Archive for the ‘CD-Reviews’ Category
Erben des Zorns – Krieg
Deutschsprachiger Metal ist und bleibt eine Seltenheit. Bei deutschsprachigem Thrash Metal fallen einem lediglich einzelne Lieder wie Sodoms “Ausgebombt” ein. Erben des Zorns versuchen diese LĂŒcke nun zu schlieĂen. Die FĂŒnf aus Kiel legen mit “Zweitens: Krieg”, wie es der Titel bereits verrĂ€t, ihr zweites Werk vor.
Thematisch ist aber, wie man zunÀchst vermutet, nicht nur Krieg im eigentlichen Sinn gemeint, sondern auch beispielsweise der persönliche und psychische. Dieses Themengebiet wird von den Norddeutschen konsequent und schonungslos angegangen und aufgearbeitet. Hierbei geraten die Lyrics nie in das Peinliche, was leider bei deutschen Texten oft der Fall ist.
Musikalisch wird die Band zwar als Thrashcore angegeben, doch sind in der Musik nur selten moderne Core Elemente zu finden. Eher wird hier Thrash Metal der alten Schule, gemischt mit Death Metal und leichten Anleihen von Oldschool Hardcore, gespielt.
Mit “Krieg” liefern die Jungs einen absoluten Ohrwurm gleich zu Anfang des Albums ab, dessen QualitĂ€t im weiteren Verlauf des Albums von “”Das Ende” wiederholt und sogar gesteigert wird. Dieser Song stellt das absolute Highlight des Albums dar und vereint stampfende Aggression von Warbringer mit harmonischen Passagen.  Auch die anderen Songs des Albums wissen mit etwas Eignem zu begeistern, wie beispielsweise das stampfende “Mein Reich” oder das modern angehauchte “Kontrollierte(s) Chaos”.
Die Produktion ist klar und transparent, doch wĂŒnscht man sich hier an einigen Stellen ein bisschen mehr Druck, um die groovigen Parts der Songs zu unterstreichen.
Das Cover ist mit einem Chaosstern sehr schlicht gehalten, doch passt dieser wie die Faust aufs Auge zu dem Konzept der Band.
Fazit: Erben des Zorns legen mit “Zweitens: Krieg” ein beachtliches Werk ĂŒber Konflikte aller Art hin. Thrash Metal Fans sollten dieses Album definitiv kaufen, doch auch alle anderen können mit gutem Gewissen mal reinhören.
5/6 Punkten
Stone Sour – House Of Gold & Bones Part 1
Heutzutage ist es in Musikerkreisen keine Seltenheit mehr, ein Album in mehrere Teile zu splitten. Was bei manchen CDs tatsĂ€chlich Sinn macht, ist oftmals einzig und allein die Gelegenheit, doppelt Kapital aus einem Album zu schlagen. Doch was trifft auf das neuste Werk von Stone Sour zu? Die Amerikaner entschieden sich “House Of Gold & Bones” in zwei Alben aufzuteilen, Part 1 erschien nun am 19.10., der zweite Teil wird 2013 folgen.
Das wichtigste sei vorab gesagt, “House Of Gold & Bones” ist in keiner Weise enttĂ€uschend. Es wird die Geschichte eines jungen Menschen erzĂ€hlt, der sich einer Herausforderung stellen muss, die vielen bekannt ist, nĂ€mlich die des Erwachsenwerdens und des Abschieds von jugendlichem Leichtsinn. Dieses Konzept ist konsequent, intelligent und eindringlich umgesetzt, sei es musikalisch, lyrisch, oder auch in der Covergestaltung. Dass Ausnahmetalent Corey Taylor hier in weiten Teilen sein eigenes Leben widerspiegeln lĂ€sst, merkt man an der IntensitĂ€t, mit der er die Thematik behandelt.
Auch musikalisch legen Stone Sour ihr bisher bestes und variabelstes Werk vor und steigern, im Gegensatz zu vorherigen Veröffentlichungen, auch wieder den HĂ€rtegrad. Mit “Gone Sovereign” wird den Fans zu Anfang eine solide Alternative Nummer geboten, die vor allem durch ein herrliches Solo zu ĂŒberzeugen weiĂ. “Absolute Zero” schlieĂt sich nahtlos an den Opener an und fĂŒhrt diesen weiter.
