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REVIEW: PINK CREAM 69
In der Metalszene ist es bekanntlich schwer, (für einen persönlich) neue gute Musik zu finden. Hat man sich einmal auf eine Schiene eingefahren, so bleibt man meistens dabei. Pink Cream 69 war für mich bisher eine Band, die ich lange nicht kannte, bis heute.
Ich durfte mir exklusiv das Album „Headstrong“ zu Ohren führen und ich muss sagen: ich bin absolut begeistert!
Wenn man bedenkt, dass Pink Cream 69 dieses Jahr ihr 30-jähriges Bandjubiläum feiern, ärgert es mich tatsächlich, dass ich diese Band nicht schon früher entdeckt habe.
Insgesamt befinden sich satte 19 Songs auf dem Album, neun davon sind live. Mein absoluter Favorit unter den Songs ist „We Bow to None“, ein super intensiver Track, der nicht nur mich zum Headbangen bringt.
„Walls come Down“, „Bloodsucker“ oder „Whistleblower“, egal welchen Song man anhört, das Album strotzt vor Energie, guten Gitarrenriffs und super Gesang.
Alles in Allem kann ich „Headstrong“ nur weiterempfehlen, hört rein, es lohnt sich.
Egal ob nach einem harten Arbeitstag, im Auto oder -wie bei mir – im Fitnessstudio – Pink Cream 69 ist definitiv eine gute Wahl!
5/6
INTERVIEW RAIN (ITALY)
Interview mit Andrew Gunnar, Drummer der italienischen Metal Band „RAIN“
Hallo Andrew, erstmal Glückwunsch zum gelungenen Support für W.A.S.P. Ich hab Euch in Oberhausen gesehen und war angenehm überrascht. Klasse dass Du die Zeit gefunden hast, mir ein paar Fragen zu beantworten. Read the rest of this entry »
INTERVIEW: HIGHRIDE (SCHWEDEN)
Als ich wieder mal durch das Internet surfte, auf der Suche nach neuer – guter – Musik, bin ich durch Zufall und Dank Facebook auf eine tolle Gruppe gestoßen: HIGHRIDE.
Highride ist eine Band, welche 2006 in Stockholm / Schweden gegründet wurde. Ihre erste offizielle Single „Song of your Decay“ erschien im September 2012, im August 2013 folgte ihre zweite Single „Bad Habit“ und als Krönung gab es im Dezember 2013 ihr erstes Album „Highride“ mit anschließender erster Tour.
„Sex is my Substitute“, die aktuelle Single, geht mir persönlich nicht mehr aus dem Kopf. Das Video dazu ist ebenfalls der Knaller.
Also habe ich mich dazu entschlossen, den Jungs per Chat ein paar Fragen zu stellen.
Bevor wir starten, wollte ich mich im Voraus bei Euch bedanken, dass Ihr Euch Zeit nehmt für dieses Interview.
Im Moment seid Ihr total in der Arbeit an Eurem zweiten Album vertieft. Könnt Ihr Euren Fans schon verraten, was sie erwartet?
Peter:
Ich denke, man könnte sagen, dass das Album zu 75% fertig gestellt ist und jetzt, wo wir endlich unser eigenes Studio haben, können wir es kaum erwarten, einen Song aufzunehmen, sobald er fertig geschrieben ist. Eigentlich lassen wir die Demoaufzeichnungen sein und produzieren den Song sofort. Unser Debütalbum „Highride“ wurde damals von Tomas Skogsberg im Sunlight Studio produziert und aufgenommen, wir hatten jedoch das Gefühl, dass wir die technischen und musikalischen Fähigkeiten erworben haben, die eben heute notwendig sind, um selber zu produzieren. Also haben wir es versucht und es stellte sich heraus, dass es ziemlich gut funktioniert.
Kriss:
Was unsere Fans erwartet, ist purer, dreckiger Rock´n´Roll (oder Glam-Punk, wenn wir es beim Namen nennen wollen). Volle Geschwindigkeit von Anfang bis Ende!
Mille:
„Glam-Punk“ hört sich gut an.
Peter:
Ihr werdet merken, dass es eine HIGHRIDE-Platte ist, aber seit Mille und Kriss in der Band sind, geht es mehr in Richtung Hardrock-Arena Punk. Die alte Platte war mehr Action-Rock.
Aber nennen wir es ruhig Glam-Punk. Das ist okay. Haha.
Und was unterscheidet euch von anderen Bands?
Peter:
Kriss, Mille, wollt ihr diese Frage übernehmen?
Kriss:
Ich weiß nicht genau, was uns von anderen Bands unterscheidet, was ich aber sagen kann ist, dass wir ein extrem energetischer Live Act sind. Und wir nehmen uns selber nicht zu ernst! Wir schreiben nicht über politische Themen oder irgendwas in dieser Richtung, unsere Songs erzählen von einer super Zeit und guten Gefühlen.
Peter:
Oder richtigen miesen Zeiten und wie man wieder von diesen Gefühlen weg kommt.
Die Hochs und Tiefs des Lebens eben!
Kriss:
Genau!
Wenn ihr die Wahl hättet, als Vorband für eine berühmte Band aufzutreten, für wen würdet ihr spielen wollen?
Mille:
KISS!
Nicke:
GUNS `N ROSES (oder die Band mit der größten Fanbase)
Peter:
Solange wir neue Fans dazu gewinnen können, spielen wir, egal wo.
Aber die Bühne mit der Band SOCIAL DISTORTION zu teilen, wäre schon sehr cool.
Was war das Nervigste, dass ihr in Eurer bisherigen Musiklaufbahn erlebt habt?
Peter:
Die früheren Jahre der Band, als (beschissene) Promoter ihre Versprechen nicht gehalten haben. Das ist wohl in Schweden weiter verbreitet…
Im Ausland wird es dann besser, denke ich. Zum Beispiel lieben wir Deutschland! Immer super organisiert, professionelle Kollegen und Leute, egal wie groß oder klein die Location ist.
Kriss:
Das Nervigste? Peter! Haha!
Scherz.
Ich denke mal, das Ärgerlichste für jeden Musiker ist der ständige Kampf und die harte Arbeit für wenig Anerkennung. Du kämpfst jahrelang und kommst keinen Schritt weiter, Dank des heutigen Geschäftsklimas.
Peter:
Kriss scherzt von Zeit zu Zeit ein Bisschen. Er ist der Banddiktator haha.
(Ich liebe deren Humor!)
Was macht ihr gegen Nervosität vor Auftritten? Seid ihr überhaupt nervös?
Mille:
Ich bin nicht nervös, muss aber sagen, dass ein paar Drinks vor der Show schon helfen, das Adrenalin zu heben und in den „Kämpfermodus“ zu gehen.
Peter:
Ich werde auch selten nervös, eher aufgekratzt. Diese 45 Minuten auf der Bühne, oder wie lange es auch ist, sind das, wofür man sich vorbereitet. Wofür man arbeitet. Es ist einfach das Beste, wenn man live auftreten darf, es ist das, was wir am Besten können.
Kriss:
Ich persönlich bin immer sehr nervös vor einem Auftritt. Ich versuche immer, mich auf meinen Part zu konzentrieren. Die Setlist zu können, zu wissen, wie man sich auf der Bühne zeigt, meine Background Vocals (Hintergrundgesang) und natürlich mein Make-up.
Wenn du die ersten Töne spielst, wandelt sich die Nervosität in Adrenalin um und du kommst automatisch in den „Kämpfermodus“.
Wie sieht euer Aftershow-Abend aus? Party oder Couch?
Alle:
PARTY!
Einer der Hauptgründe, warum wir diese Band gegründet haben, sind die Parties nach der Show.
Mille:
Wenn der Auftritt gut war, feiern wir. Wenn er schlecht war, trinken wir um unsere Sorgen zu ertränken. Aber in 99% feiern wir und genießen gute Auftritte.
Kriss:
PARTY! Wir sind super in Sachen feiern, es ist sehr cool, wenn wir Fans treffen und hören, was sie über unseren Auftritt zu sagen haben.
Wie sieht es privat bei Euch aus? Seid ihr vergeben?
Peter:
Wir sind alle glücklich vergeben. (Sorry Mädels!)
Gibt es noch etwas, was Ihr Euren Fans sagen wollt?
Peter:
Danke für all eure Unterstützung, folgt uns auf den sozialen Medien und seid gespannt auf das neue Album (und alle anderen verdrehten Ausschweifungen unserer Karriere haha).
Und ich sage auch danke, das Interview war echt witzig. Die Jungs sind absolut cool drauf und die Musik ist sehr zu empfehlen.
Danke nochmal an
Kriss Keyes – Bass
Mille Lithander – Gitarre
Peter Waljus – Sänger / Gitarre
Nicke Rosell – Schlagzeug
https://www.facebook.com/highride/?fref=ts
https://www.highride.se/
https://www.instagram.com/highride/
https://open.spotify.com/artist/1E2DV62a4OH3vRSiWnRDhg
https://www.youtube.com/user/HighrideTV
INTERVIEW: ATROCITY
Quasi aus dem Nichts klatschen uns ATROCITY ihre EP “Masters Of Darknes” in die Fresse. Der musikalische Arschtritt ist der Vorbote, des im Juli 2018 erscheinenden zweiten Albums der “Okkult” Trilogie” Mastermind Alex Krull und Tosso sprachen mit uns über die EP, die Schatzsuche und über LEAVES` EYES.
Hi Alex und erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurer EP! Wie geht es dir zur Zeit?
Alex: Danke Dir, uns geht es sehr gut, immer viel los im Mastersound Headquarter! Tolles Gefühl mit neuem Release von ATROCITY am Start zu sein!
Ehrlich gesagt war ich sehr überrascht, quasi aus dem Nichts etwas von ATROCITY zu hören. Die erste Neuigkeit war der Wechsel zu Massacre Records. Wie kam es zu der Entscheidung und dem Wechsel?
Tosso: Es fühlt sich sehr gut und richtig an wieder bei Massacre zu sein und mit Thomas Hertler und Massacre zu arbeiten. Wir kennen uns seit vielen Jahren und haben von der BLUT-Platte bis zur WERK 80-Scheibe dort unter Vertrag gestanden. In gewissem Sinne schließt sich so der Kreis für uns und Massacre Records“ Alte Liebe rostet nicht!
Alex: Massacre Records haben uns damals viele Ideen ermöglicht, sowas wie WERK 80 zum Beispiel. Ich habe ja früher selbst Mitte der 90er bei Massacre Records und zusammen mit Thomas als meinem Kollegen gearbeitet. Als Soulfood Music Massacre Records kürzlich übernommen haben, war quasi mit Jochen Richert und seinem Soulfood Team die Sache perfekt! Jochen kenne ich seit meiner Jugend und er war damals schon in meiner Zeit bei Massacre Records erfolgreicher Vertriebspartner.
Eure EP „Masters Of Darkness“ hat fleißig in den Arsch getreten! Wie kam es zu dem EP Titel und was hat dich dazu inspiriert?
Alex: Als Geschichts-Nerd habe mich natürlich auch mit dem Okkultismus im Dritten Reich beschäftigt. Der Titeltrack “Masters of Darkness” umschreibt dessen kompletten Wahnsinn und der damit verbundenen menschenverachtenden Ideologie, der absurden Weltanschauung und Deutung der Weltgeschichte. Der “Schwarze Orden” vereint in der “Religion des Blutes” mit Schwur auf die “Blutfahne”.
Musikalisch machen bereits die ersten Töne klar, daß es zurück in die Vergangenheit geht; irgendwo zwischen „Willenskraft“ und den groovenden Parts der „Blut“ habt ihr noch die brachiale Epik von Atlantis“ eingestreut. Besonders der Einsatz der Chöre hat mich sehr gefreut. Wie kam es zu dieser Marschrichtung?
Alex: “Masters of Darkness” ist der dunkle und brachiale Vorbote von “Okkult II”, und ist somit Bestandteil der Okkult Trilogie. Im Juli nächsten Jahres erscheint „Okkult II“. Und klar, wer unsere letztes Album “Okkult” oder die harte Seite von Atrocity wie “Atlantis”, “Willenskraft” oder “Blut” mag, wird die neue EP lieben! Die Chöre könnten glatt aus einem Horror Streifen stammen, und passend zum textlichen Konzept um Mysterien der Weltgeschichte aus den dunkelsten Epochen der Menschheit und ihrer abgrundtiefen Bosheit.
`Menschenschlachthaus` zeigt überdeutlich die hässliche Fratze des Krieges. Was hat dich dazu getrieben, gerade diese Thematik zu verarbeiten?
Alex: Der Text von “Menschenschlachthaus” ist keine einfach zu verdauende Kost um den reallen Horror des maschinellen Krieges! Ein deutscher Lehrer hatte schon vor dem 1. Weltkrieg ein Buch verfasst, und über einen derartigen maschinellen Vernichtungskrieg, der kommen würde und darüber bis ins Detail berichtet. Als viele der zum Teil blutjungen Soldaten dann tatsächlich 2 Jahre später als Marionetten der Obrigkeit und wie das Vieh zum Schlachthof dort hineingetrieben und zu hunderttausdenden in den Schützengräben durch die moderne Kriegsmaschine dahingerafft wurden, begann gleichzeitig die ganz große Tragödie des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen und den desaströsen Folgen für die Menschheit spüren wir bis heute.
`Gates To Oblivion` wälzt sich herrlich schwerfällig durch die Boxen und bedient mich mit einigen Ausbrüchen. Danke dafür
Auch `Devil´s Covenant` hat meinen Nackenmuskeln einige Schmerzen beschert. Man hat in der letzten Zeit eher etwas über Leaves` Eyes, als über Atrocity gehört. Wann habt ihr mit dem Songwriting begonnen und wie seid ihr da ran gegangen?
Tosso: Wir haben seit der OKKULT I Scheibe Konzerte und Touren mit beiden Bands weltweit gespielt. Europa, Nordamerika, Asien, Russland und Latein Amerika standen auf dem Programm und bevor wir uns ins Studio für die finalen Aufnahmen begeben haben, waren wir letzten Sommer zudem das erste Mal in Weißrussland. Es stimmt, von Leaves’ Eyes hat man wahrscheinlich in letzter Zeit mehr wahrgenommen. Allerdings waren die vielen Live-Shows auch hilfreich, um eine genaue Idee zu haben, in welche Richtung wir mit dem neuen Song-Material gehen werden. Vom ersten OKKULT Album haben uns Songs wie “March of the Undying”, “Death by Metal” oder “Pandeamonium” live besonders gut gefallen, also Stücke die eine gewisse Dramatik und Epik haben, aber eben auch sofort auf die 12 gehen!
Ein Wort zur ATROCITY Schatzsuche; ist die CD mittlerweile gefunden worden? Hast du schon etwas gehört? In der Facebook Gruppe scheint sich mittlerweile Stille breit gemacht zu haben…
Alex: Haha ich weiss es leider nicht. Gemeldet hat sich bei uns zumindest noch niemand. Was ich aber mitbekommen habe, dass tatsächlich ein paar Leute losgezogen sind, um dem Schatz zu finden! Mir gefällt es ganz persönlich, dass um die Schatzsuche ein kleiner Mythos entsteht, und mich haben bereits mehere Leute darauf angesprochen. Mal sehen, wie das alles mal enden wird, und ob jemand die goldene CD finden wird!
