RHF 2016 REVIEW
ROCK HARD FESTIVAL 2016 Es wird gerockt und das sehr hart. Willkommen zurĂŒck in Gelsenkirchen, wo das Amphitheater drei Tage lang in seinen Grundfesten erzittert, der Campingplatz allerlei Kurioses bietet und die Merch- und ImbissstĂ€nde geplĂŒndert werden. Auf gehtâs mit den Impressionen vom ROCK HARD FESTIVAL 2016.
Wenn man so ĂŒber den Platz schlendert, fallen gleich einige Neuerungen auf. Neben den altbekannten Shirt- und Imbissbuden tummeln sich dieses Jahr auch gleich zwei GitarrenhĂ€ndler herum und bieten eine stramme Auswahl an. Fender haben eine groĂe Bandbreite an Klampfen und man kann sie auch vor Ort (ĂŒber VerstĂ€rker oder Kopfhörer) testen. Eine kleine BĂŒhne dient dabei den Demozwecken, wo beispielsweise Iron Maiden gecovert wird. Ganz nett gemacht und fĂŒr Fender Gitarristen durchaus interessant. Der zweite HĂ€ndler, Rockland, hat sich spontan 14 Tage vor dem Festival dazu entschieden, seine Ăxte mit auf Tour zu nehmen und einige Festivals abzuklappern. Nach leichten Startschwierigkeiten mit dem Strom lĂ€uftÂŽs aber auch bei ihm rund; die amtliche Auswahl trifft auf Spielkomfort, denn neben einigen VerstĂ€rkern und Hockern steht auch ein Sessel zur VerfĂŒgung. An allen drei Tagen war hier Gitarrist Robert Resinek zugegeben, der dort Teile seiner kommenden Solo-CD vorstellte. Im Netz kann man den Gitarren Shop unter www.rockland-music.de anchecken.
Ein weiteres Novum befasst sich mit der ĂŒblichen Festivalproblematik: kiloweise Wertsachen am Körper und bei 3 Tagen Festival schnell keinen Saft mehr auf dem Handy. Erstmal hat man eine transportable Box mit SchlieĂfĂ€chern aufs GelĂ€nde gepackt, die man mieten kann. Der Clou: neben zwei unterschiedlichen GröĂen (klein fĂŒr Mini GerĂŒmpel, groĂ fĂŒr gekaufte Schallplatten und mehr), ist jede Box mit einer Steckdose ausgestattet, um das Handy aufzuladen. Die Jungs sind 24 Stunden vor Ort und die SchlieĂfĂ€cher werden rund um die Uhr bewacht. Die SchlieĂfachbox ist erstmals auf Festivals unterwegs und wird noch weiterer Stationen ansteuern. Gerade fĂŒr den, der keine Lust hat zum weit geparkten Auto zu laufen und seine gekauften Sachen nicht im Zelt lassen möchte, ist die Idee eine sehr gute Alternative. Unter www.safeboxen.de kann man sich schon mal ein Bild davon machen.
Verursacht Headbangen eigentlich orthopĂ€dische LangzeitschĂ€den? Die Frage wurde schon mehrfach diskutiert und so machen sich die beiden Studentinnen Maike und Anne daran, die Frage direkt von den Metalfans klĂ€ren zu lassen. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit messen sie auf dem Festival das Schmerzempfinden und den Gleichgewichtssinn. ZusĂ€tzlich gibt es noch einen Fragebogen zum eigenen Headbangverhalten und als Dankeschön bekommt man eine TĂŒte SĂŒĂigkeiten und einen Sampler. Eine ungewöhnliche, aber definitiv coole Herangehensweise der beiden Damen, die das Projekt noch bis Mitte Juni durchfĂŒhren werden. Weitere Infos unter studie-headbangen@gmx.de.
