA für einen Tag auch Deutschland mit einem Konzert. Neben der Musik, spielt auch die Malerei und das Filmemachen eine große Rolle in dem Schaffen von Fursy und so nahm er sich einige Minuten Zeit, um mit uns über seine persönliche Entwicklung und die seiner Band zu plaudern.

Les Discrets (Band)

Rückblickend auf die Anfangstage von LES DICRETS kam der Bandname aufgrund der Vorliebe mystischer Gestalten zustande, die man grob mit Waldgeistern vergleichen kann. Legenden nach beeinflussen sie das Leben, obgleich sie nicht sichtbar sind. „Man spürt ihre Präsenz und etwas in dir weiß, dass sie anwesend sind, obwohl man sie mit den alltäglichen Sinnen nicht wahrnehmen kann. Diese Grundidee steckte ursprünglich hinter der Namensgebung und so habe ich es dabei belassen“ gibt Fursy zu Protokoll. Zwischen den beiden Alben liegen zwei Jahre, jedoch steckt viel mehr Arbeit dahinter, als man zuerst erahnen mag. „Für „Septembre et ses dernières Pensées“ habe ich sieben Jahre gebraucht. Aus mehreren unterschiedlichen Riffs sind mehrere Songs entstanden und es hat einiges gedauert sie in einem Zusammenhang zu bringen, dass es sich richtig anfühlt. Danach kam das Arrangement und das Experimentieren mit dem Sound hinzu, was auch Zeit gekostet hat. Mit dem Gesamtergebnis bin ich sehr zufrieden.“ Im Gegensatz zum Vorgänger hat man noch eine Schüppe draufgelegt und auch gesanglich dazugelernt. „Ich nehme mittlerweile Gesangsstunden, was dem aktuellen Album sehr zugute kommt. Songtechnisch habe ich auch Riffs verwendet, die ursprünglich für das Debüt geplant waren. Durch die Routine habe ich gelernt, das Songwriting effektiver zu gestalten und so konnte ich einiges an Zeit sparen.“

Fursy Teyssier - Septembre et ses dernières Pensées

Auch optisch machen die Werke von LES DSICRETS einiges her. „Ich fragte bei der Plattenfirma an, ob es möglich wäre die Malereien in einem dickeren Booklet zu integrieren. Prophecy Prodcutions machte mir sofort ein alternatives Angebot, das Album als Jewel Case, Digipack, Vinyl und im Buchformat (inkl. DVD) raus zu bringen. Ich war sehr erstaunt über so viel Unterstützung und habe natürlich glücklich zugestimmt. Das gleiche Angebot kam für „Ariettes oubliées“; ich bin sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit.“ Womit wir auch schon beim anderen Thema wären: der Kunst der Malerei. Neben dem aktuellen Longplayer steht auch seit kurzem sein Kunstbuch „Fursy Tessier – Collected Works 2006-2011“ in den Läden, bei dem seine Arbeiten für CD Cover diverser Bands (AGALLOCH, MORBID ANGEL, ALCEST, DRUDKH, und weitere) gezeigt werden. Außerdem werden am Rande die Entstehungsgeschichten erzählt, was neugierig auf die Vorgehensweise macht. „Mit den Coveraufträgen ist es so eine Sache. Grundsätzlich gestalte ich nur Cover für Bands, die mir gefallen und mich inspirieren. Ich könnte kein Cover für eine Band anfertigen, deren Musik mich nicht anspricht. Die Kreativität bei diesen Arbeiten ist unberechenbar: meistens habe ich bereits ein Konzept im Kopf, das mir allerdings bei der Umsetzung nicht gefällt. Ich wache am Morgen vor der Deadline auf und habe eine Idee, an der ich sofort losbastele. Innerhalb von vier Stunden ist es dann fertig und das finale Artwork. Bis jetzt ist jedes Artwork immer in letzter Minute entstanden.“ Gerade im Hinblick auf den Gesamteindruck legt Fursy großen Wert darauf, das alles in sich stimmig ist. „Kunst ist vielfältig, egal ob du Musik machst, zeichnest oder Texte schreibst. Alles formt sich am Ende zu einem Großen Ganzen zusammen.“ Die Wurzeln seiner Inspiration zum Malen hat Fursy unter anderem von John Bauer. „Ich habe mal eine seiner Arbeiten auf einem MORTIIS Album als Cover gesehen und war sofort fasziniert.“

