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CHRISTIAN KRUMM INTERVIEW

Posted by Radu On Februar - 16 - 2014

Eine Geschichte muss erzählt werden!

Christian Krumm„At Dawn They Sleep“ erblickt am 1. April 2014 das Licht der Welt. Aus der Feder von CHRISTIAN KRUMM wird uns dieses Mal jedoch kein Sachbuch oder Retrospektive der Entwicklung des Metal, sondern eine Geschichte mitten aus der Moshpit heraus präsentiert. Christian nahm sich etwas Zeit, um uns einen kleinen Einblick in das neue Buch zu geben:

„Ehrlich gesagt, habe ich bereits vor „Kumpels in Kutten“ Geschichten geschrieben, die jedoch nicht veröffentlicht wurden“, beginnt er unser Gespräch. „Mittlerweile habe ich mehr Erfahrung und professionelles Feedback bekommen, auf das ich zurückgreifen konnte, um nun eine authentische Geschichte zu erzählen.“ Geschichte schön und gut, aber was hat es mit Metal zu tun? Eine ganze Menge, denn gerade die Songs haben einen großen Einfluss auf die Entstehung des Buches gehabt und beeinflusst auch das Verhalten der Charaktere. „Musik und die Metalszene sind hier Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, ein introvertierter Schreiberling, eine ambitionierte Band, jede Menge komischer Gestalten, groteske Situationen, Metal abseits der gängigen Klischees. Es ging darum herauszufinden, was bei den anderen Büchern ungesagt geblieben ist, die Seite des Metal, die sich irgendwo zwischen Szene und Geschäft befindet. Jeder kennt sie und doch wird sie weder in Medien noch in Büchern wirklich artikuliert. Was bedeutet Heavy Metal für den Einzelnen und für das Leben? Das herauszufinden war der Grund für mich, dieses Buch zu schreiben. Zu Beginn der Kapitel werden einzelne Songfragmente zitiert, anhand dessen sich die Geschichte entwickelt. Man kann sie am ehesten verstehen, wenn man das Kapitel gelesen hat und im Anschluss das Songzitat erneut liest. Auch bei der Entstehung des Buches ging nichts ohne Musik.“
Allerdings passiert die Musik nicht nur während der Entstehung des Buches oder in der Handlung selbst, sondern auch beim Leser direkt. Während des Lesens ertappt man sich schnell dabei, wie man zum CD Regal geht, um das eine oder andere Schätzchen wieder in den Player zu schubsen. Dass man sich dabei auch wieder die Mühe macht, die Texte zu lesen ist ein Bonus, der gerade der älteren Garde ein wohltuendes Phänomen vermittelt, die noch nicht mit MP3 aufgewachsen sind. Musik sollte gelebt und nicht nur konsumiert werden, was hier auch eindrucksvoll bewiesen wird.

Wie geht man ein Buch an, das weder ein klassischer Roman, noch ein Sachbuch ist? „Als ich früher Geschichten geschrieben habe hat man mir gesagt, dass ich an der Inszenierung arbeiten muss. Eine Geschichte muss erzählt werden, das war der Leitsatz, aber ich wusste zunächst nicht, was das bedeutet. Die Antwort darauf habe ich mittlerweile für mich gefunden. Ein Erzähler kennt die Geschichte bereits im Vorfeld in allen Einzelheiten, ehe er sie erzählt. Die Story ist quasi im Kopf vorgefertigt und ich schreibe das Drehbuch dazu, wie bei einem Film. Erst wenn das Drehbuch steht, geht es an die Details und die eigentliche Inszenierung, die ebenfalls ähnlich wie in einem Film abläuft. Was dort beispielsweise durch Kameraarbeit geleistet wird, muss im Buch durch erzählerische Mittel dargestellt werden.“ Ein Schreibtisch als Regiestuhl für Metalstories, auch eine nicht gerade alltägliche Idee.

AtDawnTheySleep-Frontcover-PreviewÜber den Inhalt wird an dieser Stelle bewusst geschwiegen. Nur so viel sei bereits im Vorfeld verraten: die Figuren der Handlung stellen unterschiedliche Typen dar, denen wir alle bereits im echten Leben begegnet sind (oder teilweise sogar selbst sind). Egal, ob Redakteur eines Magazins, extrovertierter Bandleader, mystische Sünde in Gestalt einer Frau, oder Mauerblümchen auf Drogen, hier werden sämtliche Lebensbereiche auf unterschiedliche Art und Weise beleuchtet. Die Charaktere kommen dabei sehr authentisch rüber und man kann sich mit ihnen sehr gut identifizieren. Besonders schön kommt der Kontrast rüber, wenn Metalwelt und „normale Welt“ bei einem Spieleabend aufeinanderprallen. „Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern“ muss Christian lachen. „Diese Szene hat mir besonderen Spaß gemacht zu schreiben. Du hast eigentlich etwas ganz anderes im Kopf und stehst dann doch mit deiner Freundin bei irgendwelchen Leuten rum, die keine Ahnung von deinem Lebensstil haben und sich über (in deinen Augen) belangloses Zeug unterhalten. Da stirbst du innerlich, obwohl du es eigentlich aus Liebe tust.“ Aber auch die ernsten Szenen wurden mit sehr viel Leben gefüllt. „Es ist keine Komödie und erst Recht keine Satire. Das überlasse ich dem Kollegen Till Burgwächter, der übrigens sogar ein sehr geiles Nachwort für den Roman geschrieben hat. Ich möchte den Leser hinter die Kulissen der Musik und der Menschen führen und sie damit ein paar Stunden alleine lassen. Und trotz einer gehörigen Portion Tragik in der Geschichte fände ich es schön, wenn er nach der Lektüre seine Kumpels, seine Stammkneipe, den nächsten Konzertbesuch ein bisschen mit anderen Augen sieht und sich darüber freut, wie er ist: Nämlich ein ganz kleines bisschen anders als der medial vorgekaute Mainstream.“

Vor kurzem wurde auch das Cover veröffentlicht, das ihr unten nochmal bewundern könnt. Erstellt wurde es von Killustrations und fängt perfekt die Atmosphäre des Buches ein (quasi, als wäre es ein CD Cover). Was sich hinter dem Bild und den ersten Zeilen verbirgt wird in den nächsten Tagen noch enthĂĽllt werden…

Radu

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