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ALCEST ” LE SECRET”
ALCEST – „Le Secret“ Allroundtalent und Kopf von ALCEST Neige erfüllte sich einen Traum, indem er zwei alte Stücke im neuen Gewand präsentiert, um den Hörer auf eine wahre Traumreise mitzunehmen. Hierbei verarbeitet er Visionen von Tod und Wiedergeburt der Seele, die er in seiner Kindheit gehabt hat und mit fortgeschrittenem Alter aufarbeitet.
Das Titelstück entführt bereits von der ersten Sekunde an mit hypnotischer Gelassenheit den Hörer in Neiges Traumwelt und lässt in mit jeder Sekunde tiefer in eine Geisterwelt eintauchen, die durch neugierigen Kinderaugen betrachtet wird. Cleane Gitarren läuten die Reise ein, bevor ein treibendes Schlagzeug und eingängige Gitarrenlinien den klaren Gesang durch die Boxen tragen. Auch wenn hier gelegentlich auf das Gaspedal getreten wird, bleibt der Gesang durchgängig ruhig, was sowohl melancholisch wie neugierig zugleich macht. Hier wurde großen Wert auf instrumentaler Atmosphäre gelegt, was sich durch das ganze Stück zieht.
Der zweite Song „Elevation“ lockt den Zuhörer mit leisen Keyboardteppichen nah an die Boxen, um danach mit zügigem Tempo durch eine neue Klanglandschaft zu entführen. Anders als beim Titelstück wird hier der Krächzgesang rausgeholt, was der Atmosphäre keinen Abbruch tut, weil die Songstruktur eingängig und abwechslungsreich zugleich ist.
Neben den neu aufgenommenen Versionen finden sich auch die Originalversionen auf dem Silberling, die produktionstechnisch eindeutig von den Black Metal Wurzeln künden. Mir persönlich gefallen die neu aufgenommen Stücke besser, was an der Songqualität jedoch keinen Unterschied macht, weil hier ganz großes Kino geboten wird. Die Tatsache, dass es unterschiedliche Versionen (normales Jewelcase, bis zur Holzschatulle) gibt, rundet die Sache noch ab.
Fazit: ALCEST denken bei den Songs an jedes noch so kleine Detail und schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Sie führen in fremde Welten und lassen den Hörer wie nach einer Seelenwanderung zurück; überwältigt und dankbar für seine Ohren.
6 von 6 Punkten
Radu
CATALEPSY – BLEED
CATALEPSY – „BLEED“ Die Erde kann zuweilen ein verdammt kalter, hässlicher Ort sein. Und genau fĂĽr diesen Umstand veröffentlichen CATALEPSY aus Florida in diesen Tagen den perfekten Soundtrack. Nach der DebĂĽt-EP „Godless“ sowie dem ersten Longplayer „Iniquity“ haut man dem geneigten Hörer den neusten Hassbatzen mit Namen „Bleed“ um die Ohren.
Zu Anfang bereiten Sprachsamples und Computer-Loops einen stimmigen Weg für das folgende, entfernt an das klassische FEAR FACTORY erinnernde Stakkato-Riffing. Der Gesang von Frontmann Rick Norman wechselt zwischen tiefen, kehligen Growls und höher gelagertem Gekreische, was durch seine Intensität zu gefallen weiß. Vollendet wird dieses Abbild kalter Perfektion durch die unterlegten Computersounds, die das Klangbild förmlich emotional abrunden. Der Song nennt sich übrigens ‚Faithless’, ist atmosphärisch dicht, beängstigend und rundum gelungen.
Der nächste bemerkenswerte Pluspunkt der CD ist folgender: Was so viel versprechend beginnt wird im weiteren Verlauf keineswegs schwächer! Die eingangs beschriebenen Zutaten des Erfolgsrezepts werden zwar nicht mehr nennenswert abgeändert. Doch tut dies dem gelungenen Ergebnis überhaupt keinen Abbruch. Egal ob man das Gaspedal etwas heftiger durchdrückt wie bei ‚Monolith’ oder ‚Consumed’, das Augenmerk eher auf Grooves setzt wie im Falle des Titelsongs oder des spitzenmäßigen ‚Medusa’ oder durch Hervorheben des Computeranteils (‚Statistic’) sowie den Einsatz von BURY YOU DEAD-Sänger Matt Bruso als Gastshouter bei ‚Goliath’ doch noch etwas mehr Abwechslung einbringt. Das Gesamtbild überzeugt einfach auf ganzer Linie.
