NOVA ROCK 2011 1. TAG

Posted by admin On Juni - 19 - 2011

Nova Rock 2011, 11. – 13. Juni, Nickelsdorf, AUT – 4 BĂĽhnen: Blue Stage (mit u.a. Guano Apes Linkin Park, Cavalera Conspiracy, Korn, Volbeat, Iron Maiden, Motörhead, In Flames etc.), Red Stage ( mit u. a. Pain, Hammerfall, In Extremo, System Of A Down etc.), Red Bull Brandwagenstage (mit. u.a. The Incredible Staggers, Montreal etc.) Abschalten Jetzt! Stage (mit u.a. Knorkator, Ghost etc.) Ich steige gleich ein mit dem ersten (offiziellen) Festivaltag…dem Samstag.

Im Großen & Ganzen haben Anfahrt und Organisation ganz gut funktioniert – wir sprechen immerhin von einem Festival mit insgesamt 160.000 Zuschauern bzw. Leuten aus allen Ecken des Universums innerhalb von nur 3 Tagen. Das Ganze noch dazu zu Pfingsten, was in den umliegenden Ortschaften & Autobahnen zu Staus bei der Anreise führte. Das gesamte Event war mit vier Bühnen (zwei Haupt- und zwei Nebenbühnen) sehr großzügig angelegt bzw. flächentechnisch etwas weit verstreut, was aber wiederum angesichts der Zuschauerzahlen logisch erscheint.

Als erstes habe ich Peter Tägtgrens aus sicherer Entfernung beobachtet, wie er sein Lieblingshobby, namens PAIN mit dem aktuellen Album „You Only Life Twice“, stolz präsentierte. Ich kann nur sagen, dass „Same Old Song“ fĂĽr mich & meine Freunde die BegrĂĽĂźungshymne schlechthin fĂĽr das Nova Rock Festival geworden ist. Die Sonne bescherte angenehmes „Kaiserwetter“, die Fans feierten die schwedischen Industrial ChartstĂĽrmer ordentlich ab & auch die Setlist lieĂź keinen Wunsch offen. Angefangen von den nahezu heiligen „Psalms Of Extinction“ bis hin zum KnĂĽller „Zombie Slam“ – die Meute kochte und so manche irr witzigen Tanzeinlagen seitens gut gelaunter Zuschauer wurden immer wieder mit herunter gelassener Kinnlade, aber gerne, bestaunt.

red stage

Ehrensache, dass Mastermind und „Herr der Augenringe“, Peter Tägtgren sein bereits erwähntes neues Output mit eingängigen aber harten KnĂĽllern vorstellte. Angefangen vom Opener „Let Me Out“, ĂĽber „Dirty Woman“ oder dem Ohrwurm- bzw. Titelsong „You Only Live Twice“ – hier wurde alle Facetten von PAIN vorbildlich auf der Red Stage BĂĽhne umgesetzt. Als uns lauthals „Shut Your Mouth“ entgegen schallte, war allen Anwesenden klar, dass sich das Set der Schweden dem Ende zuneigte. Da die Stimmung und auch die Show von PAIN eindeutig Lust auf mehr machten, ging es nach einer kurzen Erfrischung (Geheimtipp: der Long Island Ice Tea, ist wirklich jeden Cent wert!!), dieses Mal näher ans Geschehen heran…

eisbrecher…EISBRECHER wurden von vielen schon sehnlichst erwartet. Ich persönlich war angesichts des groĂźen elektronischen Anteils in der Mucke der Deutschen zugegeben etwas skeptisch und lieĂź mich (nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende) bereitwillig eines Besseren belehren. Mit dem Titel „Eiszeit“ von ihrem aktuellen (Best Of -) Album begannen die MĂĽnchener mit ihrem Gig. Von Beginn an hatte Sänger & Texter Alex Wesselsky das Publikum voll im Griff und konnte problemlos auch Skeptiker, wie mich, bekehren. Denn spätestens nach Song Nummer zwei („Angst“) war klar, dass der elektronische Anteil der Musik von EISBRECHER On Stage einer schwermetallischen Gitarrenfront Platz macht. Somit kann man die Musik (zumindest live) am besten mit den Worten elektronischen Metal beschreiben, was wir ja bereits von anderen Acts (wie z.B.: LACRIMOSA, in diesem Fall Gothic Metal) kennen. Da auch der zweite Hauptprotagonist, nämlich Noel Pix (Keyboard, Gitarre & Programming), zusammen mit Wesselsky bei MEGAHERZ seine Karriere begann, endete der Auftritt mit dem MEGAHERZ Cover der Nummer „MiststĂĽck“. Mir persönlich hat die EISBRECHER Show sehr gut gefallen und ich finde die Songs zĂĽnden live auch eindeutig besser als auf CD gepresst. EISBRECHER ist es mit diesem Gastspiel im österreichischen Nickelsdorf gelungen, ihren Ruf als „Rammstein Kopie“ hierzulande ein fĂĽr alle Mal abzuschĂĽtteln, da man sich als eigenständigen Elektronik Metal Act mehr als nur bewiesen hat!