Nach dem etwas schwĂ€cheren “Rumor Of Skins” folgt mit der Ballade “The Travelers Part 1″ ein absolutes Highlight, welches beweist, dass der Stone Sour Frontmann einer der besten SĂ€nger dieses Planeten ist. Im spĂ€terenVerlauf des Albums wird der Song mit “The Travelers Part 2″ etwas druckvoller, jedoch nicht weniger gefĂŒhlvoll, weitergefĂŒhrt
Im Laufe des Albums werden weitere Facetten des Konzepts eindrucksvoll musikalisch unterlegt. Sei es der typische Stadion Rock von “Taciturn”, ein Thrash Gewitter wie in “RU486″ , der elektronisch angehauchte Rock vom “Influence Of A Drowsy God”, oder eine astreine Alternative Nummer ĂĄ la “Last Of The Real”. Jeder Song bildet sein eigenes Fundament und weiĂ durch Einzigartigkeit zu ĂŒberzeugen.  Corey Taylor ĂŒberzeugt hierbei weiterhin durch eine stimmliche Bandbreite, die er auf frĂŒheren Veröffentlichungen bereits andeutete, jedoch noch nie so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Eine weitere Besonderheit dieses Album liegt im Facettenreichtum der Aufnahmen. Mit jedem durchlauf erkennt man neue Kleinigkeiten, die sich in das Gesamtkonzept einfĂŒgen und somit um eine weitere Komponente ergĂ€nzen.
Fazit: Stone Sour legen mit “House Of Gold & Bones Part 1″ ihr bisher stĂ€rkstes Werk vor und treten endgĂŒltig aus dem Schatten von Slipknot hervor. Das Konzept ist absolut stimmig, brilliant umgesetzt und lĂ€dt zum mehrmaligen Hören ein. Bleibt zu hoffen, dass auch mit dem zweiten Teil ein solch groĂer Wurf gelingen kann.
5,5/6 Punkten
Gojira – LÂŽenfant sauvage
Gojira zu beschreiben fĂ€llt nicht leicht. Offiziel sind sie zwar dem Death Metal zugeordnet, doch zu oft brechen die Franzosen mit den Konventionen des Genres und verleihen ihm mehr als einen Hauch ProgressivitĂ€t. Sei es durch hĂ€ufige Tempo- und Taktwechsel,  Blast-Beats und Doublebase, die in 32teln gespielt werden, oder auch ruhigere Passagen, Gojira wissen zu ĂŒberraschen. Mit ihrem fĂŒnften Studioalbum “LÂŽenfant sauvage”, welches zugleich ihr DebĂŒt bei Roadrunner Records darstellt, setzen die Vier ihren eingeschlagenen Weg kompromisslos fort und versuchen an das vorangegangene Meisterwerk  ”The Way Of All Flesh” anzuknĂŒpfen.
Dass sie es ernst meinen, beweist “Explosia”. Gnadenlos wird hier durch den sechs Minuten Song geholzt und mit zahlreichen Tempowechsel einer der besten Extreme Metal Songs dieses Jahres geliefert. Abgerundet wird das ganze durch ein bedrohliches Outro und macht Lust auf mehr.
Mit dem Titeltrack wird direkt nachgelegt. Ein ruhiger Anfang geht in furioses GeprĂŒgel ĂŒber, um dann erneut durch einen harmonischen Part unterbrochen zu werden. Absolutes Highlight ist der Breakdown in der Mitte, den jede Metalcore band nicht besser hĂ€tte hinkriegen können.
Das hohe Niveau der ersten beiden Lieder wird in den nachfolgenden Songs leider nicht erreicht, doch schlecht sind sie deswegen noch lange nicht.”Liquid Fire” besticht mit einem sehr guten Refrain, “Mouth Of Kala” mit einem ĂŒberraschenden Ende und “Pain Is A Master” mit verzerrter Stimme. Einziger Totalausfall  ist “Planned Obsolescence”, da der Song viel zu berechenbar und schlicht ist.
Mit “Born In Winter” wird als vorletzter Song ein weiteres Highlight aus dem Hut gezaubert. Starke Gitarrenmelodie bilden den Anfang um gegen Mitte die GeschĂŒtze auszufahren . Es wird bretthart, stellenweise haut die Doublebase alles kurz und klein, um sanft zum Ende zu kommen.
“The Fall” setzt den dĂŒsteren Schlusspunkt zu einem Album, welches vom Hörer das ĂuĂerste fordert, ohne unnötig zu frickeln,
Fazit: Nach stolzen 4 Jahren Produktionspause ist L’Enfant Sauvage ein gelungenes Album mit kleinen Schönheitsfehlern. Die vier Franzosen sind zweifelsohne Meister ihres Schaffens,  sind ihrer Musik treu geblieben und liefern Songs, die sich jeder Fan anspruchsvollen Metals nicht entegehen lassen sollte.
4,5/6 Punkten
Varg – Guten Tag
Varg polarisieren! Was sich schon wĂ€hrend der vergangenen Alben “Blutaar” (2010) und “Wolfskult” (2011) um die Band abspielte, wird sich auch bei dem neuen Werk “Guten Tag” nicht Ă€ndern. Doch kann das Varg nur Recht sein, wuchs ihre Fanbase trotz oder wegen dieser Diskussionen um ihre Band stetig weiter und bildet zur Zeit eine der treusten und aktivsten im deutschen Metalbereich. Dies ist nicht zuletzt an der Chartplatzierung 33 ihres letzten Albums zu sehen. Somit liegen aber auch hohe Erwartungen an das neue Album.
