CASTLE ROCK 2018
CASTLE ROCK 2018 Freitag 1. Tag
Es ist kurz vor 16.00 Uhr, die Sonne brennt, der einzige Baum im historischem Innenhof des Schlosses zu Broich spendet ein wenig Schatten. Die BierstĂ€nde sind von in schwarz gehĂŒllten Fans aus den verschiedensten Lagern umringt. Gute Vorrausetzungen fĂŒr den perfekten Einstieg zum 19. CASTLE ROCK.
Den Anfang pĂŒnklich um 16.30 machen MICRO CLOCKS aus Hattingen. Guter chilliger Einstieg!!! Ein an seelige 80er Jahre erinnernder Synthiepop/Rock mit gelegentlichen hart riffenden Gitarrensalven.
Zweite Band ist HARPYIE aus Bad Oynhausen. Erstmal Respekt! In voller Montur, das heisst in Fell, Maske und Leder bei gefĂŒhlten 40 Grad auf die BĂŒhne zu gehen. Eigentlich, da bin ich mal ganz ehrlich, steh ich nicht unbedingt auf Mittelalter-Folk Metal mit deutschen Texten, aber live hat es mir doch sehr gefallen. Alle Musiker geben Vollgas (hatten sich auch von ein paar Klamotten getrennt) haben sichtlich Spass und nehmen das Publikum mit auf ihre Reise.
Die fĂŒr DEADLOK ins Billing gerutschten CYPHERCORE ĂŒberraschen mich zuerst mit ihrem postapokalyptischen BĂŒhnenbild und ihren coolen KostĂŒmen, eine Mischung aus Mad Max und Predator. Musikalisch gibt es voll auf die Fresse. Heisst: Melodic Death Metal mit FEAR FACTORY Breitseite. Nur eine Frage beschĂ€ftigt mich wĂ€hrend des gesammten Gigs! Warum zum Teufel leuchtet das KostĂŒm vom linken Gitarristen nicht? Batterie/Birne kaputt? Aushilfsgitarrist im Sabaton KostĂŒm? Wenn jemand etwas darĂŒber weiĂ, bitte ne kurze Mail an mich!
Nun folgen STAHLMANN. Unter Einsatz von FeuerbÀllen heizen die an OOMPH, RAMMSTEIN, MEGAHERZ erinnernden Deutschrocker den schwitzenden Fans richtig ein. Auch wenn ich da eher die Originale bevorzuge kamen STAHLMANN bis jetzt am besten an. Kein Wunder bei harten Gitarrensalven, leicht mitzusingenden Refrains und zum jetzigen Zeitpunkt auch schon leicht beschwippsten Fans.
Endlich ist es Zeit fĂŒr den heutigen Headliner. PAIN!! Was soll man zu Peter TĂ€gtgren und seiner mega eingespielten Mannschaft noch schreiben. Anders als bei seiner Deathmetal Kapelle HYPOCRISY knallt uns Peter hier super melodische Industrial/Alternative Rock Perlen vor die FĂŒsse. Super symphatisch und immer in Bewegung folgt ein Hit auf dem nĂ€chsten. Egal ob “Dancing With The Dead”,”Suicide Machine”,”Same Old Song” oder “End Of The Line”.
Ein wĂŒrdiger Headliner fĂŒr ein mega chilliges Festival bei sehr gutem Wetter und super Soundbedingungen fĂŒr alle Bands. Da ich leider aus terminlichen GrĂŒnden den zweiten Tag nicht besuchen kann springt die nette Kollegin Ulli fĂŒr mich ein.
Peter
CASTLE ROCK 2018 Tag 2:
Da das Festival durch seine Zentrale Lage im Schloss Broich der Stadt MĂŒlheim die Auflage hat, dafĂŒr Sorge zu tragen, dass die umgebenden Anwohner recht frĂŒhzeitig ohne Ohrenstöpsel ins Bett gehen zu können, kommt es dann doch vor, dass man am Folgetag pĂŒnktlich um zwölf Uhr zum Startschuss anwesend ist.
Somit eröffnen die Gothrocker SEELENSTURM aus DĂŒsseldorf den zweiten Tag des Festivals. Die anfĂ€nglich verhaltenen Reaktionen des Publikums aufgrund eines eventuell doch lĂ€ngeren Freitagabends oder der prallen Mittagssonne vermag die Band durch flotte SprĂŒche, und animierendem Sound dann doch vor die BĂŒhne zu locken.
ANOTHER TALE setzen 15 Jahre nach dem Tod ihres Frontmann Frank Peter Hermsen und der darauffolgenden Bandauflösung nun mit neuem Elan und SĂ€nger dazu an, ihre alten Songs mit Hingabe zu prĂ€sentieren. Viele alte Fans haben sich fĂŒr diesen Moment vor der BĂŒhne versammelt um die Klassiker der Band zu zelebrieren.
