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INTERVIEW: MOONSPELL

Posted by Radu On April - 11 - 2015

INTERVIEW: MOONSPELL

Moonspell BandNeues Album im Gepäck und das zwanzigjährige Jubiläum von „Wolfheart“ am Start sind gute GrĂĽnde, um die BĂĽhnen dieser Welt zur „Road to Extinction“ Tour zu fĂĽhren. MOONSPELL Kopf Fernando nahm sich kurz vor seinem Auftritt im Bastard Club in OsnabrĂĽck Zeit, um mit uns zu plaudern. Dabei kam Erstaunliches ĂĽber das Ă„lterwerden, frischen Wind und eine Fan-Familie zum Vorschein…

Hallo und erstmal danke für deine Zeit! Heute ist die letzte Station eurer Deutschland Tour. Wie ist es gelaufen und wie geht’s euch?

„Nun, eigentlich ist es niemals wirklich die letzte Station auf einer Tour. Wir fliegen nach hause und werden bald in Mexico weitere Shows spielen. Bis jetzt ist es eine großartige Tour gewesen und es fühlt sich an, als hätten wir unser Mission erfüllt (lacht). Unseren Fans scheint es auch gut gefallen zu haben, denn sie haben sich sehr über die Klassiker gefreut und gleichzeitig unsere neuen Songs abgefeiert. Wir sind mit einer gewissen Erwartungshaltung gestartet, weil man nie weiß, wie die neuen Songs von den Fans angenommen werden. Es hat aber alles gut geklappt und wir sind sehr zufrieden.“

Beim Durchhören von „Extinct“ hatte ich den Eindruck, dass ihr den Bombast etwas zurückgefahren habt und noch etwas näher an eurer eigenen Basis seid. Statt epischem Reiz Overkill habt ihr eure Stärken geschickt eingesetzt, hier etwas Bombast eingestreut, intensivere Gänsehautmomente, aber auch die Aggression nicht abgelegt. Wie waren die Reaktionen der Fans auf das neue Material?

„Wir wollten dieses Mal kein Album machen, das direkt ins Gesicht schlägt. Wir wollten dieses Mal etwas mehr cineastisches machen, uns ganz auf die Musik konzentrieren. Beim Songwriting Prozess nehmen wir keine Rücksicht auf die Erwartungshaltungen von außen. Natürlich sind uns die Fans sehr wichtig, beim Songwriting ist es jedoch eine Symbiose aller Bandmitglieder, fernab von anderen äußeren Einflüssen. Wir hoffen, dass unsere Fans uns halt vertrauen. Ehrlich gesagt lese ich nicht viele Rezensionen zu unserem neuen Album, aber das Gefühl das ich habe, wenn wir die Stücke live spielen, ist, dass die Fans das Album lieben. Es ist quasi bei ihnen angekommen und ist ein sehr persönliches Album von uns geworden. Es ist etwas gewagter ausgefallen und ich habe das Gefühl, dass viele Leute diese Seite an uns vermisst haben. Wir sind halt eine Kontrast Band, die sowohl Melodisches, als auch Aggressives zusammenbringt. Viele Fans haben uns erklärt, dass sie das Album für unser Meisterwerk halten, sowohl langjährige, als auch neue Fans, was uns sehr glücklich macht. Ich bin sehr zufrieden mit den Reaktionen auf unser neues Album. Man kann schwer sagen, ob es aggressiver ist, mehr Metal oder wie auch immer. Es ist einfach ein schönes Stück Musik geworden und ich kann mir kein besseres Feedback darauf vorstellen.“

Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag eurer „Wolfheart“ Scheibe! Habt ihr eine Geburtstagsparty geplant?

