DARK SUNS – “Orange”

Posted by Radu On Dezember - 28 - 2011

DARK SUNSDARK SUNS – „Orange“

Mit offenem Mund starre ich meinen CD Player an, während die ersten Klänge von „Toy“ meine Boxen bis ans Limit bringen: eine sprudelnde Hammond-Orgel, progressive Ăśberdosis an Basslinien, abgehacktes Schlagzeug und dezente Gitarren mĂĽnden in ein groovendes Monsterriff, um gleich danach in eine ruhige Gesangspassage zu gipfeln…

Nach der ersten Reizüberflutung geht es munter weiter; jazzige Passagen geben sich mit rockigen Gitarrenriffs die Klinke in die Hand, umrahmt von balladesken Gesangslinien, um danach in einem Orgelfeuerwerk zu explodieren. Der Hörer wird hier ordentlich gefordert, denn bei den deutschen Progressiv Rockern passiert allein in den ersten zwei Minuten mehr, als bei manchen Künstlern auf zwei ganzen Alben. Das erfassen der gesamten Songstruktur ist beim ersten Mal quasi unmöglich und nach einmaligem Durchhören wundert man sich, was da gerade für eine Reizüberflutung durch die Gehörgänge gerauscht ist. Ab dem dritten Durchhören eröffnen sich dem Hörer dann aber die Details der Songs: während „Eight Quiet Minutes“ überwiegend eingängig bleibt, jagt man mit „Elephant“ den Hörer gnadenlos durch die Progressive Schraube.

Der Gesang variiert dabei von eingängig, melancholisch, rockig, quietschend bis hin zum BEE GEE Style (teilweise fast schon nervig). Meine persönliche Perle hört auf den Namen „Not Enough Fingers“ und ist ein instrumentales Stück, das Ruhe ins orangene Boot bringt und den Hörer 5 Minuten verschnaufen und gemütlich zuhören lässt; simpel aber effektiv eingesetzt auf dem sonst zugepackten Album. Vergleiche mit Bands der Stromgitarrenfraktion wären bei ULVER oder OPETH zwar zulässig, sagen aber nichts über die Eigenständigkeit der Band aus. Wem BIFFY CLYRO oder DREDG zu straight sind, dürfte hier ordentlich was zu tun kriegen!

Ohrwurmmelodien und progressive Überdosis wechseln sich hier mit eingängigen Stücken ab und verlangen einiges vom Höre ab. Um so überraschender ist es, wie schnell es einem vorkommt, sobald das Album einmal durch den Player gejagt ist, ohne das es langweilig oder zu abgedreht zu werden. Der Spagat zwischen Anstrengung und Eingängigkeit ist hier durch aus gelungen und findet im opulenten 14-Minuten Song „Antipole“ seinen Abschluss.

Fazit: Keine leichte Kost für Metaller und Freunde straighter Klänge; progressiven Rockern und Fanatiker experimenteller Klänge, dürfte da Album durchaus feuchte Träume bescheren.

5/6 Punkten
Radu

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