Archive for the ‘CD-Reviews’ Category
HATE SQUAD – Katharsis
Ja, auch die gibt’s noch. Die Hannoveraner Combo HATE SQUAD. Mitte der Neunziger als Speerspitze der deutschen Metalcore – Bewegung gefeiert, ist man Jahre später leider ziemlich in der Versenkung verschwunden. Oder erinnert sich jemand ernsthaft an den letzten, vor drei Jahren auf die Menschheit losgelassenen Output „DegĂĽello Wartunes“?
Um diesem Missstand ordnungsgemäß abzuhelfen, sind HATE SQUAD mit neuem Label (Massacre) und neuem Stoff namens „Katharsis“ zurückgekehrt. Erstaunlich ist, dass das Album auch sofort an die brachialere Seite der Neunziger Jahre erinnert. Spontan klingt das Ganze nach einer Mischung aus anfänglichen MACHINE HEAD und GOREFEST’s Referenzwerk „Erase“. Natürlich darf man derartige Vergleiche auch nicht zu ernst nehmen. Doch sorgen gerade die düsteren Leadgitarren für angenehme Abwechslung und eine eigenständige Note. Nur ganz entfernt erinnert man an die eben genannten Niederländer. Dies aber in ausschließlich positiver Art und Weise.
Nach der Akustikklampfen-Ouvertüre ‚Deep Scars’ zu Beginn, sind es vor allem der Titelsong, der Stampfer ‚The One’ oder das melodische ‚R3VOLUT1ON15T’ die begeistern. Klar, das Rad wird hier nicht neu erfunden, nach bahnbrechenden Innovationen sucht man hier vergebens. Aber das kann auch nicht wirklich der Anspruch an diese Scheibe sein. Vielmehr gibt es eine gefällige Portion Thrash / Death – Metal und Metalcore, der auch die recht dumpfe aber durchschlagskräftige Produktion mit leichtem Retro – Charme zu Gute kommt.
Wer „Katharsis“ nur Nostalgikern empfehlen will, der tut dieser Platte definitiv unrecht. Ich jedenfalls empfinde gut gemachten, groovigen Metal eher als zeitlos. Und es ist ja nicht so, als würde der Markt derzeit von solchen Werken überflutet. Demnach sollten nicht nur alle, die die Truppe vor 15 Jahren schon mochten, sondern auch jeder Freund härterer Klänge mal ein Ohr riskieren.
4/6 Punkten
Thomas
BLACKROUT – “Planet Fucked Dead”
BLACKROUT – „Planet Fucked Dead“
Einen saftigen Arschtritt in musikalischer Form bieten BLACKROUT in Form ihrer EP. Mit „Bloodwar“ knallen sie gewaltig durch die Boxen und verschreiben sich der Urform des Extrem Metals: alles in Schutt und Asche zu zerlegen und dabei noch gesellschaftskritische Texte rausjagen. Beim ersten Track geht vom ersten Augenblick der Schalter auf „Aggression“; thrashige Riffs, ballerndes Drumming, prügelnder Bass und ein Frontmann, den man jahrelang in den Keller gesperrt haben muss, damit er sich jetzt mal tüchtig ausscheißen kann. Sturzhelm auf und eine Moshpit bilden.
Beim „Deepwater Whorizon“(geiles Wortspiel) groovt man sich 10 Sekunden ein, bevor man die Sau von der Kette lässt. Vergleiche zu alten SEPULTURA sind zwar gerechtfertigt, spiegelt aber BLACKROUT nicht als stumpfe Kopie wieder. Neben progressivem Drumming und hasserfülltem Gesang, wird hier noch ein orkanartiges Solo reingeknallt.
„Hellborn“ wird mit dem spanischem Flair einer Akustikgitarre eingeläutet, bevor Brüllwürfel Ouzi wieder zum Mosh bittet. Hier wurde eher auf langsame Riffs und schlängelnden Solis gesetzt, was sowohl dem Gesamteindruck des songs, als auch der EP insgesamt zugute kommt. Abwechslung wurde hier nicht außer acht gelassen.
