Archive for the ‘CD-Reviews’ Category
MANOWAR – “Lord Of Steel”
MANOWAR – „The Lord Of Steel“
Wie oft man sich ĂĽber eine Band das Maul zerreiĂźen kann, wird bei den unterschiedlichen Meinungen zu MANOWAR deutlich. Entweder man liebt oder man hasst sie und gerade in den letzten Jahren ist einiges passiert; musikalische Ausrutscher, Fanverarsche und arrogante Ansagen eines Joey DeMaio sind nur einige VorwĂĽrfe. Auf der anderen Seite stärken Die hard Fans den Kings of Metal konstant den RĂĽcken. Entsprechend kontrovers wird der aktuelle Longplayer diskutiert. MANOWAR sind der beste Beweis dafĂĽr, dass innerhalb der Metalszene Differenzen herrschen, was auch gut so ist. Denn gerade die Tatsache, dass man ĂĽber unterschiedliche Ansichten zu der Band diskutiert, hält die Szene am Laufen und läst sie sich auch weiterentwickeln (unabhängig davon, welchen Standpunkt man zu MANOWAR hat). Um ein Urteil ĂĽber die Scheibe zu fällen muss man klar Position beziehen, als los geht´s: Ich habe die Entwicklung der Band bis zur „Warriors Of The World“ intensiv mitverfolgt und danach aus den Augen verloren. Mit der „Gods Of War“ habe ich mich oberflächlich beschäftigt, weil ich mich musikalisch in die extrem Ecke des Metals entwickelt habe. 10 Jahre nach meinem letzen intensiven Kontakt liegt mir die aktuelle Scheibe vor, die nun den Weg in meinen Player findet…
Keine langen Intros, das Schlachtschiff schmettert sofort mit dem Titeltrack los und lässt die Hosen runter. Der Sound ist extrem Basslastig und die Gitarre extrem in den Hintergrund gemischt. Die Stimme von Eric klingt etwas kraftlos und das Gitarrensolo an den Haaren herbeigezogen. Der Bombast wurde zurückgefahren und lediglich dezent eingestreut. Textlich gibt´s leichte Popcorn Kost, aber im Laufe des Songs werden alte MANOWAR Gefühle erweckt, die man längst verloren glaubte. Den Volume Regler etwas nach oben gerissen, kommt das Gefühl gleich näher und ich bin auf den Rest gespannt. `Born In A Grave` wird von Erics charismatisch eingeflüstert und der Songs entfaltet sich schnell zu seiner ganzen Größe. Der Songtext geht sofort in Fleisch und Blut über und man ertappt sich dabei, wie man mitgerissen wird. Die Härte bleibt zwar aufgrund der leisen Gitarre leider auf der Strecke, was die Gesangsarbeit jedoch locker wett macht. Hier fällt auf, dass Eric seine Screams seltener einsetzt, was aber nicht weiter schlimm ist. Mit `Righteous Glory`hört man endlich die Gitarre deutlich und die Ballade des Albums wird eingeläutet. Leider keine Meisterleistung wie beispielsweise `Master Of The Wind`(vom Album „Triumph Of Steel“), aber dennoch eine Gänsehautmoment. Atmosphärisch und textlich MANOWAR´s Antwort auf `Stairway To Heaven`, wobei das Ende leider zu kurz kommt.
Der ganz große Kracher kommt allerdings mit `Touch The Sky`: saugeile Melodie, mitreißender Gesang und eine kraftvolle Steigerung, die ich seit 10 Jahren nicht mehr bei den Metalkönigen gehört habe. Textlich auch mal eine Spur tiefschichtiger („Some Will Come, Some Will Go, But Most Will Never Know, That Greatness Lives Inside“), was ich MANOWAR nicht zugetraut hätte. Man berührt wirklich den Himmel gegen Mitte des Songs, wenn Erics Organ zusammen mit dem Chor den alten Spirit der Band anno 2012 aufleben lässt, ehe sich die Gitarre zum ersten Mal perfekt in den Song einbaut. Saugeile Nummer, die alleine schon zum Kauf des Albums berechtigt! Im Laufe des Albums hat man ein Gefühl für die Gitarre entwickelt, deren Einstellung retromäßig im Stile von Black Sabbath (natürlich nicht in der gleichen Qualität) eingestellt wurde. `Black List` ist eine musikalische Verbeugung an die Band; groovend und rotzig mit simpler Songstruktur auf MANOWAR Art, Daumen hoch. `Expendable` beginnt mit einem Riff, dass bequem auf einer Obituary Scheibe Platz gefunden hätte und Freunde jenes Soundes locker ansprechen dürfte. `El Gringo` trägt alle Markenzeichen des Schlachtschiffs; Bombast, Dynamik und eine Dauerschleife aus Chorus und Vers, was den Song ins Ohr gehen, aber leider auch etwas dahinplätschern lässt. Dreckige Stakkato Attacken eingepfercht in eine 4 minütige Rocknummer gibt´s mit `Annihilation`, bevor textlich sämtliche Albentitel mit `Hail, Kill And Die` abgegrast werden. Zugegeben, einfallsreich sind anders auch, aber warum etwas ändern, was funktioniert?. Das Album wird mit `The Kingdom Of Steel` abgeschlossen, was eine eher ruhigere und epischere Nummer geworden ist.
