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Archive for the ‘CD-Reviews’ Category

LANTLOS – “AGAPE”

Posted by Radu On November - 8 - 2011

Lantlos Agape CoverLANTLOS – „Agape“

Es gibt legendĂ€re Scheiben, Arschbomben und dann noch Alben, an denen sich so mancher Schreiberling die ZĂ€hne ausbeißt, um sie gescheit beschreiben zu können. Zur letzteren Kategorie zĂ€hlt der aktuelle Output von LANTLOS.

Nach einem rauschenden Intro schreiten die Herren zur Tat und lassen eine extrem zĂ€hflĂŒssige, doomartige Walze aus den Boxen rollen. Gerade bei lĂ€ngeren Hinhören bekomme ich Mitleid und will den Silberling mit einem Druck auf die Stop Taste erlösen, bis der Song in einen jazzigen, cleanen Part fließt. Dieser entfaltet sich dann wiederum in einen alles umfassenden Trauerbrocken, der am Ende ausfaded. Begleitet vom verzweifelten KrĂ€chzen treibt dieser Song die pure Melancholie in den Gehörgang.

Weiter gehtÂŽs mit einer wuchtigen Packung rumpeligem Schwarzmetall, dass stimmungsvoll ĂŒber den Hörer hinein kracht. Straight, nachvollziehbar und roh, bevor es auch hier in einen ruhigen Jazzbereich reingeht. Der Song entfaltet sich zum Ende hin noch einmal in seiner ganzen Pracht und Aggression und zieht dabei eine Packung von GefĂŒhlen mit sich, die jeder Hörer wohl fĂŒr sich selbst entdecken muss.

Auch im weiteren Verlauf kommt man hier in den Genuss von Überraschungsmomenten, schleppenden Doomwalzen, Jazzparts und Midtempo Metal. Besonders hervorheben muss man hier die die stimme von Neige (ALCEST), der hier sowohl clean als auch krĂ€chzend einen guten, wenn aber leider auch zu seltenen Job gemacht hat. Insgesamt wirken die Songs teilweise arg in die LĂ€nge gezogen und bestehen eher aus instrumentalen Parts, denn aus gesanglichen. In einigen Momenten hat man das GefĂŒhl, eher eine GerĂ€uschkulisse, als ein Album zu hören. Stimmungstechnisch wird hier die volle Bandbreite zwischen Melancholie, Nachdenklichkeit, dĂŒsterer KneipenatmosphĂ€re und Aggression gefahren.

Insgesamt bescheren uns die Herren einen recht sperrigen Longplayer, bei dem sie zwar auf EigenstĂ€ndigkeit gesetzt haben, der fĂŒr meinen Geschmack leider teilweise in Langeweile abdriftet, weil es mir zu viele jazzige Parts gibt. Einige Zuhörer werden es bestimmt mögen, fĂŒr mich zieht es sich dadurch leider in die LĂ€nge.

Fazit: Ein sperriges, aber auch durchdachtes Album ist „Agape“ geworden, das sowohl fĂŒr nachdenkliche GemĂŒter, als auch fĂŒr erstaunte Hörer sorgen wird. Gerade im Langzeitbereich gibt es hier einiges zu entdecken, auch wenn es meiner Meinung zu einer JazzĂŒberdosis gekommen ist. Auf jeden Fall sollten Freunde des Erstlings ein Ohr riskieren, da Prophecy das Album in drei verschiedenen Versionen raus gebracht hat, was die Fans zum Jubeln bringen könnte.

4/6 Punkten
Radu

DYING HUMANITY – REVIEW

Posted by Radu On November - 7 - 2011

DYING HUMANITY – „Living On The Razor®s Edge“

Seit 2006 knĂŒppelt sich die Formation aus Annaberg-Buchholz durch die Death Metal Szene und lieferte bereits zwei amtliche Alben ab. Ganz frisch aus dem Proberaum erschallt nun ihr erstes Konzeptalbum mit der Geschichte einer jungen Frau, die das gesamte negative Spektrum dieser Welt erfĂ€hrt; Drogen, Heuchlerei, Gewalt, Verrat und Missbrauch werden hier textlich und musikalisch dargeboten. Dabei ist die Botschaft klar: zu viel GleichgĂŒltigkeit bei den Schattenseiten des Lebens durch die Gesellschaft, in denen der Horror vor der HaustĂŒr normal geworden ist.