Ein Festival zu eröffnen ist keine leichte Aufgabe. Entweder man bringt die Masse schnell auf Betriebstemperatur und man spielt sich vor einer kleinen Menge den Arsch ab, ohne dass dabei was rumkommt. SULPHUR AEON mĂŒssen sich darĂŒber keine Gedanken machen, denn sie liefern live genau das ab, was auf Platte zelebriert wird. Die Tatsache, dass die Jungs sich ihre Konzerte aussuchen und keine ausufernden Touren machen, spiegelt sich schnell in der Spielfreude wieder. OK, das Tageslicht mag etwas unangemessen wirken, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. PrĂ€zise prĂŒgelt sich das Schlagzeug durch die Songs, wĂ€hrend beschwörende Gitarrenlinien immer mehr Zuschauer herbeilocken, um sich vom Gesang nach allen Regeln der schwarzen Kunst in Dunkelheit fĂŒhren zu lassen. Entsprechend schnell fĂŒllt sich das Amphitheater und so kann der Opener getrost abfeiern gehen.
FĂŒr die gehörige Packung NWOBHM sorgen SATAN, die mit `Trial By Fire` sofort eine Granate in die Meute werfen. Man spielt hier auf Sicherheit und das zahlt sich aus, denn alles lĂ€uft rund. GroĂartige Nebenwirkungen sind hier nicht vertreten, die Band gibt alles; die Meute freut sich, die Songs zĂŒnden und das Festival ist bereits auf Betriebstemperatur gemosht.
Two beers, or not two beers? Das ist hier die Frage. Bei TANKARD dĂŒrfte die Antwort einhelligbekannt sein, denn wie bereits einige Jahre zuvor wird gefeiert und gebangt, bis die Bierschwarte kracht. Was soll man noch groĂartig ĂŒber einen Auftritt der Jungs Worte verlieren, denn in Gelsenkirchen weiĂ bereits jeder, wie es lĂ€uft. Gerre schreit sich gewohnt die Stimme aus dem Leib, wĂ€hrend die Fans mittlerweile das komplette GelĂ€nde besetzen und das Bier in Strömen flieĂt. Die gute Laune ist hier eh garantiert, also geht es weiter mit…
DESTRUCTION laden zum Thrash TĂ€nzchen ein und haben einige alte Klamotten an Bord. Nicht nur den Song `Mad Butcher`, sondern gleich den irren Metzger in Person haben sie im GepĂ€ck, der unter anderem ein MĂ€del ĂŒber die BĂŒhne zerrt und mit FleischstĂŒckchen um sich wirft. (Das kann ich bezeugen, denn am Sonntag lag noch ein StĂŒck davon im Fotograben.) `Eternal Ban` wird der Familie sĂ€mtlicher Metaller gewidmet, ohne Unterteilung in unterschiedliche Genres. Als besonderes Schmankerl wurden Tommi und Oli von den Anfangstagen rekrutiert und exklusiv fĂŒrs Rock Hard verpflichtet. Das vollgestopfte Amphitheater feiert ausgelassen den Auftritt und den Release vom neuen Album, aus dem `Second To None` abgefeuert wird. (Radu, du hast noch was vergessen: Bei `Total Desaster`stand noch Andy Brings (Ex-SODOM, jetzt DOUBLE CRUSH SYNDROM als zweiter Gitarrist mit auf der BĂŒhne!! Anmerkung Uli) SpĂ€testens beim Cover von `Black Metal` gibt es kein Halten mehr, denn Gerre und Tom springen auf die BĂŒhne und performen kurzerhand mit. Thrash in Hochform.
