Archive for the ‘CD-Reviews’ Category
ENTHRONED – “Obsidium”
ENTHRONED – „Obsidium“
Seit 19 Jahren treiben ENTHRONED im Schwarzmetalsektor ihr Unwesen und bringen in (mehr oder wenigen) regelmäßigen Abständen einen musikalischen Arschtritt nach dem nächsten raus. Mit ihrem aktuellem Langeisen zeigen sie eine Weiterentwicklung zu „Pentagrammaton“, ohne jedoch einen Stilwechsel vollführen zu müssen.
Der Teufel steckt bekanntlich im Detail und so tobt er sich auch gerne auf der neuen Langrille der Belgier aus. Sägende Riffs und ein aggressives Drumming sind über die gesamte Spielzeit dominant vorhanden und sorgen für eine düstere und bösartige Grundstimmung. Mit vielen kleinen Details (abrupten Tempowechseln, eingestreuten Geräuschkulissen, gesprochenen Passagen, saugeilen Gitarrensolis oder doomigen Riffs) wird das Grundgerüst verfeinert und die Songs fleißig ausgebaut, um sich von der Masse der schwarzmetallenen Ursuppe abzuheben. Das in den bandeigenen Hallen produzierte Album knallt kraftvoll aus den Boxen und auch das selbst gemachte Cover macht einiges her, um den Gesamteindruck zu vervollständigen.
Einzelne Songs hervorzuheben macht wenig Sinn, da jeder Song seine eigene Magie versprüht, obwohl die aggressive Grundstimmung immer die Ausgangslage ist. Die langjährige Erfahrung und der Besetzungswechsel haben ENTHRONED weiter reifen lassen und so hört man auch dem 9. Longplayer an, dass hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Wer diese Band bereits kennt, darf sich fleißig auf das neue Album freuen. Wem die Band noch kein Begriff ist, sollte auf jeden Fall ein Ohr riskieren, sofern man auf aggressive und gleichzeitig innovative Extremkost steht.
Fazit: Voll in die Fresse und dabei mit Details innovative Abwechslung rein gebracht. Die Tatsache, dass hier alles (Musik, Artwork und Produktion) von der Band im Alleingang erledigt wurde, verdient ebenfalls Respekt. So muss solide Schwarzkunst klingen.
5/6 Punkten
Radu
NITROGODS CD-REVIEW
NITROGODS sind das im Vorfeld stark beworbene neue musikalische Lebenszeichen von Henny Wolter. Zur Erinnerung: Der Gitarrist aus Hannover gründete Ende der 80er Jahre die kernige Hard Rock-Truppe THUNDERHEAD. Nach deren Ableben wurde er zeitweise Mitglied der Metal-Bands PRIMAL FEAR und SINNER. Jetzt hat er sich mit Bassist und Sänger Oimel Larcher sowie Drummer Klaus Sperling (FREEDOM CALL, ex-PRIMAL FEAR) zusammengetan, um uns sein eigenes Baby namens NITROGODS zu präsentieren.
Auch wenn man sich selbstredend weiterhin im Hard’n’Heavy-Bereich herumtummelt, handelt es sich bei dem Trio nicht um eine Neuauflage von THUNDERHEAD. Vielmehr wähnt man sich bei den ersten beiden Tracks des Debütwerks eher im Proberaum einer MOTÖRHEAD-Coverband. „Black Car Driving Man“ und „Demolition Inc.“ könnten glatt von Motorwarze Lemmy geschrieben und höchst selbst eingesungen worden sein. Sänger Oimel klingt zumindest derart nach Herrn Kilmister, dass es sich glatt um einen verloren geglaubten Zwillingsbruder handeln könnte. In die gleiche Kerbe schlagen auch die Songs „Licence To Get Loud“ und „The Devil Dealt The Deck“. Das ist wenig kreativ und alles ein bisschen vorhersehbar.
Das selbstbetitelte Debütwerk hat aber durchaus auch seine Sonnenseiten. Richtige Freude kommt nämlich immer dann auf, wenn die Band ihren eigenen Sound umzusetzen versucht. Großartig und mit einem feisten Augenzwinkern kommt ‚At Least I’m Drunk’ um den Block gefahren, bei dem Oimels versoffenes Organ perfekt von einer beachtlichen Menge Blues unterstrichen wird. Diesen Track hat man auch kurzerhand für eine Videoproduktion ausgewählt. Ebenso erwähnenswert ist das zusammen mit NAZARETH-Frontmann Dan McCafferty aufgenommene ‚Whiskey Wonderland’. Ein düsterer Rocker mit sehr prägnantem, antreibendem Refrain. Ein Song, der vom Wechselgesang zwischen Oimel und McCafferty lebt.