Endlich wurde auch euer neues Album für 2018 angekündigt. Was können wir vom zweiten Teil der Okkult Trilogie erwarten und wann kriegen die Fans es zu hören?
Tosso: Das OKKULT II Album wird im Juli 2018 auf den Markt kommen: Fett, fies und brachial. DEATH BY METAL!
Welche Themen werden dieses Mal beleuchtet werden?
Alex: Dazu verrate ich noch nicht viel. Nur vielleicht soviel, es werden ein paar herrliche Geschichten auf OKKULT II vertont!
An welchen Lokalitäten habt ihr dieses Mal eure Inspiration gesammelt? Wird auch Rumänien, was meiner Meinung die Wiege vieler okkulter Geschichten und des Vampirismus ist, eine Rolle spielen?
Alex: Kann gut sein…Radu, Du weisst ja mein Großvater entstammt von dort.
Habt ihr bereits Pläne für ein Video und wie sehen diese aus?
Alex: Es wird definitiv einen Videoclip geben, das Konzept wird noch nicht verraten. haha
Mit der Schatzsuche habt ihr euch etwas sehr originelles einfallen lassen. Habt ihr auch eine ähnliche Aktion für die zweite Scheibe am Start?
Alex: Na klar, es wird zu allen drei OKKULT Alben eine Schatzsuche geben. Allerdings wird die Schatzsuche für OKKULT II etwas einfacher werden.
Einige kurze Worte noch zu LEAVES’ EYES; mittlerweile gibt es eine „neue“ Sängerin an Bord. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Elina Siirala?
Tosso: Elina hatte LEAVES’ EYES bei 2 Shows in England mit ihrer Band „Angel Nation“ supportet. Als wir uns dann im April 2016 auf die Suche nach einer Sängerin machen mußten, fiel Elina uns als erstes ein. Wir hatten großes Glück. Elina war die erste und einzige Sängerin, die wir zu Sessions eingeladen haben und wir sind sehr froh sie in unseren Reihen zu haben. Sie hat auf 2 Nordamerika-Touren, Clubshows und Festivals einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, sowie beim neuen LEAVES’ EYES Album „SIGN OF THE DRAGONHEAD“ gesanglich eine Top-Performance vom Stapel gelassen.
Natürlich war die Aufregung über den Besetzungswechsel groß, weil du und Liv für die Fans als Einheit aufgetreten seid. Besteht noch Kontakt zueinander und in wie weit besteht die Chance, daß ihr noch einmal etwas gemeinsam macht?
(Über Trennungsgründe und private Reibereien möchten wir hier nichts wissen, das geht uns schließlich nichts an; darum fragen wir ausschließlich nach weiteren, musikalischen Projekten)
Alex: Das kann ich mir nicht vorstellen. Kontakt gibt es natürlich bezüglich unseres gemeinsamen Sohnes.
Euer neues Album kommt ebenfalls 2018 heraus. Gibt es hierzu bereits erste Reaktionen von der Presse?
Tosso: Die Feedbacks zum neuen Video und Titeltrack des kommenden Albums „Sign of the Dragonhead“ sind bisher überragend! Die EP „Fires in the North“, die wir 2016 herausgebracht hatten, war sogar zwei Mal ausverkauft. Den Song haben wir live on Tour gespielt und ist auch auf dem neuen Album drauf. Wir freuen uns auf 2018 und die Veröffentlichung des neuen Leaves’ Eyes Albums „SIGN OF THE DRAGONHEAD“!
Danke für deine Zeit und die Aussicht, endlich wieder okkulte Arschtritte zu kassieren
Noch einige abschließende Worte für die Fans?
Tosso: Vielen Dank für dieses Interview! Wir sehn uns live 2018
Alex: Wir bedanken uns für die jahrelange Unterstützung und lassen es 2018 richtig krachen – in doppelter Hinsicht!
Radu
RHF 2018 NEUZUGÄNGE
REVIEW: JEN MAJURA
JEN MAJURA – InZENity: Am 24. November erschien endlich das lang erwartete zweite Album der Gitarristin und Sängerin JEN MAJURA, ehemaliges Mitglied von KNORKATOR/ EQUILIBRIUM und mittlerweile seit 2015 festes Bestandteil der wohl bekannten amerikanischen Band EVANESCENE. Da sich die Sängerin Amy Lee in den vergangenen Jahren eine kreative Auszeit gönnte, konnte sich Jen nun endlich um ihr neues Album kümmern. Dafür hat sie sich ein paar langjährige musikalische Freunde mit an Bord gezogen, die hier einige erstklassige Gastsoli zum Besten geben durften: Alex Skolnick (TESTAMENT), Jeff Waters (ANNIHILATOR), Matthias Ia Eklundh (FREAK KITCHEN), Jan Zehrfeld (PANZERBALLETT) und Nico Schliemann (GLASPERLENSPIEL).
Herausgekommen ist hier nun ein Album, das sich wirklich hören lassen kann. Angefangen vom starken Opener `All The Other Ones`, dem vertrackten Titelsong `InZENity`, der durch seine abwechslungsreiche Rhythmik und Melodieführung besticht. `Bully Lies` wiederum überzeugt mit einem starken Groove und brillantem Gitarrensolo. `Lied Ohne Namen‘ wird akustisch dargeboten. ´Sick Brain`geht wieder in die Vollen, gefolgt von `Stupid Piece Of Wood` und dem anschließenden instrumentalen `Tobi Didn´t Show Up For Breakfast`, meines Erachtens dem geilsten Song der ganzen Scheibe, während ‚Like Chuck Norris‘ auch ganz schön im Gehör steckenbleibt. `Far Away`beendet dann das Album.
Man muss es wirklich gehört haben. Dieses Album ist ein erstklassiges Rock/Metal Album geworden. Angefangen mit Jens großartigem Gesang, der mal rockig und soulig rüberkommt, die Refrains gehen sofort ins Gehör und bleiben dort stecken. Das Songwriting ist bis ins kleinste Detail liebevoll durchdacht und es macht wirklich Freude immer neue Nuancen, wie witzige Soundschnipsel oder kurze experimentelle Soundkaskaden zu entdecken. Brachiale Riffs wechseln sich mit ruhigen Passagen ab und geile Gitarrensoli runden das Ganze ab.
Jen ist es wirklich gelungen ein Album der Extraklasse zu veröffentlichen. Man merkt, dass sie hier ihr ganzes Herzblut reingesteckt hat und wir wollen doch hoffen, dass es ihr gelingt, die breite Masse anzusprechen. Alle Daumen hoch!
5/6 Uli
BLIND GUARDIAN SPECIAL
30 Jahre BLIND GUARIDAN
Tolkien, Stephen King, Michael Moorcock. Dies sind thematisch die wohl größten Einflüsse, die eine junge Band aus Krefeld einst inspiriert haben zu den Instrumenten zu greifen. Mittlerweile sind 30 Jahre vergangen; Grund genug einmal die Geschichte der blinden Wächter Revue passieren zu lassen. Dabei ist uns Marcus Siepen in einem entspannten Telefonat behilflich. Vorhang auf für BLIND GUARDIAN im Spiegel der Zeit.
Gleich zu Beginn ist ein Glückwunsch zur langjährigen Bandgeschichte angebracht.
„Ich muss sagen, wir denken nicht wirklich in diesen Kategorien. Es kommt vor, daß Leute uns darauf ansprechen wie „30 Jahre BG“ oder „20 Jahre Nightfall“. Dad enkt man aber gar irgendwie gar nicht darüber nach, wir sind mehr nach vorne orientiert. Blick nach hinten kann sehr schön sein , aber wir sind mehr nach vorne fokussiert. Es ist ein sehr schönes Gefühl, auf so eine lange Karriere zurückblicken zu können. Heutzutage bist du ja schon eine alte Band, wenn du fünf Jahre auf den Buckel hast. Da sind wir ja schon Dinosaurier. Es ist ein schönes Gefühl nach 30 Jahren noch am Start zu sein und relevant zu sein.“
Wir schreiben das Jahr 1983, in der Heavy Metal als Randerscheinung sein Dasein fristet. Die große Bandbreite der Gesellschaft zelebriert Popmusik und Anhänger des Metals werden von der großen Masse als asoziale Typen mit krankem Geschmack abgestempelt. Innerhalb der Metalszene frönt man jenen Bands, die heute Legendenstatus haben; kaum ein Jugendzimmer, das nicht mit Bruce Dickinsons Stimme beschallt wird, ohne ACDC Poster an der Wand auskommen und Black Sabbath haben gerade mal ein Viertel ihrer Besetzungswechsel am Mikro hinter sich. Langsam entstehen die ersten unterschiedlichen Stile, die man sowohl vom musikalischen, als auch von den Covern her erkennen kann. Kreator und Testament beispielsweise zelebrieren Thrash, während Running Wild und Helloween ihre Geschwindigkeitsgrenzen ausloten. Cannibal Corpse schockieren mit fiesen Covern und extremen Texten, während Metallica nicht nur durch ihren Namen, sondern aufgrund einer perfekten Setlist die Hallen füllen.

In diese Welt wird eine junge Band aus Krefeld hineingeboren, die auf den Namen Lucifer´s Heritage hört. Auch anno 2017 hat der Name nichts von seinem Charme verloren. „Angestaubt ist der Name nicht, ich mag ihn genauso wie damals“ erinnert sich Marcus Siepen „Mit unserem damaligen Namen sind wir in die falsche Schublade gesteckt worden. Viele Leute, die unsere Musik nicht kannten und nur unseren Namen hörten, haben uns in die Black Metal Schublade gesteckt, in der wir nicht reingehören. Uns ist schnell klar geworden, daß wir schnell einen anderen Namen brauchen. Wir mögen Schubladendenken generell nicht, aber dann in eine Schublade gesteckt zu werden, in die man gar nicht rein gehört, ist nicht schön.“
Man probt zusammen und wohnt teilweise in einem alten Kellerraum, den man sich mit einem fiesen Gummiteppich und Kellerasseln teilt. Hier entsteht die erste Demo und man will das erste Album aufnehmen. So betritt Lucifer´s Heritage das Aufnahmestudio, den es nie mehr verlassen soll. Drei Wochen Zeitfenster, um die Songs einzuspielen, können eine sehr lange Zeit ist sein. Man spielt also einfach drauf los und hofft, daß es besser klingt, als im Proberaum. „Wir sind noch als Lucifer´s Hertitage ins Studio gegangen, um die „Batallions“ aufzunehmen und saßen abends noch in der Studioküche. Jeder hatte einen großen Zettel vor sich, mit tausenden von Namensvorschlägen von möglichen und unmöglichen Namen. Der Bandname kommt von dem Song `Guardian Of The Blind`, den wir bereits hatten. Ich glaube Hansi hatte damals die Idee dazu und der Name gefiel uns am besten. Es klang gut und hatte etwas von Fantasy, was sich auch in unseren Texten wiederspiegelt.“ Das ist das Ende von Lucifer´s Heritage und der Beginn einer langen Reise für die blinden Wächter. Der erste Schritt ist der Erstling „Battallions Of Fear“, der musiktechnisch eine Hommage an Iron Maiden und alte Helloween auf Speed ist.
Battallions Of Fear
Die Drehorgel zu Beginn von `Majesty`wiegt mit einem Walzer in Sicherheit, ehe es lauthals aus den Boxen hervorprescht. Geschwindigkeit, Härte und straight in die Fresse sind dabei die Hauptzutaten, die lediglich von Gesangslinien umgarnt werden, die sich bereits nach dem ersten Durchlauf langfristig in die Hirnrinde fräsen. Herrlich, wie sich die Jungspunde hemmungslos austoben und dabei auch noch interessante Texte verarbeiten. `Guardian Of The Blind` beackert die Geschichte von Stephen Kings „Es“ (deren Remake dieses Jahr die Kinos befallen hat) und ist gleichzeitig Schuld an dem Tod von Lucifer´s Heritage und die Geburt von BLIND GUARDIAN. Sägende Riffs und frickelige Solis lassen in den ersten beiden Minuten die Mähne kreisen, ehe man sich zum Refrain vorarbeitet, den man einfach nur noch lauthals mitschreien will. Die Solis verursachen Gänsehaut und auch wenn Hansis Stimme fernab von seinem eigentlichen Potential ist, so gibt es keine bessere Stimme, die zu dem Sound passen würde. `Wizard’s Crown`ist ein räudiger Bastard aus Thrash und Speedelementen, der lediglich für seinen Chorus die Geschwindigkeit drosselt. Das hymnenhafte `Run For The Night` poltert sich auch Jahre später als Live Bonustrack beim „Tales From The Twilight World“ Album durch die Gehörgänge. Hier prasseln Hansis Worte in Dauerfeuer auf die Lauscher ein, ehe der Chorus alles beflügelt. Mit `The Martyr` begleiten wir die Leidensgeschichte von Jesus, bei denen die Wächter sehr vielschichtig zu Werke gehen. Midtempo hier, Geschwindigkeitsrausch da und eine Herausforderung für Hansis Stimme, die mal bellend, mal klagend und auch fordernd aus den Boxen schallt. Der Titeltrack prescht aggressiv aus den Boxen und bietet das volle Moshprogramm, verteilt auf über sechs Minuten. Das Schlagzeug kommt hier besonders gut zur Geltung, denn neben stumpf auf die Zwölf wird hier fleißig variiert, so daß spätestens an dieser Stelle des Albums keine Zweifel mehr an den Ideenreichtum der noch jungen Band bleiben. `Trial by the Archon`, `By the Gates of Moria` und `Gandalf’s Rebirth`sind drei Instrumentalstücke, die geschickt zwischen den Hochgeschwindigkeitsattacken eingestreut werden. Textlich setzt man hier den Grundstein für die Herr der Ringe Thematik, ohne jedoch den Weitblick für andere Themen außen vor zu lassen. Das Cover ziert zwei verhüllte Kapuzengestalten beim Schachspiel; die Metaphorik des verhüllten Kapuzenmannes als BLIND GUARDIAN findet hier seinen Ursprung und begleitet die Band bis heute auf diversen Merchandise Logos.
Das zweite Album
Mit dem ersten Album verbucht man bereits einen amtlichen Erfolg; die Mischung aus Speed und Thrash geht auf und beschert den Wächtern ein gutes Selbstwertgefühl. Wie alles im Leben, hat zu viel davon auch seine Kehrseite. So erklärt Hansi in einem Interview zur Jubiläumsbox, daß man zu der Zeit doch extrem undiszipliniert ist. Man trifft sich zwar täglich, zockt jedoch meistens Karten und frönt dem Alkohol. Man ist von seinen Songwritingqualitäten zu sehr überzeugt und lässt die Zügel schleifen. Das führt dazu, daß man die Songs fürs Folgealbum hastig zusammenschustern muss und der rote Faden teilweise auf der Strecke bleibt. Die Einflüsse unterschiedlicher Kapellen werden erneut zu einer Symbiose zusammengeschmiedet, ergeben jedoch laut Hansis Meinung teilweise keinen Sinn. Neben dem gesteigerten Selbstwertgefühl kommen noch die Lebensumstände dazu, die den Barden in die Parade fahren; Hansi hat einen Job, Marcus und André leisten den Zivildienst ab und somit gleitet die Band in die Hände von Hobbymusikern, die sich lediglich nach Feierabend treffen können. „Follow The Blind“ ist somit das einzige Album in der Bandgeschichte, bei denen man nicht 100% geben kann.