Da schließlich auch der von Matt Johnson (u.a. THE AUTUMN OFFERING) in Szene gesetzte Sound wie das sprichwörtliche Hinterteil auf das rundliche Behältnis passt, gibt es wahrlich nichts zu meckern. In Sachen technischer Deathcore ist „Bleed“ eine muskelbepackte Ansage an die Konkurrenz. So würde es mich schwer wundern, würde diese Band in Zukunft nicht noch von sich hören lassen. Eine weitere himmelschreiende Ungerechtigkeit in dieser kalten, hässlichen Welt wäre es allemal!
5,5/6
Thomas
RECKLESS MANSLAUGHTER
RECKLESS MANSLAUGHTER – „Storm Of Vengeance“ Was ist roh, hat vier Mitglieder und reißt einem die Birne vom Kopf? Die Antwort darauf lautet ganz klar der Erstling der NRW Death Metal Horde RECKLESS MANSLAUGHTER. Satte 9 Songs vereinen sich auf dem Silberling, der bereits beim ersten Durchlauf den CD Player zum Brennen bringt. Ganz in Tradition von SUFFOCATION, CANNIBAL CORPSE oder ASPHYX wird hier die grobe Keule geschwungen. Neben Extremen Drumming, variablem Riffgewitter und einer brachialen Stimmgewalt gibt es hier noch eine Bombenproduktion von Altmeister Dan Swanö obendrauf.
Neben altbewährtem Death Metal Geröchel werden hier auch obligatorische Grind Attacken losgelassen, dass die Sau nur so quiekt. Eingängigkeit wurde hier genauso groĂź geschrieben, wie hohe Abwechslung und obwohl die Songs wahre Abrissbirnen sind, gehen sie schnell ins Ohr und auf die Nackenmuskulatur. Auch das Cover setzt sich in bester Dan Seagrave Manier durch die Massen durch(Coverartwork von Daniel Czaja). Man hört den Jungs ihre Spielfreude und Leidenschaft mit jedem Schlag an, und Schläge gibt es massig auf dem Album. Dass es sich hierbei um das DebĂĽt Album der Ruhrpottler handelt setzt der Bewertung noch einen oben drauf.Â
Fazit: NRW´s Antwort auf Old School Death Metal haben ihr Massaker auf die Menschheit losgelassen. Dieses Album ist so herrlich brutal, dass man es eigentlich zusammen mit einem Sturzhelm verkaufen sollte. Pflichtkauf!
5,5 Punkte
Sebastian GroĂź
SHINING “VII” REVIEW
SHINING „VII: Född Förlorare“ – Sunshine, My Only Sunshine, You Make Me Happy, When Skies Are Grey“ So beginnt das Intro (Original von Doris Day gesungen?!) des siebten SHINING Albums „VII: Född Förlorare“, was auf deutsch ungefähr „Geborene Verlierer“ ĂĽbersetzt heiĂźt.
Also von vornweg sei es erwähnt, dass ich nicht auf die berühmt berüchtigten Live-Eskapaden von Niklas „Kvarforth“ Olsson eingehen werde, sondern werde mich nur mit der Musik beschäftigen! Denn SHINING ist mittlerweile eine wirklich ernst zu nehmende Band, die man in keine Schublade stecken kann und mit Black Metal hat das wirklich nichts mehr zu tun.
Nach besagtem “lieblichen” Intro geht es sofort brachial mit `Förtvivlan Min Arvedel` los. In bekannter Manier zelebriert hier die Band den typischen SHINING-Sound. Definitiv handelt es sich hier hier um eine klare Fortsetzung zum Vorgängeralbum „VI: Klagopsalmer“. Im Mittelfeld des Songs gibt es einen kleinen ruhigen Break, wo Niklas klare Stimme und eine Akustikgitarre dominiert, um danach aber wieder voll aufzudrehen, während der Schluss mit einem schönen Gitarrensolo aufweisen kann. Ein gelungener Einstieg!
Das zweite Stück `Tiden Läker Inga Sar` beginnt mit Akustikgitarre und Violine, während man im Hintergrund eine röchelnde/hustende Person hört, eine Orgel setzt ein und Niklas singt dazu mit klarer Stimme. Sehr intensiv! Aber der Schein trügt. Denn dieser Song ist eine wahre Achterbahnfahrt! Hier wechseln sich böse Black-Metal Blastbeats mit akustischen Ruhezonen ab, während der Schluss ein wenig an die ruhigen Passagen von OPETH erinnern. So kennt man SHINING eigentlich nicht. Aber es ist ein großer Pluspunkt.
