Archive for the ‘CD-Reviews’ Category
MOONSPELL-”Alpha Noir”
MOONSPELL-„Alpha Noir/Omega White“
Dass die Portugiesen schon immer Eigenbrötler sind und ihr Ding durchziehen ist hinreichend bekannt. Dadurch haben sie stets ihre musikalische Landkarte (teils auf Kosten Fans alter Tage) erweitert und die eigenen Grenzen ausgelotet. Diesen Weg beschreiten sie auch mit dem aktuellen Langeisen, der sich auf zwei Scheiben ausbreitet und auch die beiden unterschiedlichen Facetten von MOONSPELL zeigt.
„Alpha Noir“ beinhaltet die aggressive Seite der Portugiesen. Gewohnheitsmäßig fadet der erste Song (`Axis Mundi`) langsam ein, um danach aufs ordentlichste aus den Boxen zu krachen. Allerdings wurde hier der Bombast zurück- und die Aggression hochgeschraubt. Die Songs sind dieses Mal eher untypisch kurz ausgefallen und kommen daher schneller auf den Punkt. Leider büsst das einiges an Atmosphäre ein und man hat an einigen Stellen das Gefühl, dass den Jungs die Luft ausgeht. Dann allerdings kommt spontan ein Übersong wie `Opera Carne` um die Ecke, bei dem jede Sekunde einfach nur pure Gänsehaut ist, was den Gesamteindruck des Albums schlagartig wieder nach oben reißt und den Hörer wieder empfänglich für mehr macht.
„Omega White“ zeigt eher die melodisch/experimentelle Seite der Jungs. Ganz in MOONSPELL Tradition wird der Hörer mit eingängiger Melodie bei der Hand genommen, über entspannte und ruhige Passagen in den Chorus geleitet, wo sich die Stimme von Fernando Ribeiro gänzlich entfaltet. Man könnte auch von einer gereiften, erwachsenen Version ihres Albums „SIN/Pecado“ sprechen, in der die Gänsehautschraube weiter nach oben gedreht wurde.
Fazit: Die Fans von MOOSNPELL haben es nicht leicht, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Die Band knĂĽpft nicht an alte Erfolge an, sondern geht weiterhin konsequent ihren Weg, was nicht nur mutig, sondern auch ehrlich ist. Diese Ehrlichkeit sollte jeden Fan dazu ermutigen, die neue Scheibe anzutesten.
4,5/6 Punkten
Radu
BORKNAGAR-”Urd”
BORKNAGAR – „Urd“
Bereits im Vorfeld löste die RĂĽckkehr von ICS Vortex am Mikro BegeisterungsstĂĽrme aus und so teilen sich mit Vintersorg und Keyboarder Lars. A Niedland gleich drei Leute den Gesangsjob. Nach dem ruhigen „Universal“ und der RĂĽckkehr des verlorenen Sohnes waren die Erwartungen entsprechend hochgesteckt, was mit Spannung den ersten Track des Albums einläuten lässt…
Ganze 2 Cymbal Schläge und BORKNAGAR galoppieren mit `Epochalypse` ohne Vorwarnung los. Die Stimme Vintersorgs thront erhaben zu Beginn, bis er sich im Laufe des Songs wieder zum Keifen hinreißen lässt. Achterbahnmäßig bohrt sich der Song durch die Hirnwindungen und man hat kaum Zeit zu verarbeiten, welche musikalische Höchstleistung sich da abspielt. Zwischen Geballer und epischen Riffs ist alles dabei, was einen ehrfürchtig auf die Knie sinken lässt. Mit `Roots` wird eingängig zum Tanz geladen; es ist einfach unglaublich, welche Gitarrenlinien sich durch den Song schlängeln, den Hörer immer wieder bei der Hand nehmen, um sich nicht in der Komplexität des Songs zu verlieren. Gegen Ende des Songs freuen sich Fans der ersten Stunden bereits zum 2. Mal auf die Stimme von Vortex, über die kein Wort mehr zu verlieren ist: man muss sich einmal im Leben eine Gänsehaut von dem Mann abgeholt haben, um die Magie dieser Stimme zu begreifen. `The Bauty Of Dead Cities` hätte auch problemlos auf der „Quintessence“ Platz finden können, allerdings hat er nun mehr Wucht und wartet neben majestätischer Atmosphäre mit saugeilen Breaks auf. Mein persönliches Highlight `The Earthling` definiert ab sofort BORKNAGAR für mich neu, denn hier wird alles abgefeuert, was die Synapsen zum schmelzen bringen: ruhiger Einstieg, epochale Synthesizer um den Song aufzubauen, fixer Mittelpart inklusive Keifstimme, anbetungswürdige Riffs und moshsüchtiges Solo, bevor der Erdling in seiner ganzen Pracht in Hochgeschwindigkeit explodiert und den Refrain auf Maximumstärke für immer in die Hirnwindungen einmeißelt! Nach dieser Offenbarung wird mit `The Plains Of Memories` der Schongang eingelegt und instrumental die smoothe Edition gefahren.