Musikalisch gibtÂŽs hier keine langen AufwĂ€rmĂŒbungen. Unmittelbar nachdem ich den Wiedergabeknopf gedrĂŒckt habe, knallt mir auch sofort die brachiale Urgewalt der Jungs entgegen. Mitten im Blastbeatgewitter duellieren sich zwei Gitarren, wie man es sonst nur auf Schwedentodrillen gewohnt ist. Die Stimme röchelt ordentlich vor sich hin und gelegentlich schaut auch Dr. Grind vorbei, um uns sofort eine gehörige Packung Dauermoshen zu verschreiben.

In genau den richtigen Momenten nehmen DYING HUMANITY den Fuß vom Gas und streuen erstmal einige Akustikparts ein, was nicht nur der Abwechslung, sondern der AtmosphĂ€re verdammt gut tut. Der Hörer wird auch nicht brutal wieder in die KnĂŒppelorgie zurĂŒckgerissen, sondern behutsam mit guten ÜbergĂ€ngen wieder in BrĂŒll- und Grunzstimmung versetzt. Die Produktion rundet das Gesamtergebnis nur noch ab.

Fazit: Saugeile Scheibe, mit einer ordentlichen Packung Arsch- voll und dem gewissen Direkt-in-die-Fresse Flair. Auch die melodischen Momente sind einfach nur noch genial geworden. Obwohl es eine richtig geile Scheibe ist, glaube ich ist noch ein wenig mehr, was die Jungs noch rausholen können. Diese Scheibe sollte aber auf jeden Fall jeder KnĂŒppelfan mal angetestet haben!

5,5/6 Punkten

Radu

MY BLACK LIGHT REVIEW

Posted by Radu On November - 7 - 2011

MY BLACK LIGHT – „Human Maze“

Das Cover spricht schon BĂ€nde fĂŒr sich, ein weiterer Gothic/Rock Klon wurde eingezimmert, um auf die schwarze Masse losgelassen zu werden. Die Italiener bescheren uns mit ihrem DebĂŒt einen ordentlich zusammen gemischten Cocktail von female fronted Metal Bands, aber wie hört sich das ĂŒber ein ganzes Album verteilt an?

Eins vorweg: ĂŒberraschend gut! Sofern man hier eine billige Kopie von bereits bekannten Bands erwartet, wird hier zum GlĂŒck enttĂ€uscht, denn man ist hier mit viel Liebe und Abwechslung ans Werk gegangen. So geben sich hier progressive Gitarrenlinien mit prĂ€gnanten Keyboardparts die Klinke in die Hand. Ein leichter Einschlag Gothic Sound hier, dann mal die straighte Vollbedienung (inklusive fetter Doublebass Attacke) da und als KĂŒr eine charismatische Frauenstimme, die gelegentlich mit einer Growlstimme flirtet. Beim Songwriting ist zwar noch jede Menge Luft nach oben hin frei und auch die Stimme von Monica Primo stĂ¶ĂŸt teilweise an ihre Grenzen, dies schmĂ€lert aber den Gesamteindruck nicht. Gerade die Mischung von melodischen und experimentellen KlĂ€ngen ist zwar nicht neu, wird aber durch eine ordentliche HĂ€rte super ergĂ€nzt.

Kritiker werden sofort Bands wie LACUNA COIL, WITHIN TEMPTATION oder vielleicht auch NIGHTWISH an den Haaren herbeiziehen, um die QualitĂ€t einzuschrĂ€nken, aber fĂŒr ein DebĂŒt Album bewegt man sich hier auf ein erstaunlich hohes Niveau. AusbaufĂ€hig ist es allemal und man darf sich schon jetzt auf die Weiterentwicklung dieser Band freuen. Auf jeden Fall sticht das Album aus der Masse der Neuerscheinungen im schwarzen Melodiksektor hervor. Bleibt nur die Frage, ob es sich auch lĂ€ngere Zeit im Player gegen die Konkurrenz behaupten kann.

Produktionstechnisch zimmert alles gut aus den Boxen und auch das Zusammenspiel der Instrumente kommt ordentlich rĂŒber. An die Grenze stĂ¶ĂŸt das Album mit dem Cover von Tony BraxtonÂŽs „Unbreak my heart“, was der Hörer auf bei dem Gesamteindruck der Langrille zu verzeihen vermag. Der ganz große Wurf ist den schwarzen Lichtern zwar noch nicht gelungen, aber ein ordentlicher Einstand ist es allemal.