Mit dem nächsten Stück `Människa O´Avskyrda Vi Allt` geht es in altgewohnter SHINING Qualität weiter: brachial, genial, während es auch hier einen sehr gut hörbaren akustischen Mittelteil gibt. Christopher Amott (ARCH ENEMY) ist bei diesem Song als Gastmusiker mit von der Partie, zu hören mit einem geilen Gitarrensolo. Ein wirklich starkes Stück!
Bedarf es der Frage, das nächste Stück „kommerziell“ nennen zu dürfen!? Ansatzweise! Vielleicht! Und vielleicht auch nur, wenn der schwedische Popsänger Hakan Hemlin den Cleangesang im Refrain übernimmt. Dieser Song ist wirklich der „sehr“ hörbar geworden. `Tillsammans Är Vi Allt` ist wirklich stark! Und gefällt! Aber auch hier dominieren wie immer die typischen SHINING-Trademarks, mischen sich aber mit den melodiösen Gesangsparts von Hakan!! Stark!
Das nächste Stück überrascht total. `I Nattens Timma` ist ein reiner akustischer Song. Klavier, Akustikgitarre, Cello und die klare Stimme von Niklas. Absolut der Ruhepol des Albums. Dieser Song stammt diesmal nicht aus der Feder von Herrn Kvarvorth, sonder hier handelt es sich um einen Song der schwedischen Prog. Rocker LANDBERK.
Mit dem letzten Song `FFF`geht es erneut auf Rollercoasterfahrt! Akustische Parts wechseln sich mit derbem Black Metal Gebolze ab. Einfach nur geil!
Mit diesem Album ist es SHINING wirklich gelungen, noch abwechslungsreicher zu klingen , als die Vorgängeralben. Besonders seien hier der sehr oft eingesetzte Cleangesang und die vermehrten akustischen Einlagen zu erwähnen, die dieses Album erst so richtig interessant machen. Für mich ist es das reifste Album der Band, bzw. des Herrn Kvarforth, denn hier hat er Mut bewiesen, einmal mehr mit dem Sound und seiner Stimme zu experimentieren. Und das sollte er in Zukunft beibehalten! Grandioses Album!
6/6
Uli
THEATRE OF TRAGEDY
Theatre Of Tragedy – “Last Curtain Call” Wer hat an der Uhr gedreht – ist es wirklich schon so spät…?”, fragt man sich angesichts der traurigen Tatsache, dass uns mit dem 16 Tracks umfassenden Live Mitschnitt des im Oktober 2010 stattgefundenen Konzertes das wohl letzte Album der norwegischen Gothic Metal Pioniere vorliegt. Visuell wurde die Abschiedsshow in Stavanger – der Heimatstadt der Protagonisten – in Form einer DVD festgehalten und ist im Handel wieder rum mit einer einfachen CD (mit 10 Titeln), neben der hier besprochenen separaten Doppel CD, zu erhalten.
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, es ist tatsächlich schon so spät! Genauer gesagt möchten sich die Bandmitglieder nun mehr Zeit für ihre Familien nehmen, was genügend Platz für Spekulationen einer möglichen Reunion zulässt. Der ursprünglichen, in den frühen 90ern als Gesangswunder hochgepriesenen und heutzutage bei Leaves`s Eyes (haupt-) tätigen, Sängerin Liv Kristine folgte Nell Sigland und diese ist mehr als der blosse Ersatz für ihre Vorgängerin. Zusammen mit Gründungsmitglied Raymond Istvan Rohonyi beherrschen die Beiden nach wie vor das stimmliche Wechselspiel zwischen hohen verträumten weiblichen Tönen und den rauhen maskulinen Growls, welches seit jeher eines der unverkennbaren Trademarks der Band ist.
Die Tracklist von “Last Curtain Call” lässt keine WĂĽnsche offen, deckt jede stilistische Ă„ra der norwegischen Goths ab und beinhaltet Klassiker angefangen von “A Hamlet For A Slothful Vassal” ĂĽber “Der Tanz der Schatten” bis hin zu neueren (nicht minder genialen) Titeln wie den Opener “Hide And Seek”, das etwas elektronisch angehauchte “Machine” oder das finale “Forever Is The World”. Hier kommt durchaus Gänsehautstimmung auf, welche jedoch einmal mehr aus den gut ausgesuchten Songs, denn aus der Live Atmosphäre resultiert. Womit wir auch schon beim einzigen Kritikpunkt der Scheibe angelangt sind – der Produktion.
