LIVE REVIEW: RIP 2014

Posted by Samir On Juni - 25 - 2014

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Sommer,  Sonne, Rock im Park! WĂ€hrend die Meisten am wĂ€rmsten Pfingsten seit Beginn der Temperaturmessungen in den FreibĂ€dern und an den Baggerseen der Republik entspannten, fanden sich Zehntausende in NĂŒrnberg zusammen um Heroen wie IRON MAIDEN, METALLICA und LINKIN PARK zu feiern und zu schwitzen!

Hierbei waren verstĂ€ndlicherweise die wenigen schattigen PlĂ€tze auf dem GelĂ€nde das komplette Wochenende heiß (!) begehrt und die Veranstalter versuchten mehrfach durch Wasserspiele den Besuchern etwas Erfrischung zu bieten.  Somit waren die Bedingungen optimal fĂŒr das mittlerweile vier Tage lange Festival in Franken. Leider musste arbeitsbedingt ich auf den Freitag und somit auf Bands wie ALTER BRIDGE und METALLICA verzichten, doch gab es auch an den restlichen drei Tagen mehr als genug zu hören und sehen.

SAMSTAG

Nach einer schnellen Anreise und ebenso fixer Abwicklung vor Ort (großes Lob hierbei an die Organisation), geht es am frĂŒhen Samstagnachmittag direkt mit THE FRATELLIS auf der Alternastage los. Trotz der frĂŒhen Uhrzeit haben sich bereits einige Zuschauer vor der BĂŒhne versammelt und feiern die Indie Rocker trotz brennender Sonne.

Anschließend folgt ein erster Besuch in der Eishalle, in der ein weiteres Mal die Clubstage errichtet wurde und HUNTRESS ihren okkulten Metal prĂ€sentieren. Musikalisch kann man der Band um Front-Beauty Jill Janus keinen Vorwurf machen, doch wirkt die Frontfrau in ihren Bewegungen sehr gehemmt und steif. Hier ist noch Luft nach oben.

Auch in diesem Jahr gibt es bei Rock im Park Acts, die manche Fans nicht erwartet hĂ€tten. Einer dieser KĂŒnstler ist wohl REA GARVEY, unter anderem bekannt aus der Castingshow “Voice Of Germany”. Dennoch finden sich vor der Centerstage viele Hörer zusammen und werden von einer frischen und lockeren Pop-Rock Show ĂŒberrascht, welche durchgehend Spaß macht. Daumen hoch!

Da die Sonne nach wie vor unerbittlich auf die Köpfe brennt, entschließen sich viele Besucher die Clubstage aufzusuchen. Das Resultat ist hierbei eine prall gefĂŒllte Halle, ĂŒber die sich die Bands freuen können und von der beispielsweise ARCHITECTS profitieren. Die Briten knallen ihren Metalcore in die Masse und werden dafĂŒr zurecht frenetisch gefeiert.

Diese Stimmung können auch die nachfolgenden SUICIDE SILENCE halten und prÀsentieren erstmals ihren neuen SÀnger Eddie Hermide, der im Vergleich zum verstorbenen Frontmann Mitch Lucker, weniger speziell, jedoch technisch vollkommen einwandfrei agiert und die kritischen Fans zufrieden stellt.

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Was ist mit MANDO DIAO geschehen? Vor einigen Jahren traten die Schweden noch als typische Indie Rockband auf, doch haben sie ihre BĂŒhnenkleidung anscheinend verloren und mittlerweile durch eine Mischung aus Hippie- und Fetischklamotten eingetauscht. Hinzu kommt ein eher experimenteller Sound, der zunehmend elektronische Elemente integriert und bei den Fans nicht mal ansatzweise so gut ankommt, wie Hits vergangener Zeiten ĂĄ la “Down In The Past” und “Gloria”.

