There is something about me..

LIVE REVIEW: RIP 2016

Posted by Samir On Juni - 21 - 2016

rip

Ein neues Jahr, eine neue Ausgabe Rock im Park! Im einundzwanzigsten Jahr wird erneut ein beachtliches Line-Up aufgefahren und knapp 75000 folgen dem Ruf. Im Vorfeld gab es seitens der Organisation mehrfach die Vorwarnung, dass es wĂ€hrend des Wochenendes zu Gewittern und heftigen Unwettern kommen kann und sich die Besucher darauf einstellen sollten. GlĂŒcklicherweise blieben jedoch grĂ¶ĂŸere StĂŒrme aus und man konnte im Gegensatz zum Partnerfestival Rock am Ring die vollen drei Tage Festival durchziehen.

FREITAG

Nach der gewohnt schnellen Abwicklung vor Ort (erneut vielen Dank an die Pressebetreuer) geht es sofort ab aufs GelĂ€nde, das trotz leichten Regens bereits am frĂŒhen Nachmittag prall gefĂŒllt ist. Seis drum, auf zur ersten Band.

Die ist in meinem Fall WIRTZ auf der Zeppelin Stage, der im vergangenen Jahr  durch seine Teilnahme an der Fernsehshow „Sing meinen Song“ nochmals einen enormen Hype erfuhr und sich auch im Park ĂŒber zahlreiche Besucher freuen darf. Musikalisch kann man dem SĂ€nger und seiner Band keinen Vorwurf machen, doch der Funke nicht so recht ĂŒberspringen, was an der melancholischen Grundstimmung der Songs liegen könnte. Solider Auftritt, jedoch leider auch nicht mehr.

Wesentlich besser machen es da schon BRING ME THE HORIZON. Mit dem aktuellen Album konnte man in Deutschland Platz 6 der Charts ergattern und prĂ€sentiert den Fans heute deshalb auch zum grĂ¶ĂŸten Teil Songs von „ThatÂŽs the spirit“.  Die Fans nehmen es dankend an und singen Songs wie ‚Doomed‘ und ‚Throne‘ lauthals mit. Nach etwas ĂŒber einer Stunde verabschieden sich Oliver Skyes und Konsorten wieder und hinterlassen ein optimal eingestimmtes Publikum.

Ideale Bedingungen also fĂŒr KORN, die mit ‚Right Now‘ gleich den ersten Klassiker rausfeuern und ohnehin aus einem scheinbar endlosen Hitkatalog auswĂ€hlen können. Daher verwundert es auch nicht, dass der Auftritt der Amis mal wieder einen erneuten Siegeszug darstellt, der mit ‚Got The Life‘ und ‚Freak On A Leash‘ mehr als wĂŒrdig abgeschlossen wird.

Mitte der Show von KORN beginnt auf der Park Stage das Kontrastprogramm in Form von ALLIGATOAH. Der Shootingstar der Rapszene zeigt den Parkrockern, was man unter Schauspielrap zu verstehen hat und nimmt sie in seinem Heißluftballon, der als Kulisse dient, mit auf eine Reise um die Welt. Butler Battleboi Bast ist erneut mit von der Party und dient seinem Herrn zusĂ€tzlich als Backup Rapper. Stellenweise ist der Auftritt leider etwas zĂ€h und es mag nicht so richtig Stimmung aufkommen, obwohl Songs wie ‚Musik ist keine Lösung‘ mit das Beste und Intelligenteste sind, was Deutschrap in den letzten Jahren widerfahren ist. Schade, ALLIGATOAH hat man schon besser gesehen.

Anschließend wird es Zeit fĂŒr den ersten Headliner des Festivals. BLACK SABBATH machen auf ihrer Abschiedstournee Halt in NĂŒrnberg um mit alten und jungen AnhĂ€ngern ein letztes Mal ĂŒber vierzig Jahre Musikgeschichte zu zelebrieren. Frontikone Ozzy Osbourne zeigt sich glĂŒcklicherweise in guter Verfassung und scherzt was das Zeug hĂ€lt. Songtechnisch können die EnglĂ€nder ohnehin nichts falsch machen und prĂ€sentieren einen Querschnitt ihres Schaffens. Zwei kleine Wermutstropfen bleiben jedoch: erstens mĂŒssen wir uns hier von den BegrĂŒndern des Heavy Metal verabschieden und zweitens ist das eigene Rufen nach einer Zugabe dieser Band nicht wĂŒrdig! Ansonsten gilt es nur zu sagen: SABBATH BLOODY SABBATH!