Sowohl Musik als auch Gesang kommen aus einem Guss, das Publikum ist (zu) stark in den Hintergrund gedrängt worden. Das es sich bei den Titeln um Livesongs handelt merkt man lediglich am Applaus nach Ende der Nummern. Hier wurde im Studio doch ein wenig zu viel nachgeholfen. Die Songs wirken dadurch sehr glatt poliert und das Publikum, während der Songs kaum bis gar nicht vorhanden, eindeutig kĂĽnstlich ausgeblendet. Mir persönlich ist es lieber den einen oder anderen musikalischen Fehltritt bei einem Live – Mitschnitt herauszuhören, anstatt einen nahezu perfekten dafĂĽr umso kĂĽnstlicheren Sound aufgetischt zu bekommen. Hier wäre mehr Mut zur Authenzität mit Sicherheit angebracht gewesen. Ansonsten hätte das “Theater der Tragˆdien” gleich eine Best Of CD zum Abschied herausbringen können.
Trotzdem kann man “Last Curtain Call” ohne schlechtem Gewissen weiterempfehlen. Denn eines ist sicher: man bekommt einen schönen Ăśberblick ĂĽber das Lebenswerk einer Band, die ein ganzes Genre bis dato massgeblich beeinflusst hat und deren Musik man auch in zwanzig Jahren noch gerne hören wird.
-/7 Punkte
(keine Punktewertung, da Live – bzw. Best Of – Album!)
VICTORY DON`T TALK SCIENCE
VICTORY – „Dont´Talk Science“ Das alte Hannoveraner Hardrock Urgestein VICTORY, welches seine Hoch-Zeit in den 80ern hatte, verabschiedet sich nun mit „Don´t Talk Science“ von der aktiven Szene. Mit Jioti Parcharidis als Sänger, beweist die Band abermals, dass sie immer noch zu den Speerspitzen des guten alten deutschen Hardrocks zählt.
Die Mannen um Tommy Newton, Hermann Frank (ACCEPT) und Peter Knorn zeigen mit diesem Album vielen Bands den Stinkefinger, denn was hier herausgekommen ist, hört sich in keinster Weise nach einem Abschiedsalbum an. (Da tut sich ja eigentlich der Vergleich mit dem Abschiedsalbum der SCORPIONS „Sting In The Tail“ auf, die sich ja momentan auf großer Abschiedstournee befinden!!)
Alle Songs auf „Don`t Talk Science“ sind durchweg so einprägsam, dass es hier schwerfällt wirklich die besten Songs herauszupicken! Den Anfang macht das geniale ´Reckless`, gefolgt von ´Speak Us`, die wirklich die idealen Opener sind. Als nächster Anspieltipp sei der an Kiss erinnernde Song `Burn Down The City` mit einem wahren Killerrefrain zu erwähnen. Mehr will ich hier gar nicht aufzählen, denn es sei dem geneigten Hardrock-Fan nur ans Herz gelegt, dieses Album zu kaufen. Denn hier wird alles geboten! Es kommt absolut keine Langeweile auf, jeder Song ist eine Perle für sich. Hier steckt noch Herzblut drin! Eine tighte Rhythmussektion, geile Gitarrenriffs, knackige Gitarrensoli und nicht zuletzt ein hervorragender Sänger runden das Ganze ab. Genau so und nicht anders muss es klingen!!!
Was alles in den 80ern begann, soll nun 2011 zu Ende gehen? Ich kann es mir absolut nicht vorstellen. Und wenn das wirklich der Fall sein sollte, dann aber bitte auch mit einer Abschiedstour. Die Fans haben es verdient!! Also Jungs!? Wie wäre es!?
5/6
KROMLEK “FINIS TERRARE”
KROMLEK – FINIS TERRAE Lange ist es her, seit die jungen Aufsteiger von KROMLEK einen Longplayer veröffentlicht haben. Um genau zu sein, sind seit dem ersten Album ‘Stange Rumors… Distant Tremors’ 4 Jahre vergangen. Ob der Begriff„Aufsteiger“ aufgrund der eher spärlichen Veröffentlichungspolitik ĂĽberhaupt angebracht ist? Mit diesem neuen Album definitiv! Den geneigten Hörer erwartet hier wirklich etwas groĂźes. Zwar wird man bei einem Umfang von 67 Minuten und dem sehr frischen Sound einige Zeit brauchen, um sich richtig zurechtzufinden, aber diese Zeit dĂĽrfte mit dem vorliegenden Material wie im Flug vergehen.