Fazit: Silberling in den Player und sofort die Vollbedienung zwischen HĂ€rte und Melodie. Die eine oder andere Kinderkrankheit ist zwar vorhanden, aber hier strebt eine hungrige Band eindeutig nach mehr.

4,5/6 Punkten

Radu

FARSOT – “Insects”

Posted by admin On November - 3 - 2011

FARSOT – „Insects“

Post Black Metal, Avantgarde Schwarzmetal oder Arschcore? Wer bei diesem Longplayer nach Schubladen sucht, kann diesen Artikel getrost ĂŒberspringen, denn hier wird etwas kredenzt, was nicht nur den Tellerrand sondern das gesamte Geschirr durcheinander bringt.

Haben FARSOT in der Vergangenheit bereits mit interessantem Material fĂŒr Aufmerksamkeit gesorgt, so gehtÂŽs auch dieses Mal einen Schritt in Richtung Weiterentwicklung. Eingebettet in eine wuchtige Produktion schwirren zunĂ€chst einige Insekten durch die Boxen (surprise, surprise), bevor das erste Gitarrenriff den Hörer packt und in die hypnotische Musikwelt von FARSOT zerrt. Dabei geht man nicht gerade zimperlich zur Sache, hat einen sehr eingĂ€ngigen Stil, der trotzdem eine ordentliche Ladung Dreck versprĂŒht. Einnehmende Riffs, bollerndes Schlagwerk und eine variable Stimme, die durch den Song geistert und ĂŒber gelegentliche Keyboardparts zu thronen vermag, so könnte man die Mischung grob beschreiben. Stimmlich wird gekeift, gesprochen und natĂŒrlich gekreischt. Die Instrumente ergĂ€nzen sich hier zu einer sauberen Einheit, wobei jedes Instrument fĂŒr das Songwriting zu Nutzen gemacht wurde. Nichts wirkt hier gekĂŒnstelt oder nur herbeigezogen, sondern hier legt man großen Wert auf Stimmigkeit.

Die Gitarren transportieren dabei Melancholie und Wut gleichermaßen, mal clean, dann wieder fordernd und melodisch. Gelegentlich Ausreisser in die KnĂŒppelrichtung sind hier selten zu finden, so bleibt man doch hier auf dem sicheren Terrain des Midtempos, was den Jungs auch sehr gut zu Gesicht steht. Beim ersten Durchlauf ist die Platte schon recht vielversprechend, aber gerade als Dauerbrenner entfaltet der Silberling seine ganze Kraft. Episch, gradlinig, dreckig und dĂŒster sind wohl die ersten Worte, die einen erstaunten Hörer als erstes einfallen.

Fazit: FARSOT sprechen hier Musikfreunde direkt an, die keine Vergleiche oder genretypische Schubladen suchen. Keine Klassifizierung, einfach nur Musik ist hier das Motto, das auch voll aufgeht. Starke Scheibe!

5/6 Punkten
Radu

ZOMBIE INC – “A Dreadful Decease”

Posted by admin On Oktober - 17 - 2011

Zombie Inc CoverZOMBIE INC – “A Dreadful Decease”

Eine weitere Old School Bombe wird auf die Menschheit losgelassen und mit dabei sind hochkarĂ€tige Namen wie Martin Schirenc (PUNGENT STENCH, HOLLENTHON), Wolfgang Rothbauer (DISBELIEF, EISBLUT, IN SLUMBER, THIRDMOON, GODHATECODE), Gerald Huber (COLLAPSE7), Daniel Lechner (THE CASCADES, ex-LACRIMAS PROFUNDERE) und Tomasz “Nefastus“ Janiszewski (BELPHEGOR, FLESHCRAWL, DEBAUCHERY). Na, schon erschlagen von den Namen? Dann solltet ihr erstmal deren Langrille hören


Wie zu erwarten wird hier nicht gerade zimperlich zu Werke gegangen, sondern eher im leicht angezogenem Midtempo um die Wette gerotzt. Dabei schrubben sie die Gitarren ein old school Riff nach dem anderen runter, das Schlagzeug schleppt sich mal bedrohlich und teilweise der ballernd durch die Boxen, der Bass peitscht sich durch die Untotenscharen und der Gesang rotzt sich durch 40 Minuten Todesblei. Klingt nach einer derben Packung Spaß, ist es auch. Die Zwischensequenzen geben auch kurz den textlichen Inhalt des Werkes wieder: was wĂ€re, wenn die ganze Welt von Zombies ĂŒberflutet werden wĂŒrde? Die musikalische Antwort zeugt nicht gerade von einer rosigen, aber metallisch rohen Zukunft.