Follow The Blind
Man verpflichtet Kalle Trapp in den Hamburger Karo-Studios für die Aufnahmen. Das Cover wird, wie beim Vorgänger, von Van Waay Design erstellt. Das Intro `Inquisition` soll später auch als Konzertintro herhalten, ehe `Banish from Sanctuary `aus den Boxen kracht. Man legt sofort die Karten auf den Tisch und hämmert alle Vorzüge der Band ins Langzeitgedächtnis: schnelles Riffing, galoppierende Vocals, die in einem Ohrwurmrefrain enden, variables Schlagzeugspiel und knackige Gitarrenduelle wetteifern um die Gunst des Hörers. `Damned for all Time`ist ein aggressiver Speedbastard, der durch einige Thrashanleihen durchgeboxt wird. Schnell, aggressiv, allerdings im Langzeitgedächtnis eher im Hintergrund existent. Der Titeltrack ist wahrscheinlich der am meisten unterbewertete Song dieser Band, obwohl er durch seine Vielseitigkeit das Potential auslotet, mit dem man später die Länder dieser Erde bereisen soll. Ungewöhnlich bereits durch sein langsames und erhabenes Tempo, schimmern Akustikgitarren durch die Soundwand, ehe Hanis rauhe Stimme „Follow The Blind“ in die Welt hinausschreit. Im Verlauf des Songs passiert so einiges: Tempowechsel, beschwörende Soli, Doublebassgewitter und sogar Keyboards legen den Grundstein für die Beschreibung „episch“, die BLIND GUARDIAN weiter verfolgen soll. Thematisch hat man sich über Stephen Kings „Der Talisman“ ausgelassen. Auch die Mitgröl Fraktion wird im Refrain von `Hall of The King` bedacht, der ansonsten die Geschwindigkeitsfreunde auf eine atemberaubende Reise mitnimmt. Der ursprünglich als Lückenfüller gedachte Song `Valhalla` entwickelt später im Live Set rasch ein Eigenleben und ist mittlerweile fester Bestandteil jeder Live Show (einige Granaten zünden einfach immer). Kai Hansen hat dafür ebenfalls die Gitarre in die Hand genommen und einige Vocals beigesteuert. Die Coverversionen von `Don’t Break the Circle` (Demon) und `Barbara Ann` (Beach Boys) zeigt ein gutes Händchen für Coverversionen, das später noch um einiges an Repertoire erweitert werden soll. Die Instrumentalstücke halten sich in Grenzen und so gibt es hier lediglich einen Vertreter in Form von ` Beyond the Ice` zu hören, der das auditive Muskelspiel der Truppe gut abfeiert. Auch bei der Produktion wurde eine Schippe draufgelegt und auch wenn die Hitdichte etwas geringer ist als beim Vorgänger, so glänzen die Höhepunkte unverstaubt auch heute noch in den heimischen Lautsprechern..
Alles auf eine Karte
Jede Band ist einmal an einem Punkt, an dem über Sieg oder Niederlage entschieden wird. Hatte man sich mit jugendlichem Leichtsinn noch unverblümt durch die „Battallions“ Scheibe gepflügt, musste man für die „Follow The Blind“ andere Lebensumstände in Kauf nehmen und sich seinem inneren Schweinehund in Form von Disziplin stellen.
Tales From The Twilight World
Mit „Tales From The Twilight World“ treten BLIND GUARDIAN endgültig aus dem Schatten anderer Bands und erspielen sich eine musikalische Identität, die bis heute einzigartig und unverkennbar ist. Auch wenn sich noch die Hochgeschwindigkeitsrausche und das Aggressionspotential auf der Scheibe befinden, liegt hier der Schwerpunkt auf Melodik, Abwechslung und Ohrwurmqualitäten. Der Chorgesang leitet `Traveller In Time` ein, der uns thematisch auf den Planeten Dune verbannt. Hansis Gesang hat mittlerweile einiges an Erfahrungspunkte auf dem Charismapunktekonto zu verbuchen, so daß die Hörer der Truppe schnell aus der Hand fressen. Das trotz der aggressiven Momente zu jeder Zeit die Spielfreude exzessiv ausgelebt wird, spielt den Wächtern nur noch intensiver in die Karten, was bis heute gerade bei Live Auftritten für Alarm in der Moshpit sorgt. Wer den Song kennt, wird alleine schon bei der Erwähnung von `Welcome to Dying` eine Gänsehaut bekommen, weil der Refrain sofort aus dem Langzeitgedächtnis in die Adrenalinkanäle gedrückt wird. Bereits nach weniger als einer Minute schraubt man sich auf Höchstleistungsnivau und prügelt komprimiert alles auf den Hörer ein, wofür man auf den Vorgängeralben vielleicht noch zwei Songs benötigte.
Mit `Lord of the Rings` legt man auch seine erste Ballade auf den Tisch, die von der Tolkien Thematik her später noch ganz große Wellen schlagen soll. `Good bye My Friend ` feuert zwar ebenfalls aus allen Rohren, sprintet jedoch in erster Linie aufgrund seiner packenden Gesangslinien durch die Ziellinie und hinterlässt den Wunsch, „nur noch einmal“ die Repeat Taste zu drücken.
Auch die Instrumentalfraktion wird mit `Weird Dreams ` bedacht, während man einen Mix aus Instrumental und Mini Song auf `Altair 4 ` abliefert; eigentlich „nur“ ein Lückenfüller, der aber atmosphärisch derart auffährt, daß schnell ein ganz großes Kopfkino entsteht. Die Stephen King Verbeugung `Tommyknockers ` fischt eher in alten Gefilden und man spürt, daß die Wächter dieses Gewand langsam ablegen wollen und schließen das Kapitel damit ab. Bei `The Last Candle` kann ich keine Objektivität wahren, da ich diesen Song gefühlsmäßig ausschließlich mit Knieschonern hören kann; was soll ich über die Gänsehaut schreiben, die mich bei den ersten Chören von „Guardian, Guardian, Guardian of the Blind“ heimsuchen? Ich könnte den emotionalen Ausbruch in meinem Kopf beschreiben, wenn Hansi laut aufschreit und „Have You Forgotten Him?“ in die Runde fragt. Ich könnte auch die göttlichen Gitarrenlinien anpreisen, die mich sofort in meine Jugend katapultieren und mich wieder 15 sein lassen. Auch das Aufbegehren des Song und die stetige Steigerung der Dynamik könnte ich beschreiben, aber stattdessen lehne ich mich lieber kurz zurück und denke an den Moment, an dem ich das Glück gehabt habe, diesen Song einmal live zu hören. OK, Anbetungsmodus aus und weiter. Das Cover wurde dieses Mal von Andreas Marschall gezeichnet, der die Band auch weiterhin begleiten soll. Auch die Produktion konnte nochmal gesteigert werden und so markiert die „Tales…“ Scheibe nicht nur den Wendepunkt, sondern den Aufstieg einer Band, die neben dem inneren Hunger auch zusätzlich mit einem Plan an den Start geht, der stets nach Perfektion schreit.
Irgendwo weit weg
Die Promotion der Scheibe wird in der Jubiläumsbox als sehr abenteuerlich beschrieben; eine Promo-Straßenbahnfahrt mit Wurstbrötchen und Bier durch Gelsenkirchen (2 Journalisten, der Rest Kumpels der Band) und eine Release Party mit ca. drei Journalisten und einem Mob, der das neue Studio in Grund und Boden feiert. Es folgt eine Tour mit Iced Earth, bei der Party und Männerfreundschaften ausgiebig zelebriert werden. Wie soll man eine Platte wie die „Tales…“ noch steigern? André erinnert sich in der Jubiläumsbox daran, daß die Songwriting Phase bis dato die härteste ist. Kreativ surft man bereits am Limit, schmeißt jedoch weiterhin alles in die Waagschale, um ein rundes Ergebnis raus zu bekommen. Eines Tages kommt Hansi mit irischen Folk-Einflüssen um die Ecke, was den entscheidenden Wendepunkt im Songwriting Prozess markiert. So integriert man beispielsweise Dudelsäcke in das Songwriting oder beißt sich teilweise die Zähne an `Theatre Of Pain` aus. Was ist aber unter dem Strich dabei raus gekommen?
Somewhere Far Beyond
„Die beste BLIND GUARDIAN Scheibe aller Zeiten“, werden viele Fans sofort unterschreiben, Ein Meilenstein werden ebenfalls alle abnicken. Fakt ist, daß spätestens hier die Bandidentität gesichert ist. Die Wächter entpuppen sich als wahre Paradiesvögel des Metalsektors, die nichts nach Schema F machen, sondern eigene Ideen haben und diese konsequent in ein eigenes Soundgewand einschmieden. Das Cover wurde erneut von Andreas Marschall beigesteuert und bereits der Opener `Time What Is Time `lotet die Qualitäten aus, die auf der „Tales…“ Scheibe ausgiebig zelebriert wurden. Akustikgitarren ebnen den Weg zum schnellen Galopp, der aber rechtzeitig in packende Gitarrenlinien abbiegt, ohne in Raserei zu verfallen. Auch wenn im direkt im Anschluss das Gaspedal wieder durchgetreten wird, hat man mit jeder Sekunde das Gefühl, daß diese Truppe genau weiß, was sie wie zu tun hat. Nichts wirkt aufgesetzt, alles durchdacht und das Album insgesamt atmet Spielfreude aus jeder Pore. `Journey Through the Dark `ist ein sehr schönes Beispiel zwischen Härte und Melodik; Stakkato Doublebass, griffige Gitarrenlinien, herrliche Moshparts und stets nachvollziehbare Vocals, die danach schreien, mitgesungen zu werden.
`Black Chamber `wird ausschließlich durch Hansis (mittlerweile sehr gut weiterentwickelten) Stimme und einem Klavier getragen, ehe sich das bombastische `Theate Of Pain` aus den Boxen schlängelt. Hier wird bereits der Grundstein für späteren Bombast und epischere Stücke gesetzt, der andeutet, was noch kommen soll. `The Quest for Tanelorn` wird in erster Linie vom bombastischen Gesang getragen, ehe `Ashes to Ashes` den ursprünglichen Thrash Vorbildern einen finsteren Gruß sendet, ohne dabei auch nur eine Sekunde von charismatischem Gesang oder Ohrwurmqualitäten abzuweichen.`The Bard’s Song (In the Forest) `dürfte jedem ein Begriff sein; dieser Gassenhauer ist Höhepunkt eines jeden Konzertes, weil das Publikum hier (zumeist im Alleingang) jede Textzeile mitschmettert. Eigentlich“nur“eine Ballade, die jedoch ein derartiges Eigenleben entwickelt hat, daß sie den Fans schon manche Sternstunde beschert hat. `The Bard’s Song (The Hobbit) `kommt eher etwas sperriger um die Ecke, allerdings münden die Gesangslinien derart genial in den Midtempo Part ein, daß ich mir diesen Song einmal live wünsche. Besagte Dudelsäcke erledigen bei `The Piper’s Calling` den Instrumentaljob der Scheibe, eher der Titeltrack auf siebeneinhalb Minuten verteilt sämtliche Register der Bandgeschichte zieht. Schnelle Passagen, erhabene Gitarrenlinien, Mitschreitexte? Alles an Bord und garniert durch irische Folkeinflüsse. Spätestens hier ist man Fan dieser Band geworden, die ihren Siegeszug weiter ausbaut. Über die Bonussongs `Spread Your Wings `(Queen), `Trial by Fire`(Satan) und die Orchester Version von `Theatre of Pain kann man streiten, muss man aber nicht. Sie runden lediglich das ab, was dieses Album ausmacht. Ein Meilenstein in der Bandgeschichte.
Toky Tales
Im Lager der Barden herrscht Euphoriealarm; denn es geht nach Tokyo. Während des Trips herrscht ausgelassene Stimmung, sowohl , als auch auf der Bühne. Das hört man der Tokyo Tales auch an, denn die Meute rastet gepflegt aus und gibt sich extrem textsicher. Nach dem “Inquisition” Intro feuert man auch eine gutgelaunte Version von `Banished From Sanctuary` in die feierwütige Menge. Hansis Vocals hämmern sich schnell durch die ersten Reihen und zusammen mit der Spielfreude und den Soundwand beschwört er rasch die Euphorie der Meute hinauf. Auch seine Ansagen sitzen und so hat man während des gesamten Konzerts das Gefühl, daß die Stimmung zwischen Band und Publikum perfekt harmoniert. Songtechnisch hat es neben den beiden voran genannten Nummern noch lediglich `Barbara Ann`und `Valhalla`(das eine konstante Live Granate bleiben wird) von den ersten beiden Alben auf die Setlist geschafft. Ansonsten konzentriert man sich ausschließlich auf die “Tales…” und “Somewhere…” Ära, was dankbar angenommen wird.
Gerade die auf den Alben vorhandenen Chöre werden vom Publikum begeistert mitgeschmettert und so entwickelt sich beispielsweise `Traveller In Time` rasch zum Selbstläufer, `Quest For Tanelorn` zum erhabenen Moment und `Journey Through The Dark` erhält seine Live Taufe. Balladen wie `Lord Of The Rings` und `Bard´s Song` fehlen bei der Veröffentlichung völlig, man konzentriert sich hier auf die volle Durchschlagskraft und vertraut auf die Melodien, die das Live Album zusammen mit der Live Stimmung tragen, was auch sehr gut funktioniert. Erst in der remasterten Version wird `Lord Of The Rings nochmal nachgereicht. So herrlich der Live Mitschnitt ist, um so unerfreulicher ist die Tour, die teilweise von schweren Differenzen zwischen der Band und Kalle Trapp geprägt ist. Als Livemischer beklagt die Band einen zu leisen Sound, was später zu einem Zerwürfnis führen soll.
Der Tod der Kindheit
Wir schreiben das Jahr 1995 und mittlerweile hat sich einiges in der Band getan; man blickt auf eine amtliche Live Erfahrung zurück, weiß genau was man will und hat einen amtlichen Songkatalog am Start. Das führt dazu, daß man sich intensiv nach einem Studio umschaut und letzten Endes bei Flemming Rasmussen als Produzenten landet, der bereits für Metallica (`Ride The Lightning`, `Master Of Puppets`, `…And Justice For All`) die Regler bedient hatte. Mit dieser Rückendeckung an Erfahrung wird der Wendepunkt der Band eingeläutet, die das Songwriting von schnell und melodisch in die opulente und progressive Schiene anheben. Wenn man sich die vorangegangenen Scheiben, die bereits Meisterwerke waren, nochmal anhört muss man sich ernsthaft fragen, was bei der Produktion zu dieser Scheibe alles im Spiel war. Hektoliterweise Kaffee, tagelange Abstinenz von jeglichem menschlichen Kontakt oder einfach hemmungslose Arschtritte untereinander, bis man das Maximum aus jedem Detail rausgeholt hat.