Zunächst fällt insgesamt die bessere Produktion ins Auge. Alles klingt ein bisschen voller und man hat sich diesmal dazu entschieden, das Schlagzeug komplett im Studio aufzunehmen, statt einzelne Parts zu programmieren. Bei einigen Hörern wird sich vielleicht ein Verdacht einschleichen, wer da seine Finger im Spiel hatte. Und tatsächlich handelt es sich um René von EQUILIBRIUM, der hier für die Produktion mitverantwortlich war. Meiner Ansicht nach eine gute Wahl.
Auch der Gesang von Mr. Alphavarg hat sich nochmal ein Stück verbessert, was das Gesamtbild weiter abrundet. Von tiefen Growls bis zu fiesen Black Metal Screams verfügt der Frontmann über ein stattliches Repertoire. Und wo wir gerade beim Gesang sind: Auch dieses Mal haben natürlich ein oder zwei Sprachen für die Texte nicht ausgereicht, weshalb man sich neben Deutsch und Englisch auch wieder des Schwedischen, Lateinischen und weiterer, nicht nur europäischer Sprachen bedient hat. Textlich wird wie immer auf Qualität gesetzt, mit minderwertigem Material wird hier keinesfalls gearbeitet.
Die auffälligste Neuerung dürfte allerdings das Keyboard darstellen. Die Bandbreite an verschiedenen Sounds ist diesmal gigantisch und geht weit über das hinaus, was man vom Genre gewohnt ist. Überhaupt entfernt sich die Musik stellenweise durch ungewöhnliche Klänge ein bisschen vom Pagan Metal, wie man ihn kennt, was jedoch keinesfalls negativ zu bewerten ist. Gerade in einer Szene, in der mittlerweile vieles zu einer Massenproduktion verkommen ist, dürfte ein frischer Wind durchaus willkommen sein. Neben filigranen Melodien fügen sich auch Flächensounds atmosphärisch ins Ganze ein, übertreiben aber in der Regel nicht mit zu viel Bombast.
Technische Fortschritte machen sich auch bei der Gitarrenfraktion in Form von eingängigen Hooklines, kleineren Soli und sonstigen Spielereien bemerkbar. Besonders interessant dĂĽrften die leicht arabisch angehauchten Parts bei ‘Nekropolis’ Fall’ sein. Es fällt schwer, einzelne Songs exemplarisch zu behandeln, da jedes StĂĽck seinen eigenen Charakter besitzt aber trotz der Vielfalt immer nach KROMLEK klingt. Von brachialen Blast Passagen (’Angrlióð’) bis zum hymnischen Epos (’Moritvrvs Immortalis’ oder ‘Ad Rvbiconem’) dĂĽrfte hier fĂĽr jeden Geschmack etwas dabei sein.
Erwähnenswert sind auĂźerdem noch 2 Gastauftritte am Mikro, von denen im bereits veröffentlichten Interview die Rede war: RenĂ© von EQUILIBRIUM trägt einen kleinen Gesangspart zu ‘Metropolitan Roots’ bei und Mark & Joris von HEIDEVOLK sind auf ‘Moritvrvs Immortalis’ zum ersten mal auf Deutsch zu hören!
Fazit: Mit dem zweiten vollwertigen Studioalbum liefern KROMLEK ein umfang- und facettenreiches Werk ab, was zwar etwas Eingewöhnungszeit benötigt und sich dem Hörer auch erst über längere Zeit gänzlich erschließt, dem man die investierte Mühe und Liebe zum Detail aber anhört. Somit hat sich das Warten auf ein Stück ehrliche und hoffentlich langlebige Musik durchaus gelohnt.
Anspieltipps: ‘Nekropolis’ Fall’, Bastion, ‘The Cocoon’, ‘Ad Rvbiconem’
5,5/6
Christian
KAMELOT KĂ–LN LIVE REVIEW
KAMELOT Köln-Live Music Hall 10.05.2011 Im Vorfeld dieses Konzertes gab es einige Turbulenzen aufgrund der Bekanntgabe des endgültigen Ausstieges von KAMELOT-Sänger Rhoy S. Khan. So durfte man ganz besonders gespannt sein, wie die Fans unter diesen Vorzeichen auf die Performance KAMELOT’s mit Gastsänger Fabio Leone (RHAPSODY OF FIRE) reagieren würden. Manche Leute hatten augenscheinlich auch erst durch diese Nachricht von dem Umstand erfahren, dass KAMELOT die Tour ohne Khan absolvieren. Vor den Toren der Live Music Hall traf man jedenfalls noch einige Personen an, die versuchten ihre Tickets kurzfristig anderweitig zu verkaufen. Letztendlich verwunderte es wenig, an diesem Abend eine gerade mal zur Hälfte gefüllte Halle zu erleben. Sei es wie es ist. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: Die Musik.
