ENTHRONED- INTERVIEW

Posted by Anna On April - 9 - 2012

ENTHRONED Interview

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Seit fast 20 Jahren treiben ENTHRONED ihr Unwesen im Schwarzmetalsektor. Neben musikalischer Entwicklung, Besetzungswechseln und diverser Live Auftritte hat die Band einiges erlebt. Zum Release von „Osbsidium“ nahm sich Xeper etwas Zeit für uns.

Gerade im Hinblick auf Eigenständigkeit strotzt das Album nur so vor Selbstbewusstsein. Musik, Texte, Coverartwork und Produktion wurde komplett im Alleingang von der Band gestemmt. Das Ergebnis kann sich nach einigen Feedbacks bereits hören lassen. „Die Reaktionen fielen sehr positiv aus. Einige Leute meinten, dass „Obsisdium“ unser bisher stärkstes Album geworden ist. Das hört man natürlich gerne.“ Gerade im Hinblick auf den Aufwand wurde hier ausschließlich in den eigenen Reihen gearbeitet. „Wenn du die Möglichkeit hast, alles zu 100% unter Kontrolle zu haben, dann nutzt du es auch. Phorgath ist als Produzent tätig, während Neraath und ich unser Geld mit Grafik Design verdienen. Dadurch haben wir die Möglichkeit unsere Gedanken in Bildern zu übersetzen.“ Bei Songwriting werden ebenfalls alle Möglichkeiten genutzt, um zu einem optimalen Ergebnis zu kommen. So nimmt jeder seine Ideen zuhause auf, um sie dann an die anderen Bandmitglieder zu mailen, damit man im Proberaum bereits die ersten Entwürfe vorliegen hat. Textlich gesehen sieht es etwas anders aus. „Ich schreibe einfach meine Gedanken und Erfahrungen auf. Danach betrachte ich es aus unterschiedlichen Blickwinkeln; was mich verändert hat, was mich nicht beirrt hat, warum es mich beeinflusst hat und wie ich zu dem Menschen geworden wurde, der ich heute bin. Es gibt absolut keine Einflüsse von außerhalb, das sind 100% unsere Gedanken.“

enthroned ObsidiumHinter „Obsidium“ stecken sowohl grafisch, als auch geschichtlich einige Geschichten. „Das Konzept begann mit Tetra Karcist“. Man muss die letzten drei Albe wie Kapitel aus demselben Buch betrachten“ erklärt Xeper. „Auf dem Album „Tetra Karcist“ wird die okkulte Realität klar dargestellt. „Pentagrammaton“ erzählt real durchlebte Erfahrungen, gemessen an den Doktrinen und Praktiken, die es auf „Tetra Karcist“ gegeben hat. Mit „Obsidium schließt sich der Kreis, denn hier offenbart sich was wir gelernt haben. Die Entwicklung, die wir durch die eine oder andere Erfahrung gemacht haben, die nur von Eingeweihten des okkulten Zirkels im vollen Umfang verstanden werden können.“ Im Bereich des Artworks wurde besonders Wert auf das Gleichgewicht zwischen grafischer Darstellung und den Texten gelegt. „Die Figur in der Mitte repräsentiert, wofür ENTHRONED stehen, inmitten seines Universums und umgeben von seinem Wissen und Erfahrungen. Keine Halbwahrheiten, sondern eine klare Identität, wofür wir stehen. Die Antworten wer wir sind und was unser Schicksal ist ergeben sich aus unseren Erfahrungen und täglichen Arbeit. Diese Pfade und Philosophien machen uns zu dem, wer wir sind. Alle Energien (empfangene und geschenkte) stehen im Zusammenhang mit dem solar plexus, was ebenfalls in der zentralen Figur dargestellt wird. Eingebunden darin ist das Symbol der schwarzen Schlange, das für Wissen und Weisheit steht.“
Enthroned live