Imaginations From The Other Side
Das Album ist bis dato das perfektionistischste Werk der Barden, denn es strotzt an allen Ecken und Kanten voller Ambitionen. Man gibt sich mit nichts außer dem Besten zufrieden und klatscht gleich zu Beginn den Titeltrack auf den Tisch, der sich langsam aufbaut, um sich episch zu entfalten. Grund zur Ruhe hat man jedoch nicht, denn er galoppiert dann vorwärts, um seine Atmosphäre in jeden Zentimeter der Hirnrinde einzubrennen, ohne auch nur einen Hauch seiner Epik einzubüßen. Das ganze mündet in einem Refrain, den man mental heute genauso laut mit schreit, wie bei der Veröffentlichung; noch nie gingen 7 Minuten so schnell vorbei, wobei man sich unter anderem an Hansis ausgeprägtem Organ ergötzen kann, das eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht hat. `I´m Alive` prügelt noch einmal in Richtung Anfangstage, nur mit knackigerem Riffing und einprägsamerem Refrain. Mit `A Past and Future Secret` wird Hansis beste Gesangsleistung hingelegt, eingebettet in einer geheimnisvollen Ballade, die das Gefühl des `Bard´s Song` in ein neues Zeitalter transportiert. Wer das Lied in Dauerschleife gehört hat und dabei auf das Cover der Maxi CD gestarrt hat, weiß wovon ich spreche. `The Script For My Requiem `ist quasi der heilige Gral in Sachen Geballer, epischem Refrain und Abwechslung. `Mordred’s Song `erzählt die Geschichte einer Figur, um die sich viele (unterschiedliche) Sagen und Legenden ranken. Neid, Ungerechtigkeit und Verrat wurden hier gekonnt vertont und eine Halbballade eingestampft, die sowohl introvertiert, als auch aufbegehrend fesselt.
`Born in a Mourning Hall `tritt das Gaspedal durch und schreit besonders live nach Reaktionen des Hörers im Refrain. Egal wie oft man es versucht, man kann es nicht ruhig hören, dafür drehen die Wächter zu sehr an der Adrenalinschraube. Schluss mit Epik und Geballer, ich will einen Song, den ich von Anfang bis Ende durch singen kann, auch wenn ich mal 80 Jahre alt werde! Meine Gebete werden erhört und `Bright Eyes` ist das perfekte Beispiel, wie sich ein Song um eine Gesangslinie herumbauen lässt und wie geschickt die Instrumente sämtliche Facetten ausloten, die man dabei fühlen möchte. Einmal ins geile Riffing gerutscht, Tapping durchgezogen und auf geht’s bei `Another Holy War` auf die Überholspur. Gradlinig und mit geilen Solis versehen fährt man auf Hochbetrieb, der lediglich vom vielstimmigen Refrain kurz gebremst wird. Kann man ein Album besser beenden, als mit `And the Story Ends`? Nicht wirklich, denn hier wird alles auf Abwechslung geschaltet; Geschwindigkeit, Gesangsdarbietung und Songwriting. Mal etwas schneller und rauher, dann wieder langsam und feinfühlig. Der perfekte Abschluss eines perfekten Albums. Obwohl, was ist mit der Produktion und den Rahmenbedingungen? Die Produktion ist wuchtig und erhaben, als würde man vor einem riesigen Berg stehen, der in Dauerfeuer herrlichen Sound ausspuckt. Das Cover von Andreas Marschall ist meiner Meinung nach das beste in der Diskographie der Barden und die Themen beackern Fantasy, die Artus Saga und erzählen eine Geschichte im Tiefflug, die noch viele weitere Figuren beinhalten. Die Hitdichte ist bis zum Anschlag gefüllt und man könnte beim Vergleich meinen, daß es wie Metallicas schwarzes Album sein würde; ungewöhnlich, kommerziell erfolgreich und an allen Ecken perfektioniert.
Forgotten Tales
Ähm, nun ja, wie soll man dieses Kapitel der Barden am besten beschreiben? Angefangen hat das Projekt mit der Coverversion von `Mr Sandman`zu der auch ein Video gedreht wurde. Ursprünglich war geplant, es auf dem Fernsehsender Viva laufen zu lassen (ja, damals gab es noch kein Youtube, weil das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Wir hatten tatsächlich noch Röhrenfernseher und waren auf die Uhrzeiten des Senders angewiesen). Das Video wird allerdings nicht für Kinder geeignet empfunden und somit wird es aus dem Nachmittagsprogramm verbannt und landet im Nachtprogramm, wo die Sendung Metalla mit Markus Kavka ausgestrahlt wird. Dort warten bereits Bands wie Sepultura, Pantera und Carcass darauf, diesen Clip zum Frühstück zu verspeisen. Anno 1998 wird außerdem noch eine Abschiedssendung mit Kavka und Blind Guardian gedreht (Blind Guardian vs. Markus Kavka) , die ich den Lesern und den Barden gleichermaßen heute ersparen möchte. Jedenfalls erblickt „Forgotten Tales“ 1996 das Licht der Welt und besteht aus Coverversionen und neu aufgemachten Gassenhauern der Truppe. Das Cover sieht chic aus, die Produktion ist natürlich im grünen Bereich und die Songs sind natürlich auch gut. Als Album kann man es aber nicht wirklich bezeichnen, denn es ist eher ein Lückenfüller, um die Wartezeit auf den nächsten großen Wurf zu verkürzen. B-Seiten von dem Maxis und `Surfin USA`, sowie `To France` vervollständigen die Sammlung der Fans, ist aber nicht gerade zwingend ein Pflichtkauf. Weiter im Text.
Mittelerde in XXL
„Einmal Vollkatastrophe zum Mitnehmen bitte. Wenn es geht noch mit Pannen, eiserner Deadline und gefühlten 20 Herzklappenabrissen.“ So ungefähr muss es sich rückblickend angefühlt haben, als das Album endgültig im Kasten ist. In der Jubiläumsbox beschreiben die Barden einen Wasserschaden, der das Studio flutet und mal eben zwei Monate an Zeit kosten. Hinzukommt der zweimalige Riss des Bandes einer 24 Spur Analogmaschine und immenser Zeitdruck; quasi zwischen Tür und Angel werden am letzten Tag mal eben Gesangsparts eingesungen, Sprechparts fertiggestellt und Akustiksequenzen abgemischt, ehe es direkt zur Promo Tour geht. War der Drang nach Perfektion bei der „Imaginations…“ schon sehr stark ausgeprägt, nimmt es bereits bei der Diskussion um Kleinigkeiten extreme Formen an. „Bei den Aufnahmen zu „Nightfall..:“ war Charlie der einzige mit uns arbeitende Engineer, der nicht den Überblick und die Nerven verloren hat. Das hat uns mehr als einmal das Leben gerettet“ erinnert sich Hansi in der Jubiläumsbox. Textlich geht es um das „Quenta Silmarillion“, den Mittelteil des „Silmarillions“ von J.R.R. Tolkien. Die Geschichte wird jedoch nicht zuende erzählt; es existieren immer noch Aufnahmen, die den damaligen Ansprüchen nicht gerecht werden und in der Schublade gelandet sind. Unterm Strich ist das Album ein Meilenstein geworden, mit dem sich BLIND GUARDIAN das Ticket für ihre erste Mammut Tour abknipsen. Hansi gibt den Bass an Oliver ab, der als Gasbassist fungiert, damit er sich mehr auf den Gesang konzentrieren kann. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellt, denn die ersten Shows in Russland und Südamerika lassen eine ähnliche Euphorie aufkommen, wie zur „Tokyo Tales“ Zeiten. Thomen fällt kurzfristig und vollkommen unerwartet für unbestimmte Zeit am Schlagzeug aus. Innerhalb von drei Tagen verbringt Alex Holzwarth das Wunder, sich für die zweite Südamerika Tour ein nicht unkompliziertes Live Set anzueignen.
Nightfall In Middle Earth
Auch wenn die Wächter sich in ihren Alben mit mehren Themen und Büchern diverser Autoren (Stephen King, Michael Moorcock,etc.) beschäftigt haben, bleibt die Liebe zu Tolkiens „Herr der Ringe“ untrennbar mit BLIND GUARDIAN verbunden. In den Vorgängeralben wird viel angedeutet, was anno 1998 als auditiver Kniefall exzessiv zelebriert wird. Hier werden sämtliche Regler auf Perfektion aufgerissen, was beim atemberaubenden Cover von Andreas Marschall beginnt, über die bombastische Produktion weitergeht und in zeitlosen Klassikern verteilt auf knapp 66 Minuten und 23 (!)Songs endet. „Nur“ ein Album aufzunehmen ist zu wenig, deshalb werden kurze Erzählpassagen in Form von `War of Wrath`, `The Minstrel` oder `Face the Truth` eingestreut, womit eine Symbiose aus Album und Hörspiel erschaffen wird. `Into The Storm` soll lange Zeit als Opener auf jedem Konzert der Barden dienen, denn warum langsam anfangen, wenn man auch direkt auf Hochgeschwindigkeit machen kann? `Nightfall` beginnt elegisch, steigert sich jedoch rasch zu einer aufbegehrenden (Halb-) Ballade, die gerade live ihre volle Wirkung entfaltet und aus allen Kehlen leidenschaftlich mitgetragen wird.
`The Curse of Feanor `prescht schnell vorwärts und ist eine perfekte Symbiose alter Tage mit dem „Imaginations…“ Flair. `Blood Tears `unterstreicht die überwiegend finstere und nachdenkliche Stimmung des Albums; unverzerrte Gitarren stimmen sehr ein und auch wenn sich der Song später in Geschwindigkeit und Intensität steigert, wird die Stimmung des Verlustes in keiner Sekunde geschmälert. Lange habe ich überlegt, etwas über `Mirror Mirror` zu schreiben, aber ich würde nur ins Schwelgen geraten, wie bei `Last Candle`. Packendes Einstiegsriff, nach vorne prügelnder Hochgeschwindigkeitszug, griffige Melodien und ein Refrain, den man nicht nur stumm mithören kann. Ich schenk´s mir und füge dafür lieber ein Video ein.
`Noldor (Dead Winter Reigns)` beginnt ähnlich elegisch wie `Blood Tears `, mündet jedoch in progressivere Passagen, ehe es in den Ohrwurmrefrain abbiegt. Komplex, sperrig und irgendwie seltsam eigenbrödlerisch. Kritisch kann man nichts halbes und nichts Ganzes hinterfragen, aber unterm Strich will man ihn immer wieder hören. Bereits beim ersten Durchlauf von `Time Stands Still (at the Iron Hill)`marschieren vor dem inneren Augen Orkhorden durch Mordor und man wird tief in die Welt Tolkiens katapultiert. Lediglich beim Gesangspart wird man kurz rausgerissen, ehe es wieder zurück nach Mittelerde geht. Genau dieser Gesangspart ist es, das bei jedem Konzert für Gänsehaut und Partytimmung in der Moshpit sorgt. `Thorn ` besticht besonders durch seinen mehrstimmigen Gesang, während `The Eldar` lediglich von Klavier und Hansis Stimme getragen wird. Das Kochrezept hat bei `Black Chamber` auf der „Somewhere…“ bereits funktioniert und verfehlt auch hier seine Wirkung nicht. `When Sorrow Sang` ist eine ähnliche Granate wie `Mirror, Mirror`; fix auf dem Griffbrett hantiert, herrlich nach vorne in die Fresse und mit Götterrefrain ausgestattet bietet er alles, was live alles abreißen dürfte. `A Dark Passage ` hat sich bei mir bis heute nicht vollends erschlossen und ich staune immer wieder, wie gut der Song eigentlich ist, obwohl er in meinem Kopf total unterbewertet ist. Es unterstreicht allerdings auch die Tatsache, daß das gesamte Album nicht leicht zugänglich ist. Mit diesem Album in die BLIND GUARDIAN Diskographie einzusteigen wäre nicht gerade ratsam, denn es ist komplex, opulent und voller Überraschungen, die einen noch Jahre später verfolgen. Textlich gesehen gibt es viel zu entdecken; Autor Christian Krumm ( den einige von seinen Büchern „Kumpels in Kutten“, „At Dawn They Sleep“ und „Traumschrott“ bereits kennen dürften. Wenn nicht: antesten!) hat sich in seinem Artikel (ab Seite 97) explizit damit und mit der Geschichte der Band generell beschäftigt.
Der „Herr der Ringe“ Hype
Zur Jahrtausendwende erblickt Peter Jacksons Verfilmung von „Herr der Ringe“ die Welt. Im Fansektor bricht stellenweise die Diskussion aus, warum BLIND GUARDIAN keinen Soundtrack dazu beisteuern. In derselben Diskussion kommt auch die Antwort auf, daß es sinnlos wäre, weil die Krefelder das Thema spätestens mit „Nightfall in Middle Earth“ ausgiebig zelebriert haben. Marcus bricht dabei in schallendes Gelächter aus. „Gar nicht mal so falsch. Über diese Diskussion habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Das witzige ist ja, daß wir zig „Herr der Ringe“ Sachen hatten: das fing bei `Majesty`an, ging über `Lord Of The Rings` bis hin zum ganzen „Nightfall“ Album. Das war alles vor den Filmen. Wir haben, seitdem dieser Megahype um die Filme herauskam, glaube ich auch keine Tolkien Texte mehr gehabt. Das war damals eine bewusste Entscheidung die nicht kam, weil wir Tolkien nicht mehr mögen. Wir hatten aber auch keinen Bock darauf, Teil eines Tolkien Hypes mit den Filmen zu sein; wir sind auch nicht die Tolkien Band. Ja, wir hatten Stücke darüber, aber es war auch nie Hauptbestandteil von BLIND GUARDIAN. Wir haben uns nie vor Tolkien definiert, sondern das war halt ein Thema von vielen, das wir mochten. Da war Michael Moorcock, Stephen King und König Artus beispielsweise auch dabei. Als im Internet der ganze Hype losging, gab es auch Kontakt mit Jacksons Team. Wir haben allerdings noch nicht einmal Demos losgeschickt, weil wir mitten in den Arbeiten zum „Opera“ Album steckten. Ein kompletter Soundtrack hätte das reguläre Album mal eben einige Jahre nach hinten geschoben, weil wir nicht die typische Band sind, die mal eben einen Soundtrack komponiert. Deshalb haben wir uns auch nie ernsthaft darum bemüht, diesen Job zu kriegen.“
A Night At The Opera
„Was zum Teufel ist denn das?“ So oder ähnlich dürfte es einigen Fans bei der Veröffentlichung 2002 ergangen sein, wenn sie das erste Mal das Cover erblickten. Keine mystische Atmosphäre, sondern eher seltsam anmutende Karikaturen von Fabelwesen, die eine Fantasy Oper bekleiden. Der Blick geht mehrfach auf den BLIND GUARDIAN Schriftzug um sicherzugehen, das man auch wirklich das richtige Album auf dem Tisch hat. Sehr seltsam, aber erstmal schauen, was die Musik so kann. Der Opener `Precious Jerusalem` entlädt in einer opulenten Reizüberflutung alles, was sich in der langen Wartezeit seit der „Nightfall…“ in den Köpfen der Barden abgespielt hat…und überfordert auch schnell. Spieltechnisch ist alles an seinem Platz, die Produktion ist auch top, also was fehlt mir eigentlich? Richtig, die Seele bleibt komplett auf der Strecke! Wo sind die messerscharfen Riffs, die genau auf den Punkt kommen? Wo die epischen Refrains, die sich aus dem Hochgeschwindigkeitsrausch heraus schälen, um sich ins Langzeitgedächtnis zu fressen? Und warum eigentlich kein Fantasy, sondern ein biblisches Thema? Die Erwartungshaltung wird enttäuscht und hier lernt man eine (teils bittere, teils süße) Lektion; erwarte bei dieser Band nichts, denn du weißt nie, worauf sie Lust hat! Wo ist hier mein nächstes `Past And Future Secret`? Obwohl alle Elemente vorhanden sind, gibt es keinen Dauerbrenner beim ersten Hören. Zu perfekt, zu episch, ich bin raus! Auch wenn sich die Mammutnummer `And Then there Was Silence` irgendwie seinen Weg in mein Gedächtnis bahnt, sind die guten alten Tage der Barden hiermit wohl vorbei.