Überpünktlich machten die SONS OF SEASONS, ihres Zeichens Zweitband von KAMELOT’s Oliver Palotai, den Anfang. Mit düsterem symphonischen Power Metal leitete man stimmungsvoll den Abend ein. In Person von Henning Basse (METALIUM) weist das Quintett einen Sänger auf, dessen kraftvolles Organ die Songs perfekt ergänzt. Leicht negativ fiel nur die recht bewegungsarme Performance der Band auf, jedoch war diese vermutlich auch dem begrenzten Raum auf der Bühne geschuldet. Tracks wie ‚Casus Belli I: Guilt’s Mirror’, für mich der kleine Höhepunkt des nur knapp zwanzigminütigen Auftrittes, sowie „Belial’s Tower“ vom ersten Album machten in jedem Falle Spaß und Lust auf mehr.
Setlist SONS OF SEASONS:
Bubonic Waltz
Magnisphyricon: Temperance
Casus Belli I: Guilt’s Mirror
Belial’s Tower
Wenn man wie AMARANTHE gleich drei Sängerinnen bzw. Sänger an den Start bringt, kann von Bewegungsarmut schon naturgemäß kaum die Rede sein. So boten die Schweden und Dänen als zweiter Act des Abends dann auch eine energiegeladene Show, deren Funke ohne Umwege auf das Publikum übersprang. Kein Wunder, weist die Musik der sechs Nordlichter doch dermaßen viel Pop-Appeal und Eingängigkeit auf. Nicht nur ich dürfte Songs wie das starke ‚Automatic’ oder die Singleauskopplung ‚Hunger’ nicht mehr aus dem Kopf bekommen haben.
Natürlich wird eine derart poppig zu Werke gehende Band in der Metalszene eher kontrovers aufgenommen. Äußerst unterschiedliche Reviews in einschlägigen Magazinen bringen dies zum Ausdruck. Dem Publikum aber merkte man dies glücklicherweise überhaupt nicht an. Dieses erfreute sich einfach an dem mitreißenden Auftritt, so dass es am Ende deutlich mehr als nur Höflichkeitsapplaus gab. Zudem fiel (zumindest mir) Sängerin Elize Ryd angenehm auf, indem sie sich nicht in ein derzeit genretypisches 08/15-Gothicoutfit zwängte sondern vielmehr auch in jeder nichtmetallischen Disco eine gute Figur abgegeben hätte.
Setlist AMARANTHE:
Leave Everything Behind
Enter The Maze
1.000.000 Lightyears
Automatic
Call Out My Name
Rain (It’s All About Me)
My Transition / Hunger
Beim anschließenden Auftritt von EVERGREY wurde es dann schlichtweg genial. Mit ‚Leave It Behind Us’ vom neuen Album startete man in einen durch und durch fulminanten Set. Was die Truppe aus Göteborg von allerhand durchschnittlichen Bands unterscheidet ist ganz klar Frontmann Tom S. Englund. Mit einem Charisma dem man sich unmöglich entziehen kann durchleidet der Mann scheinbar jeden einzelnen seiner Songs auf der Bühne neu. Im Ergebnis bedeutet dies größtmögliche Authentizität und Gänsehaut pur. Eigentlich verbietet es sich bei einem so gelungenen Rundumpaket einzelne Stücke herauszuheben. Dennoch waren insbesondere das großartige ‚Wrong’ und der Publikumsliebling ‚Recreation Day’ die Sternstunden des gesamten Abends. So und nicht anders muss man melancholischen Progressive Metal darbieten. Das Publikum nahm die Band entsprechend begeistert auf. Am Ende war der einzige Wehrmutstropfen nur derjenige, dass diese Band nicht länger spielen durfte.
Setlist EVERGREY:
Leave It Behind Us
Monday Morning Apocalypse
Wrong
Blinded
The Masterplan
Recreation Day
Frozen
Broken Wings
A Touch Of Blessing
Was der eben beschriebene Tom S. Englund für EVERGREY ist, war ein gewisser Roy S. Khan für KAMELOT. Allein diese Tatsache dürfte unbestritten sein. Dementsprechend gespannt und skeptisch musste man dem Auftritt des Headliners entgegenblicken. Die alles entscheidende Fragestellung, ob KAMELOT ohne Khan nun funktionieren können oder nicht, wird am Ende jeder für sich selber entscheiden müssen.