Fazit: MANOWAR bewegen sich weg vom Bombast, hin zu erdigem Sound. Der Herr des Stahls erweckt eine längst vergessene Art und Weise die Kraft des Metals zu genießen. Einige Wehrmutstropfen gibt es für mich (zu leise Gitarren- zu lauter Bass, einige Schwachstellen in Sachen Songwriting), doch insgesamt ist das Album eine Überraschung und gibt tüchtig Diskussionsstoff. Die Band hat schon immer gemacht, was sie wollte und in einem früheren Interview äußerte Joy Demaio, dass er mit MANOWAR die Kraft an jeden Metaller weitergeben möchte, um mit stolz und Kraft das Leben zu meistern. Mit der aktuellen Scheibe erinnern mich die Kings Of Metal daran, dass manchmal gerade die simple Art und Weise der Dinge den Weg ebnet, das Leben zu meistern und Musik zu erleben.
5/6 Punkte
Radu
FORGOTTEN TOMB -”…And DON´T DELIVER US FROM EVIL…”
FORGOTTEN TOMB – „…And Don´t Deliver Us From Evil…”
Pünktlich zur dunkeln Jahreszeit reißen uns die Italiener in einen tiefschwarze Abgrund der Melancholie. Gleich der Opener `Adrift` glänzt in sämtlichen Facetten melancholischer Tonkunst: im Mitteltempo duellieren sich die hypnotischen Gitarren, während kehliger und klarer Gesang gegenseitig miteinander flirten. Man fühlt sich schnell an Rapture und alte Katatonia erinnert, allerdings können FORGOTTEN TOMB ihren Bandstempel beibehalten.
Gelegentlich wird auch das Gaspedal durchgedrückt und aufgestauter Hass entlädt sich ruckartig durch die Boxen, um sich danach wieder zähflüssig aus den Boxen zu ergießen. Abwechslung ist da und auch Spielfreude wird an den Tag gelegt. Zwischendurch dir auch die Sentenced Schiene gefahren, was einiges an Drive verschafft. Leider scheint den Jungs ab der Mitte des Albums die Puste auszugehen. Strotzte man innerhalb der ersten drei Songs voller Innovation, so siecht man danach bis zum Ende des Longplayers eher dahin. Manche mögen es als depressive Stimmung wahrnehmen, anderen wird es eher wie dahingeplätschert vorkommen.
Ganze sieben Songs werden mit einer wuchtigen Produktion auf den Hörer losgelassen und gerade im Hinblick auf die dunkle Jahreszeit und der beiden oben genannten Bands ist es ein sehr stimmiger Soundtrack für die Dunkelheit. Auch die Tatsache, dass hier Härte nicht nur durch Geschwindigkeit erreicht wird, sondern auch mit vielen kleinen Nuancen (z.B. dezent eingestreuten Akustikpassagen) , fällt hier sehr positiv ins Gewicht. Im großen und Ganzen ein nicht gerade neues Kochrezept, aber sehr überzeugend am Start. Wenn in Zukunft noch etwas and er Ausdauer der Songs gearbeitet wird, dürfen wir uns auf düstere Zukunft mit dem vergessenen Grab freuen.
4/6 Punkten
Radu
DORDEDUH – “DAR DE DUH”
DORDEDUH –„Dar De Duh“
Bei der Band handelt es sich um die neue musikalische Heimat der ehemaligen Negura-Bunget-Köpfe Hupogrammos und Sol Faur. Der ureigene Stil dieser Band wurde in unterschiedlichen Lagern respektiert, verehrt oder einfach nur bestaunt. Was nun daraus geworden ist, wird jetzt besprochen.