Man hört der Langrille sichtbar an, das es sich hierbei um ein reines Spaßprojekt handelt; viele Riffs hat man bereits bei anderen Bands gehört, klischeehafte Texte und ein recht witziges Cover zeigen klar, das stumpf hier trumpf ist. Dass die Herren ihrer Instrumente zur Untotenvernichtung sehr mĂ€chtig sind hört man ihnen zwar gut an, allerdings geht ihnen nach der HĂ€lfte des Albums die Puste aus. SoundmĂ€ĂŸig gibtÂŽs hier nichts zu meckern, hat der Chef Dan Swanö (EDGE OF SANITY,NIGHTINGALE,EX-BLOODBATH) hier selbst an den Mischreglern Hand angelegt. Spaß macht die Platte, allerdings nicht auf ganzer Linie.

Fazit: FĂŒr den Old school mosh zwischendurch ist die Platte durchaus geeignet und sollte die nĂ€chste Death Party ordentlich in Schwung bringen. Langfristig leider kein Überhammer, aber fĂŒr einen Zombieabend mit Splatterfilmen, und einem Zombie Cocktail definitiv perfekt geeignet.

4/6 Punkten
Radu

MACHINE HEAD – “Unto The Locust”

Posted by admin On Oktober - 3 - 2011

Machine Head COVERMACHINE HEAD – „Unto the Locust“

Stellt euch vor ihr geht in euren Plattenladen eures Vertrauens und bestellt “Einmal in die Fresse zusammen mit Abwechslung und OhrwĂŒrmern bitte. Aber bitte mit viel in die Fresse“. Euer Plattendealer wĂŒrde breit grinsen und euch die neue MACHINE HEAD in die Hand drĂŒcken…

Der Ruf des aktuellen Albums eilt den Herren Flynn & Co mittlerweile weit voraus; so prangern unzĂ€hlige Zeitschriften voll mit Hintergrundstory und Details zum neuen Album. Was bedeutet „Unto The Locust“ fĂŒr die Fans? Die Hard Fans werden wahrscheinlich ins Dauermoshen verfallen, denn hier verschmelzen die Urgewalt vom Erstling „Burn My Eyes“ mit der Banderfahrung des preisgekrönten „The Blackening“. Gerade die Erwartungshaltung nach dem großartigen VorgĂ€nger waren entsprechend hochgeschraubt und auch die Sorge um eine schlechte Kopie machten sich im Lager der Maschinenköpfe breit. Allerdings haben sie gelernt mit dem Druck umzugehen und daran zu wachsen statt daran zu zerbrechen.

Bereits zu Beginn entfaltet sich „I Am Hell (Sonata In C#)“ und bietet sowohl Melodie, mĂŒndet in rhythmisches Groovegewitter, bevor uns dann endgĂŒltig das Moshmassaker ereilt. Ein dreigeteilter Song mit kanonartigem Sprechgesang, geilem Riffing und explodierendem Endpart, willkommen in der Urgewalt!

Die Höhe des Niveaus wird im Verlauf der kompletten Scheibe gehalten. Neben den typischen Markenzeichen (virtuose Gitarrenduelle, brachiale Thrashparts und eingĂ€ngigen Melodien) wird auch mit Experimenten nicht gegeizt. Sei es durch Kindergesang (ja, ihr habt richtig gelesen, und es funktioniert bei „Who We Are“sehr gut!), Geigen oder gregorianischen ChorĂ€len, MACHINE HEAD ist alles recht, um harte Ohrwurmmelodien mit Überraschungseffekten und Wiedererkennungswert zu schmieden. Allerdings wird hier sorgsam darauf geachtet, dass der Experimentierfaktor nicht zu Lasten der HĂ€rte oder AtmosphĂ€re ausfĂ€llt.

Bestimmte Songs hervorzuheben macht hier wenig Sinn, weil hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Eingehende Gesangsparts wechseln sich mit Gitarrenduellen ab, bei denen so manche Schwedenband blass werde wĂŒrde. Sowohl jeder Song fĂŒr sich, als das Album als Gesamtkonzept kommen authentisch und druckvoll rĂŒber. Produktionstechnisch wurde ebenfalls eine saubere Leistung vollbracht.