SODOM und Rock Hard Festival ist wie das Lieblingsbier in seiner Stammkneipe, nur halt mit 7000 coolen Leuten und einer Hammerstimmung. `In War and Pieces` eröffnete das Heimspiel im Pott und es wird gnadenlos abgeliefert, was man erwartet. `M-16` , `The Saw Is The Law` und Agent Orange` lassen das Amphitheater in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden erzittern, wĂ€hrend der Adrenalinpegel sich mit dem Alkoholpegel ein spannendes Wettrennen liefert. MĂŒdigkeit ist hier aber fehl am Platz, denn wer kann sich schon der rhythmischen Bestie `Remember The Fallen` widersetzen oder zum Gassenhauer `Ausgebombt` nicht ausrasten? Tom Angelripper hat heute sehr gute Laune, den die Stimmung des Festivals hat ihn auch komplett gepackt; als Geschenk gibtâs sogar noch einige WODOS Shirts fĂŒr die Menge, ehe es mit `Proselytism Real` 30 Jahre zurĂŒck in die Vergangenheit geht. SpaĂ, Geballer und einige Hektoliter Bier beenden den ersten Abend eines gelungenen Festivals.
Radu
Samstag
Tag zwei begann mit den Thrashern ACCU§ER aus Siegen, die sich viele Fans fĂŒr das Festival wĂŒnschten. Viel bekam ich leider von der Band nicht mit, denn mit einiger VerspĂ€tung traf ich auf dem GelĂ€nde ein. Das Rund war schon gut gefĂŒllt, es herrschte gute Stimmung und die Matten wurden schon fleiĂig geschĂŒttelt. Aber ich konnte dank meines Teles noch ein paar Fotos von der Band einfangen.
Als nĂ€chste Band standen nun die schwedischen Doomer von SORCERER am Start, die ihr Set mit `The Dark Tower Of TheSorcerer`, vom vergangenen Jahr erschienenen âDebutâ-Album âIn The Shadow Of The Inverted Crossâ begannen. SĂ€nger Anders Engberg ĂŒberzeugte voll mit seiner Stimme, die fĂŒr GĂ€nsehaut sorgte. Die Band war voller Spiellaune und konnte vollends ĂŒberzeugen. Lautmalerische Passagen wechselten sich mit brachialen Riffs ab, wĂ€hrend die Gitarrensoli nicht zu kurz kamen. Das Publikum rockte gut mit und feierte die Band lautstark. Daumen hoch!!
Weiter ging es mit TRIBULATION, einer mir völlig unbekannten Band aus Schweden. Ihre krude Mischung aus Black Metal/RockÂŽn Roll, kombiniert mit melodiösen Zwischenparts, war zwar nicht soo tageslichttauglich, aber was die Vier hier ablieferten war schon ziemlich groĂes Kino. Vor allem die beiden Gitarristen Adam Zaars und Jonathan Hulten waren der Blickfang in der Band, beide posten was das Zeug hielt und waren ein Festschmaus fĂŒr die Fotografen im Graben. FĂŒr mich, wie auch fĂŒr die Mehrheit des Publikum war es die Ăberraschung des Festivals. Ich hoffe, die Band bald mal in einem kleinen Club sehen zu können, denn dann kommt die Musik bestimmt vollends zu Entfaltung.
Ăber die nĂ€chste Band muss man nicht viel zu erzĂ€hlen. GRAND MAGUS aus Schweden sind live immer wieder eine Macht!! Die sympathische Band um SĂ€nger und Gitarrist Janne Christofferson lieferten auch heute wieder einen superben Gig. Mit im GepĂ€ck hatten sie ihren neusten Silberling âSword Songsâ. Das Konzert begann mit `I, The Juryâ und sofort war das Publikum voll aus dem HĂ€uschen und fraĂ der Band förmlich aus der Hand. Die Band war in Bestform. Fox Skinner am Bass und Ludiwg Witt an den Drums walzten alles nieder, wĂ€hrend Janne seine brachialen Riffs und Soli in das Rund schmetterte. Mit `Hammer Of The North` und viel Publikumsgesang endete dann dieser famose Auftritt der Schweden. Gerne wieder!