Ein kleiner Zeitsprung; wenige Jahre später höre ich erneut in das Album rein, weil ich alle anderen Klassiker bereits bis zum Ohrenbluten gehört habe. „Gib der Platte nochmal eine Chance“ denke ich mir,drücke die PLAY Taste und siehe da, es funktioniert! Die ersten Rhythmen des Schlagzeugs trommeln mich in den Wüstensand Jerusalems, während die Gesangslinien sich durch arg verästeltes Songwriting arbeiten. Chöre vor dem Refrain? Egal, die Reise geht weiter, bis ich mir endlich meine wohlverdiente Gänsehaut bei der Textpassage „I turn to you, oh my precious Jerusalem“ abhole. Wow, da ist ja noch ein Break, das ich noch nie gehört habe und schau mal hier, die geilen Gitarrenlinien und bähm was für ein Solo! Leichte Reizüberflutung, aber irgendwie geil. `Battlefield ` beginnt eher ruhiger, trägt mich jedoch auf seinen Schwingen schnell über den unübersichtlichen Wald der Songstrukturen hinweg und lässt mich endlich wieder die Luft atmen, die ich bei BLIND GUARDIAN so liebe. Von oben sehe ich epische Passagen, endlose Gitarrenlinien und eine Soundwand, die sich ihren Weg über jene Köpfe hinweg bahnt, die nicht willens sind, ihr von einer anderen Perspektive zu zu hören. Seltsamer Anfang, aber mal schauen, was `Under the Ice ` so drauf hat. OK, recht stakkatomäßig angehaucht, aber prescht trotzdem gut nach vorne und irgendwie doch gut. Hey, ist das gerade mal die Zwischenpassage? Geil, die hätte ich für den Refrain gehalten. Mein Gott, wie viele Finger haben eigentlich die Gitarristen? Oh mein Gott, DAS ist also der Refrain.So wirklich raus kommt man aus dem Staunen nicht mehr, denn versteckt hinter der dichten Soundwand und dem verästelten Songwriting erarbeitet man sich Songs, die sowohl beeindruckend, als auch episch und packend sind. Bestes Beispiel dafür ist `Sadly Sings Destiny` , bei dem der Song um ein charismatisches Gesangskorsett herumgebaut wurde.
Den Job der (Halb-) Ballade übernimmt `The Maiden and the Minstrel Knight` , wobei man im Midtempo bleibt, sich aber seiner stetigen Steigerung bewusst ist und letzten Endes die Äste in alle Himmelsrichtungen ausstreckt, um alle Facetten der Band abzuliefern. `Wait for an Answer` erschließt sich mit immer noch nicht, aber allein die Konzentration auf den immens variablen Gesang hinterlässt bei mir bleibenden Eindruck. Mit `The Soulforged` hat man meiner Lieblingsfiguren der Drachenlanze auditives Leben eingehaucht; entsprechend groß ist meine Begeisterung über die filigranen Gitarrenläufe, das bombastische Gesamtarrangement und die vielen Gänsehautmomente. Von den Gesangslinien will ich gar nicht erst anfangen, sonst zitiere ich hier den gesamten Text. Für `Age of False Innocence` muss ich noch bereit ein, denn bis jetzt ist es „nur“ ein gutes, aber nicht überragendes Stück. `Punishment Divine` ist ein kranker Bastard aus Aggression und Bombast geworden, der mir an manchen Tagen immer noch zu progressiv ist. Vom Adrenalinpegel her bleibt nichts zu meckern. Muss ich über `And Then There Was Silence` Worte verlieren? Alleine diesen 14 minütigen Schinken live zu spielen und Stimmung rüber zu bringen ist eine Kunst. Zum Glück hat der Song bereits beim ersten Durchlauf irgendwie gezündet, erschließt sich jedoch nach mehren Durchläufen immer mehr und unterstreicht die Genialität, mit der man hier zu Werke gegangen ist. Im großen und Ganzen ist die Scheibe anno 2002 ihrer Zeit weit voraus und fordert diese auch ein. Wenn man sich intensiv damit beschäftigt, null Erwartungshaltung anhand der Vorgänger schürt und sich Zeit nimmt, wird man mit einem weiteren Meisterwerk belohnt, das es in sich hat. Trotz des Covers, das wohl den Titel „Häßliches Entlein“ verdient, hinter dem sich aber ein erhabenes Album verbirgt.
Das zweite Live Album
Es folgt eine Tour, um die Werbetrommel für das Album fleißig zu rühren. Live hat man sich mittlerweile zu einer Kultband mit brachialer Durchschlagskraft und guter Laune Faktor gemausert. Also wird mal eben ein großer Teil der Landkarte beackert und mit den Klängen der Barden beglückt. Nebenbei erwähnt man dann während der Konzerte, daß die Tour aufgezeichnet wird, was das Publikum zu Höchstleistungen anstachelt. Das Ergebnis soll auf den schlichten Namen „Live“ hören, wobei man auf zwei CD´s etliche Klassiker verteilt hat. Besonders gelungen ist die Mischung zwischen wuchtiger Produktion und den Publikumsreaktionen, die die Live Atmosphäre herrlich authentisch in die Synapsen schießen. Gibt es eigentlich irgendwo auf diesem Planeten wirklich diese Barden Taverne, die auf dem genialen Cover von Andreas Marschall abgebildet ist? Falls ja, wäre ich dort bestimmt Dauergast; mit dem Cover besinnt man sich zurück zu den (optischen) Wurzeln und macht den Ausrutscher zum vorangegangenen Cover wieder wett.
Bei der Auswahl der Songs kann man aus den Vollen schöpfen und so schraubt man zuhause schnell die SKIP Taste vom CD Player ab, denn einen Durchhänger gibt es nicht. Egal, ob man mit `Into The Storm` gleich loslegt, sich von `Welcome To Dying` in seine Jugend katapultieren lässt, oder hemmungslos `Nightfall`mitsingt, die Gassenhauer halten den Adrenalinpegel konstant oben. Auch sehr schön, daß es mit `Harvest Of Sorrow `, `The Bards Song (In The Forest)`, `A Past And Future Secret `und `Lord Of The Rings` auch die Balladen auf die Live Scheibe geschafft haben, denn dadurch wird die Abwechslung von hart bis zart komplett abgerundet. Die Live Scheibe bringt schnell Erinnerungen an geile Konzerte zurück und von der Intensität her kann man, nachdem man sich die Platte komplett reingedrückt hat, erstmal duschen gehen, denn still sitzen und genießen ist nicht drin.
Lost in the Philipshall
Jede Band hat irgendwo ein Heimspiel; sei es, weil sie aus der Region kommt, großartige Erinnerungen damit verknüpfen oder einen Kultstatus aus sonstigen Gründen genießen. Bei den Barden ist es die Düsseldorfer Philipshalle (heute: Mitsubishi Halle). Bereits in den 90ern wurde eine Live Version des `Bard´s Song` aufgenommen, die auf der „Forgotten Tales“ gelandet ist. Dabei hätte man Hansi teilweise das Mikro wegnehmen können, weil das Publikum einfach mal gemacht hat und eine amtliche Performance hingelegt hat. Anno 2002 soll es dann soweit sein und BLIND GUARDIAN gastierten erneut in ihrem gefühlten Wohnzimmer der Philipshalle. Nachdem man bereits einige Gassenhauer zum besten gegeben hatte, schallt es aus den Boxen. „Jetzt habt ihr und wir, beide, eine Ruhepause verdient. Magic Moments kann man bekanntlich nicht wiederholen. Gebt euch alle Mühe; hier kommt der `Bard´s song´“. Eine simple Ansage, der eine Großtat folgen sollte; frenetischer Jubel, Mitklatschen und nach der Eingangspassage übernimmt eine restlos glückliche Philipshalle den Gesangspart. Sämtliche Kehlen schmettern inbrünstig jede Textzeile aus dem Herzen in die Menge, die Akustikgitarre setzt sich mit Mühe gegen den lautstarken Beifallsregen durch und sowohl vor, als auch auf der Bühne herrscht Gänsehautstimmung aus allen Poren. Magic Moments kann man nicht wiederholen, aber es gibt im Leben ein Konzert, das absolut alles topt und für viele Anwesenden ist es (auch in vielen Gesprächen Jahre später) genau dieser Moment, in dem der `Bard´s Song` angestimmt, hemmungslos zelebriert und im Nachgang frenetisch abgefeiert wird. In einem Jubelsturm werden Hansi Bemühungen eine Ansage zu machen gleich mehrfach niedergebrüllt und noch während man in allen anwesenden Gesichtern das Dauergrinsen sieht, attestiert uns Hansi den vollkommenen Wahnsinn. Eben dieser Moment hat es auch auf das „Live“ Album aus dem Jahr 2002 geschafft, der natürlich auch die anderen Granaten wie `Valhalla`, `Lord Of The Rings` oder `Mirror, Mirror` (und viele andere) enthält.
Marcus erinnert sich. „Oh ja die Philipshalle. Das Konzert war wirklich unglaublich! Der Witz ist: das, was auf dem Album ist, ist schon die gekürzte Version, es war im Endeffekt länger. Der Ausraster ging so um die 12 Minuten oder Viertelstunde. Wir haben gesagt „Das muss irgendwie mit auf das Live Album“, das ist schließlich etwas einzigartiges und passiert nicht jeden Tag. Aber eine Viertelstunde Leerlauf auf dem Album war uns zu viel;man sollte auf jeden Fall hören, was da passiert ist. Wenn ich daran zurückdenke, hab ich immer noch Gänsehaut. Das hat uns auch sehr unvorbereitet erwischt, denn daß der `Bard´s Song` live funktioniert ist kein Geheimnis. Es gab Shows, wo wir den Song nicht gespielt hatten, weil wir keinen Bock hatten. Im Endeffekt wissen wir aber, daß die Nummer ankommt, wenn wir sie spielen. Die Leute singen mit und Hansi könnte die Nummer auch als Instrumentalstück ankündigen und es würde trotzdem sehr gut funktionieren. Diese Reaktionen, wie sie an diesem Tag in Düsseldorf passiert sind, das ist sonst bis jetzt nirgendwo passiert. Sowas kannst du auch nicht nochmal wiederholen. Die Mühe der Fans hat sich absolut gelohnt, es war ein absoluter Gänsehautmoment!“
Mittlerweile steht das dritte Live Album „Live Beyond The Spheres“ in den Regalen und neben den alten Klassikern, dem `Bard´s Song`aus der Philipshalle (es bleibt bei dem Namen, die Mitsubishi Hall bleibt die Philipshalle) kommen auch die neuen Stücke wie beispielsweise das Epik Monster `Ninth Wave` zum Zuge, die sich perfekt in die Klassiker einreihen.
Imaginations Through The Looking Glass
Zwei Tage lang nur BLIND GUARDIAN live, das wäre mal ein Traum! Dieser Traum soll 2003 in Coburg Wirklichkeit werden. Wer es nicht zu dem Live Gig schafft, wird ein Jahr später mit der Live DVD beglückt, die neben einer herrliche brachialen Soundwand auch mit gstochen scharfem Bildmaterial aufwarten kann. Bei der Produktion wird Perfektion erneut groß geschrieben und das Ergebnis wird auch noch in einer liebevollen Verpackung auf 2 DVD´s verteilt, die zusätzlich einen Mitschnitt vom Wacken und ein Making Of enthalten. Als Fan braucht man das Teil ebenso, wie jedes Album, um sich die komplette Vollbedienung zu gönnen (vergesst Youtube, es muss das Original sein). Da ist die logische Konsequenz, das man als Fan eine Wiederholung wünscht.
Allerdings steht und fällt das zweite Festival mit der Veröffentlichung des (bereits etwas länger angekündigten) Orchester Albums. „Das wäre natürlich eine schöne Möglichkeit, weil es auf Tour Blödsinn wäre. Das schöne an unserem eigenen Festival damals war, daß es uns Möglichkeiten eröffnet hatte, die wir auf keinem anderen Festival der Erde gehabt hätten. Selbst wenn wir Wacken headlinen kannst du nicht tun und lassen, was du willst, weil noch gefühlte 700 andere Bands da spielen. Du musst bestimmte Vorgaben einhalten, ganz egal ob du Headliner oder Opener bist. Mit unserem eigenen Festival haben wir die Regeln aufgestellt und konnten einfach tun und lassen, was wir wollten. Das bot sich damals für die DVD Produktion an und bietet sich natürlich auch dafür an, wenn man sowas mit Orchester durchziehen würde. Es gibt zur Zeit nichts konkretes, aber das wäre so eine Option, daß ,am das Orchester Album rausbringt und dann pünktlich mit dem Festival antritt.“
Wir unterbreiten Marcus die Idee, das zweite Festival zu splitten; erster Tag: Orchester Set, zweiter Tag: old school Set mit Speed Klassikern, die man selten live zu hören bekommt ( Beispiel: The Martyr; Tieteltrack Follow the Blind).
