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LES DISCRETS “ARIETTES OUBLIĂES”
LES DISCRETS – “Ariettes OubliĂ©es… ”
Mit ihrem zweiten Album fĂŒhren LES DISCRETS fort, was sie bereits mit âSeptembre et Ses Dernieres Penseesâ angedeutet haben. Im Gegensatz zum VorgĂ€nger konnte man noch zwei SchĂŒppen beim Songwriting und in Punkto AtmosphĂ€re drauflegen, was sich beim Hören auch klar und deutlich wiederspiegelt.
Bereits der instrumentale Opener begleitet den Hörer mit melancholischen KlĂ€ngen auf seinem Weg Richtung erhabenen Riffs, vorbei an verzerrten Gitarrenlandschaften bis hin zum eigentlichen Beginn des Albums, hinter dem sich bereits âLa TraversĂ©eâ entfaltet. Sicher vom Eingangsriff bei der Hand genommen, explodieren auch unter GĂ€nsehautattacken sĂ€mtliche GlĂŒckshormone bei der Begegnung dieses Songs, mit der sich die Band ein eigenes Denkmal gesetzt hat. Sowohl einfĂŒhlsame Melodien, eine charismatische Stimme, lyrische Glanzleistungen, einprĂ€gsame Gitarrenlinien, Akustikparts und eine Songentwicklung ĂŒber magische 8 Minuten, die alleine schon den Kauf dieses Albums absolute Pflicht werden lassen. Getragen, stellenweise melancholisch, griffig und doch erdig, bevor der Song vom epischen Gitarrenriff alleine ĂŒber das Schlagzeug in die Black Metal Wurzeln der Band ĂŒbergeht. PrĂ€dikat: zum Niederknien!
Auch bei den darauf folgenden StĂŒcken hat man aus der Vergangenheit gelernt, so bleibt man bei âLe Mouvement PerpĂ©tuelâ (bereits von der Split mit ARCTIC PLATEAU bekannt) der melancholischen Grundstimmung treu und zieht diese mit einer atemberaubenden AtmosphĂ€re konsequent durch. Der Titeltrack kann hier als Video angeschaut werden und dĂŒrfte einen guten Einblick in das Album geben. Auch eingĂ€ngige Ohrwurmattacken gibtÂŽs mit dem (zu Beginn) Midtempo StĂŒck âLa Nuit Muetteâ, dass spĂ€ter eine derartig depressive Grundstimmung beinhaltet, fĂŒr die andere Doom Kombos etliche Jahre und Alben brauchen. Ein wenig verspielter gestaltet sich die WeiterfĂŒhrung des Albums, das vor allem progressive Freunde der Tonkunst erfreuen und begeistert zuhören lĂ€sst. Ein akustisches Schmankerl der besonderen Art lĂ€sst den TrĂ€umer weiter schreiten, bevor mit dem instrumentalem âLes Regretsâ der Hörer wieder sanft in die Wirklichkeit entlassen wird, nicht ohne ein Augenzwinkern auf die schwarzmetallischen Wurzeln der Band.
Die Produktion ist glasklar und wuchtig, die Songs decken von Erhaben, episch, depressiv und dynamisch alles ab und die AtmosphĂ€re ist von einer anderen Welt. Das Coverartwork hat Mastermind Fursy Teyssier wieder selbst in die Hand genommen und so kann man sich auch beim Kauf der limitierten Buch Version ĂŒber ein schönes StĂŒck niveauvoller Glanzleistung in allen bereichen der Kunst (Musik, Artwork, Lyrik und Video) erfreuen. Dass sie mit ihrem musikalischen BrĂŒdern ALCEST auf Tour gehen ist bereits jetzt der Garant fĂŒr einen Abend, den man nur mit Knieschonern, Nackenschmerzen und Staunen verbringen wird.
Fazit: Mit diesem Album habe LES DISCRETS den Sprung in die Oberliga geschafft und neue MaĂstĂ€be in Sachen progressiver Musikkunst mit melancholischem Einschlag gesetzt. Alle Daumen ausnahmslos nach oben!
6/6 Punkten
Radu
MYSTIC PROPHEY RAVENLORD
MYSTIC PROPHECY – âRavenlordâ MYSTIC PROPHECY sind wirklich eine echte Konstante in der deutschen Heavy Metal Szene und beweisen das auch wieder mit ihrem neusten Output âRavenlordâ, welches am 25. November via Massacre Records in den PlattenlĂ€den eures Vertrauens stehen wird. Auf dieser Scheibe wird alles geboten, was der geneigte Fan der hĂ€rteren Gangart braucht! Metal pur. Hier wird nichts weichgewaschen, sondern es kommt wie aus einem Guss aus den Lautsprechern! Eine geballte Ladung erstklassigen Heavy Metals!