Der Titel des Albums (zu deutsch: “Geschenk des Geistes / der Seele”) weist darauf hin, dass weiterhin an dem numerologischen Konzept festgehalten wird. Inhaltlich und musikalisch befasst man sich hier vor kulturellen und esoterischen HintergrĂĽnden mit der Zahl „Sieben“ und deren symbolischer Bedeutung. Dabei bezieht man sich vorrangig auf die sieben Ebenen der spirituellen Entwicklung und das alte rumänische Brauchtum, die sieben Wochentage zu personifizieren und diese in Beziehung zu den sieben Planeten der klassischen Astrologie zu setzen. Was bereits philosophisch tiefgrĂĽndig klingt, wird musikalisch noch tiefgrĂĽndiger umgesetzt. Die Songs kommen sehr intuitiv und wenig durchdacht rĂĽber und das Songwriting ist extrem komplex. Aus dem Bauch heraus, statt vorhersehbare Elemente wird hier ganz groĂź geschrieben, was den Hörer zwar fordert, aber auch unglaublich bereichert.
In Sachen Spiellänge bringt es allein der Opener auf satte 16 Minuten und auch sonst schießt man locker über die achtminütige Grenze hinaus (Ausnahme: `Dojana`). Inhaltlich passiert in jedem Song so viel, wie bei anderen Bands auf einem ganzen Album. Einfühlsam flüsternd, hemmungslos vorpreschend, eingängig mitreißend und hypnotisch packend sind die Worte, die allein `Jind De Tronuri`beschreiben. Am Ende gibt es noch eine Überraschung in Form von schamanischen Ritualgesängen. Wenn Ambient sich mit rauem Black Metal vermischt, hat man sich zu ´Flacararii` vorgearbeitet, das sich in seiner Spielzeit zu einem richtigen Epos steigert und Bathory Fans ehrfürchtig staunen lässt. Mit ´E-an-na` gönnt man dem Hörer eine Verschnaufpause und bereitet ihn auf die weitere Reise vor. Besonders das rein akustische `Dojana` (siehe Videoclip) hat es mir angetan, zeigt es doch die Jungs kraftvoll und charismatisch zugleich, ohne ein metallisches Instrument zu gebrauchen. Während des Albums greifen die Rumänen auf viele unterschiedliche Werkzeuge zurück; sägende Gitarren, Klanghölzern, Blasinstrumente und nicht zuletzt auf die Stimme, in allen Variationen.
Einfühlsame Intros, makabres Gebretter, klare Gesänge, hemmungsloses Geschreie, traditionelle Instrumente und eine extrem dichte Atmosphäre umhüllt das Album. Gerade der sehr ungewöhnliche Mix aus rumänisch traditioneller und mystischer Musik und dem metallischen Progressiveinschlag verstört und fasziniert den Hörer gleichermaßen. Wer also einen ungewöhnlichen Trip in musikalische Hemisphären unternehmen möchte, ist hier genau richtig!
Fazit: Ungewöhnliches Album, ungewöhnliche Band, neue musikalische Pfade. Antesten!
5/6 Punkten
Radu
Kali Yuga – Wrath Of Durga
Seit nun 6 Jahren treiben die Thüringer von Kali Yuga ihr Unwesen. Nach einer EP und einem Album, erscheint nun mit „Wrath Of Durga“ ihr zweites Werk. Ihre Livequalitäten haben die Fünf bereits mehrfach, wie zum Beispiel auf dem diesjährigen Hell Inside Festival, unter Beweis gestellt und jetzt gilt es, diesen positiven Eindruck auch auf Platte zu untermauern.
„Dawn“ liefert als Intro die optimale Ruhe vor dem Strum, der mit „Desceration“ auf den Hörer hereinbricht. Von Amon Amarth beeinflusst und mit modernen Elementen gemischt, schreddern die Gitarren die Sechzehntel nur so runter und liefern eine Melodie, die sofort ins Ohr geht und sich einprägt. Auch „Oblivion“ weiß mit diesem Rezept zu überzeugen und wird zusätzlich durch ein prägnantes Solo ergänzt.
„Odium“ präsentiert anschließend typischen modernen Death Metal der Marke Illdisposed, was keinesfalls als Kritik zu sehen ist, da Kali Yuga diese Spielrichtung sehr gut beherrschen und umsetzen. „Scene Of A Murderer“ stellt das Highlight des Albums dar. Eingeleitet von einem akustischen Intro, rollt der Song im Midtempo alles nieder und erzeugt durch das ebenfalls akustische Midtro, sowie ein erneut sehr stimmiges Solo, eine beeindruckende Dynamik. Großes Kino!