„Danke! Ja, wir würden gerne eine Tour mit allen Songs der „Wolfheart“ machen. Allerdings haben wir gerade „Extinct“ rausgebracht. Für viele Fans ist „Wolfheart“ ein sehr wichtiges Album und viele würden es gerne live erleben. Wir hatten auch mit dem Gedanken gespielt eine Tour in diversen Hauptstädten zu spielen, aber dann kam uns „Extinct“ in die Quere. Außerdem wäre die Konsequenz, dass wir danach eine Tour zum 20 jährigen Jubiläum von „Irreligious“ machen müssten. Wir sind keine Band, die ihre alten Alben nochmal komplett durchtouren müssen. Wir verstehen aber auch die Fans, für die beide Alben sehr wichtig sind, daher haben wir einige Songs mit auf unsere aktuelle Setlist gepackt. Wir tun heute im Endeffekt genau dass, was wir damals auf „Wolfheart“ gemacht haben, allerdings war ich damals 23 jahre alt und heute bin ich 40 (lacht). Wir haben damals alles auf eine Scheibe gepresst; dark, heavy und Black Metal, daher hat es eine so intensive Bedeutung. Wir feiern das Album mit unseren Fans, indem wir einige Songs davon auf dieser Tour spielen.“

[Anmerkung der Redaktion: mit welchen Ăśberraschungen der ersten beiden Alben MOONSPELL live gerockt haben, erfahrt ihr in unserem live Bericht]

Die Musik auf „Extinct“ spricht hier eine sehr vielfältige Sprache, in der sich viele Facetten widerspiegeln. Wie sieht es mit den Texten aus? Hattest du bereits von Beginn an ein Konzept im Kopf?

„Ich denke, dass die Musik die Seele ist, während die Texte die dunklere Seite der Gefühlswelt anspricht. Das Gefühl des Verlustes spielt dabei eine sehr große Rolle. Du kannst es im Bezug zu deinem eigenen Leben, aber auch zur wissenschaftlichen Evolution sehen. Bei dem Begriff „Extinction“ (zu deutsch: „Auslöschen“- Anmerkung der Redaktion) gibt es viele persönliche Bezugspunkte. Menschen sterben oder treten komplett aus deinem Leben, so wie z.B eine Ex- Frau, die du einst geliebt hast und mit der du kein Wort mehr sprichst. Die Auslöschung ist jedoch kein finaler Prozess, sondern besteht aus vielen Unterprozessen und genauso funktioniert es mit Emotionen und man entwickelt sich. Auf der wissenschaftlichen Ebene ist es so, das einige Lebensformen verschwinden und neue auftreten, die nicht besser, sondern zum aktuellen Zeitpunkt den Umständen angemessen entwickelt sind. Die Entwicklung der Menschheit beinhaltet ebenfalls viele Aspekte der Auslöschung, wenn man beispielsweise die Rodung des Regenwaldes oder die Ausrottung von Walen betrachtet. Diese Arten der Auslöschung durch den Menschen verlaufen schnell und können einem schon Angst machen. Ich denke, dass unser Album nicht nur von der Auslöschung handelt, sondern auch einige Stadien davor vermittelt. Die Angst vor der Auslöschung beinhaltet ebenfalls Hoffnung und den Willen, dagegen anzukämpfen. Obwohl die Texte recht simpel sind, ist es ein sehr komplexes Album geworden. Es war uns sehr wichtig, dass die Leute auch einen persönlichen Bezug dazu bekommen. Wenn sie kein Gefühl beim Hören unseres Albums bekommen würden, hätten wir keine gute MOONSPELL Platte raus gebracht.“

Würdest du sagen, dass die Auslöschung Teil eines sich immer drehenden Kreislaufs ist?

„Die Auslöschung beinhaltet die letzte Stufe, von der es kein Zurück mehr gibt. Allerdings gibt es auch innerhalb dieses Stadiums Hoffnung und andere Gefühle zu entdecken, die uns mit unserer Musik sehr wichtig sind. Wir waren noch nie eine nihlistische Black Metal Band, die grundsätzlich alles verneinen. Wir sind keine schwarz oder weiß Band, sondern bewegen uns in der Grauzone. Vielleicht sind wir eine Grey Metal Band (lacht)“.

Moonspell InterviewIch habe euch damals 1996 bei der Release Show von „Irreligious“ im Soundgarden in Dortmund live gesehen. Letztes Jahr wurde es abgerissen und viele intensive Momente sind ebenfalls in den Trümmern versunken. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Auf der Release Party und auf eurem Out Of The Dark Festival Auftritt habe ich eine deutsche Familie getroffen, die mich sehr beeindruckt hat. Es waren 2 Schwestern, die mit ihrem Vater und ihrer Mutter im Rollstuhl jede Show von euch gesehen haben und alle Tourschauplätze mitgereist sind. Größere Fanliebe kann ich mir dabei kaum vorstellen, als diese Aktion. Hast du von der Familie nochmal etwas gehört oder seid ihr noch in Kontakt?