Was diese Multikulti Band um Herrn R. D. Liapakis hier fabriziert hat, ist einfach nur geil. Das Album beginnt mit dem TitelstĂŒck âRavenlordâ, einem Midtempi-Song, dazu einem Refrain, der sich gut in die GehörgĂ€nge einfrĂ€st und sich live bestimmt als Burner entwickeln wird. Danach geht es flott weiter mit dem lupenreinen Thrasher âDie Nowâ, gefolgt vom hymnischen âEye Of The Devilâ. âCross Of Livesâ begeistert mit seinen geilen Gitarrensounds, wĂ€hrend âHollowâ einen wahren Ohrwurmcharakter besitzt. âWings Of Destinyâ entpuppt sich als stampfendes Monstrum….
Es gibt es auf diesem Album absolut keine AusfĂ€lle. Besonders noch zu erwĂ€hnen sei der Ozzy-Coversong âMiracle Manâ, der gnadenlos aus den Boxen donnert, wĂ€hrend der letzte Song âBack With The Stormâ schon ziemlich Black Metal-lastig klingt!! Fantastico!
Also Jungs! Alle Achtung!! Was ihr hier fabriziert habt, zollt meinen vollen Tribut!!!!! Hier stimmt wirklich alles! Angefangen von der geilen Gitarrenfraktion, der pumpenden Rhythmussektion, dem gnadenlos guten Gesang von Roberto und der fetten Produktion, ist es euch gelungen, euch selber mit dem neuen Album zu ĂŒbertreffen!!
Volle Punktzahl!!
Uli
6/6
OPETH – “Heritage”
OPETH â âHeritageâ
Neue Songs, erfahrene Band und ein neues Kapitel in der Bandgeschichte…
Was passiert, wenn man all seine Banderfahrung bĂŒndelt, ordentlich experimentiert und einfach mal alle Erwartungen der Fans ĂŒber Bord wirft und sein Ding durchzieht? Entweder es geht mĂ€chtig in die Hose oder es funktioniert einfach grandios. Es ist kein Geheimnis, dass Ă kerfeldt und Gefolge Routine und Langeweile zu absoluten Todfeinden erklĂ€rt haben und gerne experimentieren. Beim zehnten Longplayer setzt man auf (unkalkulierbares) Risiko und konzentriert sich ausschlieĂlich auf Progressive Rock Elemente.
Das Albumcover deutet bereits einiges an; in knalligen und bunten Farben steht der Baum mit den Köpfen der Mitglieder in der Mitte. Der Kopf von Per Wiberg, erst kĂŒrzlich aus der Band ausgestiegen, fĂ€llt von der Krone und gesellt sich zu den TotenschĂ€deln anderer Mitglieder, wĂ€hrend unter der Erde ein siamesischer Teufel die FĂ€den an den Wurzeln des Baumes zieht. Angesichts der neuen Marschrichtung des Albums ist das Cover hier extrem gut gewĂ€hlt worden, verkörpert es sowohl Spirit als auch Humor der Band. Im Hintergrund brennt eine Stadt, wĂ€hrend sich die Bewohner auf einem engen Pfad Richtung Bandbaum begeben. Sollte dahinter eine Message stecken? Die Symbolik deutet darauf hin, dass mit âHeritageâ ein völlig neuer Weg, fernab von alten Pfaden gegangen wird. Alte Fans könnte dies vergraulen, oder auch die Einzigartigkeit der Band hervorheben.
Genug der Symbolik, was gibt es musikalisches zu bieten? Das gravierendste vorweg: es befinden sich keine Death Metal Vocals auf dem Album! Das Kochrezept hat bei der Melodikperle âDamnationâ schon gut funktioniert und tut dem Album auch hier keinen Abbruch. Insgesamt wurde der HĂ€rtegrad um einiges zurĂŒckgefahren. Die Gitarren sind nicht mehr so aggressiv verzerrt, sondern flechten sich spielerisch in das Gesamtwerk ein. Der cleane Gesang thront allgegenwĂ€rtig ĂŒber den StĂŒcken, die mit einigen Ăberraschungen aufwarten. Das Schlagzeug experimentiert fleiĂig, der Bass ist ordentlich in den Vordergrund gemischt worden und die Keyboards verleihen de StĂŒcken den 70er Jahre Flair.
