SUMMER BREEZE 2015 TEIL 2

Posted by Samir On September - 14 - 2015

sb2015_flyerAlle Jahre wieder pendeln tausende Metaller in das mittelfänkische Dinkelsbühl, um auf dem SUMMER BREEZE Bands der unterschiedlichsten Metalgenres zu huldigen. Auch 2015 konnte sich das Line-Up eines der größten Festivals der Republik sehen lassen und Metal Impressions war wie immer für euch dabei! In Teil 1 haben wir bereits über den Mittwoch und Donnerstag berichtet. Wie der Rest des Festivals war, lest ihr hier.

FREITAG

Die Sonne lacht erneut und ANY GIVEN DAY bieten den perfekten Soundtrack für ein bisschen Morgensport. Trotz der zeitweise recht komplexen Songstrukturen zündet der Metalcore der Gelsenkirchener auf Anhieb und es sind die ersten Crowdsurfer und Moshpits zu verzeichnen.  Neben den eigenen Werken wird besonders das Rihanna Cover ‘Diamonds’ abgefeiert und es bleibt ein gelungener Auftakt des Tages zu verzeichnen!

Im Zelt geht es anschließend wesentlich weniger sportlich, dafür umso atmosphärischer zu. LANTLÔS haben sich im Laufe der Jahre vom Black Metal verabschiedet und sich dem Post Metal zugewandt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch auf dem Summer Breeze  der Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Werk “Melting Sun” liegt und drei von fünf Songs von diesem Album stammen. Zu einer späteren Spielzeit würden sich die träumerischen Melodien bestimmt noch besser entfalten, doch auch in der Mittagssonne liefern die Deutschen einen mehr als respektablen Auftritt ab und bilden einen gelungenen Kontrast zum Klamauk von ALESTORM auf der Hauptbühne.

Viele der Besucher waren von der kurzfristigen Absage von MASTODON geschockt und zweifelten daran, dass KADAVAR einen adäquaten Ersatz bilden könnten. Die Berliner lassen sich davon jedoch in keiner Weise beirren und spielen von der ersten Minute an mit voller Leidenschaft auf. Ohne jeglichen Schnickschnack wird dem Retrorock gehuldigt und jede Sekunde des Auftritts zelebriert, sodass die Besucher einfach mitgerissen werden müssen. Kein Zweifel, von diesem Trio wird man noch einiges hören!

Anschließend heißt es ab auf den Zeltplatz und sich auf den Sturm vorbereiten. Während FUCK YOU AND DIE tritt der angekündigte Wetterumschwung ein und reißt einige Pavillons und Zelte mit sich. Großes Lob muss hierbei den Organisatoren ausgesprochen werden, die alle Besucher rechtzeitig über die Warnungen in Kenntnis setzen und die Konzerte lediglich für eine Stunde unterbrechen, aber keine Spielzeit kürzen. Glücklicherweise sind auch keine großen Schäden zu verzeichnen und das Festival kann mit SEPULTURA fortgesetzt werden, die sich jedoch mit einer kleineren Zuschauermenge zufrieden geben müssen, da viele Fans sich erst mal vom Sturm erholen und erst später wieder den Weg zum Infield aufsuchen.

Für mich stellen EKTOMORF im Zelt den Auftakt des Abendprogrammes dar und bringen gleich von der ersten Minute an die Menge zum Hüpfen. Nach fast genau zehn Jahren kehren die Ungarn auf das Summer Breeze zurück und zeigen eindrucksvoll, dass sie ihre Energie im Laufe der Jahre nicht verloren haben. Egal ob ‘Last Fight’, ‘I Know Them’ oder ‘Fuck You All’, jeder Song wird abgefeiert und gesprungen, getanzt und gemosht was das Zeug hält. Stark!

NEAERA sind einfach immer ein Garant für grandiose Stimmung. Leider werden die Münsteraner Ende des Jahres eine Pause auf unbestimmt Zeit einlegen und so kommt es, dass das Summer Breeze eine der letzte Shows darstellt. Aber sollte dies das Ende der Metalcore Heroen sein, es wäre ein mehr als würdiger Abschluss. Die Band gibt von der ersten Sekunde an alles was und schmettert mit Songs wie ‘Ours Is The Storm’, ‘Heavenhell’ oder ‘My Night Is Starless’ einen Kracher nach dem anderen ins Publikum. Besonders Sänger Benny hält keine Sekunde still und bringt sogar seine Hose zum Platzen, was von den anwesenden Fans entsprechend beklatscht wird. Starker Auftritt. Jungs, wir werden euch vermissen!

