LIVE REVIEW: PSOA 2016

Posted by Samir On September - 22 - 2016

psoaZum mittlerweile 21ten mal öffneten sich die Pforten der Hölle, besser bekannt als ThĂŒringen und versammelt Extreme Metal Fans aus aller Welt zum Party San Open Air. Was 1996 vor 170 Zuschauern begann, hat sich lĂ€ngst als eines der beliebtesten Festivals der Republik etabliert. Und dies auch, wie sich 2016 zeigt, vollkommen zurecht!

Logistik und Organisation waren mal wieder auf höchstem Niveau. Der Besucher hat die Auswahl zwischen verschiedensten kulinarischen Angeboten(Afghanisch, chinesisch, uvm.), kann bei allerlei VerkaufsstÀnden die Wirtschaft ankurbeln, oder auch einfach nur auf dem Rasen entspannen. Auch die Wege zum Zeltplatz sind durch die Aufteilung des Flugplatzes angenehm und nicht zu lang. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren spielte das Wetter nicht komplett mit und es wurde so einige Male nass auf dem GelÀnde. Der Stimmung der Fans tat dies jedoch keinen Abbruch, so dass das Party San auch 2016 ein Highlight des Festival Sommers markiert.

Donnerstag

Der erste Tag beginnt gleich mit der vollen Breitseite von II. Die Leipziger rumpeln mit ihrem Old School Black/Death Metal los und bieten einen gelungenen Einstieg ins Festival, der von den Fans dankend angenommen wird.

Ganz anders ergeht es da MÖRK GRYNING. Die Schweden passen mit ihrem symphonischen Gothic Metal, der nur gelegentlich hĂ€rtere EinflĂŒsse hervorbringt, nicht ganz in das ansonsten sehr harte diesjĂ€hrige Line-Up. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der Funke nicht so richtig ĂŒberspringen will und der Auftritt nur so dahinplĂ€tschert. Schade, aber es gibt ja genĂŒgend andere Highlights!

Zum Beispiel TRIBULATION, die am frĂŒhen Abend ihren schwarz okkulten 70s Rock zelebrieren und das Publikum vom ersten Ton an in den Bann ziehen. Trotz der eher speziellen Spielart können die Schweden mitreißen und bieten nicht zuletzt durch geschickte Auswahl des Corpse-Paints eine rundum gelungene Unterhaltung.

FĂŒr mich steht anschließend die erste Band des „Muss-ich-mir-anschauen“-Zettels an, NECROS CHRISTOS. Die Berliner bieten getragenen Death Metal der etwas stumpfen Art und paaren diesen mit okkulten Themen. Hierbei wird auf großes Gerede verzichtet und stattdessen die Spielzeit fĂŒr mehrere SchlĂ€ge in die Kauleiste genutzt. Nichts Besonderes vielleicht, aber das was man sich eben wĂŒnscht!

Nachdem ich ARCTURUS bewusst (und in meinen Augen auch vollkommen zurecht) ausfallen lasse, steht nun das Highlight des Tages, in Form von MGLA, an. Die Polen, die bei deutschen Veranstaltern aufgrund ihrer Vergangenheit nicht unbedingt den besten Ruf besitzen, entern gewohnt verhĂŒllt die BĂŒhne und brettern von Anfang an los. Leider spielt der Sound nicht ganz mit und so kann nicht die ganze Gewalt der Songs entfesselt werden. Seis drum, MGLA schaffen es dennoch eine dem Slot absolut angemessene, Performance zu liefern und lassen einfach die QualitĂ€t ihrer Musik sprechen.

Was soll man noch zu OBITURARY sagen? Es wird gerumpelt, gemosht und gegrowlt was das Zeug hĂ€lt und das Publikum feiert die US-Amerikaner trotz des bescheidenen Wetters frenetisch ab. GlĂŒcklicherweise alles beim Alten.

PARADISE LOST haben sich zweifelsohne ihr Standing in der Szene mehr als verdient und sind in Sachen dĂŒsterem und tragendem Sound absolute Weltspitze, doch irgendwie scheinen sie am heutigen Tag etwas deplatziert. Trotz einer absolut sehenswerten Performance hat man die ganze Zeit den Eindruck, das Publikum hĂ€tte sich ĂŒber jede Rumpel-Thrash-Metal-Truppe mehr gefreut als ĂŒber die Briten. Schade, doch hier war an diesem Tag nicht mehr zu holen.

Freitag

Wie in jedem Jahr steht der Freitags-Opener fĂŒr feinste Melodien und Lyrik auf allerhöchstem Niveau. Dieses Jahr dĂŒrfen SPASM diese exklusive Position einnehmen und werden dem absolut gerecht. Seifenblasen, ein aufblasbares Krokodil und Grind der niveaulosesten Sorte (dies ist allerdings keine Wertung sondern einfach eine Tatsache), mehr braucht es nicht um die traditionelle Party zum Auftakt des zweiten Tages zu zĂŒnden.

Das Wetter spielt leider auch heute nicht wirklich mit, so dass es sowohl bei ISVIND als auch bei KATALEPSY unangenehm nass und kalt wird und deshalb wohl nicht so viele Besucher den Weg zur BĂŒhne finden.