Den Headliner am Sonnabend stellen KINGS OF LEON dar, welche speziell von der weiblichen Zunft sehnsĂŒchtig erwartet werden. Leider haben die Amerikaner anscheinend keinen guten Tag erwischt und spielen ihr Set komplett motivationslos und ohne Ansagen herunter, dass selbst “Use Somebody” langweilig rĂŒber kommt und nicht im geringsten Stimmung aufkommt. Absolut nicht wĂŒrdig fĂŒr einen Headliner!

Besser machen es da schon GHOST auf der Clubstage. Zugegeben, die Mischung aus Heavy Metal und okkultem Auftreten ist nicht jedermanns Sache, aber die Schweden erzeugen eine beachtliche AtmosphĂ€re und bestĂ€tigen ein weiteres, warum sie derzeit auf der Überholspur fahren. Gelungener Abschluss des Tages.

SONNTAG

Der Sonntag wird fĂŒr mich von KVELERTAK eingelĂ€utet. Die Norweger sind in bester Laune, genau wie das Wetter. So wird ein Querschnitt der bisherigen beiden Alben prĂ€sentiert und von einer beachtlichen Menge vor der Alternastage frenetisch gefeiert. Wenn das mal kein guter Start in den Festivaltag ist!

Als nĂ€chstes steht einer der drei Rap-Acts auf dem Programm, nĂ€mlich ALLIGATOAH. Durch das Album “Triebwerke” und natĂŒrlich die Single “Willst Du”, konnte der Trailerpark-KĂŒnstler im letzten Jahr enorme Erfolge verbuchen und ist deswegen auch zurecht auf der Centerstage vorzufinden. Hier prĂ€sentiert er in seinem 50 minĂŒtigen Set jedoch nicht nur seine Songs, sondern verbindet diese mit theatralischen LĂŒckenfĂŒllern, die die Show zu einer Art Deutschrap-Comedy-Musical entwickeln. Den zahlreichen Fans gefĂ€llt es und selbst Ă€ltere Songs wie “Trostpreis” werden von großen Teilen des Publikums mitgesungen.

Ein erneuter Stilbruch erfolgt beim Weg zur Alternastage, wo OPETH ihren progressiven Metal zum Besten geben. Hierbei wird das Augenmerk deutlich auf neuere Veröffentlichungen gelegt, weswegen Frontmann Mikael Akerlfeldt selten zu Growls greift, sondern hauptsĂ€chlich cleane Vocals verwendet. Ein paar Ă€ltere Songs hĂ€tte man eventuell einstreuen können, doch gibt es an der Darbietung natĂŒrlich ein weiteres Mal nichts zu beanstanden.

Eine der am heißesten erwarteten Bands des Festivals sind fĂŒr mich FALL OUT BOY. Die Jungs um Frontmann Patrick Stump hatten sich erst im vergangenen Jahr wieder zusammengefunden und prĂ€sentieren bei Rock im Park einen bunten Mix aus ihrer gesamten Bandhistorie. Dabei merkt man deutlich, dass dem Quartett die Pause gut getan hat und so werden Hits wie “Thriller”, “MMRS” und “Dance, Dance” nicht nur von der Menge, sondern auch von der Band selbst gefeiert. Bis zu diesem Zeitpunkt die beste Band des Festivals!

Auf HEAVEN SHALL BURN ist immer Verlass. Egal wo die ThĂŒringer auftreten, hinterlassen sie nichts als verbrannte Erde. So auch in NĂŒrnberg. NatĂŒrlich wird mit Songs wie “Die StĂŒrme rufen dich” und “Godiva” der Fokus auf das aktuelle Album “Veto” gelegt, doch kommen auch Evergreens der Marke “Voice Of The Voiceless”, “Black Tears” und das alles vernichtende “Endzeit”  zum Zug. Im Gegensatz zur Tour hat die Band ihre Show und auch das BĂŒhnendesign massiv verĂ€ndert und auch mit “Martyrs Blood” eine echte Live- RaritĂ€t im GepĂ€ck. Nicht zuletzt durch das mehrmalige aufrichtige Bedanken beim Publikum sammelt man Sympathie-Boni und wird hier wohl so manchen Fan dazu gewonnen haben.