Stakkato Attacken in Perfektion pfeffert uns `Mount Regency` um die Ohren, der außerdem Keyboardsoli zum besten gibt, von denen andere Bands in den 60er mal geträumt haben. Die Gesangsarbeit am Mikro verschiebt die Maximumleistung bequem weiter nach oben, während die Gitarrenriffs eine Atmosphäre erschaffen, die fernab von Gut uns Böse ist. Fixer Einstieg mit `Frostrite` und ICS Vortex als Hauptakteur am Mikro in Topform, damit ist alles gesagt! `The Winter Eclipse` beginnt eingängig, um danach einen Geschwindigkeitsrausch mit ohrwurmartigen Gesangslinien zu erzeugen. Obwohl man glaubt, dass man sich mittlerweile an die Gänsehaut gewöhnt hat, gibt´s immer wieder eine Steigerung. Langsamer geht´s mit `In A Deeper World` zu, wobei erhabene Riffs im Einklang mit epischem Gesang sind. Auf der Digipackversion gibt´s noch `Age Of Creation` als Nachschlag, der BORKNAGAR von der leicht verspielten Seite zeigt. Mit dem Metallica Cover `My Friend Of Misery` gibt´s die Zigarette nach dem Ohrgasmus.
Produktionstechnisch die volle Wucht, nach mehreren Anläufen ist das menschliche Gehirn fähig, die Genialität von „Urd“ in seinem vollen Umfang zu erfassen, Gänsehautfaktor auf der ganzen Linie, lyrische Vollbedienung. Adjektive wie berauschend, episch, stürmisch sind die ersten, die einem einfallen, um dieses Album zu beschreiben. Mit diesem Album haben BORKNAGAR einen neuen Maßstab gesetzt.
Fazit: AnbetungswĂĽrdig!
6/6 Punkten
Radu
RUNNINGWILD-SHADOWMAKER
RUNNING WILD –„Shadowmaker“
Nach dem offiziellen Untergang des Flagschiffs auf dem Wacken Auftritt, holt Rock´n Rolf zum Rundumschlag aus. Was ursprünglich als Best- Of Album geplant war, wurde nun eine neue Platte, die mit einigen Überraschungen aufwartet. Das recht schlichte Cover dürfte einige Fans abschrecken, wurde auf Adrian und Piraterie doch komplett verzichtet.
Die gute Nachricht vorweg: es ist eine RUNNING WILD Platte geworden und keine billige Kopie oder ein Versuch, an vorangegangene Werke anzuknüpfen. Der Schattenmacher wartet mit einigen Experimenten auf. `Piece of the action` lässt leichte Dark Rock Einflüsse erklingen, bevor gewohnte Riffs den Refrain einläuten. Old School Freunde werden mit `Riding On The Tide´ beglückt, Speed Attacken inklusiver Moshflatrate gibt´s mit `I am who I am`, während BLACK SABBATH Fans `Black Shadow` sofort ins Herz schließen werden. Man hat sich hier nicht auf hochgestochene Erwartungen eingeschossen, sondern einfach mal munter experimentiert, was der Platte sehr gut zu Gesicht steht. Obwohl unterschiedliche Stile eingeflochten wurde und der Geschwindigkeitsfaktor teilweise zurückgeschraubt wurde, pfeffern eingängige Gitarrenriffs und Mitgröhl Refrains aus den Boxen, dass es einfach nur eine Wonne ist.