Als Opener hĂ€lt der Titeltrack her, der aus einem zweiminĂŒtigen PianostĂŒck besteht, bevor die progressive Keule geschwungen wird (âThe DevilÂŽs Orchardâ, siehe auch das Video). Hier wird konsequent durchgezogen, was auf Alben wie âBlackwater Parkâ angedeutet wurde: Psychedelic trifft Rock anno 2011, mit der Dynamik einer Metalband. Verspielt, ĂŒberraschend und komplex. An manchen Stellen des Albums bricht man jedoch aus dem Verspielten aus und deutet die alte HĂ€rte an, die jedoch ausschlieĂlich von den Instrumenten und nicht von den Vocals getragen wird. Im Laufe des Albums wird es teilweise sogar jazzig und auch an Gastmusikern mit alternativen Instrumenten (Querflöte, Hammond Orgel) wird hier nicht gespart. Die Experimentierfreude ist den Jungs sichtlich anzuhören und mit jeder Note tropft auch das Herzblut der Musiker aus den Boxen.
Alte Legenden wie LED ZEPPELIN, JETHRO TULL, KING CRIMSON oder GENTLE GIANT dĂŒrften beim Hören dieses Albums feuchte Augen bekommen, da es den Hörer direkt zurĂŒck in die 70er Jahre zurĂŒckkatapultiert und eine Verbeugung vor eben jenen Bands ist. OPETH haben es sich dieses Mal zur Aufgabe gemacht die Musik zu machen, die sie auch selbst gerne hören, was ihnen auch sehr gut gelungen ist. Ein Abklatsch oder Kopie oben genannter Bands ist âHeritageâ allerdings nicht, weil sich der rote Faden der Band durch das gesamte Album durchzieht. Ein Augenzwinkern âDamnationâ hier, ein kurzes Aufblitzen âStill Lifeâ da in Kombination mit viel Herzblut und fertig sind rund 60 Minuten vielschichtiger SpaĂ. Neben experimentellen StĂŒcken (âHĂ€xprocessâ), wird auch mit straighten Nummern
(âSlitherâ) die Anlage gerockt. Es ist eine wahre Pracht zu hören, wie einige StĂŒcke sich wĂ€hrend iher Spielzeit entfalten und eine wahre Offenbarung herantragen (bestes Beispiel:âFamineâ).
Auch produktionstechnisch fĂ€hrt man hier schwere GeschĂŒtze auf, so zeichnet sich Steven Wilson (PORCUPINE TREE) zusammen mit Herrn Ă kerfeldt fĂŒr das Endergebnis verantwortlich. Sauber abgemischt und mit einem erdigen Sound klingt das Album wie aus einem Guss, zeitlos und dennoch modern.
Fazit: Das Cover deutet es bereits an: dieses Album hĂ€tte auch in den 70ern veröffentlicht werden können, ohne die technischen Errungenschaften und Banderfahrung von OPETH 2011 zu schmĂ€lern. Fans der ersten Stunden könnten die Growl Vocals vermissen und mit der Experimentierfreudigkeit der Schweden ihre Probleme haben. Der Rest wird sich rundum wohl fĂŒhlen, denn eins ist sicher: OPETH ziehen ihr Ding durch und bewahren sich dadurch ihre IdentitĂ€t als Band
5,5/6 Punkten
Radu
ANATHEMA REVIEW
Nach der langen Abstinenz vor der Veröffentlichung von âHindsightâ im Jahre 2008 sind ANATHEMA ganz schön fleiĂig geworden. Wo andere Bands allerdings schnell ĂŒberprĂ€sent werden, bin zumindest ich im Falle der Liverpooler Klangkathedralenbauer hoch erfreut ĂŒber die momentane Entwicklung. So veröffentlicht man nun, gerade mal ein Jahr nach dem grandiosen âWeâre Here Because Weâre Hereâ, bereits das nĂ€chste Opus.
âFalling Deeperâ knĂŒpft genau da an, wo âHindsightâ aufgehört hatte. Auch hier handelt es sich um eine Compilation, bei der frĂŒhere Songs komplett umarrangiert und in sphĂ€rischer, semi-akkustischer Form neu aufgenommen wurden. Im Unterschied zu âHindsightâ bedient man sich aber diesmal nicht am spĂ€teren Repertoire, sondern vielmehr an der rauen FrĂŒhphase des Bandfundus. Eigentlich logisch, dass diese Umstrukturierung noch eine ganze Ecke spannender ist als diejenige auf âHindsightâ.
