SAGA Oberhausen 2020

Posted by Andre On MĂ€rz - 15 - 2020

SAGA, THORSTEN QUAESCHNING, Oberhausen, Turbinenhalle II, 03.03.2020 Sie hören und hören einfach nicht auf: SAGA! Die Progressive Rocker um ihren charismatischen Frontmann Michael Sadler touren auch im 43. (!) Jahr ihrer ewig langen Laufbahn quer durch die Welt und lassen dabei natĂŒrlich auch Deutschland, neben Costa Rica ihr erfolgreichstes Land, nicht außer Acht. Dabei sah dies vor drei Jahren, als Sadler das Ende der Band bekannt gab, noch ganz anders aus. Mittlerweile spricht der SĂ€nger allerdings von einem MissverstĂ€ndnis und so beehren die Kanadier einmal mehr ihre treue Fangemeinde. Metal Impressions ist in der gut besuchten Turbinenhalle II mit von der Partie.

_D3_9846Den Auftakt pĂŒnktlich um 20 Uhr macht allerdings ein Support Act. Thorsten Quaeschning, ganz in schwarz gekleidet, betritt die BĂŒhne und verschanzt sich förmlich hinter seiner Armada aus Keyboards und Reglern und Knöpfen, um fortan fĂŒr eine andĂ€chtige Soundcollage zu sorgen, die Richtung Ambient tendiert. Man muss an dieser Stelle vielleicht anmerken, wer Thorsten Quaeschning ĂŒberhaupt ist. 1977 in Berlin geboren erarbeitete sich der Komponist und Multi-Instrumentalist einen guten Namen, ist seit 2005 Mitglied von Tangerine Dream und seit 2015, dem Todesjahr des BandgrĂŒnders Edgar Froese, auch deren musikalischer Leiter. Er arbeitete bereits mit GrĂ¶ĂŸen wie Brian May (Queen) oder auch Jean Michel Jarre und ist Konsolenfans eventuell vom Soundtrack des Klassikers GTA – Grand Theft Auto V her ein Begriff.

Nun, hinter seinen KeyboardtĂŒrmen wirkt Thorsten Quaeschning etwas schĂŒchtern, ist kaum zu erkennen, gibt sich indes ganz seinen fast schon entspannenden Soundcollagen hin und versucht gar nicht erst, großartig mit dem Publikum zu interagieren. Gute 40 Minuten spĂ€ter ist die durchaus angenehme Beschallung dann auch vorbei. Thorsten Quaeschning löst in dieser Zeit gewiss keine Begeisterung aus, erntet aber immerhin respektvollen Applaus. Gleichwohl ist gewiss niemand sehr enttĂ€uscht, als die BĂŒhne fĂŒr den Act des Abends vorbereitet wird.

_D3_0050PĂŒnktlich um 21 Uhr ist es dann auch soweit: SAGA betreten die BĂŒhne und legen direkt los mit ‚Out Of The Shadows‘ vom 1985er Album „Behaviour“, das es in Deutschland seinerzeit bis auf Platz 2 der Albumcharts brachte. Übrigens ein passender Auftakt, schließlich benennen die Kanadier ihre aktuelle Tour „Out Of The Shadows Tour“. Generell orientiert sich das Quintett bei der insgesamt 21 Songs langen Setlist stark an den ersten sechs Alben der Band Diskographie, wagt es nur dreimal, Songs aus dem letzten Jahrzehnt einzustreuen. Nein, dieser Abend gehört ganz klar den spĂ€ten 70ern bzw. frĂŒhen 80ern. Der Stimmung tut das natĂŒrlich keinen Abbruch. Vom ersten Ton an fliegen Sadler und Co. die Herzen förmlich zu.

_D3_0032Und das hat auch einen Grund. Die Band zeigt sich in hervorragender Form. Speziell Frontmann Michael Sadler singt wie ein junger Gott und macht dabei einen so unfassbar fitten Eindruck, dass man meinen könnte, er hĂ€tte ein Mittel gegen das Altern erfunden. Es ist wirklich beeindruckend, dass der SĂ€nger auch anno 2020 noch nahezu exakt so klingt wie auf den ersten Alben von vor teils ĂŒber 40 Jahren. Großartig!

_D3_0116_D3_9975Die Performance des ewigen Jungbrunnens ĂŒberstrahlt dabei auch die nicht minder tolle Leistung seiner vier Mitstreiter. Da ist zum einen Ian Crichton, der einen hervorragenden Job an der Gitarre macht. In diesem Zusammenhang ist auch der Soundtechniker zu loben, denn der Klang, der insbesondere von Chrichtons Gitarre erzeugt wird, klingt wunderbar mĂ€chtig und klar.

_D3_9926Auf der anderen Seite am vorderen BĂŒhnenrand steht „the new guy“. Dusty Chesterfield ersetzt Jim Crichton am Bass und an den Keyboards, sorgt dabei als KĂŒken fĂŒr frisches Blut im SAGA Clan. Er fĂŒgt sich nahtlos in die Gruppe ein, hat offenbar eine verdammt gute Zeit auf der BĂŒhne, lĂ€chelt immer wieder ins Publikum. Und als neuer „new guy“ hat er zudem Mike Thorne an den Drums abgelöst. Mike‘s Drumkit ist nicht hinten mittig platziert, sondern hinten rechts. Man sieht ihm quasi von der Seite aus spielend zu. SpĂ€testens mit dem Drumsolo wĂ€hrend der zweiten HĂ€lfte des Abends zeigt er seine ganze Klasse, die er nicht nur mit SAGA prĂ€sentieren darf, sondern auch mit SPOCKS BEARD, mit denen er gemeinsam auf Tour geht.

_D3_9918Fehlt noch Keyboarder Jim Gilmour, der im hinteren Bereich der BĂŒhne die andere Seite in Beschlag genommen hat. Routiniert und eher unauffĂ€llig spult der Keyboarder seinen Part runter, sorgt aber bei ‚Days Like These‘ und ‚Scratching The Surface‘ auch fĂŒr den Gesang, kann aber hier (natĂŒrlich) weit weniger punkten als Michael Sadler (wer kann das schon?) und ist zudem etwas zu leise und kann sich kaum gegen die Instrumente durchsetzen.

Fast genau zwei Stunden begeistern die Kanadier die gut gefĂŒllte Turbinenhalle. Das eher gesetztere Publikum zeigt sich entsprechend begeistert und geht gut mit, unterstĂŒtzt die Band immer wieder durch leidenschaftliches Mitsingen, was insbesondere bei Sadler gut ankommt. Und Sadler wiederum heimst Sympathiepunkt und Sympathiepunkt ein, weil er sich zwischen vereinzelten Songs immer wieder in der deutschen Sprache versucht. So geht er beispielsweise gegen Ende des Konzerts auf die Knie und reicht einem 10-jĂ€hrigen Knirps ein Plektrum (?) und fragt den Jungen „Wie alt sind Sie?“.

_D3_9857Ach, ich könnte die Band noch weiter ĂŒber den Klee loben, aber ich fass mich jetzt besser kurz: SAGA anno 2020 sind immer noch bockstark! Der Abend war eine Demonstration in Sachen MusikalitĂ€t, Spielfreude, Spaß an der Musik. Vielen Dank fĂŒr diesen Abend, SAGA!

AndreÂŽ

PhotoCredit: Andre`

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