Einen weiteren, sehr naheliegenden Gastauftritt gibt es dann noch von „Fast“ Eddie Clark (MOTÖRHEAD, FASTWAY). Seinen Stempel drückt er dem Song ‚Wasted In Berlin’ unverkennbar auf, wodurch dieser -oh Wunder!- verdammt MOTÖRHEAD-lastig ausgefallen ist. Zum Abschluss kredenzen NITROGODS dem geneigten Hörer mit ‚Zombietrain’ ein weiteres echtes Juwel. Einen geradlinigen Rocker mit Drive, der einfach nur Spaß macht! Wirklich ein gelungener Höhepunkt zum Finale.
Das ansprechend produzierte Album ist, wie oben beschrieben, insgesamt eine zwiespältige Angelegenheit. Auf der einen Seite ist mir ein Stückchen zu viel MOTÖRHEAD-Verehrung im Spiel, während andererseits durch eigene kreative Ideen erst die wahre Klasse dieser Kombo aufblitzt. Am Ende muss man wohl festhalten, dass hier viel mehr drin gewesen wäre. Wenn man in Zukunft aber mehr Vertrauen in die Entwicklung eines eigenständigen Sounds aufbauen kann, sollte das durchaus noch werden. Unterm Strich bleibt dennoch eine richtig launige Rockscheibe, die Freude bringt. Den Namen NITROGODS kann man sich schon mal merken.
4/6 Punkten
VĂ–: 24.02.2012 (SPV/Steamhammer)
Thomas
LILLIAN AXE – XI
Neuer Sänger, neues Glück? Bei LILLIAN AXE ist wohl gerade das kein leichtes Thema. Nicht zu Unrecht werden die Rocker aus New Orleans vor allem aufgrund ihrer ersten vier Alben verehrt, die allesamt vom begnadeten Ron Taylor eingesungen wurden. Nachdem dieser aber 2004 die Band verließ, die Lücke zwischenzeitlich mit Derrick LeFevre und Ronnie Munroe nicht adäquat geschlossen werden konnte, ging es auch mit der musikalischen Qualität von LILLIAN AXE ein wenig bergab.
Das Interessante an der Band war stets eine gewisse Vielfalt, die das Quintett immer in ein abgerundetes Gesamtbild zu gießen wusste. Neben klassischen Hard Rock-Elementen gab es viel Alternatives und auch vereinzelte Prog-Fetzen zu bestaunen. Auf diese Art und Weise schrieb man sich so manche unwiderstehliche Hymne von der Seele. An diesem Grundkonzept hat sich freilich auch unter dem neuen Fronter Brian C. Jones nichts Wesentliches geändert. Dieser macht zwar durchaus einen ordentlichen Job und ist mit Sicherheit auch kein schlechter Sänger. Die alte Klasse blitzt auf „XI: The Days Before Tomorrow“ aber allenfalls vereinzelt auf, nämlich bei den grandiosen Songs ‚Take The Bullet’ und ‚Bow Your Head’. Davon abgesehen bleibt aber zu vieles Stückwerk. Denn auch das Songwriting bleibt leider oftmals im Mittelmaß stecken, so dass die Frage, ob ein Ron Taylor dieses Album zu einer Sternstunde der Rockmusik geadelt hätte, getrost dahinstehen kann.
Wer LILLIAN AXE abgöttisch liebt, wird auch auf dieser Scheibe viel Gutes entdecken. Ob die Band sich mit „XI: The Days Before Tomorrow“ allerdings neue Freunde erarbeiten wird, darf angezweifelt werden.
