A LIQUID LANDSCAPE “Nightingale Express”
Endlich mal wieder ein richtig guter Newcomer aus dem  Progressive-Rock Bereich! Die Niederländer A LIQUID LANDSCAPE bestechen durch ihre Melange toller, gefühlsbetonter Sounds. Etwas vereinfacht dargestellt, handelt es sich um einen Hybriden aus DREDG zu „Catch Without Arms“-Zeiten, neueren ANATHEMA und ein wenig KATATONIA. On top gibt’s einen Sänger, der schon jetzt mit den Allergrößten seiner Zunft mithalten kann. Oftmals erinnert mich der Gesang von Fons Herder an den großartigen ENCHANT-Frontmann Ted Leonard, den ich für unverschämt unterbewertet halte, ist er doch für mich einer der besten Vokalisten der ganzen progressiven Gilde. Dass Fons Herder ihm in Punkto Gefühl und stimmlicher Ausdruckskraft kein bisschen nachsteht, sollte also für sich sprechen.
Aber auch die instrumentale Seite von „Nightingale Express“ vermag gewaltig zu überzeugen. Das Quartett malt hier wahre Seelenlandschaften, in denen sich der Hörer sowohl verlieren, als auch wiederfinden kann. Umrahmt von jazzig angehauchtem Drumming finden Gitarre und Keyboard den nötigen Raum, um sich wunderbar zu entfalten. Egal, ob dabei große Melodien oder atmosphärische Eleganz vorherrschen. Herausgehoben wird stets die fragile menschliche Gefühlswelt, ohne sich zugleich der Peinlichkeitsgrenze anzunähern. Man mag kaum glauben, dass man ein Debütalbum in den Händen hält, A LIQUID LANDSCAPE zeigen erstaunlich reife Anlagen.
Zwar kommt die Scheibe zu Anfang noch etwas schwerfällig in die Gänge, ihre wahre Klasse offenbart sie erst nach dem Eingangsdrittel. Der eröffnende Titeltrack, eine wirklich nicht schwache 12-Minuten-Nummer, offenbart noch die ein oder andere Länge. Ganz anders verhält es sich jedoch mit den überragenden ‚The Unreachable’, Out Of Line’ und ‚Come On Home’, die einen sofort gefangen nehmen und dem Hörer Nacken- wie Armbehaarung aufstellt. Als völlig unschädlich empfinde ich im Übrigen kleine Hommagen an vermeintliche Vorbilder, welche die Niederländer, ob bewusst oder unbewusst, hier und dort versteckt haben. So beginnt das schon genannte ‚The Unreachable’ mit einer Reminiszenz an das musikalische Anfangsthema des PAIN OF SALVATION-Hits ‚Ashes’, während das Interludium ‚Wanderer’s Log – You’ schon irgendwie nah an ‚Angels Walk Among Us’ von ANATHEMA kommt. Diese Ideen wirken aber nicht wie Fremdkörper, sondern finden sich perfekt in den Gesamtsound ein. Im Endeffekt handelt es sich einfach um nette Spielereien. Abschließend kredenzt man dem Hörer noch ein atmosphärisches Finale der Extraklasse. ‚Secret Isle’ fesselt mit tollen Gitarren und der unter die Haut gehenden Stimme einer mir namentlich leider nicht bekannten Gastsängerin.
Produktionstechnisch veredelt hat „Nightingale Express“ niemand geringeres als Forrester Savell, der sich schon für gelungene Arbeiten mit KARNIVOOL und HELMET verantwortlich zeigte. Auch hier stellt er sich als hervorragende Wahl heraus, die er mit einem tadellosen Klangergebnis belohnt hat. Nichtsdestotrotz würde ich mir zukünftig Steven Wilson (PORCUPINE TREE) als Produzent für die Jungs wünschen. Kaum auszudenken, was der Maestro noch alles aus dieser Band herauskitzeln könnte!
„Nightingale Express“ ist ein künstlerisch wertvolles Stück herausragender Musik. Jeder, der auch nur auf eine der in dieser Rezension aufgeführten Bands abfährt, sollte auch A LIQUID LANDSCAPE dringend einmal antesten. Lasst Euch dieses Juwel nicht entgehen!
5/6 Punkten
Thomas
KLASSE SCHEIBE
Posted on März 8th, 2012 at 23:47
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