Eine Runde Schwedentodeinschlag gibt´s hier auch mit „Secucviety“. Neben den Wortspielchen („Security“ und „Society“) prasseln auch Midtempogitarren und Stakkato Riffs auf den Hörer ein, dessen Nackenmuskulatur zwar nicht weniger, aber dafür langsamer gefordert wird. Auch einige Klangexperimente zum Schluss des Songs werden geboten.
„In This Kingdom“ ist musikalisch definitiv eine Ode an den Vorbildern der Band; groovig, bösartig und textlich mit einer Ladung Hoffnung am Start. Vorgetragen wird das ganze weiterhin mit einer ordentlichen Packung Arschtritt, der in erster Linie vom Gesang kommt.
Als Bonus gibt´s „Perfect Head Passion“, das man hier auch als Video bewundern kann, um sich einen Eindruck zu machen. Der Song zeigt schon sehr gut, was die Jungs können, ohne dabei deren ganze Bandbreite zu verraten. Trotzdem kann ich den Song immer noch nicht hören, ohne dass der Kopf mitgeht. Achtung: Suchtfaktor!
Insgesamt passiert auf „Planet Fucked Dead“ sehr viel. Abartige Groovebestien duellieren sich mit rasanten Thrash Einschlägen, fixem Drumming und experimentellen Klängen. Das schöne daran ist, das sich BLACKROUT daraus eine eigene musikalische Identität gebaut haben, ohne stumpf zu kopieren. Trotzdem haben sie noch etwas Platz nach oben gelassen, um sich weiter zu entwickeln.
Fazit: Wer sich mal wieder so richtig einen Arschtritt abholen möchte, kommt an dieser EP nicht vorbei! Dreckig, tiefgründig und aggressiv beschreiben das schon sehr gut, was meine Boxen durchmachen mussten. Man darf auf die Langrille gespannt sein.
5/6Punkten
Radu
ALCEST – „Les Voyages De L’Ă‚me“
ALCEST – „Les Voyages De L’Ă‚me“
Endlich ist es soweit und die Fans der französischen Ausnahmetruppe ALCEST werden mit der neuen Langrille „Les Voyages De L’Ă‚me“(„Seelenreise“) beglĂĽckt. Erwartungsgemäß hoch waren die Erwartungen, nach dem Kleinod „Ecailles De Lune“ und der EP „Le Secret“. Die Weiterentwicklung wurde vorab mit einem Video angezeigt, doch wie schaut´s auf dem Langeisen aus?
Gleich zu Beginn entfalten Neige & Co ihre gesamte Kraft mit der Singleauskopplung „Autre Temps“, der ordentlich zu begeistern weiß und die Eintrittskarte in die tiefe Seelenreise ist. Mit eingehendem Riffing startet „Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles“, um sich in cleane Gitarren, bedächtigem Druming und Neiges Stimme zu verlieren. Die Bridge ist dann auch schon der erste unsterbliche Gänsehautfaktor; Stakkato Drumming vermischt sich mit eingemischten Schreien, während die klare Stimme den Song voran trägt, bevor der Krächzgesang übernimmt und der schnelle Part eingeläutet wird, was von den Black Metal Wurzeln kündet. ALCEST verstehen die Stimme als eigenes Instrument das sich dermaßen an seine Umgebung anpasst, dass die Atmosphäre bereits den Inhalt der Texte wieder spiegelt. In den knapp 9 Minuten entfalten die Jungs ihr ganzes Können und fesseln den Hörer von der ersten bis zu letzten Minute. Geil!
Der Titeltrack der Seelenreise kommt bedächtiger daher; mit einem gemütlichen Einstieg steigert man sich langsam ins Midtempo und wird von einer verträumten Parallelwelt umsponnen, der man sich kaum entziehen kann. Innere Ruhe und kindliche Neugierde geben sich in dieser Gefühlswelt die Klinke in die Hand, während fern am Horizont die Gitarrenmelodien daran erinnern, dass man grad eine metallische Platte hört. Auf dem Höhepunkt es Songs wird man noch mit einer weiteren Gänsehaut beglückt.