Die Tracks auf âFalling Deeperâ zeigen dann auch Ă€uĂerst eindrucksvoll, welch groĂartige Melodien die alten Stampfer schon beherbergt haben. Von der Debut-EP gibt es âCrestfallenâ, âEverwakeâ und âThey Dieââ von âSerenadesâ erstrahlen âSleep In Sanityâ sowie âJâai Fait Une Promesseâ in neuem Licht. Die EP âPentecost IIIâ findet mit âKingdomâ und âWe, The Godsâ Beachtung, wĂ€hrend âThe Silent Enigmaâ mittels ââŠAloneâ und âSunset Of The Ageâ neues Leben zuteil wird.
Was bereits bei den vorherigen Neueinspielungen funktionierte wird auf âFalling Deeperâ nunmehr perfektioniert. Die ausgewĂ€hlten Songs klingen als hĂ€tten sie seit jeher auf diese Arrangements gewartet. Wo in den 90ern stumpfer Doom Tiefgang erzwungen hat, berĂŒhren die heutigen Versionen durch ihre zarte und zerbrechliche Schönheit ungleich tiefer.
Lee Douglas Stimme ist dabei endgĂŒltig zu einem festen Bestandteil des ANATHEMA-Sounds verschmolzen und nicht mehr wegzudenken. Bei âEverwakeâ bedient man sich zwar zusĂ€tzlich der Dienste von Stimmakrobatin Anneke Van Giersbergen (AGUA DE ANNIQUE, Ex-THE GATHERING), einen herausragenden Gewinn gegenĂŒber der bandeigenen Goldkehle stellt dieser Schachzug erstaunlicherweise aber gar nicht dar.
Der zweite Teil des Experiments Neuerschaffung von Altem ist meines Erachtens ĂŒberaus geglĂŒckt. ANATHEMA haben hier wieder einmal etwas ganz Besonderes erschaffen.Wenn es ĂŒberhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann sind es allenfalls die knapp 40 Minuten Spielzeit. Derartigen KlĂ€ngen hĂ€tte man gerne noch lĂ€nger gelauscht bzw. noch weitere vergessene Perlen neu entdeckt. Aber was sollâs, ich könnte eh noch mal die alten Alben rauskramenâŠ
Ohne Wertung
Thomas
BRAINSTORM REVIEW
Es gibt so Bands von denen man genau weiĂ, die sind handwerklich und kĂŒnstlerisch absolut topp. Und jeder erzĂ€hlt einem wie toll die doch sind. Aber irgendwie will der Funke trotzdem nie so richtig ĂŒberspringen, obwohl man sich nicht erklĂ€ren kann warum. Ich muss gestehen, BRAINSTORM waren fĂŒr mich immer so eine Band. Bis sie mich dann mit dem letzten Output âMemorial Rootsâ doch noch geknackt haben. Klingt komisch, is aber so!
Schön, dass die Schwaben den auf besagtem Longplayer eingeschlagenen Weg mit âOn The Spur Of The Momentâ konsequent fortfĂŒhren. Satte Power, unwiderstehliche Melodien und dazu Andy B. Francks ausdrucksstarke wie kraftvolle Röhre. Wer bei dieser Mischung nicht mitgerissen wird, ist vermutlich extrem teuer fĂŒr seine Krankenkasse. Oder eben tot.
Am stĂ€rksten sind BRAINSTORM immer dann, wenn sie richtig begeisternde Refrains auspacken. Paradebeispiele hierfĂŒr sind der fette Opener âBelow The Lineâ, der getragene Stampfer âIn These Wallsâ, der Up-Tempo-Banger âWhere Your Actions Lead You To Liveâ sowie die Hymne âA Life On Holdâ. Was besonders erstaunlich ist: Alle diese OhrwĂŒrmer fressen sich sofort ins Hirn und zeitigen trotzdem eine ausdauernde Langzeitwirkung. Und ein besseres Kompliment kann man einem Song doch wohl kaum machen, oder?!