SpĂ€testens bei GOATWHORE ist das Wetter aber vollkommen egal, denn was die Amerikaner lostreten ist jedes Mal bemerkenswert. Irgendwo zwischen Thrash und Black Metal werden Songs wie ‚Apocalyptic Havoc‘ und ‚FBS‘ zelebriert und die Menge mosht und feiert dem schlechten Wetter einfach entgegen. Definitiv eines meiner Highlights.

Leider folgt auf das Highlight eine der EnttĂ€uschungen. OBSCURA hatten vor einiger Zeit diverse wirklich hörenswerte Werke fabriziert, doch kam in den vergangenen Jahren leider nichts, was auch nur ansatzweise an diese Höhepunkte heranreichte. ZusĂ€tzlich wurde durch verschiedene Wechsel in der Besetzung auch die LivestĂ€rke eingebĂŒĂŸt und so verkommt der Auftritt zu einem lieblosen Technik-Gefrickel. Wie man das richtig macht erfahren wir wenig spĂ€ter bei DYING FETUS.

BÖLZER haben es heute sichtlich schwer gegen die Ă€ußeren Bedingungen in Form von Nieselregen und Wind anzuspielen, doch bemĂŒhen sich die Schweizer und können zumindest von einigen Zuschauern heftigen Applaus ernten.

Wie kommt man am besten gegen KĂ€lte an? Richtig, mit Feuer! Und davon haben DESTÖYER 666 einiges im GepĂ€ck. Die Wahl-HollĂ€nder haben mit ihrem letzten Album „Wildfire“ ein absolutes Brett abgeliefert und bringen das heute auf die thĂŒringische BĂŒhne. Egal ob ‚Traitor‘, ‚White Line Fever‘ oder der MOTÖRHEAD-Klassiker ‚Iron Fist‘, jeder Song sitzt und wird von Pyros passend in Szene gesetzt. Klasse Auftritt!

Es ist immer wieder schön, wenn man auf dem Party San im Zelt Bands sieht, von denen man weiß, dass diese in wenigen Jahren gute SpielplĂ€tze auf der HauptbĂŒhne ergattern werden. Vor wenigen Jahren waren dies noch DESERTED FEAR, heute sind es DÉCEMBRE NOIR. Bei absolut perfektem Sound wird doomiger Death Metal der feinsten Sorte geboten, der einfach zum Genießen einlĂ€dt. Denkt an meine Worte, diese Band hat eine große Zukunft!

Zeit fĂŒr den tĂ€glichen Exoten im Billing, heute in Form von EQUILIBRIUM. Die Bayern, deren LieblingsaktivitĂ€t das berĂŒhmte Besetzungskarussel zu sein scheint, feiern den Release ihres neusten Albums „Armageddon“ und prĂ€sentieren daher einige neue Songs. Leider kann ich den Humpa-EinflĂŒssen der letzten Veröffentlichungen nicht sonderlich viel abgewinnen, so dass mir nur bei alten Songs wie ‚Blut im Auge‘ mal kurz der Kopf etwas zuckt. Jedoch gibt es genĂŒgend AnhĂ€nger der Musik, so dass sich EQUILIBRIUM heute ĂŒber eine geglĂŒckte Release-Show freuen dĂŒrfen.

Was will man ĂŒber DYING FETUS schreiben? Ich durfte die Bands im Laufe der Jahre mehrfach auf verschiedensten Festivals und Konzerten genießen und habe einfach noch nie einen schlechten Auftritt des Trios erlebt. Egal ob die pfeilschnellen Drums, die unfassbaren BasslĂ€ufe oder die irren Gitarrenparts, die Amerikaner sind technisch einfach eine Klasse fĂŒr sich und knĂŒppeln in 40 Minuten alles nieder. Egal wann, egal wo, DYING FETUS geht immer!

Nachdem ich wĂ€hrend EXODUS meinem Hunger fröne, ist es auch schon wieder Zeit fĂŒr die letzte Band des Abend, CARCASS. Seit ihrer Reunion haben sie mehrfach bewiesen, dass sie noch immer nicht mĂŒde sind und liefern auch heute einen absolut Headliner-wĂŒrdigen Auftritt ab. Songs des Comeback-Albums „Surgical Steel“ werden hierbei genauso in die Setlist eingebaut wie Klassiker der Marke ‚Heartwork‘. Starke Songs und sichtlich Spaß am Spiel, das macht einen Headliner aus!

Samstag

Der letzte Tag bricht an und nanu, was seh ich da? Sonne? Und was wĂŒrde besser zu diesem sommerlichen Feeling passen als FĂ€kal-Humor und RECTAL SMEGMA. Die NiederlĂ€nder packen die gewohnt derbe Keule aus und bringen das Publikum zum Tanzen und Moshen. Dabei sind die Songs deutlich ausgefeilter als gestern bei SPASM und werden daher auch nicht so schnell langweilig. Hinzu kommt natĂŒrlich der Entertainment Faktor, der sich in Form von WasserbĂ€llen, Luftschlangen und allerlei weiterem Kinderspielzeug manifestiert. Spaß ist hier garantiert!

