REVIEW: DIE LETZTE AGONIE

Posted by Radu On Juli - 18 - 2018

ARKUUMWas macht ein Album zu etwas Besonderem? Man könnte sich über raffiniertes Songwriting freuen, über atemberaubende Spieltechniken oder auch an bombastischen Produktionen. ARKUUM backen hier kleinere Brötchen und setzen gleich auf zwei andere Herzstücke: Atmosphäre und Authentizität.

Satte drei Jahre mussten sich die Fans gedulden, um den Nachfolger von „Trostlos“ in den Player zu schieben. Ein erster Blick auf die Tracklist zeigt, dass man sich thematisch auf die fünf Sterbephasen eingespielt hat, was für eine atmosphärische Black Metal Band eigentlich eine Steilvorlage ist. Bereits die ersten Sekunden von `Verleugnung` entführt die Fans direkt nach hause, in das typische ARKUUM Wohnzimmer: cleane Gitarren, charismatische Riffs und eine dichte Atmosphäre. Dennoch fühlt es sich irgendwie auch etwas fremd an, was sich im Laufe der 10 minütigen Spielzeit auch bestätigen soll. Am Gesang gab es Veränderung und auch die Riffs sind extrem doomiger ausgefallen. Egal, mit `Zorn` bekommt man es zur Abwechslung schnell und hart im Intro, während sich die Riffs ebenfalls wiederholen. Betrachtet man es von der analytischen Songwriting Sicht, merkt man bereits jetzt, dass der Nachfolger von „Trostlos“ eine völlig andere Atmosphäre besitzt und dürfte den einen oder anderen Fan nachdenklich stimmen. Der Eindruck setzt sich mit `Verzweiflung` weiter fort, auf denen zwei Riffs zähflüssig zelebriert werden. Doom Fans werden aufhorchen, Black Metal Jünger könnten sich abwenden und Freunde atmosphärischer Musik bekommen hier sehr viel Diskussionsstoff.

Und genau hier liegt die eigentliche Bedeutung des Albums (tief) begraben: nachdem man sich einmal durch die Scheibe gearbeitet hat ist klar, dass man sich songtechnisch keinen technischen Höhenflug geleistet hat. Auch die Erwartungshaltung an die Fans wurde nicht erfüllt und man fragt sich, welche Daseinsberechtigung die Platte hat. Die Antwort ist so simpel wie effektiv: Kopf ausschalten und sich einfach fallen lassen, dann funktioniert die Platte nicht nur, sondern sie belohnt auch mit einer intensiven und schon fast intimen Atmosphäre. Besonders über Kopfhörer oder bei einer einsamen Autofahrt zündet spätestens `Akzeptanz` und beschert einen emotionalen Trip in die Abgründe menschlicher Ängste, der vom wärmenden Mantel des Unausweichlichen schon fast liebevoll erstickt wird. Wenn man einmal das Geheimnis der Platte ergründet hat und seine Zeit ganz der Musik widmet, spielt jeder Song seine Trümpfe aus und die (teils zähflüssige) Doom Atmosphäre unterstreicht das Nachdenkliche, dem wir uns selbst im Alltag nur teilweise widmen. Der Gedanke an den eigenen Tod übt eine erschreckende Wirkung auf uns aus und „Die Letzte Agonie“ ist ein hingebungsvoller Soundtrack, um sich dem Thema in einer persönlichen Stunde zu widmen. Für mich ist es genau das, was Black Metal ausmacht: Atmosphäre, keine Erwartungshaltung erfüllen und fernab jeglicher Konventionen sein Ding kompromisslos durch zu ziehen. Die Platte hatte viele Ecken und Kanten und belohnt nur diejenigen, die sich darauf einlassen. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man allerdings seine persönliche, auditive Nahtoderfahrung.

4 von 6 Punkten

Radu

Weitere Details zur Platte lest ihr in unserem INTERVIEW

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