Bereits beim ersten Durchhören erkennt man die ersten Livegranaten (`Me and the boys`) und bekommt auch AC/DC artige Riffs (`Into the black`) geboten, die auch anno 2012 super funktionieren. Die Ruhepause hat den Jungs gut getan, um sich von altbekanntem zu Lösen und sich auf die essentiellen Aspekte zu konzentrieren. Auch die Atmosphäre mach hier einfach Spaß (´Dracula`) und wer nicht gerade auf eine Wiederholung von „Pile Of Skulls“ oder „Black Hand Inn“ wartet, wird mit dem aktuellen Output richtig glücklich werden.
Fazit: Weniger Speed, mehr Power. RUNNING WILD gehen mit der Zeit, ohne sich selbst untreu zu werden und legen ein amtliches Werk vor. Daumen hoch und Rock on!
5,5/6 Punkten
Radu
SECRETS OF THE MOON-”Seven bells”
SECRETS OF THE MOON – „Seven Bells“
Die Osnabrücker haben sich mittlerweile eine beachtliche Fangemeinde erspielt und mit ihrem letzten Output „Privilegivm“ eine beachtliche Messlatte vorgelegt. Gleich zu Beginn wird der Albumtrack vom Glockenseil gelassen und lässt den Hörer zu Beginn mit den Schultern zucken. Klingt gut, aber man fragt sich, ob dies bereits der Grund der dreijährigen Wartezeit sein soll. Während man den Gedanken nachschweift merkt man kaum, dass der Song währenddessen reift, und man findet sich plötzlich in einer beklemmenden Atmosphäre wieder, aus der man urplötzlich mit brachialen Riffwänden und emotionalen Explosionen rausgerissen wird. Obwohl der Einstieg etwas holprig ist, ist man plötzlich mittendrin, statt nur dabei und bekommt großes Kino geboten; bedrohliche Riffbestien wälzen sich aus den Boxen, verarbeiten hypnotische Gitarrenlinien mit schleppenden Drums, bis sich die Songs wie eine Kreissäge durch das Unterbewusstsein vorarbeiten.
„Goathead“ wirkt leicht deplaziert, wartet es zu Beginn mit einigen Punk Allüren auf, um sich nachher wieder problemlos in die Atmosphäre der anderen Songs einzureihen. „Serpent Messiah“ nimmt den Hörer mit einigen Obertönen bei der Hand, während der Uptempo Part sein übriges tut. Ein kleiner Ausflug in ruhigere Gefilde, bevor die Verzweiflung durch das Trommelfell gejagt wird und das alles ohne Tempowechsel! Mit „Blood Into Wine“ verschwendet man keine Zeit und fährt gleich die straighte Schiene, was einen leichten Zugang zum Song bedeutet, um sich im Laufe dessen weiterhin zu steigern. Bereits bei der Hälfte des Albums fällt einem auf, dass sich nicht nur die Songs, sondern auch das gesamte Album übers Hören hinweg steiget. „Worship“ fährt tüchtig die Doom Rutsche, bis „Nyx“ mein persönliches Highlight einläutet (unbedingt das Video antesten!). Mit „The Three Beggars“ ziehen die Jungs zum Schluss alle Register; hypnotischer Einstieg, fetter Wutausbruch, episches Riffing, ein tiefer Fall in die Doom Hölle, Aufblühen in Verweiflung, Steigerung in Raserei und ausklingen lassen des Songs. Das alles verpackt in 12 Minuten.
SECRETS OF THE MOON verstehen es tief in die musikalische Verdammnis einzutauchen, um ihre Songs kurzfristig mittels Schwarzmetallischen Aspekten an die Oberfläche schwimmen zu lassen. Die Atmosphäre, die sie dabei erschaffen, treibt den Hörer irgendwo zwischen Verzweiflung und melancholische Aggression, so dass man von einem echten Hörerlebnis sprechen kann. Auch wenn der Einstieg etwas schwer fällt, so entfalten die sieben Glocken nach mehrmaligem Hören ihre ganze Kraft und lassen den Hörer mit runtergeklappter Kinnlade vorm CD Player stehen und erneut auf Play drücken.