SchwĂ€chere Momente gibt es auf âOn The Spur Of The Momentâ aber leider auch. So will insbesondere âIn The Blink Of An Eyeâ nicht wirklich zĂŒnden. Man reitet hier einfach viel zu lange auf einem unspektakulĂ€ren Refrain herum. Auch an manch anderer Stelle hĂ€tte man durchaus zĂŒgiger auf den Punkt kommen dĂŒrfen. Letztendlich sind das aber Klagen auf ganz hohem Niveau, denn unterm Strich ist das Album eine richtig ordentliche Portion Kraftfutter fĂŒr jeden Power Metal-JĂŒnger.
SchlieĂlich setzt auch die satte Produktion ein dickes Ausrufezeichen hinter das ĂŒberwiegend durchschlagsfĂ€hige Songwriting. Das war ja zumindest beim VorgĂ€nger nicht wirklich der Fall. So aber hinterlĂ€sst der dĂŒstere, ebenfalls sehr gelungene Rausschmeisser âMy Own Hellâ ausschlieĂlich zerzauste Matten und zufriedene Gesichter. Wer Power Metal mag kann hier bedenkenlos zugreifen.
Veröffentlichung: 30.09.2011
4,5/6
Thomas
EDGUY “AGE OF THE JOKER”
EDGUY, die fĂŒnf SpaĂvögel aus Fulda sind wieder da. Bewaffnet mit einem bunten StrauĂ ansteckender Melodien lĂ€uten sie das Zeitalter des Narren ein. Was gleich positiv auffĂ€llt: Man geht wieder spĂŒrbar vielseitiger zu Werke. War âTinnitus Sanctusâ doch eine gewisse Geradlinigkeit zu eigen, so geht âAge Of The Jokerâ wieder mehr in Richtung des genial-chaotischen Wahnsinns von âRocket Rideâ.
Zwar hĂ€tte man als Opener etwas Eindringlicheres als den mit IRON MAIDEN-Longtracks liebĂ€ugelnden âRobin Hoodâ auswĂ€hlen können, doch ist dieser Track trotz aller Langatmigkeit durchaus sympathisch. Wollen wir mal nicht zu kleinlich sein. SchlieĂlich pfeifen Tobi und seine Mannen ja schon seit Jahren authentisch auf alle denkbaren Trends oder Anbiederungen. Man zieht einfach konsequent sein eigenes Ding durch.
Und genau diese Einstellung ist, was die auf den Strumpfhosenhelden folgenden 40 Minuten so reizvoll machen. Egal ob das flotte âNobodyâs Heroâ, das episch-folkige âRock Of Cashelâ, der entspannte Bombastrocker âPandoraâs Boxâ oder auch die gelungene STRATOVARIUS-Verneigung âBreakâ. Auf dem Album gibt es einfach wenig, was nicht begeistert. Erstaunlich auch, zu welch vielfĂ€ltigen Sounds Herrn Sammets Stimme doch passt. Dass selbige in Topform brilliert versteht sich ja quasi von selbst. Weiteres Schmankerl: ââTwo Out Of Sevenâ, in dem man sich auf ironische Art mit dem Treiben der Musikpresse auseinandersetzt. Finde ich sehr gelungen.
Neben der wiederentdeckten Vielfalt sind aber vor allem anderen die Gitarren die groĂen Gewinner auf âAge Of The Jokerâ. Ich kann mich an kein EDGUY-Album erinnern, auf dem die Sechssaiter derart versiert, liebevoll detailliert und virtuos zu Werke gingen. Auch in dieser Hinsicht bietet man schillernde Vielfalt, die einfach extrem SpaĂ bereitet. PrĂ€dikat âbesonders wertvollâ.
Einige balladeske Momente sind leider mal wieder schmerzhaft jenseits der Kitschgrenze angesiedelt. Diese Problematik hatte ich persönlich bei EDGUY allerdings schon immer. Daran wird sich vermutlich auch in diesem Leben nichts mehr Ă€ndern. Zudem haben sich gegen Ende der Platte auch einige LĂ€ngen eingeschlichen. Im Prinzip warâs das dann aber auch schon mit Minuspunkten.
Durch den RĂŒckspiegel betrachtet ist âAge Of The Jokerâ ein sehr gelungenes Album voller kurzweiliger Unterhaltung, welches allen Freunden klassischerer MetalklĂ€nge wĂ€rmstens ans Herz gelegt werden kann. FĂŒr Fans der Band ist es ohnehin ein Pflichtkauf.