Der obligatorische Ohrwurm „Nous Sommes L’Emeraude“ vervollständigt das Gesamtkunstwerk der Platte getreu dem Motto Mal-zwischendurch-in-die Parallelwelt-versinken. Auch 2 Instrumentalstücke gibt es, die sowohl die melancholische, als auch die Black Metal Jünger ansprechen. Obwohl es in erster Linie melodisch, clean und ruhig zugeht, wurde die Krächzstimme nicht eingemottet, sondern bleibt auch weiterhin fester Bestandteil des Albums. „Summer´s Glory“ bildet den fulminanten Abschluss der Platte, die den Hörer wieder in die Realität entlässt.
Insgesamt habe ALCEST den Härtegrad und die straighte Schiene etwas zurĂĽckgefahren, um eine dichte Atmosphäre zu erschaffen. Die Instrumente sind sehr schön aufeinander abgestimmt, die Produktion ist glasklar und das Songwriting abwechslungsreich. Nach dem ersten Durchhören hat man den Eindruck, dass die Jungs etwas an Biss verloren haben und stellenweise ins Kitschige abdriften könnten, ehe sie sich problemlos wieder fangen. Das erste Durchhören ist ganz nett und auch schön zum Entspannen, aber die wahre Größe der Songs offenbart sich erst nach mehrmaligem Durchhören. Bei der Seelenreise gibt Neige vieles von seiner inneren Welt preis, während er musikalisch Elemente von „Souvenirs d’un Autre Monde“ und „Écailles de Lune“ verschmelzen lässt, um neue Wege zu beschreiten. Menschliche Emotionen wurden hier musikalisch genial umgesetzt.
Empfehlenswert ist auch das limitierte Buch zum Album, das neben schönen Fotos auch mit dem Video zu „Autre Temps“ aufwarten kann. Das schöne Cover und die komplette Aufmachung runden die Sache ab.
Fazit: Mit der Seelenreise setzen ALCEST ihren musikalischen Triumphzug durch Parallelwelten fort. Freunde der harten Klänge und Black Metal Wurzeln könnten hier etwas vermissen, während Anhänger der melodischen Klänge hier definitiv eine Offenbarung finden. Eines ist jedoch sicher: die Platte ist in Sachen Gesamteindruck, Produktion, Songwriting und Atmosphäre über jeden Zweifel erhaben. Die Vertonung von Emotionen ist definitiv ein Handwerk, das ALCEST perfekt beherrschen!
6/6 Punkten
Radu
TONY IOMMI – „Iron Man, My Journey through heaven and hell with BLACK SABBATH“
TONY IOMMI – „Iron Man, My Journey through heaven and hell with BLACK SABBATH“
Normalerweise werden hier nur Platten rezensiert, aber das hier vorliegende Werk wĂĽrdigt schlicht und ergreifend eine Ausnahme.
Vater der legendären BLACK SABBATH und Mitbegründer des Metals überhaupt Tony Iommi hat zusammen mit T.J. Lammers sein Buch auf dem Markt gebracht und lüftet nun Geheimnisse und Legenden rund um BLACK SABBATH, die Geburt und Ausbreitung der Metalszene und weiteren Musikerlegenden, mit denen er zusammengearbeitet hat.
Nach einem schweren Arbeitsunfall und dem Verlust zweier Fingerkuppen sah es so aus, als würde Iommi nie wieder Gitarre spielen können. Nach einer musikalischen Inspiration von Django Reinhardt bastelte er sich kurzerhand Plastikkuppen aus Leder, schraubte an Gitarrensaiten herum und kreierte den tonnenschweren Sound, dem heute fleißig gehuldigt wird.
Einen besonderen Beigeschmack bekommt es bei der biographischen Seite, wo er Erlebnisse aus seinem Privatleben erzählt und deren Einfluss auf seine musikalische Kreativität. Aufgelockert durch einige Bandanekdoten (Saufgelage, Drogenparties, Ozzy legendäre und schräge Ideen) liest sich das Buch sehr flüssig und wird an keiner Stelle langatmig oder langweilig. Begegnungen mit Leuten, die später Musikgeschichte schreiben sollten wie DEEP PURPLE, JETHRO TULL, LITA FORD, IRON MAIDEN werden angerissen und gewürdigt, ohne sie bis ins Detail auszuschlachten.