3,5/6 Punkten
Thomas
DEVIL’S TRAIN CD-Review
Manches Review schreibt sich wie von alleine. Der Hintergrund liegt dabei natürlich auf der Hand: Das zur Besprechung vorgelegte Album ist entweder sagenhaft mies oder eben saumäßig genial. Ein kurzer Blick auf die Besetzung von DEVIL’S TRAIN gibt in diesem Zusammenhang die Qualitätsrichtung prinzipiell schon vor. Hier sind absolute Ausnahme-Könner am Werk: Rockröhre R.D. Liapakis (MYSTIC PROPHECY), Deutschlands umtriebigster Schlagwerker Jörg Michael (STRATOVARIUS und unzählige namhafte „ex“-Stationen), Basser Jari Kainulainen (ex-EVERGREY und STRATOVARIUS), sowie der noch weitestgehend unbekannte Gitarrist Laki Ragazas geben sich am Bahnsteig zur Hölle die Ehre. Schon die Namen der Bandmitglieder, die in der Vergangenheit ausnahmslos für Hervorragendes standen, lassen einem förmlich das Wasser im Munde zusammenlaufen. Was man also voller Hoffnung geahnt hat, bestätigt das Ergebnis dann auch eindrucksvoll. DEVIL’S TRAIN pfeffern dem geneigten Hörer, jenseits von saft- und kraftlosem Namedropping, gute 40 Minuten lang die gepflegte Rock’n’Roll–Keule um die Ohren.
Beim Opener ‚Fire and Water’ brettert das Teil auch sofort mit der Power von mindestens 666 schwarzen Hengsten in Richtung Untergang los. Aber auch in den weiteren elf Abteilen erwarten uns ohne Ausnahme fetteste Rockhymnen voll satter Grooves und mitreißendem Charme. Wir erleben Faszination und Attraktivität eines Polarexpress’, nur eben für Erwachsene! Die nötige Auflockerung erfährt das Ganze durch einige nette Western- & Blues-Elemente, welche tatsächlich angenehm in das Gesamtgefüge passen. So entstehen echte Rockperlen wie z.B. ‚Devil’s Train’, ‚Room 66/64’ oder auch ‚Sweet Devil’s Kiss’. Nicht mal die obligatorische Halbballade ‚Forever’ nervt hier, kommt sie zwar nicht gänzlich schmalz- aber dennoch schmerzfrei daher. Außerdem gehört eine solche Nummer doch irgendwie auf jedes gut sortierte Hard Rock-Album. Am Ende gibt es noch ein Cover des schon zigfach interpretierten ‚American Women’ von THE GUESS WHO. Ein Evergreen also, den man dermaßen druckvoll mit Sicherheit noch nie gehört hat.
Was macht eigentlich die kompetente Besatzung von DEVIL’S TRAIN? Zugführer Liapakis hat lediglich die düstere Grundstimmung bei seiner Hauptband gelassen. Die unbändige Durchschlagskraft seines vollendeten Rock-Organs zum Glück aber nicht. Meisterhaft brilliert er über alle zwölf Songs und lässt dabei einen David Coverdale mindestens so alt aussehen wie dieser tatsächlich ist. Dazu harmonieren Jari Kainulainen und Jörg Michael ein weiteres Mal perfekt miteinander. Das Duo unterfüttert die töften Klänge mit einer amtlichen Breitseite. Das wahre Juwel bei DEVIL’S TRAIN allerdings ist die bislang unbekannte Komponente. Gitarrist Laki Ragazas rockt derart frisch und ungezwungen aus den Boxen, dass es einem förmlich die Mundwinkel nach oben föhnt. Wo immer es nötig ist versieht er die Tracks mit Ecken und Kanten, schüttelt sich nebenbei scheinbar mühelos knackigste Riffs und Grooves aus den Ärmeln. Was aber das Beste ist: Bei alledem bleibt sein Spiel zu jeder Sekunde songdienlich. Auf diesem Wege liefert der Junge eine absolut bärenstarke, oftmals an Zakk Wylde erinnernde Leistung ab, die das Album endgültig auf den Punkte-Olymp hebt.
Jeder der seinen Metal rockig liebt (oder andersrum) muss dieses Ticket zur Höllenpforte einfach lösen. Für mich das Album des Monats. Volle Punktzahl!
6/6
Thomas
LES DISCRETS “ARIETTES OUBLIÉES”
LES DISCRETS – “Ariettes OubliĂ©es… ”
Mit ihrem zweiten Album führen LES DISCRETS fort, was sie bereits mit „Septembre et Ses Dernieres Pensees“ angedeutet haben. Im Gegensatz zum Vorgänger konnte man noch zwei Schüppen beim Songwriting und in Punkto Atmosphäre drauflegen, was sich beim Hören auch klar und deutlich wiederspiegelt.