sandra nasic 2Ortswechsel: Der Weg von der Red zur Blue Stage dauert schon eine gute halbe Stunde. Trotzdem schaffte ich es rechtzeitig zu den GUANO APES zu kommen. Schon x-mal im Fernsehen bestaunt, wollte ich mir mein eigenes Bild von den einstigen Senkrechtstartern machen. Sandra Nasic erfreute im gewohnt lässigen Outfit inklusiver Riesensonnenbrille und hüpfte – fit wie ein Turnschuh – über die Bühne und animierte das Publikum vom Opener „You Can`t Stop Me“ an, wobei man ihr jedes Wort des eben genannten Songtitels ohne wenn & aber glaubt! Den ersten Höhepunkt setzten die Deutschen mit Nummer vier in ihrer 17 (!!) Lieder umfassenden Setlist, mit „Open Your Eyes“. Kurz darauf erfreute das herrliche und zugleich sexy Stück „Pretty In Scarlett“ die Zuseher, die wie Gummibälle vor der Bühne auf & ab hüpften. Weitere Highlights waren natürlich die Bandhymne „Lord Of The Boards“ und das Alphaville Cover „Big In Japan“. Ich kann nur sagen, dass GUANO APES noch immer das Feuer und die Spritzigkeit aus den Anfangstagen besitzen und weder musikalisch noch Show mäßig von ihrer Qualität etwas eingebüßt haben. Das Gegenteil ist hier der Fall: man wirkt nun sicherer und Frau Nasic lässt das Publikum aus ihrer Hand fressen (und ist obendrein ein Augenschmaus für alle männlichen Fans)! Enorm gut kam auch das Bühnenbild zur Geltung, welches den Eindruck vermittelte, dass Sandra Nasic & Konsorten ihre Show tatsächlich über den Dächern einer Großstadt zelebrierten. Ein Augenschmaus, welchen man durchaus als originell und gleichzeitig intelligent bezeichnen kann. Überrascht von der Länge des GUANO APES Gigs musste ich dann noch vor dessen Ende aufbrechen, um pünktlich zu HAMMERFALL auf die Red Stage zu gelangen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich an keine Band erinnern kann, die mit ĂĽbermäßig viel Verspätung auf die Bretter – die die Welt bedeuten – kamen. Man konnte ja beinahe seine Uhr nach den Auftrittszeiten stellen – ein groĂźes Kompliment an die Veranstalter!

hammerfall sängerSo begannen auch die True Metal Helden von HAMMERFALL pünktlich um 19 Uhr 10 mit einer derart mitreißenden, kompakten Show, dass sich sogar Sänger Joacim Cans des öfteren wunderte & sich bei den Fans nach fast jeden Song für die tollen Reaktionen bedankte. Doch wer mit einem derart starken neuen Album („Infected“) am Start ist, hat auch dementsprechend leichtes Spiel. Den ersten Track des neuen Outputs, „Patient Zero“, auch als Opener für das Live Set zu verwenden war die richtige Wahl, um einen fulminanten Triumphzug zu starten.

hammerfall joacim + oscarNeue Nackenbrecher wie „Bang Your Head“ oder „666 – The Enemy Within“ sind dazu prädestiniert live gespielt zu werden und dem Publikum so richtig Feuer unterm Hintern zu machen! Doch auch die Schweden können mittlerweile aus einem umfangreichen Backkatalog wählen uns deshalb liest sich ihre Setlist wie die, einer Best Of – CD. Alleine der Zugabenblock unterstreicht mit „One More Time“, „Hearts On Fire“ und dem kultigen „Hammerfall“ einmal mehr, dass HAMMERFALL zur Speerspitze ihres Genres zählen. Bängende Köpfe, in den Abendhimmel gestreckte Fäuste und laut mitsingende Kehlen waren Dauerzustand, als Mr. Cans Hits wie u. a. „Renegade“ oder „Let The Hammer Fall“ zum Besten gab. Obwohl einigen Die Hard Fans vor allem ältere Songs aus der „Glory To The Brave“ Ă„ra abgingen, hinterlieĂźen HAMMERFALL ein völlig berauschtes Publikum zurĂĽck, welches sich schon fĂĽr den nächsten metallischen Höhepunkt bereit machte…

…IN EXTREMO standen nun auf dem Spielplan und man musste nicht mal die BĂĽhne wechseln – sehr praktisch. Da bleibt zwischendurch immer wieder etwas Zeit, um je nach Lust und Laune an den zahlreichen Merchandise, Piercing oder Schmuck Ständen zu schmökern. Logistisch sehr klug innerhalb der HauptbĂĽhnen angelegt musste man schon etwas acht geben, um nicht (vor allem nach fortgeschrittenem Alkoholkonsum) in einen Kaufrausch zu verfallen.