Auch die Stimme von Herrn Flynn muss man hier klar hervorheben; neben dem Reibeisengeballer und melodischem Gesang zur Unterstreichung der StĂŒcke, hat sich sein Organ zu einem extrem eigenstĂ€ndigen Instrument entwickelt (bestes Beispiel: „This Is The End“). Insgesamt herrscht hier klar der Ohrwurmkönig, obgleich sich die Songs auch nach mehrmaligem Hören erst komplett erschließen. Sofern man bereits beim ersten Durchlauf vor dem Player kniet, wird man nach dem dritten Durchlauf nicht mehr stillstehen können.

Fazit:
Die Maschinenköpfe hatten es nicht leicht: gleich mit dem Erstling „Burn My Eyes“ Musikgeschichte schreiben, endlose Tourneen, einige Ausrutscheralben und Drogenprobleme haben bereits andere Bands in die Knie gezwungen. Was bei „The Blackening“ als Befreiungsschlag anfing, wird nun mit „Unto The Locust“ konsequent weitergefĂŒhrt. MACHINE HEAD sind erwachsen geworden und entdecken sich, zugunsten der Fans, mit dem aktuellen Album aufs neue. StĂ€rken werden ausgeweitet und SchwĂ€chen zu StĂ€rken umgewandelt. Reife Leistung und saubere Sache!

6/6 Punkten
Radu

OPETH – “Heritage”

Posted by admin On Oktober - 2 - 2011

Opeth AlbumcoverOPETH – „Heritage“

Neue Songs, erfahrene Band und ein neues Kapitel in der Bandgeschichte…

Was passiert, wenn man all seine Banderfahrung bĂŒndelt, ordentlich experimentiert und einfach mal alle Erwartungen der Fans ĂŒber Bord wirft und sein Ding durchzieht? Entweder es geht mĂ€chtig in die Hose oder es funktioniert einfach grandios. Es ist kein Geheimnis, dass Åkerfeldt und Gefolge Routine und Langeweile zu absoluten Todfeinden erklĂ€rt haben und gerne experimentieren. Beim zehnten Longplayer setzt man auf (unkalkulierbares) Risiko und konzentriert sich ausschließlich auf Progressive Rock Elemente.

Das Albumcover deutet bereits einiges an; in knalligen und bunten Farben steht der Baum mit den Köpfen der Mitglieder in der Mitte. Der Kopf von Per Wiberg, erst kĂŒrzlich aus der Band ausgestiegen, fĂ€llt von der Krone und gesellt sich zu den TotenschĂ€deln anderer Mitglieder, wĂ€hrend unter der Erde ein siamesischer Teufel die FĂ€den an den Wurzeln des Baumes zieht. Angesichts der neuen Marschrichtung des Albums ist das Cover hier extrem gut gewĂ€hlt worden, verkörpert es sowohl Spirit als auch Humor der Band. Im Hintergrund brennt eine Stadt, wĂ€hrend sich die Bewohner auf einem engen Pfad Richtung Bandbaum begeben. Sollte dahinter eine Message stecken? Die Symbolik deutet darauf hin, dass mit „Heritage“ ein völlig neuer Weg, fernab von alten Pfaden gegangen wird. Alte Fans könnte dies vergraulen, oder auch die Einzigartigkeit der Band hervorheben.

Genug der Symbolik, was gibt es musikalisches zu bieten? Das gravierendste vorweg: es befinden sich keine Death Metal Vocals auf dem Album! Das Kochrezept hat bei der Melodikperle „Damnation“ schon gut funktioniert und tut dem Album auch hier keinen Abbruch. Insgesamt wurde der HĂ€rtegrad um einiges zurĂŒckgefahren. Die Gitarren sind nicht mehr so aggressiv verzerrt, sondern flechten sich spielerisch in das Gesamtwerk ein. Der cleane Gesang thront allgegenwĂ€rtig ĂŒber den StĂŒcken, die mit einigen Überraschungen aufwarten. Das Schlagzeug experimentiert fleißig, der Bass ist ordentlich in den Vordergrund gemischt worden und die Keyboards verleihen de StĂŒcken den 70er Jahre Flair.