Kommen wir zur nĂ€chsten Band. Die britische Punkband THE EXPLOITED einer der dienstĂ€ltesten ihres Genres, anfangs der Achtziger gegrĂŒndet, spielten nun auf. Die Frage war nun: Passen sie auf das RH-Festival!!?? Ich enthalte mich nun der Rezension dieses Auftrittes, denn ich konnte mit der Band nichts anfangen. OK! Gut zu fotografieren waren sie, mehr aber nicht!
Das Wetter wurde nun immer ungemĂŒtlicher, kĂ€lter und zum Gig der Berliner Vintage-Rocker KADAVAR öffnete sich der Himmel und es regnete ziemlich stark. Gestartet wurde `Lord Of The Sky`, gefolgt von `Pale Blue Eyes`. Ihr siebziger Hardrock kam mit angenehmer HĂ€rte gut rĂŒber und es fehlten Gott sei Dank die ausufernden Gitarrensoli, die damals so ĂŒblich waren. Ehecatcher und absoluter Pluspunkt der Band war Schlagzeuger Christoph âTigerâ Bartelt, der mich an das âTierâ in der Muppetshow oder ein wenig an Keith Moon (THE WHO) erinnerte, der hier im Gegensatz zu den anderen beiden Musikern, die eher Beilage waren, die beste Show bot!!! 100 Points an den âTigerâ.
Jetzt wurde es unruhig im Publikum, denn jetzt wurde nun die amerikanischen Metal-Heroes METAL CHURCH erwartet, auf die sich wohl alle freuten. Die Band um Gitarrist Kurdt Vanderhoof veröffentlichte im MĂ€rz ihr neues Album âXIâ, welches weltweit gute Kritiken erhielt. Ihr langjĂ€hriger SĂ€nger Mike Howe, der Mitte der neunziger die Band verlieĂ, konnte glĂŒcklicherweise wieder mit ins Boot geholt werden.
Und so warteten wir alle gespannt auf den Beginn des Konzertes, welches fulminant, nach dem Terminator 2 Intro, mit `Fake Healer` begann, gefolgt von âIn Mourningâ. Das war es jetzt was das Publikum wollte. Metal At Its Best!! Die Band spielte in absoluter Höchstform, wĂ€hrend das Publikum kollektiv ausrastete. Frontmann Mike Howe wirbelte voll motiviert ĂŒber die BĂŒhne, kam total sympathisch rĂŒber, sang meiner Meinung nach besser als vor zwanzig Jahren und konnte von der ersten Sekunde an punkten. An der Songauswahl gab es nichts zu meckern, alle drei Alben mit Howe wurden berĂŒcksichtigt, aber auch die ersten zwei Alben der Band. Das Konzert endete dann nach fĂŒnfundsiebzig minĂŒtiger Spielzeit fulminant mit dem Klassiker `Beyond The Grave`, gefolgt von zwei Zugaben `BadlandsÂŽund `The Human Factor`. Aber eines hab ich zu kritisieren!!! Warum wurde nicht `Metal Church`gespielt!!!???
Fazit! Das absolute Highlight des Festivals!!!
Kommen wir nun zum Samstagsheadliner! Das Amphitheater leerte sich merklich, denn schon im Vorfeld wurde viel diskutiert, ob die norwegischen TURBONEGRO wirklich Headlinerstatus hÀtte.
Ich sage mal jetzt einfach aus meiner Sicht nein, denn die Band hat mich nie interessiert. Es gab schon viel mehr bessere Headliner auf diesem Festival. Schön wĂ€re es gewesen, wenn METAL CHURCH die Rolle hĂ€tte ĂŒbernehmen können! Aber man kann nicht alles haben.