Ein kurzes Mittagessen zu den KlĂ€ngen von IRON REAGAN spĂ€ter ist es Zeit fĂŒr fĂŒr Schwarzmetall. SVARTTJERN entern in Corpsepaint, Nieten und Blut die BĂŒhne und bieten rĂ€udigen Black Metal der unterhaltsamen Art. Hier trifft Trveness auf Selbstironie und beides wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt. Hinzu kommt, dass Songs wie ‚All Hail Satan‘ einfach Spaß machen und so lĂ€sst sich nur sagen: jederzeit gerne wieder!

Zweitbands sind ja immer so ein zweischneidiges Schwert. Einerseits können sich Musiker hier nochmals kreativ austoben, doch sollte man eben auch darauf achten, dass die eigene Hauptband nicht einfach gecovert wird. Bei MEMORIAN ist eben dies leider der Fall. Karl Willets und BOLT THROWER sind natĂŒrlich ĂŒber jeden Zweifel erhaben (auch wenn sie sich vergangene Woche leider aufgelöst haben), doch was das Urgestein mit seiner neuen Band zeigen möchte ist mir schleierhaft. Die eigenen Songs wirken wie eine lieblose Version von BOLT THROWER und selbst die Cover-Songs können durch die fehlende zweite Gitarre nicht so richtig zĂŒnden. FĂŒr mich ohne Zweifel die EnttĂ€uschung des Festivals!

45 Minuten NIEFELHEIM bedeuten 45 Minuten Black Thrash ohne Schnörkel und Experimente. Die Schweden leben einfach das Oldschool-GefĂŒhl und zelebrieren dies immer wieder aufs Neue. Innovation ist hier vollkommen fehl am Platz, jedoch bekommt man was man erwartet.

Die darauf folgenden GRAVE und IMMOLATION lassen sich sehr gut zu einem kurzen Bericht zusammenfassen: Klassicher Death Metal in Form eines schier endlosen Repertoires an Dampfhammern, der nur durch einen drucklosen Sound etwas an Fahrt verliert. Beider Auftritte rufen keine BegeisterungsstĂŒrme hervor, jedoch muss auch niemand enttĂ€uscht sein.

Die finalen drei Bands stehen auf dem Plan, wobei TAAKE dem Anfang machen. Die Norweger gehören ganz klar zur Speerspitze des Black Metals, doch leider kann ich sie nicht bedingungslos feiern. Frontsau Hoest hat in der Vergangenheit einfach zu hĂ€ufig den Bogen ĂŒberspannt und schafft es allzu oft mit sinnlosen Provokationen das musikalische Schaffen zu ĂŒberschatten. Seis drum, Songs wie ‚Orm‘ und ‚Fra Vadested Til Vaandesmed‘ sind einfach eine Klasse fĂŒr sich und werden von den Fans frenetisch bejubelt. Wenn man einfach mal das ganze Theater sein lassen wĂŒrde, könnte sich wohl auch fast jeder auf TAAKE als fĂŒhrende Schwarzmetall-Band einigen.

Wie in jedem Jahr gibt sich auch 2016 eine der großen deutschen Thrash-Bands auf dem Party San die Ehre. In diesem Jahr sind es SODOM, die trotz der bevorstehenden Veröffentlichung ihres neuen Albums keinen einzigen neuen Song spielen. Aber glĂŒcklicherweise haben Onkel Tom und Konsorten ja noch den ein oder anderen Hit in peto und zĂŒnden wie immer ein Oldschool Feuerwerk, das sich sehen lassen kann und mit ‚Ausgebombt‘ das gewohnt souverĂ€ne Ende findet.

Zum Abschluss des Festivals gibt es ein todesmetallisches DĂ©ja-Vu. Seit ihrer Reunion vor 8 Jahren hatten AT THE GATES zahlreiche Festivals und Touren gespielt und in der Zwischenzeit mit „At War With Reality“ im Jahr 2014 lediglich ein neues Album veröffentlicht. Daher ist auch die Setlist der Schweden seit einiger Zeit unverĂ€ndert und wer sie einmal live sehen durfte, braucht das auch kein zweites Mal. Etwas mehr SpontanitĂ€t wĂ€re schon nicht schlecht.

Fazit

Das Party San bewegt sich seit Jahren in Sachen Organisation nahe der Perfektion. FĂŒr Fans des extremen Metals wird ein abwechslungsreiches und hochklassiges Billing geboten und ein angenehmes Umfeld geschaffen. Top Zeltplatz, leckeres Essen, freundliche Security und ein Metalmarkt, auf dem man sein hart verdientes Geld lassen kann. Alles einfach Klasse!

BandmĂ€ĂŸig gibt es bis auf AT THE GATES und MEMORIAN keine wirklichen AusfĂ€lle. Ganz im Gegenteil, MGLA, GOATWHORE, DYING FETUS und DÉCEMBRE NOIR liefern absolute Highlights ab und auch das restliche Billing macht einfach Spaß. Ich werde definitiv auch 2017 am Start sein!

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