Bühne frei für den Headliner des Tages, TRIVIUM. Mit welchem Selbstvertrauen die Amerikaner mittlerweile eine solche Show spielen zeigt sich gleich zu Beginn, als sie mit dem neuen Stück ‘Silence In The Snow’ des noch unveröffentlichten gleichnamigen Albums die Bühne entern und 80 Minuten feinste moderne Metal Unterhaltung einläuten. Frontmann Matt freut sich während der gesamten Show einen Ast und betont diverse Male in seinen sympathischen Ansagen, wie sehr er sich freut auf einem Festival mit seinen Lieblingsbands wie MARDUK spielen zu dürfen. So sammelt man Pluspunkte bei Metalfans. Auch musikalisch präsentiert sich das Quartett mal wieder in Bestform und präsentiert einen Querschnitt ihrer Alben mit Ausnahme des Debüts “Ember To Inferno”, von dem kein einziges Lied gespielt wird. Aber wer eine solche Diskographie und Songs wie ‘A Gunshot In The Head Of Trepidation’, ‘Dying In Your Arms’ und ‘Strife’ vorzuweisen hat, muss auch irgendwo Abstriche machen. Mit ‘In Waves’ beenden TRIVIUM den Auftritt mehr als würdig und verabschieden sich unter Zugabe Rufen aus dem Festival Sommer.

Die kleine Gute-Nacht-Musik des Abends wird heute von WALLS OF JERICHO präsentiert, die mittlerweile schon einiges an Summer Breeze Erfahrung auf dem Zettel haben. Die Truppe um Frontfrau Candace liefert das was man von ihnen erwartet: ein Brett ohne Kompromisse. Dabei schafft es die Shouterin keine Sekunde des Auftritts still zu stehen, sondern zu rennen, springen und moshen was das Zeug hält. Das Publikum wird durch diese Leistung angestachelt und frisst der Band trotz der späten Stunde bis zum Ende aus der Hand. Anschließend kann man glücklich und ausgelaugt ins Zelt fallen!

SAMSTAG

Der letzte Tag des Festivals beginnt glücklicherweise trocken, jedoch kündigt sich erneut stärkerer Regen zu Beginn des Abends an, weswegen viele Besucher bereits im Laufe des letzten Tages die Heimreise antreten, obwohl noch so manches musikalisches Schmankerl geboten wird.

Eines dieser Schmankerl sind BREAKDOWN OF SANITY. Die Schweizer haben sich in den letzten Jahren einen beachtlichen Ruf in der Metalcore Szene erarbeitet und dürfen sich nachmittags über ein gut gefülltes Zelt freuen. Der Sound passt, die Breakdowns knallen und der Wechsel zwischen Growls und cleanem Gesang funktioniert tadellos. Was will man mehr?

Vielleicht eine ordentliche Portion geschmacklosen Humor? Dieses Verlangen wird nämlich anschließend auf der Camel Stage mit RECTAL SMEGMA mehr als befriedigt (höhö). Wie ein Großteil der Goregrind Szene stammen auch hier die Berufsbekloppten aus den Niederlanden und leben ihre Fantasien in lyrischen Ergüssen (nochmal höhö) wie ‘2 Girls 1 Cupcake’ und ‘Asscrack Carnaval’ vollkommen aus. Wer das auch nur eine Minute ernst nimmt ist selbst Schuld und verpasst eine riesen Feier.

Nachdem sie im letzten Jahr als spontaner Ersatz eingesprungen sind, darf das Summer Breeze in diesem Jahr ganz regulär HACKNEYED im Billing begrüßen. Die Jungs aus Abtsgmünd bringen trotz ihres jungen Alters jede Menge Erfahrung mit und haben sich auf ihrem aktuellen Werk “Inhabitants Of Corcosa” vom stumpfen Todesblei verabschiedet und sich moderneren Anleihen geöffnet. Dass diese Neuerung dem Gesamtsound eine Art Frischzellenkur verpasst zeigt sich auch in der Live Umsetzung. Die fünf Jungs wirken agil und spielfreudig wie noch nie und prügeln sich auf dem Summer Breeze gekonnt und dennoch voller Hingabe durch ihr Set. Willkommen zurück!

Nach einer kurzen abendlichen Stärkung geht es auf die Zielgrade des Festivals, die von den Newcomern DREAMSHADE eingeläutet wird. Die Italiener dürfen sich durch die parallel stattfindende Autogrammstunde von NIGHTWISH über einen enormen Andrang vor der Camel Stage freuen und ziehen mit ihrem modernen Death Metal so manchen neuen Fan in den Bann. Besonders Sänger Kevon meistert den Spagat zwischen Growls und cleanen Vocals ohne Probleme und animiert das Publikum regelmäßig zum mitmachen. Keine Frage, diese Band hat eine vielversprechende Zukunft.

Was soll man zu HATEBREED sagen? Die Amis sind einfach immer ein Garant für eine amtliche Eskalation und seit Jahren Stammgast des Summer Breeze. Egal ob man nun aus dem Harcore oder Metal Lager kommt, auf diese Band können sich die meisten Besucher einigen und gemeinsam moshen was das Zeug hält. Die Band ist wie fast immer bestens aufgelegt und jagt mit ‘To The Threshold’, ‘Live For This’ und ‘Defeatist’ einen Kracher nach dem nächsten aus den Boxen.  Auch die Ankündigung, dass sie nach der Tour direkt das nächste Album aufnehmen wollen wird so manchen Fan den Abend versüßt haben- Mit dem klassischen Doppel ‘I Will Be Heard’ und ‘Destroy Everything’ wird die Show beendet und die schwitzende Meute zurückgelassen.

