KREATOR – Phantom Antichrist

Posted by Radu On Juni - 6 - 2012

KREATOR COVERKREATOR – „Phantom Antichrist“

Was muss ein Album in diesen Tagen bringen, um aus der Masse hervorzustechen? Eine lang eingesessene Band ist heutzutage ebenso wenig Garantie für einen musikalischen Erdrutsch, wie gefühlte 1000 Gimmicks in einer Sonderedition zusammengeschnürt. Was also benötigt ein Album, um die Fans zu überzeugen? Die Antwort ist einfach: Musik!

Anders als beim Vorgänger haben Mille & Co dieses Mal den Schwerpunkt auf Melodik und Eingängigkeit gesetzt, ohne dabei Härte und Geschwindigkeit auf der Strecke zu lassen. Nach dem aufbäumenden Intro `Mars Mantra` galoppiert auch schon der Titeltrack erfrischend heftig aus den Boxen. Alle Trademarks (schnelle Riffs, Milles rotzige Stimme, präzises Drumming) sind da, wo sie hingehören, obwohl leichte Schwedentod Anleihen ebenso Platz gefunden haben, wie eingängige Refrains. Den textlichen Stinkefinger inklusive Gratis Arschtritt gibt es mit `Death To The World`, der die Matte automatisch zum Kreisen bringt. Mit einem melodischen Gitarreneinstieg, der auch Fans der jüngeren Metalgeneration sofort packt, wird `From Blood Into Fire`eingeläutet, der sich überwiegend im Midtempo entfaltet, bevor es wieder ans Gaspedal geht. Es ist erstaunlich wie schnell der Song ins Ohr geht und wie lange er danach auch noch im Ohr bleibt. Den ersten 90er Jahre Nostalgie Ohrgasmus bekommt man, während man sich vorstellt, wie `Civilisation Collapse` live knallen muss. Was die Gänsehaut einläutet, tobt sich im Hochgeschwindigkeitsrausch aus, bevor der Refrain einfach nur noch lauthals raus geschrien werden will. Ein akkustisches Intro läutet `United In Hate`ein, der so markant an den Eiern packt, dass man sich nicht entscheiden kann, was den ersten Ausraster verursacht: die Doublebassnähmaschine, das sägende Gitarrenspiel oder der Gesang. Erstaunlich modern geht´s mit ´The Few, The Proud, The Broken` weiter, bei dem KREATOR sich auch mal in die progressive Schiene fallen lassen. Warum auch nicht, schließlich funktioniert es ja. `Your Heaven, My Hell` spielt mit balladesken Sounds und dem einbrechenden Gewitter, bei dem sich jedoch geschwindigkeitstechnisch zurückgehalten wird, was dem Song zu enormer Größe verhilft. Mit `Victory Will Come` besinnt man sich auf die alten Tage und setzt ein klares Zeichen, dass Thrash wieder einen Frühling erlebt. Mit `Until Our Paths Cross Again` beschließt man das Album, indem man alle Facetten noch mal aufblitzen lässt, ehe das Phantom Antichrist melodisch ausfaded.

Insgesamt haben KREATOR eine sehr moderne Scheibe veröffentlicht, die jedoch nichts an Härte oder Authentizität der Truppe verloren hat. Sowohl Kultfaktor, als auch die Weiterentwicklung einer Band sind hier jederzeit spürbar. Eingängige Refrains, abwechslungsreiches Songwriting, 10 Songs voller Arschtritte und eine schöne Aufmachung (saugeiles Cover) sprechen eine klare Sprache. Jens Bogren hat sowohl Härte als auch Melodik von Kreator in ein wuchtiges Soundgewand geschmiedet und frischen Wind durch die modernen Elemente rein gebracht. In der Special Edition gibt´s die Digipack Version zusammen mit DVD (Making Of des Albums und Wacken Auftritt 2008).

Fazit: KREATOR haben ihren Kultstatus klar untermauert und durch ihr innovatives Songwriting ein Album geschaffen, von denen andere (auch alteingesessene) Bands nur träumen können. Zeitlos, genreübergreifend und zu 100% KREATOR. Alle Daumen ausnahmslos nach oben!

6/6 Punkten
Radu

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