INTERVIEW:INFESTING SWARM
Einige Jahre sind ins Land gezogen, seit INFESTING SWARM mit ihrer Demo den Underground beschallten. Mit komplettem Album und Plattenlabel im Rücken melden sich die Jungs nun zurück. „Desolation Road“ markiert die aktuelle Bandidentität und setzt eine eigenständige Duftmarke im Extremsektor.
Es hat sich einiges getan, was man dem Stil der Platte auch rasch anhört. Die Demo fiel ursprünglich Death Metal lastiger aus. „Ich kann inzwischen eigentlich nicht mehr so viel damit anfangen“ erklärt Tobi seine Einstellung zu dem Stil von damals. „Zu Beginn haben wir das Zeug gespielt, das wir selber gerne hören und haben halt unseren damaligen Vorbildern nachgeeifert. So ist unsere erste Demo entstanden.“ Bereits diese stellte Rezensenten vor einer schwierigen Aufgabe ud brachte Genreschubladen rasch an ihre Grenzen. „Wir wurden auch schon mal mit Marduk vergleichen“ räumt Phil ein. „Warum? Keine Ahnung, vielleicht wegen der Blasbeats (lacht).“
Die Entstehung des Albums geht mit einer Aufbruchstimmung einher. Drummer Janis verließ die Band, was bei Fans für große Fragezeichen für die Weiterentwicklung sorgte. Gerade das vertrackte und progressive Schlagzeugspiel hat die Demo aus dem Äther der Underground Ursuppe hervorgehoben. „Es war eine sehr unkomplizierte Sache“ gibt Tobi Entwarnung. „Janis hatte aufgrund seines Studiums in Holland viel zu tun. Hinzu kam, dass er sich stilistisch mehr für Death Metal ausrichtete. Wir sind da sehr offen damit umgegangen; wir haben uns zusammengesetzt und alles durchgesprochen. Janis hat unserem neuen Schlagzeuger Jonathan unsere Stücke gezeigt, so dass dieser sich einarbeiten konnte.“ Der Stab wurde erfolgreich weitergegeben, denn das Schlagzeugspiel ist nach wie vor ein sehr charakteristisches Aushängeschild der Band.
Neben dem charakteristischem Drumming dürfte die Fanbasis wohlwollend registrieren, dass sich etwas an der Bandidentität getan hat. Werkelte man sich vorher teils verschachtelt aggressiv durch die Songs, so liegt hier der Schwerpunkt auf Depression, ohne an Aggressivität einzubüßen. „Es gibt einiges auf dem Album zu entdecken. Einige Songs sind schneller zugänglich wie `Ending`oder `Abandoned Life`, wieder andere sind komplexer ausgefallen. „Wir wollten dieses Mal mehr Post Black Elemente reinbringen. Der Prozess der Album Entstehung war so eine Art Selbstfindung was den Stil angeht. Die Atmosphäre ist tief im Black Metal verwurzelt, erstreckt sich jedoch weit über genretypische Genreschubladen hinaus.“ Muss man sich einige Songs durch mehrmalige Durchläufe hart erarbeiten, so entfalten andere dadurch ihre Intensität, wie beispielsweise der Titeltrack. „Witzig, dass du gerade diesen Song herausgepickt hast. Es ist nämlich unser ältester, der zu Beginn des Schreibprozesses für Desolation Road schon fertig war.“ Gleitet das neunminütige Monster zunächst wie eine Spritzennadel in den Gehörgang rein, so wird nach einem Befreiungsschrei eine aggressive Walze in Betrieb genommen, die sich an zerfallene Gebäude einer sterbenden Zivilisation vorbei wälzt.