Auch die Hintergründe über das Line Up Karussell, sowie Licht- und Schattenseiten des Musikbusiness werden hier aufgeführt. Dabei stehen vor allem persönliche Beziehungen eine tragende Rolle, die sowohl Leute der Geburtsstunde des Metal, als auch Charaktere des aktuellen Geschehens (PANTERA, TYPE O NEGATIVE) beleuchten. Ganz großes Kopfkino erwartet den Leser, während die Beziehung von Tony Iommi sowohl zu Ozzy, als auch zu Ronnie James Dio beschrieben wird. Der Bogen zwischen Beginn und Gegenwart wird hier sehr gut gespannt und es wird auch auf alltägliche Begebenheiten eines Musikers und Menschen eingegangen.
Die Sprache ist sehr locker gehalten und versprüht Witz und Dynamik, weiß an den ergreifenden Stellen den Leser jedoch sehr zu fesseln und sich auch für den einen oder anderen Gefühlsausbruch nicht schämen zu müssen. Insgesamt wird nicht nur eine Bandgeschichte und die Entwicklung des Metals steril beschrieben, sondern geschickt in die Lebensgeschichte des Mannes eingeflochten, der die Musikwelt mit seinen Riffs in die heutige Zeit geführt hat.
Das Buch ist komplett auf Englisch, liest sich nach den ersten Seiten aber sehr flĂĽssig weg, weil hier simple und direkte Sprache verwendet wird. Riesenpluspunkt ist dabei, dass hier nicht auf den Tiefpunkten der Musikkarriere herumgeritten wird, sondern alles Aspekte gleichermaĂźen zum Zuge kommen. Eine runde Sache fĂĽr Fans der ersten Metalstunde.
Fazit: BLACK SABBATH Fans (egal welcher Ära) sollten die Buchläden stürmen, es lohnt sich! Englischkenntnisse sind erforderlich, öffnen dabei aber die Tür zu der Gedankenwelt eines großartigen Musikers!
6/6 Punkten
Radu
WOODS OF DESOLATION -”Toward the Depths”
WOODS OF DESOLATION – „ Toward The Depths“
Depressiver Black Metal aus dem ansonsten so sonnigen Australien. Was 2005 als Duo begann, wuchs mit der Zeit im Untergrund heran und brachte einige Splits und Ep´s hervor, bevor es zum ersten Full Length Album wuchs, das auf den Namen “Toward The Depths“ hört und nun wieder veröffentlicht wurde.
Abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit wird auf diesem Output zelebriert, das sich durch schleppendes Drumming, hypnotischen Riffs und diversen Akustikintermezzi in einer finsteren Atmosphäre wieder findet. Dabei setzen die Jungs auf eingehende, leicht nachvollziehbare Melodien und Abwechslung bei der Trackreihenfolge. So wird der Hörer nach dem 10 minütigen Trauerepos „When The Frost Comes Falling Down“ mit einem kleinen Akustikpart zum Entspannen eingeladen, bevor es mit dem (verhältnismäßig kurzen) „ A Time Of Eternal Darkness“ sogar einen Ausflug in die Midtempo Landschaft gibt.
Die Songs strahlen eine gelungene Atmosphäre aus und entführen den Hörer fix in die Abgründe der Seele. Leider muss man sich dabei durch einen extrem knarzigen und rauen Sound kämpfen; es rauscht an allen Ecken und Kanten, wobei man das Schlagzeug und die Gitarren noch gut auseinander halten kann. Größtes Opfer der Produktion ist allerdings der Gesang, der teilweise komplett untergeht. Man kann die Songs teilweise mehr erahnen, als tatsächlich genießen und as ist leider auch das Manko an der ganzen Platte.
