REVIEW:MYRKUR

Posted by Radu On September - 19 - 2015

Myrkur VorschauM

Ein dänisches One-woman Projekt mit Black Metal. Aha, liest sich seltsam, könnte was werden. Tatsächlich treibt Amalie Bruun mit MYRKUR bereits seit einer EP ihr Unwesen und liefert nun ihr erstes Album über Relapse Records ab.

Der erste Eindruck zählt bekanntlich und daher gönnte ich mir das Video zu `Onde Børn`, das mich schnell ins Jahr 1995 zurück katapultierte und mich die Schönheit von Ulver´s „Bergtatt“ nochmal erleben ließ. Man sollte sich das Video in einer ruhigen Minute gleich mehrfach geben, denn der Song entfaltet sich bei mehrfachem Hören nicht nur, sondern verdrängt auch andere Songs aus dem Kurzzeitgedächtnis, die ihren Platz suchen. Wer dachte, dass dieses Kochrezept auf dem ganzen Album zelebriert wird, irrt sich jedoch gewaltig.

Das Album ist in unterschiedliche Episoden aufgeteilt, wobei ein ruhiges Intermezzo den darauf folgenden Song atmosphärisch einleitet. Hat man sich nach dem ersten Intro auf eine Engelsstimme eingestellt, wummert `Haevnen`mit einem groovigen Riff eher gemütlich aus den Boxen, ehe sich eine stumpf-ist-trumpf Raserei über den Gehörgang ergießt. Burzum, Ulver zu „Nattens Amdrigal“ Zeit oder Darkthrone Vergleiche treffen hier ins Schwarze. Stilbruch? Vielleicht, aber mitten in der Raserei ein episches Riff (klare Frauenstimme inklusive Gänsehautgarantie) einzusetzen ist schon sehr geil, vor allem wenn man sich vom Refrain erneut direkt ins Geprügel schreit. Mit Abstand mein persönlicher Suchtlappen des Albums, das den schrägen Humor der Künstlerin beweist.

Gemächlich schreitet man sich durch `Jeg er Guden, I er Tjernerne` und obwohl ich kein einziges Wort verstehe, zerrt die Atmosphäre mich in einen hypnotischen Rausch, der sonst wohl nur Drogenkonsumenten vorbehalten ist. `Nordlys`glänzt als anmutiges Pianostück, das auch mal Erinnerungen an Kari Rueslatten zu ihren Anfangstagen zulässt, während `Mordet` sich wieder im Schwarzmetaltopf ausscheisst. `Dybt i Skoven` sollte auch nicht unerwähnt bleiben, bietet es einen sehr guten Balanceakt zwischen Falkenbach Riffs und spiritueller Hörerfahrung, die keinen Vergleich duldet.

Schaut man sich die Albumdetails näher an, kommt man ins Staunen, welche Künstler mit an Bord sind: produziert hat es Garm (Ulver) persönlich, und auch Mitglieder von Mayhem, Nidingr und Arch Enemy haben ihren Senf dazu gegeben. Herausgekommen ist eine sehr vielschichtige Scheibe, die zwar Bergleiche zulässt, aber in ihrem kauzigen Charakter einzigartig ist. Kari Rueslatten auf einem Black Metal Trip könnte ebenso passen, wie Falkenbach auf Ecstasy. So seltsam wie diese Scheibe ist, so genial ist sie auch.

5/6 Punkte
Radu

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