5/6
Thomas
NIGHTRAGE “Insidious” Review
NIGHTRAGE âInsidiousâ Was uns das schwedisch-griechische Konglomerat NIGHTRAGE hier vorlegt ist wahrlich ganz groĂes Kino! Auf eindrucksvolle Art und Weise belebt das Quartett den Spirit skandinavischen Death Metals der 90er Jahre wieder. Elemente alter IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY tauchen immer wieder auf, ohne allerdings die NIGHTRAGE-typischen Trademarks zu verdrĂ€ngen. Es wird nicht bloĂ lau aufgewĂ€rmt, sondern aus dem bewĂ€hrten Liebgewonnenen eine neue Leidenschaft erarbeitet. So wird das Ganze zu einer homogenen Mischung. Einem Bastard, dessen unwiderstehlicher AttraktivitĂ€t sich kein Freund gediegenen Death Metals entziehen kann.
Das Faszinierendste an âInsidiousâ ist, dass es trotz extremer EingĂ€ngigkeit jede Menge zu entdecken gibt. ZunĂ€chst wĂ€re da die ĂŒberragend gute Gitarrenarbeit von Marios Illiopoulos und Olof Mörck zu erwĂ€hnen, die auf dem GrundgerĂŒst von garstig groovenden Riffgewittern eine Unzahl groĂer Melodien aufbauen. Shouter Antony HĂ€mĂ€lĂ€inen bellt dazu wie Anders FridĂ©n (IN FLAMES) in seinen besten Zeiten, wĂ€hrend gefĂŒhlvolle Guest-Vocals von EVERGREYâs Tom S. Englund (atemberaubend!) unter anderem âWrapped In Deceitful Dreamsâ und Apollo Papathanasio (FIREWIND) und Thomas Lindberg (AT THE GATES, ex-NIGHTRAGE) âThis World Is Coming To An Endâ veredeln. Instrumental bringt sich das ehemalige Bandmitglied Gus G. (FIREWIND) mal wieder gekonnt ein. Dankbarerweise klingt das Album aber absolut wie aus einem Guss, so dass alle Anschuldigungen eines billigen Namedroppings ins Leere gehen mĂŒssen.
Unterm Strich bietet âInsidiousâ 53 durchweg spannende Minuten, welche in perfektem Soundgewand glĂ€nzen. Diese permanent hohe QualitĂ€t des Materials macht das Nennen von Anspieltipps prinzipiell ĂŒberflĂŒssig. Dennoch möchte ich es versuchen. Neben den bereits namentlich genannten Songs begeistern mich besonders das kompakte âSham Pietyâ, der Ohrwurm âHate Turns Blackâ und das furiose Finale âSolar Coronaâ.
Auch wenn NIGHTRAGE seit dem umjubelten DebĂŒt âSweet Vengeangeâ noch keine wirklich schlechte Veröffentlichung herausgebracht haben, bin ich von diesem zukĂŒnftigen Referenzwerk in Sachen Schwedentod doch sehr ĂŒberrascht. Dieses Album wird NIGHTRAGE mit einem fetten Ausrufezeichen zurĂŒck auf die Death Metal-Landkarte bringen. KAUFEN, HĂREN, LIEB HABEN!!!
Veröffentlichung: 23.09.2011
5,5/6 Punkten
Thomas
DEF LEPPARD MIRRORBALL LIVE
DEF LEPPARD – âMirrorball Live & Moreâ Die alten Haudegen von DEFF LEPPARD haben ihr allererstes Live-Album ĂŒber Frontiers Records auf den Markt geworfen und das bereits nach einer ĂŒber dreiĂig jĂ€hrigen beachtlichen Karriere! Was ist nun dabei herausgekommen! Zwei Live CD`s und eine Live-DVD (die mir nicht vorlag) in enormer LĂ€nge. Den Anfang macht `Rock Rock (Till You Drop)`, gefolgt von `Rocket` und `AnimalÂŽ, die perfekten Einsteiger fĂŒr eine Live-Show der Leoparden.
Alle bekannten Werke sind auf diesen zwei CDÂŽs vertreten, aber ebenso kommt neues Material nicht zu kurz. Die Songs wurden auf ihrer âSparkle Lounge” Tour 2008 auf diversen Konzerten aufgenommen. Die Band spielt sich mit absoluter Leichtigkeit durch das Set, dass es eine wahre Freude ist. Hier gibt es keine ErmĂŒdungserscheinungen, die Band klingt unverbraucht und sehr spielfreudig. Joe Elliot ist total gut bei Stimme, die beiden Gitarreros wechseln sich mit knackigen Soli ab und die Rhythmusfraktion gibt mĂ€chtig Gas.
