SUMMER BREEZE 2014 Teil II
Sommer, Sonne, Summer Breeze! Was in den vergangenen Jahren immer als Credo funktionierte, sollte 2014 durch einen mies gestimmten Petrus etwas relativiert werden. So kam es, dass das Festival in diesem Jahr jeden Tag mehrere Male durch Regenschauer heimgesucht wurde und einzelne Wege immer mehr zu Matschlandschaften wurden. Ob sich das Summer Breeze trotzdem wieder einmal gelohnt hat, erfahrt ihr hier in zwei Teilen. Nachdem im ersten Teil (hier nachzulesen) bereits die Nuclear Blast Labelnight am Mittwoch sowie der erste regulÀre Tag behandelt wurden, wird im zweiten Teil der Freitag und Samstag nÀher beleuchtet.
Freitag
Der Freitag beginnt Mittags mit einem echten Schmankerl. DEADLOCK liefern nicht nur ihre Releaseshow zum Best-Of Album “The Re-Arrival” (Review hier) ab, sondern sind auch mit einer Person mehr als gewohnt auf der BĂŒhne. SĂ€ngerin Sabine prĂ€sentiert sich mit Babybauch und strahlt ĂŒber das ganze Gesicht. Kein Wunder also, dass DEADLOCK es schaffen das Publikum schon zur Mittagstunde mitzureiĂen und neben Hits wie “The Brave/Agony Applause” auch neue Songs der Marke “Awakened By Sirens” frenetisch abgefeiert werden. Super Start in den Tag!
Nach einer StĂ€rkung wird es Zeit fĂŒr etwas melodischen Hardcore. IGNITE hatte ich bereits vor einigen Jahren auf dem Summer Breeze live erleben dĂŒrfen und daher waren hier die Erwartungen hoch. Die Band, die 2006 ihr letztes Album veröffentlicht haben, ist noch immer nicht mĂŒde zu touren und prĂ€sentiert sich auch heute wieder frisch und energiegeladen. SĂ€nger Zoli rennt von einem BĂŒhnenrand zum anderen und schreit und singt sich die Seele aus dem Leib. An Ăbersongs wie “A Place Called Home” und “Live For Better Days” gibt es ohnehin nur wenig zu meckern und daher bleiben nur zufriedene Fans zurĂŒck.
AnschlieĂend haben THE AGONIST die optimalen Voraussetzungen. Da es drauĂen wie aus Eimern regnet, strömen die Massen in das Festzelt, wo die Kanadier die BĂŒhne entern. Nachdem ihre VorgĂ€ngerin Alissa White-Gluz bereits gestern mit ihrer neuen Kombo ARCH ENEMY vorgelegt hat, möchte nun die Neue am Mikro, Vicky Psarakis, nachlegen. Leider fehlt ihrer Stimme etwas der Druck und so bleiben die Songs hinter ihren Möglichkeiten. Auch in Sachen Show kann man noch einiges verbesser. Leider einer der schlechtesten Auftritte dieses Festivals.
CYRCUS hatte ich vor ein paar Monaten zufĂ€llig entdeckt und war von ihrem Album “Coulrophobia” begeistert. Auf dem Summer Breeze beweisen sie nun auch, dass sie live das Niveau der Platte halten können. Die Mischung aus Metalcore und Elementen verschiedenster Genres mag nicht jedermanns Sache sein, aber SpaĂ machen die Jungs um Frontsau Jan definitiv! NĂ€chstes Mal bitte auf einer gröĂeren BĂŒhne!
Dass der Auftritt von MAROON etwas ganz besonderes darstellen wĂŒrde war bereits im Vorfeld bekannt. Die FĂŒnf verabschieden sich nach 16 Jahren aus dem MusikgeschĂ€ft und beweisen, dass sie auf jeden Fall eine groĂe LĂŒcke in der deutschen Musiklandschaft hinterlassen werden. Nackenbrecher der Marke “Stay Brutal” und dem finalen “Wake Up In Hell” verzĂŒcken die gesamte Fanschar, die die gesamten 45 Minuten komplett ausrastet und die Band zusĂ€tzlich anstachelt. Ein mehr als wĂŒrdiger Abschied!