Auch textlich wurde sich etwas weiter aus dem Fenster gelehnt und mit „Der Lauf der Zeit“ auch die deutsche Sprache beackert. „Unser neuer Sänger Tim hat eine Faible dafür auf deutsch zu singen. Wir haben es einfach mal ausprobiert und es hat unserer Meinung nach gut geklappt. Der Text hat eine sehr persönliche Note und sollte eine bestimmte Atmosphäre einfangen. Thematisch geht es darum, dass wir manchmal im Leben einfach nur Zuschauer sind und den Dingen ihren Lauf lassen müssen.“ Ein Thema, das sich nur all zu gut in den Gesamteindruck von „Desolation Road“ einfügt. „Wir werden sehen, ob wir in Zukunft vielleicht nochmal etwas auf deutsch bringen werden. Die Chancen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht.“
Das Auge isst bekanntlich mit und das Cover fangt dabei die Stimmung gut ein. Auf die Frage, wer auf dem Cover zu sehen ist, brechen beide Gesprächspartner in Gelächter aus. „Das ist unsere Fotografin! Wir waren mal mit ihr unterweges und haben diesen Tunnel entdeckt. Ich hatte da diese Idee, also habe ich kurzerhand unsere Fotografin gebeten sich dort hinzustellen und das war`s. Uns hat die Stimmung die das Bild erzeugt gefallen und es passt perfekt zum Album.“
Neben Line Up Wechsel und Entstehung der Bandidentität gab es auch Veränderungen im Songrwiting Prozess. „Drei von uns wohnen hier in Paderborn und wir haben nur 20 Minuten bis zu unserem Proberaum.“ Organisatorisch easy, und wie entstehen die Songs? „Ich kann nicht nur ein Riff aufnehmen und bin dann damit fertig“ gibt Tobi zu Protokoll. „Wenn ich ein Riff habe, schnappe ich mir den Bass, danach kommt die zweite Gitarre und so weiter. Ich neme dann den ersten groben Entwurf des Songs auf und maile ihn den anderen. Auf die Art kann sich jeder seine Gedanken dazu machen und wir arbeiten im Proberaum weiter daran.“ Demokratie bei INFESTING SWARM? Eine Veränderung, die Tobi schwer fallen dürfte, hatte er ursprünglich den Großteil im Alleingang vorbereitet. „Mittlerweile ist ein demokraterischeres Bandgefüge entstanden. Ich bin das einzig verblieben Gründungsmitglied und Phil ist am zweitlängsten dabei. Vor kurzem stieß auch noch Dominik von Frigoris zu uns. Man muss sich halt weiter entwickeln. Auf der anderen Seite ist Kunst kompromisslos. Wenn du deine Idee durch weitere Leute filtern musst, kann es dir passieren, dass das Ergebnis zu weit weg vom Ursprung ist und von deiner urtümlichen Idee nichts mehr übrig bleibt. Bei einigen Ideen und Passagen hat sich nichts an meiner Einstellung geändert und ich drücke sie durch. Insgesamt bringen sich aber alle in die Songs ein.“
Am 30.03.2015 verfinstert „Desolation Road“ den heimischen CD Player- „Ist schon Wahnsinn; zum release hat das Album bereits ein Jahr auf dem Buckel. Im Januar 2014 ist es fertig geworden. Aber so ist es nun mal im Business; Label finden, Promo machen und ruckzuck ist ein Jahr um.“ Mittlerweile hat man bei Art of Propaganda ein zuhause gefunden. „Das war eine sehr coole Sache. Wir sind mit einem fertigen Album nach Essen ins Studio marschiert und haben es in Eigenregie aufgenommen. Erst danach haben wir es an einige ausgewählte Labales geschickt und die Reaktionen abgewartet. Wir wollten nicht mit einem halbfertigen Ergebnis dastehen, sondern mit einem komplett fertigen Produkt. Sven von Art of Propaganda ist auf uns aufmerksam geworden und hat uns gesagt, das er unsere Sachen sehr cool findet. Er hat uns noch etwas zappeln lassen und gesagt dass er sich nochmal bei uns melden würde, wenn er unsere Sachen nach einigen Wochen immer noch cool findet. Es hat aber dann geklappt. Wir fühlen uns dort sehr Zuhause“ Eine große Tour ist als Promotion erstmal nicht geplant. „ Es ist schwer als unbekannte Band Fuß zu fassen. Die kleineren Clubs ziehen heutzutage leider kaum Leute an und die größeren verlangen horrende Mietpreise“ Auch für Nebenbeschäftigungen ist wenig Zeit. So wurde das hypnotische Seitenprojekt ALL PAINTED COLD erstmal in den Standby Modus versetzt. „INFESTING SWARM hat zur Zeit höhere Priorität, alleine schon wegen des Albums.“
Radu
[...] komplette Album hier gestreamt! Weitere Infos rund um das Album könnt ihr in unserem Test und dem Interview nachlesen. [...]
Posted on März 30th, 2015 at 21:08
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