Nightchains – Metal To The Bone

Posted by Samir On Oktober - 29 - 2012

1294385136_nightchainsMetal war und ist die wohl passendste Musik, um GefĂŒhle der Rebellion und Kritik an bestehenden Systemen aufzuarbeiten. Wer könnte diese Emotionen besser vermitteln, als eine Band aus einer der gefĂ€hrlichsten Gebiete dieser Welt? Nightchains sind, oder besser waren, eine Heavy-/Thrash- Metal Band aus dem gebeutelten Libanon, ein Land, in dem Gewalt und Hass nicht nur im Fernsehen zu sehen ist, sondern tĂ€glich stattfindet. “Metal To The Bone” stellt das stolze VermĂ€chtnis dieser beeindruckenden Band dar, die sich 2006, aufgrund der Kriegsgeschehnisse, auflöste. Dead MasterÂŽs Beat reproduzierten das Album schließlich, veröffentlichten es deutschlandweit und gewĂ€hren der deutschen Szene damit einen Einblick in eine unbekannte Szene. Und eines sei vorab gesagt, ein Großteil der deutschen Bands kann von diesem Album noch einiges lernen.

Geboten wird dem Hörer eine Mischung aus NWOBHM der Machart Blitzkrieg und altem Thrash Metal. Mit “Ecstasy” und “The Law” starten die Jungs aus dem nahen Osten, wie man es erwartet: schnell, rau und rĂ€udig. Auch im weiteren Verlauf des Albums wird selten der Fuß vom Gaspedal genommen, und wenn doch, dann um mit einer vertrĂ€umten Akkustikeinlage zu ĂŒberraschen. Nach acht Songs scheint das Album mit “The Heart Of Battle” zu einem bemerkenswerten Ende zu kommen, doch setzt nach vier Minuten Stille erneut die Musik ein, um erneut drei Lieder hervorzuholen und die CD so auf eine solide LĂ€nge von fast 60 Minuten zu bringen. Beeindruckend ist der ĂŒber die volle LĂ€nge des Albums absolut variable Gesang, der die volle Bandbreite zwischen rauhem Trash- Gegröhle und sehr hohem Power- Metal- Shouts abdeckt.

Auch textlich zeigen sich die drei Libanesen von ihrer besten Seite. So kritisieren sie die ZustÀnde in ihrem Land (The Law), ohne dabei die Heimattreue zu verlieren (Where we come from) oder in Klischees zu verfallen.
Produktionstechnisch kann und darf man nicht zu viel von diesem Album verlangen, da es ja ausschließlich in Eigenregie und unter widrigsten Bedingungen aufgenommen wurde. DafĂŒr ist es jedoch sehr gelungen und passend zur Musik, nĂ€mlich rau und authentisch. Dies passt zum Gesamtbild wesentlich besser, als wĂ€re es ein glattpoliertes Machwerk und verleiht dem Sound auch eine eigene Note.
Das stimmige CD-Booklet enthĂ€lt neben vielen interessanten Fotos auch eine kurze Bandhistory, in der Nightchains ihrer EnttĂ€uschung ĂŒber die legendĂ€re europĂ€ische Metal-Szene Luft machen, und anmerken, dass diese nicht halb so ehrlich ist wie ihre eigene, die sie schweren Herzens zurĂŒcklassen mussten. Dies sollte jedem deutschen Metalfan zu denken geben, ob hierzulande wirklich eine echte Szene existiert und der Untergrund gebĂŒhrend unterstĂŒtzt wird.
Auch durch dieses liebevoll gestaltetem Booklets wird die CD zu etwas Einzigartigem, was man in der hiesigen Szene vergeblich sucht.

Fazit: Nightchains gelingt mit “Metal To The Bones” ein durch und durch einzigartiges Machwerk, das authentischer nicht sein könnte. Dead MasterÂŽs Beat erweisen dem Metal einen großen Dienst, indem sie die Aufnahmen erneut produzieren und vertreiben. Jeder Metal Fan, der sich ĂŒber die immer weiter wachsende Kommerzialisierung und mangelnde Identifikation mit der Musik beschwert, sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Es lohnt sich!

5,5/ 6 Punkten

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