Rage “21″ Review
Anhand der neuesten RAGE-Veröffentlichung bekomme ich ein wenig den Eindruck, die Orchestersache wurde zuletzt mehr Fluch als Segen für das sympathische Trio. Zumindest klingt „21“, welches (nahezu) komplett ohne orchestrale Elemente auskommt, wie ein Befreiungsschlag und präsentiert die Band spritzig und ideenreich wie länger nicht mehr. Für die Zukunft haben „Herne’s Finest“ im Übrigen angekündigt, ihrer Vorliebe für Kammermusik nunmehr unter dem Namen LINGUA MORTIS nachzugehen. Angesichts dieser in Metall gegossenen Frischzellenkur eine absolut nachvollziehbare Entscheidung.
Nach einem thematisch passenden Hörspielintro (okay, hier haben sich doch ein paar orchestrale Töne eingeschlichen…) gibt der eröffnende Titelsong bereits die Marschroute des ganzen Albums vor. Der angestaubte Klassik-Sound weicht einem erstaunlichen Härtegrad, der, vom getragenen ‚Eternally’ abgesehen, über die volle Distanz gehalten wird. Wer hätte jemals ernsthaft erwartet, dass Peavey sich mal an Death Metal-Growls vergreifen würde?! Bei ‚Serial Killer’ beweist der Hüne aber genau in dieser Disziplin eine äußerst gute Figur.
Sogar noch erstaunlicher ist allerdings das Gitarrenfeuerwerk, welches Victor Smolski auf „21“ abfackelt. Für den Weißrussen ist klassische Musik schließlich eine absolute Herzensangelegenheit, doch gerade seine Gitarrenarbeit erblüht in deren Abwesenheit in gänzlich neuen Farben und Nuancen auf. Unglaublich, was der Mann da an packenden Licks sowie völlig aberwitzigen Soli auffährt. So mitreißend hat man den Flitzefinger vermutlich seit der bärenstarken „Unity“ aus dem Jahre 2002 nicht mehr gehört.
So gibt es Unmengen spritziger Ideen und großer Melodien. Mit derlei Pfunden weiß vor allem ‚Feel My Pain’ zu wuchern, wohingegen ‚Forever Dead’, ‚Psycho Terror’ und ‚Destiny’ besonders durch ihre mitreißenden Refrains begeistern können. Vollkommen gewohnheitsmäßig aber hat Charlie Bauerfeind in den Grefrather Twilight Hall-Studios dem ganzen eine durchgängig fette Produktion verpasst. Ein weiteres Mal ganz großes Kino!
Wer 21 Alben in knapp 26 Jahren herausbringt, der hat alleine schon damit etwas Außerordentliches weil höchst Seltenes geschafft. Im Falle von RAGE war aber kein einziges dieser Werke auch nur annähernd schlecht. In der aktuellen Form muss man sich um das Trio keinerlei Sorgen machen. Damit wird man auch noch in 21 Jahren eine gewichtige Rolle in der Metal-Szene spielen. Ich weiß ja nicht, was Ihr jetzt macht (Ihr solltet Euch schleunigst diese Scheibe zulegen!), ICH werde jetzt beim Guinessbuch der Rekorde anrufen.
Echt jetzt.
Ein bärenstarkes Album!
5,5/6 Punkten
Thomas
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