SAMSTAG

Der zweite Tag beginnt frĂŒh, jedoch glĂŒcklicherweise bei gutem Wetter. WE CAME AS ROMANS laden zur Zeppelin Stage ein. Leider folgen nicht viele dem Ruf , sodass die Meute vor der BĂŒhne ĂŒberschaubar bleibt. Die Amerikaner lassen sich sich hiervon jedoch nicht beirren und liefern eine beachtliche, wenn auch zu kurze, Show ab. NĂ€chstes Mal könnte man die Jungs gerne auf eine der anderen BĂŒhnen zu einer besseren Uhrzeit positionieren. Verdient hĂ€tten sie es!

Nach einer mittĂ€glichen StĂ€rkung ist es wieder mal Zeit fĂŒr Rap. DCVDNS spielt seit Jahren mit den Klischees der Szene und den Erwartungen seiner Fans, ohne dabei an Reiz zu verlieren. Durch seinen technisch anspruchsvollen West-Coast-Rap und einer Helge-Schneider-AttitĂŒde konnte der SaarlĂ€nder bereits mehrfach in den Charts platzieren und prĂ€sentiert bei Rock im Park laut eigener Aussage „das letzte Mal“ seine alten Songs, bevor im Laufe des Jahres ein neues Werk in den Startlöchern stehen soll. Als Blickfang fĂŒr den Auftritt wurde eine dreiköpfige Band verpflichtet, die die komplette Spielzeit nur im Hintergrund steht und erst zum Ende ihre (vom Band laufenden) Soli zum Besten geben darf. Wie gesagt, Helge Schneider lĂ€sst grĂŒĂŸen.  Solche Einlagen und die absolut einwandfreie PrĂ€sentation der Songs, die einen gekonnten Querschnitt der bisherigen Alben darstellen, lassen den Auftritt zu einem der besten Rap-Acts werden, die ich jemals im Park erleben durfte. Klasse Leistung!

Das genaue Gegenteil dieser Leitung liefern TENACIOUS D ab. Das Blödel-Duo mag fĂŒr 20 Minuten ganz lustig sein und Songs wie ‚Tribute‘ oder ‚Kickapoo‘ haben auch tatsĂ€chlich einen hohen Unterhaltungswert, aber einen so großartigen Slot auf der HauptbĂŒhne kann das in keinem Fall rechtfertigen. Jack Black und Kyle Gass verlieren sich bereits nach kurzer Zeit in ihren pseudolustigen Einlagen und können das Publikum auch nicht mit ihren neueren Songs begeistern. Einzig der Sologitarrist fĂ€llt hierbei positiv auf, da er neben seiner 80er Jahre Optik auch jedes Solo mit Leichtigkeit herunterschreddert. Leider bleibt dies einer der wenigen Lichtblicke in einer insgesamt enttĂ€uschenden Show.

Da bleibt einem nichts anderes ĂŒbrig als die Alternarena aufzusuchen, in der, die mir bis dato unbekannten, ISSUES die BĂŒhne entern und ihren poppigen Metalcore prĂ€sentieren. Durch einen klaren Sound und den Einsatz von Elementen des Nu-Metal und Core kommt sofort Stimmung in der Halle auf, die die Amerikaner bis zum Ende der Show halten können. Respekt!

Nach einer gewohnt starken Show von AUGUST BURNS RED ist es Zeit fĂŒr den Hauptact der Alternarena. ARCHITECTS stellen sich der schweren Aufgabe parallel zu VOLBEAT aufzutreten, doch können sich die Briten ĂŒber eine volle Halle freuen. Ideale Bedingungen also um das neue Album „All Our Goods Have Abandoned Us“ vorzustellen, das einen Tag zuvor Platz 8 der deutschen Albumcharts erreicht hat. Sam Carter und seine Jungs bedanken sich gleich mehrfach fĂŒr diesen Erfolg und hauen ein Highlight nach dem anderen raus. Egal ob ‚Nihilist‘ oder ‚Broken Cross‘, jeder Song sitzt und geht nach vorne. So hat eine Metalcore Show auszusehen!

Mein Abschluss des Tages stellt MAJOR LAZER dar, die die Park Stage mit ihren zahlreichen Remixen und einer beachtlichen Show inklusive Feuer, Nebelkanonen und TĂ€nzerinnen zum Tanzen bringen. Auch so kann ein Tag bei Rock im Park enden.