Mit seinem Elektro Anfang besitzt auch „Suffocation“ eine eigene Note und liefert den qualitativ hochwertigen Death Metal ab, der dieses Album trägt. Erneut muss der Gitarrenfraktion ein Lob ausgesprochen werden, da das Solo zum wiederholten Male wirklich zu begeistern weiß. Mit dem schleppenden „The Agony“, dem, stellenweise mit Blastbeats unterlegtem und stark Black Metal beeinflusstem, „The Black Wall“ und dem Titeltrack gelingen den Thüringern auch im weiteren Verlauf des Albums starke Songs mit hohem Wiedererkennungswert. Einzig der Schlusspunkt mit „As We Speak“ hätte besser ausfallen können. Das Lied plätschert etwas daher und weiß, im Gegensatz zu allen vorangegangenen Songs, nicht durch eine eigne Idee aufzufallen. Schade, da die Vocals, wie auf dem gesamten Album, die volle Bandbreite zwischen Kataklysm Screams und Growls á la Amon Amart abdecken und dadurch keine Sekunde langweilig werden.
Produktionstechnisch wird hier absolut in oberen Ligen mitgespielt. Der Sound ist fett und die Gitarren während der Solis transparent und differenziert. Auch das Cover ist gelungen und weiß durch Individualität zu überzeugen.
Fazit: Kali Yuga gelingt es mit „Wrath Of Durga“, den positiven Live Eindruck zu untermauern und weiter auszubauen. Fans des Extreme Metal sollten sich dieses Album definitiv nicht entgehen lassen.
5/6 Punkten
Johnston – Welcome To The Weaseldome
Das bewusst hässlich gestaltete Albumcover lässt schon eine wichtige Eigenschaft dieser Band erahnen: Johnston nehmen sich selbst nicht sonderlich ernst. Mit “Welcome To The Weaseldome” legen die Vier nach immerhin fast einer Dekade Bandgeschichte ihren ersten nennenswerten  Release vor. Und der kann sich mehr als sehen lassen.
“Bring It On” eröffnet den Silberling mit einem sehr lustigen Intro und anschlieĂźendem Death Intermezzo. “Feed My Presence”  knĂĽpft anschlieĂźend nahtlos an den Opener an und mischt Brutal Death Metal mit Grindcore GeknĂĽppel und unterhaltsamen Lyrics (man beachte “”Rrrrrrrrrrrrr”).Zeitweise schaffen die Bremer es sogar an frĂĽhere Dying Fetus zu erinnern, was als groĂźes Lob zu verstehen ist.
Die Stärke von Johnson zeigt sich auch in “Mark It Zero”. Auch hier schaffen sie es, teilweise fröhliche Melodien mit bitterbösen Growls und unbändiger Spielfreude zu vermischen und somit etwas Eigenes zu erschaffen. Besonders das Ende des Songs kommt absolut unerwartet und entlockt dem Hörer zwangsweise ein Lächeln.
Auch “Knispel In Se G” hat mit seinem kurzen rockigen Part und einem futuristischen Solo seine Ăśberraschungsmomente und hält dem hohen Niveau der CD stand. Lediglich “Hell Seer” bleibt etwas hinter den Erwartungen zurĂĽck, obwohl das Intro mal wieder sehr amĂĽsant gestaltet ist.
Dass das Beste zum Schluss kommt, ist schon länger bekannt und auch Johnston halten sich daran. Mit “Witchshot @ Okawango_Delta” gelingt den Jungs nicht nur einer der lustigsten Songtitel, sondern auch das Highlight des Albums. Die Lyrics behandeln hierbei einen verletzten Soldaten, doch auf vollkommen ungewohnte Art und Weise. Auch musikalisch ziehen Johnston alle Register und verwenden dazu nicht nur fröhliche und beschwingte Melodien, sondern sogar ein Akkordeon! Dies wirkt jedoch erstaunlich stimmig und erfrischend innovativ.
Die Produktion ist durchgehend druckvoll und definiert und kann mit heutigen Standards sehr gut mithalten. Die kranken, humoristischen Texte passen wunderbar zur abgedrehten Musik des Vierers und harmonieren auch mit den durchgeknallten Samples von “Beavis and Butthead” und “The Big Lebowski”.
Fazit: Johnston liefern nach über neun Jahren ein Debüt ab, dass sich sehen lassen kann. Abgedrehte Lyrics treffen auf experimentellen Death Grind und formen etwas Eigenes. Fans extremer Musik sollten definitiv mal reinhören und auch alle anderen werden zumindest kurz ihren Spaß haben. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht zu viel Zeit bis zum zweiten Album ins Land zieht!