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Wie schlagen sich SLAYER nach dem Ausstieg von Dave Lombardo? Bestens! Schon lange hat man das Urgestein nicht mehr so frisch erlebt. Mit einem riesigen Backdrop wird zudem dem verstorbenen Jeff Haneman gehuldigt und eine Setlist kredenzt, die sich hören lassen kann. Neben “Disciple” und “South Of Heaven” ist auch “Angel Of Death” im GepĂ€ck, welches an diesem geschichtstrĂ€chtigen Ort einen morbiden Beigeschmack erhĂ€lt. Aber seis drum, SLAYER waren ja noch nie fĂŒr political correctness bekannt! Musikalisch gibt man sich jedenfalls von seiner besten Seite und lĂ€sst auf ein paar weitere Jahre Thrash Metal hoffen!

Wer auf Live- Inszenierungen steht, sollte ROB ZOMBIE mindestens einmal im Leben gesehen haben. Der Großmeister des Horro versteht es, nicht nur einfache Shows zu spielen, sondern diese zu Rock-Theater zu erheben. Bei Rock im Park wird zwar nur die kleine Show ohne rießige Roboter und dergleichen aufgefahren, doch ist auch diese mehr als unterhaltsam! Durch ein Schlagzeugsolo und diverse Singalongs wird das Publikum zusĂ€tzlich bei Laune gehalten und feiert nicht nur deshalb Songs wie “Living Dead Girl” und “WeÂŽre An American Band”! Einziger Wehrmutstropfen ist hierbei, dass nicht sonderlich viele Besucher den Weg zur Alternastage finden, da zeitgleich auch LINKIN PARK spielen. Doch das stört Mr. Zombie glĂŒcklicherweise nicht und so werden alle Anwesenden mit einer klasse Show belohnt.

MONTAG

Der letzte Festivaltag verspricht mit einigen HochkarÀtern ein echtes Highlight zu werden. Dementsprechend zeigt sich auch das Wetter erneut von seiner besten Seite und die Stimmung kocht.

BLACK STONE CHERRY machen den Anfang und stellen ihr brandneues Album “Magic Mountain” vor. Southern Rock ist bei diesen Temperaturen natĂŒrlich eine erstklassige musikalische Untermalung und so gewinnen die Amerikaner wohl so manchen neuen Fan heute dazu.

Die Band der letzten Jahre ist zweifelsohne TRIVIUM. Die Jungs haben mit “In Waves” und zuletzt “Vengeance Falls” zwei erstklassige Alben veröffentlicht und zĂ€hlen zu den Bands, die fast jeder Metaller mag. Und das zurecht! Es gibt wenige KĂŒnstler, die mit solch einer Leidenschaft performen und gleichzeitig absolut souverĂ€n und technisch perfekt auftreten. Auch die Songauswahl hĂ€tte fast nicht besser gewĂ€hlt werden können, denn es werden bis auf das DebĂŒtalbum “Ember To Inferno” alle bisherigen Alben abgedeckt und so wird das Quartett vollkommen zurecht frenetisch gefeiert. FĂŒr mich das Highlight des gesamten Festivals!

Direkt nach diesem Höhepunkt geht es zu CHEVELLE in die Halle. Das Trio hatte vorher im Interview betont, dass es ĂŒber 70 Besucher froh sei und sich freue, endlich wieder in Deutschland aufzutreten. Dass sie aber vor einer restlos gefĂŒllten Halle auftreten, hatten sie sich wohl nicht gedacht. Obwohl die Band hierzulande nĂ€mlich keine große AnhĂ€ngerschaft besitzt finden sehr viele Besucher den Weg zur Clubstage und lauschen dem progressiven Rock, der erheblichen Ohrwurmcharakter besitzt und wohl manchen Zuhörer ĂŒberrascht hat.

Auf der Centerstage ist es Zeit fĂŒr ein bisschen Punk: Den Anfang machen hierbei PENNYWISE, die nach langer Zeit mal wieder den Weg nach Europa gefunden haben. Zeit wirdÂŽs, denn Songs wie “CanÂŽt Believe It” und “Homeless” sind gemacht, um sie live zu prĂ€sentieren. Veredelt wird der Auftritt zusĂ€tzlich durch ein NIRVANA-Cover, welches vom Publikum ausgewĂ€hlt wird. Feiner Zug!