„Aufsplitten in Orchestertag und Nichtorchester Tag macht generell schon Sinn, weil wir auch viele „normale“ Stücke haben, die man mit dem Orchester unterbringen könnte. Zweiten Tag dann Knüppel aus dem Sack oder schnelle Nummern wäre auch denkbar. Was man dann spielt, müsste man dann natürlich sehen. „Follow The Blind“ beispielsweise haben wir seit gefühlten 137 Jahren nicht mehr gespielt. Ich müsste diese Nummer erstmal wieder lernen. Ich würde aus dem Stehgreif wahrscheinlich bis zum ersten Refrain kommen und dann müsste ich wohl nochmal in die CD reinhören um rauszukriegen, was wir denn damals so gemacht haben (lacht) Bis jetzt haben wir uns noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Auf Tour ist es bei uns so, daß wir uns die Setlist immer vor oder nach dem Soundcheck überlegen, aber das war´s dann auch, da sind wir relativ spontan. Es ist nicht so, daß wir bereits ein Jahr vorher wissen, was wir genau wie und wann spielen. Aber so ein Event wie unser Festival bietet sich natürlich an, um auch mal wieder seltene Sachen rauszupacken. „Follow The Blind“ haben wir bis heute glaube ich einmal live gespielt.“-
Ein neues Kapitel
Wir schreiben das Jahr 2005 und die Barden haben einiges an Live Auftritten hinter sich. Man hat sich durch seine Erfahrungen bereits einen Veteranen Status erarbeitet; erst Album, dann Tour, dann kurze Pause, dann wieder Album. Dieser Rhythmus wird beibehalten, um einerseits die Kreativität aufrecht zu erhalten und andererseits auch jederzeit volle Leistung abzuliefern. Dennoch sind die Jungs auch nicht vor den ganz normalen Gefahren einer Band gefreit und so verlässt Drummer Thomen „The Omen“ Stauch die Band. Stattdessen widmet er seine gesamte Kraft seiner Band Savage Circus, die er anno 2004 gegründet hat. Musikalisch geht es eher zurück zu den Wurzeln, wobei man sich stark an die „Battallions…“ Phase erinnert. Hier kommt es später zum Eklat und er wird von der Band rausgeworfen, was sich 2012 jedoch wieder legen soll. Nicht unerwähnt soll die Tatsache sein, daß er als Sessiondrummer das Album „The Path of Salvation“ von Stormrider eingetrommelt hat. Neues Tier an der Schießbude ist Frederik Ehmke, der sich in kurzer Zeit die Diskographie aneigent; trotz eines eigenen Drumstils, bringt er live die alten Stücke gut nach vorne, verfeinert sie allerdings noch zusätzlich mit kleinen Nuancen. Gerade zum Einstieg dürfte so eine Nummer wie `Punishment Divine` mit seinen Doubelbassgewittern eine echte Herausforderung gewesen sein. Menschlich integriert er sich ebenfalls schnell in die Band und so werkelt man an dem neuen Output, das um einiges moderner klingt. 70er Jahre Elemente, stark Gitarrenorientiertes Songwriting und moderne Soundsamples verschmelzen hier zu einer Symbiose, die ein neues Level ankündigen. Bereits der „Testluftballon“ in Form der Single `Fly`, die ein sehr geiles Cover ziert, ist ein klares Statement zum Songwriting und wird im Fanlager heiß diskutiert. Von „Das ist doch kein Blind Guardian mehr“, über „Ich weiß nicht so recht“, bis zum „Hör es dir mehrmals an, das zündet danach richtig“ ist alles dabei. Fakt ist, daß man sich erneut auf unbekannte Pfade begibt, die epische Wirkung zwar beibehält, aber nicht mehr so in den Mittelpunkt stellt und leicht verdaulichere Songs erschafft, als beim Vorgänger.
A Twist In The Myth
`This Will Never End `eröffnet mit sägenden Gitarren und bis zum Anschlag ausgereizten Vocals die Reise. Stakkato Riffing, umschmeichelnde Gitarrenlinien und einprägsamer Refrain lassen den Hörer schnell nach hause kommen und empfangen ihn mit mehren Überraschungen. `Otherland` besticht durch Hansis entblößten Vocals, die den Song quasi von alleine tragen. Der Rest entführt schnell in das alte Guardian Feeling, das man sich bei der „Opera“ noch hart erarbeiten muss. Hier geht’s schnell; Gänsehaut, hochschrauben und lauthalt mitsingen ist angesagt. Gerade die leicht vollziehbare Gitarrenarbeit spielt alle Trümpfe aus und man staunt abwechselnd über die Instrumentierung und den herrlichen Text. Episch geht es mit `Turn The Page` weiter, der zwar auch leicht nachvollziehbar ist, von der Epik aber mal eben einen Mix aus guter Laune und `And Then There Was Silence` transportiert. Es folgt `Fly` , das ein progressiver Brocken mit modernen Synthisounds geworden ist. Nach einigen Durchläufen bei mir als Single, ist er schnell der SKIP taste zum Opfer gefallen, denn er ist weder Fisch noch Fleisch (kein „Nightfall“ und auch kein „Opera“). Leider verhält es sich mit den anderen Songs stellenweise ähnlich, denn auch wenn das Können der Musiker gut zur Schau gestellt wird, stehe ich stellenweise ratlos vor den Boxen und weiß nicht, was ich davon halten soll. `Carry the Blessed Home ` ist eine 70er Jahre Ballade, die auch problemlos auf Dan Swanös Nightingale Album gepasst hätte; erst in der zweiten Hälfte entfaltet sich das Flair und man weiß wieder, welche Band da spielt. Insgesamt ist die Produktion deutlich dünner und man könnte meinen, der Perfektionismus sei erloschen. Allerdings sprechen die Songs hier für sich; stellenweise sperrig und auf übersichtlichem Bombast getrimmt, aber gerade in der Langzeitwirkung extrem effizient. Es soll bei mir noch Wochen dauern, bis ich mir den Kultstatus dieser Scheibe erarbeite. Optisch hat Nuclear Blast mit der limitierten Buchbox (inkl. Großem Booklet und Stempel) alles richtig gemacht, denn es sieht chic aus,
At The Edge Of Time
Nach 4 Jahren Sendepause beglücken uns die blinden Wächter mit einem ganz großen Wurf ihrer Karriere. In der Vergangenheit mussten sich BLIND GUARDIAN viele Vorwürfe aufgrund ihrer Experimentierfreudigkeit gefallen lassen, weil die Härte auf Kosten der symphonischen Schiene verloren ging.
Zwar wartet „At The Edge Of Time“ auch mit vielen bombastischen Parts auf (schließlich wurde ein komplettes Orchester dafür integriert), aber auch Knüppelfans der ersten Stunde und Hymnenliebhaber treibt es hier die Freudentränen in die Augen; selten klang Hansis Gesang frischer, die Gitarren aggressiver und das Schlagzeug dynamischer. Hatte man bei „A Twist in the Myth“ noch einige Mühe sich auf die zukünftige Richtung einzuspielen (obwohl der neue Schlagzeuger einen guten Job gemacht hatte), so sind sie anno 2010 zu einer richtig starken Einheit zusammengewachsen.
Als Opener kracht `Sacred Worlds` durch die Boxen, den Computerspieler kein unbekannter Titel sein dürfte. Die orchestralen Arrangements wurden erweitert und der Chorus bedient sofort mit einer Gänsehaut deluxe. Wahnsinn, wie man Metal mit Klassik verbinden kann; mittlerweile kein neues Kochrezept, aber hier genial umgesetzt. Old School Fans lassen die Matte zu `Tanelorn (Into the Void)` wieder kreisen und vor dem inneren Auge sieht man schon die Massen den Refrain mitsingen. Den Gänsehautfaktor spare ich mir einfach mal, weil er sich sowieso durch das komplette Album durchzieht. Mit `Road To No Release` geht´s gemütlicher zur Sache. So hätte das komplette „A Twist In The Myth“ klingen müssen, dann hätte es auch mit dem Nachbarn geklappt: eine Midtemponummer, vom Klavier unterstützt und dynamisch in Szene gesetzt. Danach habe die Krefelder anscheinend keine Zeit mehr, denn im Volltempo jagt `Ride Into Obsession` durch die Speaker und katapultiert uns irgendwo zwischen den Jahren von „Somewhere Far beyond“ und „Imaginations From The Other Side“.
Nach dem Song bekommt die Nackenmuskulatur erstmal eine kleine Pause, denn die mittelalterliche Ballade `Curse my name` lässt uns weiterhin vor den Boxen knien und jede Textzeile ehrfürchtig mitsingen. Nach der kleinen Verschnaufpause, gibt´s das atmosphärische `Valkyries`, das mit einem Gewitter eingeleitet wird. BLIND GUARDIAN ziehen hier ihr progressives Ding durch, und bleiben auf der Midtemposchiene. Der Song geht sofort ins Ohr und hätte auch auf der „Nightfall In Middle Earth“ zu finden sein können. Eine Runde Gott gespielt wird mit `Control the divine`, der uns wieder zu den „A Night At The Opera“ Zeiten zurückführt, ohne jedoch stumpf zu kopieren. Mit `War Of The Thrones` ist es dann endgültig Zeit die Knieschoner aus dem Schrank zu holen, und den Volume Regler bis zum Anschlag aufzureißen; gab es auf der Single „A Voice In The Dark“ die Akustik Version, gibt´s hier eine bombastischere.
Der Arsch wird dann noch mal richtig mit `A Voice In The Dark` versohlt; der schnellste Song des Albums bringt uns zu den Anfangstagen von BLIND GUARDIAN und es wird gezeigt, dass sie die Spielart noch längst nicht komplett abgelegt haben. Ein weiterer Nackenwirbelarmageddon, bevor es zum krönenden Abschluss kommt. Als Nachtisch wird `Wheel Of Time` serviert, dass mit ägyptischen Klängen eingeleitet wird. Auf diesem Stück kann man das Zusammenspiel von einer dynamischen Metalband und einem symphonischen Orchester hören, wie es in Perfektion klingen muss. Die Symbiose beider Stilrichtungen ist hier dermaßen gelungen, dass man glaubt BLIND GUARDIAN würden seit dem Beginn ihrer Karriere auf diese Weise komponieren.
Nachdem ich mir die ersten Freudentränen weggewischt habe, nun noch einige Worte zum Gesamteindruck; die Produktion ist fantastisch ausgefallen. Die Speed Metal Parts kommen aggressiv und die orchestralen Arrangements extrem bombastisch rüber. Auch die mit Liebe eingeflochtenen Gastauftritte (Prager Philharmonic Orchestra, Flöten, Geigen) kommen sehr gut zur Geltung, ohne in den Songs zu verschwinden. Auch Layouttechnisch ist man hier auf der sicheren Seite und so ist das neue Album eine wahre Augenweide für Fantasy Fans; gelungene Zeichnungen und die Aufmachung des Digipacks (von der limitierten Pyramide will ich erst gar nicht anfangen zu schwärmen) runden den Gesamteindruck ab. Auch ist eine Version mit Bonus CD (inklusive Demo Aufnahmen und einer 20 minütigen Studiodokumentation) und eine Vinyl Auflage am Start, es wurde wirklich an alles gedacht!
Danach geht es für die Wächter auf Tour. Kollege Dirk hatte das Glück, zum Auftakt mit Marcus zu telefonieren. Das Interview könnt ihr HIER lesen.
Pünktlich zum Bandjubiläum erscheint die Box “A Traveller´s Guide To Space And Time”. An dieser Stelle könnten wir euch ein weiteres Review präsentieren. Stattdessen verweisen wir an dieser Stelle auf unseren Artikel, in dem wir die Ankündigung der Wächter besprochen hatten.
Das Orchester Album
Fans werden diesen epischen Running Gag mittlerweile lieben, denn es wurde aus heutiger Sicht vor 7 Jahren angekündigt. Die Ankündigung findet ihr nochmal HIER auf unserer Seite. Fakt ist, daß ein komplettes Orchester am Start ist und die Wächter mit Markus Heitz zusammenarbeiten. Das verspricht wahrlich etwas sehr großes, das natürlich auch seine Zeit braucht, um zu wachsen. Wir fragen Marcus, wie es nach der Veröffentlichung mit einer Tour aussieht. „Das wäre schön; das stelle ich mit auch sehr spannend vor, aber das ist natürlich nichts, was man im Rahmen einer Tour machen kann. Wenn du jetzt 90 Leute mehr für das Orchester mitschleppen möchtest, brauchst du mehr Nightliner, mehr Crew, du brauchst mehr alles. Das ist allein schon ein Logistik- und Kostenfaktor, der im Rahmen einer Tour nicht funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, daß wir sowas mal Festivalmäßig angehen, wobei es noch keinen konkreten Zeitplan gibt. Es wäre natürlich spannend; speziell wenn das Orchesteralbum draußen ist, bietet sich sowas natürlich an.“
Wie und wann es damit weitergeht, lest ihr im unteren Abschnitt zu den Zukunftsplänen.
Memories Of A Time To Come
Braucht man eigentlich eine Best Of Compilation, wenn man doch alle Klassiker im Original im Regal stehen hat? Eigentlich überflüssig denke ich mir und lasse die auf 3 CD´s verteilte Perle jahrelang links liegen. So ganz außen vor für dieses Special möchte ich es aber nicht lassen, also einfach mal zur Vervollständigung kaufen und gut ist. Das Cover ist natürlich eine wahre Augenweide und die Songauswahl ist natürlich gut, aber auch zu wenig; ein Best Of BLIND GUARDIAN beinhaltet Material, mit dem man sich eigentlich problemlos mehrere Tage in seiner Kammer verschanzen kann. Die Produktion ist optimal, schließlich wurden sämtliche Stücke nochmal einer Frischzellenkur unterzogen und neu remastered. Bei `Valhalla`und `And Then There Was Silence` horcht man auf, denn sie wurden auch neu arrangiert. Gleiches gilt für den `Bard´s Song- In The Forest`, der jetzt die Brücke zwischen Klassik und Mittelalter schlägt. Den Vogel abgeschossen hat man mit `The Bard´s Song – The Hobbit`, ein meiner Meinung nach viel zu unterbewerteter Song. Auch hier wurde komplett neu aufgenommen und alleine das Doublebassgewitter zu Beginn lässt mich schnell die Boxen quälen. Alleine dafür lohnt sich der Kauf schon! Auf der dritten CD befinden sich Demotracks aus den Tagen von Lucfer´s Heritage, was die Sache abrundet. Pflichtkauf ist hier Ansichtssache, aber zur Vervollständigung der Sammlung sollte man es sich gönnen. Außerdem ist es interessant, die alten Schätzchen mal mit neuer Produktion zu hören.