Bereits der instrumentale Opener begleitet den Hörer mit melancholischen Klängen auf seinem Weg Richtung erhabenen Riffs, vorbei an verzerrten Gitarrenlandschaften bis hin zum eigentlichen Beginn des Albums, hinter dem sich bereits „La Traversée“ entfaltet. Sicher vom Eingangsriff bei der Hand genommen, explodieren auch unter Gänsehautattacken sämtliche Glückshormone bei der Begegnung dieses Songs, mit der sich die Band ein eigenes Denkmal gesetzt hat. Sowohl einfühlsame Melodien, eine charismatische Stimme, lyrische Glanzleistungen, einprägsame Gitarrenlinien, Akustikparts und eine Songentwicklung über magische 8 Minuten, die alleine schon den Kauf dieses Albums absolute Pflicht werden lassen. Getragen, stellenweise melancholisch, griffig und doch erdig, bevor der Song vom epischen Gitarrenriff alleine über das Schlagzeug in die Black Metal Wurzeln der Band übergeht. Prädikat: zum Niederknien!
Auch bei den darauf folgenden Stücken hat man aus der Vergangenheit gelernt, so bleibt man bei „Le Mouvement Perpétuel“ (bereits von der Split mit ARCTIC PLATEAU bekannt) der melancholischen Grundstimmung treu und zieht diese mit einer atemberaubenden Atmosphäre konsequent durch. Der Titeltrack kann hier als Video angeschaut werden und dürfte einen guten Einblick in das Album geben. Auch eingängige Ohrwurmattacken gibt´s mit dem (zu Beginn) Midtempo Stück „La Nuit Muette“, dass später eine derartig depressive Grundstimmung beinhaltet, für die andere Doom Kombos etliche Jahre und Alben brauchen. Ein wenig verspielter gestaltet sich die Weiterführung des Albums, das vor allem progressive Freunde der Tonkunst erfreuen und begeistert zuhören lässt. Ein akustisches Schmankerl der besonderen Art lässt den Träumer weiter schreiten, bevor mit dem instrumentalem „Les Regrets“ der Hörer wieder sanft in die Wirklichkeit entlassen wird, nicht ohne ein Augenzwinkern auf die schwarzmetallischen Wurzeln der Band.
Die Produktion ist glasklar und wuchtig, die Songs decken von Erhaben, episch, depressiv und dynamisch alles ab und die Atmosphäre ist von einer anderen Welt. Das Coverartwork hat Mastermind Fursy Teyssier wieder selbst in die Hand genommen und so kann man sich auch beim Kauf der limitierten Buch Version über ein schönes Stück niveauvoller Glanzleistung in allen bereichen der Kunst (Musik, Artwork, Lyrik und Video) erfreuen. Dass sie mit ihrem musikalischen Brüdern ALCEST auf Tour gehen ist bereits jetzt der Garant für einen Abend, den man nur mit Knieschonern, Nackenschmerzen und Staunen verbringen wird.
Fazit: Mit diesem Album habe LES DISCRETS den Sprung in die Oberliga geschafft und neue Maßstäbe in Sachen progressiver Musikkunst mit melancholischem Einschlag gesetzt. Alle Daumen ausnahmslos nach oben!
6/6 Punkten
Radu
VOICES OF DESTINY – „Power Dive“
VOICES OF DESTINY – „Power Dive“
Symphonic Gothic Metal aus deutschen Landen, nicht mehr und nicht weniger bieten VOICES OF DESTINY auf ihrem zweiten Longplayer an. Nach einem kurzen Intro schnellt auch schon der Titeltrack aus den Boxen, hämmert sich amtlich durch die Gehörgänge, verliert aber leider auch genauso schnell wieder an Fahrt während er sich in der tragenden Stimme der Frontfrau verliert. Auch gekeifter Gesang kommt hier zum Einsatz, wird von sphärischen Synthesizer in der Härte etwas abgebremst, was jedoch den roten Faden der Scheibe ausmacht.
