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FARSOT INTERVIEW

Posted by Radu On November - 19 - 2011

farsot_photoMit dem aktuellen Album „Insects“ definieren FARSOT den Schubladenbegriff „Avantgarde Black Metal“ auf ihre eigene Weise und lösen sich von jeden Rahmenbedingungen, um ein eigenständiges Stück Musikkunst zu schreiben. Gitarrist v.03/170 und Sänger 10.XIt stellten sich tapfer unseren Fragen zum Interview.

Hallo und erstmal danke für eure Zeit und herzlichen Glückwunsch zu eurer aktuellen Langrille! Wie geht´s dir und wie sind bis jetzt die Reaktionen auf „Insects“? Gab es bereits erste Feedbacks von den Fans?

v.03/170: Hallo, vielen Dank. Soweit ganz gut. Jetzt, da das Album nach langem Warten auf dem Markt ist, ist man doch ein wenig erleichtert, die schwere Geburt vollbracht zu haben. Die bisherigen Reaktionen sind, im Gegensatz zu unserem Erstling sehr kontrovers. Es gibt Leute, die das Album in den Himmel loben, genauso aber wird es von Grund auf als schlecht empfunden. Wir haben sicher einen Weg eingeschlagen, der viele Liebhaber der „IIII“ enttäuscht haben mag, aber sind uns selbst konsequent treu geblieben. Uns geht es nicht darum, Erwartungshaltungen zu erfüllen, sondern uns zu entwickeln und damit zu überraschen – sei es im positiven oder negativen Sinne.

Wie kam es zu dem Albumtitel? Von der philosophischen Seite her sind Insekten älter als die Menschheit selbst und dürften uns vielleicht sogar überleben. In Kombination mit eurem Albumcover macht das Album nicht nur musikalisch, sondern auch textlich und optisch was her. Erzählt uns bitte etwas über den Hintergrund der Covergestaltung und der Texte.

10.XIXt: FĂĽr den Titel entschieden wir uns noch vor Fertigstellung des Albums. Er ist direkt, prägnant – gibt dennoch genug Spielraum zur Eigeninterpretation und lässt Fragen offen, welche beim intensiven Beschäftigen mit dem Album auf individuelle Weise beantwortet werden. In Kombination mit dem Cover, dem Lyrik-Konzept und der Musik entstand die von uns erwĂĽnschte dichte, dĂĽstere und sogleich mysteriöse Melange „Insects“. Die Manipulationen im Booklet (basierend auf Kupferstichen von Gerard De Lairesse, angefertigt fĂĽr einen anatomischen Bildband des Niederländers Govard Bidloo im Jahr 1685) und auf dem Cover erschienen uns das gesponnene Konzept perfekt abzurunden und den erdigen Charakter des Albums sehr stimmig zu untermalen. Durch das Einbinden der Insektenthematik in die Grafiken schufen wir einen abgrĂĽndigen Plot, welcher einen intensiven Bezug zu dem in den Lyrics beschriebenen Vergleich zwischen der Menschheit und den Insekten. Der aufgeschlossene Hörer wird bei dieser GegenĂĽberstellung zum Nachdenken angeregt und stellt ihm Fragen, welche – wie er bald feststellen wird – mehr oder weniger rhetorischer Natur sind. „Inwiefern bin ich Insekt?”, „Degradiere ich mich durch meine Verhaltensweisen nicht etwa selbst zum sogenannten Ungeziefer?”, „Ist unsere Spezies ĂĽberhaupt so anpassungsfähig, wie wir stets von uns behaupten?“ „Ist der Mensch in der Tat die Krone der Kreation, die er von sich behauptet zu sein?” und „Ist nicht etwa das Insekt das ĂĽberlebensfähige Individuum im Kampf ums Ăśberleben?”

Auf welche Art und weise finden die Texte ihren weg in eure Lieder? Gibt es eine bestimmte Inspiration oder Stimmung, die ihr dafür benötigt?

v.03/170: Die Stimmung haben die Lieder selbst mitgebracht. Anders, als beim Vorgängeralbum, ist das lyrische Konzept nicht vor’m Entstehungsprozess der Songs entstanden, sondern auf die fertigen StĂĽcke angepasst. Unser Sänger hat sich hierbei vom Grundcharakter inspirieren lassen. Jedoch war schon im frĂĽhen Stadium des Albums zu bemerken, dass die Thematik eine Endzeitliche sein wĂĽrde.

Stilistisch gibt es hier eine Menge zu entdecken; euer Album nimmt den Hörer schnell mit, lässt ihn aber auch langfristig immer neue Details erkennen. Habt ihr dafür eine bestimmte Vorgehensweise, oder verlasst ihr euch ganz auf euren Instinkt?

v.03/170: Ein Rezept gibt es dafür nicht. Wir schreiben mehr oder weniger aus dem Bauch heraus. Natürlich kommt uns dadurch eine musikalische Offenheit der einzelnen Bandmitglieder in seine spezielle Richtung zugute. Hier fließen Stilistiken aus den Geschmäckern sämtlicher Musiker zusammen.

Durch die englische Sprache werdet ihr auch international Leute erreichen, denen eure Texte vielleicht bis dato verschlossen war. Wie kam es dazu?

v.03/170: Was du da ansprichst, war garnicht die eigentliche Intention hinter den englischen Lyrics. Wir haben, wie oben schon angesprochen viel experimentiert, doch schon in der frühen Entstehungsphase der Werke war uns klar, dass zu dieser Art von Musik, deutsche Texte schlichtweg unpassend wären.