5,5/6 Punkten
Nailgun – New World Chaos
„Diese Band lässt sich in keine Schublade stecken“. Diesen Satz hört man bei Newcomern nur allzu oft. Auch bei Nailgun aus Süddeutschland wird diese Beschreibung angesetzt, doch trifft sie hier nicht zu. Ihr zweites Album „New World Chaos“ beherbergt lupenreinen Heavy Metal, und wenn man nicht, aufgrund der oben aufgeführten Beschreibung, angestrengt nach Innovationen sucht, auch qualitativ sehr hochwertigen.
Mit „A Fragment Of Chaos“ präsentieren die Sechs ein stimmiges Intro, um mit dem „Darkest Hour“ einen klassichen Heavy Metal Song, á la Helloween, abzuliefern. Mit dem anschließenden „Traitor“ wird deutlich, warum die Band mit zwei Sängern agiert, ist der Gesang dieses Lied von der Klangfarbe deutlich rauer, aber noch immer melodisch. Dies bietet eine willkommene Abwechslung zu den üblichen, konstant hohen, Stimmlagen dieses Genres. Auch „I Have Enough“ bietet mit seinen Running Wild Vocals erneut eine andere Intonation und weiß zu überzeugen. Im weiteren Verlauf des Albums wird ebenfalls mit den Möglichkeiten, die zwei Sänger bieten, gespielt, sei es in dem James Hetfield lastigen „The Result“ oder dem tief gesungenen „Abyss Of Shadows“.
Die zehn Songs sind bis auf wenige Ausnahmen, wie beispielsweise die Ballade „You Are Everything“, durchgehend im Midtempo Bereich angesiedelt und von einprägsamen Gitarrenläufen getragen. Hierbei wissen Nailgun durch die Eingängigkeit des klassichen Heavy Metals zu überzeugen und mitzureißen.
Produktionstechnisch geht das Album vollkommen in Ordnung. Die Vocals sind definiert und klar, doch könnten die Instrumente teilweise etwas druckvoller präsentiert werden. Auch die Gitarren sind zu wenig definiert, um ihren vollen Klang zu entfalten.
Vom Gesamtbild sind Nailgun zwar schon auf einem guten Weg, doch wünscht man sich zuweilen noch eine stärkere Ausprägung der zwei Sänger, um der Band etwas Eigenes zu verleihen. Sollte dies umgesetzt werden, könnte man tatsächlich die, am Anfang erwähnte Floskel, anwenden und bestimmt den verdienten Erfolg erringen.
Fazit: Nailgun liefern mit ihrem zweiten Werk ein klassiches Heavy Metal Album, auf hohem Niveau, ab. Sollte an den derzeitigen Schwachpunkten gearbeitet werden, könnte man noch viel von den Jungs hören.
4/6 Punkten
Nightchains – Metal To The Bone
Metal war und ist die wohl passendste Musik, um GefĂĽhle der Rebellion und Kritik an bestehenden Systemen aufzuarbeiten. Wer könnte diese Emotionen besser vermitteln, als eine Band aus einer der gefährlichsten Gebiete dieser Welt? Nightchains sind, oder besser waren, eine Heavy-/Thrash- Metal Band aus dem gebeutelten Libanon, ein Land, in dem Gewalt und Hass nicht nur im Fernsehen zu sehen ist, sondern täglich stattfindet. “Metal To The Bone” stellt das stolze Vermächtnis dieser beeindruckenden Band dar, die sich 2006, aufgrund der Kriegsgeschehnisse, auflöste. Dead Master´s Beat reproduzierten das Album schlieĂźlich, veröffentlichten es deutschlandweit und gewähren der deutschen Szene damit einen Einblick in eine unbekannte Szene. Und eines sei vorab gesagt, ein GroĂźteil der deutschen Bands kann von diesem Album noch einiges lernen.
Geboten wird dem Hörer eine Mischung aus NWOBHM der Machart Blitzkrieg und altem Thrash Metal. Mit “Ecstasy” und “The Law” starten die Jungs aus dem nahen Osten, wie man es erwartet: schnell, rau und räudig. Auch im weiteren Verlauf des Albums wird selten der FuĂź vom Gaspedal genommen, und wenn doch, dann um mit einer verträumten Akkustikeinlage zu ĂĽberraschen. Nach acht Songs scheint das Album mit “The Heart Of Battle” zu einem bemerkenswerten Ende zu kommen, doch setzt nach vier Minuten Stille erneut die Musik ein, um erneut drei Lieder hervorzuholen und die CD so auf eine solide Länge von fast 60 Minuten zu bringen. Beeindruckend ist der ĂĽber die volle Länge des Albums absolut variable Gesang, der die volle Bandbreite zwischen rauhem Trash- Gegröhle und sehr hohem Power- Metal- Shouts abdeckt.