Dieses Rezept zieht sich durch alle Songs durch, die volle Härte kommt von den Gitarren, während der Rest eher getragen und stellenweise recht weich wirkt. Die Produktion hält „Power Dive“ während der gesamten Spielzeit gut unter Dampf, so dass man sich ganz auf die Musik konzentrieren kann. Die Stilrichtung ist bereits denkbar oft ausgeschlachtet, so dass man genau hinhören muss, um das Potential dieser Band zu bemerken, die tatsächlich vorhanden sind. So weiß „Dreams Awake“ mit ohrwurmartigem Gesang zu begeistern, „Kami“ mit den orchestralen Ansätzen aufzuhorchen, „Red Winter´s Snow“ an Dynamik zu staunen und der Bonustrack „Smoke And Mirrors“ zu überraschen. Im Vergleich zum Erstling hat man das Gefühl, dass man hier ein wenig progressive Elemente eingestreut hat, sich aber vor ganz großen Experimenten scheut. Dadurch ist man zwar auf Nummer sicher gegangen, schießt sich aber leider nur auf Durchschnittsniveau ein.
Die Band hat großes Potential, um ganz oben mitmischen zu können, wenn sie den Mut hat sich auf Experimente einzulassen und sich selbst dadurch zu entdecken und einen eigenen Stempel aufzudrücken. Der Gesamteindruck wird vielen Freunden des oben genannten Stiles gefallen, aber noch nicht vom Hocker reißen. Etwas mehr Selbstvertrauen, dann dürften nicht nur mehr Leute aus dem Symphonic Gothic Metal Lager aufhorchen, sondern auch andere Musikfreunde neugierig werden.
Fazit: Vieles wird angedeutet, einiges geboten. Leider reicht es jetzt noch zum Durchschnitt, aber das Potential dieser Band ist noch lange nicht ausgeschöpft. Etwas mehr experimentieren und eine Schaufel Selbstvertrauen oben drauf du wir können uns auf ein spannendes, drittes Albumfreuen.
3,5/6 Punkten
Radu
IRDORATH – „Dekonstrukteur des Fleisches“
IRDORATH – „Dekonstrukteur des Fleisches“
Gerade in der heutigen Zeit gibt es eine Menge Alben, die verschiedene Stile vereinen und sich nur schwer in Schubladen pressen lassen. Gleichermaßen erging es dieser Band, die den Brückenschlag zwischen Black und Thrash Metal vollzogen hat und dabei eine eigene Duftmarke hinzufügt. Zehn songs vereinen sich hier auf knapp 46 Minuten Tonträger und bereits nach einem kurzen Hellraiser Intro geht´s auch sofort los.
Straightes Riffing und eine gehörige Portion Selbstvertrauen muss man den Jungs definitiv zusprechen; der Gesang wirkt zwar aggressiv, scheitert jedoch an dem gezwungen Reimschemata und den Parallelen zu bereits veröffentlichten Scheiben anderer Bands. Vorreiter haben deutschsprachigen Black Metal mit eigenen Eindrücken bereits versehen, so dass es eine mutige Entscheidung von IRDORATH war diesen Weg einzuschlagen. Der Mix aus tightem Drumming, sägenden Gitarren und keifendem Gesang geht zwar in Ordnung, mehr aber auch nicht. Zu ausgetreten sind die musikalischen Pfade und auch die innovativen Ideen, um sich aus der breiten Masse hervorzuheben, sucht man hier leider vergeblich. Statt Innovation hört man zu viele Kopien bereits bekannter Bands als Instantversion in die Songs gepresst.
Bei längerem Hinhören nervt die Scheibe allerdings zusehends und nach dem ersten Durchlauf ist auch bereits Feierabend angesagt. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente zwar, wissen aber nicht einmal im Ansatz zu zünden oder beim Hören Gefühle auszulösen, außer dem Drang, den CD Player von der Scheibe zu befreien. Es wurden zwar bereits schlimmere Scheiben aufgenommen, aber auch um Längen bessere. Für Einsteiger ins Metal Genre könnte die Scheibe interessant werden, der Rest wird sie jedoch keines Blickes würdigen.
Fazit: Spielen können die Jungs, nun sollten sie aber dringend ihren Stil überdenken. Mit dem aktuellen Longplayer verschwinden sie komplett in der Masse.