Hauptberuflich ist der Mastermind als Filmemacher beschäftigt und arbeitet gerade an einem neuen Streifen. „Über die Handlung kann ich zur Zeit noch nicht viel sagen, aber ich denke, dass man Anfang nächsten Jahres sich darauf freuen kann.“ In seinem Kurzfilm „Tir Nan Og“ beschäftigt sich Fursy mit der lebenslangen Liebe, die dem Altern und dem Tod gegenübersteht. Im Film geht es darum, dass Liebende zu einer Insel der Unsterblichkeit reisen dürfen, um sich ewig zu lieben. Eine tröstliche Vorstellung, wie Fursy begründet. „In meinen Songs geht es neben Liebe auch über die Angst vor dem Tod.“ Was denkt man über den Tod, und wie geht es wohl weiter? „Ich habe vor kurzem ein Gespräch darüber geführt, indem der Tod lediglich eine andere Stufe der Existenz ist. Man hat mir eine interessante Theorie erzählt: Das, was wir hier tun hat auch Einfluss auf alles, was danach geschieht. Nicht das klassische Klischee mit Himmel und Hölle, aber es geht irgendwie weiter, auch wenn wir nicht wissen wie. Das Gespräch hat mich zum Nachdenken gebracht und ich stimme teilweise zu. Es macht auf jeden Fall Mut zu wissen, dass alles einen Sinn hat und nicht nach diesem Leben verloren geht.“

Das Tourleben hat einiges zu bieten; neben Feedback der Fans und kulturellen EindrĂĽcken macht man auch Bekanntschaften. „Ich bin auf der Tour vielen interessanten Menschen begegnet. Leider hat man nicht genug Zeit sich intensiver miteinander zu befassen, weil es einen strengen Zeitplan auf Tour einzuhalten gilt. Viele Leute lerne ich leider nur oberflächlich kennen, obwohl sie es verdienen, dass man sich intensiver mit ihnen befasst.“ Auf die berĂĽchtigte frage nach dem schrägsten Tourerlebnis erzählt er lachend: „Es war gleich zu Beginn unserer Tour. Wir sind gerade losgefahren und hatten einen sehr wichtigen organisatorischen Punkt; wann immer jemand den Bus verlässt, muss er seinen Ausweis beim Fahrer lassen, damit wir niemanden vergessen. Zu Beginn unserer Tour war es extrem kalt und unsere Toiletten sind zugefroren, so dass wir einfach in leere Wasserflaschen gepinkelt haben. Als wir in Italien waren tauten die Toiletten wieder auf und wir machten Pause, während der Bassist von SOROR DOLOROSA loszog um die Flaschen zu entsorgen. Leider kam er zu spät wieder und wir sind bereits weitergefahren, weil er seinen Ausweis nicht beim Busfahrer abgegeben hatte und so haben wir nicht darauf geachtet. Er wurde von der Polizei verhaftet und durfte einen Anruf machen, wobei er eine Freundin in Frankreich angerufen hatte, die wiederum einen von uns im Tourbus angerufen hatte. Leider haben wir das Telefon im Bus nicht gehört, so dass uns ein Streifenwagen nach 80 Kilometern stoppte und uns der Polizist fragte, ob wir nicht etwas vergessen hätten, zum Beispiel einen Bassisten…War eine sehr lustige Angelegenheit!“

Fursy TourbusKurz vor dem Auftritt ist bei Fursy von Nervosität keine Spur. „Ich mache vorher einige Gesangsübungen, trinke viel Wasser und das ist es. Der Rest kommt schon, wenn ich auf der Bühne stehe und die Songs fühle.“ Auf die Frage nach einem tiefgründigen Abschlusssatz zuckt der sympathische Franzose mit den Schultern „Keine Ahnung, vielleicht viel Spaß mit unserem Album und hoffentlich mögt ihr es? Auf jeden Fall alles Gute und wir sehen uns hoffentlich mal bei einem Konzert!“ Danke für das nette Interview und Bonne Chance!

Radu

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