Die Songstrukturen bringen eine ordentliche Atmosphäre, werden aber vom retro Black Metal Sound zum größten Teil verschluckt, was extrem schade ist. Mit mehr Feinschliff bei der Produktion hätten die Jungs sich einen großen Gefallen getan, denn hinter den Songs müssen sie sich wahrlich nicht verstecken!
Fazit: Geiles Album, das aufgrund einer üblen Produktion dem Hörer einiges abverlangt. Der Zugang ist schwierig, aber wen rauschender Sound nicht abschreckt, kann hier ein depressives Kleinod entdecken.
3/6 Punkten
Radu
MITHRAS-”Time Never Lasts”
MITHRAS – „Time Never Lasts“
Bereits 2 Alben haben die Engländer auf die Beine gestellt, bevor es still wurde. Vier Jahre nach dem letzten Vorschlaghammer pfeffern sie ihre aktuelle EP ins Volk, um den Hunger nach mehr Songs anzutreiben, was auch gelingt.
Ganze fünf Stücke zieren den Appetizer, jedoch sind nur 2 neue und 3 Live Stücke vorhanden. Die beiden Stücke haben es allerdings gewaltig in sich, denn hier tritt man ordentlich aufs Gas. Eingebettet in ein extremes Drumgewitter, das den Jungs von NILE und MORBID ANGEL als Kumpel bezeichnen könnte, liefern sich die Gitarren ein wahnwitziges Wettrennen in Sachen Geschwindigkeit und Technik. Gelegentlich wird das von geilen (bis zum Anschlag mit Hall untermalten) Soli untermauert, der für die entsprechende Gänsehautatmosphäre sorgt. Neben Geschwindigkeit und Atmosphäre warten MITHRAS noch mit einigen progressiven Elementen auf, so dass fortwährend Überraschungsmomente die Todeskeule etwas auflockern.
Die drei Live Tracks zimmern ordentlich und erfreuen sich an einem amtlichen Sound. Warum allerdings nur 2 Songs als Leckerbissen kredenzt werden, bleibt wohl ein ungelüftetes Geheimnis. Fakt ist, dass man dem nächsten Album gespannt entgegenblicken darf.
Ohne Wertung
Radu
BELENOS – „Spicilège“
BELENOS – „Spicilège“
Hinter dem Bandnamen verbirgt sich der gallische/keltische Gott der Sonne. Ebenso mystisch und stolz kann diese Band auf eine ordentliche Historie zurückblicken, die seit 1996 mit einigen ausverkaufte Demos und Alben aufwarten kann. Ursprünglich wurde die Band (schon fast traditionsgemäß) als Ein-Mann Projekt aus der taufe gehoben und präsentiert uns hier ein Rerelease mit einigen Extras.
Ganze 19 Sekunden darf der Hörer gespannt Akustikgitarren und Meeresrauschen lauschen, bevor Belenos ihre ganze Kraft auf die Gehörgänge niederprasseln lassen, und da gibt es einiges zu hören. Das sraighte und gleichzeitig leicht verspielte Schlagzeug bietet hier Grundlage für ganze 9 Songs, bei denen sowohl die Knüppel- als auch Epikfraktion richtig glücklich gemacht wird. Getragene Momente gehören ebenso zum Songwriting, wie straightes Gerotze, untermalt von Gekrächze und Chören. Bei den Gitarren scheint das Motto zu sein so viel wie möglich zu dürfen, aber um jeden Preis abwechslungsreich zu sein, was hier super funktioniert.
Die Songs jagen mit einer ordentlichen Packung Dynamik durch die Lauscher, strotzen aber nur so von komplexem Songwriting, so dass man immer wieder mit neuen Elementen überrascht wird, die auch nach dem 10. Durchhören Spaß machen. Es vermischen sich sowohl Pagan, als auch Folk Elemente in den songs, wobei der aggressive Black Metal Banner über allen thront. Große Namen fallen einem hierbei teilweise ein, aber dieses Werk ist einfach zu authentisch, um Vergleiche herbeizuziehen.