1,5 / 6 Punkten
Radu
BIOHAZARD – Reborn In Defiance
Da ist es also, das lang erwartete und immer weiter verschobene Reunion- Album von BIOHAZARD. Nach 17 Jahren wieder im legendären Line-Up Seinfeld, Graziadei, Hambel und Schuler, welches uns einst die Kultalben „Biohazard“, „Urban Discipline“ und „State Of The World Address“ schenkte. Natürlich lassen derartige Wiedervereinigungen immer schnell die Erwartungen durch jede Decke schießen. Allzu oft zeitigt so etwas ein halbgares Aufwärmen alter Erfolgsrezepte als Folge. Erfreulicherweise haben sich die vier Kanten aus Brooklyn diesem Fehler aber nicht hingegeben.
Zwar tönt es mit ‚Vengeance Is Mine’ zum Auftakt in angenehm typischer BIOHAZARD-Manier los, in der Folgezeit beweist das Quartett aber durchaus Mut zu einigen charmanten Neuerungen. So wird es beispielsweise im Refrain von ‚Decay’ und bei ‚Vows Of Redemption’ erstaunlich melodisch. Die straighte Rocknummer ‚Come Alive’ muss, übliche BIOHAZARD-Verhältnisse bedenkend, sogar mit Fug und Recht als „happy“ bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu glänzt der Quasi-Titeltrack ‚Reborn’ mit einem düsteren Zwischenspiel, das emotionale ‚You Were Wrong’ zeigt sich in seiner Gesamtheit entspannt und dunkel. Aber auch die typischen Trademarks der Band kommen natürlich nicht zu kurz. So lassen vermutlich ‚Skullcrusher’, ‚Never Give In’ und ‚Countdown Doom’ die Herzen jedes Die-Hard-Fans von BIOHAZARD höher schlagen. Für die kernige und würdige Produktion sorgte zudem Toby Wright, der schon bei SLAYER, KORN, ALICE IN CHAINS u.a. hinter den Reglern saß.
Mir persönlich fällt bei so vielen guten Eigenschaften die Bewertung von „Reborn In Defiance“ leicht. BIOHAZARD kommen eindrucksvoll mit einem wirklich überzeugenden Paukenschlag zurück. Ohne Zweifel das beste Album seit „State Of The World Address“, das sowohl die bestehende Supporterschar zufriedenstellen als auch neue Käuferschichten erschließen sollte. Sicherlich, eine Vielzahl Kritiker wird auf den Plan treten, denen ‚Reborn In Defiance’ neben den anfangs erwähnten Kultalben zu lasch daher kommt. Aber ganz ehrlich: Solche Vorwürfe sind doch einfach nur zum Sterben langweilig. Erstens sind wir nicht mehr in den neunziger Jahren und zweitens zeugt die objektiv bestehende Qualität der CD rigoros vom Gegenteil. Das Einzige, was meines Erachtens gegenüber den ersten drei Outputs der Band fehlen mag, ist ein gewisser „richtige Zeit, richtiger Ort“-Faktor. Mit dem künstlerischen Wert hat das natürlich überhaupt nichts zu tun. Und ob BIOHAZARD nach dem zwischenzeitlich erneuten Ausstieg von Basser, Sänger Evan Seinfeld noch weiterhin überleben werden ist zwar eine spannende und berechtigte Frage, gehört aber einfach nicht in diese Rezension.
5,5/6 Punkten
Thomas
CONFESSION – The Long Way Home
Es verwundert einen kaum, dass hinter CONFESSION ein gewisser Michael Crafter steckt. Schließlich kommt das Quintett aus Melbourne, Australien. Und Down Under ist nicht zuletzt dank Crafters früherer Band I KILLED THE PROM QUEEN oder auch den befreundeten PARKWAY DRIVE kein ungeschriebenes Blatt in Sachen hochwertiger Metalcore mehr. Ein Umstand, der durchaus hohe Erwartungen an das nun vorliegende Zweitlingswerk ‚The Long Way Home“ rechtfertigt. Traditionsbewusst weiß der Herr Crafter diese aber ein weiteres Mal zu erfüllen.
Man kann CONFESSION sicherlich vorwerfen, auf das 08/15-Schema ihrer Metalcore-Kollegen zurückzugreifen. Gnadenlose Härte und cleane Gesangspassagen im Wechsel garantieren im Jahre 2012 wohl keinen Innovationspreis. Wenn man aber einen unwiderstehlich eingängigen Ohrwurmfaktor mit unglaublich druckvoll produzierten Stakkatoattacken kombiniert, ist mir persönlich das Stichwort „innovativ“ schnurzpiepegal. Das Rezept ist eben sehr einfach, macht aber verdammt viel Freude.
