REVIEW: CRYPTEX
Madeleine Effect
Genrebeschreibungen sind immer eine Sache fĂĽr sich. Manchmal weiĂź man vor dem ersten Ton genau was einen erwartet, doch gelegentlich wird man vom Sound ĂĽberrascht, da dieser den vorher gesetzten Erwartungen nicht im Geringsten entspricht. Neustes Beispiel ist hierbei “Madeleine Effect” von CRYPTEX, das laut Infozettel dem Progressive Folk zugeordnet werden soll.
Bereits zu Anfang des Openers ‘The Knowledge Of Being’ wird klar, dass diese Beschreibung der eigentlichen Stilrichtung des Quartetts nicht vollkommen entspricht. Es wird epischer Stadionrock der Marke SAVATAGE geboten, ohne jedoch die Unbeschwingtheit zu verlieren. Der Chorus des Refrains könnte auch aus einem Disney Film stammen, was keinesfalls eine Kritik ist, sondern lediglich die theatralische Umsetzung hervorheben soll.
‘Ribbon Tied Swing’ lässt die Folk EinflĂĽsse der Genrebezeichnung erahnen, jedoch sind diese wirklich nur als Beiwerk zu verstehen. Es dominiert auch hier der beschwingte Hard Rock, der mitsamt Klavier und jeder Menge SpaĂź kredenzt wird. Auch der progressive Charakter lässt sich nur stellenweise vermuten, da die Songs zu jeder Zeit eingängig geschrieben sind und von ĂĽbertriebenen Technikschlachten absehen.
Blickt man erneut auf das Infoblatt folgt die nächste Ăśberraschung, nämlich die Tatsache, dass “Madeleine Effect” erst das zweite Album der Bandgeschichte darstellt. Hört man sich Songs der Kategorie ‘Stroking Leather’ oder ‘Release My Body’ an, könnte man vermuten, dass die Jungs schon Ewigkeiten zusammen spielen, da jeder Song absolut stimmig aus den Boxen kommt und nach jeder Menge Erfahrung klingt. Durch das facettenreiche Songwriting kommt zudem zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf und es geben sich Ed Sheeran-artige Einlagen wie ‘Romper Stomper’ mit Uptempo Nummern der Marke ‘Orange Blossom City Girl’ die Klinke in die Hand.
Das durch Crowdfunding finanzierte Album kann auch in Sachen Produktion ordentlich punkten. Der Sound ist druckvoll und differenziert, wie es sich für diese Art der Musik gehört. Stellenweise kommt die Gitarre etwas zu kurz, was jedoch wirklich eine minimale Kritik darstellt und nur bei genauem Zuhören auffällt.
Insgesamt liefern CRYPTEX ein stimmiges und absolut gelungenes zweites Album ab. Die eigenen Stärken werden gekonnt in Szene gesetzt, so dass ein Werk entsteht, von dem sich SAVATAGE gerne mal eine Scheibe von abschneiden können!
5/6 Punkten
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