Auch textlich zeigen sich die drei Libanesen von ihrer besten Seite. So kritisieren sie die Zustände in ihrem Land (The Law), ohne dabei die Heimattreue zu verlieren (Where we come from) oder in Klischees zu verfallen.
Produktionstechnisch kann und darf man nicht zu viel von diesem Album verlangen, da es ja ausschließlich in Eigenregie und unter widrigsten Bedingungen aufgenommen wurde. Dafür ist es jedoch sehr gelungen und passend zur Musik, nämlich rau und authentisch. Dies passt zum Gesamtbild wesentlich besser, als wäre es ein glattpoliertes Machwerk und verleiht dem Sound auch eine eigene Note.
Das stimmige CD-Booklet enthält neben vielen interessanten Fotos auch eine kurze Bandhistory, in der Nightchains ihrer Enttäuschung über die legendäre europäische Metal-Szene Luft machen, und anmerken, dass diese nicht halb so ehrlich ist wie ihre eigene, die sie schweren Herzens zurücklassen mussten. Dies sollte jedem deutschen Metalfan zu denken geben, ob hierzulande wirklich eine echte Szene existiert und der Untergrund gebührend unterstützt wird.
Auch durch dieses liebevoll gestaltetem Booklets wird die CD zu etwas Einzigartigem, was man in der hiesigen Szene vergeblich sucht.
Fazit: Nightchains gelingt mit “Metal To The Bones” ein durch und durch einzigartiges Machwerk, das authentischer nicht sein könnte. Dead Master´s Beat erweisen dem Metal einen groĂźen Dienst, indem sie die Aufnahmen erneut produzieren und vertreiben. Jeder Metal Fan, der sich ĂĽber die immer weiter wachsende Kommerzialisierung und mangelnde Identifikation mit der Musik beschwert, sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Es lohnt sich!
5,5/ 6 Punkten
CRADLE OF FILTH – “The Manticore And Other Horrors”
CRADLE OF FILTH – „The Manticore And Other Horrors”
Kurzer Geschichtsausflug: diese Band erschuf Anfang der 90er einen eigenen Sound, den bis heute viele Bands nacheifern. Auf den Covern wurde Sex mit makabrer Dunkelheit vereint, lyrisch gab es tiefgründige Ausflüge und musikalisch wurde von opulent bis aggressiv alles abgegrast. Aus dieser Mischung kamen Meisterwerke wie „The Principle Of Evil Made Flesh“, „Dusk And Her Embrace“ und „Cruelty And the Beast“ zustande, die für viele Fans ihren Höhepunkt mit “Midian” hatten. Danach liest sich die Diskographie wie ein zweischneidiges Schwert: mehr Bombast, ausschürfende Ausflüge mit Gothic Elementen und softer angelegtes Songwriting spaltete die Fangemeinde. Einige sahen die Alben als Entwicklung, Kritiker schimpften über kommerziell orientiertes Songwriting, um die Existenz der Band zu rechtfertigen. CRADLE OF FILTH bleiben weiter am Ball und geben in regelmäßigen Abständen ein Lebenszeichen von sich. Ihr aktuelles dürfte für einigen Wirbel sorgen.
„Back To The Roots“ ist dabei das Motto und kickt gleich zu Beginn mit `The Abhorrent` in eine Achterbahn der Gefühle. Wie auf Knopfdruck bündeln sich alle Stärken der Band und prügeln den Hörer durch die ersten Minuten. Erdige Gitarren, eine Schießbude im Dauerfeuermodus und dezent eingesetzte Synthesizer pfeffern erbarmungslos nach vorne. Dani hat sich anscheinend intensiv mit seiner Gesangsarbeit befasst, denn er legt eine sehr charismatische Arbeit an den Tag und klingt seltener nach einer Katze, die gefoltert wird. Im Laufe des Albums kommen dreckige Punk- und klassische Metaleinflüsse aus den Boxen, ohne jedoch an Atmosphäre einzubüßen (`For Your Vulgar Delectation`). Insgesamt wurde der Bombast zurückgefahren und sich mehr auf erdige Riffs und prägende Gitarrensoli konzentriert, was den Songs sehr zugute kommt. Gemessen an den Anfangstagen hat man das Gefühl, ein Metaller träumt Anfang der 90er davon, wie erwachsener Metal im Jahr 2012 klingen sollte. Natürlich gibt es auch hier wieder die obligatorischen Trademarks (tiefe Erzählerstimme und Frauengestöhne), um die Kette nicht zu brechen. CRADLE OF FILTH nehmen sich nicht all zu ernst und gehen weitaus weniger verbissen zu Werke, wobei der Spaß beim Songwriting hängen geblieben ist. Mit `Manticore` wagt man sich auch leicht in orientalische Gefilde vor, ehe es wieder in den düsteren Bombastabgrund geht, ohne an Härte einzubüßen. Die Songs tragen sich wie von selbst und lassen Kritiker (zu denen ich selbst auch gehöre) daran denken, warum man diese Band eigentlich früher gerne gehört hat.
