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CRADLE OF FILTH – “The Manticore And Other Horrors”

Posted by Radu On Oktober - 28 - 2012

Cradle_Of_Filth_-_The_Manticore_&_Other_Horrors_coverCRADLE OF FILTH – „The Manticore And Other Horrors”

Kurzer Geschichtsausflug: diese Band erschuf Anfang der 90er einen eigenen Sound, den bis heute viele Bands nacheifern. Auf den Covern wurde Sex mit makabrer Dunkelheit vereint, lyrisch gab es tiefgründige Ausflüge und musikalisch wurde von opulent bis aggressiv alles abgegrast. Aus dieser Mischung kamen Meisterwerke wie „The Principle Of Evil Made Flesh“, „Dusk And Her Embrace“ und „Cruelty And the Beast“ zustande, die für viele Fans ihren Höhepunkt mit “Midian” hatten. Danach liest sich die Diskographie wie ein zweischneidiges Schwert: mehr Bombast, ausschürfende Ausflüge mit Gothic Elementen und softer angelegtes Songwriting spaltete die Fangemeinde. Einige sahen die Alben als Entwicklung, Kritiker schimpften über kommerziell orientiertes Songwriting, um die Existenz der Band zu rechtfertigen. CRADLE OF FILTH bleiben weiter am Ball und geben in regelmäßigen Abständen ein Lebenszeichen von sich. Ihr aktuelles dürfte für einigen Wirbel sorgen.

„Back To The Roots“ ist dabei das Motto und kickt gleich zu Beginn mit `The Abhorrent` in eine Achterbahn der Gefühle. Wie auf Knopfdruck bündeln sich alle Stärken der Band und prügeln den Hörer durch die ersten Minuten. Erdige Gitarren, eine Schießbude im Dauerfeuermodus und dezent eingesetzte Synthesizer pfeffern erbarmungslos nach vorne. Dani hat sich anscheinend intensiv mit seiner Gesangsarbeit befasst, denn er legt eine sehr charismatische Arbeit an den Tag und klingt seltener nach einer Katze, die gefoltert wird. Im Laufe des Albums kommen dreckige Punk- und klassische Metaleinflüsse aus den Boxen, ohne jedoch an Atmosphäre einzubüßen (`For Your Vulgar Delectation`). Insgesamt wurde der Bombast zurückgefahren und sich mehr auf erdige Riffs und prägende Gitarrensoli konzentriert, was den Songs sehr zugute kommt. Gemessen an den Anfangstagen hat man das Gefühl, ein Metaller träumt Anfang der 90er davon, wie erwachsener Metal im Jahr 2012 klingen sollte. Natürlich gibt es auch hier wieder die obligatorischen Trademarks (tiefe Erzählerstimme und Frauengestöhne), um die Kette nicht zu brechen. CRADLE OF FILTH nehmen sich nicht all zu ernst und gehen weitaus weniger verbissen zu Werke, wobei der Spaß beim Songwriting hängen geblieben ist. Mit `Manticore` wagt man sich auch leicht in orientalische Gefilde vor, ehe es wieder in den düsteren Bombastabgrund geht, ohne an Härte einzubüßen. Die Songs tragen sich wie von selbst und lassen Kritiker (zu denen ich selbst auch gehöre) daran denken, warum man diese Band eigentlich früher gerne gehört hat.

Eingängigkeit gibt´s ebenfalls auf dem Album, was das untere Video beweist (`Frost On Her Pillow`). Das extreme Songs auch schnell im Ohr hängen bleiben wird mit `Pallid Reflection` deutlich, das mit klassischem Heavy Metal Riffing beginnt und sich gänsehautartig steigert, ohne aus dem Midtempo auszubrechen. Wer die „Vempire“ EP vergöttert, dürfte mit `Siding With The Titans` ehrfurchtsvoll auf die Knie sinken. Den Befreiungsschlag aller Zweifel zerstreut `Succumb To This`; saugeile Gitarrenleads, ein arschtretender Hassbrocken und zu guter Letzt die geilste Gesangsarbeit in der gesamten Bandkarriere (inkl. makabrem Duett mit Gänsehautgarantie). Mit `Sinfonia` wird das Album orchestral abgeschlossen, ehe es erneut auf die Play Taste geht.

In diesem Jahr erheben sich einige legendäre Bands, um eine neue Scheibe abzuliefern und zwar mit unterschiedlichen Erfolgen. Auch CRADLE OF FILTH haben zusammen mit jenen Bands (My Dying Bride, Katatonia, Anathema) die hiesige Musikszene erschaffen und gestaltet. Ihr aktuelles Album ist ein Befreiungsschlag für alle Kritiker, die krampfhaft versuchen Musik in Sparten einzuordnen, oder Erfolg an legendäre Alben zu messen. CRADLE OF FILTH nehmen sich die Zeit, um erneut zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Dass der Schritt zurück zu den Wurzeln gleichzeitig zwei Schritte nach vorne ist, hätte wohl kaum jemand erwartet. Für mich persönlich war diese Band nach „Thornography“ tot und abgeschrieben. Mit dem aktuellen Album wird jedoch auf ein wichtiges Thema in dieser schnelllebigen Welt hingewiesen: sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die Zeit zu nehmen, um mit Gelassenheit geile Musik zu machen und zu hören!

Fazit: An dieser Stelle bleibt nur noch der Aufruf, sich das Album anzuhören und ohne Vergleiche auf sich wirken zu lassen. Wer sich darauf einlässt, wird mit dem besten CRADLE OF FILTH Album seit langem belohnt, egal ob Kritiker, oder langjähriger Fan. Die Balance zwischen Dunkelheit, Aggression und Bombast lässt diese Scheibe nicht mehr aus meinem Player. Sehr geiles Teil!

5,5/6 Punkten
Radu

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