SEPULTURA “KAIROS”
Um ehrlich zu sein, habe ich in den letzten Jahren (genauer gesagt seit dem Rausschmiss von Max Cavalera) die Erwartungen von einem SEPULTURA Album deutlich zurĂĽckgeschraubt. Zu oft wurden meine, zugegeben enorm hohen, AnsprĂĽche bei weitem nicht erfĂĽllt und zurĂĽck blieb der bittere Geschmack der Enttäuschung. Doch selbst ein Optimist meines Formates findet sich frĂĽher oder später mit der Tatsache ab, dass SEPULTURA ohne  - mittlerweile beiden – Cavalera BrĂĽdern nicht das ist, was es einmal war. Ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Meinung im metallischen Universum bei weitem nicht alleine bin.
Mit „Kairos“ präsentieren uns Derrik Green, Andreas Kisser, Paul Xisto Pinto Jr. (einzig verbliebenes GrĂĽndungsmitglied!!) und Neo – Drummer Jean Dolabella ihr mittlerweile elftes Studioalbum, immerhin das sechste in der Post – Max Ă„ra. Endlich bekommt man die heiĂź ersehnten Antworten auf folgende Fragen: Kann der neue Mann hinter der Schiessbude tatsächlich Igor Cavalera das Wasser reichen? Wird man endlich an alte Glanztaten anschlieĂźen und machen SEPULTURA anno 2011 ĂĽberhaupt noch Sinn? Ja, ja und noch einmal ja!!!
Kaum zu glauben: 15 (!!) Jahre nach dem Mega – Erfolg von „Roots“ trauen sich die Jungs mit „Kairos“ zum ersten Mal wieder, den bandtypischen Ethno Thrash auf Höchstniveau zu zelebrieren! Der Reihe nach…gleich mit dem Opener „Spectrum“ machen die Exil Brasilianer keine Gefangenen; thrashige Gitarrenriffs eröffnen den Reigen, treibende Drums bringen die Maschinerie langsam ins Laufen, bevor ein total angepisster Mr. Green mit seinem Hardcore lastigen Gesang zum Kampf aufruft. Im darauf folgenden Titelsong wird, vor allem in der zweiten Hälfe, ordentlich das Gaspedal durchgetreten. Spätestens jetzt ist klar, dass man mit Jean Dolabella den richtigen Mann gefunden hat. Plötzlich weiß man wieder, warum man den Glauben an den „Sepultribe“ nicht aufgegeben hat! Unglaublich, wie viel Energie SEPULTURA bereits im Studio versprühen. Angesichts der dieser Tage stattfindenden Headliner Tour, gibt es keine bessere Werbung. Doch weiter im Text. „Relentless“ wäre weder auf „Chaos A.D.“ noch auf „Roots“ aus dem Rahmen gefallen, mit seinem atmosphärischen Zwischenpart und einer erneuten Glanztat der Gitarrenfraktion.
Danach kommt die erste von drei Verschnaufpausen, in Form einer Zwischensequenz. „2011“, „1433“ und „5772“ stehen für verschiedene Kalenderjahre in unterschiedenen Kulturkreisen. Was folgt, sind echte Nackenbrecher mit enorm guten sowie kritischen Texten wie wir sie (nur) von SEPULTURA kennen: „Point Of No Return“, „Dialog“, „Mask“, „Seethe“ – als Reszentent hat man seine liebe Not, einen Song hervorzuheben, sind doch ausnahmslos alle Titel auf einen eigenem Level. Nach Genuss von „Embrace The Storm“ gehen einem eben diese drei Wörter stundenlang nicht mehr aus dem Kopf. Ein weiteres Indiz für die songschreiberischen Qualitäten der Band. Aus dem (stilistischen) Rahmen des Albums fällt lediglich „Structure Violence (Azzes)“, welches als Industrial Nummer mit seinen Tribal artigen Drums durchaus positiv auffällt. Als kleines „Schmankerl“ findet man auf „Kairos“ zwei Covervisionen, nämlich „Just One Fix“ (MINISTRY) und „Firestarter“ (THE PRODIGY). Besonders beeindruckend ist die musikalische Umsetzung von „Firestarter“. In schwermetallisches Gewand gekleidet, glänzt der Song vor allem durch sein intelligentes Gitarrenriffing – sehr interessant!
Abschließend bleibt eigentlich nur noch einmal zu unterstreichen, was in den Zeilen zuvor bereits erwähnt wurde: SEPULTURA haben mit Jean Dolabella den richtigen Nachfolger für Igor Cavalera gefunden und mit „Kairos“ endlich die passende Mixtur aus Thrash, Tribal & Hardcore. Derrik Green überzeugt einmal mehr als legitime Alternative zu seinem Vorgänger. An dieser Stelle muss man auch zugeben, dass mit dieser Veröffentlichung die ewigen Vergleiche mit den „alten“ SEPULTURA der Vergangenheit angehören sollten. Die Band hat sich selbst neu erfunden und das ist auch gut so!
(6/6)
Gunther
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