Ebenso wie ihre Vorgänger von HATEBREED sind auch DARK TRANQUILITY gern gesehene Gäste in Dinkelsbühl und stellen erneut unter Beweis warum sie sich jedes Mal aufs Neue über eine große Zuschauermenge freuen dürfen. Eine Neuerung zu den vergangenen Auftritten macht sich dennoch sofort bemerkbar, denn mit TIAMAT-Tieftöner Anders Iwers ist endlich wieder ein Mann am Bass vorhanden, der sich nahtlos in die Band einfügt. Sänger Mikale Stanne zeigt sich auch heute von seiner besten Seite und überzeugt neben lupenreinen Growls und cleanem Gesang besonders das weibliche Publikum mit seinen diversen Ausflügen in den Graben. Hinzu kommt eine Setlist, die bis auf wenige Ausnahmen (’Lost To Apathy’) keine großen Wünsche offen lässt. So können die Schweden gerne immer wieder zurückkommen!

Achtung, jetzt wird richtig groß aufgefahren! NIGHTWISH waren schon immer für ihre epischen Live-Shows bekannt und machen auch auf dem Summer Breeze da keine Ausnahme. Von der ersten Sekunde an wird mit Pyros gefeuert was das Zeug hält und das prall gefüllte Infield hell erleuchtet. Die Bühnendeko steht der Flammenschlacht in nichts nach und präsentiert gekonnt das Evolutionsthema des aktuellen Studioalbums “Endless Forms Most Beautiful”, von dem ganze fünf Stücke in der Setlist unterkommen. Floor Jansen stellt sich auch live als echte Bereicherung der Finnen dar und vereint das Beste ihrer Vorgängerinnen in sich. Egal ob opernhafte Nummern oder rockige Kracher, die Niederländerin beherrscht die verschiedenen Gesangsarten perfekt und tritt zudem hochprofessionell und gleichzeitig überaus sympatisch auf (auch dies war bei NIGHTWISH nicht immer der Fall). Die Band wirkt endlich wieder als richtige Einheit und genießt sichtlich den 80 minütigen Headliner Slot. Schade nur, dass das Outro etwas zu ausufernd ausfällt und man die Zeit locker noch für einen weiteren Song hätte nutzen können. Dennoch stellen NIGHTWISH einen mehr als würdigen Headliner des Tages dar und machen Lust auf die bevorstehende Tournee.

Meinen persönlichen Abschluss der vier denkwürdigen Tage Summer Breeze stellen anschließend GHOST BRIGADE im Partyzelt dar. Die 4 konnten im vergangenen Jahr bereits mit ihrem Album “IV: One With The Storm” (Review hier) begeistern, weswegen ich auf die Live Umsetzung mehr als gespannt war. Die Finnen bewegen sich mittlerweile irgendwo zwischen Melodic Death, Dark und Doom Metal und schaffen es dennoch eine beachtliche Dynamik und Atmosphäre auf die Bühne zu zaubern, die sich zur fortgeschrittenen Uhrzeit perfekt entfalten kann. Der Schwerpunkt des Auftritts liegt ganz klar auf dem aktuellen Werk, das mit fünf von acht Stücken bedacht wird. Sänger Manne Ikonen legt währenddessen keinen gesteigerten Wert auf Interaktion mit dem Publikum und lässt lieber die Songs für sich sprechen, was auch von Anfang bis Ende vollkommen funktioniert. Besser kann man dieses Festival nicht beenden.

PRO: Kein Stau bei der Anreise, sehr gutes Verhalten der Veranstalter nach der Unwetterwarnung, kurze Wartezeiten, keine Totalausfälle bei den Bands

Musikalische Highlights: TRIVIUM, THRÄNENKIND, ROGASH, DESERTED FEAR, GHOST BRIGADE, AGALLOCH, DORNENREICH und LANTÔS

CONTRA: zu wenig Dixies für den Campingplatz, Regen und Sturm (da kann aber ja niemand etwas dafür), BLOODBATH  verpasst

Trotz der extremen Wetterschwankungen zwischen Temperaturen über 30 Grad und Sturmböen ist das Summer Breeze wie jedes Jahr eines der Festivalhighlights gewesen. Das Line-Up war absolut hochklassig und überbot beispielsweise Wacken um Längen. Glücklicherweise wurde auf eine Erhöhung der Karten verzichtet so, dass auch in diesem Jahr die Organisation absolut hochklassig war. Einziger Kritikpunkt ist hier, dass man für den Campingplatz mehr Dixie-Klos bereitstellen sollte, da es hier zu langen Wartezeiten kam (und wer wartet schon gerne ausgerechnet vor dem Klo?). Insgesamt war jedoch das Summer Breeze 2015 wieder mal ein absolutes Highlight und Metal Impressions wird auch 2016 wieder vor Ort sein!

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