REVIEW:NOVEMBRE

Posted by Radu On März - 21 - 2016

URSA-COVER-SML

Ursa

Meist das Ziel einer Band mit dem aktuellen Album das beste seiner bisherigen Karriere abzuliefern. Im Fall NOVEMBRE wurde der Vogel abgeschossen und ein Meilenstein abgeliefert, der zwischendurch begeistert und langfristig prägt. Aus der Ursuppe der 90er Jahre entstammt die Band der gleichen Quelle wie Katatonia und Opeth. Auch wurde damals das Unsiound Studio unter der Knute Dan Swanös besucht, um seine Duftmarke zu setzen. Trotz eigenständigem Stil und atmosphärischem Songwriting schafften es die Italiener kaum aus dem Schatten der melancholischen Giganten heraus zu stechen.

Nach neun Jahren Abstinenz hat sich einiges angesammelt und wurde auf zehn Gänsehautsongs gebrannt, die sämtliche Facetten und Vorzüge in sich tragen. `Australis` saugt den Hörer bereits innerhalb von Sekunden ein, der sich nur all zu gern in den melancholischen Riffs und dem glasklaren Gesang fallen lässt. Auch wenn mittendrin kurz die Aggression der Anfangstage aufblitzt, bleibt der Song unvorhersehbar und wartet auch mit einem progressiven Element auf, das die Mähne unter Gänsehaut flattern lässt. Konnte ich bisher jedes Album als `gut` und `interessant` verbuchen, so liefert man hier das beste Stück seiner Karriere ab. Es bleibt jedoch nicht bei einem Übersong, denn die charismatische Stimme schlägt mit `The Rose` den Pfad zur introvertierten Wut ein. `Umana` dürften Opeth Anhänger der Anfangstage schnell ins Herz schließen, denn zärtlichem Songwriting erfolgt ein verzweifelter Gefühlsausbruch, der sich durch leicht verschachtelte Gitarrenlinien und einer großen Stimmbandbreite auszeichnet, um in epischem Gewand zu enden. Inmitten eines Doublebassgewitters und vertrackten Rhythmen steigert sich `Easter` rein, dessen Klavierparts sich perfekt in den Soundsturm einbringen. Der Titeltrack stampft aggressiv auf den Hörer zu und lässt ihn im Auge des Wirbelsturms nochmal viele Teile der bisherigen Banddiskographie Revue passieren. Auf `Annoluce` gibt Anders Nyström von Katatonia ein kleines Gastspiel und unterstreicht den klassischen Gothic Metal Track mit seiner kalten Atmosphäre. Die Frage, ob ein progressives Instrumentalmonster von 9 Minuten langweilig sein kann, wird mit `Agathae` auf seinen Platz verwiesen und wenn `Fin` den letzten Vorhang fallen lässt hat man das Gefühl, eine abenteuerliche Reise hinter sich zu haben.

Man kann es dann nicht erwarten, den ersten Song nochmal anzusteuern und sich (am besten über Kopfhörer) nochmal den direkten Kick zu geben. Wer die Feinfühligkeit von den französischen Alcest kennt, wird mit diesem Album seine Initialzündung erfahren und auch Freunde der oben genannten Bands haben mit diesem Album keine Ausrede mehr, diese Band zu ignorieren. Abgemischt und gemastert wurde das Kunstwerk erneut von Dan Swanö, während das atmosphärische Cover ein typisches Markenzeichen von Travis Smith ist. Das Album ist ein zugänglicher Eigenbrödler, der alles vereint, was sowohl 90er Jahre Veteranen, als auch die neue Generation der melancholischen Metaller prägt. Es reiht sich nahtlos in die Sparte der anderen Giganten ein und lässt NOVEMBRE endgültig aus deren Schatten hervortreten.

Höchstpunktzahl und uneingeschränkter Pflichtkauf!

6/6 Punkten
Radu

Novembre – Umana (lyrics video) (from Ursa) from Peaceville Records on Vimeo.

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