Review: Anthrax

Posted by Thomas On April - 24 - 2013

ANTHRAX – “Anthems”

anthrax-anthems-300x300Wenn der letzte ANTHRAX – Longplayer „Worship Music“ ein rauschendes Fest war, dann ist die jetzt vorgelegte Cover-EP „Anthems“ der verkaterte Morgen danach. Zugegeben, „Worship Music“ war trotz katastrophaler Vorzeichen („Bäumchen wechsel dich“ ist und bleibt eben ein Spiel für die netten Kindergartenkinder von nebenan, nicht etwa für gestandene Metaller!) tatsächlich ein echter Knaller. Sogar der viel gescholtene Joey Belladonna zeigte darauf, dass er eine annähernd starke Perfomance wie Übersänger John Bush durchaus hinbekommen kann. Man hatte beinahe den Eindruck, ANTHRAX hätten mit dem unrühmlichen Vokalistenheckmeck am Ende doch alles richtig gemacht. Davon zeugt „Anthems“ leider ganz und gar nicht.

Dabei sollte diese EP wohl ganz offensichtlich nur ein netter kleiner Bonus zur letzten Platte werden.  So finden sich neben den sechs gecoverten Rocksongs der 70/80er-Ära auch noch zwei Versionen der an sich tollen, bandeigenen Halbballade ‚Crawl’. Da es diese hier aber lediglich in der stinknormalen Albumversion von „Worship Music“, sowie in einem nahezu nihilistisch uninteressanten Remix (inklusive leicht ambientmäßigem Keyboardgeklimper im Hintergrund) gibt, steckt in den beiden Tracks schon mal überhaupt kein Mehrwert. Bleiben also die Coversongs…

Mit ‚Anthem’ von RUSH nimmt das Übel dann vollkommen überambitioniert seinen Anfang. Herr Belladonna kommt nicht mal ansatzweise an die Vocals eines Geddy Lee heran. Das hält ihn aber nicht davon ab, dieses jämmerlich zu versuchen. Im Ergebnis bedeutet dies dermaßen uninspiriertes Gequäke, welches dem Hörer kalte Schauern über den Rücken jagt. Grauenhaft! Schlimmer wird es im Anschluss daran gottlob nicht. Vom Hocker haut die gefühlt 6.665ste Neuinterpretation von AC/DC’s ‚TNT’ trotzdem nicht. Zumal es weder die ausgefallenste noch die beste Version ist. Mit ‚Smokin’’ von BOSTON und ‚Keep On Runnin’’ von JOURNEY folgen sodann die beiden Highlights von „Anthems“. Erstgenannte Nummer zeigt ANTHRAX durch die dynamischen Keyboards mal von einer ansprechend neuen Seite und der JOURNEY-Song ist einfach ne geile Nummer, die Spaß macht. Anschließend wagt man sich noch an CHEAP TRICK (‚Big Eyes’) und THIN LIZZY (‚Jailbreak’), was ganz gefällig gelingt, aber wenig spektakulär ist.

Am Ende ist es leider doch wie schon vor „Worship Music“ befürchtet. Man möchte diese Songs einfach mal gerne mit John Bush am Mikro hören. Da wäre sicherlich einiges mehr möglich gewesen. Denn in instrumentaler Hinsicht krankt die EP nicht, das Manko sind letztendlich die limitierten Vocals von Joey Belladonna.  Deshalb ist „Anthems“ eine irgendwie halbgare Angelegenheit geworden, welche nur was für passionierte ANTHRAX – Fans und/oder absolute Komplettisten ist. Leider wirft diese Entwicklung auch ein paar sorgenvolle Fragen bezüglich der Zukunft der Band auf. Bleibt zu hoffen, dass der kürzlich erfolgte Ausstieg von Gitarrist Rob Caggiano kein (neues) düsteres Vorzeichen ist.

ohne Wertung

Thomas

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