ANATHEMA REVIEW
Nach der langen Abstinenz vor der Veröffentlichung von ‚Hindsight’ im Jahre 2008 sind ANATHEMA ganz schön fleißig geworden. Wo andere Bands allerdings schnell überpräsent werden, bin zumindest ich im Falle der Liverpooler Klangkathedralenbauer hoch erfreut über die momentane Entwicklung. So veröffentlicht man nun, gerade mal ein Jahr nach dem grandiosen „We’re Here Because We’re Here“, bereits das nächste Opus.
„Falling Deeper“ knüpft genau da an, wo „Hindsight“ aufgehört hatte. Auch hier handelt es sich um eine Compilation, bei der frühere Songs komplett umarrangiert und in sphärischer, semi-akkustischer Form neu aufgenommen wurden. Im Unterschied zu „Hindsight“ bedient man sich aber diesmal nicht am späteren Repertoire, sondern vielmehr an der rauen Frühphase des Bandfundus. Eigentlich logisch, dass diese Umstrukturierung noch eine ganze Ecke spannender ist als diejenige auf „Hindsight“.
Die Tracks auf „Falling Deeper“ zeigen dann auch äußerst eindrucksvoll, welch großartige Melodien die alten Stampfer schon beherbergt haben. Von der Debut-EP gibt es ‚Crestfallen’, ‚Everwake’ und ‚They Die’‚ von „Serenades“ erstrahlen ‚Sleep In Sanity’ sowie ‚J’ai Fait Une Promesse’ in neuem Licht. Die EP „Pentecost III“ findet mit ‚Kingdom’ und ‚We, The Gods’ Beachtung, während „The Silent Enigma“ mittels ‚…Alone’ und ‚Sunset Of The Age’ neues Leben zuteil wird.
Was bereits bei den vorherigen Neueinspielungen funktionierte wird auf „Falling Deeper“ nunmehr perfektioniert. Die ausgewählten Songs klingen als hätten sie seit jeher auf diese Arrangements gewartet. Wo in den 90ern stumpfer Doom Tiefgang erzwungen hat, berühren die heutigen Versionen durch ihre zarte und zerbrechliche Schönheit ungleich tiefer.
Lee Douglas Stimme ist dabei endgültig zu einem festen Bestandteil des ANATHEMA-Sounds verschmolzen und nicht mehr wegzudenken. Bei ‚Everwake’ bedient man sich zwar zusätzlich der Dienste von Stimmakrobatin Anneke Van Giersbergen (AGUA DE ANNIQUE, Ex-THE GATHERING), einen herausragenden Gewinn gegenüber der bandeigenen Goldkehle stellt dieser Schachzug erstaunlicherweise aber gar nicht dar.
Der zweite Teil des Experiments Neuerschaffung von Altem ist meines Erachtens überaus geglückt. ANATHEMA haben hier wieder einmal etwas ganz Besonderes erschaffen.Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann sind es allenfalls die knapp 40 Minuten Spielzeit. Derartigen Klängen hätte man gerne noch länger gelauscht bzw. noch weitere vergessene Perlen neu entdeckt. Aber was soll’s, ich könnte eh noch mal die alten Alben rauskramen…
Ohne Wertung
Thomas
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