5/6 Punkten
Radu
ARCTIC PLATEAU-”The Enemy Inside”
ARCTIC PLATEAU – „The Enemy Inside“
„Das Kind in uns ist neugierig, verspielt und stets auf Abenteuer aus. Es will die Welt erkunden, sehnt sich gleichwohl nach einem sicheren Platz, wo Heimat und Geborgenheit zuhause sind.“ Unter diesem oder ähnlichem Banner dürfte die musikalische Reise der italienischen ARCTIC PLATEAU sein Ziel haben. Gerade heutzutage wird man mit vielen Eindrücken und Angeboten überhäuft, so dass man sich über jede (musikalische) Verschnaufpause freut, die einen vor der ultimativen Überdosis an Reizüberflutung bewahrt.
Hier wird bedächtig und teilweise hypnotisch zu Werke gegangen. Tragende Gitarrenteppiche entführen in eine Sommerlandschaft, in der man sich selbst und die Welt mit anderen Augen betrachten kann. Die klagende (teils schwankende) Stimme sehnt sich danach diese innere Welt nach außen zu tragen, was ihr mittels einfallsreichen Arrangements gut gelingt. Die ruhige Stimmung, wird manchmal von leicht rockigen Melodien aufgelockert und schafft dabei den Spagat zwischen Unbekümmertheit und Freude. Der innere Feind meldet sich teils musikalisch ebenfalls zu Wort, in Form von Krächzgesang, ohne jedoch von der hypnotischen Songstruktur abzulassen. Einen Einbruch in die die Extremecke sucht man hier ebenso vergebens, wie ein mittelschnelles Stück.
Man hört die Entwicklung zu „On A Sad Sunny Day“ gut raus, was nicht zuletzt an der glasklaren Produktion liegt. Vergleiche zu Labelkollegen ALCEST oder LES DISCRETS sind zwar zulässig, aber nicht nützlich, denn hier wird weniger auf Mystik und eher auf Entspannungsatmosphäre gesetzt. Der Aggressionsfaktor ist hier nur teilweise vorhanden und aufgrund der hohen Messlatte muss der Hörer selbst entscheiden, wem er in erster Linie die Gunst der Aufmerksamkeit erweist.
Fazit: Aktiv zuhören ist hier die Devise, dann bekommt man auch eine schöne Post Rock Bedienung. Wer sich mal wieder richtig fallen lassen will und mit kindlicher Neugierde Musik entdecken möchte, ist hier richtig. Freunde harter Gitarren werden jedoch nicht viel mit dem inneren Feind anfangen können.
4/6 Punkten
Radu
PHOENIX RISING / FIRE & ASHES “MMXII”
Auf der Metallandkarte ist Spanien nach wie vor ein eher unterrepräsentierter Standort. TIERRA SANTA und MÄGO DE OZ sind noch bekannte Konstanten. Von einer Hand voll Bands in deren Fahrwasser hat der Durchschnittsmetaller auch schon mal gehört. Aber gibt es darüber hinaus wirklich nur ein großes, unbestelltes Brachland? Sollte man wohl meinen.
Wer diesem Irrglauben erlegen ist, kann sich bereit machen, angenehm ĂĽberrascht zu werden! Die Madrilenen PHOENIX RISING / FIRE & ASHES ĂĽberzeugen auf ihrem Erstling “MMXII” mit Power Metal europäischer Schule und viel Einsatz von durch Chöre verzierter Klassik. Im Grunde genommen handelt es sich hier nicht wirklich um ein DebĂĽt. Unter dem frĂĽheren Namen QUINTA EMIENDA nahm man bereits 2010 das Album “Ne Bis In Idem” auf. Dieses noch komplett in spanischer Sprache, während man nunmehr mit neuem Bandnamen und englischen Texten den internationalen Markt angreifen möchte.
Und in der Tat ist “MMXII” eine starke Kampfansage geworden. In instrumentaler Hinsicht muss man einfach eine ĂĽberragende Leistung bescheinigen. Die zehn Songs wissen vor allem durch ausgiebige Gitarren-Keyboard-Duelle in Ăśberschallgeschwindigkeit, nicht zuletzt aber aufgrund des genĂĽgend abwechslungsreichen Songwritings mit klassisch-orchestralen Auflockerungen zu gefallen. Man merkt schnell, dass die Jungs ihr Handwerk bzw. ihre Instrumente verdammt gut beherrschen.