Als Opener hĂ€lt der Titeltrack her, der aus einem zweiminĂŒtigen PianostĂŒck besteht, bevor die progressive Keule geschwungen wird („The DevilÂŽs Orchard“, siehe auch das Video). Hier wird konsequent durchgezogen, was auf Alben wie „Blackwater Park“ angedeutet wurde: Psychedelic trifft Rock anno 2011, mit der Dynamik einer Metalband. Verspielt, ĂŒberraschend und komplex. An manchen Stellen des Albums bricht man jedoch aus dem Verspielten aus und deutet die alte HĂ€rte an, die jedoch ausschließlich von den Instrumenten und nicht von den Vocals getragen wird. Im Laufe des Albums wird es teilweise sogar jazzig und auch an Gastmusikern mit alternativen Instrumenten (Querflöte, Hammond Orgel) wird hier nicht gespart. Die Experimentierfreude ist den Jungs sichtlich anzuhören und mit jeder Note tropft auch das Herzblut der Musiker aus den Boxen.

Alte Legenden wie LED ZEPPELIN, JETHRO TULL, KING CRIMSON oder GENTLE GIANT dĂŒrften beim Hören dieses Albums feuchte Augen bekommen, da es den Hörer direkt zurĂŒck in die 70er Jahre zurĂŒckkatapultiert und eine Verbeugung vor eben jenen Bands ist. OPETH haben es sich dieses Mal zur Aufgabe gemacht die Musik zu machen, die sie auch selbst gerne hören, was ihnen auch sehr gut gelungen ist. Ein Abklatsch oder Kopie oben genannter Bands ist „Heritage“ allerdings nicht, weil sich der rote Faden der Band durch das gesamte Album durchzieht. Ein Augenzwinkern „Damnation“ hier, ein kurzes Aufblitzen „Still Life“ da in Kombination mit viel Herzblut und fertig sind rund 60 Minuten vielschichtiger Spaß. Neben experimentellen StĂŒcken („HĂ€xprocess“), wird auch mit straighten Nummern
(„Slither“) die Anlage gerockt. Es ist eine wahre Pracht zu hören, wie einige StĂŒcke sich wĂ€hrend iher Spielzeit entfalten und eine wahre Offenbarung herantragen (bestes Beispiel:“Famine“).

Auch produktionstechnisch fĂ€hrt man hier schwere GeschĂŒtze auf, so zeichnet sich Steven Wilson (PORCUPINE TREE) zusammen mit Herrn Åkerfeldt fĂŒr das Endergebnis verantwortlich. Sauber abgemischt und mit einem erdigen Sound klingt das Album wie aus einem Guss, zeitlos und dennoch modern.

Fazit: Das Cover deutet es bereits an: dieses Album hĂ€tte auch in den 70ern veröffentlicht werden können, ohne die technischen Errungenschaften und Banderfahrung von OPETH 2011 zu schmĂ€lern. Fans der ersten Stunden könnten die Growl Vocals vermissen und mit der Experimentierfreudigkeit der Schweden ihre Probleme haben. Der Rest wird sich rundum wohl fĂŒhlen, denn eins ist sicher: OPETH ziehen ihr Ding durch und bewahren sich dadurch ihre IdentitĂ€t als Band

5,5/6 Punkten
Radu

ANATHEMA REVIEW

Posted by admin On September - 29 - 2011

KSCOPE187-400pxNach der langen Abstinenz vor der Veröffentlichung von ‚Hindsight’ im Jahre 2008 sind ANATHEMA ganz schön fleißig geworden. Wo andere Bands allerdings schnell ĂŒberprĂ€sent werden, bin zumindest ich im Falle der Liverpooler Klangkathedralenbauer hoch erfreut ĂŒber die momentane Entwicklung. So veröffentlicht man nun, gerade mal ein Jahr nach dem grandiosen „We’re Here Because We’re Here“, bereits das nĂ€chste Opus.

„Falling Deeper“ knĂŒpft genau da an, wo „Hindsight“ aufgehört hatte. Auch hier handelt es sich um eine Compilation, bei der frĂŒhere Songs komplett umarrangiert und in sphĂ€rischer, semi-akkustischer Form neu aufgenommen wurden. Im Unterschied zu „Hindsight“ bedient man sich aber diesmal nicht am spĂ€teren Repertoire, sondern vielmehr an der rauen FrĂŒhphase des Bandfundus. Eigentlich logisch, dass diese Umstrukturierung noch eine ganze Ecke spannender ist als diejenige auf „Hindsight“.