das letzte einhornWie bei den anderen Bands zuvor, nämlich nahezu unheimlich pünktlich, begann nach einem kurzen Intro mit einem lauten Knall und einer Feuerfontäne zu den Klängen von (überraschenderweise) „Sängerkrieg“ der große Auftritt von IN EXTREMO! Eigentlich habe ich mir als Opener eher ein Stück vom wirklich guten neuen Album „Sterneneisen“ erwartet, wurde jedoch nicht enttäuscht, da dieser Titel etwas später gespielt wurde. Sänger Michael Rhein alias „Das Letzte Einhorn“ legte sofort mit „Frei Zu Sein“ und dem Klassiker „Vollmond“ nach und schon war die Stimmung vor der Bühne wieder am kochen. Sehr beeindruckend war vor allem die Pyro Show, welche wieder und wieder IN EXTREMO stets im richtigen Moment der Abenddämmerung hell erleuchten ließ.

in extremoDer Einsatz der Flammen wirkte zu keinem Zeitpunkt ĂĽberzogen und ging mit der mittelalterlichen Metal Mucke der Berliner Hand in Hand. Zwischendurch stellte sich Dr. Prymonte in den Mittelpunkt, um uns seine Fähigkeiten an den verschiedensten (mittelalterlichen) Instrumenten wie z.B.: der Marktsackpfeife zu präsentieren. Das letzte Einhorn hingegen ĂĽberschĂĽttete die „Fans in Ă–sterreich“ mit Lob und ĂĽbertrumpfte sich dabei selbst mit Superlativen. Selbst von technischen Problemen bei „Liam“ lieĂźen sich IN EXTREMO nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen verwöhnte man das Publikum mit Hits wie „Poc Vecem“, „Unsichtbar“ und den zwei Zugaben „Ai Vis Lo Lob“ und „Omnia Sol Temperat“. FĂĽr mich unterstrich dieser Auftritt einmal mehr, wer im ewigen Kampf um die „Mittelalterkrone im deutschsprachigen Raum, die Nase weit vorne hat…einziger Wermutstropfen: es fehlten Klassiker wie „KĂĽss Mich“, „Erdbeermund“ oder „Rotes Haar“, welche gerade live vom Feinsten sind. Angesichts der schier endlosen Songauswahl, aus der IN EXTREMO schöpfen können, und der begrenzten Spielzeit ist diese Entscheidung selbstverständlich nachvollziehbar.

Nun war die Zeit gekommen, endlich einmal eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Als äuĂźerst fanfreundlich kann man die Preise am Campingplatz bezeichnen: fĂĽr eine groĂźe Dose gekĂĽhltes (!!) Bier löhnte man einen Euro…und so kam es, dass die eine oder doch die andere Dose Gerstensaft die Entscheidung, welchen Headliner man heute Nacht sehen will, nachdrĂĽcklich beeinflusste. Deshalb viel die Wahl auf die Blue Stage, wo LINKIN PARK den Headliner stellten. Sehr willkommen war auf dem Weg zwischen Red und Blue Stage die Wasserstelle. Je nach belieben konnte man zwischen AbkĂĽhlung & Schlammschlacht wählen. Festivalherz – was willst du mehr?

stimmung hammerfallGespannt wartete man auf die ersten Takte der Amerikaner LINKIN PARK. Die groĂźe Frage, die sich viele vor der BĂĽhne stellten, lautete: Können LINKING PARK den Auftritt von 30 SECONDS TO MARS noch toppen? Geschätzte 50.000 Fans bekamen die nächsten 100 Minuten die Antwort darauf einen bunten Strauss aus New Metal Songs geboten. Der Gig begann mit „The Requiem“ gefolgt von „Papercut“, während auf der Videoleinwand spacige Bilder den musikalischen Rahmen unterstrichen. Bei „What I`ve Done“ kam das Publikum richtig auf Touren und es wurde mitgesungen, gehĂĽpft oder das Feuerzeug in den Nachthimmel von Burgenland gehalten. Chester Bennington war stimmlich in einer ĂĽberraschend guten Verfassung, was nach den Problemen mit seinen Stimmbändern nicht unbedingt so zu erwarten war. Da sich auch die restliche Band von ihrer Besten Seite zeigte, war der Vergleich mit 30 SECONDS TO MARS schon bald kein Thema mehr. Egal ob man sich vom Erfolgsalbum „Meteora“ mit Hits wie z.B.: „Numb“, „Breaking The Habbit“ oder „Lying From You“ bediente oder sich doch auf Nummern des Debutalbums konzentrierte (u.a. „In The End“, „One Step Closer“, „Crawling“) – die Menge dankte es mit tosenden Applaus und guter Stimmung. Irgendwann waren dann auch diese 100 Minuten vorbei und nach „One Step Closer“ begab sich die Masse auf den Weg zu ihren Zelten, wo noch bis zum Morgengrauen gefeiert wurde…

Gunther

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