REVIEW: NIGHTINGALE

Posted by Radu On November - 5 - 2014

Nightingale_Cover_01-1024x1024Retribution

Der Name Dan Swanö dürfte vielen bereits bekannt sein. Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich unser Special gönnen. Mit NIGHTINGALE startete er ursprünglich solo. Ganze 18 Jahre später ist die Band erwachsener, professioneller und sehr viel gereifter geworden. Mit „Retribution“ verschmilzt der Meister die Essenzen aller Alben und legt sogar noch ein Schüppe drauf.

Bereits die ersten Töne vom Opener `On Stolen Wings` eröffnen mit charismatischen Riffs das erste Gänsehautmassaker. Dan Swanös Stimme erschallt kraftvoll wie zu `Nightfall Overture` Zeiten, während sich cleane Gitarren zum Refrain durcharbeiten, den man einfach nur noch lauthals mitsingen will. Ein Break mit Akustikgitarren, ehe sich das Gitarrensolo sanft durch die Ohrmuscheln drückt. Sanfter, aber nicht minder minder genial geht es mit `Lucifer´s Lament`weiter, der so gleichmäßig aus den Boxen fließt, dass man meint zu schweben. Durchzogen von coolen Synthesizern oder prägenden Gitarrenriffs, ehe der der Refrain die Brücke zwischen 80ern und 2014 schlägt. „It´s Time To Come Home!“ Midtempo und Melancholie in Gitarrenform schickt uns auf die Jagd; `Chasing The Storm Away` ist der Urenkel dessen, was Swanö bei Edge Of Sanity mit `Sacrificed` bereits angedeutet hat. Statt Finsternis herrscht jedoch eine positive Grundstimmung, die sich durch eine sehr gute Dynamik auszeichnet. `Warriors Of The Dawn` ist ein Kniefall vor Journey im bombastischen Stil. Ein Augenzwinkern in Richtung „Invisible“ Zeiten, ohne sich jedoch in altem Ruhm sonnen zu wollen. `Forevermore` wurde bereits vor einigen Wochen ins Netz gestellt, daher geht’s direkt weiter mit `Divided I Fall`, der Ballade des Albums. Nach mehreren Durchläufen stellt sich der eigentlich simple Song als vielschichtig und tiefgründig heraus, der sämtliche Ruhemomente der NIGHTINGALE Diskographie vor dem inneren Auge Revue passieren lässt. `The Voyage Of Endurance` alleine für sich betrachtet, wäre schon das Aushängeschild für ein sehr gute Album. Auf „Retribution“ reiht es sich nahtlos ein und liefert eine härtere Version dessen ab, was man auf „White Darkness“ hören konnte. Bluesartig ebnet sich `27` seinen Weg durch die Boxen, ehe man sich auf die epische Bandbreite von `Stalingrad` kurzfristig zurückbesinnt. Der Gesang trägt das gute Gefühl der ersten Rockbands in sich, mit denen wir groß geworden sind; wie selbstverständlich schreitet der Song voran und liefert mit einem Augenzwinkern an die Melancholie eine Perle ab, die neben einem genialen Pianopart auch noch eine Dauerkarte fürs Moshkino in Sachen Gitarrenarbeit beinhaltet. `The Maze` torkelt irgendwo zwischen erhabener Atmosphäre und angedeutetem Tony Iommi Flair hin und her, ehe man sich zu einem stampfendem Riffing durchschlängelt. Der Name von `Echoes Of A Dream` ist Programm: was zu Beginn nach einer Rausschmeißernummer klingt, entfaltet sich zu einer epochalen Größe, ehe es in seiner vollen Bandbreite explodiert und einen epischen Arschtritt in Richtung „Breathing Shadow“ Quadrologie verpasst (ja, man wartet wirklich auf einen Schrei am Ende des Songs).

Die Entwicklung von Goth Rock, über 70er Jahre, Prog Metal und Hardrock ist in jedem einzelnen der Songs zu spüren und mit einem Herzblut kombiniert, dass man sich ehrfürchtig verneigen muss. Swanös Stimme, charismatische Riffs, und endloser Gänsehautfaktor sind nur einige Garanten des Albums, die „Retribution“ auf den Thron der bisherigen NIGHTINGALE Diskographie hieven. Gerade seine Stimme ließ seit den Anfangstagen NIGHTINGALE aus der Masse seiner Veröffentlichungen herausstechen; mittlerweile hat diese einen Stellenwert in der Musik erreicht, der zwischen Gänsehaut und episch schwankt. Die Songs drücken dem Hörer ein Dauergrinsen ins Gesicht, wie ich es seit langem nicht mehr erlebt habe. Mit diesem Werk dürfte der Meister sein Multitalent nicht nur unter Beweis, sondern auch auf ein neues Level gehoben haben. Einmal Dauerschleife und zurück, dieses Album benötigt entweder ein eigenes Brett im CD Regal, oder einen Schrein, denn es hat den Status „legendär“ mehr als verdient.

6/ 6 Punkten

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