Leider haben THE OFFSPRING einen wesentlich schlechteren Tag erwischt und spielen ihr Set motivationslos herunter. Außerdem spielt man in der ersten HĂ€lfte hauptsĂ€chlich unbekanntere Songs, die beim Publikum nicht besonders gut ankommen und deshalb einige Zuhörer in Richtung Alternastage wandern, auf der sich die BABYSHAMBLES die Ehre geben. Erst gegen Ende bessert sich die Songauswahl und Evergreens wie “Pretty Fly” oder “Self Esteem” kann einfach jeder mitsingen. Dennoch bleibt es ein enttĂ€uschender Auftritt, obwohl das eigene Material wesentlich mehr hergegeben hĂ€tte.

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Die Überraschung des Festivals folgt jedoch gleich auf dem Fuße: MARTERIA belegt gleich bei seinem ersten Rock im Park Auftritt den Headliner Slot der Alternastage und beweist eindrucksvoll, warum er diesen auch verdient hat. Durch zahlreiche Konzerte hat sich der Rostocker eine unglaubliche Live Routine erspielt und weiß einfach, wie er mit dem Publikum umzugehen hat. Egal ob “Kids”, “Lila Wolken” oder “Bengalische Tiger”, jeder Sang lĂ€dt zum Ausrasten und mitsingen ein und auch MARTERIA selbst rastet trotz angeschlagener Stimme vollkommen aus. Als SahnehĂ€ubchen werden auch ein paar Songs seines Alter Egos MARSIMOTO zum Besten gegeben und runden den gesamten Auftritt gekonnt ab.

Was kann man noch ĂŒber IRON MAIDEN neues berichten? Die EnglĂ€nder sind einfach eine Instanz, wenn es um verlĂ€ssliche und weltklasse Live-Shows geht! Obwohl man auch heute noch ein unglaubliches Konzertpensum an den Tag legt, gibt es nahezu keine Aussetzer und es aus jedem Auftritt das bestmögliche rausgeholt. So auch bei Rock im Park. Im Vergleich zur letztjĂ€hrigen Maiden-England-Tour hat man einige wenige VerĂ€nderungen vorgenommen so, dass beispielsweise “Afraid To Shoot Strangers” “Revelations” weichen musste. Die absoluten Klassiker der Marke “Fear Of The Dark” und “Run To The Hills” sind natĂŒrlich im Programm geblieben und bilden unter anderem mit den epischen “Phantom Of The Opera” und “Seventh Son Of A Seventh Son” ein zweistĂŒndiges Set das nahezu keine WĂŒnsche offen lĂ€sst. Bruce Dickinson und Co sind Bestens aufgelegt und auch der Sound wird nach anfĂ€nglichen Schwierigkeiten schnell hochklassig. Wer die Liveshow der eisernen Jungfrauen kennt weiß, dass es hier am wenigsten zu bemĂ€ngeln gibt, da die eindrucksvollen Kulissen und Effekte einfach eine Freude fĂŒrs Auge sind. Man könnte an dieser Stelle wohl noch weiter schwĂ€rmen, jedoch bleibt einfach zu sagen, dass IRON MAIDEN einfach ein Erlebnis sind, das jeder Metaller mindestens einmal genossen haben muss. Punkt!

Fazit:

Pro: Sound, Wetter, Stimmung, Organisation, Fall Out Boy, Iron Maiden, Marteria, Rob Zombie, Trivium,…

Contra: Kings Of Leon, The Offspring, schlechte Sicht seitlich der Center Stage

Rock im Park 2014, einfach Top. Geniale Bands, das Wetter und die durchgehend gute Stimmung sorgten fĂŒr ein absolut gelungenes Wochenende, dass auch die Ticketpreise restlos rechtfertigt! Ich freue mich auf 2015!

(Fotos von Anna Schaller)

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