REVIEW:VINTERSORG

Posted by Radu On Juni - 17 - 2017

“Till Fjälls Del II”

vintersorg2017tillfjallscdIn den 90ern explodierte die Metalszene mit allerlei neue Strömungen. Innerhalb des Black Metal Genres kämpften Band mittels kompromissloser Räudigkeit, Gothic Einflüssen oder Folk Elementen um die Vorherrschaft. Andreas Hedlund war Mitglied von Vargatron und verblieb nach mehreren Besetzungswechseln als einziges Mitglied. Kurzerhand benannte er das Projekt in VINTERSORG um, und setzte mit seiner Mischung aus Akustikgitarren, klarem Gesang und Black Metal Attitüden seine Duftmarke im Sektor. „Hedniskhjärtad“ und „Till fjälls“ bildeten die Grundpfeiler, auf denen komplett auf schwedisch über die Mutter Natur und der Mythologie gesungen wurde. Später entfaltete VINTERSORG sein Spektrum in Sachen Line-Up, Themen und Musik. Englische Texte über den Kosmos und ein zunehmend progressiveres Songwriting entfernten sich immer mehr vom Ursprung, ehe man sich teilweise wieder zurück besann.

„Til Fjälls Del II“ ändert einiges daran und kracht gleicht mit dem Opener `Jökelväktaren` derart frisch aus den Boxen, als hätte es die letzten 15 Jahre nicht gegeben; straightes Geballer, knackige Riffs und die Gänsehautstimme sind zurück und vereinen Ohrwurmqualitäten mit winterlicher Aggression. So ganz kann man das Korsett der progressiven Elemente doch nicht ablegen, denn `En väldig isvidds karga dräkt` braucht im Vergleich zum Opener etwas Zeit zum Wachsen, belohnt aber mit den vielen unterschiedlichen Facetten von VINTERSORG. Dezent eingesetzte Keyboards, unterschiedliche Gesangslinien und einprägsame Melodien werden hier wie zu den Anfangstagen zelebriert und auch wenn ich aufgrund der schwedischen Lyrics kaum etwas verstehe, muss man die Texte einfach mitsingen. Im Vergleich zu früher wartet das Album mit geileren Gitarrensoli und stellenweise herrlich fetten Growls auf, was auf die jahrelange Erfahrung der Band zurück zu führen ist.

Einige Songs muss man sich erarbeiten (`Lavin`), andere krachen bereits beim ersten Durchlauf durch die Schädeldecke (`Vinterstorm`), während es mit `Svart Måne` endlich wieder eine geniale Ballade gibt, die auch problemlos auf Ulvers´ „Kveldssanger“ ihren Platz gefunden hätte. `Fjällets Mäktiga Mur` ist definitiv der Erbe von `Til Fjälls` was nicht nur an dem Pianopart oder den eingängigen Gesangslinien liegt, sondern auch den den Hintergrundstimmen, die mich sofort „Till Fjälls“ mitbrüllen lassen. Hat mich das Album bisher „nur“ sehr erfreut, schießt man spätestens mit `Vårflod `endgültig den Vogel ab, wobei die Stimme von Cia (die bereits bei `Till Fjälls` die Vocals beigesteuert hat) den Song nicht nur trägt, sondern schlichtweg den besten Song markiert, den die Band in den letzten Jahren in meinen Gehörgängen abgeliefert hat.

Ein großer Gitarrist hat mal gesagt: „Du musst alles lernen, was es zu lernen gibt und danach alles wieder vergessen und einfach nur spielen.“ Dieses Motto hat man sich bei VINTERSORG zu Herzen genommen und auch wenn man die progressive Klamotten nicht ganz abgelegt hat, so ist man vom Bauchgefühl endlich wieder zuhause angekommen, wo man 1998 seine Reise begonnen hat. Man kehrt mit mehr Erfahrung zu den verschneiten Bergen zurück, um von fernen Ländern, dem kosmischen Genesis und dem Frühlingserwachen zu erzählen. Eine packende Reise, bei dem das Album mit jeder Pore Leidenschaft atmet.

5/6 Punkten

Radu

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