Mit “Willkommen”, dem sehr gut gemachten Intro, und “Guten Tag” wird der Hörer gleich doppelt begrĂŒĂt und die Coburger legen von Anfang an mit Vollgas los. Das Lied vereint EinflĂŒsse aus dem Deutschrock und Death Metal mit einer Spur modernem Metal und bildet einen gelungenen Einstieg in das Album. Abgerundet wird das Ganze durch ein sehr gutes Solo, dass ich so nicht auf dem Album vermutet hĂ€tte. Auch lyrisch gefĂ€llt das Lied, behandelt es nicht die typischen Helden-, Kriegs- und Blutgeschichten, die man sonst von Varg und anderen Vertretern des Viking Metals kennt.
Doch die auftretende Euphorie wird mit “Frei wie der Wind” gleich wieder getrĂŒbt. Erinnert der Titel schon sehr stark an Saltatio Mortis, so ist das Lied eine Zusammenstellung verschiedener Elemente von Mittelalter und Pagan Bands. Das gab es schon tausendmal zuvor in besserer AusfĂŒhrung und ist damit absolut ĂŒberflĂŒssig.
“Was nicht darf” bildet anschlieĂend die nĂ€chste Kopie, diesmal ist Rammstein an der Reihe. Der Song bedient sich an sĂ€mtlichen Elementen der Neuen Deutsche HĂ€rte und wirft die Frage auf, warum Varg es nötig haben die erfolgreichste Band Deutschlands so nachzumachen. Einzig und allein die Lyrics retten das Lied etwas, behandeln sie doch auf recht eindeutige Weise die Misshandlungen innerhalb der Kirche. Dieser Song und auch das folgende “Blut und Feuer” erinnern stellenweise an die Zweitband des Bassisten und Songwriters Managarm, Sintech und deren letztes Album. Doch leider haben Sintech diese Lieder auf “Schlampenfeuer” wesentlich besser umgesetzt.
Den Fans wird AnschlieĂend mit “Angriff” nun ein typischer Varg Song serviert, inklusive oben erwĂ€hnter, platter Lyrics. Mit “Horizont” gelingt dem FĂŒnfer ein erneute Steigerung. Angefangen mit Crematory- Ă€hnlichen Vocals, gipfelt das Lied in einen beschwingten Mitgröl- Song, der live bestimmt sehr gut ankommen wird.
Doch folgen darauf erneut Songs, die man so nicht braucht. “A Thousand Eyes” ist ein absoluter Korpiklaani-, und “Wieder verloren” ein In Extremo Abklatsch. Innovation ist hier absolut keine vorhanden.
“Gedanke und Erinnerung” und “Anti” bedienen nochmals alle Varg Fans mit Viking Kost, wohingegen “Leben” den Weg des Titeltracks weitergeht. Dabei ist der Grundgedanke richtig, nur erinnert das Riff der Strophe zu sehr an “Guten Tag”.
Doch nachdem eher durchwachsenen GroĂteil des Albums packen die Wölfe zum Schluss nochmal ein Highlight aus. “Apokalypse” fĂ€hrt mit einem fetten Riff auf, dass Endzeitstimmung aufkommen lĂ€sst und durch drĂŒckenden Gesang unterstĂŒtzt wird.
Produktionstechnisch liefern Varg ihr bisher mit Abstand bestes Werk ab. Was AndrĂ© Hofmann in seinem ForteFortissiomo Studio gezaubert hat, ist absolut erstklassig. In den stampfenden Liedern wie “Apokalypse” ist der Sound drĂŒckend und an den richtigen Stellen glasklar. Auch ruhige Passagen werden bestens in Szene gesetzt und somit braucht sich die Produktion vor keinem der groĂen Studios zu verstecken.
Fazit: Varg versuchen auf dem neuen Album neue Wege zu gehen. Das ist grundsÀtzlich positiv zu sehen, doch bedienen sie sich hierbei zu sehr an verschiedenen Genres ohne wirklich eigene Innovationen einzubringen. Die eingefleischten Fans werden das Album dennoch kaufen und lieben. Allen Anderen, wie mir, bleiben immer noch die positiv erwÀhnten Songs und die absolut erstklassige Produktion, die das Album enorm aufwertet.