HYPOCRISY sind eine der typischen “die-geht-immer”-Bands. Wahrscheinlich hat jeder Metaller die Schweden schon mindestens einmal live erleben dĂŒrfen und dennoch stellen sich keine Anzeichen von Langeweile ein. Szenegott Peter TĂ€tgren besitzt eine der markantesten Stimmen des Genres und brĂŒllt Evergreens wie “Roswell 47″ mit einer Leichtigkeit in die Nacht, die man nicht erlernen kann. Das Publikum dankt es ihm und bangt sich so warm fĂŒr den Ăberheadliner.
Dieser kommt anschlieĂend in der Gestalt von MACHINE HEAD, die als das diesjĂ€hrige Highlight angepriesen werden. Leider verpassen die Amis durch einen bescheidenen Sound und etwas liebloses Auftreten den Start. Zu “Locust” hat man jedoch seine gewohnte Form wieder erreicht und es wird gebangt und gemosht, als gĂ€be es kein Morgen. Neben dem opulenten BĂŒhnenbild und der exzellenten Lichtshow, ist nicht zuletzt die Songauswahl fĂŒr einen klasse Auftritt verantwortlich. WĂ€hrend Lieder wie “Davidian” und “Halo” das GelĂ€nde in Schutt und Asche legen, wird mit “Darkness Within” gekonnt emotional nachgelegt. GroĂes Kino. Durch das IGNITE Tribut “Our Darkest Days”, welches auch mit IGNITE SĂ€nger Zolti performt wird, zeigt man zudem die eigene Liebe zu anderen Bands und bietet so eines der Highlight des gesamten Festivals. So sehen echte Headliner aus!
Zeitgleich geht es im Zelt gewohnt derbe zu. DIE KASSIERER sind da und bieten das, was man von ihnen erwartet: Humor und nackte Haut. Dabei ist es egal ob SĂ€nger Wölfi “Besoffen sein” will, gerne “Sex mit dem Sozialarbeiter” hĂ€tte, oder “Kein Geld fĂŒr Bier” hat, die Anwesen singen jeden Song lauthals mit und es entsteht eine Art Kirmesstimmung, die einfach SpaĂ macht. NatĂŒrlich kann der Anspruch hier getrost sterben gehen, aber dafĂŒr sind die Kassierer ja auch nicht hier.
Letzte Band des Tages stellen fĂŒr mich INSOMNIUM dar, die bereits mehrere Male das Summer Breeze beehren durften. Der Melodic Death Metal der Finnen spricht auch viele Damen an und so fĂŒllt sich das Zelt zu spĂ€ter Abendstund mit so mancher holden Maid. Musikalisch bietet man gewohnt hochklassiges Liedgut, muss aber leider anfangs auf die zweite Gitarre verzichten. Nach einiger Zeit ist aber auch diese Panne behoben und es wird aus allen Rohren geschossen. Ein solider Abschluss des Tages, dem es jedoch an wirklichen Highlights mangelt.
Samstag
Der letzte Tag beginnt gleich anstrengend. IWRESTLEDABEARONCE prĂŒgeln sich mit ihrem Mathcore ĂŒber die Main Stage und liefern das ab, was die Fans wollen: das komplette Chaos. Exzessive Breakdowns treffen auf elektronische Beats und Soul Gitarren. Hinzu kommen die stĂ€ndigen Wechsel von cleanem Gesang zu brutalen Growls und zurĂŒck, fertig ist ein Lied der Amis. Die Fans feiern den irren Mix auf jeden Fall und so wird es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man die Jungs und Frontfrau Courtney in Deutschland angetroffen hat.
CALLEJON haben sich in den vergangenen Jahren zu echten Kultfiguren der modernen Metalcoreszene entwickelt. Die Jungs um Frontmann Basti sind seit Jahren regelmĂ€Ăig auf Tour und daher ein absolut eingespieltes Team das sich auch heute wieder ĂŒber einen beachtlichen Andrang freuen kann. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es heute jedoch: Songs wie “Atlantis” und “Kind im Nebel” sind bei Club Shows wirkliche Garanten fĂŒr GĂ€nsehaut, doch leider ganz und gar nicht festivaltauglich. Der direkte Vergleich bietet sich bei Hits wie “Porn Form Spain” und den Coverversionen von “Schwule MĂ€dchen” und “Schrei nach Liebe”, bei denen das Publikum komplett ausrastet. Hier wĂ€re mehr drin gewesen.