Uli
Sonntag
Kaltes Wetter, Regen am Start und bereits zwei Tage Festival in den Knochen. Der Start in den letzten Tag beginnt fĂŒr den einen oder anderen etwas holprig, und pĂŒnktlich um 12 bitten DISCREATION zum Morgenmosh. Noch nie von denen gehört? Ich auch nicht und um so gröĂer die die Ăberraschung, als sie ihr Geballer auf die stetig wachsende Menge loslassen. Old school Schriftzug, abwechslungsreiche Todeseruptionen und eine sympathische Spielfreude zieren den Gig, den man wohl als Siegeszug bezeichnen kann. Der neue SĂ€nger Marco Reitz mimt dabei gekonnt die Frontsau und röchelt sich amtlich durch die Diskographie. Wild reinbretternd, brutal groovend oder kurz in die Grindcore Ecke spuckend rammt man die Songs in die erstaunte Audienz und man mag nur mutmaĂen, ob sich die Regenwolken einfach so oder aufgrund der bedrohlichen Songdruckwelle verziehen. Kein Wunder, dass sich der Platz fĂŒr die Uhrzeit schnell fĂŒllt und man sich gutgelaunt den Arsch versohlen lĂ€sst. Definitiv die richtige Entscheidung fĂŒr den frĂŒhen Morgen, denn DISCREATION haben das Interesse vieler Hörer geweckt und werden entsprechend abgefeiert. Sehr geiler Start in den Tag!
BLACK TRIP kredenzen klassischen Metal und beglĂŒcken die wachgeknĂŒppelte Hörerschaft mit einem amtlichen Gig. Hemmungsloses Griffbrettgeschrammel wechseln sich mit OhrwĂŒrmern ab, die von der Meute dankbar angenommen werden. Der ohnehin gut gefĂŒllt Platz erwacht mit jedem Song immer mehr zum Leben und die Aufforderung `Die With Me` erntet bereits erste Moshreihen.
Freunde der 90er dĂŒrften Dan Swanö teilweise vergöttern, denn neben GroĂtaten wie Edge of Sanity hat er ein Portfolio auf dem Kasten vom Umfang eines Telefonbuchs. Kein Wunder, dass sich heute immer noch (junge und alte) Bands bei ihm melden, um ihrem Album einen charismatischen Sound verpassen zu lassen. Der Altmeister trat 1994 sein Soloprojekt NIGHTINGALE los, das mit den Jahren zu einer ernsthaften Band heranwuchs.
Gemeinsam mit seinem Bruder Dag entert der eher bĂŒhnenscheue Schwede die Bretter des Rock Hard Festivals…und hat gleich zu Beginn mit technischen Problemen zu kĂ€mpfen, denn bei `Nightfall Overture` hört man den Gesang nicht. Sehr schade, aber ab der Mitte des Songs lĂ€uftÂŽs wieder und das Charisma verbreitet sich schnell in der Audienz. `Forevermore` und `Chasing The Storm` verschmelzen auch live den 70er Rock Style mit geheimnisvollen Gothic Elementen, ehe beide in einem Ohrwurmrefrain mĂŒnden, der auch mitgesungen wird. Neben dem fetten Sound ist es die gute Laune, die auf der BĂŒhne zelebriert wird und die Meute schnell mitreiĂt. Man schraubt sich munter durch die Diskographie und streift das âInvisible Albumâ ebenso wie die âWhite Darknessâ Scheibe, um einen gesunden Querschnitt zu prĂ€sentieren. Auch Klassiker wie `Steal The Moon` und `Revival`werden spĂ€ter noch âlive sogar noch besser, als auf Platteâ abgefeiert, ehe man den Sack mit dem Edge of Sanity Klassiker `Black Tears` endgĂŒltig zumacht. Genialer Auftritt, der problemlos eines Headliners wĂŒrdig ist. Mehr davon!