Eingängigkeit gibt´s ebenfalls auf dem Album, was das untere Video beweist (`Frost On Her Pillow`). Das extreme Songs auch schnell im Ohr hängen bleiben wird mit `Pallid Reflection` deutlich, das mit klassischem Heavy Metal Riffing beginnt und sich gänsehautartig steigert, ohne aus dem Midtempo auszubrechen. Wer die „Vempire“ EP vergöttert, dürfte mit `Siding With The Titans` ehrfurchtsvoll auf die Knie sinken. Den Befreiungsschlag aller Zweifel zerstreut `Succumb To This`; saugeile Gitarrenleads, ein arschtretender Hassbrocken und zu guter Letzt die geilste Gesangsarbeit in der gesamten Bandkarriere (inkl. makabrem Duett mit Gänsehautgarantie). Mit `Sinfonia` wird das Album orchestral abgeschlossen, ehe es erneut auf die Play Taste geht.
In diesem Jahr erheben sich einige legendäre Bands, um eine neue Scheibe abzuliefern und zwar mit unterschiedlichen Erfolgen. Auch CRADLE OF FILTH haben zusammen mit jenen Bands (My Dying Bride, Katatonia, Anathema) die hiesige Musikszene erschaffen und gestaltet. Ihr aktuelles Album ist ein Befreiungsschlag für alle Kritiker, die krampfhaft versuchen Musik in Sparten einzuordnen, oder Erfolg an legendäre Alben zu messen. CRADLE OF FILTH nehmen sich die Zeit, um erneut zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Dass der Schritt zurück zu den Wurzeln gleichzeitig zwei Schritte nach vorne ist, hätte wohl kaum jemand erwartet. Für mich persönlich war diese Band nach „Thornography“ tot und abgeschrieben. Mit dem aktuellen Album wird jedoch auf ein wichtiges Thema in dieser schnelllebigen Welt hingewiesen: sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die Zeit zu nehmen, um mit Gelassenheit geile Musik zu machen und zu hören!
Fazit: An dieser Stelle bleibt nur noch der Aufruf, sich das Album anzuhören und ohne Vergleiche auf sich wirken zu lassen. Wer sich darauf einlässt, wird mit dem besten CRADLE OF FILTH Album seit langem belohnt, egal ob Kritiker, oder langjähriger Fan. Die Balance zwischen Dunkelheit, Aggression und Bombast lässt diese Scheibe nicht mehr aus meinem Player. Sehr geiles Teil!
5,5/6 Punkten
Radu
SINISTER- “The Carnage Ending”
SINISTER-„ The Carnage Ending“
SINISTER sind einfach nicht tot zu kriegen; nach endlosen Besetzungswechseln stand GrĂĽndungsmitglied Aad Kloosterwaard (Vocals) 2011 ohne Band da. Ăśber die GrĂĽnde darf zwar spekuliert werden, Fakt ist aber, dass eine neue Truppe zusammengetrommelt wurde, um die aktuelle Langrille einzuzimmern.
Das Ergebnis klingt, um es gleich vorweg zu nehmen, zu 100% nach SINISTER. Packende Hooks, ballerndes Schlagzeug und rasselndes Gitarrengewitter. Gerade old school Fans dürften hier die eine oder andere Gänsehaut bekommen, denn das Material baut die Stärken des Vorgängers „Legacy Of Asches“ weiter aus, ohne an dessen Schwächen zu leiden. Gerade für eine Band, die bereits seit 24 Jahren im Geschäft ist und endlose Besetzungswechsel hinter sich hat, ist das Ergebnis mehr als lobenswert. Die Songs krachen frischer als beim Vorgänger aus den Boxen und das typische SINISTER Feeling stellt sich schnell ein. Die brachialen Ballerriffs und die einzigartige Gesangsarbeit machen einfach nur Spaß und lassen vor der heimischen Anlage automatisch das Haar kreisen. Mittels eingestreuten Soundkollagen und flitzenden Solis wird das musikalische Massaker an vielen Stellen aufgelockert, um gleich danach wieder voll auf die Zwölf zu holzen (Bestes Beispiel `Transylvania´).