FJOERGYN versuchen zeitgleich mit Nebel die Sonne zu verdunkeln, um so ihren Avantgarde Black Metal passend in Szene zu setzen. Musikalisch mĂŒssen sich die ThĂŒringer , die seit diesem Jahr mit zwei SĂ€ngern arbeiten, jedenfalls vor niemandem verstecken und boten nicht zuletzt mit “Monument Ende” ein erstklassiges Werk. Auch live kann man mehr als ĂŒberzeugen und prĂ€sentiert mit “Kartharsis” auch echte “Hits”, die von den Anwesenden frenetisch abgefeiert werden. Ein Auftritt zum GenieĂen!
Mit WINTERSUN wird der Endspurt eingelĂ€utet. Obwohl “Time II” schon wieder auf sich warten lĂ€sst, versammeln sich zahlreiche Fans, um Jari MĂ€enpÀÀ die Ehre zu erweisen. Dieser erweist sich heute als bestens gelaunter Frontmann und schmettert neben bekanntem Material wie “Time” und “Starchild” sogar noch das unveröffentlichte “The Way Of The Fire” in die Abendluft. Die Fans danken es ihm und feiern was das Zeug hĂ€lt. Besonderes Highlight ist “Winter Madness”, bei dem nahezu alle Anwesenden wie aus einer Kehle grölen. Klasse!
Wer könnte diese Stimmung weiter anheizen, wenn nicht HEAVEN SHALL BURN. Dee ThĂŒringer sind zurĂŒck in ihrem Wohnzimmer , welches sie nun zum fĂŒnften Mal zerlegen dĂŒrfen. Hierbei wird nichts dem Zufall ĂŒberlassen und ein BĂŒhnenbild aufgefahren, welches eine apokalyptische Kriegsszenerie darstellt und passend ausgeleuchtet wird. Hinzu kommt eine Songauswahl, die einen Querschnitt der beachtlichen Karriere der fĂŒnf SympathietrĂ€ger darstellt und fertig ist die perfekte Headlinershow. Neben Hits wie “Black Tears”, “Endzeit” und dem brutalen “Godiva” sind es besonders die Ansagen von Marcus Bischoff, die diese Band einzigartig macht. Wohl keiner anderen Band hĂ€tte man den rĂŒhrenden Abschied von dem verstorbenen Michale Trengert, seines Zeichens Mitveranstalter des Summer Breeze, so abgenommen wie Heaven Shall Burn. Gang ganz groĂes Tennis!
Den Abschluss des diesjĂ€hrigen Festivals bilden anschlieĂend WATAIN. Die Erfolgs Schwarzmetaller fahren, wie auch schon auf dem Party San, eine beachtliche Kulisse auf, die die schwarze Messe des Schweden zusĂ€tzlich trĂ€gt. Musikalisch legt man den Fokus auf das letztjĂ€hrige Erfolgsalbum âThe Wild Huntâ und prĂ€sentiert Hits wie âOutlawâ und âHolocaust Dawnâ, ohne dabei Ă€lteres Material auĂer Acht zu lassen. Technisch und spielerisch kann man der Band keinen Vorwurf machen, da alles durchweg ĂŒberzeugend und anspruchsvoll dargeboten wird, aber trotzdem will auch heute der Funke nicht komplett ĂŒberspringen. Dennoch ein solider Auftritt, der den Status der Skandinavier bestĂ€tigt.
Fazit:
Pro: Organisation, Stimmung, Behemoth, Heaven Shall Burn, Alcest, Hypocrisy,…
Contra: Regen, The Agonist, Partytouristen
Trotz des Regens, der an jedem Tag prĂ€sent war, ist das Summer Breeze wie jedes Jahr eines der Festivalhighlights. Das Line Up war absolut hochklassig und ĂŒberbot beispielsweise Wacken um LĂ€ngen. GlĂŒcklicherweise wurde auf eine Erhöhung der Karten verzichtet so, dass auch in diesem Jahr die Organisation absolut super war. Einziger Kritikpunkt ist hier, dass die Böden im Partyzelt nĂ€chstes Jahr wieder gelegt werden sollten, da es hier in den letzten Jahren wesentlich angenehmer war. Insgesamt war jedoch das Summer Breeze 2014 wieder mal absolut klasse und Metal Impressions werden auch 2015 wieder vor Ort sein!
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