ADORNED BROOD

Posted by Radu On Januar - 19 - 2013

Von Königen und Wölfen im Schafspelz

AdornedBrood_hDas 20 jährige Jubiläum von ADORNED BROOD steht dieses Jahr an; neben dem runden Geburtstag sorgt auch der aktuelle Longplayer „Kuningaz“ für ordentlich Gesprächsstoff. Grund genug, um mit Jan (Gitarre) etwas über Hintergründe, Pläne und Erfahrungen zu plaudern.

Seit 2009 ist mein Gesprächspartner mit an Bord, obwohl er musikalisch kein unbeschriebenes Blatt ist. AGATHODAIMON ist ein Bandname, der auf die Frage nach weiteren Projekten fällt, obwohl Jan seit 2010 dort nicht mehr aktiv ist.„ADORNED BROOD und wir hatten die gleiche Managerin“ erinnert sich Jan. „Eines Tages brauchten sie jemanden, der an der Gitarre aushalf und da kam ich ins Spiel. Die Chemie stimmte und nach einigen Auftritten war ich dann komplett mit dabei. Unser dritter Auftritt war dann auch gleich auf dem Wacken“ berichtet er grinsend. Ein spektakulärer Einstand, der Spuren hinterlassen sollte, denn gerade die Live Auftritte sind es, die unter anderem den größten Lohn für die Musik beherbergen. „Es war der Wahnsinn auf der Bühne zu stehen und die vielen Leute zu sehen. Der Platz war voll und die Leute standen bis ganz hinten. Außerdem hatten wir eine super Zeit erwischt (18 Uhr) während parallel Axel Rudi Pell spielte. Das war eine sehr intensive Live Erfahrung.“ Nach einigen Besetzungswechseln haben ADORNED BROOD sich zu einer Einheit verschmolzen, die auf dem aktuellen Longplayer viele unterschiedliche Facetten zum Vorschein bringt. Nach meinem Geständnis, albentechnisch etwas hinterherzuhinken, gibt sich Jan gelassen. „Wenn man vorher die „Erdenkraft“ gehört hat und uns danach aus den Augen verloren hat, ist „Kuningaz“ ein gutes Album, um wieder einzusteigen. Wir haben viele unterschiedliche Einflüsse miteinander verflochten und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Die Tatsache, dass einige von uns neu dabei sind lotet diese Grenzen noch weiter aus. Zum Beispiel bringt Mischa (Schlagzeug) mehr Black Metal Elemente in unsere Musik ein.“ Gerade die Vielfalt ist ein Markenzeichen, das sich wie ein roter Faden durch die komplette Diskographie zieht. Umso erstaunlicher ist es, dass die Bedeutung des Bandnamens das Prinzip so widerspiegelt. „Der Wolf im Schafsplez“ lautet die Übersetzung des Bandnamens. „So haben mir es die anderen zumindest erklärt“ fügt Jan lachend hinzu. „Es ist völlig egal, welches Album du dir anhörst, keines klingt wie das andere. Man kann es mit der Box der Pandora vergleichen die man öffnet und sich einfach überraschen lässt.“ Sowohl Fans als auch unkundige Ohren werden beim Lauschen der alten und neuen Werke zustimmen.

Neben neuen Stücken, darf man sich auf dem aktuelle Album auch auf ein Widersehen mit einem bekannten Stück freuen. Der Song `Totenmarsch` (ursprünglich auf dem Album „Erdenkraft“) wurde neu eingespielt und als Bonustrack verewigt. „Wir haben lange überlegt, welchen Song wir nehmen sollten“ berichtet Jan. Das Album kam in verschiedenen Versionen raus und wir wollten gerne einen Bonustrack drauf packen. Unter anderem kam auch `Asgard` zur Sprache; allerdings mussten wir darauf Rücksicht nehmen, nicht die Rechte der früheren Plattenfirmen zu verletzen. Deshalb haben wir uns kurzerhand `Totenmarsch` geschnappt“
Und zwar zurecht. Ob man die alte Version mit alten Erinnerungen genießt, oder sich über die neu eingespielte Version freut, qualitätsmäßig gibt es jedenfalls keine Unterschiede.

Live Overkill

ADORNED BROOD haben in ihrer fast 20 jährigen Bandkarriere schon so manche Location beackert. Dabei ist die Magie eines Live Auftritts nicht umsonst der größte Lohn für die Mühen. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn die Leute zu der Musik abgehen“ schwärmt Jan. „Wir waren letzten Dezember in Brasilien und hatten einen richtig geilen Auftritt. Das Publikum konnte kein Wort deutsch, sang aber sowohl unsere englischen, als auch deutschen Texte leidenschaftlich mit. Das geht einem schon unter die Haut.“ Trotz erhabener Momente ist jedoch bei jedem Live Auftritt auch eine gehörige Packung Party Laune garantiert. „Ein hartgesottener Fan reiste mit uns und macht jeden Live Auftritt mit. Manchmal drehen die Leute dermaßen durch, dass sie irgendwann zu uns auf die Bühne kommen und wir gemeinsam während des Auftritts eine wilde Party feiern. Das Gefühl eigene Songs zu spielen und die Reaktionen der Menschen sofort zu sehen ist schon eine sehr schöne Sache.“