3/6 Punkten
Devin Townsend Project – Epicloud

“ItÂŽs epic! ItÂŽs loud! ItÂŽs Epicloud!” Mit diesen Worten wird das neue Album des musikalischen Genies Devin Townsend, diesmal wieder unter dem Deckmantel des Devin Townsend Projects, angepriesen. Und vorab sei schon gesagt, es ist beides, episch und laut, aber auch noch so viel mehr. Die GenialitĂ€t des SĂ€ngers, Gitarristen, Produzenten und Vordenkers Devin Townsend wurde in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, doch stehen sich ja bekanntermaĂen Genie und Wahnsinn sehr nahe.
Zu Beginn des Albums bekommt man zunĂ€chst den Eindruck die falsche CD eingelegt zu haben, tönt doch der Opener “Effervescent” fast wie Queen durch die Boxen. Auch im darauffolgenden “True North” werden poppige Melodien ausgepackt und sogar ein Kirchenchor mit passendem Glockenschlag verwendet.
Weiter gehts mit dem kabarettwĂŒrdigen “Lucky Animals” und es ist bereits nach drei Songs wieder klar, dass Devin Townsend keine Genres kennt, sondern einfach Musik macht, die er mag. Dieser Eindruck wird bei “Liberation” weiter untermauert. Aus einer im Grunde soliden Stadionrocknummer wird bei Devin Townsend ein vielschichtiger Song, bei dem man auch nach mehrmaligem Hören neue Facetten erkennen kann. Mit “Where we belong” macht sich nun der erste richtige DurchhĂ€nger des Albums erkennbar. Das Lied plĂ€tschert mit ĂŒberladenem Chorus einfach vor sich hin, ohne dass die beabsichtigte AtmosphĂ€re aufkommen mag. Besser wird das Ganze anschlieĂend bei “Save Our Now” gemacht, einer majestĂ€tischen Midtempo Nummer. Mit “Kingdom” wird endlich mal das Tempo angezogen, um in “Divine” umso harmonischer und fast schon meditativ einen kompletten Kontrast zu bilden. Mit “Grace” schleicht sich leider erneut ein Song auf die CD, den man so nicht gebraucht hĂ€tte, denn hier wird erneut mit dem darauffolgenden “More!” alles besser gemacht was gefehlt hatte. Nach dem kurzen, ruhigen ZwischenstĂŒck “Lessons” werden nun die letzten beiden Songs eingelĂ€utet.
WĂ€hrend “Hold On” wiederum eine grundsolide Rocknummer mit Gospelchor ist, wird mit “Angel” das epische Highlight zum Schluss kredenzt. MajestĂ€tischer kann ein Album nicht zu Ende gehen.
Fazit: Mit seinem 15. Studioalbum gelingt es Devin Townsend seiner Hörerschaft epische Rocknummern mitsamt Chor um die Ohren zu hauen, jedoch mit ein paar Ausrutschern. Das dabei nur selten die volle Metalkeule ausgepackt wird ist vom Meister gewollt, jedoch sehr schade, da er sie wie man weià sehr gut einsetzen kann. Was bleibt ist also eine neue Facette des musikalischen Spektrums des Musikers, bei der man nicht wissen kann wie sie bei seinen Fans ankommt. Doch sind diese von ihm ja auch schon ganz andere Sachen gewohnt.
4/6 Punkten
Give Em Blood – Seven Sins
Metalcore Bands haben es schon nicht leicht. Auf der einen Seite werden sie oft wegen ihrer modernen Ausrichtung von Oldschool Metallern belĂ€chelt und gemieden, auf der anderen Seite gibt es in ihrem Genre eine solch groĂe Auswahl an Bands, dass es schwer ist aus der Masse hervorzustechen. Give Em Blood aus dem österreichischen Graz wagen nun mit ihrem DebĂŒt âSeven Sinsâ den Versuch, es den groĂen Vorbildern wie Emmure oder Deez Nuts gleich zu tun und eines sei vorab schon verraten, Oldschool Metaller bekommen hier erneut Diskussionsstoff.
âSeven Sinsâ behandelt die Geschichte einer Beziehung, wobei jeder Song auch eine der sieben TodsĂŒnden reprĂ€sentiert. Die Idee ist zwar gut gedacht, jedoch ist die Mischung aus Beziehungsdrama und den SĂŒnden etwas zu viel des Guten. HĂ€tte man sich lediglich auf eines der beiden groĂen Themen gestĂŒrzt, hĂ€tte das voll und ganz gereicht. Dies ist jedoch im fast das Einzige, was an diesem Album zu bemĂ€ngeln ist.