Zwar ist die Ballade ‘My Love Still Remains’ viel zu kitschig. DafĂĽr hat man mit ‘Fury And Rage’ einen echten Killersong am Start. Kurz und prägnant gibt es hier schnelle Gitarrenmelodik, die sich während des Songs allerdings der folkigen MelodiefĂĽhrung einer Violine unterordnet. Indem der Folk-Faktor hier aber gerade nicht fĂĽr eine Abschwächung der Härte sorgt, sondern man im Gegenteil das volle Brett serviert, erschafft man einen hochinteressanten Sound mit Alleinstellungsmerkmal. Und auch der abschlieĂźende Longtrack ‘Nova Era’ sollte positiv hervorgehoben werden. Orchestrale Epik trifft hier auf metallische Härte, verträumte Melancholie sowie einen mitreiĂźenden Chorus.
Das einzige Element von PHOENIX RISING / FIRE & ASHES aus welchem ich nicht wirklich schlau werde, ist der Gesang von Miguel González. Streckenweise ist dessen Stimme doch sehr gewöhnungsbedĂĽrftig. Beispielhaft dafĂĽr sind die Strophen in ‘Last Eternal Night’. In anderen Momenten wiederum klingt der Bursche plötzlich wie Michael Kiske (ex-HELLOWEEN, PLACE VENDOME, UNISONIC uvm.) in jungen Jahren. Leider also eine Performance mit Licht und Schatten, welche aber zugleich ein immenses Potential andeutet.
FĂĽr die durchaus gelungene Produktion zeigt sich, wie auch beim ersten Album Fernando Asensi (DRAGONFLY, OPERA MAGNA, DELIRION) verantwortlich. Dazu hat Karl-Ulrich Walterbach, seines Zeichens in den 80er und 90er Jahren Chef der damaligen Plattenfirma Noise Records, die Band fĂĽr sein neues Labelkonzept Sonic Attack unter seine Fittiche genommen. Wenngleich Walterbach am Ende der frĂĽheren Ă„ra als streitbarer Charakter wahrgenommen wurde, hat dieser Mann immerhin hochkarätige Bands wie HELLOWEEN, RAGE oder GAMMA RAY “entdeckt”. Als Mentor fĂĽr PHOENIX RISING / FIRE & ASHES zeigte er sich nun dafĂĽr verantwortlich, dass die Spanier auf die englische Sprache umgesattelt haben. “MMXII” wurde allerdings trotzdem auch in einer spanischen Version fĂĽr den heimischen Markt aufgenommen. Schnellentschlossene Käufer kommen gar in Form der Limited Edition zum Genuss beider CD’s zum Normalpreis.
Die-Hard-Fans von Kapellen wie den alten HELLOWEEN, STRATOVARIUS oder auch ANGRA finden in “MMXII” möglicherweise eine neue Offenbarung. Gemäßigtere Freunde melodischen Power Metals in seinen verschiedenen Spielarten können ebenfalls gefahrlos ein Ohr riskieren. In jedem Falle kann man sich den Namen PHOENIX RISING / FIRE & ASHES merken. Ich bin mir sicher, dass von dieser Band noch zu hören sein wird!
4/6 Punkten
VĂ–: 23.03.2012 (Sonic Attack/Soulfood)
Thomas
A LIQUID LANDSCAPE “Nightingale Express”
Endlich mal wieder ein richtig guter Newcomer aus dem  Progressive-Rock Bereich! Die Niederländer A LIQUID LANDSCAPE bestechen durch ihre Melange toller, gefühlsbetonter Sounds. Etwas vereinfacht dargestellt, handelt es sich um einen Hybriden aus DREDG zu „Catch Without Arms“-Zeiten, neueren ANATHEMA und ein wenig KATATONIA. On top gibt’s einen Sänger, der schon jetzt mit den Allergrößten seiner Zunft mithalten kann. Oftmals erinnert mich der Gesang von Fons Herder an den großartigen ENCHANT-Frontmann Ted Leonard, den ich für unverschämt unterbewertet halte, ist er doch für mich einer der besten Vokalisten der ganzen progressiven Gilde. Dass Fons Herder ihm in Punkto Gefühl und stimmlicher Ausdruckskraft kein bisschen nachsteht, sollte also für sich sprechen.