Die Produktion ist glasklar, ohne an Bombast oder dreckiger Atmosphäre einzubüßen und so kommen Gitarrenattacken wie Föteneinsätze gleichermaßen zur Geltung. Neben den 9 Songs gibt´s noch 3 Live Granaten und 4 neue Versionen der ersteren Songs. Schwachpunkte auf dieser Langrille zu suchen gestaltet sich sehr schwierig, weil alles aus einem Guss kommt, Atmosphäre hat, gut produziert ist und auch längere Zeit im Ohr bleibt. Ich denke, dass es zwar noch ein wenig Luft nach oben gibt, aber was hier geboten wird ist einfach nur ganz großes Kino!
Fazit: geile Scheibe! Black Metal mit zeitgemäßen Einflüssen, verpackt in einer authentischen Schale. Freunde extremer Schwarzklänge können hier bedenkenlos zuschlagen.
5,5/6 Punkten
Radu
PREY FOR NOTHING – “Against All Good And Evil”
PREY FOR NOTHING – „Against All Good And Evil“
Melodischer Death Metal aus Israel bittet zum Tanz gegen Böses und Gutes gleichermaßen. Dabei werden massenweise Stakkato Riffs, abgedrehtes bis jazziges Drumming, sowie progressive Gitarrensoli kredenzt, so dass es ein guter Einstieg wird.
Leider bleibt es bei dem Einstieg; auch wenn die Jungs ihre Instrumente optimal beherrschen, die Produktion fett und aus einem Guss ist, so schwächelt das Songwriting an einigen Ecken und Kanten. Man hat das Gefühl, dass hier in die Fußstapfen von DEATH getreten werden soll (die Stimme klingt arg kopiert), was aber spätestens an der nicht vorhandenen Atmosphäre scheitert. Insgesamt kommt der eine oder andere Glanzmoment durch, kann sich aber nicht gegen das ansonsten eher zusammen gewürfelte Songwriting durchsetzen.
Einige instrumentale Parts lassen eine amtliche Atmosphäre entstehen, die jedoch von zu abgehackten Songs wieder jäh zerstört wird. Das erstmalige Durchhören erfordert eine ordentliche Packung Anstrengung, weil es an einigen Stellen einfach nur langweilig ist. Dies legt sich nach mehrmaligem Durchhören zwar teilweise, eröffnet aber keine neuen Klangerlebnisse, als beim ersten Durchlauf.
Gute Produktion, ordentliche Beherrschung der Instrumente, aber leider keine Seele, die den Songs einen Erinnerungswert bescheren wĂĽrden.
Fazit: Fans progressiver Death Metal Klänge sollten ein Ohr riskieren. Ansonsten bleibt´s bei der Durschnittskost.
3/6 Punkten
Radu
DARK SUNS – “Orange”
DARK SUNS – „Orange“
Mit offenem Mund starre ich meinen CD Player an, während die ersten Klänge von „Toy“ meine Boxen bis ans Limit bringen: eine sprudelnde Hammond-Orgel, progressive Ăśberdosis an Basslinien, abgehacktes Schlagzeug und dezente Gitarren mĂĽnden in ein groovendes Monsterriff, um gleich danach in eine ruhige Gesangspassage zu gipfeln…
Nach der ersten Reizüberflutung geht es munter weiter; jazzige Passagen geben sich mit rockigen Gitarrenriffs die Klinke in die Hand, umrahmt von balladesken Gesangslinien, um danach in einem Orgelfeuerwerk zu explodieren. Der Hörer wird hier ordentlich gefordert, denn bei den deutschen Progressiv Rockern passiert allein in den ersten zwei Minuten mehr, als bei manchen Künstlern auf zwei ganzen Alben. Das erfassen der gesamten Songstruktur ist beim ersten Mal quasi unmöglich und nach einmaligem Durchhören wundert man sich, was da gerade für eine Reizüberflutung durch die Gehörgänge gerauscht ist. Ab dem dritten Durchhören eröffnen sich dem Hörer dann aber die Details der Songs: während „Eight Quiet Minutes“ überwiegend eingängig bleibt, jagt man mit „Elephant“ den Hörer gnadenlos durch die Progressive Schraube.