ORDEN OGAN fallen mit ihrem aufwendigen BĂŒhnenbild auf und auch in Sachen KostĂŒmen lassen sich die Herren nicht die Wurst vom Brot nehmen. GroĂartig Eingewöhnungszeit benötigen die SauerlĂ€nder nicht, um die Meute auf Betriebstemperatur zu bringen, denn der Platz fĂŒllt sich schnell und die Haare wehen. Man gibt alles, um das Publikum bei der Stange zu halten und neben Moshattacken und Sing Alongs freut sich die Meute und feiert entsprechend ab. Die gute Laune ĂŒbertrĂ€gt sich schnell und so sind schnell die Strapazen der letzten Tage vergessen und das Amphitheater wird zur kochenden Pit. `The Things We Believe In` deutet bereits an, wie singfreudig die Zuschauer sind, was man spĂ€ter bei den blinden WĂ€chtern in vollem AusmaĂ noch erleben wird.
âHoffentlich haben MOONSPELL die Sonne aus Portugal mitgebrachtâ lautet die Ansage, ehe die Truppe die BĂŒhne entert, und zum old school Set bittet. Zwar wird `Extinct` mit `Breathe` und `The last of us` bedacht, aber die Konzentration liegt eindeutig auf die âWolfheartâ und âIrreligiousâ Ăra, die mehr als dankbar angenommen wird. Ăber das Charisma von Fernando Ribeiro am Mikro muss man nicht viele Worte verlieren, denn er hypnotisiert und fordert das Publikum seit den 90ern gekonnt und gleichzeitig sympathisch. Zwischen den Songs gibtâs einige An- und Danksagungen und mit seinen âExecution!â Rufen peitscht er die Menge zu Höchstleistungen an. Klassiker wie `Mephisto`, `Fullmoon Madness` und `Vampiria` (inklusive Mantel) schrauben schnell den Adrenalinpegel hoch und auch Mitgröhl Songs wie `Alma Mater` und `Ataegina` verfehlen ihre Wirkung nicht. Entsprechend voll ist der Platz und spĂ€testens jetzt weiĂ man, dass das Rock Hard Festival am dritten Tag in vollem Gange ist. Gerade langjĂ€hrige AnhĂ€nger feiern den Gig extrem ab, was sowohl an den Songs als auch an der SoundqualitĂ€t und dem opulenten BĂŒhnenbild liegt. Gewisse Dinge sind im Leben eine Konstante; die optimale QualitĂ€t eines MOONSPELL-Gigs zĂ€hlt dabei definitiv dazu.
Ohne groĂes VorgeplĂ€nkel watschelt der Corpsegrinder auf die BĂŒhne, ehe CANNIBAL CORPSE die BĂŒhne zertrĂŒmmern. Obwohl man die minimalistische Kommunikation mit dem Publikum kritisieren kann, so sind die Kannibalen in Sachen Aggression und Zerstörung eine brachiale Macht. Egal, ob `Time To Kill` , `Stripped, Raped And Strangled` oder `I Cum Blood` es wird kontinuierlich der Arsch versohlt und wenn das Trommelfell am Boden liegt, wird weiterhin gnadenlos eingeprĂŒgelt, bis der Gig vorbei ist. Gegen Ende gibtâs noch eine kleine Gesangseinlage (!) vom Stiernacken, ehe er die Audienz eindeutig dazu auffordert, den nĂ€chsten Song frenetisch zu zelebrieren. WĂ€re nicht nötig gewesen, denn `Hammer Smashed Face` durchbricht mĂŒhelos alles im Umkreis der BĂŒhne und killt endlos viele Nackenmuskeln wĂ€hrend der Spielzeit. Sich endlich mal wieder anschreien lassen, kaum ein Wort verstehen und eine geballte Soundwand um die Ohren geprĂŒgelt zu bekommen, so sieht ein typischer CANNIBAL CORPSE Auftritt aus, der nach allen Regeln der Kunst Gelsenkirchen in Schutt und Asche legt.