Der Hörer wird mit âIntroductionâ von den StraĂen in eine Bar genommen, in der der Protagonist seine Partnerin kennelernt und sich mit âBeautiful Black Heartâ  in sie verliebt. Musikalisch untermalt wird das Ganze von der vollen Breitseite Metalcore, inklusive Breakdowns und fast schon hysterischem, aber auch sehr druckvollem Gesang. Das gleiche gilt fĂŒr âLifelessâ.  Auch hier wird harter Metalcore mit melodischen Gitarren und teilweise elektronischen Beats gemischt, wobei der Gesang gelegentlich zum Growling wechselt und den Song damit noch eine Spur hĂ€rter wirken lĂ€sst. Mit âInterludeâ wird dem Hörer eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Akkustische Gitarren und Streicher bilden eine harmoische und fast schon folkloristische AtmosphĂ€re, die jedoch durch die Freundin des Protagonisten und das anschlieĂende âLove 2.1â jĂ€h unterbrochen wird. Es folgen weitere Episoden der Beziehung, die von Wut und Hass geprĂ€gt sind und sich somit mit der Musik sehr gut vertragen. Dabei ist zu bemerken, dass die jungen Ăsterreicher keinen einzigene Totalausfall auf dem Album haben, sondern alle Songs stimmig sind und etwas Eigenes haben.
Fazit: Give Em Blood erfinden auf keine Fall das Genre neu, sondern folgen Bring Me The Horizon und Konsorten. Dies machen sie aber auf sehr hohem Niveau und mit einer gewissen EigenstÀndigkeit und Frische, so dass ein Album enstanden ist, dass jedem Metalcore Fan problemlos empfohlen werden kann! Von dieser Band wird noch Einiges zu Hören sein!
5/6 Punkten
Illdisposed – Sense The Darkness
Gerade einmal ein Jahr nach ihrem letzten Album “There is light (but itâs not for me)” sind Illdisposed wieder zurĂŒck, und das brutaler denn je. Man könnte aufgrund der kurzen Zeit zwischen den beiden Alben jetzt einen Schnellschuss vermuten, doch was die DĂ€nen mit “Sense The Darkness” abliefern ist nichts anderes als eine Lehrstunde fĂŒr alle modernen Extreme Metal Bands.
Nach einem kurzen und ruhigen Einstieg brettert der FĂŒnfer mit dem Titeltrack los, um im Laufe des Albums die BrutalitĂ€t konsequent aufrecht zu erhalten. Laut Label spielt die Band Neo Thrash Metal, doch ist dieses Album meiner Meinung nach melodischer Death Metal der Machart Hypocrisy. Lediglich bei ein paar Songs sind EinflĂŒsse aus dem Thrash Metal erkennbar (z.B. SheÂŽs undressed), was aber hier sehr gut als Abwechslung zu dem ansonsten sehr groovenden Rest des Albums passt.
Illdisposed schaffen es mit ihrem mittlerweile 12. Studioalbum die Mischung aus knallhartem Death Metal und eingĂ€ngigen Melodien weiter zu verfeinern und so selbst den eigenen Klassiker “Burn me wicked” zu ĂŒberbieten. Dies gelingt hier auf allen elf Tracks des Albums, sowie auf beiden Bonustracks, die bei anderen Bands dieses Genres wahrscheinlich schon Highlights des regulĂ€ren Albums wĂ€ren. SĂ€nger Bo Summer growlt im Vergleich zu allen vorangegangenen Alben noch tiefer, und verdient sich so auch wieder die Bezeichnung “Subwoofer”, die ihm seine Mitmusiker verliehen haben.
Das Gesamtwerk wird durch die rauhe, druckvolle aber dennoch definierte Produktion von Tue Madsen (u.a. Suicide Silence und Heaven Shall Burn) und das absolut stimmige Artwork von Mircea Gabriel Eftemie abgerundet.
Fazit: Illdisposed schaffen es mit “Sense The Darkness” ihr brutalstes, aber auch stĂ€rkstes Album abzuliefern. Groove und EingĂ€ngigkeit trifft auf KomplexitĂ€t und spielerische Finesse. FĂŒr mich bis jetzt das Album des Jahres!
6/6 Punkten
Samir
THRESHOLD – March Of Progress
âJe mehr sich Dinge Ă€ndern, desto mehr bleibt alles beim Alten.â Hierbei handelt es sich nicht nur um ein Ă€uĂerst bekanntes Zitat von John Maxwell Coetzee, sondern auch um die perfekte Beschreibung der Beziehung zwischen der britischen Progressive Metal-Institution THRESHOLD und ihrem ursprĂŒnglichen SĂ€nger Damian Wilson. Schon zwei Mal kehrte das Ausnahmetalent den Jungs den RĂŒcken, um letztendlich doch immer wieder zu dem Sextett zurĂŒckzustoĂen. So zuletzt geschehen, nachdem sein VorgĂ€nger Andrew âMacâ McDermott (R.I.P.) wĂ€hrend der laufenden Tournee zum 2007er Werk âDead Reckoningâ plötzlich das Handtuch warf. Damian sprang kurzerhand ein und rettete THRESHOLD damit aus einer ziemlich unangenehmen Situation. Seitdem wurden etliche Konzerte zusammen gespielt und Mr. Wilson ist bei THRESHOLD wieder fest im Sattel. Kein Wunder, dass es endlich an der Zeit fĂŒr heiĂ ersehntes neues Studiofutter ist. SchlieĂlich gingen seit Veröffentlichung des besagten âDead Reckoningâ schon satte fĂŒnf Jahre ins Land.