Aber auch die instrumentale Seite von „Nightingale Express“ vermag gewaltig zu überzeugen. Das Quartett malt hier wahre Seelenlandschaften, in denen sich der Hörer sowohl verlieren, als auch wiederfinden kann. Umrahmt von jazzig angehauchtem Drumming finden Gitarre und Keyboard den nötigen Raum, um sich wunderbar zu entfalten. Egal, ob dabei große Melodien oder atmosphärische Eleganz vorherrschen. Herausgehoben wird stets die fragile menschliche Gefühlswelt, ohne sich zugleich der Peinlichkeitsgrenze anzunähern. Man mag kaum glauben, dass man ein Debütalbum in den Händen hält, A LIQUID LANDSCAPE zeigen erstaunlich reife Anlagen.
Zwar kommt die Scheibe zu Anfang noch etwas schwerfällig in die Gänge, ihre wahre Klasse offenbart sie erst nach dem Eingangsdrittel. Der eröffnende Titeltrack, eine wirklich nicht schwache 12-Minuten-Nummer, offenbart noch die ein oder andere Länge. Ganz anders verhält es sich jedoch mit den überragenden ‚The Unreachable’, Out Of Line’ und ‚Come On Home’, die einen sofort gefangen nehmen und dem Hörer Nacken- wie Armbehaarung aufstellt. Als völlig unschädlich empfinde ich im Übrigen kleine Hommagen an vermeintliche Vorbilder, welche die Niederländer, ob bewusst oder unbewusst, hier und dort versteckt haben. So beginnt das schon genannte ‚The Unreachable’ mit einer Reminiszenz an das musikalische Anfangsthema des PAIN OF SALVATION-Hits ‚Ashes’, während das Interludium ‚Wanderer’s Log – You’ schon irgendwie nah an ‚Angels Walk Among Us’ von ANATHEMA kommt. Diese Ideen wirken aber nicht wie Fremdkörper, sondern finden sich perfekt in den Gesamtsound ein. Im Endeffekt handelt es sich einfach um nette Spielereien. Abschließend kredenzt man dem Hörer noch ein atmosphärisches Finale der Extraklasse. ‚Secret Isle’ fesselt mit tollen Gitarren und der unter die Haut gehenden Stimme einer mir namentlich leider nicht bekannten Gastsängerin.
Produktionstechnisch veredelt hat „Nightingale Express“ niemand geringeres als Forrester Savell, der sich schon für gelungene Arbeiten mit KARNIVOOL und HELMET verantwortlich zeigte. Auch hier stellt er sich als hervorragende Wahl heraus, die er mit einem tadellosen Klangergebnis belohnt hat. Nichtsdestotrotz würde ich mir zukünftig Steven Wilson (PORCUPINE TREE) als Produzent für die Jungs wünschen. Kaum auszudenken, was der Maestro noch alles aus dieser Band herauskitzeln könnte!
„Nightingale Express“ ist ein künstlerisch wertvolles Stück herausragender Musik. Jeder, der auch nur auf eine der in dieser Rezension aufgeführten Bands abfährt, sollte auch A LIQUID LANDSCAPE dringend einmal antesten. Lasst Euch dieses Juwel nicht entgehen!
5/6 Punkten
Thomas
Rage “21″ Review
Anhand der neuesten RAGE-Veröffentlichung bekomme ich ein wenig den Eindruck, die Orchestersache wurde zuletzt mehr Fluch als Segen für das sympathische Trio. Zumindest klingt „21“, welches (nahezu) komplett ohne orchestrale Elemente auskommt, wie ein Befreiungsschlag und präsentiert die Band spritzig und ideenreich wie länger nicht mehr. Für die Zukunft haben „Herne’s Finest“ im Übrigen angekündigt, ihrer Vorliebe für Kammermusik nunmehr unter dem Namen LINGUA MORTIS nachzugehen. Angesichts dieser in Metall gegossenen Frischzellenkur eine absolut nachvollziehbare Entscheidung.