Wenn ihr jemandem, der noch nie etwas von euch und „Insects“ gehört hat, mit wenigen Worten einen Einblick auf euer letztes Werk geben würdest, wie würden sie lauten?

v.03/170: Trocken, erdig, vielseitig, durchdacht, intensiv. Blackmetal jenseits von Konventionen und Schubladen.

RĂĽckblickend auf eure Bandgeschichte: wie kam es zu eurem Namen FARSOT und welche Bedeutung hat er?

v.03/170: Die Namenswahl ist bei jeder Band ein heikles Thema. Oft sind Namen einfach zu lang, zu kitschig, nicht sehr einprägsam oder schlicht und einfach schon vergeben. Das Wort „farsot“ stammt aus dem Alt-Schwedischen, bedeutet soviel wie „Epidemie“ und schien uns mit seiner Kürze und Prägnanz auf Anhieb als passend.

Wenn man euch auf „Insects“ in eurem Element hört scheint ihr sehr nah bei euch selbst zu sein. Vergleiche mit anderen Bands sind hier nebensächlich, weil ihr einen eigenen Stil habt. Somit seid ihr auch nur schwer in eine Richtung einzuordnen. Was denkt ihr über die Musikszene heute im Vergleich zu euren Anfangstagen? Hat sich vieles verändert und was bedeutet es für euch persönlich?

v.03/170: Die Musikszene ist mittlerweile gespalten. Es gibt diejenigen, die auf alten Werten und dem Grundgedanken des einstigen Black Metal beharren, der Rohheit, der Kälte und musikalischen Simplizität. Die andere Seite hingegen steht für Fortschritt und Entwicklung in der Musik. Sie beugen sich nicht den Konventionen, auf denen die „Old-Schooler“ beharren und sind offen für Einflüsse aus anderen Sparten. Die Darstellung ist hier sehr grob und dualistisch, aber wenn man einen ausführlicheren Überblick geben wollte, könnte man sicher ein Buch füllen. Sicher hat jede Ansichtsweise dahingehend ihre Berechtigung, für mich persönlich zählt allerdings eher die musikalische Weiterentwicklung, als der Grundgedanke der Szene.

Gibt es neben der Musik noch andere Dinge, in denen ihr euch kreativ entfaltet?

v.03/170: Die gibt es. Bestes Beispiel sind die Artworks unserer Alben. Die wurden alle von unserem Sänger entworfen. Einige Aufnahmen, wie beispielsweise das Demo „042103freitod“ oder das Katatonia-Cover „I break“ wurden von uns selbst aufgenommen, den kurzen Videotrailer für „Insects“ haben wir auch selbst angefertigt. Das sind bisher nur band-interne Beispiele, natürlich ragt die Palette auch über die Arbeit an und mit der Band hinaus.

Ihr habt euch mittlerweile auch einige Fans erspielt. Welche Veränderungen bei live Auftritten verspürt ihr, wenn ihr an eure ersten Gigs denkt?

v.03/170: Eigentlich hat sich da nicht so viel getan. Es macht nach wie vor genauso viel Spaß vor ein Publikum zu treten und die Musik zu präsentieren. Klar ist man etwas routinierter und spielt seine Parts konsequenter, aber das Grundgefühl ist das gleiche. Allerdings merkt man, dass immer mehr Leute vor der Bühne die Songs schon kennen und die Texte mitsingen. Ein tolles Gefühl.

Was war euer schrägstes Tourerlebnis?

v.03/170: Uh, wo soll man da anfangen, hehe? Da gab es einige. Aber das abgefahrenste war sicher, mit dem Nightliner in Ostende mitten in der Nacht auf einem verlassenen Dock zu stehen und keinen Strom mehr zu haben, weil der Veranstalter beim Verlassen des Clubs die Sicherungen gezogen hatte und so der Bus nicht mehr starten konnte. Telefonisch war er nicht erreichbar, Abschleppdienste wollten nicht ausrĂĽcken und so standen wir im Februar bei eisigen Temperaturen da, ohne funktionierende Heizung, ohne Licht und Musik im Bus und konnten nicht weiter.

Gibt es im musikalischen Sektor Bands/Alben, die euch besonders beeinflusst haben und die ihr unseren Lesern gerne ans Herz legen wĂĽrdet?

v.03/170: Besonders beeinflusst hat mich eigentlich kein Album, keine Band so, dass ich favorisieren könnte, ohne damit anderen Künstlern unrecht zu tun, indem ich sie weglasse. Spontan könnte ich sicherlich Opeth, Faith No More oder Massive Attack nennen, aber eine Künstlerin, die definitiv mehr Beachtung verdient hätte, ist Elsiane mit ihrem Album „Hybrid“. Großartige, minimalistische, aber doch unter die Haut gehende Musik.

Welche Zukunftspläne schmiedet ihr gerade und worauf können sich die Fans freuen?

v.03/170: Im Moment genießen wir die Gegenwart und sind froh, uns über künftige Ereignisse keine großen Gedanken machen zu müssen. Es wäre schön, wenn wir im nächsten Jahr eine Tour mit kräftigem Line-Up spielen zu können, oder ein paar vielversprechende Festivalgigs. Alles Weitere wäre zu sehr nach vorn gedacht.

Vielen Dank fĂĽr eure Zeit und Worte fĂĽr unsere Leser! Noch einige Worte fĂĽr eure Fans?

v.03/170: Vielen Dank fĂĽr das Interview. Ich denke, das waren der Worte genug. ;)

Radu

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