SONNTAG

Der letzte Festivaltag bricht an und verspricht so einige Schmankerl. Den Anfang machen fĂŒr mich TRIVIUM, die sich mal wieder von ihrer besten Seite zeigen. Matt Heafy ist und bleibt ein grandioser Frontmann, der voller Freude die eigenen StĂŒcke prĂ€sentiert und das Publikum in seinen Bann zieht. Das Songmaterial der Amerikaner ist ohnehin ĂŒber jeden Zweifel erhaben und so wird ein Potpourri der bisherigen Werke kredenzt, das von ‚Pull Harder On The Strings Of Your Martyr‘ bis ‚Until The World Goes Cold` reicht und jeden Fan zufrieden stellen sollte.

Nach einem kurzen Abstecher in die Halle zum Boss vom Hinterhof KARATE ANDI (der eine wirklich unterhaltsame und bierreiche Vorstellung liefert), geht es mit der nĂ€chsten Metalcore-GrĂ¶ĂŸe in Form von KILLSWITCH ENGAGE weiter, die kurz vorher ihr neues Album „Incarnate“ veröffentlicht haben. Seit GrĂŒndungsmitglied Jesse Leach wieder den Gesangsposten ĂŒbernommen hat, können sich die Fans der US-Amerikaner ĂŒber eine stetige Steigerung freuen, die auch heute erneut bestĂ€tigt wird.

Das bisherige Line-Up des Tages konnte sich durchaus sehen lassen, doch ist es pĂŒnktlich zur Primetime Zeit fĂŒr eine erneute Steigerung. HEAVEN SHALL BURN entern die BĂŒhne und machen das, was sie am besten können: zerstören! Vom ersten bis zum letzten Song reißen die ThĂŒringer das ausgelaugte Publikum mit sich, sodass dieses auch keinen Halt vor den zahlreichen SchlammpfĂŒtzen macht, sondern fröhlich in diesen mosht was das Zeug hĂ€lt. Auch die AnkĂŒndigung auf ein neues Album mitsamt Tour im Herbst lĂ€sst die Herzen der Fans höher schlagen und macht definitiv Lust auf mehr!

Es wird Zeit fĂŒr eine Hauch Nostalgie. BULLET FOR MY VALENTINE hatten mit ihrem DebĂŒtalbum 2005 den Nerv der damaligen Emo-Core Bewegung getroffen und so manchem Pubertierenden einen Soundtrack zum Rebellieren geliefert. Elf Jahre sind vergangen und so mancher Fan von damals wird die Band seitdem auch nicht weiter verfolgt haben, obwohl neben einigen mittelmĂ€ĂŸigen Veröffentlichungen auch, wie beispielsweise mit dem aktuellen Werk „Venom“, durchaus hörenswerter Output abgeliefert wurde. Diese neuen Songs harmonieren dabei durchaus mit den Ă€lteren Werken und verhelfen dem Quartett zu einem gelungenen Auftritt, bei dem einem nicht geringen Teil des Publikum bewusst geworden sein sollte, dass nach wie vor mit dieser Band zu rechnen ist. Klasse Abschluss eines gewohnt grandiosen Festivals.

Befragt man Besucher oder liest Kommentare auf Facebook fĂ€llt auf, dass die oftmals lange Wartezeit am Einlass sowie die stellenweise eigenwillige Platzierung von Bands kritisiert werden. NatĂŒrlich kann man hier die organisatorischen VerlĂ€ufe im Hintergrund nicht ĂŒberblicken und man sollte als Besucher auch nicht die Nadel im Heuhaufen suchen. Denn ansonsten bestach Rock im Park ein weiteres Mal durch ein absolut sehenswertes Line-Up, das fĂŒr Fans jeder Musikrichtung etwas parat hatte. Nur wenige Bands enttĂ€uschten und auch ĂŒber den Sound konnte man nur selten etwas Schlechtes sagen. Das reichhaltige Essensangebot sowie die ganze Organisation rundherum ist ohnehin seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau.

Pro: GlĂŒcklicherweise ertrĂ€gliches Wetter, Bring Me The Horizon, We Came As Romans, DCVDNS, Architects, Trivium, Heaven Shall Burn, EssensstĂ€nde, Mitarbeiter,
.

Contra: Teilweise eigenwillige Spielslots, Tenacious D, kein Veggie Döner Stand mehr, wieder ein Jahr warten

Fazit:

Rock im Park ist einfach immer ein Highlight. Kein anderes Festival schafft den Spagat zwischen den Genres auf eine solche Weise. Bis 2017!

Add your comment

You must be logged in to post a comment.