Nach einem thematisch passenden Hörspielintro (okay, hier haben sich doch ein paar orchestrale Töne eingeschlichen…) gibt der eröffnende Titelsong bereits die Marschroute des ganzen Albums vor. Der angestaubte Klassik-Sound weicht einem erstaunlichen Härtegrad, der, vom getragenen ‚Eternally’ abgesehen, über die volle Distanz gehalten wird. Wer hätte jemals ernsthaft erwartet, dass Peavey sich mal an Death Metal-Growls vergreifen würde?! Bei ‚Serial Killer’ beweist der Hüne aber genau in dieser Disziplin eine äußerst gute Figur.
Sogar noch erstaunlicher ist allerdings das Gitarrenfeuerwerk, welches Victor Smolski auf „21“ abfackelt. Für den Weißrussen ist klassische Musik schließlich eine absolute Herzensangelegenheit, doch gerade seine Gitarrenarbeit erblüht in deren Abwesenheit in gänzlich neuen Farben und Nuancen auf. Unglaublich, was der Mann da an packenden Licks sowie völlig aberwitzigen Soli auffährt. So mitreißend hat man den Flitzefinger vermutlich seit der bärenstarken „Unity“ aus dem Jahre 2002 nicht mehr gehört.
So gibt es Unmengen spritziger Ideen und großer Melodien. Mit derlei Pfunden weiß vor allem ‚Feel My Pain’ zu wuchern, wohingegen ‚Forever Dead’, ‚Psycho Terror’ und ‚Destiny’ besonders durch ihre mitreißenden Refrains begeistern können. Vollkommen gewohnheitsmäßig aber hat Charlie Bauerfeind in den Grefrather Twilight Hall-Studios dem ganzen eine durchgängig fette Produktion verpasst. Ein weiteres Mal ganz großes Kino!
Wer 21 Alben in knapp 26 Jahren herausbringt, der hat alleine schon damit etwas Außerordentliches weil höchst Seltenes geschafft. Im Falle von RAGE war aber kein einziges dieser Werke auch nur annähernd schlecht. In der aktuellen Form muss man sich um das Trio keinerlei Sorgen machen. Damit wird man auch noch in 21 Jahren eine gewichtige Rolle in der Metal-Szene spielen. Ich weiß ja nicht, was Ihr jetzt macht (Ihr solltet Euch schleunigst diese Scheibe zulegen!), ICH werde jetzt beim Guinessbuch der Rekorde anrufen.
Echt jetzt.
Ein bärenstarkes Album!
5,5/6 Punkten
Thomas
LUNAR AURORA-”Hoagascht”
LUNAR AURORA – „Hoagascht“

Fakten aus den tiefsten Wäldern Oberbayerns: seit 1994 aktive Black Metal Band, 8 veröffentlichte Alben, 2007 ein Abschiedsalbum („Andacht“) um sich auf andere Projekte zu konzentrieren und 2012 das Comebackalbum am Start. Sindar ist mittlerweile nicht mehr an Bord und so haben Aran und Whyrhd das Steuer in die Hand genommen. Freunde der Band werden sich darüber freuen, unbekannte Ohren dürften hier einiges zu entdecken bekommen.
Das besondere vorab: bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um das erste (und einzige) Black Metal Album, das komplett in oberbayrischer Sprache eingesungen wurde. Wer nun Musikantenstadl und Co erwartet, kann beruhigt aufatmen, denn das Experiment funktioniert nicht nur, sondern zündet auch noch ordentlich! Gleich der Opener „Im Gartn“ führt den Hörer über depressive Synthesizerteppiche und gesprochenen Textpassagen in ein forderndes Schlagzeug, um mit räudigen Gitarrenriffs und einer dreckigen Krächzstimme die Schönheit des Todes zu bewundern. Die erhabenen Keyboards halten dabei die dunkle Grundstimmung immer im Mittelpunkt. Saugeiler Anfang! Das Schlagzeug kommt zwar aus der Konserve, wurde produktionstechnisch jedoch fleißig mit Dreck beworfen, um einen räudigen Klang zu erschaffen. Gelegentliche Doublebass Attacken kommen ebenso frisch rüber, wie das dominante China Becken.