Der Gesang variiert dabei von eingängig, melancholisch, rockig, quietschend bis hin zum BEE GEE Style (teilweise fast schon nervig). Meine persönliche Perle hört auf den Namen „Not Enough Fingers“ und ist ein instrumentales Stück, das Ruhe ins orangene Boot bringt und den Hörer 5 Minuten verschnaufen und gemütlich zuhören lässt; simpel aber effektiv eingesetzt auf dem sonst zugepackten Album. Vergleiche mit Bands der Stromgitarrenfraktion wären bei ULVER oder OPETH zwar zulässig, sagen aber nichts über die Eigenständigkeit der Band aus. Wem BIFFY CLYRO oder DREDG zu straight sind, dürfte hier ordentlich was zu tun kriegen!
Ohrwurmmelodien und progressive Überdosis wechseln sich hier mit eingängigen Stücken ab und verlangen einiges vom Höre ab. Um so überraschender ist es, wie schnell es einem vorkommt, sobald das Album einmal durch den Player gejagt ist, ohne das es langweilig oder zu abgedreht zu werden. Der Spagat zwischen Anstrengung und Eingängigkeit ist hier durch aus gelungen und findet im opulenten 14-Minuten Song „Antipole“ seinen Abschluss.
Fazit: Keine leichte Kost für Metaller und Freunde straighter Klänge; progressiven Rockern und Fanatiker experimenteller Klänge, dürfte da Album durchaus feuchte Träume bescheren.
5/6 Punkten
Radu
AUGRIMMER – “Nothing Ever Was”
AUGRIMMER – „Nothing Ever Was“
Eine Minute Intro (cleane Gitarre, Solo im Hintergrund, Gesang) und ab dafür! AUGRIMMER lassen sich nicht lange bitten und reißen sofort mit „Barbarism Rises“ den Vorhang auf, um eine 42 minütige Black Metal Show zu beginnen. Treibendes Drumming, schreddernde Gitarren und eingängige Melodien sind dabei ihr Markenzeichen. Die Vocals krächzen sich den Weg durch die Ohren und innerhalb weniger Sekunden ist man wieder in den 90ern, in denen Black Metal seine Blütezeit erlebte.
Abwechslung dominiert das Songwriting und so gibt´s neben sägenden Gitarrenfriffs auch groovige Momente, die von einem Midtempo Schlagzeug (und durchgezogener Double Bass) und Gitarrensoli umrahmt werden. Abrupt wird der Song auch mal unterbrochen, um ein Akustikintermezzo einzubauen, was den Songs einiges an Eingängigkeit verleiht. Der Gesang variiert von kehlig krächzend bis hin zu melancholisch singend und lässt AUGRIMMER dadurch aus der Masse (teils positiv, teil negativ) auffallen.
Die Produktion ist fett genug, um den Songs Druck zu verleihen, ohne jedoch dem Black Metal Flair zu schaden. Die Instrumente sind ordentlich gespielt und das Songwriting ist abwechslungsreich gehalten. Mit einigen kleineren Ergänzungen (z.B. Geräuschkulissen wie Wind, Regen oder so etwas in der Richtung; mehr Delay bei der Gitarre) in den Akustikpassagen würden die Songs ordentlich Gänsehaut zaubern. Auch der klare Gesang ist definitiv ausbaufähig; gerade beim ruhigen Stück „Harbringer Of The Night“ verleiht er zum Anfang zwar Atmosphäre, entfaltet jedoch nicht seine ganze Kraft.
Fazit: Im Großen und Ganzen ist AUGRIMMER mit ihrem zweiten Album ein gutes Ergebnis gelungen, das sich noch ausbauen lässt. Die Abwechslung und Mischung macht schon einiges her. Ich würde der Band wünschen, dass sie noch an dem cleanen Gesang und an einigen kleineren Ideen arbeitet, damit sich die ganze Kraft der Songs entfalten kann. Das Zeug dazu haben AUGRIMMER jedenfalls.
4/6 Punkten
Radu