Die Tracks auf „Falling Deeper“ zeigen dann auch Ă€ußerst eindrucksvoll, welch großartige Melodien die alten Stampfer schon beherbergt haben. Von der Debut-EP gibt es ‚Crestfallen’, ‚Everwake’ und ‚They Die’‚ von „Serenades“ erstrahlen ‚Sleep In Sanity’ sowie ‚J’ai Fait Une Promesse’ in neuem Licht. Die EP „Pentecost III“ findet mit ‚Kingdom’ und ‚We, The Gods’ Beachtung, wĂ€hrend „The Silent Enigma“ mittels ‚
Alone’ und ‚Sunset Of The Age’ neues Leben zuteil wird.

Was bereits bei den vorherigen Neueinspielungen funktionierte wird auf „Falling Deeper“ nunmehr perfektioniert. Die ausgewĂ€hlten Songs klingen als hĂ€tten sie seit jeher auf diese Arrangements gewartet. Wo in den 90ern stumpfer Doom Tiefgang erzwungen hat, berĂŒhren die heutigen Versionen durch ihre zarte und zerbrechliche Schönheit ungleich tiefer.

Lee Douglas Stimme ist dabei endgĂŒltig zu einem festen Bestandteil des ANATHEMA-Sounds verschmolzen und nicht mehr wegzudenken. Bei ‚Everwake’ bedient man sich zwar zusĂ€tzlich der Dienste von Stimmakrobatin Anneke Van Giersbergen (AGUA DE ANNIQUE, Ex-THE GATHERING), einen herausragenden Gewinn gegenĂŒber der bandeigenen Goldkehle stellt dieser Schachzug erstaunlicherweise aber gar nicht dar.

Der zweite Teil des Experiments Neuerschaffung von Altem ist meines Erachtens ĂŒberaus geglĂŒckt. ANATHEMA haben hier wieder einmal etwas ganz Besonderes erschaffen.Wenn es ĂŒberhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann sind es allenfalls die knapp 40 Minuten Spielzeit. Derartigen KlĂ€ngen hĂ€tte man gerne noch lĂ€nger gelauscht bzw. noch weitere vergessene Perlen neu entdeckt. Aber was soll’s, ich könnte eh noch mal die alten Alben rauskramen


Ohne Wertung

Thomas

BRAINSTORM REVIEW

Posted by admin On September - 29 - 2011

on-the-spur-of-the-moment-brainstormEs gibt so Bands von denen man genau weiß, die sind handwerklich und kĂŒnstlerisch absolut topp. Und jeder erzĂ€hlt einem wie toll die doch sind. Aber irgendwie will der Funke trotzdem nie so richtig ĂŒberspringen, obwohl man sich nicht erklĂ€ren kann warum. Ich muss gestehen, BRAINSTORM waren fĂŒr mich immer so eine Band. Bis sie mich dann mit dem letzten Output „Memorial Roots“ doch noch geknackt haben. Klingt komisch, is aber so!

Schön, dass die Schwaben den auf besagtem Longplayer eingeschlagenen Weg mit „On The Spur Of The Moment“ konsequent fortfĂŒhren. Satte Power, unwiderstehliche Melodien und dazu Andy B. Francks ausdrucksstarke wie kraftvolle Röhre. Wer bei dieser Mischung nicht mitgerissen wird, ist vermutlich extrem teuer fĂŒr seine Krankenkasse. Oder eben tot.

Am stĂ€rksten sind BRAINSTORM immer dann, wenn sie richtig begeisternde Refrains auspacken. Paradebeispiele hierfĂŒr sind der fette Opener ‚Below The Line’, der getragene Stampfer ‚In These Walls’, der Up-Tempo-Banger ‚Where Your Actions Lead You To Live’ sowie die Hymne ‘A Life On Hold’. Was besonders erstaunlich ist: Alle diese OhrwĂŒrmer fressen sich sofort ins Hirn und zeitigen trotzdem eine ausdauernde Langzeitwirkung. Und ein besseres Kompliment kann man einem Song doch wohl kaum machen, oder?!

