REVIEW: PHALLUSKULT

Posted by Samir On April - 14 - 2014

phalluskultGute Musik braucht Zeit zum Reifen. Dies könnte die Maxime der Coburger Band PHALLUSKULT sein, die nach diversen Besetzungswechseln und sage und schreibe sieben Jahren nun ihr zweites Werk “notaus” auf die Menschheit loslassen. Hat sich die lange Wartezeit gelohnt oder eher den Songs geschadet?

Bereits beim ersten Durchlauf der Scheibe kommt eine wichtige Neuerung innerhalb der Band zum Tragen, nĂ€mlich der Wechsel am Gesang. Neu-Schreihals Thomas passt stimmlich besser zum Crust/Grind- Konzept der Band als es sein VorgĂ€nger Flatus tat (der jedoch auf dem DebĂŒt “Filet Wellington” ebenfalls eine sehr gute Leistung abgelegt hatte). Dementsprechend hat man auch die Death Metal Anteile des VorgĂ€ngers zeitweise zurĂŒckgeschraubt und stĂ€rkere EinflĂŒsse aus Punk und Crust in die Musik aufgenommen.

Nach dem kurzen, aber ungewöhnlichen Intro “Gewaltfernsehen” wird mit “Dumm fickt gut” auch ein zusĂ€tzlicher Reiz dieser Band deutlich. Man schafft es, Sozialkritik in lesenswerte und teils tragikkomödiantische Lyrics zu packen und fungiert als selbsternannter “Spiegel der Gesellschaft”. Dabei geht man jedoch, im Gegensatz zu den Label Kollegen von den JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELEN, wesentlich deutlicher und kompromissloser zu Werke, so dass die einzelnen Aussagen deutlicher erkennbar bleiben.

Doch nicht nur die Lyrics können sich hören lassen, sondern auch der musikalische Output der Franken braucht sich nicht zu verstecken. Wie bereits erwĂ€hnt, wurden die todesmetallischen Anteile etwas zurĂŒckgenommen, jedoch sind sie noch immer prĂ€sent. So erinnert beispielsweise der Anfangspart von “Kot fĂŒr die Welt” sowie der Schluss von “Ach was solls” an die Schweden von AT THE GATES und sorgt fĂŒr eine angenehme Abwechslung in der sich ansonsten stark an Crust und Grindcore orientierenden Ausrichtung des Albums. Etwas mehr Abwechslung, wie beispielsweise weitere leichte Death Metal Anteile, könnte man noch einbauen, um die einzelnen Songs noch interessanter zu gestalten. Dies ist jedoch Jammern auf einem ziemlich hohen Niveau und nur als kleiner Schönheitsfehler zu betrachten.

Ansonsten gibt es nĂ€mlich nicht wirklich viel zu beanstanden. Die Songs sind durchdacht und im Gegensatz zum VorgĂ€ngeralbum auch fast alle (bis auf “Keiner von euch”) von normaler Dauer. Die Produktion ist fĂŒr dieses Genre extrem gut und unterstĂŒtzt die Songs gekonnt.

Auch die optische Gestaltung des Albums ist außergewöhnlich und jeder Hörer sollte sich an der Textspirale des Booklets versuchen. Mal sehen, ob es jemandem gelingt, die vollstĂ€ndigen Lyrics zu lesen, ohne dabei SchwindelgefĂŒhle zu erleiden.

Insgesamt liefern PHALLUSKULT also ein wirklich beachtliches Album ab. Sowohl Musik als auch Texte brauchen sich in keiner Weise zu verstecken. Jeder Fan der ganz extremen Genres sollte dieses Album antesten. Es lohnt sich!

5/6 Punkten

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