Veranstalter Michael Bohnes hat sich schon seit Beginn des Castle Rocks auf die Fahnen geschrieben, die junge Szene und den Nachwuchs der Region zu unterstĂŒtzen und gibt somit auch den Hattingern von GODEX die Möglichkeit, sich auf der BĂŒhne zu prĂ€sentieren. Die Stimme von SĂ€nger Tommy erinnert streckenweise sehr an Ville Valo, und gewisse EinflĂŒsse dessen lassen sich nicht von der Hand weisen. Guter eingĂ€ngiger Dark Rock, jedoch fehlt leider das gewisse Etwas, um den Funken beim Publikum zu entfachen.
Damit hatten HEIMATAERDE jedoch leichtes Spiel. Die Lokalmatadore bieten nicht nur den Augen und Kameras der anwesenden Fotografen viel, auch die Ohren bekommen eine dĂŒstere Mischung aus EBM, Electro und mittelalterlichen EinflĂŒssen ab. Die Tempelritter von HEIMATAERDE wissen gekonnt, mit dem Publikum zu spielen, und von der ersten Minuten an mitzureissen.
Man möchte meinen, dass THE BEAUTY OF GEMINA mit ihrem klaren und strukturiert anmutenden Gothic Rock anschlieĂend einen schweren Stand haben könnten, aber weit gefehlt. Die Schweizer um den charismatischen SĂ€nger Michael Sele verstehen es, mit ihrer Melange aus Dark Wave, Alternative und Indie das Publikum zu bezaubern. Sie kreieren eine ganz eigene Klangmelange, die keiner weiteren optischem Showeffekte bedarf um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Im Gegensatz dazu kommen TANZWUT in gewohnter Manier in KostĂŒm und Körperhaltung auf die BĂŒhne um ihren Mittelalterrock darzubieten. SĂ€nger Teufel und seine Mannen scheinen wohlgelaunt zu sein, und so strahlen sie mit der Nachmittagssonne um die Wette und geben ihr Bestes, um das Publikum noch vollendens zum Schwitzen zu kriegen. Wo die Sonne und das Tanzbein es noch nicht schafften, die Transpiration in Gang zu kriegen, so hilft Pyrotechnik ungemein. Die anwesenden Fotografen haben ihre MĂŒhe, beim Festhalten des bunten Treibens auf der BĂŒhne nicht flambiert zu werden, aber ein biĂchen Schwund ist ja bekanntlich immer vorhanden. Die Berliner liefern souverĂ€n eine tolle Show ab, und das Publikum dankt es mit frenetischem Jubel.
Da im Vorfeld gemunkelt wurde, dass das Castle Rock im nĂ€chsten Jahr nicht stattfinden wĂŒrde, lĂ€sst es sich Veranstalter Michael Bohnes nicht nehmen, hierzu Stellung zu nehmen. Das Castle Rock 2019 kann aufgrund anberaumter Renovierungsarbeiten nicht in der traditionellen Location stattfinden, und somit wird es im nĂ€chstens Jahr zu einem AuswĂ€rtsspiel kommen, das unter dem Motto âOut Of Castle Rockâ stattfinden wird.
Mit EVERGREY wird der Endspurt des Festivals eingelÀutet. Die sympathischen Schweden um SÀnger Tom Englund spielen in unnachahmlicher Weise ihre Mischung aus melodischem und progressivem Metal. Stahlharte Riffs treffen auf eingÀngige Melodien und die absolut tighte Spielweise mit treibenden Grooves sucht in der Szene ihresgleichen. Der Band ist anzumerken, dass sie den Auftritt genauso feiert wie das Publikum selbst und hinterlÀsst einen durchwegs positiven Eindruck.
Aber man wĂ€re ja nicht Headlines des Abends, wenn man das nicht toppen könnte, und so mobilisieren die Italiener von LACUNA COIL die letzten Energiereserven des Publikums. Die Mannen um Frontfrau Cristina Scabbia scheinen noch tiefer in den Schminktopf gefallen zu sein als sie selbst, aber das Auge hört ja bekanntlich mit. Jedoch auch Blinden wĂŒrde hier klar werden, dass die MailĂ€nder, die seit mehr als 20 Jahren in der Szene aktiv sind, ihren Status nicht von ungefĂ€hr haben.
Cristina versteht es nicht nur durch ihr Erscheinungsbild als auch mit ihrer kraftvollen Stimme das Publikum in ihren Bann zu ziehen und die Gesangsduelle mit SĂ€nger Andrea Ferro werden in harten und zugleich harmonischen MetallklĂ€ngen eingebettet. Zwischen knallharten und gefĂŒhlvollen Songs kommt in keiner Sekunde Zweifel auf, dass sich LACUNA COIL die Headlinerposition nicht redlich verdient hĂ€tten. Mit frenetischem Applaus werden die Italiener verabschiedet, und das Castle Rock 2018 wĂŒrdig und erfolgreich beendet.
Wir bleiben gespannt, wo das Out of Castle im Jahr 2019 stattfinden wird – aber eines ist sicher: Wir werden dabei sein!
Ulli
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