Review: Vicious Rumors

Posted by Thomas On April - 26 - 2013

VICIOUS RUMORS - “Electric Punishment”

Cover_Vicious-Rumors_ElectrGeoff Thorpe hat mit VICIOUS RUMORS lĂ€ngst alle Höhen und Tiefen des Musikerlebens hinter sich gebracht. Die meisten Tiefen vermutlich sogar zwei Mal. Da gab es Erfolg und Anerkennung in den glorreichen 80ern, den tragischen Tod von SĂ€nger Carl Albert in den 90ern sowie stĂ€ndige Besetzungswechsel mit dĂŒrftigen Alben um den Jahrtausendwechsel herum. Dennoch hat Mr. Thorpe niemals aufgegeben. Mit der Beharrlichkeit eines antiken Halbgottes hat er sein Schlachtschiff VICIOUS RUMORS mutig in jede noch so aussichtslose Schlacht gefĂŒhrt. Man kann vor diesem Mann einfach nur den Hut ziehen. Ohne diese bewundernswerte Ausdauer hĂ€tte es die Band schon lange nicht mehr gegeben.

Vor diesem Hintergrund ist es ausgleichende Gerechtigkeit, dass Poseidon dem Quintett aus der Bay Area mittlerweile wieder gĂŒnstigere Winde und besseres Fahrwasser schenkt. Mit Brian Allen hat Thorpe vor gut drei Jahren den perfekten SĂ€nger fĂŒr VICIOUS RUMORS’ Spielart des Power Metal aus dem Hut gezaubert. Dieser brillierte auf dem letzten Album “Razorback Killers”, veredelte es so gar zum Album des Monats in mehreren großen Fachgazetten. Die ausgiebigen Touren (u.a. mit HAMMERFALL, HELSTAR) im Anschluss wurden selbstredend ebenso zu einem satten Erfolg.

Mit “Electric Punishment” wird sich nun zeigen, ob man die steil nach oben zeigende Leistungskurve beibehalten kann. Gemeinerweise nehme ich jetzt ganz unspektakulĂ€r die Antwort vorweg: Ja, man kann! Denn der neue Longplayer hĂ€lt nicht nur locker die QualitĂ€t seines VorgĂ€ngers, vielmehr ist die elektrische Bestrafung noch einen Ticken besser als “Razorback Killers”. Die schnelleren Tracks wie der Opener ‘I Am The Gun’, ‘Black X List’ oder auch ‘Thirst For A Kill’ hĂ€tten in dieser Form genauso gut ihren Platz auf der letzten Veröffentlichung gefunden. Kraftvoller Power Metal, wie er besser nicht zelebriert werden kann. Der ganz besondere Reiz von “Electric Punishment” offenbart sich allerdings in einer fĂŒr VICIOUS RUMORS neuen Vielseitigkeit und den eher unĂŒblichen Tracks. Das atmosphĂ€risch dichte, von Thorpe selbst eingesungene ‘Eternally’ sowie das vom ehemaligen Leadgitarristen Mark McGee mit aberwitzigen SololĂ€ufen genialisierte, dramatische ‘Escape (From Hell)’ sind in erster Linie zu nennen. Gleiches gilt auch fĂŒr den bierseligen Sing-a-long ‘Together We Unite’, obschon ich mir sicher bin, dieser Song wird die Geister scheiden. Man mag von dem zugegeben leicht “cheesigen” Gesang halten was man mag. Es handelt sich aber unter Garantie um den neuen Lieblingslivetrack der Fangemeinde, die hocherfreut mitgröhlen wird. Und nicht zuletzt das TitelstĂŒck mit seinem sabbath-mĂ€ĂŸigen Anfang sorgt fĂŒr ein glĂŒckliches Brummen im Unterbauch. Das wiederum von Geoff Thorpe gesungene KISS-Cover ‘Strange Ways’ hĂ€tte man sich dagegen eher sparen können. Die schon etwas Ă€ltere Version der Schweden (MORGANA) LEFAY war nĂ€mlich viel knackiger.

Erstaunlicherweise erscheint mir trotz der beschriebenen Artenvielfalt “Electric Punishment” insgesamt homogener als die Scheibe davor. Hier hat man in Sachen Produktion ganz offensichtlich einen Superjob hingelegt. Auch Brian Allen zeigt sich erneut in Bestform. Passender als er kann man Power Metal keine Stimme geben. Hier wird man aufpassen mĂŒssen, dass dieses Juwel in Zukunft keine Begehrlichkeiten bei grĂ¶ĂŸeren Kapellen wecken wird. Denn mittlerweile dĂŒrften Metalbands auf dem gesamten Planeten von einem solch perfekten Vokalisten trĂ€umen.

“Electric Punishment” ist jedenfalls ein Album, an dem kein Power Metal – Liebhaber vorbeikommt. Egal ob die Resonanz in der Presse wieder so positiv sein wird: VICIOUS RUMORS werden ihren wiedererstarkten Status weiter ausbauen können. Und das ist ja auch einfach nur fair!

5,5 von 6 Punkten

Thomas

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