Die Mischung aus bedrohlichen Synthies, dreckigen Riffs und räudigen Vocals wird auch über das gesamte Album beibehalten, wobei man sich hier überwiegend im Midtempo austobt, was der Atmosphäre sehr gut zu Gesicht steht. Dezent eingesetzte Geräuschkulissen runden die Sache ab und gelegentlich lässt man sich hier auch zu schnelleren und typisch Black Metallastigen Spielweisen hinreißen, was die Stimmung kurzfristig ins Wanken bringt. Gerade die epischen Stücke entfalten ihre ganze Kraft in sekundenschnelle und nehmen den Hörer ganz für sich ein. Auch der Doom Faktor kommt hier nicht zu kurz und so wird man gefühlsmäßig zwischen der Schönheit der Natur und dem Angst vor dem Tod hin- und her gerissen. Die Produktion kommt wuchtig mit einem Einschlag von räudig daher; nicht zu bombastisch, aber auch nicht zu dünn. Straight ins Ohr und direkt ins Gehirn ist hier die Devise.
Fazit: Fans der Band werden sich zurecht ĂĽber die RĂĽckkehr freuen, Black Metal Freunde (egal ob bombastisch oder old school), die noch nie was von der Band gehört haben, sollten sie unbedingt antesten. Einige werden sie genial finden, andere „Nur“ gut, aber mit dem Album kann man bestimmt nichts falsch machen. Ich möchte das Review mit dem Zitat meines Lieblingssongs beschlieĂźen, der die Atmosphäre des Albums sehr gut widerspiegelt: „Der Tod muss so schön sein. In weicher, brauner Erde zu liegen, das Gras ĂĽber dem Haupt und der Stille zu lauschen…“
5/6 Punkten
Radu
ELMSFIRE – THIEVES OF THE SUN
Zum zweiten Mal veröffentlichen ELMSFIRE aus Düsseldorf ihr Erstlingswerk „Thieves Of The Sun“. 2010 in Eigenregie aufgenommen und vertrieben, versucht man mit dem Label Massacre im Rücken heuer eine größere Zielgruppe erreichen zu können. Dafür gibt es die Scheibe nun zum günstigen Newcomer-Preis, wodurch man wohl von einer fairen Aktion sprechen kann.
Erwähnenswert ist zunächst, dass Ross Thompson von VAN CANTO das Album vor zwei Jahren eingesungen hat. Für manch einen mag dies wohl ein zusätzlicher Kaufanreiz sein und in Bezug auf die Vocals geht auf dem Album tatsächlich wenig schief (vgl. unten). Erfreulicherweise können aber auch die übrigen Musiker zeigen, welches Potenzial in ihnen steckt. Auf „Thieves Of The Sun“ regiert nämlich gefälliger und eingängiger Power-/Speed-Metal, ganz im Fahrwasser der (geistigen) großen Brüder aus dem benachbarten Krefeld bzw. Grefrath.
Klar, nicht alle Ideen qualifizieren die Truppe gleich für einen Nobelpreis. Doch „Worth A Tale“, „Stormchild“ oder auch „Taipuri Ake Tonu Atu“ können sich absolut hören lassen. Dabei zeigen sich die Düsseldorfer zugleich brachial und angenehm melodisch. Auch wenn man in Sachen kompositorischer Dichte und Atmosphäre den Szenevorreitern BLIND GUARDIAN und RUNNING WILD, aber auch neueren Bands wie beispielsweise MANTICORA oder ORDEN OGAN nicht ganz das Wasser reichen kann. Zudem ist es mir ein Grauen, wie kraft- und emotionslos Herr Thompson die balladesken Parts von ‚Escape’ verhunzt. Hoffen wir, dass sein Nachfolger so was besser hinbekommt.
Das Endergebnis ist jedenfalls durchaus gefällig. Gerade zur Überbrückung des auf Herbst 2012 verschobenen ORDEN OGAN-Releases wird die Scheibe mit Sicherheit einige zufriedene Abnehmer finden. Etwas knapp zwar, aber dennoch voller Freude vergebe ich hierfür
4/6 Punkten.
Thomas