Auch auf „Kuningaz“ warten die Songs mit einer bunten Vielfalt und einer kindlichen Verspieltheit auf. Vom Soundtrackmäßigen Intro, gänsehautartigen Refrains bis hin zum schwarzmetallischen Brett ist alles an Bord. Grund genug, um einen Blick auf den Entstehungsprozess der Songs zu werfen. „Wir sind in ganz Deutschland verteilt“ gibt Jan zu Protokoll. „Daher können wir uns nicht einfach im Proberaum treffen und einfach loslegen. Dabei übernimmt Frost den Hauptpart des Koordinators. Wenn einem anderen auch etwas einfällt, nutzen wir die modernen Kommunikationsmittel wie Internet und Skype, um Ideen auszutauschen. Wenn die Songs dann fertig sind, übt jeder für sich seinen Part und wir treffen uns im Proberaum und schauen nach Details. Kurz vor Live Auftritten treffen wir uns dann noch mal zur Generalprobe.“ Dass die Songs aus allen Himmelsrichtungen zusammengeschweißt werden, steht gerade der vielseitigen Atmosphäre gut zu Gesicht. Dabei werden Ideen auf unterschiedliche Weise weitergegeben. „Manchmal schicken wir Midi Files oder mp3s rum, aber es gab auch mal die Situation, dass wir postalisch Notenblätter ausgetauscht haben.“

Vielfalt VS Stillstand

Während des Interviews plaudert Jan etwas aus seinem musikalischen Werdegang. „Als ich 13 war, habe ich einen Gutschein für Gitarrenunterricht geschenkt bekommen. Von da an hat es mich angefixt. Ich entdeckte den Blues und studierte später auch Klassik und Jazz. Irgendwann in den Anfangstagen hat mich aber der Metal entdeckt und seit dem nicht mehr losgelassen.“ Neben ADORNED BROOD hat Jan auch ein weiteres Projekt in den Startlöchern, das auf den Namen ALL WILL KNOW hört. Allerdings trennt er die Bands sauber voneinander. „Wenn ich Ideen habe und sie zu einer meiner Bands passen, verwende ich sie. Ein Riff, das beispielsweise für ADORNED BROOD funktioniert, muss nicht gleichzeitig zu ALL WILL KNOW passen.“ Und was, wenn ihm mal ein Grindcore Riff einfällt? „Dann kommt es erstmal in die Schublade, bis ich ein passendes Projekt habe“ lautet die lachende Antwort.

adorned-brood-kuningazZurück zum Album: der Titel bedeutet übersetzt „König“ und wartet mit einem wahren Kunstwerk als Coverartwork auf. Kris Verwimp gab der Scheibe das passende Gesicht. „Man kennt Kris vielleicht von seinen anderen Werken wie z.B. SUIDAKRA. Er hat ein richtig gutes Händchen für astreines Artwork.“ Gerade die Liebe zum Detail zeigt die Vielschichtigkeit, mit der hier zu Werke gegangen wurde. „Im Hintergrund sieht man unter anderem die Totenkopf-Fahnen, die wir bereits bei „Hammerfeste“ benutzt haben. Der Kopf des Königs und die Farben sprechen meiner Meinung nach bereits Bände.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Heavy Birthday

Gerade mit 20 Jahren gehört die Truppe bereits zu den alten Hasen, von denen junge Bands was lernen können. „Die Chemie innerhalb der Band muss stimmen, damit es klappt“ lautet ein Tipp von Jan. „Außerdem müssen die Aufgaben klar verteilt sein. Wenn einer alles alleine machen muss, dann kann es auf die Dauer nicht gut gehen. Deshalb ist eine offene Absprache innerhalb einer Band besonders wichtig.“ Auch hat sich das Umfeld seit den Anfangstagen sehr gewandelt. Damals waren CD´s der Standard, den heute Downloads einnehmen. Zusätzlich sprießen viele Bands aus dem Boden, wobei man leicht den Überblick verlieren kann. „Ich finde des gut, dass man heute eine breite Auswahl hat. Dadurch kann man schnell reinhören und sich einen ersten Eindruck von einer Band verschaffen.“ Allerdings bleiben alte Tonträger nicht einfach nur Relikte der Vergangenheit. „Ich besitze zwar keinen Plattenspieler, habe aber gehört, dass einige Schallplatten mittlerweile einen hohen Sammlerwert haben. Im Netz habe ich mal gesehen, das eine CD von uns für 70 Euro angeboten wurde, weil sie so selten ist. Dass Leute unser Album für so viel Geld kaufen, weil sie unsere Musik zu schätzen wissen, ist für uns eine große Ehre.“ Die Zukunftspläne sehen simpel aus: Touren. Einige Locations sind bereits anvisiert, weitere folgen. Über die Geburtstagsparty hüllt sich Jan jedoch in Schweigen. „Es ist noch nicht spruchreif, aber Fakt ist, dass wir auf jeden Fall feiern werden.“ Hörner hoch und einen gelungenen Start ins neue Jahr mit den Wölfen im Schafspelz!

Radu

Add your comment

You must be logged in to post a comment.