In Sachen Sound wurde aber einiges nachgeholfen, alles klingt sehr steril, zu perfekt. Das Publikum wirkt so, als wenn es dazu gemischt wÀre und ist nur sehr leise im Hintergrund zu vernehmen. Nach einem Live-Konzert hört sich das wirklich nicht so richtig an.
Aber egal! Unterm Strich ist eine amtliche Scheibe dabei herausgekommen, die der geneigte Fan auf jeden Fall in seinem Regal stehen haben wird.
4/6
Uli
SEPULTURA “KAIROS”
Um ehrlich zu sein, habe ich in den letzten Jahren (genauer gesagt seit dem Rausschmiss von Max Cavalera) die Erwartungen von einem SEPULTURA Album deutlich zurĂŒckgeschraubt. Zu oft wurden meine, zugegeben enorm hohen, AnsprĂŒche bei weitem nicht erfĂŒllt und zurĂŒck blieb der bittere Geschmack der EnttĂ€uschung. Doch selbst ein Optimist meines Formates findet sich frĂŒher oder spĂ€ter mit der Tatsache ab, dass SEPULTURA ohne  - mittlerweile beiden – Cavalera BrĂŒdern nicht das ist, was es einmal war. Ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Meinung im metallischen Universum bei weitem nicht alleine bin.
Mit âKairosâ prĂ€sentieren uns Derrik Green, Andreas Kisser, Paul Xisto Pinto Jr. (einzig verbliebenes GrĂŒndungsmitglied!!) und Neo – Drummer Jean Dolabella ihr mittlerweile elftes Studioalbum, immerhin das sechste in der Post â Max Ăra. Endlich bekommt man die heiĂ ersehnten Antworten auf folgende Fragen: Kann der neue Mann hinter der Schiessbude tatsĂ€chlich Igor Cavalera das Wasser reichen? Wird man endlich an alte Glanztaten anschlieĂen und machen SEPULTURA anno 2011 ĂŒberhaupt noch Sinn? Ja, ja und noch einmal ja!!!
Kaum zu glauben: 15 (!!) Jahre nach dem Mega â Erfolg von âRootsâ trauen sich die Jungs mit âKairosâ zum ersten Mal wieder, den bandtypischen Ethno Thrash auf Höchstniveau zu zelebrieren! Der Reihe nachâŠgleich mit dem Opener âSpectrumâ machen die Exil Brasilianer keine Gefangenen; thrashige Gitarrenriffs eröffnen den Reigen, treibende Drums bringen die Maschinerie langsam ins Laufen, bevor ein total angepisster Mr. Green mit seinem Hardcore lastigen Gesang zum Kampf aufruft. Im darauf folgenden Titelsong wird, vor allem in der zweiten HĂ€lfe, ordentlich das Gaspedal durchgetreten. SpĂ€testens jetzt ist klar, dass man mit Jean Dolabella den richtigen Mann gefunden hat. Plötzlich weiĂ man wieder, warum man den Glauben an den âSepultribeâ nicht aufgegeben hat! Unglaublich, wie viel Energie SEPULTURA bereits im Studio versprĂŒhen. Angesichts der dieser Tage stattfindenden Headliner Tour, gibt es keine bessere Werbung. Doch weiter im Text. âRelentlessâ wĂ€re weder auf âChaos A.D.â noch auf âRootsâ aus dem Rahmen gefallen, mit seinem atmosphĂ€rischen Zwischenpart und einer erneuten Glanztat der Gitarrenfraktion.
Danach kommt die erste von drei Verschnaufpausen, in Form einer Zwischensequenz. â2011â, â1433â und â5772â stehen fĂŒr verschiedene Kalenderjahre in unterschiedenen Kulturkreisen. Was folgt, sind echte Nackenbrecher mit enorm guten sowie kritischen Texten wie wir sie (nur) von SEPULTURA kennen: âPoint Of No Returnâ, âDialogâ, âMaskâ, âSeetheâ â als Reszentent hat man seine liebe Not, einen Song hervorzuheben, sind doch ausnahmslos alle Titel auf einen eigenem Level. Nach Genuss von âEmbrace The Stormâ gehen einem eben diese drei Wörter stundenlang nicht mehr aus dem Kopf. Ein weiteres Indiz fĂŒr die songschreiberischen QualitĂ€ten der Band. Aus dem (stilistischen) Rahmen des Albums fĂ€llt lediglich âStructure Violence (Azzes)â, welches als Industrial Nummer mit seinen Tribal artigen Drums durchaus positiv auffĂ€llt. Als kleines âSchmankerlâ findet man auf âKairosâ zwei Covervisionen, nĂ€mlich âJust One Fixâ (MINISTRY) und âFirestarterâ (THE PRODIGY). Besonders beeindruckend ist die musikalische Umsetzung von âFirestarterâ. In schwermetallisches Gewand gekleidet, glĂ€nzt der Song vor allem durch sein intelligentes Gitarrenriffing â sehr interessant!