Rückblickend auf die fast 20 jährige Bandgeschichte können ENTHRONED auf eine Weiterentwicklung zurückblicken, die für eine Black Metal Band untypisch ist. Statt schnellere Spielweisen auszuloten und textlich im höheren Maß auf Gott und die Welt zu schimpfen, stehen hier die Lebenserfahrungen im Mittelpunkt. „Jeder entwickelt sich auf die eine oder andere Weise. ENTHRONED ist ein eigenständiges wesen, das von vier Individuen komponiert wurde, die ihre Gedanken zusammenfügen, um der Band Leben zu verleihen. Unser Kind wuchs mit unseren Erfahrungen heran, mit der Zeit und Ereignissen, die uns zu dem gemacht haben, die wir heute sind. Ein Musik zu sein bedeutet nicht nur mehr Techniken zu lernen oder besser auf dem Instrument zu sein, sondern auch zu verstehen seine Gefühle und seine Seele in Musik zu verwandeln und mit den Jahren daran zu wachsen.“ Die Arbeitsweise von ENTHRONED hat sich ebenfalls mit dem Lauf der Zeit geändert. „Bis 2005 haben wir mehr oder weniger wie jede andere Band gearbeitet. Allerdings waren nicht alle Mitglieder einer Meinung und so mussten wir viele Kompromisse eingehen. Mittlerweile hat sich einiges geändert und es haben sich die Mitglieder zusammengefunden, bei denen die Zielvorstellungen und Einstellungen harmonieren, was uns einiges an Arbeitszeit spart und unsere Arbeit ernst macht. Die Aura als eine komplette Band hinter ENTHRONED zu stehen ist gut spürbar und es ist seit 1997 wieder ein gutes Gefühl, aus dieser Aura Kraft zu schöpfen.“

Von der Vergangenheit, direkt in die Gegenwart und auf die Live Präsenz. Xeper macht keinen Unterschied zwischen Live Auftritten und Studioaufnahmen, da beides im Schaffen der Band zusammengehört. Dennoch gibt er uns einen kleinen Ausblick auf zukĂĽnftige Shows. „Es werden einige spezielle Shows anstehen, bei denen es mehr rituell zugehen wird. Wir geben live immer unser bestes, mĂĽssen uns aber auch den Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten des Ortes anpassen.“ Dass es dabei nicht immer rosig zugeht, steht auĂźer Frage. „In Kolumbien haben wir mal 5 Songs gespielt, bevor der Strom ausgefallen ist. Leider haben die Leute nicht verstanden, dass man ohne Verstärker, Gitarren und Mikrofon nicht spielen kann und so haben sie uns mit allen möglichen Gegenständen und Messern beworfen… Das war irgendwie verrĂĽckt und amĂĽsant.“

enthroned_logoDie Metalszene hat sich seit den Anfangstagen der Band gewandelt. Viele Subgenres sind dazugekommen und unzählige Bands buhlen um die Gunst der Masse. Mehr MP3 Trading und weniger CD Verkäufe sind das Ergebnis, obwohl Vinyl wieder populärer wird. Xeper sieht es ähnlich. „Leider ist das traurige Realität und ich vermisse manchmal die alten Tage, obwohl es nichts an der aktuellen Situation ändern wird. Ich habe gelernt mich auf unsere Sache zu konzentrieren und all das auszublenden. Allerdings freut es mich sehr, dass Vinyl wieder stärker wird und den ganzen Blödsinn verdrängt.“ Privat hört er verschiedene Musikstile und beschränkt sich nicht nur auf Black- oder Death Metal, weil es seiner Meinung nur wenige außergewöhnliche Alben gibt und es ihm sonst langweilig werden würde. „Vor kurzem habe ich ein exzellentes Demo der amerikanischen Black Metal Band Void Meditation Cult, die qualitativ stark an Demoncy´s „Joined In Darkness“ rankommt. Ansonsten begeistern mich Asphyx „Deathhammer“, Bathory´s „Nordland“ und Darktrhone´s „Hate Them“. Außerdem Nick Cave´s „My Funeral, Your Trial“ und Suicide Commando´s “Axis Of Evil”.

Philosphische Vollbedienung und musikalische Abrissbirne, die Mischung macht meinen Gesprächspartner stolz auf das aktuelle Werk und er widmet uns als Abschiedsworte „Danke fürs Interview, wir sehen uns auf Tour!“

Radu

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