Rein objektiv war es ein gutklassiger Auftritt, welcher vor allen Dingen viel für das Auge zu bieten hatte. Schon bei den ersten beiden Songs ‚Rule The World’ und ‚Ghost Opera’ vom gleichnamigen Album wurde die Band in Sachen Backing Vocals von einer maskierten Gastsängerin, SEVENTH WONDER-Sänger Tomy Karevik sowie einer Violinistin unterstützt. Auch (Gast-)Leadsänger Fabio Leone (RHAPSODY OF FIRE) machte seine Sache in technischer Hinsicht richtig gut. Niemand wird wohl auch ernsthaft bestreiten, dass es sich bei dem sympathischen Italiener um einen Vokalisten auf Weltklasseniveau handelt. Bei KAMELOT singt er in wesentlich tieferen Gefilden als bei seiner Hauptband und kann auch auf diesem Metier durchaus überzeugen. Unter normalen Umständen würde eine derartige Performance auch mit Sicherheit zu einem ordnungsgemäßen Siegeszug reichen, leider kann man hier nicht von normalen Umständen sprechen. Roy S. Khan hat sich in den letzten Jahren nun mal zu DER Stimme der Band entwickelt und eine solche kann man nicht ersetzen. Der ausgebildete Opernsänger aus Norwegen hat die großen KAMELOT-Songs mit Leben gefüllt, ohne welches diese einfach nicht auskommen. Dabei hatte er seinen ureigenen Stil der ohne ihn nicht zu reproduzieren ist. Man möchte den verbliebenen Musikern, die instrumental selbstverständlich über allem erhaben sind, kein Unrecht tun, aber mir zumindest fehlte über die gesamte Spielzeit immer etwas. Und ich bin mir sicher, damit nicht der Einzige im Saal gewesen zu sein.
Es ist schon sehr traurig mitzuerleben, wie eine großartige Band durch wirdrige Umstände zu einem Schatten ihrer Selbst wird. Auch die zahlreichen Gastauftritte sorgen zwar für eine gewisse Abwechslung, können über dieses Trauerspiel allerdings nicht hinwegtäuschen. So wird ‚Center Of The Universe’ von Tomy Karevik gesungen, AMARANTHE-Frontsirene Eliza Ryd hilft bei ‚A Sailorman’s Hymn’ aus während EPICA-Goldkehlchen Simone Simons extra für eine Performance zu ‚The Haunting’ mitgereist ist. Keyboard-, Drum- und Bass-Solo sind ohnehin Bestandteil einer jeden KAMELOT-Show gewesen, langweilen wenn man ehrlich ist aber eher. Als letzte Zugabe gibt es schließlich das von zwei Trommlerinnen eingeleitete ‚March Of Mephisto’ und der Spuk hat ein Ende.
Ich möchte nochmals betonen, keinem der Beteiligten an diesem Auftritt irgendeinen Vorwurf machen zu wollen. Für mich persönlich sind KAMELOT ohne Roy S. Khan aber wie IRON MAIDEN ohne Bruce Dickinson oder JUDAS PRIEST ohne Rob Halford. Es handelt sich dabei um meine eigene Meinung, die weder Anspruch auf Richtigkeit hat und schon gar nicht von anderen geteilt werden muss. Als Fazit lässt sich Folgendes festhalten: Ganz besonders dank EVERGREY war es ein sehr unterhaltsamer Konzertabend in der Live Music Hall. Um die Zukunft von KAMELOT hingegen mache ich mir ernsthafte Sorgen. Vielleicht findet Khan ja eines Tages doch wieder zurück in den Schoß der Band. Allen Fans von einzigartigem und symphonischem Power Metal wäre es sehr zu wünschen!
Setlist KAMELOT:
Rule The World
Ghost Opera
The Great Pandemonium
The Human Stain
Center Of The Universe (feat. Tomy Karevik SEVENTH WONDER])
Descent Of The Archangel
A Sailorman’s Hymn (feat. Elize Ryd [AMARANTHE])
When The Lights Are Down
Soul Society
Keyboard-Solo
EdenEcho
Necropolis
The Haunting (feat. Simone Simons [EPICA])
Drum Solo
Forever
Bass Solo
Karma
March Of Mephisto
Thomas
MARDUK “IRON DAWN”
MARDUK – “Iron Dawn” EP Das schwedische Vorzeige-Abrißkommando MARDUK holt wieder die Panzer aus der Garage, zumindest für diese 3 Track EP, die zunächst auf dem Maryland Death Fest am 27.05. exklusiv verkauft wird und am 30.05. für alle erhältlich sein wird.