Ganz hervorragend gelungene Hookline-Hits sind die Nummern ‚Piece By Piece’, ‚Gimme ADD’ und ‚Die To Live’. Die zuckersüßen Gesangslinien setzen sich sofort im Ohr fest und weichen dort auch auf lange Sicht nicht von der Stelle. Aber auch die etwas brachialeren Tracks der Marke ‚Nearly 30’ und ‚I Created This Horror’ wissen zu überzeugen. Für das passende Soundgewand zeigt sich niemand geringerer als Fredrik Nordström (u.a. IN FLAMES, BRING ME THE HORIZON) verantwortlich, der mal wieder ganze Arbeit geleistet hat.
Dass die Platte mit ihren 30 Minuten zeitlich etwas knapp bemessen ist, stört gar nicht weiter. Denn innerhalb dieser Zeit sagen CONFESSION alles was man wissen muss und lassen keine Fragen offen. Man mag das Debütalbum „Cancer“ schöpferisch interessanter finden. Den größeren Hitfaktor attestiere ich jedenfalls „The Long Way Home“. Wer sich an Metalcore (noch) nicht satt hören kann, der muss hier einfach zugreifen!
Fazit: Kurz, gefühlsintensiv und nachhaltig befriedigend wie ein amtlicher… Aber lassen wir das lieber…
5/6 Punkten
VĂ–: 03.02.2012 (Lifeforce Rec.)
Thomas
COME CRASHING DOWN
COME CRASHING DOWN – „Of Sacredness And Profanity“
„Einen Querschnitt durch sämtliche Metalstile auf einer Langrille vereint“ So oder ähnlich dürfte die Zielrichtung der sechsköpfigen Truppe festgelegt worden sein, als sie sich 2008 vereinten, um gemeinsam zu musizieren. Dabei raus gekommen ist ihr in Eigenregie zusammen getrümmertes Debütalbum, das mit 10 Stücken aufwartet.
Der Opener „Into the Wastelands“ schlängelt sich mittels ohrwurmartigen Gesangsstrukturen durch die Gehörgänge, während das Songgebilde sich während den knapp 3 Minuten immer wieder auflöst, um sich rechtzeitig zum Chorus wieder einzufinden. Bereits im ersten Song passiert sehr viel, was sich auch durch das ganze Album durchziehen soll. Überwiegend schießt man sich auf Midtempo ein, gibt an einigen Stellen des Albums auch mal ordentlich Gas. Bei den Songstrukturen liegt ganz klar der Schwerpunkt auf Abwechslung; die Griffbretter werden stilmäßig vom klassischen Metal, bis hin zum Doombrett ausgereizt, wobei innovative Soli natürlich nicht fehlen dürfen. Das Bolzwerk treibt dabei die ganze Zeit die Songs nach vorne und würzt die Songs mit gelegentlichen Doublebassattacken, während man auch dem Gesang eine dreifaltige Rolle (Röcheln, Scream und klarer Gesang) zugeteilt hat.
Der Silberling strotzt vor Experimentierfreude und als Hörer bekommt man emotional ordentlich was zu verdauen. Vom Schwedentodfeeling bis zur primitiven Rhythmusmaschine ist alles vertreten. Die Produktion ist blitzblank, was den Songs auch sehr gut zu Gesicht steht. Bei mehrmaligem Hören entdeckt man auch viele Details, die einem beim ersten Durchlauf noch verschlossen bleiben. Innovativ und experimentell, das sind die Zutaten, die eindeutig rauszuhören sind. Die Schattenseite der Scheibe ist jedoch, dass sich die Songs derart in sich selbst vertrakten, dass sich der Hörer teilweise darin verirrt und der rote Faden auf der Strecke bleibt. Spieltechnisch muss man sich hier nicht verstecken, allerdings hätte hier ein wenig mehr Straightness nicht geschadet, um den Songs mehr Charakter und gleichzeitig Kontrast zu verleihen.
Fazit: Im Großen und Ganzen haben die Jungs einen guten Startschuss abgeliefert; an Spieltechnik und Innovation mangelt es ihnen dabei definitiv nicht. Wenn man noch mit etwas Charisma nachwürzt, können wir uns auf eine interessante Bandentwicklung freuen.
4/6 Punkten
Radu



