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CHRISTIAN KRUMM INTERVIEW

Posted by Radu On Juli - 9 - 2016

Mit seinem neuen Roman „Traumschrott“ macht sich (Metal-) Autor Christian Krumm daran, das Unterbewusstsein zu erforschen. Das Buch vereint Kurzgeschichten und setzt sie im Kontext zu einer großen Rahmenhandlung. Was dem Leser so erfrischende Bilder durch den Kopf jagt, hat bereits einige Jahre auf dem Buckel. „Die ursprüngliche Idee war, 10 Storys in 10 Wochen zu schreiben. Es sollte dann als Open AirTheaterstück in Krefeld aufgeführt werden, wozu es jedoch nie gekommen ist. Nach der Veröffentlichung der MORGOTH Biographie kam der Verlag (Roter Drache) auf mich zu und fragte, welches Projekt ich noch am Start hätte. So entstand dann das neue Buch.“

TraumschrottDas Cover hat ebenfalls einen Bezug zu den Geschichten beinhaltet es unterschiedliche Eindrücke in einer zerbrochenen Flasche vereint. Unsortiert, wie das Unterbewusstsein halt. Björn Gooßes hat hier sehr gute Arbeit geleistet, um sowohl das Innenleben des Buche widerzuspiegeln, als auch neugierig zu machen. Bereits nach den ersten Seiten wird schnell klar, dass es kein herkömmlicher Roman mit einer Handlung ist, denn hier wird der Leser gleich zu Beginn integriert. „Es wird zu Beginn heftig diskutiert, wobei der Leser quasi als Mitjuror präsent ist. Es ist bewusst satirisch gehalten, damit man schnell die unterschiedlichen Stereotypen der anderen Juroren erkennt, die später auch eine tragende Rolle spielen werden.“ Auch wenn sich der Beginn „nur“ als Intro herausstellt, wird gegen Ende des Buches klar, in welchem Rahmen sich der Leser hier bewegt. Nach dieser Einleitung folgen die Kurzgeschichten, die an sich keinen inhaltlichen Zusammenhang haben, außer der Magie des Traumes, dem sie alle schließlich innewohnen.

Auf die Frage nach seinem Lieblingsstück, spricht mir Christian schnell aus der Seele. „An der Ecke! Jede Geschichte hat ihren eigenen Charme, aber gerade die unterschiedlichen Perspektiven zwischen den Welten ist das, was diese Geschichte zu etwas besonderem macht. Wir erleben im Alltag viele unterschiedliche und seltsame Begegnungen, bei denen die eigene Wahrnehmung über Realität und Fiktion unterscheidet. Hier habe ich eine besonders gute Vorlage bekommen, um diese Geschichte zu schreiben.“ Neben einschlägigen Sequenzen sind es aber auch die bewusst humoristischen Seiten, die „Traumschrott“ eine besondere Würze verleihen. „Ja, „Sonntagskuchen“ ist so eine Story, die sich bewusst mit der Oberflächlichkeit auseinandersetzt. Viele von uns kennen das Gefühl, im hektischen Alltag gefangen zu sein. Es sind aber auch die kleinen Dinge, die manchmal mehr Bedeutung haben und an Gewicht gewinnen. Hier wird es mit einem Augenzwinkern erzählt, obwohl die Wahrheit auch etwas bitter schmecken kann.“ Aber nicht nur inhaltlich erfreut sich „Traumschrott“ großer Vielfalt, sondern auch optisch gibt es hier einiges zu entdecken. So wurde „Der Eremit“ beispielsweise auf dunklerem Papier gedruckt, das einen leichten Pergamentcharakter aufweist, während „Dämonen“ nicht nur inhaltlich finster, sondern auch optisch den Charme einer alten Ritualschriftrolle aufweist. Christian spielt mit den unterschiedlichen Handlungssträngen und buhlt dabei um die Gunst der stereotypischen Kritiker, ohne sich von ihnen beeinflussen zu lassen.

-Achtung SPOILER-Alarm-
Christian Krumm LesungGegen Ende gelangt man zurück in den Jurorenraum, bei dem man erneut auf die unterschiedlichen Charaktere trifft. „Die Figuren habe ich bewusst stilisiert, denn es kommen so unterschiedliche Meinungen zusammen, dass der Leser sich entweder einer anschließen kann, oder sich seine eigene Meinung bildet. Hier habe ich mich für letzteres entschieden und entsprechend die Figuren als das aufgedeckt, was sie eigentlich sind: Werkzeuge in meinem Buch, die ich auch mühelos verschwinden lassen kann. Dem Leser selbst kann ich jedoch nicht gefährlich sein, weil er keine Erfindung von mir ist. Stattdessen lade ich ihn dazu ein, mir in der „realen“ Welt von seinen Träumen zu erzählen, wobei real natürlich ein weit dehnbarer Begriff ist.“
-SPOILER Ende-

Bei der Buchpremiere wurde Gas gegeben. „Es war ein spektakulärer Abend mit tollen Leuten, den ich verbringen durfte“ schwärmt der Autor. „Sophie hat eine tolle Vorstellung abgeliefert und auch Luci van Org (alias „Lucilectric“) war mit am Start. Andy Brings könnte der eine oder andere von SODOM noch kennen. Er hat mit mir einige Passagen aus dem Buch vorgelesen. Der Typ hat einfach Charisma und hat der Geschichte richtig Leben eingehaucht.“ Leidenschaft statt stumpfes Vorlesen sind hier trumpf. Was passiert jedoch nach „Traumschrott“ und welche Pläne gibt es bereits? „Nun, ich will nicht all zu viel verraten, aber das nächste Projekt wird ein Roman werden. Es wird dabei auch um unerklärliche und unheimliche Phänomene gehen. Die grobe Struktur steht bereits.“ Für andere Autoren hat Christian einen guten Tipp, wie man mit Schreibblockaden und angefangenen texten umgehen kann. „Natürlich habe ich noch Seitenweise angefangene Skripte. Ich sehe sie als eine Art Werkstatt, in der man sich nach Herzenslust bedienen kann. Wenn man mal eine bestimmte Passage oder ein bestimmtes Gefühl braucht, kann man sich dort nochmal umsehen und findet vielleicht den einen oder anderen Ansatz für sein aktuelles Projekt.“ Was die Zukunft also noch bringt, dürfte spannend werden. Fakt ist, dass „Traumschrott“ sich nahtlos in das Portfolio von Christian Krumm einreiht und eine Message dabei klar vermittelt: Lesen ist Metal und verbindet gleichermaßen!

Christian Krumm3

Radu

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