„Die Mutter ist vor einigen Jahren leider verstorben, aber der Vater ist noch wohlauf. Die ältere Schwester ist mittlerweile verheiratet und kommt immer noch zu unseren Shows. Unsere Familien hassen Heavy Metal; als diese Familie mit uns getourt sind, um „Wolfheart“ den Leuten vorzuspielen, waren wir einfach nur noch hin und weg und dachten: „WOW!“. Es ist eine Sache, wenn Fanboys einer Band hinterherreisen, nur um ein Foto mit einer berühmten Persönlichkeit zu bekommen und danach vor anderen damit zu prahlen. Diese Familie hat uns begleitet, weil sie zu 100% hinter uns stehen. Die ältere Schwester ist mittlerweile eine erwachsene Frau und unterstützt uns auch weiterhin.“

[An dieser Stelle sendet der Verfasser dieser Zeilen einen Gruß an die Familie, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Ein beispielhaftes Verhalten, wie man seine Lieblingsband unterstützt, was mit Sicherheit zum Erfolg von MOONSPELL beigetragen hat. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr rockt weiterhin mit den Herzen der Wölfe!]

Beim Betrachten eures Covers entdeckt man sofort, dass der gleiche Künstler Hand angelegt hat, der „Alpha Noir“ und „Omega White“ visualisiert hat.

„Ja, wir arbeiten bereits seit Jahren mit Seth Siro Anton, der gleichzeitig Bassist bei SEPTIC FLESH ist, zusammen. Seine Kunst ist fantastisch. Es ist nicht einfach zu erfassen, sondern abstrakt und gleichzeitig verstörend. Ich denke, er vermischt Horror und Schönheit auf eine sehr geniale Weise. Du siehst das Bild an und es verstört dich zu erst, aber du willst auch nicht wegschauen. Ich mag den Effekt, den seine Kunst auf mich und andere Leute hat. Ich habe ihm die Texte und das Konzept des Albums gegeben und er hat daraus diese verstümmelte Kreatur erschaffen. Gerade im Detail ist es sehr interessant, denn die Kleinsten Lebewesen fressen uns nach unserem Tod wieder auf. Auch dieser Aspekt ist auf dem Gemälde sehr deutlich erkennbar. Das Cover soll das Album gut symbolisieren. Es gibt auch viele Bands, denen das Cover egal ist und die einfach das Logo oder etwas einfaches benutzen. Klassische Bands haben ein Bandmaskottchen wie z.B. IRON MAIDEN. So ein Maskottchen wäre sehr cool und kann auch unterschiedliche Aspekte widerspiegeln, aber es würde nicht zu MOONSPELL passen. KREATOR haben beispielsweise ebenfalls sehr interessante Cover.“

Auf ein letztes Wort zu den Texten: Musst du in einer bestimmten Stimmung sein, um die Texte zu verfassen?

„Für mich ist Schreiben das wichtigste überhaupt. Ich habe zwei Gedichtbände veröffentlicht (zur Zeit nur auf Portugiesisch, englische Veröffentlichung kann aber durchaus noch kommen) und viel von H.P. Lovecraft gelesen. Ich muss nicht in einer speziellen Stimmung sein,ich bin immer dafür in Stimmung zu schreiben. Es gibt viele Einflüsse: meine Familie, meine Band, meine Karriere oder auch die Dinge, über die ich lese. Gitarristen spielen stundenlang Gitarre und üben. Ich schreibe endlos viele Texte mit tausenden von Worten, die von innen heraus kommen. Es ist etwas, das du nicht abstellen kannst, egal ob du wach bist, oder schläfst. Ich bewahre meine Ideen auf und wenn ich dann unsere neuen Stücke höre setze ich mich hin und bringe meine Zeilen in die musikalische Form, so dass daraus eine Einheit entsteht. Ich denke, dass die Texte die Seele der Musik sind.“

Sebastian Radu GroĂź

1 Response so far
  1. » Blog Archive » LIVE REVIEW:MOONSPELL Said,

    [...] unserem Interview erklärte Fernando bereits, dass der das 20 jährige Jubiläum von „Wolfheart“ nicht gesondert, [...]

    Posted on April 11th, 2015 at 18:05

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