Die Zwerge
Mit `Sacred Worlds`, aus dem Computerspiel Sacred 2, wurde die Gaming- und Nerdgemeinde beglückt. Wer Ende 2016 die Computerspieladaption „Die Zwerge“, angelehnt an der Buchreihe vom Autor Markus Heitz, gespielt hat, wird während des Abspanns mit einer schönen Überraschung konfrontiert, denn die Barden haben erneut einen Song zu einem Spiel beigesteuert. „Beigesteuert ist so nicht ganz richtig, weil der Song nicht von uns ist. Das Produktionsteam hat uns damals im Studio besucht und uns ihr Projekt vorgestellt. Wir konnten schon in frühen Alpha Versionen reinspielen, um halt einen Eindruck zu kriegen und wir wurden dann auch gefragt ob wir Bock hätten, einen Song für das Spiel zu schreiben. An Bock ist es nicht gescheitert, gescheitert ist es schlicht und ergreifend an der Zeit. Ich glaube wir waren kurz vor der Endproduktion zum letzten Album und waren zeitlich so ausgebucht, daß wir keine Möglichkeit hatten, wieder in das Songwriting zu gehen und ein Stück zu schreiben. Wir haben dann angeboten, daß wir nur performen und nicht schreiben, weil wir schlicht und ergreifend keine Zeit haben. Das heißt, daß der Song nicht von uns geschrieben wurde, sondern von deren Team und Hansi hat praktisch gesungen und ich hab alle Gitarren gemacht. Es sind also auch nicht komplett BLIND GUARDIAN involviert gewesen, sondern nur Hansi und ich. Im Endeffekt hat es sehr großen Spaß gemacht und es ist eine sehr spannende Erfahrung, mit Leuten zusammen zu arbeiten, mit denen du noch nie etwas gemacht hast und die du auch nicht kennst. Innerhalb der Band kennen wir uns alle in und auswendig. Wir machen das schon seit 30 Jahren und auch Frederik ist schon seit 12, 13 Jahren dabei. Bei uns ist es ein blindes Verständnis, ein blindes Zusammenarbeiten, das einfach läuft. Wenn du dann auf einmal mit Leuten zusammenarbeitest, die du nicht kennst und die eine andere Arbeitsweise haben, und von mir aus auch noch aus einem ganz anderen Lager kommen, kann das sehr interessant sein und macht auch enorm viel Spaß. Wir haben damals die Demos bekommen und Hansi und ich haben dann etwas umarangiert, den Kram eingespielt und es ist schön geworden. Ich muss aber betonen, daß es keine BLIND GUARDIAN Nummer ist. Das wird immer wieder fälschlicherweise gesagt, wenn man im Netz schaut; dann stellen sich die Leute die Frage, warum wir diese Nummer nicht aufs Album gepackt haben oder warum wir das Stück nicht live spielen. Es ist schlichtweg nicht unser Song.Wir haben nicht komponiert, sondern nur arangiert“ Eigentlich sehr schade, denn der Song ist gut geworden. Bleibt die Frage, ob er wirklich niemals live gespielt werden wird. „Unwahrscheinlich. Man soll ja niemals nie sagen; wir haben in unseren früheren Jahren ja auch mal Coverversionen gespielt, die wir rausgebracht haben, weil wir da Bock drauf hatten. Ich würde es jetzt nicht pauschal ausschließen, daß das jemals passieren könnte, aber ich würde auch keine all zu großen Erwartungen darauf setzen. Wenn wir jetzt damit anfangen würden, fremde Nummern in unsere ohnehin volle Setlist rein zu setzen, würden wir Probleme bekommen. Wir spielen bereits im Schnitt zweieinhalb Stunden und du bekommst trotzdem nur 18 Nummern unter.“
Gaming Corner- ein Nerdgespräch
BLIND GUARDIAN haben viele Einflüsse; Herr der Ringe, Stephen King und König Artus sind nur einige Gebiete, aus denen Songs entstanden sind. Zusätzlich zu Büchern und Filmen gesellt sich noch eine andere Leidenschaft. Marcus ist ein Fan von Computerspielen, womit er bei mir offene Türen einrennt. Ab dieser Stelle ein kurzes Wort der Warnung: wer mit Spielen nicht anfangen kann, sollte nun zum nächsten Abschnitt skippen. Auf geht’s in den Spielewahnsinn:
MI: Welche Spiele zockst du zur Zeit?
Marcus: „In den letzten 12 Jahren war sehr viel World Of Warcraft am Start (lacht); im Moment spiele ich sehr gerne und oft „Zelda- Breath Of The Wild“ auf der Switch. Diablo 3 spiele, aber ich muss zugeben, daß ich das nicht so spiele, wie ich damals Diablo 2 gespielt habe. Den Suchtfaktor fand ich bei 2 einfach höher als bei 3. Ist zwar ein gutes Spiel, hat mich allerdings nicht so motiviert, wie es bei Teil 2 der Fall war. Das Tombraider Reboot fand ich auch sehr gut; ich hab mir auch schon die Fortsetzung davon gekauft, aber noch nicht angefangen. Resident Evil fand ich auch immer großartig. Da habe ich letztens mit Teil 7 angefangen, wobei das non plus Ultra für mich immer noch Teil 4 ist. Ich zocke alles quer durch den Garten, wobei es leider einige Spiele in der Art nicht mehr gibt. Beispielsweise „The Secret Of Monkey Island“ von Lucas Arts und alte Rollenspiele.“
MI: Man kann sich die alten Schätzchen noch über GOG (Good Old Games) für aktuelle Rechner kaufen.
Marcus: „Ich hab noch die ganzen alten Originale hier im Schrank stehen. Aber die Art von Spielen vermisse ich irgendwie. Es war mal das Ding und ist irgendwann aus irgendeinem Grund ausgestorben. Eine Zeit lang habe ich auch Shooter und Strategiespiele gespielt, worauf ich halt gerade Bock hatte.“
MI: Was ist mit Elex, dem neuen Spiel von Piranhya Bytes (Den Machern von Gothic)?
Marcus: „Piranhya Bytes kenn ich, wie heißt das Spiel?“
MI: Elex. Ist eine Mischung aus Science Fiction und Fantasy; man spielt erneut einen Helden, der sich von ganz unten nach oben kämpfen muss. Es hat genau den Ruhrpott Flair von damals; harte Spielwelt, unzählige Quests und humorvolle Dialoge. Keine Grafikhure vor dem herrn, aber die Atmosphäre ist sehr geil. Du hast erwähnt, daß due Resdient Evil Fan bist. Wie schaut´s dann bei dir mit The Evil Within 2 aus?
Marcus: „Den ersten hab ich auch auf den Rechner, aber noch nicht gespielt. Den zweiten hab ich gekauft, aber installiere ich erst, wenn ich den ersten durch habe. Ich erwarte hier großartiges, denn Trailer und Bilder haben mir sehr gut gefallen.“
An dieser Stelle bremsen wir uns beide zu dem Thema, da es ansonsten ein reines Gaming Special werden würde. Es geht weiter mit BLIND GUARDIAN.
Beyond The Red Mirror
Neues Album, neue Wege, oder doch wieder ein Schritt zurück in die glorreiche Vergangenheit? Nach mehrmaligem Hören hat das Album für mich eine sehr persönliche Botschaft an Bord: Schluss mit Nostalgie und ran ans Erwachsen werden!
Mit „Beyond The Red Mirror“ halten sich BLIND GUARDIAN auch selbst den Spiegel vors Gesicht, mit allen Facetten, Narben und einem zeitlosen Blick in den Augen. Obwohl dieses Mal auf vielen Baustellen mehr und intensiver gearbeitet wurde, hat man sich auch den kleinen Dingen mit viel Liebe gewidmet. Das beginnt beim opulenten Gesamteindruck (das Album beim ersten Durchhören verarbeiten? Vergesst es!), geht über bereits bekannte (und doch intensiv spürbare) Gitarrenduelle, bis hin zu den gänsehautartigen Gesangspassagen, die (man mag es kaum glauben) wirklich noch intensiviert werden konnten. Das Album ist eine Reise, die man mit jedem Durchlauf neu und intensiver erleben kann.
Bereits der orchestrale Opener entlädt seine gesamte Urgewalt in den Boxen. Dabei zeigen die Barden auch den Mut, mittels moderner Effekten die Brücke zwischen old school Fans und modernen Fans zu spannen. Die Selbstverständlichkeit, mit der dies gelingt, ist dabei genauso beachtlich wie die Tatsache, das 9 minütige Ungetüm bereits zu Beginn abzufeuern.Die Singleauskopllung `Twilight Of The Gods` kommt direkt auf den Punkt, während sich mit `Prophecies` der erste Song ins Langzeitgedächtnis schmilzt; mal im Ernst, wer hier nicht genauso glücklich grinst, wie beim ersten Durchlauf der „Nightfall…“ muss definitiv zum Ohrenarzt. Einprägsame Gitarrenschlangen, treibendes Drumming und Gesanglinien, die tiefer in den Spiegel zerren. Dreckige Riffs und opulente Orchesterpassagen vereinen sich in `At The Edge Of Time` und gehen den Weg des Vorgängeralbums imposant weiter. `Ashes Of Eternity` knurrt bösartig aus den Boxen, kratzt am Trommelfell entlang, ehe es sich wieder (unberechenbar) versöhnlich dem Hörer anbietet. Mit `Distant Memories` fühlte ich mich im Verstand eines Königs gefangen, ehe mich Gänsehautwellen tiefer in den Spiegel zerrten. Episch und gleichzeitig Aushängeschild für den Weg, den die Krefelder eingeschlagen haben. Sie experimentierten und webten ihre alten Tugenden mit ein, was hier sehr gut zur Geltung kommt.
Macht das Licht an, stellt das Bier weg, denn spätestens mit ´The Holy Grail` war´s das mit dem Grübeln, was man über die neue Platte denken soll. Der Song killt, treibt die Lautsprecher an ihre Grenzen und lässt mich beten, dass dieser Song live gespielt wird und tausende Kehlen den Refrain mittragen! Ein Schlachtfeld entsteht schnell vorm geistigen Auge und schmiedet sämtliche Gefühle, die bei Manowar oder Bathory je aufgekommen sind, in einen Song. Keine Schnell-ins-Ohr-Killer? Ich verneige mich ehrfürchtig vor dieser Antwort zum eigenen „Mirror Mirror“ und anderen Klassikern. Das Stakkato Gewitter flirtet mit dem Orchester unter dem Banner `The Throne`, ehe `Sacred Mind` wieder Geschwindigkeit auf dem Programm steht. Mit der Ballade `Miracle Machine`haben es die Barden geschafft, ihren Namen neben Legenden wie Queen einzumeißeln. Hansis Stimme geht direkt unter die Haut, das Klavier erschafft eine nachdenkliche (jedoch nicht melancholische) Stimmung und der Wunsch nach einem Wunder keimt schnell in einem selbst auf. Diese Nummer lief beim Test einen halben Tag in Endlosschleife, ohne eine Spur seiner Magie zu verlieren. `Grand Parade` strotzt vor dem Perfektionismus, der hier an den Tag gelegt wurde, um eine kraftvolle Symbiose aus Klassik und Metal zu erschaffen. Wer `Sacred` mochte, wird diesen Song lieben und selbst die Black Metal Fraktion dürfte sich hier an einige Sternstunden wie alte Dimmu Borgir erinnert fühlen, ehe mit dem Bonussong (in dem limitierten Buch)`Doom`die Reise unter „We will Remember“ Rufen und herrlichen Gitarrenläufen endet.
Statt Erinnerungen hinterher zu hängen, führt dieses Album das fort, was bei der „Imaginations“ endete. Dabei bedient man sich der Erfahrungen der letzten Jahre und erschafft ein Album mit einem Charakter, der mir ehrlich gesagt in den letzten Jahren etwas gefehlt hat. Wer sich die volle Dröhnung gönnen möchte, sollte sich die Buchedition gönnen, auf der die Atmosphäre des Albums mit den gelungenen Zeichnungen von Felipe Machado Franco perfekt eingefangen wurde. Als BLIND GUARDIAN Fan ist man erwachsen geworden und verdient auch ein reifes und gleichzeitig kraftvolles Album. Ich habe das Album noch nicht bis in den letzten Winkel ergründet, aber gerade diese Tatsache rundet den Gesamteindruck ab. Die Reise endet und beginnt mit jedem neuen Hören…
Zukunftspläne
Wir schreiben das Jahr 2017. Die Wächter haben das Ende ihrer Tour angekündigt und begeben sich nun in ihr Studio, um ihr neues Album aufzunehmen. Die Gerüchte verdichten sich, daß es dieses Mal das lang angekündigte Orchester Album werden wird. „Ja, das Orchester Album wird es geben, tatsächlich. Die Live Abstinenz würde es auch geben, wenn wir nicht mit dem Orchester arbeiten würden. Wir arbeiten immer in diesen Zyklen; wenn ein Album rauskommt gehen wir auf Tour, schreiben in der Zeit auch nicht wirklich neue Stücke, weil wir das nicht können. Wir brauchen den Abstand. Wenn wir auf Tour komponieren würden, würde das neue Zeugs genauso klingen, was wir live auch spielen, weil das ist automatisch die Musik, die du den ganzen Tag auch hörst. Das würde automatisch zu Wiederholungen führen und da haben wir keinen Bock drauf. Deshalb splitten wir das in eine Tour- und Songwritingphase. Jetzt sind wir halt in der Sogwritingphase; wir waren jetzt zweieinhalb Jahre auf Tour und irgendwann muss auch mal gut sein (lacht) . Irgendwann schläft man auch gerne wieder zuhause und sieht seine Familie. Wir haben jetzt mit dem Songwriting für das nächste, reguläre Album begonnen, aber auch das legendäre Orchester Album wird jetzt endgültig fertig gestellt. Das heißt, Hansi muss jetzt eine ganze Menge singen. Ursprünglich sollte das während der Tourpausen passieren, aber den Plan mussten wir relativ schnell verwerfen, weil der Touralltag viel zu anstrengend für Hansis Stimme ist. Wenn du also mal eine 2 Wochen Pause zwischen einer Europa- und einer Amerikatour hast, ist deine Stimme nicht wirklich fit für eine Studioaufnahme. Es macht hier auch keinen Sinn irgendwas zu erzwingen, denn das würde bedeuten, daß die Studioaufnahmen vielleicht mit viel Geprügel funktioniert und danach ist seine Stimme durch und hält die nächsten Konzerte nicht mehr durch. Das ist Blödsinn; ein Sänger braucht, wie jeder andere Musiker auch, definitiv zwischen den sehr anstrengenden Tourblöcken seine Pausen. Hansi kann also jetzt in aller Ruhe alles einsingen und dann können wir mixen und mastern und dann kommt das Album tatsächlich auf den Markt.“
Die klare Trennung von Tour und Albumphase hat bisher immer Früchte getragen. Hinzukommt eine innovative Idee, mit der man sich (und den Fans) Abwechslung auf den Konzerten gönnt. „Wir geben uns schon ein wenig Mühe. Wir spielen am Abend um die 18 Stücke, haben aber für die Tour so um die 45 Stücke geprobt. Jedes Stück wird auch im Rahmen der Tour gespielt, weil sich jeden Tag zwei bis vier Nummern im Vergleich zum Vortag ändern. Dadurch konnten wir natürlich auch aus einem großen Fundus schöpfen, den wir für das Live Album gebraucht haben. Zusätzlich kommen die Leute auch zu mehr, als nur zu einer Show; sie haben also eine Garantie, daß sie unterschiedliche Sets sehen. Außerdem ist es für uns auch wichtig, denn wenn du zweienhalb Jahre auf Tor bist und immer die gleichen 18 Stücke spielst, drehst du irgendwann durch. Das mündet dann in eine tödlich, langweilige Routine, was wir logischerweise auf gar keinen Fall wollen. Es soll auch für uns spannend und vor allem spaßig bleiben.“
Das Warten auf das nächste Album dauert bekanntlich länger. Vorher gibt es einen Appetizer, der aber noch lange nichts über das gesamte Album aussagt.