Die ersten beiden Tracks ´Warschau 2: Headhunter Halfmoon´ und ´Wacht am Rhein: Drumbeats of Death´ bieten herrliches Geknüppel ohne Punkt und Komma wie zu seligen „Panzerdivision Marduk“ Zeiten. Der letzte Song zeigt die Schweden dann von ihrer kranken, langsamen Seite, dort geht es atmosphärisch zäh und düster zu, passend zum Ende der vorangegangen Schlacht, und schließt die EP würdig ab.
Das Teil wird auch in gelbem Vinyl erscheinen und ist auf 500 Exemplare limitiert, Fans sollten also schnellstens zuschlagen!
4,5/6
Christian T.
PAIN “YOU ONLY LIVE TWICE”
PĂĽnktlich zum herannahenden Sommer schmettert uns HYPOCRISY Mastermind Peter Tägtgren auch schon seine neue PAIN Scheibe “You Only Live Twice” entgegen. Und dies ist sogar wörtlich zu nehmen. Was hier gleich zu Beginn beim ersten Song `Let Me Out` aus den Boxen dröhnt, geht voll auf die 12. Startet der Song zuerst mit sphärischen Electro Sounds, fegen sogleich fette Drums und ein starker Tägtgren typischer Scream ĂĽber den Hörer hinweg. Eins lässt sich generell sagen: Die neue Scheibe ist härter! Oh ja!
Eine weitere Auffälligkeit ist, dass Peter auch wieder seine sehr düstere tiefe Stimme zum Zuge kommen lässt, die wir schon bei Songs wie `Dark Fields of Pain` vom Rebirth Album zu hören bekamen. `Feed the Demons` hat eine ähnlich düstere Grundstimmung wie der Vorgängersong und gefällt bei mehrmaligem Hören immer besser. Peter setzt seine Stimme immer wieder sehr variabel ein, was dem Song sehr zugute kommt. Der PAIN typische melodische Einschlag ist immer noch vorhanden und man merkt ganz klar die Weiterentwicklung des Sounds seit „Cynic Paradise“.
`The Great Pretender` hat es mit seinem coolen Uptempo Beat und seinen starken Hooklines sicher nicht schwer, im Kopf des Hörers zu bleiben. Kommt einem irgendwie bekannt vor, ist aber dennoch einfach geil. Der von seiner ganzen Art irgendwie an `Same Old Song` erinnernde Titeltrack grooved zwar auch recht gut, kommt mir aber zu kopiert vor und zündet einfach nicht so recht.
Nun folgt die erste Singleauskopplung `Dirty Woman`. Mit klasse ACDC-Touch wird hier wieder erstklassiges Ohrwurmfutter geboten. Die „Schmutzige Frau“ bringt auch endlich die von mir sehnlichst vermissten Gitarrensoli zurück zu PAIN. `We Want More` zieht wieder an Tempo an und brettert von Anfang bis Ende durch. Jedoch vermisse ich hier das gewisse etwas, da der Song zu auswechselbar klingt.
`Leave Me Alone` ist dann der erste Downtempo Song der Platte und wartet mit starken Klavier- und Gesangsmelodien auf. Könnte ebenfalls auf einer HYPOCRISY CD Platz finden und ist definitiv einer meiner Faves von “You Only Live Twice”.
Auf den ruhigen Moment folgt dann sogleich mit `Monster` wieder eine schnelle Nummer, deren Strophe ganz cool, jedoch der Refrain eher unbedeutend ist. `Season Of The Reaper` kommt ziemlich schwer daher. Synthies bereiten den Weg für mächtige Stakkato Gitarren und mehrstimmige Vocals. Das Gesamtbild ist ziemlich düster und passend für den letzten Song, welcher sogar mit einem Akustikgitarrenteil in der Mitte überrascht und hymnenhaft das Ende der CD zelebriert.
Insgesamt lässt sich sagen, dass PAIN sich mit “You Only Live Twice” wieder weiterentwickelt haben. Diesmal in eine dĂĽstere und härtere Richtung, die jedoch auch vom Songwriting wieder einiges zu bieten hat. Man sollte die CD schon mehr als einmal hören , damit sie sich wirklich entfalten kann. Bis auf zwei bis drei nicht ganz so starken Songs bietet Peter jedoch viel neues und und starkes Material, dass besonders Fans der Band zufriedenstellen sollte.
4,5/6
Tobi