Das Fazit vorweg: Die unertrĂ€glich lange Wartezeit hat sich so was von gelohnt! Mit âMarch Of Progressâ werfen die Briten mal eben das bis dato beste Album ihrer nicht gerade highlightarmen Karriere auf den Markt. Alleine das Eröffnungstrio hinterlĂ€sst offene Kauleisten und zwingt alles was Ohren hat auf den Gebetsteppich. Denn die musikalische Dichte von THRESHOLD hat wahrlich anbetungswĂŒrdige ZĂŒge erreicht. Der einigen als Vorabtrack bereits bekannte Opener âAshesâ begeistert als dynamischer, eingĂ€ngiger Progressive Metal-Track unterlegt von schmeichelnden KeyboardsphĂ€ren und einem GĂ€nsehaut-Chorus als dramaturgischer Klimax. âReturn Of The Thought Policeâ zeigt die Band von ihrer etwas getrageneren Seite. Der atmosphĂ€risch dichte Midtempo-Groove bietet das perfekte Biotop fĂŒr Damianâs emotionalen Gesang, welcher eindringlich die intelligenten, sozialkritischen Lyrics umsetzt. Das jazzig angehauchte âStaring At The Sunâ ist eine weitere Sternstunde auf âMarch Of Progressâ. Insbesondere der superbe Chorus mit seinem Wahnsinnsgesang stellt dem Hörer jede Behaarung auf, die der Körper noch anzubieten hat. Besser kann man modernen Progressive Metal nicht umsetzen.
Bei âLiberty Complacency Dependencyâ kommen verstĂ€rkt technische Spielereien zum Einsatz, âColophonâ begeistert durch abwechslungsreiche Bassarbeit und umfangreiche Dynamik. Mit âThe Hoursâ legt man eine weitere hypereingĂ€ngige Hymne vor, die einen sofort gefangen nimmt und in fremde Traumwelten entfĂŒhrt. Ein besonderes Schmankerl stellt auch das klassische Interludium gegen Ende des Songs dar. Weiterer Höhepunkt dieser ereignisreichen 70 Minuten.
âThatâs Why We Cameâ hingegen ist eine stimmungsvolle Halbballade, bei âDonât Look Downâ geht es noch mal in die Vollen, wĂ€hrend âCodaâ schon fast thrash-artig beginnt und danach in einer pfeilschnellen Abfahrt voller Breaks gipfelt. Krönender Abschluss ist der feierliche Longtrack âThe Rubiconâ, welcher auf geschickte Art und Weise noch mal alle StĂ€rken von THRESHOLD in einem Track aufzeigt.
âMarch Of Progressâ hat demnach die kĂŒhnsten Hoffnungen aller Fans noch ĂŒbertroffen. Mit diesem Album setzen THRESHOLD sich selbst ein Denkmal. Hier gibt es ganz groĂes Kino ĂŒber die volle Distanz. Gekonnt gelingt der Spagat zwischen unwiderstehlicher EingĂ€ngigkeit und unaufdringlicher KomplexitĂ€t, durch die der Hörer immer wieder Neues auf diesem Wunderwerk entdecken kann. Es muss ja fast schon nicht mehr erwĂ€hnt werden, dass die melodischen Duelle zwischen Keyboarder Richard West und den Gitarristen Karl Groom und Pete Morten zwar in jedem Track, aber stets absolut songdienlich zum Einsatz kommen. Genauso ist man es von THRESHOLD bereits gewohnt, dass Karl Groom und Richard West dem eigenen Schaffen soundtechnisch genau den Raum geben, den dieses zum Atmen und Wachsen braucht. Auch dabei hat man sich auf dem neuen Opus ein weiteres Mal selbst ĂŒbertroffen.
So kann es am Ende zu keiner anderen als der folgenden EinschĂ€tzung kommen. âMarch Of Progressâ ist einer der heiĂesten AnwĂ€rter auf das Album des Jahres. Und das nicht nur im eigenen Genre. Mal ganz ehrlich: Kann es denn ein gröĂeres Kompliment fĂŒr eine Prog-Band geben…?!
Eben!
6/6 Punkten
Thomas
KAMIKAZE KINGS – THE LAW
Frontsau Elmo Kamikaze wird uns von der PR-Abteilung als eine Mischung aus âThe Rockâ und âRob Halfordâ angedient. Zum GlĂŒck geistert die Frage, welche Zielgruppe dieser Nonsens wohl ansprechen soll nicht sonderlich lange im Kopf herum. Denn dazu zieht einen der kernige und gut gelaunte Hard Rock der Newcomer aus Berlin viel zu schnell in seinen Bann.