Man möchte meinen, dass vor der BĂŒhne nichts als Asche ĂŒbrig ist. WĂ€re es auch, wenn der nĂ€chste Akt nicht zufĂ€lligerweise BLIND GUARDIAN sein wĂŒrde. Die Krefelder Barden haben 2002 das letzte Mal ihr Stelldichein in Gelsenkirchen gegeben und haben mittlerweile einige Alben mehr im GepĂ€ck. Gleich den schweren Brocken `The Ninth Wave` zu zĂŒnden, stöĂt bei einigen Old School Fans auf Abneigung, denn die neueren Sachen werden halt nicht so derbe abgefeiert, wie GroĂtaten bis zur âImaginationsâ Ăra. Dem GroĂteil der Meute ist es aber an diesem Abend egal, und so schallen bereits die ersten âGuardianâ Rufe nach dem Opener durch die Reihen. Hansi nimmt es zur Kenntnis und deutet bereits an, dass es viel zu tun gibt. Ărmel hoch, `Nightfall` rein und schon ist man glĂŒcklich. SpĂ€testens bei `Last Candle` rastet jeder Nackenwirbel aus und die `SomebodyÂŽs out there` Rufe verhallen noch Minuten nach dem Song.
Man könnte beim Status âgenialâ weitermachen, aber das ist den WĂ€chtern nicht genug und so ballert man `Journey Through The Dark` und `Tanelorn` in die Menge, ehe man mit `Lord Of The Rings` die göttliche Stimmung einlĂ€utet. GĂ€nsehaut, wehende MĂ€hnen und jede mitgesungene Textzeile schlagen die Kerbe tiefer in den Status âunvergesslichâ und so beobachtet man die Fans, die crowdsurfen, ausrasten oder einfach nur ehrfĂŒrchtig mitfiebern. `Sacred` bringt auch jeden Gamer Nerd zum Kochen und der âBardÂŽs Songâ wird traditionsgemÀà von den Fans in voller LautstĂ€rke zelebriert, obwohl Hansi auch zu Wort kommen darf. Die restlichen StimmbĂ€nder werden nochmal fĂŒr `Valhalla` zusammengekratzt, ehe man sich gegen Ende noch beeilen muss, um das Set noch durchzubringen. âWir mĂŒssen noch mal eben schnell `Majesty` spielenâ sprach es und rĂ€umte den Tisch komplett ab, um eine glĂŒckliche Fangemeinde zu hinterlassen. Fazit: unbeschreiblich!
Das Rock Hard Festival hat dieses Jahr erneut sehr gute Arbeit geleistet; abwechslungsreiche Bands, sehr schöne Location und Hammer Stimmung! Dieses Jahr ist mir besonders aufgefallen, was der Kernpunkt dieses Festivals ist, und zwar die Fans! Viele Leute hat man wieder getroffen und selbst Autor Christian Krumm (âKumpels in Kuttenâ, âAt Dawn They Sleepâ) ist extra am selben Tag vom Wave Gothic Treffen angereist, um Bind Guardian zu sehen und Freunde zu treffen. Folgende Zitate geben die Stimmung und unvergessliche (und skurrile) Momente am besten wieder:
âDie spielen `Sacred`! Alter, ich spring gleich wild onanierend im Kreis vor GlĂŒck!â
(Fan in der Blind Guardian Moshpit)
âEndlich spielen heute Abend WODOS. Hab mir vor kurzem ein Patch von denen gekauft..â
(Kollege am Campingplatz, er hatte ĂŒbrigens den AufnĂ€her bei Ebay gesehen und ersteigert)
(Anmerkung Uli) Zwei kleine MĂ€dchen, Schwestern, stehen oben im VIP-Bereich und hören sich CANNIBAL COPRSE an. Sagt die eine zur anderen âDu, die Musik ist ja ganz gut!â Sagt die andere: âAber der Gesang ist voll ScheiĂe!â
Einen ganz besonderen Dank geht am Ende wie immer an die tolle CCS-Security, die hier wirklich wieder einen ganz tollen Job geleistet haben!! Beste GrĂŒĂe an die Gang!!
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