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REVIEW: FJOERGYN

Posted by Samir On Februar - 16 - 2017

fjoergynLucifer Es

Wenn man als Rezensent ein Album einer Band in die HĂ€nde bekommt, die man noch gar nicht kennt, bietet das meistens die idealen Voraussetzungen fĂŒr ein Review, da man unvoreingenommen das aktuelle Werk bewerten kann. Bei FJOERGYN sieht das in meinem Falle ganz anders aus. Ich habe die Band das erste Mal 2006 in ThĂŒringen auf einem Festival namens Nightmare Before Summer gesehen, wo sie ihr DebĂŒtalbum „Ernte im Herbst“ prĂ€sentierten. Seitdem habe ich immer wieder Konzerte der Jungs besucht und interessiert die Entwicklung beobachtet, die sich ĂŒber drei weitere Alben angedeutet hat und nun in „Lucifer Es“ konsequent weitergefĂŒhrt werden soll. Doch kann das Album einen langjĂ€hrigen Fan wie mich begeistern?

Was FJOERGYN schon immer ausgezeichnet hat, war ihr Ideenreichtum und eine gewisse „Fick-die-Erwartungen“-AttitĂŒde. Beides wird auch auf „Lucifer Es“ wieder zelebriert, wobei vom oftmals trĂ€umerischen und naturverbundenen Stil frĂŒherer Alben mittlerweile wenig ĂŒbrig geblieben ist. Stattdessen dominiert eine apokalyptische und ausweglose AtmosphĂ€re, wie sie auch bereits auf „Monument Ende“ aus dem Jahr 2013 zu finden war.

Diese zeigt sich musikalisch durch den gekonnten Wechsel von Blastbeat-Passagen mit schweren Mid-Tempo-EinschĂŒben, die eine bedrĂŒckende Stimmung erzeugen und den harschen Gesang tragen und ergĂ€nzen. Auch die sakralen Chöre dĂŒrfen natĂŒrlich wieder mal nicht fehlen und werden beispielsweise in ‚Leviathan‘ punktuell eingesetzt, um so einen majestĂ€tischen Klang zu erzeugen. Immer wieder wird durch ruhigere Parts das Tempo aus den Songs genommen und so auf den nĂ€chsten klanglichen Ausbruch vorbereitet. Diese Songstrukturen haben FJOERGYN ĂŒber die Jahre immer weiter verfeinert und bewegen sich hier mittlerweile auf einem beeindruckenden Niveau. Allein in Songs wie ‚Dinner mit Baal‘ und dem finalen ‚Freiheit‘ steckt so viel Tiefgang und Liebe zum Detail, wie es sich andere Bands fĂŒr ihr gesamtes Album wĂŒnschen. Doch auch alle weiteren Songs wissen zu ĂŒberzeugen, sodass ĂŒber die knappe Stunde Spielzeit niemals auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt.

Mir persönlich haben schon immer die Texte der ThĂŒringer sehr zugesagt und auch auf “Lucifer Es” gibt es im lyrischen Sinne einiges zu entdecken. Der Hass auf Mensch und Gesellschaft ist nach wie vor ungebrochen, sodass Stephan L. und seine Mannen genug Stoff haben, um erneut Gift und Galle zu spucken. Freunde intelligenter Texte werden hier ihre helle Freude haben!

Doch wie ist “Lucifer Es” in das Gesamtwerk von FJOERGYN einzuordnen? FĂŒr mich fĂŒhrt das Album die Entwicklung der Band konsequent fort und knĂŒpft, wie es bereits die EP „Terra Satanica“ angekĂŒndigt hatte, nahtlos an das vergangene Album an. Durch den bedachten Einsatz der verschiedenen Gesangsstile wird jedoch eine noch dichtere AtmosphĂ€re erzeugt als auf „Monument Ende“.

Deshalb liefern FJOERGYN mit „Lucifer Es“ ihr fĂŒr mich bislang ausgereiftestes und stimmigstes Album ab. Fans von intelligenter harter Musik mĂŒssen hier einfach reinhören!

5,5/6 Punkten

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