Die KAMIKAZE KINGS feuern uns mit ihrem DebĂŒt âThe Lawâ eine kraftvoll-rĂ€udige Rockkeule um die Ohren, die uns umgehend auf die Bretter schickt. Stilistisch bewegt man sich unweit legendĂ€rer Acts wie MĂTLEY CRĂE oder auch TWISTED SISTER (der Vergleich mit STEEL PANTHER hingegen ist allenfalls optisch nachvollziehbar), kann aber erfreulicherweise auch eigenstĂ€ndige Trademarks vorweisen. So ist es insbesondere der charismatische Gesang von Elmo, der die Kings vom Gros der Konkurrenz abhebt. Denn der muskelbepackte Wrestlingfan gefĂ€llt mit einem rauen Organ, welches auf nervig hohes Gekreische verzichtet und lieber unten rum fĂŒr genug Druck sorgt. Das an sich ist schon sehr angenehm, aber auch musikalisch machen die KAMIKAZE KINGS wenig bis gar nichts falsch.
WĂ€hrend der Opener âBurn Baby Burnâ zwar dynamisch, doch leider auch etwas beliebig aus den Boxen dröhnt, wissen der Quasi-Titeltrack âI Am The Lawâ, die Mitsinggranate âBoysânâMenâ, das doomige âBible Blackâ oder auch das flotte âBoneshaker Boogieâ wesentlich mehr zu begeistern. Zudem gefallen auch die bluesigen âToo Lateâ und âHard Timesâ in besonderem MaĂe. Im Ăbrigen gibt es launigen Hard Rock in all seinen Facetten auf die Lauscher. Und auch wenn die Produktion der Scheibe nicht zur GĂ€nze höchsten AnsprĂŒchen genĂŒgen kann, so bringen die HauptstĂ€dter ihr Rockfeeling derart ĂŒberzeugend an den Mann, dass der Hörer sofort von einer fetten Bier- und Partystimmung ergriffen wird. Da das Ganze schon aus der Konserve derart gut funktioniert, möchte man sich kaum ausmalen wie hier live die Luzie abgeht.
Lasst Euch von den schrĂ€gen Bandfotos nicht abschrecken: âThe Lawâ ist ein gelungenes Hard Rock-Album mit Eiern und einem sehr hohen Unterhaltungswert. Diese Berliner StraĂenköter werden uns auch in Zukunft noch aufmischen. Ganz bestimmt.
5/6
Thomas
KATATONIA-”Dead End Kings”
KATATONIA â âDead End Kingsâ
âGleichgĂŒltig thronend,
schĂŒchtern zerstörend,
mit Anmut herrschend,
sich im Gehirn windend.
Wenn Musik mit der Seele sanft verschmilzt
und den Geist ĂŒber jedes Fleisch erhebt, um
jede Dimension mit jenen KlĂ€ngen zu umspannen.â
Sebastian Radu GroĂ
Es gibt verschiedene Wege âDead End Kingsâ zu beschreiben und ungewöhnliche Alben erfordern ungewöhnliche Reviews. Wer KATATONIA bereits seit den Anfangstagen hört wird mir zustimmen, dass die musikalische Entwicklung einzigartig ist. Angefangen von der ersten EP, ĂŒber das Meisterwerk âDance Of December Soulsâ, das Grenzen auslotende âBrave Murder Dayâ, GroĂtaten wie âViva Emptinessâ, die bahnbrechende âGreat Cold Distanceâ oder die wegweisende âNight Is The New Dayâ. Ich hatte nach jedem Album das GefĂŒhl, dass die Jungs nun ihr Maximum an musikalischer KreativitĂ€t rausgeholt haben und doch hat sich die fleischgewordene Katatonie immer weiter entwickelt. Um so gespannter war ich auf âDed End Kingsâ, wobei allein der Albumname nicht passender hĂ€tte sein können.
