REVIEW: QNTAL
âVIII Nachtblumeâ
Metal ist, wenn man es trotzdem hört!
Da flattert mir von Drakkar einfach mal so die neue QNTAL auf den Tisch zum rezensieren. Passt sowas eigentlich in unser Metalmagazin? Ein kurzer Exkurs zur Band: Anno 1992 lieferte die Truppe einen Mix aus Mittelalter, Elektro, Pop und gaaanz leichten Metalanleihen ab. Wer zu jener Zeit im Soundgarden (Dortmund) oder im Old Daddy (Haltern) war, kam an dem âPalĂ€stinaliedâ schlichtweg nicht vorbei. Allerdings beschrĂ€nkte sich die Band nicht auf einen Hit, sondern lieferte im Verlauf der kommenden Jahre vielschichtige Alben ab, die man in keine Schublade einsortieren kann. Also, Scheuklappen runter und Vorhang auf fĂŒr das aktuelle Album.
Ohne groĂes VorgeplĂ€nkel wird der Titeltrack an den Anfang gepackt und betört durch ruhige, sphĂ€rische KlĂ€nge. Die groĂe StĂ€rke der Band ist der weibliche Gesang und der wird sofort in den Mittelpunkt gerĂŒckt, ehe sich die elektronischen Töne einschleichen und die mentale TanzflĂ€che lĂ€ngst vergangener Gothic Tage eröffnen. Nie ins Klischee abrutschen, immer neue Nuancen einbauen und die AtmosphĂ€re möglichst packend gestalten sind die PrimĂ€rziele, die hier professionell durchgezogen werden und Lust auf mehr machen, obwohl die weitere musikalische Richtung unklar ist. `Die Finstere Nacht` könnte ebenfalls eine typische Darkwave/EBM Nummer sein, denn der mĂ€nnliche Gesang bedient sĂ€mtliche Sparten der Szene. Allerdings umschmeicheln die Synthesizer charismatisch das Ohr, so daĂ der Hörer weiterhin gefesselt bleibt. `Music On The Waters` könnte als erhabene Elektroballade durchgehen, ehe `Monteclair` durch seine lĂ€ssige Gangart meiner REPEAT Taste gleich mehrfach zum Opfer fĂ€llt. Unfassbar, mit welchem FingerspitzengefĂŒhl man einen Song schreiben kann, der durch seine simple Art im LangzeitgedĂ€chtnis bleibt. Besonders angetan hat es mir auch `Echo` bei dem sich QNTAL als begnadete GeschichtenerzĂ€hler offenbaren; ein Wanderer gerĂ€t in die FĂ€nge eines Fluches, den er sich selbst erschaffen hat. `Parliamant Of Fowles` hat nichts mit Skyclad (Parliamant Of Fools) zu tun, erschafft durch seine DrumÂŽn Bass, Flöten und elektronischen Elemente jene AtmosphĂ€re, die unterschiedliche GeschmĂ€cker vereinen. OK, bei `Chint` bin ich draussen, denn meine Gitarrenverwöhnten Ohren kommen mit dem bassgeschwĂ€ngerten Sound einfach nicht klar. Leider gilt das auch fĂŒr drei weitere StĂŒcke des Albums, ehe sich mir mit `O Fortuna` mein persönliches LieblingsstĂŒck eröffnet. Ein elektronisches RĂŒlpsen, ehe sich mit schwerfĂ€lligen Schritten eine wahre Bestie aus den Boxen wĂ€lzt, unter deren Schritten Elektrosamples aufsteigen. GefĂŒhrt vom charismatischen Gesang und umgarnt von kleinen Nuancen bietet der Song genau das, was ich an QNTAL mag. Das `Minnelied` macht den Spagat zwischen Mittelalter und EBM und auch hier grenze ich an meinen persönlichen Geschmack.
Was ich dieser Band definitiv zugute halte ist die Tatsache, daĂ sie sich keinen Trend beugen, sondern seit ihrer ersten Scheibe ihr Ding konsequent durchziehen. Einige Bands ihrer Zunft haben sich mittlerweile dem Massenmarkt verschrieben und sind lediglich eine kastrierte Version ihres frĂŒheren Selbst. Wenn man dann noch eine massig gehypte Partyband als âGastsĂ€ngerâ reinholt, vergrault man sein alten Fans fĂŒr immer. All dies kann QANTAL nicht passieren, denn sie bleiben authentisch, uncut und einzigartig. Ist es nicht genau das, was auch einige Metalbands groĂ gemacht hat? Wenn ich als Metalfan die Scheibe mag, mĂŒsste sie in der Mittelalterszene eigentlich derbe abgefeiert werden. Auch wenn mich der Eingang der Scheibe auf meinen Tisch ĂŒberrascht hat, hat sie mich mindestens genauso erfreut. Daumen hoch!
5/6 Punkten
Radu
Add your comment
You must be logged in to post a comment.