AbschlieĂend bleibt eigentlich nur noch einmal zu unterstreichen, was in den Zeilen zuvor bereits erwĂ€hnt wurde: SEPULTURA haben mit Jean Dolabella den richtigen Nachfolger fĂŒr Igor Cavalera gefunden und mit âKairosâ endlich die passende Mixtur aus Thrash, Tribal & Hardcore. Derrik Green ĂŒberzeugt einmal mehr als legitime Alternative zu seinem VorgĂ€nger. An dieser Stelle muss man auch zugeben, dass mit dieser Veröffentlichung die ewigen Vergleiche mit den âaltenâ SEPULTURA der Vergangenheit angehören sollten. Die Band hat sich selbst neu erfunden und das ist auch gut so!
(6/6)
Gunther
SOLITUDE AETURNUS REVIEW
SOLITUDE AETURNUS - FĂŒnf Jahre nach dem grandiosen letzten Studiowerk âAloneâ bescheren uns Massacre Records diese RaritĂ€tensammlung mit Namen âIn Times Of Solitudeâ. Enthalten ist in erster Linie das âJustice For Allâ-Demo aus dem Jahre 1988, welches somit erstmals offiziell auf CD gebannt wurde. Obendrauf gibt es dann noch ein unveröffentlichtes Live-Instrumental aus dem gleichen Jahre, sowie zwei Rehearsal-Tracks und eine â88er Demoversion des Songs âMirror Of Sorrowâ. Optisch abgerundet wird das Package schlieĂlich von einem ansprechenden Coverartwork und allerhand rarem Photomaterial.
FĂŒr Sammler und Die Hard-Fans der Texaner macht diese Veröffentlichung sicherlich Sinn. Denn die bisher nur auf Vinyl erhĂ€ltlichen frĂŒheren Versionen des Demos sind mittlerweile denkbar schwer zu bekommen. Alle anderen werden sich eine Anschaffung wohl reiflich ĂŒberlegen. Denn prinzipiell sind nur die fĂŒnf âJustice For Allâ – Songs von Interesse. Die drei Live- bzw. Rehearsal-Tracks bestechen durch einen derart miesen Sound, dass von HörvergnĂŒgen keinerlei Rede sein kann. âMirror Of Sorrowâ wiederum ist einfach zu nah an seiner auf dem DebĂŒtwerk âInto The Depths Of Sorrowâ veröffentlichten Endfassung.
Konzentrieren wir uns also auf das historische KernstĂŒck des Releases, die Demosongs. Zwar sind immerhin 3/5 des âJustice For Allâ â Materials spĂ€ter auf den ersten beiden Longplayern veröffentlicht worden und somit schon bekannt. Allerdings wurden diese drei StĂŒcke in ihrer Demofassung von dem damaligen SOLITUDE (AETURNUS) – SĂ€nger Kristoff Gabehart eingesungen. Klar, dass dieser Umstand einen besonderen Reiz ausĂŒbt. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Rob Lowe stellt sich das stimmliche Spektrum des Herrn Gabehart jedoch als relativ ĂŒberschaubar dar. Das passt zwar auch ganz gut zu dem frĂŒhen Doom des Quintetts, doch ein Ausnahmeshouter wie Rob Lowe bringt noch mal ganz andere Emotionen rĂŒber und bedeutet einfach eine immense Bereicherung fĂŒr die Band.
Wie erwĂ€hnt, kann man âIn Times Of Solitudeâ einen gewissen Reiz nicht absprechen. Aus den genannten GrĂŒnden sollte sich jeder selber ĂŒberlegen ob er sich diese Scheibe zulegen möchte oder nicht. Ich persönlich fiebere lieber neuem Studiomaterial der Doom-Götter aus Texas entgegen.
Veröffentlichungsdatum: 05.08.2011
Ohne Wertung
Thomas