Der Opener `The Parting` macht bereits im Vorfeld alles klar, denn Streicher beschwören gemeinsam mit Jonas` Stimme den Song herauf, der von Loopeffekten getragen wird, bis er explodiert. Die GĂ€nsehaut, die sich jetzt bereits einstellt, wird auch in den weiteren 10 StĂŒcken nicht verschwinden, allerdings werden die Songs auch unterschiedliche EindrĂŒcke hinterlassen. Hier die Quickversion der Songs: Silje Wergeland (The Gathering) beschert uns mit Jonas bei âThe One You Are Looking For Is Not Hereâ ein Gesangsduett, das den kompletten Song trĂ€gt und schweben lĂ€sst. Untermalt von Streichern und abgehackten Riffs wird die BrĂŒcke zwischen Ruhe und Melancholie gespannt. `Hypone` wird durch ein Piano durch den gesamten Song gefĂŒhrt, wĂ€hrend seine Umrisse abwechselnd neu erblĂŒhen und erneut in der Dunkelheit verschwinden. Bei âThe Racing Heartâ sinkt der Hörer endgĂŒltig auf die Knie, denn hier wurden die Magie von `Unfurl` zusammen mit den bedĂ€chtig voranschreitenden Momenten kombiniert, ohne in brachialen Riffs zu verfallen. `Buildings` zeigt auf, dass es weder in Sachen GĂ€nsehaut, noch beim LautstĂ€rkeregler zufrieden stellende Grenzen gibt. Brachial knallt ein Götterriff aus den Boxen, das alles um sich herum niederwirft, um sich selbst zum König zu krönen. Krasse Kontrastarbeit wird bei `Leech` geleistet, denn Pianoarrangement und wachsende Riffs dominieren den Song, bevor er mit Gitarrensoli und cleanen Riffs in ungeahnte Höhen klettert. `Ambitions` lĂ€sst den Hörer hinter jede menschliche Maske blicken, denn aus schĂŒchternder Introversion erwĂ€chst eine charismatische Kraft, die seinesgleichen sucht. Die AtmosphĂ€re der âFor Funerals To Comeâ EP wurde in das Jahr 2012 mit dem Song `Undo You` katapultiert. `Lethean` beschreibt den emotionalen Befreiungsschlag von allen menschlichen Ketten, dynamisch, selbstbewusst und auf eigene Weise stolz. Jonas wirft sich direkt in `First Prayer` hinein, der sĂ€mtliche Elemente KATATONIAS vereint, eingebettet in nachdenklichen Momenten, vorpreschenden Elementen, bis hin zu nackenbrechenden Moshriffs. Mit `Dead Letters` schlieĂt sich der Kreis, wobei augenzwinkernd das musikalische Level von âNight Is The New Dayâ weiterentwickelt wird.
Was hat sich insgesamt getan? Die Songs gehen sofort ins Ohr und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Allerdings ist das nur der oberflĂ€chliche Eindruck, denn erst nach mehrmaligen DurchlĂ€ufen begreift der Hörer erst die Songstruktur umfassend und findet sich in einer tieferen emotionalen Ebene wieder. Der erste Eindruck lockt zwar bereits, doch der volle Umfang erschlieĂt sich erst nach mehrmaligem und intensiven Durchhören. Zur WeiterfĂŒhrung des Sounds wurden Streicher, Piano und nicht zuletzt Gastmusiker (The Gathering) eingesetzt. Dadurch schaffen es KATATONIA ihre Musik vielschichtiger zu gestalten und den Hörer auf unterschiedlichen Weisen und Ebenen anzusprechen. Mittlerweile haben die Jungs einen musikalischen Level erreicht der es ihnen erlaubt, sĂ€mtliche menschlichen GefĂŒhle zu erkunden und zu vertonen. So VielfĂ€ltig wie die Emotionen, so tiefgrĂŒndig sind die Songs auf âDead End Kingsâ. Altbekannte Trademarks wie die zerbrechliche Stimme von Jonas, die innovative und gleichzeitig kraftvolle Gitarrenarbeit Blackheims, aber auch das stilĂŒbergreifende Schlagzeugspiel hilft Fans sich in den Songs zurechtzufinden.
Im Netz kursieren bereits die ersten Reviews mit unterschiedlichen Reaktionen und das ist auch gut so. Einige Fans dĂŒrften die Scheibe als zu weit entfernt von den Wurzeln empfinden, anderen dĂŒrfte es zu viele bekannte Elemente geben, das muss jeder fĂŒr sich entscheiden. Fakt ist, dass man âDead End Kingsâ weder mit anderen Bands oder Alben vergleichen, noch in eine stilistische Sparte schieben kann. Deshalb sind KATATONIA auch Leaders, not followers, denn nur so können auch Meilensteine wie das aktuelle Album entstehen. Sie versuchen erst gar nicht eine bestimmte Musikrichtung anzusteuern, sondern konzentrieren sich stattdessen auf das, was heutzutage leider viel zu selten geworden ist: das GefĂŒhl, wenn man die Augen schlieĂt und in Klangwelten komplett versinkt, um tief in GefĂŒhlswelten einzutauchen.
Fazit: KATATONIA haben mit âDead End Kingsâ mehr getan, als man erwarten kann. Die Songs umgarnen den Hörer bereits beim ersten Durchlauf, setzen sich nach einiger Zeit tief in den Hirnwindungen fest und explodieren dann, um den Blick auf sĂ€mtliche Emotionen freizugeben, die einem durch Musik vermittelt werden kann.
6/6 Punkten
Radu