„Das wird bei uns nie möglich sein, weil wir stilistisch sehr breit aufgestellt sind. Ich habe mal eine interessante Diskussion mitverfolgt, wobei man versucht hat, unseren Stil zu nennen. Es wurde von Speed-, über Power- bis zum Progressive Metal alles genannt und alles stimmt. (außer Black Metal bei Lucifer´s Heritage). Das ist auch ein Grund, warum wir die Einstellung nicht mögen, denn wenn wir uns auf einen Stil beschränken würden, dürften wir ja nichts anderes machen. Dieses Schubladendenken engt dich nur ein und deshalb interessiert uns das auch nicht; wenn wir eine Idee gut finden und sie zu uns passt, dann machen wir das, worauf wir Bock haben. Schnell, hart, langsam, episch ist völlig egal; solange es uns gefällt und es nach BLIND GUARDIAN klingt, ist alles gut. Deshalb kann ein Appetizer in Form einer Maxi oder eines einzelnen Songs nur einen Teilaspekt beleuchten, was auf dem Album ist. Gerade das macht aber für mich auch den Reiz aus, weil es immer etwas neues zu entdecken gibt.“
And The Story Ends…
Wir sind am Ende einer langen Reise angekommen. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an jene, die sich bis zu dieser Stelle durchgekämpft haben. Am Ende stellen wir Marcus eine Frage, deren Antwort besonders jungen, aufstrebenden Bands Mut machen dürfte:Seit wann macht ihr das eigentlich hauptberuflich? „Seit Anfang an; wir haben den Plattenvertrag unterschrieben, da war ich noch in der Schule. Wir haben vom Timing Glück gehabt, denn ich hab die Schule abgeschlossen, als die „Follow The Blind“ gerade draußen war. Danach kam der Zivildienst für mich und Andre und im Anschluss haben wir die „Tales“ rausgebracht und ab da haben wir davon gelebt. Keiner der Band hat jemals etwas anderes gemacht; wir haben seit dem ersten Tag an das erklärte Ziel gehabt „Das ist es, was wir machen wollen“ und wir haben auch immer daran gezogen. Wir haben jeden Tag geprobt, außer manchmal Sonntags, wenn wir am Samstag zu viel gesoffen hatten (lacht). Im Normalfall standen wir jeden Tag im Proberaum und haben versucht uns als Musiker und Songwriter zu verbessern. Wir haben alles Geld, was wir bekommen haben, in unsere Musik investiert; sei es in Instrumente, Studioequipment usw. Wir haben sehr früh angefangen uns Studioequipment zu kaufen. Irgendwann haben wir den Schritt gemacht, uns unser eigenes Studio zu bauen, in dem wir unsere Platten aufnehmen. Wir haben immer daran gezogen und es gab auch nie einen Plan B. Sowas lenkt dich nur ab und für uns war ganz klar „Das ist das, was wir beruflich machen werden“. Unser Ziel war es, daß wir professionell Musik machen, Alben aufnehmen und touren. Das war unsere klare Vision und in unseren Köpfen gab es auch nie eine Alternative dazu. Es gab auch nie die Möglichkeit, daß das nicht klappen könnte, denn wir wollten es ja. (lacht) Also haben wir es umgesetzt.“
Zu Guter Letzt hat Marcus noch einige abschließenden Worte für die Fans, die sich nun in Geduld auf das kommende Album üben müssen:
„Glückwunsch dazu das ihr BLIND GUARDIAN hört, ist die richtige Entscheidung (lacht) Vielen, vielen Dank für 30 jahre Support und auch an alle, die später eingestiegen sind. Wir hatten einen Mega Spaß auf der letzten Tour, das hört man glaube ich wohl dem Live Album an. Wir sind jetzt in der Songwriting Phase, die Tour danach kommt bestimmt und dann geht alles von vorne los und wir freuen uns schon darauf. Dauert ein bisschen, als bitte etwas Geduld haben, im Endeffekt wird es sich hoffentlich lohnen. Nächste Tour kommt garantiert und dann können wir hoffentlich wieder zusammen feiern.“
Sebastian Radu Groß
W.A.S.P. OBERHAUSEN
W.A.S.P. Freitagabend in Oberhausen – Turbinenhalle 2 ist angesagt um W.A.S.P. ’s 25-jähriges „Crimson Idol“ Jubiläum zu verfolgen. Ausverkauftes Haus!
RAIN aus Italien machen den Opener. Knapp 30 Minuten müssen reichen um das Publikum von sich zu überzeugen und natürlich die Stimmung für WASP anzuheizen. Klappt sehr gut, wie ich finde. Die fünf Jungs geben gut Gas und servieren modernen Heavy Rock. Ein Interview mit Amos (Guitar/Vocals) an anderer Stelle.
Dann heißt es erstmal warten, lange warten… Drei Videoleinwände rechts und links und eine größere über dem Drumset. Licht aus und `The Titanic Overture` erklingt, die Bühne ist stimmungsvoll in Rot ausgeleuchtet, auf den Screens laufen dazu passende Szenen des ursprünglich geplanten Konzeptfilms. Action! Doch was passiert? Man hört nur die Drums und sonst nichts. Nach ca. vier Minuten zieht Blackie die Reißleine und verlässt unter verdutzen Blicken mit der gesamten Band die Bühne.
Ende oder was? Es wird lautstark im Publikum diskutiert, es fallen natürlich die Worte „Diva“ . Ca. 10 Minuten vergehen bis alle wieder auf ihren Posten stehen und es nochmal von vorne losgeht, jetzt stimmt auch der Sound.
Da es sich um das Konzeptalbum „Crimson Idol“ handelt, war von vornehinein klar, dass man nicht viel an Action oder Publikum Interaktion erwarten kann. Zwischen den Songs steht Blackie meist mit dem Rücken zum Publikum und der Erzähler hat das Wort.
Richtig Stimmung kommt dann bei `Chainsaw Charlie` auf. Ca. 1800 Fans singen den Chorus `Murders In The New Morgue` mit – Herrlich!
`I m One`, `The Idol` und die herzzerreißende Ballade `Hold On The My Heart` halten die Stimmung. Nach gut einer Stunde ist das erste Set vorbei. Nun folgt also das Best of Set, aber wieder heißt es warten. Egal, Bier holen, Toilette, usw.
Ohne in ein konzeptionelles Korsett geschnürt legt man furios mit `Love Machine´ los. Endlich was los auf der Bühne und Blackie nimmt Kontakt zum Publikum auf. Auf den Leinwänden laufen die passenden Videoclips. Mit ordentlich Spass geht es mit `Wild Child` weiter – Nostalgie pur!
Mit `Golgotha` folgt meiner Meinung nach der falsche Song, er killt kurzfristig die Stimmung. Ich hätte mir noch 1 – 2 Songs vom Debüt gewünscht. Als im Anschluß `I Wanna Be` gespielt wurde sind aber alle wieder glücklich.
Fazit: Gute Vorband, gut umgesetztes Konzept von „Crimson Idol“, allerdings zu kurze Zugaben.
Schön war es trotzdem!
Peter
END OF GREEN – Void Estate Tour / Knust Hamburg
Es war Samstag. Es war der 11.11.2017. Der Norden hat ja mit Karneval so gar nichts am Hut. Von daher ziehen wir doch lieber auf den Hamburger Dom oder genießen einfach ein gutes Konzert. So tat ich es ! Metal Impressions schickte mich zum End of Green Konzert, was für mich als absoluter End of Green Fan natürlich der Hammer war und ein Muss – trotz einer sich ankündigenden Grippe. Das war egal. END OF GREEN feiern in diesem Jahr 25jähriges Bandbestehen und da durfte man nicht fehlen und ich schon gar nicht. Also: Schnell das „Michelle Darkness Make Up“ aufgelegt und ab ging es ins Knust nach Hamburg.
Der Abend sollte ohne Supportband stattfinden, was aber nicht wirklich schlimm war. So war man gleich beim Hauptact. Die Uhr schlug 20:15 Uhr und Sad Sir und Lusiffer eroberten als erste die Bühne. Hampez und Kerker folgten und dann kam Mr. Darkness. Ein kurzes trockenes „Hallo Hamburg“ und ab ging die Fahrt. Was nun folgte (inkl. Zugaben) waren zwei Stunden Zeitreise End of Green. Einiges vom neuen Void Estate Album, aber auch sehr vieles von den Vorgängeralben.
Es war das vorletzte Konzert der Tour und trotz dessen, dass Hampez grippal angeschlagen war und auch Michelles Bandscheibe – so erfuhr ich zuvor aus einem Online-Interview – etwas die Tour störte, war dieses Konzert im Hamburger Knust (hier passte
einfach auch die Location) ein absolutes Highlight. Einige Fans, die ich traf berichteten, dass sie Urlaub genommen hätten und mehrere Konzerte dieser Tour besuchten. Ein Mädel erzählte, es sei nun ihr zwanzigstes END OF GREEN Konzert. Die junge Dame bekam sogar von Mr. Darkness eine weiße Lilie während des Konzertes zugeworfen.
Eine absolut auf dem Boden gebliebene Truppe aus dem Schwaben-Ländle. Mit einer Mischung aus Spaß, Coolness und Gefühl, aber auch fetzendem Rock bewegten die 5 Musiker das Hamburger Publikum. Schaute ich mich um, so sah ich überall zufriedene Gesichter. Die Stimme von Micha Huber alias Michelle Darkness muss man gehört haben. Live noch um ein Vielfaches besser als auf den Alben. Die Mädels starrten alle verliebt und wogen ihre Köpfe hin und her und auch mich packte die Gänsehaut. Als Michelle noch des Hamburgers Helden Udo aus dem guten alten Atlantik imitierte, hatte er das Publikum erobert. Immer wieder kleine trockende Späßchen während des Konzertes, immer wieder eine Zigarette „on stage“ wie Helmut Schmidt, das war das was diesen Abend ausmachte. Die Setlist startete mit `Melancholic´ und zieht sich mit `Cure my pain´, `Evergreen´ über `Crossroads´, `My crying veins´ `Dark Side of the sun´ uvm. Für mich der absolut bewegendste Song dieses Abends `Death in veins´, der in den Johnny Cash Klassiker `Hurts´ final überging. Hier spätestens dachte man sich: „Bitte lass diesen Abend niemals enden“.
Und er endete auch (noch) nicht. Die Stuttgarter versprachen Autogramme am Merchandise-Stand und nebenher startete die Aftershow-Party mit guter DJ-Musik. Wir wurden am Merchstand von Sad Sir super nett begrüßt und meine Begleitung bekam ihre Autogramme und ihre Fotos zusammen mit Sad Sir und Michelle. Was konnte diesen Abend perfekter machen. Noch einen Kaffee trinkend, beobachtete ich zufrieden das Treiben um den Merch-Stand und um die wirklich nette Truppe, die jedem Fan auch noch die Hand reichte.
Wie ich später hörte, legte dann Mr. Darkness auch noch selbst auf und machte den Hamburgern den DJ. Zu diesem Zeitpunkt war ich allerdings nicht mehr vor Ort.
Zusammenfassen möchte ich dieses Konzert von END OF GREEN mit den Worten einer Besucherin, die ich fragte, wie ihr der denn Abend gefallen hat:
„End of Green zu hören und zu erleben ist wie warmer Honig, der langsam über deinen Körper und deine Seele gleitet“
Besser hätte man es nicht in Worte fassen können.
Ich danke End of Green für den tollen Abend in Hamburg, wünsche „Gute Besserung“ und freue mich auf ein Wiedersehen irgendwo im Nirgendwo.
/ Stefanie
REVIEW: ELVENKING
Secrets of the Magick Grimoire
Auf ihrem neunten Album “Secrets Of The Magick Grimoire” setzt sich die italienischen Folk-Power-Band ELVENKING die Messlatte sehr hoch. Back to the roots war der Anspruch der seit 1997 aktiven Band, die seit 2000 bei AFM Records unter Vertrag sind. Seit dem touren ELVENKING durch die Lande, veröffentlichen ein gute Platte nach der anderen und haben sich unter den führenden europäischen Bands etabliert. Für die Aufnahmen von “Secrets Of The Magick Grimoire”wurde die Band von Snowy Shaw (Dream Evil, King Diamond, Memento Mori) ins Studio begleitet,der als Gastvocalist auf “At The Court Of The Wild Hunt” auftritt, während Angus Norder (Sänger von Witchery und Nekrokraft) die Growls für 4 Songs beisteuert. Gemixt und Gemastert wurde das Album von dem italienischen Ausnahme Gitarristen Simone Mularoni (DGM, Empyrios)
Der Opener `Invoking The Badland Spirit` ,auch als Video auf YouTube erhältlich, geht nach einem kurzen Intro in die vollen. Starke Gitarrenarbeit gespickt mit coolen Breaks, arbeiten sich weiter in Richtung Mittelpart; der besser nicht sein kann. Abwechselnde Gitarrensoli, begleitet von einem sehr gut in Szene gesetzten Chor, so muss Folk Power Metal klingen.`Draugens Maelstrom` wir von einer Gitarrenmelodie mit thighten Drumming eröffnet, geht über in eine leicht Progi Strophe mit fetten Bass Sound in den Refrain, der Song ist ein absoluter Hit auf einer musikalischen Reise durch das Land von ELVENKING.
Es folgt `The One We Shall Fallow` mit einigen Folk Elementen, guten Breaks und einem Refrain mit hohen Wiedererkennungswert. Mit `The Horned Ghost And The Scorer` folgt ein weiterer Song mit ELVENKING typischen Folk Intro und Mittelpart und einem starken Refrain der sich direkt in die Hirnrinde fest brennt und sie nicht mehr los lässt. `A Grain Of Truth` wird untermauert mit Growls von Angus Norder und dem starken Gesang von Damna, einem epischen Mittelpart und schönen weiblichen Gesang alles perfekt ins Licht gerückt. Die Detailverliebtheit, die ELVENKING an den Tag legen, macht alle Stücke über gängige Halbwertszeiten hinaus zu einem packenden Thriller von einem Album.
Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt und ELVENKING haben ein sehr gelungenes Werk mit echten Killer Hymnen geschaffen. Mit dem aktuellen Album konnte sich die Band noch mal steigern und besinnt sich zu ihren Wurzeln. Abwechslung, Melodie und starke Hooklines werden auf dem neuen Release von ELVENKING groß geschrieben. Zweifellos ist dies die bisher epischste und aufwendigste Veröffentlichung von der italienischen Band. ELVENKING haben mit „Secrets Of The Magick Grinmore“ den Folk Power Metal Olymp erklommen und sind zu einer internationalen Größe herangewachsen. Andere Bands des Genres werden sich an “Secrets Of The Magick Grimoire” messen müssen. Eine absolute Kaufempfehlung für alle Folk Power Metal Fans und solche die es werden sollte.
Stormrider
6 / 6 Punkten