Nach mehreren Durchläufen entladen die Songs gleich doppelt so viel Hass auf den Hörer (`My Casual Enemy`), wälzen sich apokalyptisch in die Gehörgänge (`Oath Of Rebirth`) oder sägen sich durch die Synapsen (`Blood Ecstasy`). Abwechslung, Brutalität und Innovation werden hier ordentlich aufgefahren. Bei der Produktion hätte eine kleine Schüppe mehr gut getan; es kracht tüchtig, man hört aber, dass noch Luft nach oben ist. Auf der anderen Seite ist genau die Art der Produktion das Merkmal, was die Songs direkt in die Fresse schlagen lässt. Old School Todesblei wird hier nach allen Regeln der Kunst zelebriert, ohne sich selbst zu kopieren.
Es ist schon erstaunlich, was hier mit einer völlig neuen Truppe zusammengeschmiedet wurde. Man hat das Gefühl, dass sich die niederländische Sündenmaschine selbst neu entdeckt hat und großen Taten entgegenstrebt. Groovige Elemente wechseln sich stetig mit Ballerorgien ab, werden durch Frickelriffs aufgelockert und konstant durch die makabre Stimme durch die Boxen gedrückt. Zusätzlich zu den 11 eigenen Stücken, werden auch Coverversionen als Bonus angeboten.
Fazit: So muss geiler Death Metal klingen, fernab von irgendwelchen Konventionen. Direkt in die Fresse, authentisch und abwechslungsreich wie Sau! Also: Video unten anklicken, Boxen aufdrehen und KopfschĂĽtteln.
5/6 Punkten
Radu
MY DYING BRIDE – “A Map Of All Our Failures”
MY DYING BRIDE – „A Map Of All Our Failures“
Vertonte Melancholie, die gütig von der bittersüßen Illusion der Hoffnung erstickt wird; soweit die Kurzversion des aktuellen Albums. Nach der orchestralen Retrospektive „Evinta“ und dem old schooligen Lebenszeichen „The Barghest O` Whitby“ wird hier das Konzept der „For Lies I Sire“ fortgeführt und vertieft. Hat man bereits bei dem Vorgänger die menschliche Psyche ordentlich durchgeschüttelt, so dringt man jetzt weiter zum Kern vor und setzt das volle Arsenal in Sachen depressiver Tonkunst ein.
Auch beim aktuellen Album ist wieder alles da, wo es hingehört: tonnenschwere Riffs wälzen sich klaustrophobisch aus den Boxen, das Schlagzeug führt den Hörer an nachdenklichen , melancholischen und aggressiven Momenten vorbei und am Mikro stirbt Aaron den Märtyrertod auf jede erdenkliche Weise unter Jammern, Flüstern und Grunzen. Mittlerweile hat die sterbende Braut die perfekte Symbiose aus Härte und Melancholie gefunden, was sowohl neuere, als auch old school Fans gleichermaßen begeistert. Was also könnte die aktuelle Scheibe neues bringen? Die Antwort ist einfach: Intensität! Wo sich andere Bands auf Experimente beim Songwriting einlassen, setzen MY DYING BRIDE auf altbewährtes, führen es konsequent fort und vertiefen es emotional noch um einiges mehr. Dafür lassen sie sich Zeit, geben dem Hörer durch einprägsame Gitarrenmelodien einen guten Einstieg in die Songs und zerren ihn dann in einen Abgrund der Verzweiflung. Vom tiefsten Mollwalzer im Herzschlagtakt, über hoffnungsvolle Midtempopassagen, bis zur hasserfüllten Aggression werden alle Emotionen raus gelassen, so dass unterm Strich eine kontrollierte Zerstörung jeder Hoffnung übrig bleibt.
Die über zwanzigjährige Banderfahrung lässt jeden Song mit einer derart präsenten Atmosphäre auf den Hörer los, wie es ausschließlich die sterbende Braut vermag. Allein das Wechselspiel von Gitarren, Violine und eingestreuter Akustikgitarre auf `The Poorest Waltz` lassen mich auf die Knie sinken, während die Gitarrenmelodie zu Beginn von `Abandoned As Christ` ohne Gänsehaut nicht existiert. Zwischendurch blitzen einige Momente von „A Line Of Deathless Kings“ und „Turn Loose The Swans“ durch, ohne sie jedoch zu kopieren. Abgrundtiefe Finsternis bricht über den Hörer herein und lässt ihn mit jeder Faser die Verzweiflung spüren, während man sich an eine ferne Illusion der Hoffung klammert. Vertonte Verzweiflung und hinreißende Melancholie, so und nicht anders muss sie klingen!
5/6 Punkten
Radu