SchwĂ€chere Momente gibt es auf „On The Spur Of The Moment“ aber leider auch. So will insbesondere ‚In The Blink Of An Eye’ nicht wirklich zĂŒnden. Man reitet hier einfach viel zu lange auf einem unspektakulĂ€ren Refrain herum. Auch an manch anderer Stelle hĂ€tte man durchaus zĂŒgiger auf den Punkt kommen dĂŒrfen. Letztendlich sind das aber Klagen auf ganz hohem Niveau, denn unterm Strich ist das Album eine richtig ordentliche Portion Kraftfutter fĂŒr jeden Power Metal-JĂŒnger.

Schließlich setzt auch die satte Produktion ein dickes Ausrufezeichen hinter das ĂŒberwiegend durchschlagsfĂ€hige Songwriting. Das war ja zumindest beim VorgĂ€nger nicht wirklich der Fall. So aber hinterlĂ€sst der dĂŒstere, ebenfalls sehr gelungene Rausschmeisser ‚My Own Hell’ ausschließlich zerzauste Matten und zufriedene Gesichter. Wer Power Metal mag kann hier bedenkenlos zugreifen.

Veröffentlichung: 30.09.2011

4,5/6

Thomas

EDGUY “AGE OF THE JOKER”

Posted by admin On September - 27 - 2011

Edguy-Age-of-the-Joker-Limited-DigipackEDGUY, die fĂŒnf Spaßvögel aus Fulda sind wieder da. Bewaffnet mit einem bunten Strauß ansteckender Melodien lĂ€uten sie das Zeitalter des Narren ein. Was gleich positiv auffĂ€llt: Man geht wieder spĂŒrbar vielseitiger zu Werke. War „Tinnitus Sanctus“ doch eine gewisse Geradlinigkeit zu eigen, so geht „Age Of The Joker“ wieder mehr in Richtung des genial-chaotischen Wahnsinns von „Rocket Ride“.

Zwar hĂ€tte man als Opener etwas Eindringlicheres als den mit IRON MAIDEN-Longtracks liebĂ€ugelnden ‚Robin Hood’ auswĂ€hlen können, doch ist dieser Track trotz aller Langatmigkeit durchaus sympathisch. Wollen wir mal nicht zu kleinlich sein. Schließlich pfeifen Tobi und seine Mannen ja schon seit Jahren authentisch auf alle denkbaren Trends oder Anbiederungen. Man zieht einfach konsequent sein eigenes Ding durch.

Und genau diese Einstellung ist, was die auf den Strumpfhosenhelden folgenden 40 Minuten so reizvoll machen. Egal ob das flotte ‚Nobody’s Hero’, das episch-folkige ‚Rock Of Cashel’, der entspannte Bombastrocker ‚Pandora’s Box’ oder auch die gelungene STRATOVARIUS-Verneigung ‚Break’. Auf dem Album gibt es einfach wenig, was nicht begeistert. Erstaunlich auch, zu welch vielfĂ€ltigen Sounds Herrn Sammets Stimme doch passt. Dass selbige in Topform brilliert versteht sich ja quasi von selbst. Weiteres Schmankerl: ‚’Two Out Of Seven’, in dem man sich auf ironische Art mit dem Treiben der Musikpresse auseinandersetzt. Finde ich sehr gelungen.

Neben der wiederentdeckten Vielfalt sind aber vor allem anderen die Gitarren die großen Gewinner auf „Age Of The Joker“. Ich kann mich an kein EDGUY-Album erinnern, auf dem die Sechssaiter derart versiert, liebevoll detailliert und virtuos zu Werke gingen. Auch in dieser Hinsicht bietet man schillernde Vielfalt, die einfach extrem Spaß bereitet. PrĂ€dikat „besonders wertvoll“.

Einige balladeske Momente sind leider mal wieder schmerzhaft jenseits der Kitschgrenze angesiedelt. Diese Problematik hatte ich persönlich bei EDGUY allerdings schon immer. Daran wird sich vermutlich auch in diesem Leben nichts mehr Ă€ndern. Zudem haben sich gegen Ende der Platte auch einige LĂ€ngen eingeschlichen. Im Prinzip war’s das dann aber auch schon mit Minuspunkten.

Durch den RĂŒckspiegel betrachtet ist „Age Of The Joker“ ein sehr gelungenes Album voller kurzweiliger Unterhaltung, welches allen Freunden klassischerer MetalklĂ€nge wĂ€rmstens ans Herz gelegt werden kann. FĂŒr Fans der Band ist es ohnehin ein Pflichtkauf.

5/6

Thomas